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Vermischte». — D->« „Rechner Tag-dl." berichtet unten» 12. August: Endlich ijl der lange vergeblich ge suchte Einbrecher und Strauchdieb de» Sieben- eichnerWaldrevier«, der Schneidergesell« Süncher genannt Riedl«, in den Frühstunden des heutigen Tage» aus der Tdat ertappt und durch mehrere Etnwohnrr von Ncudörschen an der Elb« bet Meißen der hiesigen Polizeibehörde überliefert worden. Als der Sohn aus der Mergner'jchen Wirthschast zu Neutö eschen heute früh nach 2 Uhr, von auswärt» heimkehrend, sich tm Hinter hau« durch seine Schwester den Hausschlüssel zum Fenster herausgeben laßt, bemerken Beide, daß Jemand durch da« geöffnete Küchensenster in die Wohnung gedrungen lein muß. Gleich zeitig springt der sich entdeckt sehende Dieb durch diese» Fenster heraus, um zu entfliehen, wird aber von Mergner gepackt und Beide fallen im Ringen »>>r Erde, wobei e« dem Dieb gelingt, au-zureißcn. Mergner- Hülferus hat aber bereit« einige Nachbarn ermuntert, welche, mit Stöcken Versehen, gemeinschaftlich die Jagd durch die Gärten hinter der Eldterraffe forifitz en. Al« ihnen plötzlich der Dieb zwischen den Hecken mit gezücktem Messer entgegenrennt, wird er von dem Einen niedergeschlagen und Nun überwältigt, ge bunden und nach der Stadtpolizei Meißen derem- tran-portirt, wo er al- der berichtigte Günther gen. Riedle, aus besten Fang Präinien ges-tzt waren, erkannt wurde. Dem Vernehmen nach hat deiselbe bereit- bi- aus zwei alle in di.sem Sommer hier und der Umgegend verübten Sin- bruch-diebftähle eingestanden, und eS sollen fast alle gestohlenen Werthsach« noch vorhanden sein, da der Dieb einen voin Besitzer ungeahnten Ver steck aus dem Oberboden eine» Hause- in Neu- döijchen am Slebeneichener Berge gehabt haben soll. AuS Freude über den Fang de« gefährlichen Menschen sollen mehrere wohlbabende Grund besitzer de- ron Günther gcbrandschatztcn Distrikt« freiwillig außer ter polizeilich auSgcfitzien Präme noch namhafte Geldprämien zngcsagl raden. — Plauen, IO. August. In dem etwa 20 Ellen tiesen cingegangenrn Schacht „Neuberg" aus Tannedergsthaler Forstrevier hat am gestri gen Morgen ein Tagelöhner die Leichnam« eine« 18jährigen Manne» und eines Mädcheu« in glei chem Aller aufgesunden, welche sich am 6. d. M. aus den Wohnungen ihrer Ellern in Göllesberg enisernt, Neben ihnen lag ein einläufise» Pistol, mit welchem der junge Mensch vermuthlich znerst da- jnnge Mädchen nnd dann sich selbst erschossen. Unglückliche Liede ist der Grund zur Thal. — Das Schicksal de» -linde- des Domänen- PächlerL Böckler zu Treue bei Loitz hat die all gemeinste Tyeilnahme in allen Kreisen der Be völterunz erregt. Der traurige Umstand, daß trotz aller Bemühungen dec beir.ffenden Behörde» e» seither unmö stich geworden ist, den Aufenthalt tr- Kinde» rcsp. seiner Entführer zu ermitteln, hat nun auch da» Reiche keiizleramr veranlaßt, säiümtliche Sp.cial- und Einzelregierungen de« deutschen Reiche- aus diesen Fall aufmeiksam zu machen und ihre Hülsebel Ermittelung de« Kinde« und der betreffenden P« son in Anspruch zu neh men. ES werden in Folge besten zunächst sämmt- liche amt iche Organe der Elnzelslaate» eine ao«- südrlich« Bekanntmachung de» Krei-gericht- zu Stettin, in welcher der ganze Sachverhalt dar gelegt wird, publ ciren. — Heilige G-winer sind am Mittwoch im westlitben Theile Sachsen» ausgetrosfen und haben vielfachen Schadrn angerichlet. So erschlug der Blitz in Siöiiys h bet Pegau während eine« starken Gewitter» den vom F-tde h.imkehrenden Oekonom v.cker und zwei von demselben grsuhrt« Pferde. In Göbschetw tz bei Leipzig schlug der Blitz in eine Scheune und brannte dieselbe nieder. Auch ln Podelwitz, Echladwitz und Zwochau wird von Bränden durch Einschlagen de» Blitz« berichtet. Ebenso hat in Z vickau und in Ech.Uenberg der Blitz mehrere Male riugeschlagen, glücklicherweise ohne zu zünden. — Au- Hamburg wird folgender Vorfall be richtet: ,Ln »er Bartelstraß« wobnt ein Herr, »er sich auf s-inen Reisen in Schweden und Rorwegrn «ine rheumatische Lähmung ^gezogen, von der ihn keiner der bt«her von wm conjut. »inen Arrue zu heil n ira Staude «ar. Am Dienstag saß dies.» H.rr aus tem Balkon feim» Hause», ter Diener batte sich fonbq^bm, und bi« stbrigrn Famtlienmitglirder waren b.sa ä tigl, «I» ein Gewitter zusammenzog und über der Gegend sich entlud. Der Kranke wollte sich, da ihm Niemand zu Hülfe kam, allein in'« Hau« zurückvegeden und »ersucht« zu dem Behus«, in dem er sich aus da« Geländer setzte, sich auszu richten. In demselben Augenblick« wurde er jedoch von einem Blitzstrahle gelrvsfen und zu Boden geschleudert. Dl« Famute sand ihn be wußtlos aus dem Balcon am Boden auitgeslrkckt. Er wurde in'« Hau« getragen, und erst nach 9 Stunden kehrt« er wieder zum Leben zurück. Ader zum Erstaunen der Verwandten und zu seinem eigenen war die Lähmung, die er glaubte zeitleben« behalten zu müssen, veischwunden, und lachend und w-ineno vor Freude sprang er tm Zunmer umher. Wa» di« Kunst der Aerzl« nicht vermochte, brachte ein Natur-Ereigniß zu Wege, da« ihn beinahe de» Leben« beraubt hätte." — Vor dem oberbayerschen Appellgericht kam jüngst nachstehender Fall, der wohl auch sür weiter« Kreise Interesse hat, zur Verhandlung. In dem durch seine herrliche Gebirgslage bekann ten Orte Partenkicchen saßen eine« Abend« ruhig bei ihrem Glase Bier zwei Gäste, als plötzlich di- Tyüre ausgeristen wurde und ein als Tuiko verkleideter und niaskirter Mann erschien, der an die Gäste einige von ihnen eiwiderle Scherz worte richtete. Al» daraus die Wirlhin in» Gast zimmer trat, erhob sich der Turko und hielt an die Dame «ine Anrede, welche die geheimsten Sünden derftlben schonungslos an da» Tages licht zog. Nachdem der Tuiko seine Rede voll endet halt«, entfernte er sich, während dle Wirlhin höchst aufgeregt über diese« einem Haberi-tbirer- beu ähnlichen Verfahren sofort den beiden Gästen zuri-j: „Ihr habt Alles gehört, Ihr müßt mir Zeugen geben." Am andern Tage stellt« die Wiilhin EhrenkränkungSklage gegen den ihr un bekannten Turko, indem sie die beiden Gäste als Zeugen bezeichnete. Bei der öffentlichen Gerichts verhandlung am Bezirk-gerichle Weilheim wurde nun den beiden Zeugen auserlegt, den Namen de- Turko zu nennen; sie belpeuerlen jedoch, benf-lden nicht zu kennen. Es kam nun zum Schwur«, die Beiden schwören, daß sie den Turko Nicht gekannt hätten. Da aber die Wirlhin und ihre- lSjährige Schwester mit aller Bestimmtheit e> klärten, daß dl« Zeugen den Turko gekannt hält«», da sie mit ihu> sprachen, so wurde gegen Vic beiden Zeugen Untersuchung wegen Meineid» eingeleuet. Da» End« dieser Unlerfuchung war, daß aus di« Aussage der Winhin und ihrer Schwester, durch Unheil de« Weilheimer Bezirks gericht«, di« zwei di« dahin «iubescholteiten Män ner zu je 2 Jahr Zuchthaus veruilhettt wurden. Die Veruthenlen legten gegen diese» Uctheil so- soit Verusung ein. Inzwischen wurde der Tmko entdeckt; ein Maurer Halle durch eine wahchajt kunstreich geschnitzte, schwarz gesärbt« Holzma»ke es verstanden, durch diese ihn uuk-nnltlch machende Veimummung seinem Zorne gegen b>« Wirlhin Lust zu machen. Er mußte nun diesen Herzens- eiguit mit lSlägiger Hast büßen. Bei dec Ver handlung am «ppellgerichle wurde von dem Verlhetdigör der beiden Zeugen diese Holzmaeke vorgijiigk, um den Beweis zu sichern, daß ei» Elk-imen durch dieselbe fast unuögtuh sei. Das Appellgerichl pflichtete bleien Ausjuhrungen bei, und wurden dl« beiden Zeugen vollständig von Schuld und Straf« fceigespochen. — (Fatale Aehnlrchkelt.) Der Wiener Bürger K. W. Mareda, Gründer und Direktor der ersten östercerchlschen Seifensieder- („Apollo"-) Gew«>t«ge>eUschajt, unternahm un vorigen Monat ein« Reis« nach Thüringen und an den Harz, um Land un» Lerne daselbst kennen zu lernen. Nach dem er mehrere Städte und Badevrle besucht haue, kam Mareda auch nach Qu-dltnburg, wo er tm Gasthof« „zum Bäcrn" abstieg. Kaum mochte er einige Minuten durch da» gröffnel« Fenster auf ten P atz hinabgeschaut haben, al» stch allmälig eine große Menschenmenge (Mareda schätzt dt-selbe aus R-l-tt Perjon-n) vor feinem Holet versammelt« und thn neugterrg betrachtet«. Endlich schrie em baumsteuker Kert: ,Herunter mtt ihm, nieder mit rym, »ch kenn« ihn genau, hab« thn der S.daa gesehen, den —", und hier gebraucht« der Mann Ausdruck«, di« mehr kräftig al« salousähig waren. „Damit man ihn nicht erkenn«, hat er sich den Knedrlbart avrasicen kaffen", fuhr ter Baumstark« fort. I tzt erst mertte Mareda, »er wtrtltch schon zuuntteu von Freunden toegen semrr Aehnluhtett «st,L h m" ausgezogen wurde, »aß diese Versammlung ihm ata Pseudo- Rapotion gell« mrd »aß ,Bä« Läge drthatd tri- tisch pl werden beginne. Auf di« unzweifelbaften Versicherungen de« Baumstarken, „daß er Napo leon ganz genau kenne", schrie der ganze Haufe einstimmig: „Herunter mit ihm, nieder nrit ihm!" — ,Lch habe meinen Wann verloren!" schrie eine Frau: „ich zwei Brüder," rief «ine ander«; „mir sind Kiüppel zuiückgeschickt worden," eine dritte u. s. w. — „Von Allcm ist er Ursache." „Nieder mit ihm, herunter mit ihm!" — riefen Alle. Er wurden Steine herbeigcschleppt, und dem wackeren Mareda wurde bereit« unheimlich zu Muthe, al» endlich die Pol zei einschritt. Der Conimissär begab sich zu dem Bedrohten und er kannt« bald, daß ein« Person-verwech-lung statt finde. D>« Volksmenge ließ sich jedoch durch»»« nicht überzeugen und sah in den Betheuerungen de« Wiener« nur ein neue« Zeichen, daß der Geschlagene von Sedan keinen Muth besitze. Der Polizei-Beamte sah sich gerwlingen, Herrn Mareda, welcher durchaus keine Lust hatte, um seiner Aehn- lichkeit mit dem ehemaligen Herrscher willen ge lyncht zu werden, sichere« Geleite au« der Stabt und bi« zum Bahnhofe zu geben, wo eben ein Zug abging. — (Verdächtige Wörtchen.) „Bekannt lich" ist ein Wörtchen, Pa« harmlos klingt, hat c« aber sehr hinter den Ohren. „Bekanntlich" sagt gern Jemand, wenn er etwa« vorträgi, da voraussichtlich keinem der Zuhörer bekannt ist und da« er selbst eben erst gelernt oder sich aus» gedacht hat. — Sagt einer z. B.: „Bekanntlich liegt SO Meilen oberhalb der Mündung de« Danklsekiang die klein« Festung Bumboriuin", so stellt er sich durch die« „Bekanntlich" nicht nur selbst in ein sehr vorlheilbaste« Licht, sondern er schmeichelt auch gar sehr allen Zuhörern, bei denen er so außerordentliche Kenntnisse voraus setzt. — „Eigentlich" ist ein Wörtchen, auf da« man in den meisten Fällen auch nicht einen Pfennig geben darf. „Eigentlich habe ich schon gefrühstückt" be deutet so viel al-: „Gieb her, wa« Du haft, mir ist, als ob ich drei Tag« lang nicht« gegessen!"— „Eigentlich muß ich nach Hanse", sagt Schoppen stecher, indem er nach der Uhr sieht und bleibt bis zum Morgen sitzen. — Wer „eigentlich" mit dieser und jener Vorlaq« der Regierung nicht ein- ve> standen ist, auf dessen Stimme kann der Mi nister in jedem Falle am sichersten zählen. — „Gewiß" ist ein Wörlchen, da- gewiss« Leute, wenn sie noch im Ungewissen sind, tennoch gern als Antwort auf dringende Fragen gebrauchen. Z. B.: „Sage mir, habe ich so nicht ganz recht gehandelt, wie ich gehandlt habe?" — „Gewiß!" — „Du bist also sest entschlossen. Dich an dem Unternehmen zu betheiligen?" — „Gewiß?" — „Kann ich daraus rechnen, daß Du mir zu Ja cobi die 100 Thaler zurückzahlst?" — „Gewiß!" — Wer viel mit „Gewiß" um sich wirft, aus dm kann man sich selten vei lassen. — In der „Neuen Freien Presse" veröffentlicht Ernst Eckstein „Skizzenblätter au» Salzburg" und schildert dabei «ine Sc-ne im Stieglk-ller. „Ich wende mich," erzählt Eckstein, „an meinen Nach bar zur Linken, einen seclenvergnügten Rentier, der bereit» die sech-te „Halbe" an den Mund fitzt: „Sagen Sie einmal," flüstere ich mit wichtiger Miene, „wenn Salzburg so Abend- beim Bier sitzt und Hau« und Hof ohne Schutz läßt, liegt denn da nicht di« Besorg» ß nahe, irgend welche spitzbübisch« Rotte könne sich diesen Zeitpunkt zu Nutze machen, um di« Wohnungen der Bürger zu plündern?" Der Eeelenvergnügt« schüttelte den Kops. „So!" sage ich, „gied't« denn hier keine Diebe und Einbrecher?" „Da» schon," er widert mein Rentier, „aber schaun E', um die Zeil gehen die halt auch zum Bier, und da haben wir nix zu fürchten!" — Am Abend de« l. August fand im Labo ratorium einer chemischen Fabrik in Glauchau ein« Explosion flalt, wobei die ganze Zt-gelbe- dachung zertrümmert und viele Eisenftücken au» dem Innern de» Gebäude« heraus- und mehrer« hundert Schritte tveit umher geschlrutert wur den. Der dadurch angerichlete Schaden ist er heblich zu nennen. Leider ist auch Bn Menschen leben zu beklagen: der Weiksührer sand hierbei seinen Tod, und «in anderer Arbeiter wurde nicht unbedeutend am Kops« verletzt. Der Ge testet« war SO Jahre alt, all ,«mein geachtet und sehr strebsam und halte di« F.ldzftg« von ISllS un» 1870/71 mitgemacht.