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Id Pilz. Sieger. r. * L r 1 Freiwilliger Hausverkauf. :m verstorbenen Schiffbauer Friedrich Wilhelm Boiat in Bobersen zugehörig gewesene, Fol. 11 des Grund- Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Berlin, 5.April. Heute fand im Reichslagsgebäude Ministerrath statt, woran sämmtliche Minister theilnahmen und wobei die Minister Eulenburg, Hobrecht und Maybach eingeführt wurden. — Die „Nordd. Allg. Ztg." bezeichnet die Ge rüchte, wonach die Berufung des Grasen zu Stolberg in das Ministerium zweifelhaft geworden sei, als völlig grundlos. Graf zu Stolberg bleibe mft Rücksicht auf politische Verhandlungen noch ungefähr bis zu Ostern in Wien, um dann' zur Uebernahme deS Postens hier her zn kommen. — Ein Leitartikel der „Nordd. Allg. Ztg." sagt, die Jriedcnsbedingungen von San Stefano können für die Deutschen, d. h. für vollkommen Un parteiische, einen politischen Grund zur Besorgniß wegen Gefährdung speciell deutscher Interessen kaum erwecken. Deutschland kann dem befreundeten Nachbarlande Ruß land die Erfolge und nothwendig erachtete Sicherung seiner Interessen im Orient bereitwillig gönnen. Es kann aber für Deutschland nicht gleichgiltig sein, ob Rußland durch seine Ansprüche zu anderen nnt Deutsch- land ebenfalls benachbarten und befreundeten Staaten in Gegensatz tritt, in dessen weiterer Entwickelung die Gefahr eine- europäischen Krieges liegt, denn Deutsch land wünsche den Frieden nicht nur für sich, sondern auch für andere Staaten Europa's. Die Vorgänge der letzten Wochen hätten zu dem Eindruck nicht ber- getragen, daß die Unterhändler in San Stefano unver rückt die Grenzen vor Augen behalten haben, innerhalb deren das möglicher Wesse zu erreichende Maß von Zugeständnissen lag, welche die bei der Orientreguli- rung betheiligten Mächte machen könnten. Rußland würde die vollständige Durchführung deS Friedens nur um den Preis eines neuen Krieges erkaufen können. Die „Nordd. Allg. Ztg." meint, daß diese Sachlage hätte vermieden werden können, wenn die russische Politik nach dem Falle Plewna'S sich mit den direkt Jnteres- sirten über daS Maximum d«S Erreichbaren verständigt hätte. Andererseits meint die „Nordd. Allg. Ztg.", daß eS für die Gesammtlage nützlich gewesen wäre, wenn Oesterreich schon vor dem Falle Plewna'S seine Be dingungen klar dargelegt hätte. Man würde dann gegenwärtig nicht mehr die nach landläufigen RechtS- begriffen kaum übersteigbare Schranke eines abgeschlossenen ranficirten Friedensschlusses zu überwinden haben, denn die tzauptschwierigknt der gegenwärtigen Situation liege vielmehr in den Thatsachen, daß Rußland jetzt durch einen feierlichen internationalen Act formell gebunden ist, als in den Forderungen, welche England und Oester reich von ihrem besonderen Jnteressenstandpuncte auf stellen. England und Oesterreich erkenne an, dass große Veränderungen im Orient nothwendig seien. Auch Rußland wolle nur eine Totalreform, nicht aber den Untergang der Türkei. Es sei also kein prin- cipieller Gegensatz, welcher die drei direkt betheiligten Mächte trennt, sondern nur ein bedauerlicher Mangel an rechtzeitiger Verständigung über die Wege, auf denen mau neben einander zum Ziele hätte gelangen können. Die „Nordd. Allg. Ztg." hofft, daß schließlich das ge meinsame Friedensbedürfniß die Oberhand behalten und auch eine formelle Versöhnung der jetzt in Gegensatz befindlichen Einzelinteressen gefunden werden wird. — Die neueste „Nordd. Allg. Ztg." läßt sich über die orientalische Krise folgendermaßen vernehmen: „Die heute vorliegenden Nachrichten bestätigen in vollem Um fange die Annahme, daß ungeachtet der Einberufung der Reserven und der hitziger entbrennenden Federkriege gegen Rußland, an derer» neuesten neben der englischen auch die österreichisch-ungarische Presse sehr lebhaften Antheil nimmt, von einer unmittelbar drohenden Ge fahr noch nicht die Rede sein könne. In den Auf klärungen, mit denen Graf Jgnatiefs von Wien nach Petersburg heimgekehrt ist, und in der Circulardepesche des Lord Salisbury liegen eben neue Momente vor, deren Erörterung auf diplomatischem Wege sich erst gründlich vollzogen haben muß, ehe an den Eintritt einer neuen Phase gedacht werden kann." — Eine deutsch« Panzerflottille wird sich Anfangs Mai, wie eS heißt am 6., nach dem Orient begeben. — In Altenburg stehen für den 28. d. M. große Festlichkeiten bevor aus Anlaß der silbernen Hochzeit des Herzogs und seines gleichzeitigen 25jährigen Re gierungsjubiläums. Insbesondere wird die Residenz der Schauplatz von Festlichkeiten werden, wie sie der jetzt lebenden Generation wohl schwerlich noch geboten worden sind. DaS relativ sehenSwercheste, waS daS Doppelfest bieten dürfte, wird ein Aufzug altenbur^er Bauern in der Tracht ihres Stammes sein. Tuest originelle Tracht ist in so rapider Abnahme begriffen, daß der diesmalige Aufzug wohl mit Recht als der letzt« bezeichnet werden kann. Biele Theilnehmer an demselben befinden sich jetzt schon in der Lage, sich die Bauernkleidung erst wieder anftrtigrn lassen zu müssen. Daß der Fremdenbesuch ein großartiger werden wird, dafür spricht u. a. die Nachfrage in den Gasthöfen, deren Quartiere schon jetzt zumeist in festen Händen sind Oesterreich. Wien, 6. April. Das „Fremden blatt" sagt, die Hoffnung auf eine friedliche Verstän digung im Wege des CongreffeS scheine sich zu erfüllen, was der versöhnliche Ton der hochofficiösen „Agence ruffe" darthue, nachdem sie mchrere Tage mit dem Säbel gerasselt hatte. Sollte der Congreß wirklich an den Prätensionen der St. Peterburger Regierung schei tern, so würde die Jsolirung Rußlands die unabweis- liche Folge sein. Weiter bezeichnet das „Fremdenblatt" die bessarabische Frage als eine europäische; die dies bezügliche russische Forderung sei bedenklichster Art. Die „Deutsche Zeitung" verzeichnet ebenfalls eine Besserung der Situation und wünscht dieselbe, ist aber nicht so sanguinisch, dies unbedingt zu glauben. Die „Deutsche Zeitung" bezeichnet als den gefährlichsten Moment der Situation den immer formwablere Di mensionen annehmenden russisch-rumänischen Conflict. Großbritannien. London, 4. April. Wie dem „Reuter'schen Bureau" aus Teheran vom heutigen Tage gemeldet wird, ist der Schah von Persien mit Gefolge gestern über Tiflis nach Europa gereist. Portsmouth, 4. April. Ein heute hier ein gegangener Befehl der Admiralität ordnet an, die Trup- penschrffe „Euphrates" und „Crocodile" binnen 48 Stunden für den aktiven Dienst bereit zu halten. Rußland. Die „Agence Russe" bemerkt wieder, holt, daß die Mission deS Generals Jgnatiefs nach Wien nur den Zweck gehabt habe, auf freundschaftlichem Wege die Einwendungen Oesterreichs gegen den Frie densvertrag von San Stefano in Erfahrung zu bringen und daß daher der Zweck der Mission erreicht sei. Es sei zu bedauern, daß England nicht denselben Weg be schritten habe, da eS dann neben seinen Einwendungen gegen den Friedensvrrtrag auch seine eigenen Vorschläge zu erkennen gegeben haben würde. Es sei der eigent liche Zweck deS CongreffeS gewesen, solche Eimvendungen und Vorschläge in freundschaftlicher DiScusston zu er möglichen und praktisch nutzbar zu machen, so daß man den verschiedenen in Frage stehenden Interessen hätte gerecht werden können. Wenn da» Londoner Labinet nach der Circulardepesche deS Marquis von Salisbury, welche die Einwendungen Englands zu er kennen gebe, nun auch seine Vorschläge kundgeben wolle, so würde man sich dieser und der des Wiener CabinetS Das Gewerbe- und Personalstener-Cataster auf das Jahr 1878 kann von heute an von den Beitragspflichtigen in unserer Stadtsteuer* Einnahme eingesehen werden und sind etwaige Reklamationen bei deren Verlust binnen L Wochen bei der Königlichen Bezirks-Steuer-Einnahme zu Großenhain anzubringen. Mit dem diesjährigen 2. Gewerbe- und Personalsteuer-Termine wird gleichzeitig zu Deckung des Verwaltungsaufwandes der Handels- und Gewerbe kammer ein Zuschlag von 10 Pfennigen auf je 3 volle Mark Gewerbesteuer eingehoben und kann das hierüber aufgestellte Heberegister gleichfalls von heute an in unserer Stadtsteuer-Einnahme eingesehen werden. Die Gewerbe, nnd Personalsteuer pro i. Termin 1878 ist längstens bis zum 2«. April 1878 zn entrichten. Riesa, am 6. April 1878. Dienstag, den S. April 1878 ^scheint in Riesa wöchentlich dreimal: Dienstag, DonnerStaa und Sonnabend. — Abonnementsprcis vierteljährlich l Mark LS Pfo. — Bestellungen nehmen alle «aiserl. Post-Anstalten, die Expeditionen in Riesa und Strehla (E. Lchon), sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welche bei dem auSgebretteten Leserkreise eine wirksame Veröffentlichung finden, erbitten wir uns bis Tags vorher Vormittags io Uhr. — JnscrtionSbeträge von unbekannten aulwärtigrn Auftraggebern werden, wenn dieselben nicht inPoftmarken beitiegrn, perPostvorschutz erhoben. (Weblall und Anzeiger. Amtsblatt -er Lönigl. Ämtshauptmaunschast Großenhain, -er Lönigl. Gerichtsämter Riesa nn- Strehla, sowie -es LtaLtraths zn Riesa nn- Ztadtgemein-eraths M Strehla. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. Für die Redaktion verantwortlich: T. Langer in Riesa. Hs Erbtheilungshalber soll das dem verstorbenen Schiffbauer Friedrich Wilhelm Boiat in Bobersen zugehörig gewesene und Hypothekenbuchs für Bobersen eingetragene Hausgrundstück, das im Jahre 1861 für 600 Tylr. — 1800 Mark verkauft worden, de» SS. April 1878, Vormittags 10 Uhr, an hies. Königlicher Gerichtsamtsstelle meistbietend verkauft werden. Die Bedingungen sind an Gerichtsstelle eiuzusehen und werden vor dem Termine bekannt gemacht werden. Kauflustige werden geladen, zu obgesetzter Terminzeit sich allhier rechtzeitig anzumelden und über ihre Zahlungsfähigkeit sich auszuweisen. Riesa, den 27. März 1878. Das Königliche Gerichtsamt. Scheuffler. )