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daxm, daß der Werth der Arbeiten von tüchtigen Preis kennern genau abgeschätzt werde." — Der Landesausschuß sächsischer-euerwchren be steht gegenwärtig auS nachverzeichneten Herren Mit gliedern: Branddirektor Buddrberg in Zittau, Feuer löschdirector Ritz in Dresden, Vorsitzender Branddirektor Weigand in Chemnitz, Kaufmann Sparig in Reudnitz b. Leipzig, Branddirektor Bergmann in Waldheim, Professor Kellerbauer in Chemnitz, Oberturnlehrer Vogel sang in Annaberg, Baumeister Reinicke in Plauen i. B. — Die kürzlich gebrachte Mittheilung, daß das Institut der Geschworenengerichte am 10. d. M. den 30jährigen Jahrestag seines Bestehens feiern konnte, hat sich als nicht ganz zutreffend erwiesen. Zwar fand am 10. September 1849 in Leipzig eine und zwar die erste öffentliche Schwurgerichtssitzung in Sachsen statt, die damalige Einrichtung war dagegen nur von vorübergehender Dauer und bezog sich allein auf die im Sturme der damaligen Zeit entstandenen Preß- proceffe. Die Geschworenengerichte selbst sind vielmehr erst gleichzeitig mit den Schöffengerichten für Sachsen auf Grund des Gesetzes vom 1. December 1868 definitiv in's Leben getreten. — Die „Evang.-Luth.-Kirchen-Ztg." sagt: Im Königreich Sachsen, wo neuerdings bezüglich der Be werbung um erledigte geistliche Aemter jegliche Alters oder Gehaltsschranke gefallen ist, treten die bedenklichen Folgen dieser Aenderung immer mehr zu Tage. Wie groß muß der Zudrang zu gut dotirten Stellen sein, wenn daS Landesconsistorium sich veranlaßt findet, unterm IS. August d. I. auf dem Verordnungswege darin zu erinnern, daß es dem Collator laut Kirchengesetz nicht zustehe, mehr als drei Bewerber dem Kirchenvorstand zur Wahl vorzuschlagen! Und wie wenig müssen niedriger dotirte Stellen beachtet werden, wenn dieselbe Behörde genöthigt ist, unterm 19. August zwei Pfarrämter der dritten Classe, welche immerhin ein Einkommen von je 2400—3000 Mark repräsentiren, mit der Motivirung abermals auszuschreiben, daß sich für jedes derselben nicht einmal drei geeignete Bewerber gefunden haben! — Die bei den Postämtern und Postagenturen für unmittelbare Rechnung der Postrasse eingestellten voll beschäftigten Landbriefträger erhalten vom 1. Oktober ab für die Anschaffung und Unterhaltung der kleinen Schreibbebürfniffe eine Vergütung von jährlich drei Mark. Die Vergütung ist sämmtlichen in Betracht kommenden Landbriefträgern unmittelbar aus der Post raste gegen Empfangsanerkenntniß (Quittung, Quittungs bogen) zu zahlen. Seerhausen, 15. September. Gestern Abend 8 Uhr kam in der Scheune des Wirthschaftsbesitzers Humbsch Feuer aus, welches so rasch um sich griff, daß dieselbe, sowie Seitengebäude, und das Wohnhaus des Häuslers Winkler, abbrannten. Brandstiftung wird vermuthet. Beide Calamitosen hatten versichert. Strehla, 14. September. Heute veranstaltete der hiesige Turnverein ein Schauturen mit darauf folgendem Ball. Unter den munteren Klängen ver Musik zog die Turnerschaar Nachmittags gegen 3 Uhr vom Rathskeller nach den beim Schießhause gelegenen Turnplätze. Der Hierselbst unter Leitung des Herrn Organist Tränkner vorgeführte Reigen, wie nicht minder die verschiedenen Geräthübungen fanden vielen Beifall. Außer einem zahlreichen schaulustigen Publikum hatten sich auch eine Anzahl Riesaer Turner eingefunden, die auf das Freundschaftlichste bewillkommnet und zur Theilnahme an dem Feste eingeladen wurden, welchem Ersuchen denn auch in vollem Maße Folge geleistet ward. Der Abends arrangirte Ball hielt Mitglieder und Gäste noch lange gesellig vereint. — Zu der heute Nachmittag stattfindenden Fohlenschau in Kleinrügeln wurden 10 Fohlen vorgeführt. Außerdem stand eine Fohlenstute nebst Füllen aus. Den ersten Preis er hielt der Gutsbesitzer Herr Kunze von Görzig. Oschatz. Nächsten 17. September, Vormittags 9 Uhr, wird im großen Rathhaussaale die Diöcesan- versammlung der Ephyrie Oschatz abgehalten werden. Als Sprecher werden auftreten: Pfarrer Gast in Canitz, Pfarrer Stelzner, Wermsdorf und Pfarrer Mahn, Waldheim. — An demselben Tage, Nachmittags 3 Uhr, gedenkt auch der Oschatzer Kreisverein für innere Mission seine erste Jahresfeier durch Gottesdienst in hiesiger Stadtkirche festlich zu begehen. Die Predigt hat Herr Hofprediger und Consistorialrath vr. Rütling aus Dresden übernommen. Meißen, 12. September. Gestern ist am Elb- ufer bei Zadel der Leichnam eines ca. 28—30 Jahre alten unbekannten Mannes angeschwommen. Derselbe wurde wegen bereits vorgeschrittener Verwesung am Elbufer beerdigt. Bei einer am 11. September hier stattgefundenen Feuerwehrübung ist ein am Zubringern am Elbquai an der Wasserburg mit beschäftigt gewesener Feuerwehr- refervewLnn, geblendet vom -aternenlicht, vom Quai in die Abe gefallen und iu große Gefahr gekommen zu ertrinke». Derselbe ist aber durch den Feuerwehrmann Hübner, welcher stch muthig in den Strom gewagt und mit den Anwesenden eiae.Artte gebildet hat, noch recht zeitig gerettet worden. Dresden, 13. September. Se. Majestät der König traf, von Plauen zurückkehrend, heute Nach mittag in der königl. Billa zu Strehlen ein. Aller- hvchstderselbe reiste, einer Anladung Sr. Majestät deS Kaisers von Oesterreich Folge gebend, Abends 8 Uhr 35 Minuten nach Wien ab und wird Sich von dort zur Theilnahme an den kaiserlichen Hofjagden nach Steiermark begeben. Die Direktion der Allgemeinen Ausstellung rc. für die Jugend hat neben den schon erwähnten Hauptge winnen (im Werthe von 3000, 2000, 1500, 1000, 500 M.) ferner zur Verloosung 22., 23. und 24. d. M.) ausgewählt: Pianinos, Harmoniums, Jugendbibliotheken, musikalische Instrumente, SpamerS Universallexicon (8 Bände), Meyers Conversationslexicon, schöne große Bilder in Goldrahmen, Zimmerturnapparate, eine Rund schaukel, kunstvoll gemalte Porzellanservice, Drehbänke rc. für Kinder, Zimmereinrichtungen; an kleineren Ge winnen: Kinderwagen, Fahrstühle, Wiegepserde, Schul tornister, Schuhe und Stiefel, Werkzeugkästen, Wäsche, Kinderkleider, schöne Lederwaaren, prächtige Reißzeuge rc. rc., alles werthvolle und praktische Gegenstände. Ausge geben werden nur 25000 Loose mit 3125 Gewinnen (auf 8 Loose kommt ein Gewinn). Der Schluß der Ausstellung findet bestimmt am 15. September statt. Klein-Zschachwitz bei Dresden. Bei einem hier stattgefundenen Kinderfeste war auch ein Carroussel aufgestellt; als dasselbe eben im vollen Laufe war, ging eine der Thüren auf, eine Frau wollte sie schließen, wurde dabei aber mit einem Finger eingeklemmt und das Carroussel konnte erst zum Stillstand gebracht werden, nachdem die Frau mehrere Male mit herum- s geschleudert worden; leider wurde ihr der Finger voll ständig abgerissen. Schandau. Ein betrübender Unglücksfall durch Petroleum ereignete sich dieser Tage hier. Der Rendant Lohse hatte spät Abends m seinem Zimmer noch gelesen, war aber auf dem Sopha eingeschlafen und hat die Lampe dabei vom Tisch gerissen, wodurch dieselbe explodirte. Dadurch hat sich nun der Genannte bedeutende Brandwunden an beiden Beinen zugezogen. Freiberg , 12. September. Einen höchst bedauerns- werthen Anblick bot gestern auf hiesigem Obermarkte ein hier zugereister Handwerksbursche. Derselbe lag vor dem Polizeiwacktlocale und konnte, da er auf dem Wege zwischen Wilsdruff und Naundorf den Fuß sich vertreten, wegen stark angeschwollenen Unterschenkels nicht auftreten. Mittelst Siechkorbes wurde der wegen heftiger Schmerzen jammernde Fremdling unter großem Menschenzulauf nach dem Krankenhause transportirt. Chemnitz. Die englische Gesellschaft zur Errichtung einer Pferdeeisenbahn in Chemnitz hat kürzlich ihre Prospecte und Zeichnunglisten ausgegeben (in Chemnitz nimmt das Bankgeschäft von F. Metzner Zeichnungen ent gegen). Nach diesen Prospect soll das Actiencapital 50,000 Pfd. St. in Actien zu je 10 Pfd. betragen und sollen zunächst 2625 Aktien ausgegeben werden. — Sicherem Vernehmen nach dürfte sich die Chemnitz- Aue-Adorfer Liquidations-Angelegenheit nunmehr bald ihrem Ende nähern, indem die letzten Expropriations termine im October und November c. stattsinden werden. Nachdem dies geschehen, wird an das sächs. Staatsministerin»! ein Gesuch gerichtet werden, um eine weitere Summe zur Auszahlung einer ferneren Quote an die Aktionäre zur Verfügung zu stellen. Ehrenfriedersdorf. Ein Verschönerungsverein seltener Art existirt, wie dem „Mittw. Wchbl." mitge- theilt wird, in Ehrenfriedersdorf. Die Mitglieder dieses Vereins haben es sich zur Aufgabe gestellt, der Kosten- ersparniß halber, sämmtliche zur Anlegung von Anlagen nöthigen Arbeiten mit eigener Hand auszuführen, und so sieht man denn dort Abends nach Expeditions- und Geschäftsschluß sämmtliche Mitglieder, den dortigen Amtmann, die Referendare und anderes Gerichtspersonal nicht ausgeschlossen, nebst den angesehensten Bürgern deS Ortes, das Schurzfell umgegürtet, mit Hacke und Schaufel arbeiten und den Schubkarren ziehen, um Promenadenwege, Aussichtspunkte und sogar einen hübschen Pavillon herzustellen. Der Ort würde zu arm sein, die dazu nöthigen Kosten auszubringen. Es ist deshalb um so anerkennenswerther, daß die wackeren Männer selbst Hand an's Werk legen, um ihrem Otte die Annehmlichkeiten eines Parkes zu verschaffen. Langenleuba. Hier feierte am 12. Sept ember der Veteran Christlieb Helbig, Schneider von Profession, seinen 88. Geburtstag. Der Mann hat die Feldzüge von 1812 bis 1815 mitgemacht, 1812 in Rußland bei Podobna und Wolkowylzk und in Deutschland bei Großbeeren, Deuuewitz u« Leipzig mttgefochten. Er ist Mitglied de» Peniger Militär-Vereins und hat bi» vor zwei Jahren noch jedrSmal die Bereinsbälle mit einem, in letzter Zeit freilich etwas langsamen Walzer eröffnet. Zwickau. In Zwickau klagt man noch immer über das Darniederliegen des Kohlengeschäftes; im August 1878 wurden 29,722 Lowries Kohlen zum Veffandt gebracht, im August 1879 konnten aber nur 27,343 LowrieS versendet werden. Lunzenau, 13. September. Vorgestern Abend hat sich von einem auf der Eisenbahnstrecke Leipzig- Borna-Chemnitz fahrenden Güterzuge auf der Göhrener Brücke eine Frau überfahren kaffen, über deren Her kunft rc. Nichts hat ermittelt werden können. Die Verstorbene war ungefähr fünfzig Jahre alt. Leipzig. Ein heiterer Vorfall ereignete sich hier bei der Landtagswahl am 9. d. M. Ein Bürger hatte pflichtgemäß von seinem Stimmrecht Gebrauch gemacht, kam aber wenige Minuten darauf athemlos wieder in's Wahllocal gestürzt und verlangte vom Wahl kommissarsofortige Oeffnung der Wahlurne, da er statt des Stimmzettels einen — Depositenschein der Credit- Anstalt in dieselbe versenkt hatte. Nur mit Mühe konnte dem Manne begreiflich gemacht werden, daß dies nicht anginge. Bei Oeffnung der Wahlurne fand sich später auch richtig der Schein vor und konnte dem I ängstlich Harrenden einzehändigt werden. — Das aus Mitgliedern des Raths- und Stadtverordneten bestehende Comitee, dem die Vorbereitung der bei Eröffnung des Reichsgerichtes stattsindenden Empfangsfeierlichkeiten obliegt, befindet sich in voller Thätizkeit. Wittenberg Am 8. September ereignete sich in Zahna ein grmsiger Unglücksfall. Am Tage war Jahrmarkt Lkzeycltcn worden und die junge Welt be lustigte sich iwe der >>> -kehr mit Tanzen. Auch in der Restauration seo Sladtmufikus Träger war der im ersten Stockweue aeugene Tanzsaal gut gefüllt. Gegen 9 Uhr wollte . u - Kammer des Erdge schosses ein Knabe eine eben ausgegangene Lampe wieder mit Petroleum siuleu, wobei' diese explodirte. Um einer größeren Gefahr 'wrzube, versuchte man einen in der Nähe stehenden Ba. > Petroleum zu entfernen. Duffer kam aber mit mmen in Berührung und explodirte gleichfalls, n 'ich der brennende Leuchtstoff in die nächsten Haus' .im > ua ent- lich in den Hausflur ergoß. Ein erstickend . nf drang schnell hinauf in den Tanzwal und machte r> dann befindlichen Personen auf d.e ihnen durch Fea-', drohende Gefahr aufmerksam. Tic Bestürzung der Tänzer war grenzenlos. Ohne sick> zu besinnen, sprang eine Anzahl von Personen dura; die Fenster auf die Straße hinab, andere nahmen ihren Weg durch das brennende Petroleum. Dabei erlitten ircoch circa 50 Personen beiderlei Geschlechts Körperverle:- an gen, wie Brandwunden, Quetschungen, Verstauchungen, selbst Gliederbrüche kamen vor. Die Flammen im Erdge schosse wurden bald darauf durch Aufwerfen von Saud rc. gelöscht. Gera. Großes Aufsehen erregt hier das plötz liche Verschwinden des Obergerichtsadvokaten Lägel. Dasselbe ist unter Umständen erfolgt, welche darauf schließen lassen, daß er sich mehrere Unterschlagungen hat zu Schulden kommen lassen. Er soll sich gegen wärtig in Hamburg in sehr bedrängter Lage befinden und der Hoffnung leben, daß ihm gute Freunde von Gera aus die Mittel zur Ueberfahrt nach Amerika zur Disposition stellen werden. Eger. Vor einigen Tagen griff die Polizei hier ein Jndividium auf, das die Nennung seines Namens und die Angabe über seinen Geburtsort hartnäckig verweigerte. Allem Anscheine nach war es aber der wegen Raubes, Diebstahls rc. zu mehrjähriger Ge- fängnißstrafe verurtheilte und jetzt steckbrieflich ver folgte Friedrich Wilhelm Trinks aus Oldenburg, der in seiner Heimath dem ihn begleitenden Gendarm, welcher ihn geschloffen in das Zuchthaus abführen wollte, entsprungen war. Schon auf dem Transport nach dem Gefängniß hatte der mit katzenartiger Be hendigkeit ausgerüstete Gauner wieder einen Flucht versuch gemacht, war aber daran verhindert worden ; jetzt aber ist er entflohen. Er hat die Mauer des Arresthauses durchbrochen, sich mittelst alter Betttheile auf den Hof Herabgelaffen, und wußte sich aus dem selben dadurch einen Ausweg zu verschaffen, daß er das Pflaster am Thorwege aufriß und unter dem Thore hinauskroch. In Unterschön hat der Verbrecher schon wieder einen Raubanfall ausgefühtt.