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Webiall und Anzeiger. «mlstlatt der Kömgl. Ämtshauptmannschaft Großenhain, -er Lönigl. Gerichtsämter Lies« und Strehla, sowie des Sta-traths za Niesa and Siadtgemeinderaths M Strehla. Druck und Verlag von G. Ponsong in Riesa. Verantwortlicher Redakteur: L. Mader in Riesa. 13A. Dienstag, den 27. November 1877. Sr!lleinr in Mein wöchentlich dreimal: Dienttaa, Donnerstag und Sonnabend. — Abonnementpreis vieneliährlich lMarkrs Psg. - Bestellungen nehmen alle »aicrl.Post-Anstalten, die Srpeditioiiln in -Uesa und Strehla, sowie alle Boten entgegen. - Inserate, welche bei dem auSgebreiteten Lseikccise eine wirksame Verbreitung finden, erbitten wir uns bi; Tag« derber voimiiiea« 10 Uhr. - InsexienebeltSge von unbekannten auSwLnigen Ansttaggebern werden, wenn dielelben nicht in Postmarlen beiliegen, per Poftvorschuh erhoben. Auf Grund tz 2 der Verordnung vom 9. Juli 1872 wird hiermit unter Zustimmung des Bezirksausschusses angeordnet, daß Mühl- und Bierwagen vom 15. December dieses Jahres an während der Nachtzeit zu beiden Seiten der Wagen mit brennenden Laternen zu versehen sind, und es werden Zuwider handlungen gegen diese Verfügung nach tz 1 der angezogcncn Verordnung bez. tz 366 unter 10 des RcichsstrafgesctzbucheS mit Geld bis 60 Mark oder Haft bis zu 14 Tagen bestraft. Großenhain, am 19. November 1877. Die Königliche Amtshauptmannschaft P e ch m a n n. In der Nacht vom 19. zum 20. Oktober 1877 ist aus einer in einem Tockbcdcn zu Kreinitz stehenden Lade das Riesaer Sparkassenbuch Nr. 9711, aus 600 8 lautend, vermuthlich durch Einsleigen gcsichlen werden. Es ist arck am 20. vor. Mts. vcn einem ungefähr 30 Jahre alten Manne mittler und kräftiger Statur mit sehr rother Gesichtsfarbe, welcher dunkelbraunen Reck, dunlle Beinkleider und Weste getragen hat, in derSparkasscnexpedition zu Riesa von gedachtem Buche der Betrag von 450 abgehoben worden, ohne daß bis jetzt die Person hätte festgestellt werden können. Zur Wiedererlangung des Gestohlenen und Ermittelung des Diebes wird solches öffentlich bekannt gemacht. Strehla, am 20. November 1877. Das Königliche Gerichtsamt daselbst. I. V.: Thiemann, Ass. In der Nacht vom 14. zum 15. November d. I. wurden einem E'uttbcsitzer in Klingenhain nach gewaltsamer Aufsprcngung des Schcunenthores vom Schcuncntennc weg circa 6 Scheffel ungereinigter Hafer sowie ein feines Staubsieb gestohlen. ' Behufs Ermittelung der Diebe und Wiedererlangung des Gestohlenen bringt man solches andurch zur öffentlichen Kenntniß. Königliches Gerichtsamt Strehla, am 21 November 1877. I. V: Thiemann, Ass. Die DeNtlk ödkt >ie ptMm-sMe. - -(Schluß.) Staatsminister v. Gerber: Nach der beredten Vertretung der Fortbildungsschule, welche wir soeben gehört haben, würde es kaum nothwendig sein, etwas hinzuzufügen, um einem Institute, mit dessen Grün dung so-viele Hoffnungen verbunden wurden, vor der Instanz dieser hohen Kammer noch eine weitere Stütze zu geben. Ta es sich indessen um eine Angelegenheit handelt, welche in neuerer Zeit vielfach Gegenstand der öffentlichen Tiscussion geworden ist, so glaube ich darüber wenigstens nicht ganz mit Stillschweigen hin weggehen zu sollen, und halte mich für verpflichtet, auch von diesem Tische aus eine Anschauung in der Sache kund zu geben. Ich darf zunächst kurzdaran erin nern, welches der ursprüngliche Gedanke, die eigentliche Idee bei der Schöpfung dieses neuen pädagogischen Instituts gewesen ist. Meine Herren! Es sind in der Hauptsache zwei Interessen, welchen man mit der Fort bildungsschule entgegen kommen wollte. Auf der einen Seite wär man der Meinung, daß die Fortbildungs schule Nothwendig sei zur Ergänzung des allgemeinen elementaren Volksschulunterrichts. Man hatte vielfach die Erfahrung gemacht, daß ein junger Mensch mit dem 14. Jahre in der Regel noch nicht die geistige Reife und nicht die Festigkeit des elementaren Bildungs stoffes erlangt habe, die nothwendig sei, um Letzteren für das ganze Leben zu erhalten; man hatte die Be obachtung gemacht, daß es gerade die Jahre, die der Schulentlassungszeit folgen, wären, in welchen sich am wirksamsten die Summe des bisher Erlernten festhalten lasse und daß, wenn in diesen Jahren nur mit wenigen Stunden nachgeholfen würde, sehr leicht der Schatz von Jugendbildung, den die Volksschule gegeben Hütte, für daS ganze Leben gesichert werde. Auf der anderen Seite hatte man ein sittliches Interesse im Auge, als man die Fortbildungsschule einführte. Die Beobachtung, daß unsere männliche Jugend, wenn sie der Schute entlassen ist, zumal nach dem Stand« unserer neuen Gewerbegesetzgebung meist ohne allen äußeren Halt inS Leben hmein tritt, hatte den Wunsch erzeugt, dem jungen Manne in irgend einer Weise noch eine weitere sittlich« Stütze zu verschaffen und man hatte gemeint, eine solche würde am besten dadurch gegeben, daß er wenigsttuS noch in einem grwissen Umfange der Dis ziplin der Schule unterworfen bliebe. Wenn eS auch nur einige Stund« wären, so würden doch diese ae- nügen, um eine lebendig« Erinnerung an dieses Reich der sittlichen Ordnung und Zucht zu erhalten, die sich i in der Bewegung des Lebens mit seinen Verführungen als wohlthätig erweisen würde. - Meine Herren! Ich glaube, daß diese Gedanken eine entschiedene Wahrheit in sich tragen, sowie denn auch gegenwärtig in der pädagogischen Literatur eine volle Uebereinstimmung darüber herrscht, daß die Fortbildungsschule, sofern man überhaupt an die weitere Entwickelung der Volksschule denkt, ganz unentbehrlich sei. Es sind dies aber zugleich die Gedanken, mit denen das Insti tut auch bei uns ins Leben gerufen wurde. Man hat sich damals allerdings nicht verhehlen können, daß es mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen haben würde und ich darf einige derselben, so klar sie auch schon besprochen worden sind, noch einmal in der Kürze er wähnen. Daß die jungen Leute sich lieber der Schule definitiv entwachsen fühlen, als noch eine Zeit lang unter der Disciplin eines Lehrers zu stehen, das, meine Herren, war ja zu erwarten, aber ich habe das niemals für eine Schwierigkeit gehalten. Ich habe es als selbstverständlich betrachten müssen, daß dieser Trieb nach vorzeitiger Selbstständigkeit und Ungebundenheit der höheren sittlichen Ordnung weichen müsse, welche mit diesem Institute begründet wird. Daß die Dis ciplin gegenüber diesen jungen Leuten zum Theil schwer sein würde, konnte man auch im Voraus er warten. Und doch kann ich schon jetzt mit großer Befriedigung hinzufügen, daß die desfallsigen Befürch tungen sich in unserem Lande in weit geringerem Grade bestätigt haben, als man besorgen zu müssen gemeint hatte. Fälle einer wirklichen Rohheit und Disziplin widrigkeit sind verhältnißmäßig selten und nur ver einzelt vorgekommen. Eine besondere Schwierigkeit gegenüber den Anforderungen des Instituts mußte — und das ist auch von allen Herren Rednern schon rich tig hervorgehoben worden — in den Lehrern selbst gefunden werden. Meine Herren! Wir haben eben eine außerordentlich große Anzahl sehr junger Lehrer, und eS ist ja natürlich, daß die zu große Jugend deS Lehrers gerade hier Schwierigkeiten bereite» muß, wo nur die Würde d«S reiferen Alters über gewisse Be denken bezüglich der Handhabung derDiSciplin hinweg Hilst. Sodann, meine Herren, ist schon richtig hervor gehoben worden, daß fräst die Methode deS Unterrichts m der Fortbildungsschule erst noch längerer Uebuug und Entwickelung bedarf. Es würde ganz unrichtig sein, die Fortbildungsschule nur als eine gewöhnliche Wiederholung und Fortsetzung der elementare» BolkS-- schule anzusehen. DaS ist sie nicht. Die jungen Leute, die sich in der Fortbildungsschule darpellen, «ollen ganz anders angefaßt werden, ihr Interesse muß in ganz anderer Weise erregt werden. Aber das sind Dinge meine Herren, die sich nicht über Nacht schaffen lassen, die erst allmälig durch Uebung und pädagogische Schulung gewonnen werden. Sodann, meine Herren, ist es eine weitere Schwierigkeit, daß die Fortbildungs schule junge Leute des verschiedensten Bildungsstandes vereinigt, wie dies namentlich in größeren Städten fühlbar hervortritt; freilich ist diese Schwierigkeit in einigen unserer Städte auch schon in vorzüglicher Weise überwunden, indem man dort verschiedene Klassen und Stufen der Fortbildungsschule eingerichtet hat. Eine weitere Schwierigkeit liegt in der Person und in den Interessen der Geschäftsherren und Lehrherren. Es mußte ja allerdings als etwas Unbequemes empfunden werden, daß nun auf einmal eine Anzahl junge Leute, welche zur täglichen Arbeit gemiethet sind, zu gewissen Zeiten ihren Dienst verlassen und die Fortbildungs schule besuchen sollen. Indessen, meine Herren, habe ich immer geglaubt und glaube es auch noch, daß diese Oppositionsstimmen recht bald verhallen werden. Ich bin überzeugt, daß unsere Geschäftsherren und Lehrherren, theils aus Humanität, theils aus Interesse an der allgemeinen Culturentwickelung unseres Volkes, vor Allem aber aus Wohlwollen gegen die ihnen an vertrauten jungen Männer, die Unbequemlichkeit bald überwinden werden, die darin liegt, daß sie ihren Lehr ling oder Gehilfen auf ein paar Stunden in der Woche zur Ausbildung seines Geistes und zur Befestigung seiner Sittlichkeit noch der Schule überantworten müssen. Ich bin überzeugt, meine Herren, daß gerade in unserem Lande die daher kommenden Schwierig keiten in der kürzesten Zeit überwunden sein werden. Endlich ist auch schon hervorgehoben worden, daß es eine große Schwierigkeit ist, die für so vielerlei Inte ressen passende Zeit zu gewinnen, die auf dem Lande eine andere sein muß, als in den Städten; und in den Städten selbst ist es ja so schwer, eine allgemein befriedigende Zeitordnung zu finden. In viele« Ge genden unseres Landes ist man noch jetzt hiermit be schäftigt, indem die Ortsschulbehvrden in fortgesetzt« Beschlüssen daS Passende zu such« streben, während m ander« Gegenden diese Frage schon befriedigend ge löst ist. Und nun fragen Sie mich, meine Herr«, wie ist eS denn in unserem Land« aegang«, welchrResultate hab« wir denn in unsere« Land«? Ich meine Herren, wie Ian» ich nach 2 Jahr« bereits von Resültat« sprech«- (Mehrseitig: Gehr richtig !) -ES handckt sich um ei» Institut; dessen Früchte nicht über Nacht go>