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I Elbeblall md Anzeiger SS Jahr- Dienstag, den 27. Mai 187S Die Duplikate der Bauzeichnungen zu den Baugenehmigungsgesuchen sind m »eurer Zeit häufig auf schlechtes unhaltbares Bauspapier gezeichnet hier eingereicht worden. Die Gemeindevorstände werde» andurch angewiesen, derartige Zeichnungen, wenn sie ihnen zur Einreichung übergeben werden, zurückzuweisen, indem die Amtshauptmannschaft solche ferner nicht annehmen wird. Großenhain, am 21. Mai 187S. D i e K ö n i g l i ch e A m t s h a u p t m a n » s ch a f t , Pechmann. zu versichern, daß wenn auch nicht in allen Punkten der ägyptischen Frage ein vollständiges Einverständniß zwischen den beiden Cabineten bestände, doch bis jetzt kein ernster Zwiespalt entstanden sei. M. Revers Welson ist auS Aegypten zurückgekommen und bei seiner Durch reise durch Paris vom Minister Waddington empfangen worden. Er soll die Lage Aegyptens mit den düstersten Farben geschildert und sich über die Zukunft dieses Landes sehr wenig hoffnungsvoll geäußert haben. Nach seiner Meinung richtet sich der Khedive selbst so rasch zu Grunde , daß man ihn nur gewähren zu lassen brauche, um ihn elend zu Grunde gehen zu sehen. Die französische Deputirtenkammer beschäftigte sich in letzter Woche sehr eingehend mit dem Generalstabs gesetze, wobei sich wiederum die große Vorliebe der Franzosen für ein tüchtiges Heer zeigte, indem von ver schiedenen Abgeordneten auf Mängel im Heereswesen hingewiesen und deren Abstellung befürwortet wurde. Im englischen Unterhause ist man noch ziemlich aufgebracht über das Vorgehen des Parlamentsmitglieds Dillwyn, welcher der Königin von England zum Bor wurfe gemacht hatte, daß sie sich unbefugter Weise in Staatsgcschäfte gemischt habe. Dillwyn's Auftreten findet in England allgemeine Mißbilligung und der englische Minister hat auch erklärt, er sei von der Königin autoristrt, die Mittheilung zu machen, daß ihr Brief an die Gemahlin des Generalgouvcrneurs in Südafrika, Bartle-Frvre, in den allgemeinste» Ausdrücken abgefaßt war und kein einziges Wort enthielt, das ge deutet werden könnte, als ob die Königin irgend eine besondere Politik zu befürworten wünschte. Die Dinge in Afghanistan entwickeln sich durchaus nicht so günstig, als man nach den englischen Zeitungsberichten glauben sollte. Der zum Fürsten Bulgariens erwähltePrinzAlexander von Battenberg hielt sich in letzter Woche in Wien auf, wurde vom Kaiser Franz Josef empfangen und besuchte sodann den Minister des Auswärtigen, Grafen Andrafsy, mit welchem er eine einstündige Unterredung hatte und machte der Prinz dem deutschen Botschafter, Prinzen Reuß, einen Besuch. Sicheren Informationen zufolge wird der Fürst von Bulgarien sich demnächst mit der Tochter des russischen Fürsten Jussupow, einer der reichsten Erbinnen Rußlands, verloben. Die ostrumelische Frage ist in ein neues Stadium der Entwickelung eingetrcten; denn wie aus Konstantinopel gemeldet wird, hat der Präsident in der Sitzung der internationalen Commission vom 21. Mai mitgetheilt, daß das organische Statut sanktionirt sei und zur Veröffentlichung gelangen werde. —Aleko Pascha, der Gouverneur von Ostrumelien, ist nun auch am 25. d. M. auf ostrumelischcm Gebiete eingetroffen und hat daselbst eine Proklamation erlassen. In der italienischen Deputirtenkammer wurde der Gesetzentwurf, betreffend die Einführung der Civilehe im Königreich Italien, angenommen. Zwischen dem Königreich Portugal, welches neben der britischen Krone viele Besitzungen in Südafrika hat, und England hat eine wichtige Annäherung stattge funden, wonach in Zukunft England und Portugal wahrscheinlich gemeinschaftliche Operationen in " , zum Zwecke der Civilisirung batbarifcher " " / der in ihrem Lande findenden Reichthümer unternehmen weichen. Tagesgeschichte Deutsches Reich. Berlin, 25. Mai. Der Kaiser hat in Bezug auf die am 11. Juni d. I. bevorstehende Feier der goldenen Hochzeit bestimmt, daß die etwa zu jenem Tage in Berlin erscheinenden Deputationen aus den Provinzen der Monarchie für eine jede Provinz aus nicht mehr als zehn bis zwölf Personen bestehen solle, welche, so weit möglich, ans den Kreisen der Ritterschaft, bez. deS Großgrundbe sitzes, der städtischen und der Landgemeinden zu wählen seien. Die Zolltarif-Commission des Reichstags hat in ihrer letzten Sitzung vom Sonnabend Abend ganz wider Erwarten das Sperrgesetz durchberathen. Der Abgeordnete von Bennigsen beantragte, daß die Reichs regierung nicht nöthig haben solle, mit Einführung der Sperrmaßregel, betreffend Wein, Tabak und Roh eisen, auf die Entschließungen des Reichstag- in zweiter Lesung zu warten, sondern daß sie die Sperre alsbald einführen dürfte. Der Antrag Bennigsen wurde, unter Beschränkung auf Wein und Tabak, an genommen. In der „Kr.-Ztg." liest man: „Für das neue Kriegsgericht in Sachen des „Großer Kurfürst" ist, wie verlautet, der Auditeur der Admiralität, Wirkl. Admiralitäts- und Vortragender Rath Perels, mit dem Referat beauftragt ; als Referent bei dem ersten Gericht fungirte der Justizrath Loos, Auditeur der Marinestation der Ostsee. Der Spruch deS ersten Kriegsgerichts war, wie man hört, freisprecheüd oder doch so milde ausgefallen, daß höhere« Orts deshalb ein neues Kriegsgericht befohlen worden ist. Der Präses desselben bedarf zu Heiner Information in den sehr umfangreichen Acten eine längere Zeit, und. des halb kann das Kriegsgericht erst Anfang Juni abge halten werden. Die Vorschläge des Staatsministeriums in Bezug auf die Pensionszahlung an die Königin Marie von Hannover und deren Töchter sind an allerhöchster Stelle zur Sanktion vorgclegt. Die Aushändigung der Pensionen dürste etwa vom 1. Juli ab erfotzen. Vom Reichstag. Auch der erste Biceprästvrnt Frhr. Schenk v. Staufsenberg hat nunmehr sein AMt niedergelegt. In einem zu Beginn der vorgestrige» Sitzung verlesenen Telegramm des Genannten theilte derselbe mit, daß erneute heftige Er krankung es ihm unmöglich erscheinen lasse, den Zeit punkt seines WiedererschcinenS im Reichstage zu be stimmen und er deshalb von seinem Posten zurücktrrte. — Der Fortgang der Getreidezollvebatte brachte zwar keine großen Reden mehr, sondern nur noch dialektische Scharmützel, Repliken auf frühere Ausführungen, die Mvtivirung deS Standpunktes einiger kleinerer Gruppen und dcszl. Das allseitigste Interesse fesselte -um Schluß noch der Abg. l)r. LaSker, derselbe bedauerte nicht Nur die Zölle selbst als unselige, sondern vor Allem die Methode, mit welcher hie neue Politik von dem Kanzler eingeleitet worden sei. Durch diese Methode und di« damit verbundenen fortdauernden Interessen der Kämpfe und Agitationen werde das Land dauernd geschädigt und in größere Verwirrung gestürzt. Die Urheber dieser Methode, hätten begonnen, von Neue,» eine Zerrissenheit herbeizufahren, die man schon dauernd Umschau. In der Constellation unserer inneren Verhältnisse hat sich nun auch, nachdem bereits andere Gruppirungen im Reichstage sich gebildet hatten, eine entsprechende Umwandlung in der Leitung der parlamentarischen Ge schäfte vollzogen. Der mehrjährige Präsident des Reichs tags, Herr v. Forckenbeck, hat seinem inneren Drange folgend, da seine politischen Anschauungen nicht auf den Boden der neuen Reichstagsmehrheit stehen, be kanntlich die Präsidentschaft niedergelegt und damit hat auch gleichzeitig die nationalliberäle Partei auf ihre bisher innegehabte Stellung im Reichstage Verzicht ge leistet uyd es ist dies gewiß eine ehrliche, befreiende That, die, da doch die Nationaltibcralen nicht mehr die den Ausschlag gebende Partei sind, nur zur Klärung unserer inneren Verhältnisse führen kann. Ueberrascht hat der Präsidentschaftswechsel im Reichstage aber doch und zwar wegen seiner Plötzlichkeit. Bei der Gerad heit und Unbiegsamkeit des Charakters eines Forcken beck und nach seinen Erklärungen auf dem in Berlin tagenden Städtetage war dieses Ereigniß vorherzusehen. Bei der am Tage (21. Mai) nach Forckenbecks Nück- trittserklärung erfolgten Neuwahl eines ersten Präsi denten für den Reichstag konnte es von vornherein keinen Zweifel unterliegen, daß der neue Präsident aus der Mitte der Frei- oder Deutschconservativen hervor gehen würde, und nachdem sich die Centrumspartei gegen die Wahl eines Präsidenten aus den Reihen eines Freiconservativen erklärt hatte, wurde die Wahl eines Deutschconservativen sicher. Diese erfolgte auch dadurch sehr einfach, daß sich die Centrumspartei und die beiden konservativen Fractionen für die Wahl des Abg. v. Seydewitz erklärt hatten. Derselbe erhielt von 324 Stimmen 195, war also gewählt. Dem Rück tritte deS Präsidenten v. Forckenbeck ist derjenige des einstigen Vicepräsidenten Freiherrn Schenk v. Stauffen berg fast auf dem Fuße gefolgt. In einem zu Be ginn der Sitzung des Reichstags vom 21. Mai ber ufenen Telegramme theilt Freiherr v. Stauffenberg mit, daß erneute heftige Erkrankung es ihm unmöglich erscheinen lasse, den Zeitpunkt seines Wiedererscheinens im Reichstage zu bestimmen und er deshalb von seinem Posten zurücktrete. Die Nachrichten, welche aus der Heimath deS Freiherrn über seinen persönlichen Zustand an seine Freunde gelangten, sollen allerdings keines wegs befriedigend lauten, doch dürfte es keinem Zweifel unterworfen sein, daß Freiherr v. Stauffenberg den Rücktritt aus seiner Präsidentenstellung als eine logische Folge des Herrn v. Forckenbeck und der allgemeinen Lage betrachtet hat, daß nach allen stattgefundenen Vor gängen im Innern des Reichstags nunmehr das Cen trum die Anwartschaft auf Besetzung des ersten Vice- präsidenten-PostenS hat, dürfte wohl nicht zu bestreiten sein. In den englisch-französischen Beziehungen ist in den letzten Tagen m Bezug auf die Lage der Dinge im Orient eine sehr bemerkenswerthe Verstimmung eingtz- treten. England wollte nicht in. ein scharfes Vorgehen gegen den Btrekvnig voll Aegypten willigen, und das hat in Frankreich Mißtrauen hyvorgerufen. Die französischen durch wa! Mätter greifen die -nglW Haltung in heftigster Weise chüdafrjka z an und die englischen Blatter bemühen sich nun, tue , Wiker und der Nutzbarmachung Vorwütfe der ftanzösischen Presse zu wiederlegen und findenden Reichthümer unten Amts Statt der Lönigl. Aintshauptmaimschast Großenhain, -er LSnigl. Gerichtsämter Kiesa und Strehla, sowie -es Stadtraths M Mesa nnd des Stadtgemeinderaths M Strehla. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. «1 . - lkrscheint in Riesa wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. — AbonnementSpreis vierteljährlich l Mark 25 Pfg. — Bestellungen nehmen alle «chsirt. die lk-pedilionen in Riesa und Strehla Schon), in Stauchitz Herr Bruno Dörsel, sowie alle Bonn emgegen. — Inserate, welch« bei dem ausgebreuete» wirksame Verossenluchung finden, erbitte» wir uns bis TagS vorher Bormutazs l>> Uhr.