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den beiden Dresdner Bauunternehmern Herren Helm und Friese, welchen bereits die Bauten in Riesa über tragen worden sind, übergeben «erden. Döbeln. Dieser Tage sind ntehrer« hiesige Ge schäftsleute arg beschwindelt worden. Im Auftrage eines unbekannten jungen Burschen wurde ein -nab« in ein hiesiges Geschäft geschukt, um angeblich für einen hiesigen geachteten Bürger Maaren zur Auswahl zu erbitten. In drei Fällen wurden auch solche ohne Bedenken verabfolgt, als aber ein Bierter die Gegen stände selbst an den angegebenen Herrn ablieferte, stellte sich heraus, daß derselbe weder Auftrag ertheilt, noch Maaren empfangen hatte. Hoffentlich gelingt es unserer Polizei, der die Sache wohl angezeigt sem wird, de» Schwindler ausfindig zu machen und den selben der gerechten Strafe zu überliefern. Dresden, 12. April. Das „Dresdn. Journ." enthält einen interessanten, vom königl. statistischen Bureau veröffentlichten Artikel, welcher die Wandelungen dar stellt, die sich in den letzten 35 Jahren in der Boden benutzung deS Landes vollzogen haben. Wir heben aus demselben Folgendes heraus: Die den öffentlichen Zwecken dienenden Flächen sind in Sachsen seit der Grundsteuerregulirung von 1843 auf 33,726 tm an gewachsen, wovon 6874 Im auf die Eisenbahnen und 4080 Im auf fiskalische Straßen und Chausseen kommen. Die Flächen der Haus- und Hofräume haben sich von 8832 da auf 12,249 Im vermehrt. Auch die im Dienste der Landwirthschaft stehende Fläche ist um 32,548 tm größer geworden, freilich nur auf Kosten der Wald fläche, welche von 463,305 lm auf 415,161 Im herab gegangen ist. Letzterer Rückgang betrifft jedoch nur die Privatwaldwirthschaft, die Staatswaldwirthschaft ist im Gegentheil umfänglicher geworden und umfaßte An fangs 1879 eine Fläche von 169,246 Im. DasAcker- und Gartenland hat sich um 27,089 Im, das Wiesen land um 20,899 tm vermehrt, wogegen das Weideland um fast die Hälfte, das Weinbergsland um den vierten Thcil kleiner geworden ist. Das Acker- und Garten land hat sich im Regierungsbezirk Leipzig am meisten, nämlich um 4,88 °/<i der Gesammtfläche vermehrt; der Wald verminderte sich in allen Regierungsbezirken, am meisten (um 5,^ "/«) in der Kreishauptmannschaft Leipzig. Bon der Gesammtfläche des Landes waren im Jahre 1878: Acker- und Gartenländercien 54,34 °/», Wiesen 12,45"/», Forsten und Waldungen 27,77 "/«, Wegeland (Straßen, Bahnen rc.) 2,^ °/», Weiden 1,03 "/», Weinberge 0,03 °/». Von der landwirthschaftlich benutzten Fläche waren 80°/» Acker- und Garten ländereien, 18,34 °/o Wiesen, 1,53 "/<> Weiden, 0,73 °/» Weinberge. Von den Acker- und Gartenländereien waren im Jahre 1878 bestellt: mit Getreide 62,94°/», mit Hackfrucht 18,4z "/», mit Handelsgcwächsen 1,27 «/», mit Futterpflanzen 13,7z '/», mit Gartengewächsen 1,7g °/». Vom Ackerland waren bestellt 5,»»"/» mit Weizen, mit Roggen 27,48 °/», mit Gerste 4,3» °/„ mit Hafer 21,«z °/o, init Kartoffeln 14,4 z °/». Dresden, 16. April. König Albert und Königin Carola haben heute die kgl. Villa in Strehlen bezogen und werden dort voraussichtlich bis Ende Mai rcsidiren. Wie der „P. A." mittheilt, gedenkt Se. Majestät in Folge neuer Dispositionen erst am 23., Abends 8 Uhr, nach Wien zu reisen und wird somit den Tag Seines Geburtsfestes zur Freude Aller in der Residenz ver bleiben; die erst abgesagte große Parade findet auf Grund dessen nun bestimmt statt. Sebnitz, 16. April. Am zweiten Osterfeicrtage läutete man hier vergeblich einem Brautpaare, denn die Braut war im Wagen, nachdem sie auf dem Standes- amte gewesen, ohnmächtig in Krämpfe gefallen. Nach Verlauf einiger Zeit begab sich der Geistliche in's Hoch zeithaus, um sie vielleicht daselbst trauen zu können, allein die Braut blieb im bewußtloßen Zustande und war am andern Morgen ein Opfer deS Todes. Als Grund will man allzufestcs Schnüren wohl angeführt haben zu diesem für die Familien so bedauerlichen Fall. Kamenz. Hier ist gegenwärtig ein Kunstwerk seltener Art ausgestellt. Dasselbe besteht in einem vom Holzbilohauer Schulze angefertigtcn Blumenbouquct, das für die goldene Hochzeitsfcier der kaiserlichen Majestäten Deutschlands bestimmt ist. Dasselbe ist zusammcngc- stellt aus einem Lorbeerzweige, aus Kornblumpflanzcn mit Knospen und Blttthcn, aus Rosenzwcigen und Feld blumen, Alles aus Holz geschnitzt und bis in's Kleinste treue Nachbildungen der natürlichen Formen. Der Künstler will das Kunstwerk vor der Uebergabe an die allerhöchsten Herrschaften noch in verschiedenen Städten Deutschlands ausstcllen. Schandau, 16. April. Am Dienstag Morgen '/,2 Uhr trafen Se. M. der König und Se. K. H. Prinz Georg mittelst Extrazugs in Schandau ein. Be reitstehende Equipagen nahmen die hohen Herren auf, um Se. Majestät auf Reinhardsdorfer Revier und Se. K. H. Prinz Georg , hin, ging an das Fenster unlr blieb dort eine ganze Postelwitz fuhr, plötzlich Weile stehen. Dann wandte sie sich wieder um, kehrte mit der Miene deS SchuldbewußtseinS zum Tische zu rück, nahm den Brief nochmals auf und — ließ thn hinter den alten eichenen Schreibsekretär fallen, der in einer Ecke deS Zimmers stand. „Eine noble Handlung ist es nicht," sprach sie, wieder an'S Piano tretend, zu sich selbst, „aber ich hab'S nun einmal gethan. War eS ein Antrags so schadet eS ja nichts, denn Schwester Dora würde ihn niemals heirathen — war eS keiner, nun so wird es auch nicht viel zu bedeuten haben." — Vierzehn Tage später kam Dora eines Abend- vom Besuche bei einer Freundin mit der Nachricht zurück, daß Doktor Walden seine Stellung als Sprach lehrer am hiesigen Gymnasium aufgegeben und eine solche an der Bürgerschule einer anderen Stadt ange nommen habe. „Bist Du dessen ganz gewiß?" fragte Lucia, sich zu einem ruhigen Tone zwingend. „Ganz gewiß," antwortete Dora. „Ich hörte es von Helenen, und die hat es von Doktor Walden selbst." „Wann reist er ab?" — Lucia bemühte sich ver geblich, möglichst gleichgiltig zu fragen, denn ihre Stimme zitterte ein wenig. „Sehr bald," erwiderte Dora. „Ich glaube, noch diese Woche." Und wenige Tage darauf brachte denn auch Dora wirklich die Nachricht mit, daß der Doktor bereits ab gereist sei. „Abgcreist!" wiederholte Lucie erbleichend, denn die Mittheilung versetzte ihrer süßesten Hoffnung den Todesstoß. „Ja," entgegnete Dora, „und zwar heute Morgen. Ich meine, er hätte dock Herkommen und uns Lebe wohl sagen sollen." Lucie stand ohne ein Wort zu sprechen auf und ging in ihr Zimmer. „Arme Lucie," sprach Dora zu sich selber, „so war er ihr also doch nicht gleichgültig!" In ihrem Zimmer angekommen, kniete Lucie am Fenster nieder und weinte sich tüchtig aus. Sie hatte es bisher nicht geahnt, wie theuer ihr Walden war. Sie war ihm stets gut gewesen und hatte gehofft, ihn eines Tages mit einem vertraulicheren Namen nennen zu dürfen. Jetzt erst wußte sie, daß sie ihn wahrhaft liebte. „Aber er liebte mich ja nicht wieder," schluchzte sie. „Es muß ja so sein, sonst hätte er mich nicht so, ohne ein Wort des Abschiedes, verlassen können. Ich hätte doch gedacht, daß ich ihm werther sei." Prinz Georg, K H., nach dem Postelwitzer Revier zur I Bei dem Gedanken, der ihr jetzt in den Sinn kam, Auerhahnjagd zu führen. Ein gestern hier courstreudeS erröthete Lucie rin wenig. Sie legte den Brief wieder Gerücht besagte, daß, während .. , ' --- . - von dem Bahnhöfe aus durch s von einem oder mehreren Strolchen den Pferden in die Zügel gegriffen worden sei. Wie der „P. A." hört, beschränkt sich dieser Borfall auf einen Unfug, dessen sich mehrere junge Leute au-Postelwitz schuldig gemacht, die in angetrunkenem Zustande auf dem Nach hausewege vom Tanzsaale begriffen waren. Diesen Muthwillen werden sie wohl zu büßen haben. Drei von ihnen sind bereits verhaftet. Zittau. Eine stärkere Abtheilung sächsischer Husaren (2. sächs. Reg.) traf am 14. April hier ein, um be hufs Verstärkung des Cordons gegen die Rinderpest nach der Grenze abzugehen. Bon anderer Seite wird noch berichtet, daß im preußischen Gebiete ebenfalls sehr starke Truppenabtheilungen an den betreffenden Grenzen stationirt wocdeu sind. Zittau hatte seit dem Kriegs jahre 1866 keine Husaren, sächsische überhaupt noch nicht, gesehen. Chemnitz, 15. April. Es ist hier ein Verein zur Wahrung der Interessen Handel- und Gewerb- treibender ins Leben getreten, dessen Zweck ist, dem immer mehr überhand nehmenden Schwindel im Ge schäftsleben entgegen zu treten und dem reellen Geschäfts mann den ihm gebührenden Platz in der Geschäftswelt zurück zu erobern. So schwierig dies Unternehmen erscheinen mag, so wird sich doch durch Energie und Ausdauer mit der Zeit auf dem bezeichneten Gebiete Manches erreichen lassen, wenn nur das Publikum derartigen Bestrebungen die wünschenswerthe Aufmerk samkeit zuwendet. Stollberg. Die Eisenbahnstrecke St. Egidien- Stollberg ist, wie verlautet, so weit fertig gestellt, daß sie mit Beginn des diesjährigen Sommerfahrplans der Eisenbahnen, den 15. Mai, dem öffentlichen Verkehr übergeben werden kann. Plauen. Ein höchst erschütternder Vorfall trug sich am ersten Osterfeiertage in der Kirche zu Arnolds- grün zu. Eine Frau, welche den Gottesdienst bei an scheinend gutem Wohlsein besucht hatte, war während desselben eingeschlafen. Da sie auch bei Beendigung der Feierlichkeit nicht erwachte, gedachte man sie auf zuwecken; allein sie ließ sich nicht mehr erwecken, denn sie war — todt. Ronneburg. Vor einigen Tagen wurde hier ein Münzfälscher verhaftet. Derselbe hatte den Doppel kronen ähnliche Spielmarken galvanisch vergoldet und durch diese Manipulation die Falsisicate ziemlich täuschend hergestellt. Durch vie Verausgabung eines solchen Stückes in Gera an eine andere Person wurde der Fälscher entdeckt. . Der Brief. „Da geht der schrecklichste Mensch in der ganzen Stadt!" sagte Lucie Gilbert am Fenster stehend und den jungen Doktor Walden beobachtend, der eben seines Weges ging. „Wirklich der schrecklichste Mensch! Manchmal glaube ich überzeugt zu sein, daß er mich liebt und es mir bekennen wird, und dann halte ich es wieder sür Jrrthum und meine, Dora sei der Geg cnstand seiner Neigung, wenn überhaupt eine solche existirt. Er ist gar zu blöde in Gegenwart von Damen. Ich wüßte wahrhaftig nicht, weshalb er sich vor mir zu fürchten hätte! Ich bin ihm gut, und wenn er die Augen ein ganz klein wenig offen hielte, dann müßte er das merken." Dann seufzte sie leise und setzte sich an dasselbe Piano, an welchem sie vor einer halben Stunde dem Doktor das Lied: „Das ist im Leben häßlich einge richtet —" vorgesungen hatte. „Möchte nur wissen, weshalb er Dora zu sprechen wünschte!" dachte sie und ließ dabei die Finger accom- pagnirend über die Tasten gleiten. Er wird doch keine Erklärung beabsichtigen, denn er sollte wissen, daß sie verlobt ist. Und dennoch, er ist ein solcher Sonderling, daß es mich nicht wundern würde, wenn cs trotzdem so wäre. Es ist gar nicht unmöglich, daß er einmal von ihrer Verlobung gebört und es inzwischen vergessen hat. Was mag er ihr nur ge schrieben haben? Er muß den Inhalt für sehr wichtig halten, denn er bat mich, ihr ja den Brief sogleich zu geben, wenn sie nach Hanse käme, und er brauchte eine volle halbe Stunde dazu, ihn aufzusetzen." Sic stand auf, trat zum Tische und ergriff den Brief, welchen Doktor Walden an ihre Schwester ge schrieben hatte. „Was wohl darin stehen mag," fuhr sie, den Brief gegen da- Licht haltend, fort. „Er sah ganz so auS, als wolle er «inen HeirathS-Antrag machen. Wenn ich dächte, daß es «in solcher wäre Zwei Jahre waren vergangen, da stieß Lucie durch Zufall auf den Brief, den Doktor Walden an jenem Nachmittage an ihre Schwester gerichtet und den sie dieser verheimlicht hatte. Sie wollte den alten verschnörkelten Sekretär an eine andere Stelle rücken und fand das Schreiben an demselben Platze, wohin sie es damals gesteckt hatte. Bei dem Anblick desselben röthete die Scham ihre Wangen. „Wissen möchte ich doch, was darin steht, dachte sie es aufhebend. „Dora ist verheirathet und fern von hier, und jetzt darf ich es doch wohl lesen. Freilich, was ich damit that ist um nichts ehrenhafter, als wenn ich es gelesen hätte." Sie erbrach den Brief und las ihn durch. Als sie damit zu Ende kam, war ihr Gesicht todtcnbleich geworden, denn er lautete: „Geehrtes Fräulein! Diesen Nachmittag beabsichtigte ich Ihnen einen Besuch abzustatten, erfuhr jedoch von Ihrer Fräulein Schwester, daß Sie verreist seien und erst in einigen Tagen heimkehren würden. Ich wünschte eine Frage an Sie zu richten, und vielleicht ist es besser, ich thue es in dieser Weise, als persönlich. Es kann Ihnen kaum entgangen sein, daß ich Ihr Fräulein Schwesteer liebe. Ich habe bisher zu Niemandem davon gesprochen, ebensowenig wie ich mich ihr selbst gegenüber zu er klären wagte. Dennoch schmeichle ich mir, daß sie meine Gefühle kennt. Nun erzählte man mir gestern, sie habe sich verlobt. Ich bitte Sie, mir offen zu sagen, ob dem so ist. Ist es wahr, dann werde ich ihr selbstverständlich niemals gestehen, was ich gewünscht und gehofft habe. Steht aber meiner Bewerbung um sie nichts im Wege, dann ersuche ich Sie um um gehende Benachrichtigung. Anderen Falles wird mir Ihr Stillschweigen sagen, daß ich nichts zu hoffen habe. ' Ihr hochachtungsvoll ergebener Einil Walden."