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Redaktion, Druck und Verlag von E. F. Srtllnumn tn Riesa- ck. von »er Ei- «chlach- Butterpreise in Riesa. Sonnabend, den 30. Juli 1870. Die k »Utter I-ft-tc IS N«,r. - M. bi« 16 «ar. 8 iv! Wochenmarkt in Meißen. Sonnabend, den so. Juli 1870. Eine Kanne Butter loltete IS Ngr. 2 Pf. bi« 18 Ngr. - Pf. 1 Ferkel 1 Thir. IS Ngr. bis 2 Thlr. IS Ngr. (»so Stück.) Neueste Nachrichten. Leipzig, 31. Juli. Aus Berlin kommen höchst interessante neue Enthüllungen über die un ersättliche Raubgier Napoleons. Schon vor 1862, ehe Bismarck das auswärtige Amt über nahm, begehrte Napoleon Belgien und die Rhein lande, wozu Preußen gegen Entschädigungen in Deutschland mit helfen sollte. Vor dem Ausbruche des Krieges 1866 wurden bald Luxemburg, bald —, — , .... die Grenzen von 1814 mit Landau und Saar louis, bald die französische Schweiz und der fron- Msch redende Theil von Piemont begehrt. Im Mai 1866 wurde Preußen «in Schutz- und Trutz, bündniß angeboten, Napoleon wollte mit 300,000 Mann am Kriege gegen Oesterreich Theil nehmen, Preußen sollte schließlich deutsche Länder mit sieben bi» acht Millionen Einwohnern und di« Oberherr schaft, Frankreich die Länder zwischen Mosel und Rhein, dann Rheinbavern, Birkenfeld und Rhein hessen erhalten. Als im Juni 1866 diese« Aner bieten abgewtesen worden, rechnete Napoleon nur noch auf den Sieg Oesterreich« und auf die Aus beutung Preußen« nach einer Niederlage. Seit dem hat Napoleon nicht aufgehört Preußen durch Anerbietungen auf Kosten Deutschlands und Bel gien» in Versuchung zu führen. Aus Allem geht hervor, daß Monsieur Napoleon der größte Ver schwörer gegen die Ruhe Europas ist, und daß ganz Europa mit vereinten Kräften diesen Verbrecher Niederschlagen müßte. Berlin, 31. Juli. In einem Aufruf an das Volk zeigt der König seine Abreise zur Ar mee an. Im Hinblick aus die einstmmige Erhe bung des Volkes erläßt er eine Amnestie für po litische Verbrechen und Vergehen. — Die Abreise erfolgt 6 Uhr Abends. Graf Bismarck begleitet den König. Heute, Sonnabend, den 30. Juli, Vormittag. Saarbrücken vom Feinde angegriffen. Trotz sehr bedeutender Ueberlegenheit desselben Angriff siegreich abgewiesen. Details noch nicht einge- 8 München, 30. Juli. Es erregt hier pein liches Aufsehen, daß der Kanzler der früher hier beglaubigten Französischen Gesandtschaft, Herr Hort-, noch in München verweilt. Die Gesandt schaft der Königin von England hat den Herrn unter der Form angeblicher dienstlicher Verwen dung unter ihren Schutz gestellt. München, 31. Juli. Nach bei dem Kriegs ministerium eingegangenen Nachrichten plänkelten am LS. Juli bayerische Jägerpatrouillen gegen französische Reiterpatrouillen und Douaniers. Feindlicherseits ist ein Mann gefallen, unserseits kein Verlust. Kopenhagen, 30. Juli. (W. T. B.) Nach der „Berlingske Tidende" haben sich zwei Franzö sische Panzerschiffe hier vor Anker gelegt. London, 31. Juli. Gladstone sprach beim Citibanket: England werde ehrliche Neutralität bewahren, nicht aus Selbstsucht, sondern wegen Krtegslocalisirung und mutueller Vermittelung, dabei jedoch eigene Vcrtheidigungsmittel nicht ver nachlässigen. Neutralität sei schwierig gegenüber mancherlei Forderungen der Kriegsführenden. Tage-aeschichte. Breslau, 24. Juli. Für die Verwunde ten der deutschen Armee und die Hinterbliebenen der Gefallenen fanden an der gestrigen Börse Zeichnungen statt, welche am Abend bereits eine Höhe von 80,000 Thalern erreicht hatten. Görlitz, 27. Juli. (G. AI Der französische Vice-Consul in Königsberg i. Pr., Dahse, der angewiesen war, binnen 24 Stünden die deutschen Staaten zu verlassen, hatte des Gesundheitszu stände« seiner Frau wegen gebeten, als Privat mann in Königsberg verbleiben zu dürfen. Das Gesuch ist abgeschlagen worden. Derselbe wurde am Montag Mittag auf hiesigem Bahnhofe auf Anweisung von Berlin verhaftet und später in das hiesige Polizei - Gefängniß gebracht, weil er sich der Spionage verdächtig gemacht hatte. Zwei Begleiter desselben sollen am Montag per Extra post nach Zittau entkommen sein. Königsberg i. Pr., 28. Juli. Infolge des Aufrufs zur Bildung einer freiwilligen Scewehr hat die Elbinger Dampfschifffahrtsgesellschaft alle, darunter 5 seetüchtige Dampfer dem königlichen Werft in Danzig zur Disposition gestellt. Paris, 27. Juli. Das „Journal officiel" veröffentlicht ein Decret, durch welches die Kaiserin zur Regentin ernannt wird. Das „Journal officiel" sagt, der Kaiser habe den Befehl ektbeilt, die Gefangenen mit größter Humanität zu behandeln. Das „Journal officiel!" sagt bezüglich der von der „Times" veröffentlichten Verträge: Nach dem Prager Frieden fanden wirklich in Berlin zwischen Bismarck und Benedetti Besprech ungen über ein Allianzproject statt. Einige von den in dem Dokumente der „Times" enthaltenen Ideen wurden angeregt, die französische Regierung hat aber niemals von einem schriftlich formulir- ten Entwurf« Kenntniß gehabt. Was die Vor schläge betrifft, welche bet diesen Unterredungen besprochen worden sein mochten, so hat der Kai ser sie verworfen. Es wird Niemandem entgehen, zu welchem Zwecke man heute die öffentliche Mei nung Englands zu täuschen sucht. Das „Journal officiel" meldet, daß die Depar tements Niederrhein und Oberrhein in Belage rungszustand erklärt sind. Von der Altersklasse 1869 wurden 90,000 Mann zur activen Dienstleistung einberufen. Pari«, 28. Juli. Der Kaiser, der kaiserliche Prinz und Prinz Napoleon sind heute zur Armee abgereist. Paris, 29. Juli. Das heutige „Journ. officiel!" bringt folgende Proklamation des Kai sers an die französische Rheinarmee, datirt aus Metz vom gestrigen Tage: „Ich stelle Mich an Eure Spitze, um die Ehre des vater ländischen Bodens zu vertheidigen. Ihr werdet eine der be sten Armeen Europas bclämpsen. Doch auch andere Armeen, welche ebenso tüchtig waren, konnten Eurer Tüchtigkeit nicht widerstehen. Gleiches wird heute der Fall sein. Der Krieg wird lang und mühevoll. Aber Nichts übertrifft die zähe Kraft der Soldaten, welche in Afrika, in der Krim, in Italien, in Mexico kämpften. Welchen Weg immer wir außerhalb der Grenzen des Vaterlands einschlagen, wir finden stets die ruhm reichen Spuren unsrer Väter und werden uns ihrer würdig ^en^Ä^^^n^I^beEÜü^uch mit glühenden Wün- Du haft «schrieben "k" sagte er, doch etwa« selt sam berührt durch die Wahrnehmung, daß seine Frau consequent vor ihm ihre Manuskripte verbarg. „Ich nottrte mir einige WmhschaftSauSgaben," sagte sie leichthin. Die Frauen, auch di« besten, haben ohne Stocken eine Lüge »ur Hand, wo sie noch chut. „Aber Du bist noch im Moraenkleide und es ist bald Mittagszeit! — Wander wird auch nicht mehr lange ausbleiben." Sophie warf einen Blick auf die Uhr. „Wahr haftig — Du hast Recht! O, diese Saumseligkeit! — Aber dafür will ich jetzt auch doppelt eilen. Adieu, liebe« Männchen; in einer Viertelstunde sehen wir uns wieder!" Sie küßte ihren Gatten und hüpfte davon. (Fortsetzung folgt.) Bekanntmachung. Die Dienstmagd Henriette Krelle in Pochra, seit einigen Tagen schwer krank, hat gestern Mittag Pochra verlassen, um nach Riesa -u einem Arzte zu gehen, ist aber bi« jetzt nicht zurückgekehrt. Dies wird hierdurch mit dem Ersuchen bekannt gemacht, etwaige Nachrichten über den Verbleib der rc. Krelle sofort hier anzuzeigen. Riesa, den 1. August 1870. Königliches GerichtSamt. UMIg. — Kirchennachrichten von Riesa. Mittwoch, den 3. August: außerordentlicher Butz- und Bcttag. In Riesa predigt Norm. 8 Uhr: Herr Pastor Böttcher. In Weyda predigt Norm. 8 Uhr: Herr Diaco- nus Richter. Kirchcnnachrichten aus Strehla. „Der Hohen Orts für Mittwoch, den 3. August s. c., angeordnete außerordentliche öffent liche Gottesdienst nimmt früh 8 Uhr seinen An fang. Es wird freundlichst gebeten, während dessel ben alle Werktagsarbeit ruhen zu lassen; Niemand fehle an heiliger Stätte." scheu. Da« Weltall ha unscrm »folge häng« vftisaüon ab. Thur Jei ten wird mit un« sein.' Paris, 30. Juli. Da» „Journal officiel" veröffentlicht ein Schreiben Benedetti'S vom gestri gen Lage, welche- behauptet, Graf v. Bismarck habe mehrfach Frankreich angetragen, bei der Annexion Belgien» behilflich zu sein gegen die Comvensation einer Vergrößerung Preußen«. Der von der „Times" veröffentlichte Vertragsentwurf sei von Benedetti nach dem Dictat Äirmarck'S geschrieben worden. Der Kaiser habe beständig diese Präpositionen abgelehnt. Seit dem Pra ger Frieden habe kein neues Pourparler über die sen Gegenstand stattgesunden. In Genua wurden zwei Waffen-und Munt- tionsdepot« entdeckt und mehrere Verhaftungen vorgenommen. Ein in Mailand beabsichtigtes Frte- densmeeting wurde abgesagt. Infolge dessen fand ein Straßencrawall statt, bei welchem Flinten schüsse fielen; die Polizei hat Waffen und Muni tion und Orsinibomben aufgefunden. Florenz, 27. Juli. Di« „Gazetta di To rino" beschuldigt den Minister des Aeußern, ein doppeltes Spiel zu spielen, da er bereits Frank reich verpflichtet sei und mit England und Oester reich über die eventuelle Friedensvermittelung unterhandle. Florenz, 29. Juli. General Lamarmora ist in das sranzöstsche Hauptquartier abgereist, um den Operationen heizuwohnen. Florenz, 26. Juli. Die klerikale „Armonia" meldet die bevorstehende Ernennung des Generals LaMarmora zum Commandanten des Truppen corps, welches die Bestimmung haben wird, die Franzosen im Kirchenstaate abzulösen. — Zum Commandanten des nördlichen Observations-Corps an der Etsch soll der Kronprinz Humbert ernannt werden. — Die Stimmung der Armee ist düster. — Admiral Jsola, Commandant des Mittelmeer-Ge schwaders, wurde telegraphisch hierher berufen, um im Kriegsministerium den Berathungen von Generälen über die Vertheilung der Armee im Kriegsfall beizuwohnen. Nach zuverlässigen Nachrichten, welche der „N. Pr. Ztg." aus Italien zugehen, scheinen sich dort sehr ernste Ereignisse vorzubereiten; die Actions partei ist in sichtlicher Thätigkeit. Das politische Barometer steht auf Sturm. Terni, 25. Juli. An der ganzen Grenze des Kirchenstaats dauern die Anwerbungen für die Garibaldianer in großem Maßstab fort. Terni und Narni sind von Roihhemden überfüllt. Ein Theil derselben ist zu einem Zug gegen Rom be stimmt, Viele wollen aber auch nach Preußen, um dort die Franzosen zu bekämpfen. Der Haß gegen Frankreich ist außerordentlich, täglich finden Demonstrationen statt. Aus Rom wird berichtet, der dasige franzö sische Gesandte habe dem Papste ein Glückwunsch schreiben der Kaiserin Eugen!« überreicht für die Erklärung seiner Unfehlbarkeit. Paris. Herr.Olozaga, der spanische Ge sandte tn Paris, hat für seine außerordentlich franzosenfreundliche Haltung das Großkreuz der Ehrenlegion bekommen. Der „Figaro" enthält folgende Mittheilung, welche nicht etwa ein Scherz sein soll: „Ich wette 200,000 FrcS. gegen 100,000 FrcS., daß die fran zösische Armee den 15. August d. I. in Berlin cinziehen wird. Das Geld ist deponirt. Thomas, Notar zu Pari«, Offizier der Ehrenlegion." (Tho mas ist der Netteste von den Pariser Notaren.)