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94 dazu gab ein Hoch auf den Gefeierten, indem Herr Bürgermeister Adv. Sieger die Verdienste und vorzüg lichen Eigenschaften des von uns Scheidenden rühmend hervorhob und mit dem Wunsche schloß, daß Gott ihn noch recht lange zum Segen seiner Gemeinde und zum Heil seiner Familie erhalten möge. Hier auf sprach der Ehrengast, nach stenographischer Nie derschrift, folgende Worte: .^verehrte Anwesende! Gestatten Sie mir ein kurzes Wort. SS würde ein langes Register kein, wollte ich all' das Gute namhaft machen, welches mix in dieser Gemeinde ohne Verdienst und Würdigkeit zu Theil geworden ist und zu Theil wird bis auf diese schöne Stunde, die uns hier gekommen ist. Ja, ich fühle cS, daß Scheiden wehe thut. Ich glaube es nicht ver sichern zu müssen, aber, ich scheide doch mit dem Bewußtsein, daß ich Sie treulich lieben lernte, und scheide auch, ich wage «S zu sagen, mit dem Bekenntniß, daß ich nach meiner schwachen Kraft Ihnen habe dienen wollen an Ihrem besten Theil. Ich wage es zu sagen, ja, ich muß cs nach meiner Ueberzeugung sagen, weil mir die Demuth verhaßt ist, welche, näher besehen, sich als Hochmuth entpuppt. Ich scheide mit dem Herzens wünsche, daß der «reue Herr an Ihnen und an Ihren Kindern und Kindeskindern reich vergelten wolle, was Sie an mir ge- than haben. Und ich scheide endlich mit dem Versprechen, daß ich mein Riesa nie vergessen werde, diese Stadt, die es mir hat zu erkennen gegeben, daß sie auch Geistliche zu ehren und hoch zu achten weiß. Riesa, meine erste Liebe, lebe hoch! Hierauf sprach Herr Doctor Fiebig wie folgt: Es giebt Stellungen, die bringen mit ihrer Würde Auch nächstdem unvermeidliche Bürde. So ist die Stellung eines Bürgermeisters in Stadt und Land Eine wenig beneidenswerthe genannt. Doch kommen ihre Inhaber ost zu hohen Ehren, Wenn sie das Gemeinwohl mehren. Nun ist die Sparkasse ein voller Beweist Mr unseres Bürgermeifter's Fürsorge und Fleth: Ein Gönner ist er der Schuten und Lehrer; Darum gerade wir seine aufrichtigen Verehrer. Des Rechts- und Gemeinwohls-Träger Unser Bürgermeister Sieger, er lebe Hoch! Sodann sprach Herr Privatgelehrter Lange: „Meine Herren und Damen! Wer fremdes Eigenthum nimmt und für sich verwendet, der ist ein Dieb, wie sie von jedem Rechtskundigen erfahren können. Nun ist unser bestes Eigenthum unser Herz. Da hat vor nun bald fünf Jahren der Herr Pastor von Dörschnitz, unser zeitheriger Diaconus, als er über Prausitz zu uns gekommen ist, der dortigen Pastors tochter das Herz gestohlen, die er nachher als Ehefrau Heim führte. Dann bat er hier viele, viele Herzen genommen und trägt sie nun mit fort. Was verdient er deshalb für Strafe? Wir wollen ihn auf eine Besserungsanstalt schicken, wo sein Ge halt aufgebessert wird: und wenn das nicht Hilst und er dort immer wieder im Rückfall Herzen stiehlt, so soll er aus's Land'S- ArbeitshauS kommen, wo er mit seiner Milde segensreich für'S ganze Land zu wirken und zu aroeiten hat. Mel.: Wer meine Ban« gestohlen hat: Wer manches Herz gestohlen hat, der ist ein Dieb, Und wer es uns nicht wieder giebt, der bleibt uns lieb! Dort sitzt der Herzensdieb! Er lebe Hoch!!! — Unter -en übrigen Toasten heben wir noch die der Herren Stohwasser (auf die Frauen), k. Körner (auf die anwesenden Rechtsgelehrten), Advocat vr. Eck hardt (auf das Glück zwischen dem k. Körner und der Gemeinde Dörschnitz), Rector Bachmann (auf die Stadt verordneten) besonders hervor. Nachdem dann noch, auf die Ansprache des Ehrengastes, eine Sammlung zu Gunsten einer vor einigen Tagen mutterlos ge wordenen zahlreichen und armen Familie veranstaltet und dabei ein Ertrag von 20 Thlrn. eingekommen war, lößte sich die zahlreiche Tafelrunde erst lange nach Mitternacht auf. Am andern Morgen, Vor mittag II Uhr, hatten sich mehrere Bürger, theils zu Fuß, theils zu Wagen eingefunden, um den schei denden Herrn k. Körner, welchen Dörschnitzer Ge- meindegkeder in 12 Equipagen bis hierher entgegen gekommen waren, das Abschredsgeleit zu geben. Auf dem Wege bis nach Dörschnitz hat der so beliebte Geistliche nicht weniger als sieben Ehrenpforten zu passiren gehabt. Riesa, 7. Februar. Ein nichtswürdiger Eisen- baynfrevel ist in den heutigen Frühstunden auf der Dresdner Bahn verübt worden, ein Frevel, der ohne die Aufmerksamkeit eines Bahnwärters und des den Dresdner Frühschnellzug führenden Personals für letzteren jedenfalls eine entsetzliche Katastrophe herbei geführt hätte. Ein bei Langenberg stationirter Bahn wärter machte, als der Schnellzug im Anfahren war, die haarsträubende Wahrnehmung, daß zwei Eisen bahnschienen quer über dem Fahrgleis lagen und eine dritte Schiene von den Schwellen losgerissen und die Böschung herabgeworfen war. Sofort gab er dem herannahenden Zuge das Haltzeichen, dasselbe wurde auch gleichzeitig bemerkt und schleunigst beachtet, so daß der Zug von der Unglücksstelle noch fern blieb. Von dem Zugspersonal wurde ein fremdes Indivi duum, als der That dringend verdächtig, aufgegriffen und der hiesigen Gensdarmerie übergeben. Chemnitz. Am 28. und 29. März soll Hier selbst der l. Verbandstag der sächsischen Con- sumvereine abgehalten werden. Der Chemnitzer Consumverein beabsichtigt, mit diesem Verbandstag eine Muster- und Probeausstellung von allen möglichen Bedarfartikeln der Consum-Vereine zu verbinden. Im Interesse des Publikums. Durch die gegenwärtig rauhe und nasse Witter ung kommt es öfters vor, daß man sich Erkältungen zuzieht, die meist Diarrhöen und Leibschneiden zur Folge haben. In beiden Fällen kann der GS- L. ch. 8vi>SbvIs Mgvnbittorsr nicht genug empfohlen werden. WM"" VLoloxrLpkio Den geehrten Bewohnern von Riesa und Umgegend zeige ich hiermit ergebenst an, daß ich von näch stem Sonntag, den 14. dsS. MS. an, auf kurze Zeit mein photogr. Atelier hier aufschlagen werde und empfehle mich zu Portraits- und Landschafts-Aufnahmen und Reproduktionen. Unter Garantie nur schar fer und sauberer Büder, das Dtzd. Visitenkarten von 15 Ngr., 1 Thlr., 1^—2 Thlr. Gruppen nach Zahl der Personen von 5—20 Ngr. pr. Bild. Zur größeren Bequemlichkeit, besonders für auswärts, nehme ich ohne Preiserhöhung Familicngruppen m der Behausung der geehrten Herrschaften auf. Hochachtungsvoll Gchtoeog, Photograph, . wohnhaft bei Mad. Kirchhübel, Bahnhofstraße, woselbst ich VorauSbestellungen qbzugeben bitte.