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31. Jahr« Sonnabend, den 12. Januar 1878. Das Herumtragen von Bretzeln durch schulpflichtige Kinder in der Zeit von Abends 7 Uhr an und das Verkaufen und Anerbieten von Bretzeln in dm Gasthöfen und Restaurationen Seiten der schulpflichtige» Kinder überhaupt ist verboten. Zuwiderhandlungen werden an den Eltern und Erziehem der Kinder mit Geldstrafe bis zu 30 Mark oder mit Haft bestraft. Der Stadtrath z« Riesa, am 9. Januar 1878. Steger. Winkler, Reg. Es ist neuerdings wiederholt vorgekommen, daß von G eme indevorftänden Schankwirthen erlaubt worden ist, die ihnen von der Amtshauptmannschast regulativmäßig bis Nachts 12 Uhr gestatteten Tanzvergnügungen länger auszudehnen. Die Gemeindevorstände werden darauf aufmerksam gemacht, daß sie zu einer derartigen Erlaubnißertheilung durchaus nicht berechtigt sind und wiedervorkommenden Falls mit Ordnungsstrafen bis zu 30 Mark, auch die Schankwirtye, einer solchen unbefugten Erlaubnißertheilnng ungeachtet, mit der regulativmäßigen Strafe werden belegt werden. Großenhain, am 9. Januar 1878. Die Königliche Amtshauptmannschast. Pechmann. EMall und Aychcr Amtsblatt der Lönigl. Amtshauptmannschast Großenhain, der Sönigl. GerichtsSmter Riesa «n- Ärehla, sowie des Äadtraths M Riesa an) Ztadtgemeinderaths M Ärehla. Druck und Verlag von G. Ponsong in Riesa. Verantwortlicher Redakteur: X. Mader in Riesa. A?6 Erscheint in Riesa wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. — Aboiinementsprcis vierteljährlich l Mark LS Psg. — Bestellungen nehmen alle «aiserl. Poft-ilnftalten. die Expeditionen in Riesd und Strehla (E. Tä-on). sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welche bei dem auSgebreiteten Leserkreise eine wirksame Veröffentlichung finden, erbitten nm uns bis Tags vorher Vormittags l o lihr. — Jnsertionsbcträge von unbekannten auswärtigen Auftraggeber» werden, wenn dieselben nicht in Pofimarken bemegen, prrPoflvorjchuh erhoben. An unsere geehrten Abonnenten und Leser. -WU Von heute an legen wir jeder Sonnllven--N«mmer unseres Blattes eine belletristische Beilage, betitelt: „Erzähler a« der Elbe" gratis bei. Neben spannenden Romanen und Novellen wird diese Beilage unter der Rubrik „Miscellen" noch eine Reihe belehrender und unterhaltender Aufsätze, Charaden, Räthsel u.s.w. enthalten. Wir glauben dadurch den Bedürfnissen unserer geehrten Abonnenten, eine gesammelte Unterhaltungs-Lectüre zu besitzen, gerecht zu werden. Riesa, den 12. Januar 1878. Hochachtungsvoll und ergebenst Redaktion -es «Elbeblatts und Anzeigers". habe die ihm vorgelegten Bedingungen angenommen.— Binnen Kurzem werden umfassende Veränderungen unter den Inhabern der großen militärischen CommandoS vorgenommen. Der Ministerrath beschloß, die Generäle Ducrot, Bourbaki, Douai, Bataille abzusetzen. Italien. Rom, 9. Januar. Der König ist heute Nachmittag 2*/, Uhr gestorben, nachdem er mit den Tröstungen der Religion versehen worden war. Ueberdie letztenAugenblicke des Königs Victor Emanuel wird berichtet: Der König empfing heute Nachmittag einen Priester, welcher ihm die Sterbe sakramente spendete, in sehr ruhiger Stimmung. Der König ließ sodann den Kronprinzen und dessen Gemahlin rufen und sprach während einiger Minuten mit ihnen. Wenige Momente danach nahm der Frieselausschlag zu. Darauf ließ der König seine Umgebung zu sich kommen und richtete an Jeden einige Worte. Einige Augenblicke später starb der König. Die Nachricht von dem Tode des Königs verbreitete sich sofort durch die ganze Stadt und verursachte eine allgemeine große Bewegung. Die Kaufläden wurden geschloffen. (Der König Victor Emanuel II. war geboren am 14. März 1820 und ist somit nahe 58 Jahre alt geworden; er bestieg den Thron des Königreichs Sardinien, im März 1849 und nahm am 17. März 1861 den Titel „König von Italien" an, nachdem er durch Annexion der italienischen Länder das Königreich Italien begründet hatte. 1870 verleibte er demselben den letzten Rest des Kirchenstaates ein und r-sidirte seit 1871 in der Hauptstadt Rom. Zweimal vermählt und zweimal Witwer geworden, heirathete er im Jahre 1856 Rosina, die Tochter eines Tambour-Majors, mit der er in morganatischer Ehe lebte, nachdem er sie zur Gräfin von Mirafiore erhoben hatte. Den Thron Italiens' besteigt sein ältester Sohn Prinz Humbert, der mit der Prinzessin Margaretha, der Nichte des Königs Albert von Sachsen vermählt Bom Kriegsschauplätze. Zu den neuesten amtlichen russischen Telegrammen über den Balkanübergang der Russen bemerkt die turkophile „R. ft. Pr.": Die Berichte werden in demselben Maße allgemeines Erstaunen üb« die AuS- Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Dresden, 9. Jan. Inder heute Mittag in Gegenwart der Minister v.Nostiz-Wallwitz, Vr.v. Gerber und v. Könneritz, sowie der k. Regierungs kommissare geh. Regierungsrath Martens und geh. Regierungsrath Or. Freiesleben abgehaltenen Sitzung der Ersten Kammer erstattete Oberbürgermeister vr. Andr6 namens der ersten Deputation Bericht über die in Betreff von 88 2 und 5 des königl. Dekrets Nr. 26, die Studirenden auf der Universität Leipzig be treffenden, zwischen len Kammern bestehenden Diffe renzen. Die Kammer beschloß zu 8 2, bei dem von ihre gefaßten Beschluß stehen zu bleiben, beharrte auch rücksichtlich des zweiten Satzes von 8 5 bei ihrem früheren Beschlüsse, wogegen sie den übrigen von der Zweiten Kammer zu 8 5 gefaßten Beschlüssen beitrat. Die weiter zu dem königl. Decrete von der Zweiten Kammer gefaßten Beschlüsse: I. an die königl. Staatsrcgierung das Ersuchen zu richten, dieselbe wolle mit Rücksicht ans die durch die neuen ge- schlichen Bestimmungen sich ergebende Geschästsver- mmderung beim Universitätsgericht eine Reduktion des Beamtenpersonals bei dieser Behörde in Erwägung ziehen und der Ständeversammlung das Resultat dieser Erwägungen mittheilen; II. an die Staatsregierung den Antrag zu richten, zu er wägen, ob und inwieweit die auf dem Regulativ vom 12. März 1822 und dem Rescript vom 28. Februar 1829 beruhende Theilnahme des Universitätsrichtcrs mit Sitz und Stimme an den Bcrathungen der Leip ziger Polizeibehörde bei der nunmehr von 1. Oktober 1879 an veränderten Sachlage künftig noch aufrecht zu halten sei, wurden seiten der Ersten Kammer abgelehnt. Den zweiten Gegenstand der Tagesordnung bildete der münd liche Bericht der zweiten Deputation über das königl. Dekret Nr. 30, verschiedene Umgestaltungen in dem Landhause und dem daran stoßenden Schneider'schen Haüse betreffend (Referent: Bürgermeister Martins. Die Kammer beschloß, in Uebereinstimmung mit dem Beschlüsse d« Zweiten Kammer, der kgl. Staatsregirung auf das kgl. Dekret zu «klären, von einem Neu- und Umbau des Schneider'schen Hauses zur Zeit Abstand zu nehmen. Sämmtliche Beschlüsse wurden ohne De batte gefaßt. — 10. Jan. Die Zweite Kammer bewil ligte in ihr« heute Vormittag 10 Uhr abgehaltenen öffentlichen Sitzung die Pos. 27, 28 und 29 des ordentlichen Ausgabebudgets zu außerordentlichen Aus gaben für Landes-Heil-, Straf- und Versorganstalten, nach längeren Debatten mit einigen von der Finanz deputation vorgeschlagenen Abmindernngen. — 10. Jan. Der 3 Uhr 8 Min. früh von Wien vis. Prag in Dresden ankommende Courierzug hat infolge vorausgegangenen heftigen Schneesturmes gestern Abend 8 Uhr 20 Min. in Prag ohne den Wiener Anschluß abfahren müssen. Ebensowenig er reichte der Courierzug der Nordwestbahn heute Morgen in Tetschen den um 7 Uhr 55 Min. nach Dresden und Berlin abgehenden Courierzug der sächsischen Staats bahnen. Der Nachtschnellzug von Hamburg traf pünkt lich ein, ebenso heute Vormittag der bairische Schnell zug. Bis Mittag sind weitere Störungen nicht bekannt geworden. — Die sächsischen Staatsbahnen besaßen Ende 1877 im Ganzen 200 Stationen und 130 Halte stellen (davon 38 mit Kartirungsbefugniß), zusammen 330 Verkehrsstellen, die 6 Oberinspectionsbezirken über wiesen sind. Auf je 5,7 Kilometer Bahn kommt durch schnittlich eine Verkehrsstelle. An Personal waren auf den sächsischen Staatsbahnen Ende September 1877: 8769 Beamte und 17,539 Arbeiter, zusammen 26,308 Köpfe vorhanden, von denen zur Hauptverwaltung 219 Beamte, 295 Arbeiter, zur Stationsverwaltung 3007 Beamte, 7315 Arbeit«, zur Bahnnnterhaltung 2527 Beamte und 5262 Arbeit«, zur Transportverwaltung, als Fahrdienst, Maschinen und Magazinverwaltung, 3116 Beamte und 4667 Arbeiter gehören. — Wie von verschiedenen Seiten gemeldet wird, hat das preußische Staatsministerium beschlossen, dem Bundesrath einen Gesetzentwurf wegen erhöht« Be steuerung des Tabaks vorzulegen, und zwar soll einmal die Steuer von ausländischem Tabak erheblich erhöht und dann die Steu« von dem inländischen Tabaksbau, unter Umwandlung der bishnigen Morgensteuern in eine GrwichtSsteu«, dem bisherigen Verhältniß von Tabakszoll entsprechend festgesetzt werden. Der Ertrag dieses Steuerprojects wird auf mindestens 25000000 M. veranschlagt. Krankpeich. Paris, 9. Jan. AuS Con- stanttnopel wird gemeldet, d« Waffenstillstand zwischen der Pforte nnd Rußland sei abgeschlossen. Der Sultan