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Dragoner-Regiment» ernannt worden, al» welcher der selbe sich auch bereit» a» Mautag vormittag im hiesigen Schlosse bei« Kaiser persönlich meldete. — Der Prinz von Sale» entsprach am Montag Abend einer Einladung de» Staat-Minister» Grafen Herbert Bismarck zur Tafel. Die „Weimarische Zeitung" ist in der Lage, den Wortlaut eine» Telegramme» mittheilen zu können, welche» der Kaiser an eine ihm besonder» ergebene Persönlichkeit gerichtet hat. Der Empfünger hat dasselbe dem genannten Blatte zur Veröffentlich«» mitgetheilt, weil e» einen Blick in da» Denken, Empfinden de» jungen Monarchen während der, Knfis gestattet: „Besten Dank für Ihren '^nhkchon Brief. Ich habe in der That dritter Erfahrung« und sehr schmerzliche Stunden onrchgemacht. Mir ist so weh «m» Herz, al» hätte Ich Meine« Großvater nock einmal verloren! Es ist Mir ab« von Gott einma so bestimmt; also habe Ich cs zu trogen, wenn Ich auch darüber zu Grunde gehen sollte. Das Amt deS wachhabenden Offiziers auf dem StaatSschif ist Mir zrrgefallen. Der CourS bleibt der alte, und nun „voll Dampf voraus"! Wilhelm I. R." Die Commission der Arbeiterschutz - Conferenz hat dem Vernehmen nach beschlossen, daß die Arbeit für Kinder unter 12 Jahren gänzlich zu verbieten ser. Im Uebrigen wurde für Kinder unter 12—14 Jahren eine sechsstündige, für solche zwischen 14 und 16 Jahren eine zehnstündige Arbeitszeit angenommen, nebst einem Verbot gegen die Sonntags- und Nachtarbeit, sowie gegen die Arbeit in gefährlichen und ungesunden Betrieben. , Das Entlassungsgesuch des Grafen Herbert Bis marck ist vom Kaiser genehmigt und die Genehmigung bereits in Händen des seitherigen Staatssekretärs. Eine endgiltige Besetzung deS erledigten Postens steht nicht in unmittelbarer Aussicht, vielmehr wird eine Ver tretung eingerichtet werden, die von einem der älteren kaiserlichen Gesandten übernommen wird. Daß die Herren von Radowitz und Graf Hatzfeld für den Posten in Aussicht genommen gewesen seien, ihn aber abgelehnt hätten, wird offiziös in Abrede gepellt. — Nach einer freilich noch der Beglaubigung bedürfenden Meldung mehrerer Blätter ist als Minister des Auswärtigen (nachdem die Unterhandlungen mit Herrn v. Radowitz zu keinem Resultat geführt hätten) der deutsche Gesandte in Brüssel, v. Alvensleben, in Aussicht genommen. Herr AlvenSleben ist jetzt 63 Jahre alt, vertrat, bevor er als Gesandter nach Brüssel ging, Preußen am groß herzoglich hessischen Hofe in Darmstadt, dann das Deutsche Reich in Bukarest, von wo aus er nach Washington versetzt wurde. Die von einigen Blättern gebrachte Nachricht, daß auch Herr von Bötticher abzugehen gedenke, ist durchaus irrig. Ganz im Gegensatz dazu schreiben die „Hamb. R": „Bezüglich deS Ministers von Bötticher verlautet, daß daS Verhältniß zwischen ihm und dem Fürsten Bismarck in der letzten Zeit wegen seiner Haltung in der KanzlerkrifiS nicht mehr ganz das alte war. Auch zwischen dem Grafen Herbert Bismarck und Herrn von Bötticher soll, wie eS heißt, eine Spannung bestehen, welche in der gegenwärtigen Situation nicht ohne Kon sequenz bleiben könnte. Vielfach ist eine Ansicht ver breitet, daß zwischen der neulichen Verleihung des Schwarzen Adler-Ordens an den Minister von Bötticher und derjenigen an Herrn von Puttkamer eine Parallele mißlich sei. Wir geben übrigens diese Mittheilungen mit allem Vorbehalt." Einem Theil der Dienerschaft des Fürsten Bismarck ist, wie wir erfahren, zum 1. Mai der Dienst ge kündigt worden. Schon werden Vorbereitungen zum Wegschaffen der Pferde getroffen, die zum Theil nach Barzin gebracht werden dürften. Die Zahl der Schutz leute in Zivil, welche das Palais bewachen, ist ver doppelt worden, um Unbefugte fernzuhalten. Die Kaiserin Friedrich empfing am Sonntag den Fürsten und die Fürstin Bismarck, am Montag den Reichskanzler Caprivi. Gegenüber einer Mittheilung der „Kreuzztg." wo nach Fürst Bismarck infolge von Unpäßlichkeit nicht in der Lage gewesen sein sollte, den Prinzen von Wales zu empfangen, wird offiziös mitgetheilt, daß der Prinz mit seinem Sohne am Sonntag fast eine Stunde beim Fürsten Bismarck zum Besuch weilte. So weit bis jetzt aus den verschiedenartigen Mel dungen zu erkennen ist, scheint es sich zu bestätigen, daß Fürst Bismarck entschlossen ist, die Würde eines Herzogs von Lauenburg abzulehnen. In Friedrichöruh, wo Fürst Bismarck in dieser Woche einzutresfen beabsichtigt, werden außerordentliche Vorbereitungen zu seinem Empfange getroffen. Zum kommandirendcn General des «neuen) 16. wurde einstimmig genehmigt. s 2. Die Verpachtung des nördlichen Theiles i des vormaligen Schloßgartens an H-rrKhGärtuerei- , bescher'Hermann Pinkert hier vom 1. April ^1890 an ) auf ein Jahr für den jährlichen Mietpreis vvn 125 s Mark wurde dem Nathsbeschlusse gemäß einstimmig genehmigt. X r 3. Der Verkauf einer Baustelle an ider ) Kastanieustraß- zu dem Preis- von 3 Mark xvo HI Meter an Herrn Restaurateur Franz Wilhelm Morsttz hrer wurde ebenfalls einstimmig genehmigt. > 4. Die Nathsbeschlusse über Personalangelegen- heiten in der Stadlkasse, in der Raths,xpedition und in der Sparkasse wurden vertagt und eine Commission, bestehend aus den Herren Thost, H. Barth, Pietschmann, O. Barth und Kreyß, zur weiteren Erörterung der Sache und Berichterstattung über dieselbe gewählt. b. Dem Rathsbeschluss- über Erhöhung des Diensteinkommens der hiesigen Nachtwächter von jährlich 535 auf 600 Mark wurde einhellig zu gestimmt. 6. Ebenso stimmte man den Rathsbeschlüfsen über Erlaß von Schulgeld- und Anlagenresten in 8 Fällen allseitig zu. Hierauf nach Vorlesen und Vollziehen des Pro tokolls Schluß der Sitzung. — Die Aufstellung der Maschinen des Wasser werkes ist soweit beendet, daß in Kürze die Ingang setzung erfolgen kann. Die Keffel sind bereits angeheizt und soll vorerst das Rohrnetz der Straßen ausgcspült werden, bevor die Abgabe des Wassers an die Con- sumenten erfolgen kann. Bereits vorige Woche sind durch den im Schulhofe stehenden Brunnen Theile des Rohrnetzes gefüllt worden, um dasselbe auf die Dicht leit zu prüfen, eine Arbeit, bei welcher 2 Mann 3 Tage .«gebracht haben. — Dem Vernehmen nach ist am Montag früh eine Dienstmagd auS Klappendorf zur Haft gebracht worden, da sie ihr nur wenige Wochen altes Kind, das in Pflege in Zeithain untergebracht ist, mit einer charfen Flüssigkeit zu tödten versucht hat. Rechtzeitig wurde sie an der Vollendung deS Mordes gehindert, von Häseler, zum l obschon sie dem Kinde etwa» Müssigkeit beigebrocht L7LL. I . A^^.M^növera d,, ly. Armercorp» und d'iSmal auch ein österreichisches Ge schwader von v Schiffen theilnehmen. _ ,^z,ischrn Kreisen wird nach der „Köln. Ztg." daß der Kaiser fest entschlossen sei, daS So- '..stengesetz einfach ablaufen zu lassen und später auch oi« Erneuerung deS Septennats nicht in Betracht zu ziehen. Diese Nachricht trete mit solcher Bestimmtheit auf, daß an deren Richtigkeit kaum noch zu zweifeln sei. Bei der ReichStagsnachwahl im ersten Berliner Wahlkreise hat am Montag Dr. Alexander Meyer (deutschfreis.) gesiegt. Bei der am 20. d. im Wahlkreise Glatz-Habelschwerdt stattgehabten Reichstagsnachwahl wurde Lundgerichtsralh Sperlich (Zentr.) gewählt. Dänemark. Anstatt der zurückgezogenen Vor lage betreffend die Befestigung Kopenhagens von ter Sees-ite brachte der Kriegsminister Bahnson zur dritten Lesung der Budgetvorlage im Folkething eine Kr-bil- sorderung zu demselben Zwecke ei». — Die Morgen blätter bestätigen, daß der seit zwölf Jahren bestehende Konflikt hierdurch geschärft sei. Afrika. Gegen den Sklavenhandel in Ostafrika scheinen die dortigen Deutschen in resoluter Weise vor- zugrhen. Nach einem Bericht der „TimeS" aus San sibar vom 23. d. beschlagnahmten nämlich die deutschen Behörden in Bagamoyo eine Ladung von Sklaven, die für Sansibar bestimmt war. Sie überwiesen die Sklaven der französischen Mission und hängten den Sklavenhändler. Der Vorfall verursachte großes Aufsehen. Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 26. März 1890. v — In der gestern unter Vorsitz deS Herrn Rendant Thost abgehaltenen Sladtverordnetensitzung, in welcher 16 Mitglieder des Collegiums, die Herren: s Thost, Mühlmann, Pietschmann, Starke, Hering, Hein- s rich, Kreyß, B-etschneider, O. Barth, Thalheim, Donat, ! Fritzsche, Thieme, P, Barth, Müder und Schütze an- ; wesend waren und der als RathSdeputirte Herr Bürger- - meister Klötzer und Herr StMrath Ruckveschel beiwohnten, k wurde Nachstehendes verhandelt und beschlossen: 1. Der Rathsbeschluß über ^erkauf von Ge- f meindeland an die Firma C. Brandt und an s Herrn Kaufmann Hryn hier für den Preis von 16 i — Die 4. «laße der 117. köuial. fächs. Landes« Lotterie wird de» 8. und 9. April 1890 gezogen. Die Erneuerung der Loose ist «ach 8 k der dem Plan« zu dieser Lotterie angesügten allgemeinen Bestimmung«» spätestens vor Ablauf deS 30. März zu bewirken. — Gegenwärtig laufen wieder falsche neue 23- Pkennigstllck und Markstück- um. Dieselben sind leicht erkenntlich, haben einen dumpfen Klang und fühle», sich fettig an. — Zur Geschäftslage auf der Elbe schreibt „Da» Schiss": Die diesjährige Schifffahrtenöffaung wurde nicht durch Hochwasser, daS sonst nach EiSausbruch gr- wöhnlich einzutreten pflegt, gestört, welcher günstige Umstand dem Betriebe sehr zu statten kam. L-ider ist aber gleichzeitig zu berichten, daß die nach Ladung drängenve Schifffahrt überall einen kleinen Frachten rückgang verursachte, wenn auch im Allgemeinen die bestrhenden FrühjahrSsätze nicht gerade ungünstig zu nennen sind. In Hamburg trafen die erwartete» Massensendungen noch nicht ein, wogegen Stückgut lebhaft anaeboten, aber auch zu weichenden Sätze», genommen wurde. Magdeburg hat einen schwachen Zuckerverk-Hr bei einer Fracht von 36—38 Pf. für Sendungen nach Hamburg. In Dresden entwickelte sich das Tbalgeschäft in befriedigender Weise und es sind neben österreichischem Zucker namentlich Industrie- Erzeugnisse Sachsens, welche zur Ausfuhr gelange».. In Aussig und Nosawitz kommen wegen WazenmangelS die Kohlen nicht in solchen Mengen zur Elbe, als eS wünschenswerth wäre, was zur Folge hat, daß die Be ladungen nur langsam vor sich gehen und sich Schiff fahrt ansammelt. Immerhin verhindeite die Nachfrage nach Raum ein eigentliches Zurückgeh n der Frachten; vielmehr zahlt man für Kohl- nach Magdeburg noch willig 48 Pf. — Den Ständen war ein kzl. Dekret zugegangcn,. wonach Se. Maj. der König dre Verabschiedung d-S gegenwärtigen Landtags auf Mittwoch, den 26. März d. I., Mittags 12 Uhr festgesetzt halte. Ter feierliche Akt ward durch Sc. Exzellenz den Herrn Staats minister, General der Kavallerie, Graf v. Fabrik- als kgl. Kommissar im Sitzungssaal- der E sten Kammer vorgencmmen. Vom Landtage. Die Erste Kammer erledigte am 24 d. die Eisenbahnpctitionc». Die Kammer schloß sich auf Antrag ihrer 2. Deputation der übergroßen Mehrzahl der Beschlüsse der Zweiten Kammer allenthalben einstimmig ohne wesentliche Debatte an. Abweichend von den Beschlüssen der Zweiten x Kammer wurde beschlossen, die Petitionen auf Bau einer Bahn Mark pro Hü Meter bez. 2 Mark (sür^-ooschungsland) s Altenburg-Penig-Burgfiädt-Mittwcida-Hainicheii-zreibcrg, inse- -i-a—r- ", a sic auf Erbauung einer normalspurigcn Eisenbahn mit Sekundärbctricb von Burgstädt über Clausnitz nach Mittweida gerichtet sind, der kgl. StaatSregicrung zur »cnntnitznahme zu übergeben, in, Uebrigen aber auf sich beruhen zu lassen, die Petitionen, welche die Bahn DürrrvbrSLors.Dresden betreffen, insoweit sie die Anlage einer Vorortbahn nach der Gegend von Schönfeld bezwecken, der kgl. Staats,egierung zur Eiwägung zu übergeben, im Uebrigen auf sich beruhen zu lassen: sännnt- liche Petitionen Gadcwitz-Wil druff, Nossen Zollhaus-Halsbrück- bez. Wilsdruff betreffend der kgl. StaatSreg'errmgzurKenntnih- nahmc zu übergeben; die Petition (Grimma-L.msigk-) Borna- Groitzsch-Pegau betr., soweit sie aus Erbauung einer Eisenbahn von Pegau-Groitzsch-Kieritzsch gerichtet, zur Kenntnihnahme an- die kgl. StaatSregicrung abzugcbcn. im Uebrigen aber auf sich beruhen zu lassen; die Petition der städtischen Kollegien zu Plauen und Gen. um die Neundorscr Haltestelle der iönigl. StaatSregicrung zur Kenntnihnahme zu überweisen und die ^„gegangenen Petitionen, Poischdors - Hohnstein event. Dürr- göhrrdorf betr.. aus sich beruhen zu lassen. Endlich beschloß dre Kammer auf Antrag der 2. Deputation dem Beschlüsse der Ziveiten Kammer, „für den Fall des Nichtzustandekommens des tzjjrsetzes anstatt Ss.rwo Mk. die Summe von t>O,UUÜ Mk mehr zu »Zwecken der Prämiirung, zu Veranstaltung von Rindvich- Ichaven und zu anderen Beihilfen für Förderung der Rindvieh- i zuchy zu bewilligen", einstimmig und ohne Debatte bcizutreten. — j In «"Sitzung der Zweiten Kammer beantwortete zunächst StaatS- - minisstcr Dr. v. «beken die Interpellation des Abg. Klemm, j betr. eine vcm Abg. Bebel behauptete, nach dessen Ansicht f zweck!,os« Verhaftung, die denselben am l. Pfingstfeicrtagc 18r>2 actrofls-tt, mit einer aktenwäh gen Dailegung des Falles, auS welche» hervorging, daß, nachdem über den Abg. Bebel wegen Fluchtverdacht die Untersuchungshaft verhängt und die Polizel- dlrekliP» zu Dresden um Vollstreckung des B. fehl« ersucht mordet ist mit dem Hinzufügcn, daß derselbe sein Erscheinen in Dresden für die Psingstsciertagc m Aussicht gestellt habe, l die Verhaftung dem Wortlaut des Befehls gemäh erfolgt ist, ; sobald rBebel in Dresden betroffen wurde, und kein Anzeichen s dafür spricht, dah nicht den Gesetzen entsprechend veisahren i wurde t-der, wie Bebel im Reichstage behauptet bat, ein Rachc- k alt Sei lcnS des damaligen LandgerichlSdircliors v. Mangoltt ! vorlag. I» einer auf Antrag des Abg. BcbU über die Jnter- I pellatioik eröffneten Bcsvrcchnng wurde von Leiten dieses «b- gcordnetken und des Abg. Liebknecht Lar Hauptgewicht darauf gelegt ldah gegen Bebel überhaupt wegen öftucknverdachtS dw Untersuck»ungshast verhängt wo,den sei, während Abg. Klemm sich durchs d,e ertkeiltc Auskunst befriedigt erklärte. Die Bc- anlwortu,"g einer ferneren, von dem Abg. Bebel gestellten FnterpellLtwn, ob eS wahr sei, daß sei, der Einführung der neuen Gerichtsverfassung kein einziger Neercndar jüdischtr Konfession »um Richlercide zugelassen worden sei und dah ein jüdischer ReVrcndar nie eine Jahrcsieinuneraiivu erhalte, lehnte St'alSminisHcr Dr. v.Abeken ab. da die Zulassung zum Richter eide und di « Gewährung von Nemuncralion von der Justiz-