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Elbckm und AnMer. Amtsblatt der König!. Amtshaliptmamlschast Großenhain, der König!. Amtsgerichte Riesa «nd Strehla, sowie des Stadtraths M Riesa. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. HL. Donnerstag, den Juni 1880. 83. Jahr-. Erscheint in Riesa wöchentlich dreimal: DicnStag, Donnerstag u«d Sonnabend. - Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark 25 Pfg. — Bestellungen nehmen alle Kaiserl. PostannaUe« die Expeditionen in Riesa und Strehla (E. Schön), sowie alle Bolen entgegen. — Inserate, welche bei dem ausgebreiteten Leserkreise eine wirksame Veröffentlichung finden, erbitten wir uns bis Tags vorher Vormittags 10 Uhr. I"',,.1. Die nach Maßgabe der Verordnung des Königlichen Kriegs-Ministeriums vom 22. Mai 1877 auf den Monat März dies. Js. im Hauptmarktorte Großenhain festgestclltcn Durchschnittspreise für Marschfourage betragen: 7 M. 6-1 Pf. für 50 Kilo (1 Ctr.) Hafer, 3 - 23 - - 50 - - Heu, 2 - 33 - - 50 - - Stroh. Großenhain, am 27. Mai 1880. Die Königliche Amtshauptmannschaft. i. v. v. Craushaa r. Concursverfahren. Ueber das Vermögen des Kramer's Theodor Herrmann in Gröba ist am 29. Mai 1880, Nachmittags */z6 Uhr das Concursverfahren eröffnet worden. Der Rechtsanwalt Vr. Eckhardt in Riesa wird zum Concursverwalter ernannt. Concursforderungen sind bis znm S8. Juni 188« bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in § 120 der Concursordnung bezeichneten Gegenstände auf de» SS Juni 188«, Vormittags 1« Uhr ulid zur Prüfung der angcmeldeten Forderungen auf den 1«. Juli 188«, Vormittags 1« Uhr vor dem unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Concursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Concursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemcinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung aufcrlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Concursverwalter bis zum 12. Juni 1880 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht Riesa, am 31 Mai 1880. Scheufstcr. Beglaubigt: Contr. Klappenbach, Gerichtsschreiber des König!. Amtsgerichts Riesa. N. Tagcsgeschichte. DeMchcs Reich. Berlin, 2. Juni. Der russische Reichskanzler Fürst Gortschakofs ist auf der Durchreise nach Baden-Baden gestern früh aus Peters burg hier eingetroffen, bei der Ankunft vom russischen Botschafter v. Sahuroff und sännnllichen Mitgliedern der Botschaft auf dem Ostbahnhofe empfangen und nach dem russischen Botschaftshotel geleitet worden, Dem Vernehmen nach gedenkt der Fürst etwa zwei Tage in Berlin sich aufzuhalten. Als Ergebniß aus den soeben durch den Fürsten Bismarck veröffentlichten Aktenstücken zum Streit mit dem Papste, stellen sich folgende Enthüllungen über den thatsächlichen Verlauf der Dinge dar: Im Laufe der Verhandlungen hatte die Regierung sich zu Ab änderungen der Maigesetze bereit erklärt, aber den ersten Schritt dazu vom Entgegenkommen der Curie abhängig gemacht. Der Papst erließ hierauf jenes Schreiben an den Erzbischof Melchers, das ein solches Entgegen kommen in der Erklärung, die Curie wolle cs dulden, daß der gesetzlichen Anzeigepflicht der Geistlichen genügt werde, zu bieten schien. Die Staatsregierung ant wortete darauf mit dem Beschluß vom 17. März, der zwar das päpstliche Zugeständniß dankend quittirte, aber erklärte, man wolle, ehe man die Landcsvcrtretung um Vollmachten bezüglich ver Handhabung der Mai- gefltze angehe, doch erst „den sichtlichen in Thatsachen ausgedrückten Beweis" für das Entgegenkommen der Curie abwarten. Wie die Regierung der Curie, so traute diese auch jener nicht. Der beiderseitige Mangel an Vertrauen und Ueberfluß des G'gentheils zieht sich durch alle weiteren Verhandlungen. Ein anmuthiges Intermezzo spielte sich im Ver laufe der großen Frühjahrsparade am 29. Mai ab. Während die Truppen eine kurze Ruhepause hielten, um dann in Regimentscolonnen an dem Kaiser vorüber zuziehen, bemerkte dieser unter den Mitgliedern der Diplomatie und Hofgesellschaft, welche größtentheils ihren Equipagen entstiegen war und unmittelbar hinter der nächsten Suite sich aufgestellt hatte, die kleine Tochter des griechischen Königspaares, welche an der Hand des griechischen Gesandten dem unvergleichlichen militärischen Schauspiel zusah. Der Kaiser ntt in die Nähe des Kindes, beugte sich tief vom Pferde hinunter und reichte dem kleinen, frischen, etwa fünfjährigen Mädchen die Hand, erkundigte sich nach „Mama" und fragte die Prinzessin, wie sie mit der Parade zufrieden sei. Die kleine, ganz in Marineblau gekleidete Dame äußerte in gutem Deutsch ihre rückhaltlose Zustimmung und beantwortete ebenso alle Fragen, welche ihr von Prinzessin Friedrich Karl und der Erbprinzessin von Meiningen gestellt wurden. Auch den Gesandten Herrn Nangabä und seine Töchter zeichnete der Kaiser in seiner bekannten herzgewinnenden Weise durch eine längere Ansprache aus. Die Szene machte inmitten des gewaltigen eisernen Schauspiels einen überaus liebenswürdigen Eindruck. Rußland. Petersburg, 1. Juni. Der Zustand der Kaiserin soll sich seit vorgestern dermaßen verschlimmert haben, daß gestern bereits an die auf der Herreise begriffene Königin von Griechenland Depeschen abgingen, die Reise möglichst zu beschleunigen, um die Kaiserin noch lebend zu treffen. Die Königin ist währenddem angekommen. Leibarzt Botkin fürchtet, daß die Kaiserin die nächste Nacht nicht mehr über leben werde. Schwerz. Wie aus Zürich geschrieben wird, taucht wieder die Befürchtung auf, daß im großen Gott- Hard-Tunnel eine Strecke, die sogenannte blähende Strecke, gar nicht haltbar gemacht werden könne und allen Anstrengungen spotte. Nach einem Urner Blatte hatte man gehofft, mit einer Granitwölbung von 2 in Dicke dem Nachstoßen des weichen Gesteins wirksamen Einhalt zu thun. Nun treten aber wieder Anzeichen hervor, die fürchten lassen, daß die Widerstandskraft der Granitwölbung in Bälde brechen werde. Zwar ist noch nichts eingedrückt und die Wölbung anscheinend intact; allein einzelne Steine sind gespalten und tragen somit Anzeichen, daß sie in die Länge nicht mehr zu halten vermögen. Man zerbricht sich in technischen Kreisen den Kopf, ein neues Mittel zu ersinnen, um eine dauerhafte, allem Druck trotzende Wölbung machen zu können. AuS Dewsbury wird berichtet, dortige Tuchsabrckanten hätten, die Unmöglichkeit der Fort führung deS Geschäftsbetriebes mit Deutschland ange sichts de- neuen Schutztarifs erkennend, bereits die Uebersiedelung nach Deutschland unter Mitnahme englischer Maschinen und englischer Arbeiter begonnen, um dort die Fabrikation mit englischem Capital zu betreiben. Weitere Übersiedelungen werden beabsichtigt. China. Die jüngsten Nachrichten aus China melden, daß die chinesische Regierung mit Japan ein Abkommen getroffen hat und möglicherweise die beiden Länder Hand in Hand gehen werden, falls Feindselig keiten zwischen China und Rußland ausbrechen. Diese Nachricht wird bis zu einem gewiffen Punkte durch einen Artikel der „Japan Gazette" bestätigt, welcher besagt, daß gutem Vernehmen nach im Laufe der letzten Woche Pekinger Briefe in Tokio eingetroffen seien, denen zufolge der Streit mit China und Japan über die Lutschuinseln wenigstens für den Augenblick als beigelegt zu betrachten sei, da China viel ernstere Ge schäfte abzuwickeln habe. Man behauptet, es seien chinesische Agenten unter dem Befehle von Lio ermäch tigt worden, für die kaiserliche Armee und Marine Ausländer anzuwerben, da man die Nothwendigkeit der Hilfe von westlicher Seite in einem Kampf mit Ruß land sehr wohl einsieht und anerkennt. Die chinesischen Behörden versenden große Mengen von Munition nach Tientsin und Newchwang; in der Pulvermühle von Lung-wha soll mit doppelten Arbeitskräften, seit der vorigen Woche sogar Tag und Nacht gearbeitet worden sein. Die Folgen des Standes der Dinge in der Hauptstadt machen sich sowohl in Newchwang als in Tientsin fühlbar. Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 31. Mai 1880. — Bei der Sparkaffe zu Riesa wurden im Monate Mai 1880 400. Einzahlungen im Betrage von 68 035 M. 40 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 281 Rückzahlungen im Betrage von 35 986 M. 81 Pf. Gesammteinnahme: 81037 M. 15 Pf., Gesammt- ausgabe: 86166 M. 25 Pf. — Nächsten Freitag Abend findet in der Restauration zur Elbterrasse das erste Sommer-Abonnement-Concert statt und stehen wieder einige genußreiche Stunden in Aussicht, wenn Jupiter pluvius nicht sein Naß spendet und die Temperatur noch etwa- zunimmt, so daß der Aufenthalt im Freien ein angenehmer ist.