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s »Kd die Schleußt unterirdisch den Poeteuweg kreuze» uud iu die Jahüabach auvuaudm. Lei dem rasche» Fortgänge der Arbeiten sicht saft mit Sicherheit zu Mvarten, daß der Treppenbau bi- zum festgesetzten Termine — zur Himmelfahrt — vollendet sein wird. — In der Sitzung de» GewerbeveremS am 16. Mai wurde auf einen in der letzten Generalver sammlung einzebrachten Antrag hin beschlossen, den 8 IS de» BereinSstatuts dahin abzuändern, daß der Ausschuß nicht mehr, wie bisher, gehalten sei, den BereinSvorstand „aus seiner Mitte" zu wähle», sondern daß e» ihm freistehe, die Wahl auS der Gesammtheit der BereinSmitglieder zu treffen. — Di« bchufS Be- gründung eine- „Unterstützungsverein» für durchreisende Fremd« m Riesa" niedergesetzte Kommission brachte da» von ihr durchberathene Statut für diesen Verein durch Herrn Rathsregistrator Winkler zum Bortrage. DaS Statut wurde sn dloe angenommen und die Kom mission beauftragt, einen öffentlichen Aufruf an die Bewohnerschaft der Stadt zum Beitritt zu erlassen und über das Ergebniß deffelben seiner Zeit dem Ge werbeverein Bericht zu erstatten. — Borgezeigt wurde durch Herrn Wünschüttel Schlackenwolle, wozu Herr Liebscher bemerkte, daß dieselbe auS Kohlenschlacke gesponnen und als schlechter Wärmeleiter zur Umhüllung von Dampfröhren, Maschinenkeffeln, Eisschränken rc. verwendet wird. — Der letzte Gegenstand der Tages ordnung: Referat über das Statut des „Verbandes selbstständiger Handwerker und Fabrikanten" wurde vertagt. — Am 14. Mai ist der Leichnam des früher hier ansässig gewesenen Kaufmann Karl Gottlieb Renker im Großen Garten zu Dresden, in der Nähe der Pikartie, aufgefunden worden; nach, ärztlichem Gutachten dürfte der Tod durch Schlagfluß beretts 3—4 Tage vor Auf findung erfolgt sein. — Auf Veranlassung einer Anzahl Gläubiger des BorschußvereinS zu Roßwein soll nächsten Sonntag, den 19. Mai, Nachm. 4 Uhr, im Rathskellersaale zu Roß wein eine nochmalige Versammlung von Mitgliedern und Gläubigem des Vereins abgehalten werden, um auch letzteren Gelegenheit zu geben, die Gefahren, welche durch Säumigkeit der Mitglieder ihnen erwachsen könnten, klarzulegen. Namentlich liegt es den Haupt gläubigem daran, für die in ihrem Besitze befindlichen Wechsel statt der theils fallirten oder doch dem Banke rott nahen andere gute Acceptanten und Giranten zu erlangen, wogegen sie sich verbindlick machen wollen, auf 1 bis 2 Jahre die allmälige Tilgung der außen stehenden Wechselforderungen zu gestatten. Die bett. Einladung zum Besuche der Versammlung schließt mit den Worte»: DaS Erscheinen sämmtlicher Mitglieder ist dringend nöthig, da von dem Ausfall der Ver handlungen das Schicksal des Vereins und seiner Mit glieder abhängig sein wird. — Am I.Mai ist ein sächsischer Dampfkesselrevisions verein mit dem Sitze in CH e mnitz in's Leben getreten. Durch die vom königl. Ministerium ertheilte Genehmigung sind die Mitglieder dieses Vereins von den amtlichen Revisionen befreit. Mit Hinblick auf die große Wich tigkeit dieses Unternehmens ist es wohl angezeigt, seine Bestrebungen näher zu besprechen und die Industriellen Sachsens darauf aufmerksam zu machen. Den Haupt zweck des Vereins bildet die Sicherung der Dampf- keffelbefitzer gegen die mit der Benutzung des Dampfes verbundenen Gefahren und wird durch häufig wieder kehrende äußere und innere Revisionen der Kessel zu erreichen gesucht. Die äußere Revision erstreckt sich auf den Betrieb im Allgemeinen und auf Prüfung der am Kessel vorhandenen Sicherheitsapparate, während bei der inneren Revision der Kessel durch Befahren eingehend untersucht wird. Es ist wohl kaum nöthig, die Wichtigkeit der letzteren hervorzuheben. Nur durch diese allein ist es möglich, den Zustand eines Kessels genau kennen zu lernen, gefahrdrohende Schäden recht zeitig zu beseitigen und durch Auffinden noch geringer Fehler größere Reparaturm abzuwenden. Die innere Un tersuchung deckt event. auch Fehler in der Einmauerung auf, durch deren Abänderung der Nutzeffekt der ganzen Anlage erhöht werden kann. Der Verein kommt hier durch seinem ferneren Bestreben näher, bei den Mit gliedern Brennmaterialersparniß erzielende Einrichtungen cinzuführen, sowie durch Mittheilung und Anwendung anderorts gemachter Erfahrungen den Betrieb der An lage so rationell als möglich herzustellen. Die Vereins ingenieure sind ferner bemüht, Fehler an den Dampf maschinen, Transmissionen rc. zu beseitigen, sowie auf Wunsch auch Koch- und Dämpfgefäße einer eingehen den Untersuchung zu unterziehen, im Allgemeinen den Mitgliedern soweit wie möglich mit technischem Rath zu dienen. Die bedeutenden Vortheile, welche, wie au» Vorstehendem zu ersehen, dm Mitglieder solcher Vereine geboten werde», haben die Bildung derselben in fast allen industriellen Ländern hur Folge gehabt. Deutschland allein besitzt jetzt 25 DampftesselrrvisiouS- vereiue, welche ra. 14M» Kessel überwachen. E» ist daher wohl sicher zu erwarten, daß auch im industrie reichen Sachsen da» neue Unternehmen sich bald einer regen Theilnahme zu erfreuen haben wird. — Die königl. sächsische Armee garnisonirt jetzt bei einem Bestände von 30 EScadron» und 148 Com pagnien event. Batterien in 19 Städten, und zwar Dresden, Bautzen, Zittau, Chemnitz, Straßburg, Leip zig, Freiberg, Meißen, Oschatz, Rochlitz, Roßwein, Großenhain, Grimma, Laustgk, Pegau, Borna, Geithain, Pirna, Metz. Genau vor 70 Jahren garnisonirt« die selbe in mehr als 80 Städten und einigen Dörfern bei einem Bestände von 40 EScadrons — deren jede mit Ausnahme der 8 Husarenescadrons, wieder auS 2 Compagnien bestand — und 148 Compagnien, während hierbei der Etat der Regimenter ein bedeutend schwächerer war als heute. —Die ordentliche Generalversammlung der sächsischen Feuerversicherungs-Genossenschaft in Chemnitz ist auf den 29. Mai einberufen. Auf der Tagesordnung stehen u. A. Statutenänderungen. — Die Generalversammlung des Vereins deutscher Zeichenlehrer wird dieses Jahr nicht in Leipzig, sondern in Berlin stattfinden. — Dem Circus Renz ist vom König von Belgien laut Cabinetsordre vom 8. d. Mts. der Titel „Lircqus Lelxvs" verliehen worden. Strehla, 17. Mai. Bei dem gestern stattge fundenen Viehmarkte wurden das Paar Ferkel mit durchschnittlich 20—24 Mark bezahlt. Die Läufer waren bei hohen Preisen schnell verkauft. Wurzen, 15. Mai. Nach einem gestern Nach mittag von Leipzig aus hierher gelangten Telegramm unseres Bürgermeisters Fiedler ist die Begründung einer landwirthschaftlichen Winterschule des Leipziger Kreis vereins zu Gunsten unserer Stadt entschieden worden. Wurzen darf sich zu dieser Errungenschaft Glück wün. schen, die Nachricht erregte auch allenthalben große Freude. Stollberg, 15. Mai. Heute Abend nach 8 Uhr endete das Leben unseres größte» Industriellen, Friedrich Ehregott Woller, eines Mannes, welcher mit rastloser Energie aus bescheidenen Anfängen sich empor gearbeitet und sein Unternehmen, das mit den ent ferntesten Welttheilen in Verbindung steht, zu großer Ausdehnung und Blüthe emporgehoben hat. Neustadt b. St. Auf dem am 12. Mai statt gefundenen Turnerballe war einer der daran theil- nehmenden Damen, der Tochter des Sattlermstr. Pache, beim Tanzen das Kleid durch Daraufttcten defekt geworden. Im Begriff, den Schaden wieder auszu bessern, kam ihr Tänzer, welcher ihr bei der Reparatur leuchtete, dem Kleid mit dem Licht unversehens zu nahe; dasselbe fing sofort Feuer und hüllte das unglückliche Mädchen in Flammen ein. Obgleich sofort energisch zur Erstickung derselben Hand angelegt wurde, verletzte sich doch das Mädchen erheblich und liegt gegenwärtig hart darnieder. Pirna. Vor einigen Tagen sind einem Guts auszügler in Gorknitz drei Sparkassenbücher der Pirnaer Stadtsparkasse mit einem Inhalte von gegen 800 , 700 und 3000 Mark, sowie die Talons und Coupons zu 8 Staatspapieren von je 100 Thlr. und zu 1 von 500 Thlr., sowie zu einer Eisenbahnactie von 300 Gulden, mehrere Obligationen, 1 goldene Erbskette und 1 Siegelring gestohlen worden. Da das Geld auf der Sparkasse nocht nicht erhoben, scheint der Verlust nicht so erheblich und gelingt es hoffentlich bald, des Thäters habhaft zu werden. — Vergangenen Freitag Vormittag hatten sich mehrere Knaben aus dem Bielagrund, worunter der achtjährige Sohn des dortigen Einwohners Gnauk sich befand, auf eine Fels wand vis-L-vis.der Brausenstemer Mühle, aus welcher sie kurz zuvor etwas geholt, begeben, um von dort aus die Festung zu sehen, wobei der genannte Knabe von einem andern gestoßen, die 30 Ellen hohe Wand herunterstürzte und glücklicher Weise nur den linken Arm an der Schulter gebrochen hat. Eine Biographie des Attentäters Hödel. Angesichts des wahnsinnigen Verbrechens, welches gegen das Leben unseres von seinem Volke geliebten und verehrten Kaisers vor wenigen Tagen gerichtet worden ist, dürste es von Interesse sein, die persönlichen Verhältnisse und daS Vorleben des Attentäters zur allgemeinen Kenntniß zu bringen. Mitteilungen von zuverlässiger Seite und persönliche Informationen von uns emge- zogen in der Stadt Leipzig, dem GeburtS- und früheren Wohnorte Hödels, setzen unS in den Stand, in dieser Beziehung ziemlich kompetent« Angaben zu mache». Da ganze Lebe» de» Verbrechers Hödel bi» zu seinem letzten tiefen Falle ist eine Zickzacklinie der Unordnung, untermischt mit fortwährende» Attentaten auf die Gv- setzlichkeit. Hödel ist der voreheliche Sohn der Krau Schuhmacher Trabert in Leipzig, und au» viesem Grunde hat er auch den Beinamen Lehmann, vom Po lizeiamt in Leipzig wurde Hödel bereit» al» Knabe mit zehn Ruthenhieben wegen Diebstahls bestraft. Vor circa sechs Jahren trat daS saubere Früchtchen, welches jetzt noch nicht 21 Jahr« alt ist, bei einem Klempnermeister in die Lehre und begab sich dann im Jahre 1876 einige Wochen auf die Wanderschaft. Doch bald tauchte Hödel in Leipzig wieder auf und zwar als Colporteur der socialdemokratischen Fackel und als Claqueur in den socialistischen Versammlungen. Ls kamen daher frühzeitig genug die wüsten Lehren der Socialdemokrane in den verworrenen Kops des jungen Bürschchens. Bald avancirte der Hödel auch zum „ge heimen Agenten" der socialdemokratischen Partei, doch kurze Zeit nachher kam ein Krach in die Unternehmung des social demokratischen Schimpfblattes „Fackel" und von da ab schwanden mit den sich verringernden Geldeinnahmen deS Hödel auch dessen Sympathien für die Socialdemo- Katie. Der junge socialistische Kämpe flanirte um her und soll die Absicht gehabt haben, einer anderen sociali stischen Parteiströmung, der „Anarchischen", die nur die Zerstörung alles Bestehenden als einzigen Glaubenssatz lehrt, Verbreitung zu schaffen. In der Umgebung von Leipzig soll Hödel auch ein kleines socialdemokratisches Blättchen begründet haben, welches jedoch nach dem Erscheinen der ersten Nummer wieder eingegangen sein muß. Die socialdemokratische Partei hat hierauf den Hödel auch ausgestoßen und dieser hat sich dann, wegen Urkundenfälschung verfolgt von einem Steckbriefe der Staatsanwaltschaft in Naumburg,nach Berlin gewandt, wo er, ein seltsames Spiel des Geschicks, bei der christlich socialen Partei Aufnahine suchte und fand. DaS darauf von Hödel auf den Kaiser Wilhelm unter nommene Attentat ist die schmähliche Frucht eines sittlich verwahrlosten, politisch fanatisirten, geistig und körperlich herabgekommenen Menschen. Als Hödel in diesem Zustande und außerdem wahrscheinlich hungernd in Berlin herumlunzerte, mag ihm der teuflische Plan durch den Kopf gefahren sem, mit einer gewissen Be rühmtheit aus dem Leben zu gehen und daraus folgte der schändliche Anschlag auf das Leben des Kaisers. Ein gewisses Dunkel schwebt noch über die Art und Weise, wie Hödel in Besitz des Revolvers gelangt ist, worüber er jede nähere Auskunft bis jetzt verweigert hat. Um noch etwas über den Character des Hödel zu bemerken, sei envähnt, daß er einst in Leipzig einen Mitgesellen allen Ernstes gedroht hatte, er werde ihn in die Pleiße werfen, wenn dieser sich nicht seinem Willen füge. Bei den bis jetzt stattgefundenen Verhören des Hödel trägt dieser Eigenschaften zur Schau, mit welchen er schon früher glänzte: Er lächelt höhnisch und giebt niederträchtige Antworten. Hoffentlich wird es jedoch den Richtern gelingen, den Hödel mürbe zu machen und seiner Dhat zu überführen. Vermischtes. * In Paris hat sich am 15. Mai ein schreckliches Unglück in der Rue Bäranger, unweit des Temple, in einem der bevölkertsten Stadtviertel zuge tragen. In einem Hause dieser Straße befand sich eine Fabrik von Kinderspielwaaren, die einem gewissen Blanchon angehörte. Es wurden dort namentlich kleine Kanonen und Gewehre verfertigt, und der Fabrikant hatte in seinem Magazine eine große Quantität von Zündstoffen, Schießbaumwolle n. dergl. angehäuft, denn leider geht man in Paris mit diesen Stoffen noch sehr unvorsichtig um. Wie diese Borräthe zur Explosion gekommen, istunbekanut. Gegen 8 Uhr Abends wurde das ganze Stadtviertel durch einen furchtbaren Knall erschreckt; innerhalb einer Minute war das ganze Ge bäude, welches die Fabrik einschloß, in Brand gerathen und zusammengestürzt. Die Nachbarhäuser waren schwer beschädigt, in der Rue Bäranger war nicht eine einzige Fensterscheibe ganz geblieben. Die Rettungsarbeiten begannen sofort, aber sie waren schwer auSzuführm. Der Trümmerhaufen des 6stöckigen HauseS hatte nur die Höhe eines Stockwerkes. Man hat noch keine Vorstellung davon, wie viele Menschen unter diesem Schutthaufen begraben liegen. Mehrere von den Ge retteten sind schwer verwundet. Unglücklicherweise ge schah das Unglück gerade während deS Abendessens; «S ist also zu befürchten, daß die meisten Bewohner zu Hause waren. Die Scenen auf der Straße warm herzzerreißend.