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EUMall und Anzeiger Amts b tat t für die KSniglicheii GerichtSämtcr sowie die SkMrälhr zu Riesa md Sirthla. Track und Vertag von E. F. Srellmann in Riesa. ' S4 ' " ' Freitag, den S. Juli ' 187L Diele« Blatt „eib-diott >md Adriger" ertzbeint in Riesa »ösentliib jircimol. rienfiag« und ßniiaz«, und rottet vierteljSHNich Iv Rgr. — Bestellungen «erden bet jeder paftandak in uni ren Srpedliionen i» Rieia und Strehla sowie von ollen unimi Bolen enlgegen genomnien. — Zu «nnahme von «innoncen sind jcrner vkvollmichttgt Hoaienstein UN» Begier in Haml-uiu-Nliona, i!eipj>g und Kronkjur« a. »i., R. wlojje in veipzig, K. w. SaaldoL in Dreeden un» äugen Hort in «etojig. Bekanntmachung die Anmeldung der Ansprüche auf Vergütung von Kriegrleistungen betreffend. Alle zur Zeit noch nicht zur Anmeldung gebrachten Ansprüche aus Vergütung von Leistungen des letzten Kriege« werden hierdurch in Gemäß heit der Bestimmung in 8 21 de- Gesetze- vom ll. Mai 1851 über die Kriegölristungen und deren Vergütung — Seit« 277 de» Gesetz- und Verord- nung-blatle- vom Jahre 1870 — mit dreimonatlichem Präclusivtermine ausgerufen. Dabei ist ausdrücklich zu bemerken, daß nach gedachter Bestimmung diejenigen Ansprüche der fraglichen Art, welche bi« zum Ablauf« erwähnten Termin-, also bi« End« September Vfs. Jahres, unter Einreichung der nötigen Bescheinigungen bet der unterzeichneten Königlichen AmlShaupl- mannschast nicht «»gemeldet worden sind, von jeder Befriedigung au-geschlossen werden. Königliche MmtShauptmannschaft Meißen, am I. Juli 1872. v. Egidy. «raps. Bekanntmachung. Die AblSsungsres»»«« pr. 2. Termin l. I. find längstens bi» zum ' v. I u l i l. I. an hiesige Stadtsteuer-Eiimahme zu entrichten. Riesa, am l. Juli 1872. DerStadtrath. . Lteger. Die Stimmung in Elsaß-Lothrillgen. Von de« stillen Haß und Widerstand gegen die Eroberer merkt man in Lothringen viel Weniqer al» im Elsaß, noch weniger werden Trotz und Verbissenheit zur Schau getragen. Am wehe sten fühlt sich getroffen der höhere Bürgerstand, die zahlreichen Rentier», die Advocate», Beamten, Professoren und Geistlichen, kurz die gebildet« Mittelklasse. Von ihnen vei kaufen verhältniß- mäßig viele Grundbesitz und Geschäft und wan dern aus. E» giebt aber auch Andere, die ihr Anwesen noch nicht ausgeben, wohl aber sich be eilten, in Frankreich anzukaufen, um dort Bürger recht zu erwerben und einstweilen daselbst zu woh nen. Der kleine Bürgerstand scheint im Ganzen nicht so unzufrieden mit der Wendung der Dinge. Tiefe Leute haben eingesehen, daß Alle» Lüge ist, wa» man ihnen von den schlechten Eigenschaften der Deutschen vorredct, daß sich vielmehr ganz gut mit ihnen leben läßt und, wa» vielleicht noch mehr gefällt, man verdient viel Geld von den Deutschen. Endlich bei dem Landvolk muß man unterscheid«». D«r Bauer französischer Zunge nimmt den Wechsel de» Regiment» in dumpfer Ergebung hin wie ein Schicksal, freut sich aber der größeren Ruhe und Ordnung, besonder» wenn sie Dauer verspricht. Er hegt gegen die franzö sischen Gewalthaber, denen er so viel Erduldete» zuschreibt, beinahe mehr Haß al» gegen die Deut schen Abneigung. Anders soll e» in dem größeren Theile de» jetzigen Deutsch-Lothringen» stehen, der von jeher deutsche Bevölkerung hatte. Dort soll man Etwa» merken wie leise» Aufathmen und Ausleben de« deutschen Wesen», da» sich von langem Druck befreit fühlt, jedoch sich in die neuen Zustände noch nicht recht zu finden weiß. Bei alledem ist von Zuneigung, ja nur Zuwendung der Semüther zur neuen Regierung nicht die Red«, auch an gesellschaftlichen Verkehr zwischen den Lothringern und «ingewanderten Deutschen noch nicht zu denken. Man lebt nicht mit, sondern neben einander. Allein im Ganzen genommen dürsten wir mit Dem, wa« sich jetzt schon her- , aurftellt, zufrieden sein. Insbesondere in Metz hat der deutsche Bestandthril der Bevölkerung ein« Stärk« und Ausdehnung gewonnen, di« für'so kurze Zeit überraschend ist. Vielfach sieht man deutsche Schilder an den Häusern, in allen Gast höfen hört man Deutsch reden. Französisch ist nicht mehr allein vornehm. Deutsch ist die Sprach« der Realerenden — da« allein wacht schon viel au«. Schon jetzt darf man üb« ein gute» viertel der Stadlbevölkerung al» deutsch rechnen. Jetzt wäre es Zeit, daß solide Geschäftsleute herkämen, die erst da» Land, seine Bedürfniff« und Ver bindungen sorgfältig kennen lernen und dann aus sicherer Grundlage ihre Unternehmungen ausbauen müßten. Die schönsten Häuser, Gärten und Felder sind billig zu haben, ohne allen Zweifel lasten sich eine Menge lohnender Geschäfte und Jnöustricen gründen. DaS Land ist so reich an Wein, Korn und Handelsgewächsen, und e» kann gar nicht ander- kommen, als daß der alte Han delsverkehr mit Deutschland wieder größeren Zu schnitt annimwt. Durch diesen Handel blieb Metz, so lange eS deutsche Reichsstadt war, eine über aus reiche und belebte Stadt. Es fing sofort! an zu kümmern, als cS unter französische Herrschaft gericth. Jetzt aber, wo das Angesicht von Metz wieder dorthin gewendet ist, wohin die Mosel fließt, kann eS leicht die Wege zu seiner mittel alterlichen Macht und Blüthe wieberfinden. Tagcsgeschichte. Dresden, 20. Juni. Dem in Riesa statio- nirtcn HilsSbremser der Chemnitz-Riesaer StaatS- eisenbahn Albert Vogel ist sür die mit muthiger Entschlossenheit und eigner Lebensgefahr au«ge- sührte Rettung einer Frau vom Tode de» Uebcr- fahrenwerden» durch einen Dampfwagenzug die Lebensrettungsmedaille in Silber mit der Erlaub- niß zum Tragen am weißen Bande verliehen worden. Leipzig, 29. Juni. Di« Betheiligung der Turnverein« im Königreich Sachsen an dem 4. deutschen Turnfest in Bonn wird nach den bi» jetzt vorliegenden Nachrichten eine ziemltch zahlreiche sein. Eine Anzahl Gauverbände und Vereine haben zur Unterstützung der nach Bonn reisenden Turner beträchtliche Mittel au» den Verein-kaffen bewilligt. Denjenigen Eisen bahnen, welche sich zu Fahrpreis - Ermäßigungen bereit erklärten, haben sich neuerdiirg« noch di« Thüringische Eisenbahn, die Bergisch-Märkisch« Bahn und die Rheinische Bahn angeschloffen. Leipzig, 2. Juli. Am heutigen Vormittage fand ein« außerordentlich« Gtneralvrrsannnlung der Leipzig-DnAdener Eisenbahn-Kompagnie statt. Di« in dersrlben ohne Debatte und einstimmig gefaßten Beschkaff« lauten also: 1) „zum Ankauf von Stamm-Actic» und StammpriorttkltS-Actien der Ob«rlausttz«r Eisen bahn «inen Betrag bi» zu 2M),000 Thal» au« den Mitteln da Leipzig- Dresdner Eisenbahn-Compagnie zu verwenden, 2) den Betrieb der Oberlaufitzer Eisenbahn für di« Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie zu über nehmen, 3) zum Zweck derselben ein« abkürzend« Verbindungsbahn von Großenhain in der Rich tung auf Riesa, in der Gegend von Leckwitz in di« alte Linie herzustellen, 4) die zur Ausführung der Beschlüsse unter l, 2, 3 erforderlichen Geld mittel in der zwischen Ausschuß und Direktorium zu vereinbarenden W.iie zu beschaffen, 5) die er forderlichen Statuten-Veränderungen sestzuftellen, soweit nöthig die Genehmigung der StaatSregie- rung zu erwirken und überhaupt alle» zur Durchführung de» Vorstehenden Erforderlich« auS- zusühren " (L. T.) — Dar ReichSoberhandelSgericht hat die für den Wechselverkehr praktisch wichtige Entscheidung gefällt, daß sür die Bezeichnung der Zahlungs zeit eine» Wechsel- die Angabe deS MonalStageS (ohne Beifügung des Jahres) genüge. ES han delte sich um einen unter dem 18. Juli 1870 ausgestellten Wechel folgenden Inhalte»: „Am 1. Drceinber zahle ich gegen diesen meinen Sola wechsel an die Ordre de- Herrn rc. die Summe rc." Dieser Wechsel wurde am 2. December 1870 Mangels Zahlung protestirt, nachdem der Aus steller auf Zahlungsaufforderung erklärt hatte, der Wechsel sei noch nicht fällig. (Li L.) Berlin. Da« neu« Abkommen mit Frank reich wegen Abzahlung des Reste- der Kriegsschuld an Deutschland wird überall mit Zustimmung be grüßt. Allerdings Hal di« deutsche Regietung in jeder Hinsicht und so west irgend mit d«» Inter essen Deutschland» verträglich, din Wünschen de« Herrn Thier- Rechnung getragen. Sie hat in di- Zahlung von halbtn Milliarden «ingewilligt und zwar so, daß schon nach Zählung der ersten 500 Mill, di« Räumung «ine« der mittleren De partement« erfolgen soll. Sie hat ferner «inge- willigt, daß näch Zahlung der ersten Milliarde die Occupationrarmee von 50,<XP Mann auf 52,000 Mann httabgesetzt wird unltr entsprechen der Abminderuug der po» Frankreich zu zahlen den Unterhaltungskosten. Sie hat «Mich aus di« Forderung verzichtet, daß die beiden südlichen Departement« (Ardennen und Vogesen) trotz der bei Abzahlung der zweiten Milliarde zu leistenden finanziellen Garantie«» für di« dritte Milliarde bi» zur vollständigen Zahlung -» letzten Milliarde besetzt bleiben sollen, aSerding« unt« der Bedin gung, daß nicht nur Brlstzrt nebst Gebi«t, sondern auch Toul deutsche Besatzung behalten, bis d» letzt« Franc dn Kriegsentschädigung gezahlt ist,