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stürzt ist. Leid» ist er vabei so uuglücklich zwischen den letzteren «nd die anstoßende Lehmwand gefalle», daß ihm die Brust eingedrückt morde» ist, wa« seinen so fortigen Tod zur Folge gehabt hat. Fallenstein, IS. April. A« einem der ver stossenen warmen Tage wurde von einem Bewohne, daselbst «ine Kreuzotter (ksliaa dsrus) gefangen. Der Mann »ahm dieselbe, weil e» ein schönes Exem plar war, mit na» Hause und sperrte sie zwischen Fenster und Doppelfenster ein. Um nun das Thier nicht- verhungern zu lasten, fing er, da sich ja die Kreuz- »ttern bekanntlich von lebenden Mäusen, kleinen Vögeln N. s. w. «mähren, dr«i Mäuse und gab sie derselben in ihr Gefäugniß. Fünf Tage lebten Seid« Theile zu sammen in größter Eintracht, die Mäuse hielten sich deS TageS übe» unter dem zwischen die Fenster eioge- legten MooS aus, während sich die Otter bei schönem, küren Wetter auf der Oberfläche sonnte. Am Morgen de- sechsten TageS aber war die Otter von den Mäusen, »bwohl noch hinreichend Nahrung von Brod und Speck Vorhanden war, am Rücken angefreffen. Nachdem die Kreuzotter ihren Wunde» erlegen war, wurde sie roch an diesem Tage bis auf daS Skelett von den Mäusen aufgezehrt. Buchholz, 12. April. Em gräßlicher Vorfall hat sich heute früh gegen 7 Uhr im benachbarten CunerSdorf ereignet. Der dortselbst in der ehemals Richter'schen Fabrik (neben dem Himmlisch-Herr-Stollen) wohnhafte Zimmermann Sch. hat sich vor den Augen Kiner Familie mit dem Rastrmeffer die Kehle durch schnitten und dadurch selbst getödtet. Sch. hinterläßt eine Wittwe und 5 unerzogene Kinder. Trübsinn in Folge drängender Nahrungssorgen dürfte die Ursache zu dem gräßlichen Selbstmorde sein. Zwickau. Der hiesige Gasbeleuchtungsverein hat den Verkauf seiner Gasanstalt an die Stadt unter der Bedingung beschlossen, daß letztere die Kaussumme von 1200000 Mk. baar bezahlt und nicht, wie die Stadtgemeinde beabsichtigte, die Zahlung in Werth papieren bewirkt. Den Aktionären verbleiben, neben ILtzh Mk. für die Aktie, noch alle vorhandenen Fonds / und der diesjährige Gewinn, während die Stadt noch Ihre Verbindlichkeiten übernehmen muß. Jöystadt, 11. April. Heute Abend hat sich in hiesiger Brauerei insofern ein Unfall ereignet, als der Braugehilfe M. nach dem Auslassen deS Bieres auf daS Kühlschiff beim Reinigen der Pfanne auSge- glitten ist und in dem zum Reinigen eingelassenen heißen WafferS sich auf der linken Körper feite erheblich verbrüht hat, sodaß er in ärztliche Behandlung hat genommen «erden müssen. Reichenbach, 12. April. Die ungünstigen Zeitverhältniffe wirten auf die Baulust ganz erheblrch. Di« Bauthätigkeit ist daher in diesem Jahre im hiesigen Orte eine schwache, aber trotzdem ist der Zuzug böhmischer Bauarbeiter viel bedeutender als in den früheren Jahren. Plauen i. V., 11. April. Das 3 jährige Töch terchen eines hiesigen Drechslers ist vor einigen Tagen in der Wohnung der Eltern in eine mit kochendem Wüster gefüllte Wanne gefallen und wurde dadurch so schwer verbrüht, daß es in vergangener Nacht ge storben ist. Markranstädt, 12. April. Die königl. AmtS- hauptmannschaft Leipzig hat als vorgesetzte Behörde unserer Stadt zu der Wahl d«S Herrn Bürgermeister Börner in Lauenstein als Bürgermeister unserer Stadt ihre Bestätigung versagt. Ueber die Dressur der MilitSr- Brieftauben bringt das „Militär-Wochenblatt" einen interessanten Aastatz, dem wir Folgendes entnehmen: ES galt zunächst «ine Taubenart zu finden bezw. zu züchten, die mit Intelligenz «inen kräftigen, aber doch leichten Körper verbindet, die hervorragend aus dauernd im Fliegen ist und die durch ihre möglichst einförmige Farbe ihren zahlreichen Verfolgern am leichtesten entgeht. Nach vielen Versuchen gelang «S «ine vorzüglich« Raffe zu schaffen, die allen Anforderungen entspricht, und zwar ist dies die sogenannte belgische Raffe, die in den Staats- und Privattaubenschlägen aller Herren Länder als die bis jetzt bei Weitem leistungsfähigste zu finden ist. Diese belgischen Tauben zechrlleu in 2 Spielarten, in die größeren, schwereren Antwerpener und die kleineren, leichteren Lütticher Landen. Die Abrichtung muß frühzeitig beginnen. Sobald die junge Taube flugfähig geworden, nimmt man fie auS dem Schlage, setzt fie in eine» TranS- portkorb, dabei beachtend, daß daS Flugloch die Richtung «ach dem heimathlichen Schlage hat, expedier fie, mit Leinen Strecken anfangend, an einen unbekannten Ort, um fie dann von dort au» zurückfliege» zu lasse»; «» ist selten, daß «ine Taub« so «e»ig intelligent wäre, »icht schon bei de« erste» Flugversuche ihren Schlag zu stade»; so geht man, die Uebangrn sortsetzend, lang sam weiter, 6 Monat« alte Tauben läßt mau auf etwa 80 km Distanz vom Schlage au» dem Korbe, ein jährige auf ISO lern, zweijährige auf 300 km, endlich ältere zuverlässige Thier« auf »—800 km. Natürlich gilt die» nur im Allgemeinen und ist abhängig von der Individualität des Thiere» und »och manchem Andere». Bei den Fluqübungen wächst natürlich mit den Entfernungen der Prozentsatz deS Verlustes. Auf nahe Distanzen so gut als keine Verluste, auf weitere Strecken oft bedeutendere, da bei diesen ein« Menge Zufälligkeiten hindernd in den Weg treten können, wie größere ausgedehnte Forsten, große Wassermaffen, Ge birgszüge re. re., die die Thiere auf ihrer Reise zu passtren haben. Nebel, Regen, Gewitter, Sturm ,c. sind andere Faktoren, die hindernd auf die Flugfähig keit und Geschwindigkeit, sowie auf den vorzüglichen OrientirungS- und Gesichtssinn der Thierchen einwirken. Letztere beiden Eigenschaften sind bei den Tauben, da sie sehr hoch fliegen, derartig ausgebildet, daß sie die in den oberen Luftschichten herrschenden Luftströmungen zu unterscheiden wissen. Berge, weite Wälder, größere Wass-rmengen beeinträchtigen aber die Luftströmungen, machen also die Thiere unsicher in ihrer Orieotirung; da die Tauben nebenbei auch elektrisch sehr empfindlich sind, so behindern auch Nebel und Gewitter als Elek trizitätsleiter ihre Flugfähigkeit. Mit einem außer ordentlich scharfen Gefühlssinne verbindet die Taube einen geradezu wunderbaren Gesichtssinn, sie sieht weit aus schärfer als die allermeisten Vögel, die Raubvögel inbegriffen. Diese Faktoren erleichtern cS ihr natürlich sehr, sowohl ihren HeimathSschlag schneller wiederzufinden, als auch leichter ihren Feinden zu entgehen. Bei Ein übung der Tauben ist darauf besonders Rücksicht zu nehmen, daß sie, von einem gewissen Orte ausgelassen, fähig sind, noch an demselben Tage ihren Schlag zu erreichen, andererseits würden große Verluste durch Abfangen der Tauben in ihnen unbekannten Gegen den entstehen. Man berechnet die Durchschnitts- Fluggeschwindigkeit der Taube auf 1 km per Minute; dies zu Grunde legend, kann man je nach der Jahreszeit, Tageslänge, Wetter, Terrain rc. leicht berechnen, wie weite Distanzen man die Tauben durchfliegen lassen kann, z. B. im Hochsommer, wo es um 3*/, Uhr früh Tag und erst um 8'/z Uhr Abends Nacht wird, kann eine geübte Taube etwa 1000 km durchfliegen, während sie an einem nebligen nordischen Novembertage, wo es vor 9 Uhr früh nicht hell wird und um 4 Uhr schon wieder dunkel ist, nicht mehr als 400 km zurücklegen kann. Bei der Abrichtung der Tauben war es bis jetzt, was natürlich von höchster Wichtigkeit für ihre Verwendung zu Kriegszwecken ist, noch nicht gelungen, sie für den unfehlbar sicheren Hin- und Rückflug zwischen zwei Orten zu dresstren. Eine Ausnahme machen hiervon die gelungenen Versuche deS Hauptmanns Giuseppe Malagoli, Director der kgl. italienischen Militärbriestauben stationen, der eS durch unausgesetzte Bemühungen er langte, seine Tauben so abzurichten, daß sie die 72 km entfernte Strecke Nom-Civitavecchia hin- und zurück- fliegenb zurücklegen. Diese praktischen Erfolge machten alle Theorien der verschiedensten Ornithologen, wie Ruß rc., die dies für unmöglich hielten, zu Schanden. Bei Unterbringung der Tauben ist hauptsächlich darauf zu sehen, daß sie geräumige, warme, auf der Sonnen seite liegende Schläge haben, die sehr rein gehalten «erden müsse«, desgleichen darf den Thiere» nicht zu schweres und mästende- Futter gereicht werden, auch darf niemals reines, frisches Wasser denselben fehlen. Besondere Schutzmaßregeln sind unausführbar, ihr Hauptschutz sind immer ihre vorerwähnten vorzüglichen Eigenschaften; je unauffälliger die Farbe deS Thieres ist und je kleiner eS selbst ist, desto besser ist es ge schützt gegen seine Feinde in Menschen- und Thierge stalt; unter den letzteren sind die Falken die gefähr lichsten. In Rußland und Frankreich hat man sogar schon erfolgreiche Versuche gemacht, die Falken auf den Raub bezw. auf daS Apportiren der Brieftauben zu dresfire». Bis jetzt ist daS Militär-Brieftaubenwesen am besten organistrt in Deutschland, Italien und Frankreich; in den beiden letzteren Ländern befinden sich die Centralanstalten in Rom, und Paris, beide unter vollständig militärischer Leitung. In Frankreich waren im letzten Budget für daS Militär-Brieftauben wesen 68000 Franc» eingestellt, auch dort sind 22 Filialdepots eingerichtet, ebenso wie in Italien, wo eS deren 17 giebt, fünf davon in den italienischen Besitzungen in Afrika, und zwar in Maffaua, Affab, Sabarguma, Ghiuda und ASmara. Vermischtes. Lawinen stürze, vom Simplon wird gemeldete I« der vorigen Woche erneuerte» sich bei unS die Schrecke» des Winter« von 1888. ES fiel eine un gewöhnliche Masse Schnee, so daß der Berg gäuzlich abgespent wurde. Dir Leute, welche hier daS Vieh meisten» außerhalb de» Dorfe» zu verpflege» habe», mußten die größten Strapazen auShalten. viele tonnten zwei Tage »icht mehr zurück inS Dorf. Eine Person wurde von der Lawine gerade »eben ihre» Scheune begraben. Zufällig waren Männer in der Nähe, welche, da keine Werkzeuge zur Stelle waren, die Frau schnell mit den Händen auSgruben, sonst wäre st« verloren gewesen. Wer von Brieg auS die Simplonstraße hinaussteigt, der sieht bald daS Fletsch horn, an dessen Fuße daS Dorf Simplon liegt, jenseits majestätisch emporragen. Bom nördlichen Abhange diese» Berggipfels stürzte eine ungeheuere Gradlawine herunter, die unten stundenweit Wälder und Wiesen bedeckte und bis zur Landstraße beim Dö> stein Egge vordrang. Dort ging in diesem Augenblicke ein junger Mann seine« WegeS, um in der Nähe das Vieh zu verpflegen; dieser wurde von der Lawine erfaßt und im Schnee bette begraben. Wahrscheinlich wird noch «eitere» Unglück geschehen sein, das noch nicht bekannt ist. Weiter wird berichtet: Am 16. März begann eS zu schneien und schneite unheimlich fort bi« zum IS. In Simplon und im Zwischbergerthale lagen zwei Meter Schnee. Zwischen Gstein und Lasarmetta er folgten Lawinenstürze, wie vor zwei Jahren. Ja Simplon war die, durch den Luuwigraben herabstürzende Staublawine so ungeheuer, daß eine Wolke von Schnee gestöber über das ganze nahe Dorf geworfen wurde und der Luftdruck in zwei Häusern die Fenster zer trümmerte. Leider ging es ohne Unglück nicht ab. Bei der Sengbrücke ob Simplon wurde der Jüngling Johann Arnold von der Lawine erfaßt und vom Luft» drucke getödtet. Die Post war vom 17. bis 24. März ganz ausgeblieben. Eine Ballon-Explosion fand am Cottbuser Damme in Berlin statt, und zwar war es eine An zahl der bekannten runden Kinderballons, welche explodirte. Ein Kaufmann wollte gerade seinem sechs jährigen Söhnchen einen solchen Ball kaufen; während derselbe noch mit dem Händler sprach, ertönte plötzlich ein lauter Knall und in derselben Sekunde schlug auch schon eine Feuersäule empor. Die gesammten BallonS, 40 an der Zahl, waren durch einen nicht feflzustellenden Umstand explodirt, wahrscheinlich hatte einer der Passanten einen brennenden Cigarrenstummel fortge- worfen und ein Funke war gegen die leichte Hülle eines Ballons geflogen, hatte ein Loch gebrannt und so die Explosion herbeigesührt. Durch die entstandene Lufterschütterung wurde der Knabe zu Boden gewo-fen und der Vater desselben erlitt durch die Stichflamme Brandwunden am Gesicht und am Halse, während die Haare förmlich vom Kopfe heruntergesengt waren. — Vater und Sohn mußten sofort die nächste SanitätS- wache aufsuchen und die Hilfe derselben in Anspruch nehmen; die Verletzungen Beider sind übrigens nicht gefährlich. Etwas von den Stecknadeln. Die Steck nadelfabrik in Birmingham fertigt 37 Millionen Steck nadeln in einem Tage an. Die übrigen Stecknadelfabrike» Englands liefern ungefähr 19 Millionen tätlich. Ja Frankreich werden ungefähr 20, in Deutschland und anderen Ländern etwa 10 Millionen täglich fertig, so daß sich die Stecknadel-Fabrikation in ganz Europa auf ungefähr 86 Millionen täglich stellt. Wen» mau die Bevölkerung Europas auf 240 Millionen schätzt, so braucht immer erst der dritte Mensch täglich eine Nadel zu verlieren, um den Verbrauch von 86 Millionen Stecknadeln zu decken. Dieser Verlust an Stecknadeln stellt einen Werth von 20000 Mk. täglich dar. Die Einfuhr von gefrorenem Fleisch au» Neuseeland hat während der letzten Jahre in England einen ganz beträchtlichen Umfang angenommen. Es sind 27 Dampfer und 10 Seg-lschiffe mit Gefrier kammern ausgerüstet, in denen das frischgeschlachtete Fleisch vor dem Verderben geschützt wird und «erden diese Schiffe da» ganze Jahr hindurch zum Transporte deS australische» Fleisches benutzt. Die Tragfähigkeit aller Schiffe zusammen beträgt, wie daS Berliner Patentbureau Gerson u. Sachse schreibt, nicht weniger als 133000 Tonne». Neueste Nachricht-« u«d Telegramme. Dresden, 14. April. Der Säriftsteller F.iebrich Friedrich und der Medizinalrath Dr. Küchenmeister find gestern gestorben. Koburg, 14. April. Der Herzog von Edinburgh ist mit dem Prinzen Georg von Wales über Nürnberg nach Stuttgart «-gereist.