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Erdmasse dicht am Bassin des bisherigen Gasometers abgegrabcn worden. In der sechsten Stunde des heutigen Nachmittags bemerkte man, daß Wasser durch die Fugen der bloßgelcgtcn Umfangsmauern drang. Kaum waren Maurer an Ort und Stelle geeilt, um mit Kitt dem durchbrechenden Elemente zu wehren, als plötzlich die bloßgclegte Wand aus einander getrieben wird und die ini Neubau be schäftigten Arbeiter unter die Flnthen des ausströmen den Wassers begräbt Die Haube des Gasometer s stürzte zusammen und das colossale Eisenwerk brach theils wie Glas zusammen, theils verbog es sich, als ob es Papier wäre. Dreizehn Ellen tief war der Grund U,m neuen Gasometer gegraben; das ausströ mende Wasser füllte den Rau in 6 Ellen hoch. Ein Theil der Arbeiter rettete sich bei Zeiten; 4 Mann wurden zum Theil leicht, theils schwer verletzt, aus der Tiefe herausgezogen; während drei Unglückliche, Wendt, Lommatzsch und Steger, trotz aller aufgewan deten Mühe nicht aufzufinden waren. Es wurden Kähne von der Elbe geholt, um das Wasser zu durchsuchen. Aber jedenfalls mögen die Unglücklichen von den Steinen des eingestürzten Bassins begraben sein, so daß ihr Auffinden nicht möglich werden konnte. Ein erschütternder Eindruck war es, als Frauen und Kinder der Vermißten weinend an Ort und Stelle kamen und zusahen, wie inan vergeblich die Leichen ihrer Väter aufzufinden bemüht war. — Der in Pirna erscheinende „Kamerad" schreibt aus Dresden: In Anbetracht der jetzigen ver- hängnißvollen und kritischen Zeit und der Gefahren, in welcher sich unser allgeliebtes Königshaus befindet, hat es der Gesammtvorftand des hiesigen Vereins ehrenvoll verabschiedeter Militairs für seine unerläßliche Pflicht gehalten, dem Verein in der am 12. d. M. einbcrufencn und sehr zahlreich vertrete nen außerordentlichen Versammlung den in der Aus- schußsitzung gefaßten Beschluß: „falls Dresden von allen Truppen entblößt werden sollte, den Schutz für das königl. Schloß und sonstige Staatsgebäude, Kunst schätze w., überhaupt den Wachdienst allhicr zu überneh men und solches Sr. königl. Hoheit dein Kronprinzen, unserm allverehrten Protektor, zur Genehmigung in aller Unterthäniakcit zu unterbreiten", vorzutragen und trat derselbe diesem mit größter Begeisterung bei, wel ches Letztere sich auch durch die in lebhaftester Weise ausgebrachten Hochs auf unser« erhabenen König und das hohe königl. Haus kund gab. Leipzig, 15. Mai. (L. Tgbl.) Gutem Ver nehmen »ach will der Rath der Stadt Leipzig in jetziger schwerer Zeit eine Maßregel wiederholen, die 1848 mit gutem Erfolge ergriffen wurde, nämlich die Einrichtung einer städtischen Vorschußbank, welche den Gewerbtrcibcndcn — gegen gute Sicherheit — Gelder gewährt. Man spricht von einer halben Million Thaler, die in solcher Weise verwendet werden sollen. Leipzig, 16. Mai. Das „Sächsische Wochen blatt" berichtet: „Das Kriegsministerinm hat sich un ter den gegenwärtigen Verhältnissen genöthigt gesehen, die Einziehung sämmtlicher Hilssgensdarmeii, Forst- und FlursÄmtzcommandirtcn zum Dienst anznordnen. Selbstverständlich kann daher bis auf Weiteres kein neues dergleichen Commando bewilligt werden." Die „L. N." thcilen mit: „Auf höhere Anordnung ist nun auch die Bildung eines Feldpostamts für die sächsischen Truppen definitiv beschlossen und der Post- sccretair Lenk in Leipzig, unter gleichzeitiger Ernennung zunl Fcldvostmeister, mit der Zusammensetzung dessel ben beauftragt worden. Das gedachte Feldpostanit wird aus vier Posthaltercien mit einem Pcrsonaletat von vier Jeldpostsecretairen, sieben Feldpostafsistcnten und acht Fcldpostschaffnern, nebst den uöthigcn Trans portmitteln bestehen und baldigst nach Dresden ab gehen." Die Zahl der hier durchpassircndcn Auswanderer hat in der ersten Hälfte dieses Monats eine bis jetzt noch nicht erlebte Höhe erreicht. Die Magdeburger- Bahn hat nämlich innerhalb der gedachten Zeit nicht weniger als 859 Köpfe nach Hamburg und Breinrn befördert. Die Chemnitzer und Zwickauer Kaufleute machen bekannt, daß sie nach wie vor alle sächsischen und preußischen Cajsenanwcisnngen, die Scheine der Leipzig- Dresdner Eisenbahn-Compagnie, alle Banknoten der sächsischen Banken: der Leipziger Bank, der Sächsischen Bank zn Dresden, der Chemnitzer Stadtbank und der Bautzner Bank, sowie derjenigen ausländischen Banken, welche in Sachsen AuSivcchsclniigScassen ha ben; der Geraer, der Wcimarischen, der Gothaer und der Lübecker Bank, bei Waarcneinkänfen vorlänfig znm vollen Neunwcrthe annehmen. Zwickau, 16. Mai. (D. I.) Die hiesige Regierungsbehörde hat jetzt an die Gerichtsämter und Stadträthe ihres Bezirks einen Aufruf erlassen, worin sie dieselben ausfordcrt, für die hilfsbedürftigen Fami lien der zum Dienste' einberufencn Kriegsrcservisten Sammlungen freiwilliger Beiträge ciuzuleitcn. Je bereitwilliger die Reservisten dem Rufe ihres Kriegs herrn gefolgt sind, desto größer ist auch die Pflicht, sich ihrer zurückgebliebenen Familien anzunehmcn, und cs steht zu hoffen, daß bei der an sich nicht großen Zahl solcher Familien sehr bald deren augenblicklicher Roth abgcholsen sein wird. Düsseldorf, 13. Mai. Die Zahl der zur Fahne einberufencn ausgedienten Mann schaften beträgt für den diesseitigen Stadt- und Landkreis gegen 7000, darunter befinden sich, laut der „Elberfelder Zeitung", auch einige Brüder aus dem hiesigen Franziscanerkloster Aus Elberfeld vom 13. Mai schreibt man der „Neuen Franfurtcr Ztg": „Als heute Vormittag die Reservisten per Bahn nach ihrer Garnison befördert werden sollten, entstand in unserer Stadt eine ungeheuere Aufregung. Große Volksmassen ver sammelten sich vor dem Bahnhofe. Bald kam cs zu Thätlichkeiten zwischen Fabrikarbeitern und Soldaten, wobei mehrere schwere Verwundungen vorkamen. Ein Reservist ist getödtet worden. — Der „Neuen Freien Presse" berichtet man aus Brünn vom 14. Akai: „Bei dem Handelskam- merpräsidcnten v. Herring fand gestern eine Versamm lung von Industriellen statt, in welcher zum Zweck der Erhaltung des vaterländischen Infanterieregiments Ritter von Gerst»er während der Kriegsdauer ein Betrag von 65,000 Fl. subscribirt wurde. Aus Rendsburg, 14. Mai, thcilen die „H. N." mit: Das hier bisher befindliche österreichische Feldlazarett, Nr. 9 hat gestern Befehl erhalten, sofort zu packen und per Bahn über Altona, Hannover nach Oesterreich zu übersiedeln. Es soll angeblich in Jta-