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Afghanistan nach Indien zurückkehrenden Truppen richte die Cholera große Verheerungen an und die Sterblich keit unter den von der Krankheit Befallenen sei eine außerordentlich große. DaS 10. Husarenregimeut habe an einem Tage 40 Mann verloren, vom 1. Bataillon des 17. Infanterieregiments seien 195 Mann der Cholera erlegen. Rußland. Petersburg, 3. August. In Taganrog griffen am 26. v. M. um 12 Uhr Nachts mehrere Personen, die vor dem lSefängniß, in welchem sich Pletnew-Mirski, der Attentäter auf General Dren- telen, befindet, postirte Wache mit Steinwürfen an. Der Posten schoß und alarmirte dadurch daS Gefäng- nißpersonal, so daß der Befreiungsversuch Mirskis mißglückte. Die Angreifer entkamen. Schon am 25. wurde in Taganrog eine verdächtige Persönlichkeit arretirt, welche, auf einem englischen Schiffe vom Aus lande kommend, mit dem Paß eines atheniensischen Klostermönchs versehen, ein Mönchsgewand trug. Bulgarien. In den Gouvernements Varna, Rustschuck und Tirnowa tauchten neue Räuberbanden, bestehend aus Muselmännern, auf und wurde deshalb der Belagerungszustand für das Gouvernement Varna und die Districte Rasgrad, Eski, Osman-Bazar und Elena erklärt. Die Maßregel trägt einen präventiven Character und soll keine politische Bedeutung haben. Türkei. Nachrichten aus Constantinopel besagen, daß Unruhen befürchtet werden. Unter den Truppen herrscht bedenkliche Gährung wegen des fortwährenden Soldrückstandes. Die Soldaten murren selbst über Osman Pascha, welcher verschwenderisch lebe, während die Soldaten darben. Die Garnison beabsichtigt durch eine Deputatton die Absetzung Osman Paschas, sowie eine endliche Ausbezahlung des Soldes von der Pforte zu verlangen. — In den nächsten Tagen erwartet man die Ankunft des britischen Geschwaders in der Besikabai, ebenso ist eine Fahrt der französischen Schiffe nach Salonichi signalisirt und wird diplomatischerseits als eine westmächtliche Pression auf die Pforte wegen Griechenlands aufgefaßt. Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 4. August. 1879. — Der Schifffahrtsverkehr bei Passage der Riesaer Elbbrücke im Monat Juli 1879 war: 1. zu Thal: 28 Remorqueure, 18 Schleppkähne mit 79 400 Ctr. Ladung, 305 Segelschiffe mit 1645 000 Ctr. Ladung, 26 Flöße, 31 Personen-Dampfschiffe, 47 Kettenschiffe; 2. zu Berg: 28 Kettenschiffe, 174 leere Schlepp kähne, 21 beladene Schleppkähne mit 94400 Ctr. Ladung, 30 Remorqueure, 90 leere Schleppkähne, 52 beladene Schleppkähne mit 250200 Ctr. Ladung, 31 Personen-Dampfschiffe. — In Folge der eingetretenen enormen Hitze muß im Stadtpark die Gießkanne wieder fleißig gehandhabt werden. Da stellt es sich denn als ein recht fühlbarer Uebelstand heraus, daß der dort aufgestellte abyssinische Brunnen aller Augenblicke versagt. Sobald der Brunnen aufhört zu arbeiten, entweicht das Wasser aus dem Rohr, jedenfalls weil der Kolben nicht luftdicht schließt, und soll der Brunnen darauf wieder in Thätigkeit ge setzt werden, so muß das Rohr von oben jedesmal erst wieder mit Wasser angefüllt werden. Das ist aber ebenso unangenehm als zeitraubend und hat schon bei denjenigen, die auf die Benutzung des Brunnens angewiesen sind, vielfach Anlaß zur Unzufriedenheit und zur Mißstimmung gegeben. Es ist daher zu wünschen, daß der Brunnen eine genügende Reparatur erfahre oder noch besser, daß er durch einen neuen mit gewöhnlichem Pumpwerk ersetzt werde. Wasser ist übrigens an der betreffenden Stelle in ausreichender Menge vorhanden. — Bekanntlich hat der Verwaltungsrath des Verschönerungsvereins an der östlichen Spitze des Stadt parks eine Pflanzschule für Eschen angelegt und damit ganz günstige Resultate erzielt ; die Pflanzen sind gut gediehen und können im nächsten Jahre schon ver setzt werden. Gleicherweise ist der Versuch, Eichen und Kastanien aus dem Samen zu ziehen, ge lungen. Die im vorigen Herbst je auf einem Beet gelegten Eicheln und Kastanien find alle aufgegangen und haben bereits ziemlich lange Triebe angesetzt. Man hofft, mit solchen im Park selbst gezüchteten Setzlingen günstigere Resultate zu erzielen, als mit auswärtigen, da sie bei der Verpflanzung in derselben Bodenart verbleiben. — In der neuerbauten Dampfschiffs - Halle regierte dieser Tage der Pinsel deS Malers, doch dürfte die Eröffnung derselben erst kurz vor dem Lorenzkirchener Markt erfolgen. — Das durch de» Mute September erfolgenden Weggang des Herrn Schuldirector Mühlmann zur Erledigung kommende hiesige Schuldirectorat ist von dem Stadtrath mit 2700 M. Gehalt incl. Wohnungsäquivalent auszuschreiben beschlossen worden. — Nachdem da» seit dem 9. Juli hier und in der Umgegend einquartirt« 1. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 12 daS Cantonnement gestern Morgen wieder ver lassen hatte, traf im Zeithainer Barackenlager Nach mittags ein Bataillon des in Chemnitz garnisonirenden 5. Infanterie-Regiments Nr. 104 (Prinz Friedr. Au gust) zu dreitägigem Gefechtsschießen ein, und wird dasselbe von Abteilungen des in Zittau Nr. 103 und der in Leipzig Nr. 106 und 107 garnisonirenden Re gimenter abqelöst werden. — Die vor einiger Zeit von Dresden aus ver breitete Nachricht, daß nach dem diesjährigen Herbst manöver die Einberufung der Feldwebel-Lieutenants zu einer zehntägigen Uebung stattfinden würde, ist nach vom „V. Anz." an kompetenter Stelle eingezogenen Erkundigungen unbegründet. Es haben vielmehr die Leute genannter Charge eine Einberufung in Friedens zeit nicht zu gewärtigen, sondern werden nur im Kriegs fälle Verwendung finden. — Gegen das Heer der Bettler und Vagabunden ist im „engeren, wie im weiten Vaterlande" hie und da schon recht energisch und theilweise mit gutem Er folge der Feldzug eröffnet worden. So wird neuerdings aus Pirna mitgeiheilt, daß nach einer in Uebereinstimmung mit den Beschlüssen des Bezirksaus schusses erlassenen Bekanntmachung der dortigen königl. Amtshauptmannschaft in den zu dieser gehörigen Ort schaften an auswärtige hilfsbedürftige Reisende nur das sogenannte Ortsgeschenk und zwar von hierzu be auftragten Personen verabreicht werden darf. Im Uebrigen ist die Verabreichung von Gaben an Vaga bunden und fremde Bettler mit Geldstrafen von 1 bis 20 Mark bedroht. Wir wollen uns nun zwar nicht verhehlen, daß eine hierauf bezügliche Controle auf große Schwierigkeiten stößt. Allein derartige Vor schriften werden doch sicher nach und nach Einzelnen den Muth stärken, die ihm abgeforderte Gabe zu ver weigern und der Nachbar, der die Heldenthat bemerkt, folgt ihm nach. Allmählig bilden sich größere Gruppen Gleichgesinnter und die Gegend kommt bei dem Vaga bund in Verruf, er meidet sie. Darüber dürften wir uns wohl klar sein, daß es meist nicht Mitleid ist, welches den Geber antreibt, seine Hand zu öffnen, nein, es ist einestheils die Furcht, der Abgewiesene werde sich rächen, oder doch unangenehm fallen, anderntheils aber — und dies gilt hauptsächlich für die Bewohner der Stadt — ist es nichts als eine gedankenlose schaden stiftende Unsitte. Allerwärts hört man Klagen, welch' erschreckende Ausdehnung das Bettler- und Vagabunden- thum in neuerer Zeit gewonnen habe, und doch ist es das klagende Publicum selbst, welches dieses Heer von Müssiggängern mit Sorgfalt und vielen Unkosten groß zieht. Man beobachte nur, wie leicht es den Land streichern gemacht wird, sich im süßen Nichtsthun den Unterhalt zu verschaffen. Sobald ein solcher zur Thür hereintrirt, wird ihm die betreffende Gabe, ohne daß man noch seine Bitte abwartet, als ihm selbstverständ lich gebührend übergeben. Der Beschenkte geht zur nächsten Thür und das gleiche traurige Schauspiel wieder holt sich. Das sind Danaergeschenke, sie verderben den Empfänger. Der Bettler findet Gefallen an diesem leichten „Verdienst", vergeudet meist den größten Theil des Erworbenen im Schnaps, dieser Quelle aller Laster, verliert die Lust und Fähigkeit zur Arbeit und geht schließlich geistig und körperlich zu Grunde. Die Geber sind sich dabei meist selbst nicht bewußt, welche Un summen jährlich durch ihr gedankenloses Gebühren ver schleudert werden. Wollte man ihnen diese Gesammt- summe in Form einer Steuer auflegen, wie würden sie jammern über den „unerhörten Steuerdruck." So „merkt" man die Ausgabe aber nicht, die „Bettel pfennige" werden gleich besonders bei Seite gelegt, und es gilt beinahe für „unnobel", die Gabe zu verweigern. Daß hierdurch alle Bestrebungen der Behörden, dem Unwesen zu steuern, vereitelt werden, daran denkt man überhaupt nicht. Möchten diese Zeilen dazu beitragen, eine Unsitte zu mindern, deren Folgen unsere Cor- rections- und Strafanstalten füllen. — Der zweite deutsche Stenographen tag tritt in der alten Kaiserstadt Frankfurt am Main in der Zeit vom 15. bis 18. August d. I. zusammen. Er ist das Organ des deutschen Gabelsberger Steno graphenverbundes, welcher im Jahre 1868 bei der fünfzigjährigen Jubelfeier der Gabelsberger'schen Schrift — eine Erfindung deutschen Geistes, die in zwischen die meisten Völker Europas sich angeeignet haben — zu München begründet wurde. Der Bund vereinigt gegenwärtig gegen anderthalbhundert Vereine. Letztere haben in allen Provinzen des deutschen Reiches, in Oesterreich und in der Schweiz ihren Sitz und werden in den Augusttagen ihre Vertreter nach Frank furt senden, um über die Mittel zur Weiterverbreitung der von ihnen gepflegten Kunst und über die Fort bildung der Schrift zu berathen und zu beschließen. Aber auch auS weiterer Ferne, auS Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland und Ungarn haben sich bereits Gäste angekündigt. Denn in allen diesen Ländern werden in GabelSberger'S Schriftzügen die Verhand lungen der Parlamente ausgenommen, wie dies in der deutschen Heimath die Erfindung bei den meisten namhaften politischen Körperschaften schon längst üblich ist. Wie wäre überhaupt der ungestörte Fortgang unseres öffentlichen und literarischen Lebens denkbar, wenn wir auch nur einmal acht Tage lang die deutsche Redezeichenkunst entbehren sollten? — Durch eine Verordnung des Ministeriums des Innern, betreffend die Ergänzungswahlen zum Land tage, werden die betheiligten Behörden angewiesen, die zur Veranstaltung dieser Ergänzungswahlen erforder lichen Einleitungen sofort zu treffen. Die Abgabe der Stimmen erfolgt am 9. September 1879 und zwar in folgenden Wahlkreisen: dem 1. und 4. Wahlkreise der Stadt Dresden, dem 1. Wahlkreise der Stadt Leipzig, dem 1. Wahlkreise der Stadt Chemnitz, dem 2. 6. 11. 12. 15. 19. 21. 23. 24. städtischen Wahl kreise, sowie dem 7. 10. 11. 16. 18. 19. 20. 21. 24. 27. 29. 30. 33. 35. 40. Wahlkreise des platten Landes. — Die vor vierzehn Tagen durch eine Petroleum- Explosion sehr stark verletzte Ehefrau des Gasthaus besitzers Klemm in Mergendorf befindet sich dem Ver nehmen nach auf dem Wege langsamer Besserung. — Im nahen Gohlis brach am Donnerstag Mittag 1 Uhr bei dem Zimmermann Karl Kaiser Feuer aus, in Folge dessen das Wohnhaus desselben ein Raub der Flammen wurde. Die Entstehungsur sache ist unbekannt. Oschatz, 1. August. Heule Vormittag wurde in Altoschatz unter feierlicher Ansprache seitens des Herrn Pastor Schreyer, Merkwitz, und in Anwesenheit der Herren Rittergutsbesitzer Günther, Saalhausen, Schubert, Altoschatz, des Baumeisters Heydrich, sowie der Schul jugend und vieler Bewohner von Altoschatz der Grund stein zu der neuen Schule gelegt. In der Nacht vom Dienstag zur Mittwoch ist der Lehrling des Hrn. Schuhmachermstr. Gröschner hier, Emil Rüdiger aus Schweta, spurlos verschwunden, ohne daß irgend ein Grund vorläge, der ihn zu seiner Entfernung veranlaßt haben könnte. Dresden, 2. August. Die Rückkehr unseres Königspaares wird für den 12. d. M. erwartet. Das leichtsinnige, so oft schon öffentlich gerügte Spielen mit Gewehren hat gestern hier wieder einmal zu einem Unglücksfalle geführt. 2 Ziegeldecker waren beauftragt, das Dach des Hauses Holbeinstraße 1 aus zubessern. Sie mußten durch eine Kammer, in welcher ein dem Besitzer des Hauses zugehöriges doppelläufiges Jagdgewehr mit einer Schrotpatrone geladen frei da stand. Der eine Arbeiter ergriff es, hielt es dem außerhalb auf dem Fenstersimse stehenden anderen Ge hilfen entgegen, spannte den Hahn und drückte ab, in welchem Augenblicke der am Kopfe und Oberkörper verwundete Genosse zu Boden sank. Der Uebelthäter ergriff hierauf die Flucht, wurde aber später in seiner Wohnung erlangt. Der Verwundete wurde in das nächstgelegene Carolakrankenhaus gebracht. Heute früh ließ sich noch nicht bemessen, ob die Verletzungen eine Gefahr für sein Leben ganz ausschließen. Die jüngste Bergiftungs - Affaire giebt Herrn vr. Theile in Lockwitz Gelegenheit, auf das Ausdrücklichste vor dem Genüsse rohen Fleisches zu warnen. Der Genannte betont hierbei, daß es gar nicht auf die Menge des Fleisches ankomme, denn auch eine unbe deutende Wenigkeit kranken Fleisches könne das Blut des ganzen Körpers, gleich dem Tröpfchen Lymphe bei der Schutzpockenimpfung, krankhaft afficiren. Nebenbei sei der Genuß des rohen Fleisches mit der Gefahr ver knüpft, dadurch bandwurmkrank zu werden. Denn die nicht selten im Fleische der Hausthiere enthaltenen, oft mikroskopisch kleinen Finnen, welche dabei unversehrt mit in den Magen gelangen, verwandeln sich in Folge eines eigenthümlichen Generationswechsel im mensch lichen Körper in Bandwürmer. Freitag Vormittag wurde die bisher im Justiz- Ministerium, große Meißnerstraße, auf dem Oberboden aufbewahrt gewesene Guillotine durch 5 Arbeiter per Wagen, aber gut verdeckt, das Beil in einem separaten Kasten, von der Neustadt nach dem neuen Justizgebäude in der Pillnitzerstraße transportirt. Der ganze un heimliche Apparat ist von Eichenholz und von ziem licher Schwere. Herr Moritz Winkler in Loschwitz, langjähriger Chef der Firma Winkler u. Sohn, hat seiner Vater-