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EUMall und AiWger. Amtsblatt -er Lönigl. Amtshauptmavuschast Großeuhaw, -er Lönigl. GerWsSmter Nies« uu- Strehla, sowie -es Lta-traths M Riesa ua- Stadtgemeiuderatho M Strehla. Druck und Verlag von G. Ponsong in Riesa. Verantwortlicher Redakteur: L Mader in Riesa. Donnerstag, den 31. Mai 1877. Erscheint in «iesa wöchentlich dreimal: DienStaa, Donnerstag «nd Sonnabend. — iibonnementprris vierteljäbrlick 1 Mark 2b Pfg. - Stellungen ncbmen alle llaiserl. Poft-Anstalten, die Expeditionen in Riesa und Strehla, sowie alle Boten entgegen. - Inserate, welche bei dem auSgebrciteten keserlreise eine wirksame »Verbreitung finden, erbitten wir uns bis Lag» vorher Vormittag- 10 Uhr. - Jnsertionsbetrügc von unbekannten auswärtigen Austtaggebern werden, wenn dieselben nicht in Poftmarten bciliegen, per Voftvorschud erhoben. —— : -i— 1—i - ". , Bekanntmachung. Nach Anzeige des Herrn Wasserbau-Inspektor Weber in Dresden macht sich.wegen planmäßiger Vollendung der Baggerungsarbeiten zu Herstellung des neuen Fahrwassers bei dem im Gange befindlichen Elbstromcorrectionsbaue unterhalb der Gauernitzer Insel vom SS. dieses Monats ab die zeitweise Sperrung der Schifffahrt nöthig, dergestalt, daß die letztere in der Regel nur während der Stunden früh vor 6 Uhr, Mittags von 12—2 Uhr und Abends nach 6 Uhr die betreffende Stromstrecke passiren darf. Es wird dies mit dem Bemerken zur Kenntniß des Schifffahrt treibenden Publikums gebracht, daß in der Nähe des sogenannten TärmigthanseS ein Ansageposten aufgestellt sein wird, dessen Weisungen Seiten der Schiffer bei Vermeidung von 15 bis 50 Mark Strafe unweigerlich nachzukommen ist, sowie, daß diejenigen thalsahrenden Fahrzeuge, welche warten müssen, bei der Wildberger Fähre zu stelle« haben. Meißen, am 25. Mai 1877. Da eine große Anzahl von Schulvorständen auf die in Nr. 39 des Amtsblattes ergangene Generalversügung vom 31. März d. I. darüber Anzeige noch nicht erstattet hat, welche Einrichtungen bezüglich des Turnens und Unterrichts der Mädchen in weiblichen Handarbeiten bei den einzelnen Schulen bereits bestehen oder noch getroffen werden können und sollen, so werden die Säumigen hierdurch erinnert, beregte Anzeige nunmehr binnen 14 Tagen und spätestens bis zum 18. Juni dieses Jahres anher einzureichen. Großenhain, am 15. Mai 1877. Die Königliche Bezirksschnlinspeetion. Pechmann. Wigand. Das Leide« aller Völker. In neuerer Zeit hört man häufig die Klagen über unseren Nothstand durch den Hinweis beschwich tigen, daß es anderswo auch nicht bester sei, daß es in England im Erwerbsleben auch schlimm stehe, und daß selbst in Frankreich in letzterer Zeit die blühende Seiden-Fabrikation bedeutend gesunken sei. Alle solche Beschwichtigungen mögen sich wohl par lamentarisch sehr schön ausnehmen, aber für die Wirk lichkeit, welche sich mit dem Problem beschäftigt, woher da§ Uebel stammt, und wie man demselben abhclfen kann, sind sie völlig verkehrt. Es ist nämlich ganz unzweifelhaft, daß im Er werbsleben der gebildeten Völker ein vollständiger Zu sammenhang besteht, ähnlich wie es im Körper zwischen allen Gliedern der Fall ist. Es ist eine miserable Beschwichtigung, wenn man Jemanden, der über Schmerz im Kopfe klagt, damit tröstet, daß ja auch seine Füße krank find! Es liegt in der Natur der Sache, daß wenn in einem so großen, starkbevölkerten Gebiete wie Deutschland, der Nothstand herrscht und dem ganzen Mittelstand, diesem eigentlichen Consu- menten der Industrie, große Einschränkungen auferlegt, dann auch alle anderen Länder leiden. Ihre Produkte haben in Deutschland keinen Absatz und darum können ihre Einrichtungen keinen Gewinn abwerfen. Die Beschwichtigung der heimathlichen Klag« mit dem Hinweis auf die fremden Calamitäten beruht auf dem Jrrthum, daß, wenn es einem Lande gut geht, das andere schlechte Zeiten haben müsse. In der Wirk lichkeit findet gerade das Gegentheil statt. Wenn es in einem Lande gute Zeiten giebt, so haben alle an deren Länder davon Vortheil. Wenn beispielsweise die Ernte in Ungarn brillant ausfällt, so consumirt es viel von der Fabrikation Deutschlands und Oeflereichs. Der gute Biehstand in Ungarn und das billige Ge treide von da her machest dann wiederum unsere Lebens mittel billiger. Tritt ,das Gegentheil, eme schlechte Ernte, ein, so leidet nicht blls Ungarn, sondern auch Deutschland. «Wenn unser Kunde arm wird, kann auch unser Geschäft nicht blühen. Das ist eine ausgemachte Wahrheit. Ganz dieselbe Wahrheit gilt aber auch für daS Berhältmß aller Länder der Welt. Unser Nothstand hat zur natürlichen Fotze, daß wir nicht mehr wie chedem gute Kunden für die englische Maschinen- fabrication, für die englischen Sesvmuste, für diefran- zöfischen Geidemmge find. Jndmtt wirkt die» auch auf alle fernen Ander ei». Wenn bei «u» dieBaum- woll-Waaren keine« lebhaft« Absatz finden, so finkt in Amerika der Preis der Baumwolle und es leiden die englischen Baumwoll-Spinnereieu, deren Material sich anhäuft, ohne Absatz zu finden. In ganz natürlichem Berhältmß wirkt dies dann auch wiederum auf uns zurück. Wenn unsere Kunden sich eivschränken müssen, leiden auch wir darunter. Da aber alle Länder der Welt in solchem Verkehr zu einander stehen, so ist es nicht nur kein Trost, sondern eine betrübende und natur gemäße Folge, daß es auch anderen Ländern schlecht geht. Ein starkes Glied im Organismus der civili- sirten Völker ist krank; da ist es weder eine Beschwich tigung noch eine Beruhigung, wenn man uns erzählt, daß alle anderen Glieder ebenfalls ange kränkelt sind! Wo aber liegt die Grundquelle all des verzweigten Leidens? Große Kriege, schwere Contributionen und fortge setzte Rüstungen, die ohne Ausnahme in starker Steige rung begriffen sind, zehren am Gut aller Völker und schädigen sie sammt und sonders. Die Kauf- Kraft aller Nationen leidet dadurch und trifft dm Sieger nicht Minder, wie den Unterlieger. Spielt der Krieg noch gar in Ländern, welche, reich an Natur produkten, in ruhigen Zeit« gute Kunden sind für un sere Industrie, so verstärkt dies das Elend noch mehr. Ta ist es erlog«, wenn man sagt, wir würden von einem Kriege nicht berührt, in welchem weit hinten in der Türkei die Völker auf einander schlagen. Ter gesteigerte Verkehr der jetzigen Zeit bringt jene innige Verbindung hervor, welche den Gesammt- Organismus leidmd macht, wmn Ein Glied blutet. Von diesem Gesichtspunkt aus bleibt es sich gleich, ob tausend Türken oder tausend Ruff« auf seinem Schlacht felde bleib«. Sie mög« lebend betrieb« hab« was sie wollen, sie waren doch stets sowohl unsere Produ centen wie unsere Consumenteu. Selbst das abgesperrte Rußland, das vorsätzlich unsere Industrie zu Grunde richtet, ist unser Kunde trotz aller Zölle und Grenz bewachungen. DaS Band des Erwerbslebens ist ein Gewebe, dessen Fäden alle Menschen zu einander in Mitleidenschaft zieh«. WaS die Humanität in geistiger Beziehung als den Völkerfrieden preist, das tritt un Erwerbswesen als allgeMeine Wohlfahrt auf, Was FanattSmuS und Herrschsucht gegen daS Ideal sündig«, daS zerstört daSWohlergeharM« in der Erwerbungs und Leistungskraft. Die Grundquelle Msm» SjochstaudeS ist leider nur g« zu erklärlich. Wenn mau meS ab« zur Be schwichtigung sagt: auch audere . Völker hab« Roth- stand, so jetzt mau un» i» Wahrheit nicht» an deres all die Gemeinschädlichkeit dieser Böller aus zehrend« Knuckheitü-LlnMe. (B.-Z.) Dagesgaschichte. Dresden, 28. Mai. Se. Majestät der König wird künftigen Donnerstag Nachmittag 4 Uhr die bereits längere Zeit beabsichtigte Reise nach dem Bad Ragaz antreten. In Begleitung Sr. Majestät wird sich auch der geh. Legationsrath v. Watzdorf befind«, um die von Sr. Majestät dem Könige während des Aufenthaltes in Ragaz fortzuführenden Regierungs geschäfte zu vermitteln. — Heute Nachmittag wrrd Se. Majestät der König in Begleitung Sr. Gccelleuz des Staatsministers v. Könneritz und des Oberland baumeisters Hänel Sich nach Meißen begeben, um die dortige Albrechtsburg in Augenschein zu nehmen. — In dem Befinden Sr. königl. Hoheit des Prinz« von Wasa ist eine wesentliche Veränderung nicht eingettet«. Das Fieber hat zwar abgenommen, die übrig« Krank heitserscheinungen sind jedoch noch nicht vollständig beseitigt. — Se. Hoheit der Prinz Alexander von Weimar, Herzog zu Sachsen, ist als Secondelimtmant bei dem Schützen-(FLs.-)Regiment „Prinz Georg" Nr. 108 eingestellt Word«. Berlin, 29. Mai. In dies« Tag« wird der Bundesrath die letzte Sitzung in diesem Sommer habens um den Rest seiner Arbeit« zu erledigen. Darunter gehört auch der definitive Beschluß über die Zeugmß- zwang-Angelegenheit. Daß das Plenum des Bundes- rathes dem ablehnenden Votum seines JustizausschuffeS sich anschließen werde, ist selbstverständlich. Der Ws. Ztg. schreibt man hierüber: Der Justizausschuß des Bundes- rathes besteht keineswegs aus princrpiellen Gegnern des vom Reichstage angenommenen Gesetzentwurfes: es sind darin neben Preußen: Baiern, Sachsen, Wür- temberg, Hess«, Braunschweig, Lübeck vertreten, und in fast allen dies« Ländern würde weder das Gesetz noch die Praxis hinsichtlich d«S Zeugnißzwanges durch Annahme des Lasker'schm Antrages wesentlich verändert Word« sein. Man muß daher die Verwesung deS Gesetzentwurfes theils dem preußischen Druck, theilS dem formalen Bedenk« zuschreib«, ein« einzeln« Punkt der Justqgesetze gesondert in Kraft tret« zu lass«. Vor dem Forum des Reichs wird mm diese Angelegenheit kaum mehr verhandelt werd«, wohl ab« vor dem preußischen Landtage. Nachdem in unwiderleglichster Weise der Widerspruch der preußischen Handhabung des Z«gnißzwangeS mit dem Sefetze dargethan Word«, wird man sich an der wissenschaft lich« Eonstatirung dies« Lhatsache nicht genüg« lass« dürfen. Posen, 28. Mai. Die Rinderpest ist nach ein« hierher gelangt« Nechricht auf« Neue im russisch« Kreis« Petrikau in Nichire (kirea 15 M. vou d« preußischen Grenze) ausgebrochen. Di» MaßrqM