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Drttden ein Omnibus Fahrgäste mit Handgepäck bis zum Schloßplatze aufnehme »nd daß ca. 30 Mi nuten vor Abgang eines Zugs vom Schloßplatze aus Wagen nach dem Leipziger Bahnhofe abgehen, sowie datz der Fahrpreis, einschließlich des Handge päcks von früh bis Abends 8 Uhr nur 1 Ngr., vdn da bis 10 Uhr 1 z Ngr. und nach 10 Uhr 2 Ngr. betrage. Wir glauben, diese höchst billige Fahrgele genheit empfehlen zu müssen. Dresden, 17. Mai. Einen höchst interessanten und belehrenden Vortrag hielt gestern Abend in Mein- hold's Hotel Herr Pastor Findeisen aus Paris über -Vie dortige deutsche evangelisch-lutherische Gemeinde, an welcher er als Seelsorger wirkt. Ausgehend von den Rcformbestrebuiigen einzelner Männer Frankreichs zur Zeit der Reformation zeigte der Redner, wie die Lehre des großen Reformators gleich wie auf Engelsflügeln von der Schloßkirche zu Wittenberg m jenes Land getragen wurde und willige Aufnahme bei Denen fand, die längst ein ähnliches Streben beseelte. In Kürze deutete er hierauf Len Entnickel ungsgang der dortigen evangelischen Kirche an und gedachte der vielen blutigen Opfer, welche der Fa natismus der Gegner durch Scheiterhaufen und Gal gen von der jungen Gemeinde forderte. Erst seit 1809, nach Einführung der Glaubensfreiheit, sei ihr Loos ein besseres geworden. Um in recht anschau licher Weife die materiellen und geistigen Verhält nisse der deutschen Landsleute in der Hauptstadt Frankreichs zu characterisiren, forderte der Redner die Versammlung auf, ihn im Geiste ans einem Gange durch Paris zu begleite». Bei Kirchen und Schulen, . bei, „Herbergen zur Heimath" und ähnlichen Institu ten, in Straßen der Reichen und Armen verweilte dann Herr Findeisen, um durch sein lebendiges Won dem Zuhörer ein entsprechendes Bild zu entwerfen. Nicht immer waren diese Schilderungen erfreulich, besonders dort nicht, wo wir im Geiste mit ihr» die Quartiere der Arbeiterbevölkerung durchwanderten. Hier deckte er die Tiefe des geistigen Elends auf, in wel chem sich das Pariser Proletariat befinde t. Drei Gründe führte er an, die diesen unglücklichen Zustand geschaf fen: die Arbeitslast, die Sonntagsentheilig ung und die Sinn en tust. Früh um 2 Uhr sehe man die deutschen Landsleute, besonders die Hessen, ihre schmutzigen Quartiere verlassen, nur dem Geschäft des Straßenfegens obzuliegen. Ihr einziger Wunsch, nur soviel zu verdienen, um später nach der Heimath zurückkehren und sich dort ein Häuschen erbauen zu können, mache das Geld zu ihrem Gotte, den Ver dienst zur Religion. Dazu komme die Sonntagent- hciligung, denn der Pariser Arbeiter wisse nichts vom Sonntage, weil an diesem Tage keine Arbeit, selbst öffentliche Bauten, nicht ruhen. Es sei dies jeden falls noch die traurige Nachweh jener Zeit, wo das französische Volk den lieben Herrgott absetzte und den Sonntag abschaffte. Anstatt des Sonntags von den gewöhnlichen Werken zu ruhen, feiert man Montag und Dienstag und zwar in solcher Sinnenlnft, wovon der Deutsche, in seiner Heimath Gott sei Dank keinen Begriff hab». Paris sei die Stadt, wo die Unsitte zur Sitte.,' das Laster zur Tugend geworden sei. Unter solchen Verhältnissen müsse die Aufgabe derer schwer sein, die für das Seelenheil ihrer Brüder und Landsleute zu wirken berufen wären. Aber trotzdem 282 dürfe dankbar anerkannt tzerdin, daß in der deutschen Gemeinde ein Geist der JnMativr wohne,jenes frivole Leben zu bekämpfen. Herr Pastor Findeisen weiset nun an einzelnen Beispielen nach, wie der deutsche Character im Einzelnen wie in der Gemeinde sich immer mehr und mehr über dieses Niveau des Pariser Lebens erhebe. Deutsche Kirchen und deutsche Schulen mehrten sich von Jahr zu Jahr, aber es be dürfe auch der werkthätigen Liebe der Brüder in Deutschland, wenn das gute Werk immer größere Fortschritte mache» solle. Jetzt beabsichtige man »vieder die Erbauung einer neuen Kirche in einen: ganz armen Arbeiter-Districte, und jede Beihilfe dazu fördere das Unternehme». Nach Schluß des Vor trags wurde an den Thürcn eine Collecte zum Be sten der Pariser Deutschen gesammelt. Dresden. (Dr. I.) Sc. Majestät der Kö nig haben allergnädigst gernht, den: Mitglieds der Ersten ständischen Kammer, Kammerherrn und Re- gierungsrathe a. D. von Zehmcn auf Stauchitz das Ritterkreuz von: Verdienstorden zu verleihen. Oelsnitz i. V., 16. Mai. (D. I.) Gestern Mittag gegen 11 Uhr entstand in der Waldung des Gutsbesitzers Strobel in Oberhermsgrün ein Wald brand, welcher binnen einer halben Stunde gegen 4 Acker einnahm, dann aber gelöscht wurde. Der hier durch ungerichtete Schaden ist nicht bedeutend; da gegen ist zu beklagen, daß hierbei der mit Rcisigholz- hacken auf der gedachten Stelle beschäftigt gewesene Hausauszüaler Schwab aus Ebersbach um sem Leben laus. Dessen Leiche ward nach bereits erfolgter Dämpfung des Feuers noch brennend aufgefnnden. Wie noch zu ersehen war, hatte der Verunglückte sein Mittagsbrot in: Freien loche» wollen und höchst wahrscheinlich ist hierdurch der Brand entstanden. Braunschweig, 13. Mai. Mit der heutigen Sitzung wurde die an: 8. Mai begonnene außeror- ordentliche Zusammenkunft unserer Ständeversamm lung geschloßen und der Antrag für den Wiederauf bau des herzoglichen Residenzfchlosses mit allen gegen 2 Stimmen angenommen. Berlin, 17. Mai. Der neue allgemeine Zoll vereins-Vertrag ist von den Bevollmächtigten sämmt- licher Vereinsstaaten gestern vollzogen worden. Die vereinigten Commissionen des Abgeordneten hauses für Handel und Finanzen zur Prüfung des mit Oesterreich abgeschlossenen Zoll- und Handelsver trages haben, wie mitgetheilt, denselben angenommen und zugleich eine Resolution beschlossen, die Staats- Regierung aufzuforderu, jede sich darbietende Gelegen heit zu benutzen, um eine Herabsetzung des Eingangs zolles für leinenes Maschinengespinnst auf 15 Silbergr. per Centner herbeizuführe». Die Commission hatte den Abgeordneten Reichenheim als Sachverständigen über verschiedene Tarifpositionen, sowie über den so genannten Veredlungsverkehr zu den Berathungen zu- g ä ^)ie Budgetcommission des - Abgeordneten hauses erledigte heute den Mititairetat für 1865 und beschloß die Bewilligung von 32,572,247 Thlr., also von 382,567 Thlrn. mehr als 1864. Die Reorga nisationskosten mit 6,892,725 Thlr. sind wiederum gestrichen. Alle bezüglichen Anträge des Generalbe richts sind zugleich angenommen. Wien, 17. Mai. Im Abgeordnetenhause sind