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bei der Zwickauer Katastrophe verunglückten zu Gute kommen solle. Auf dem Schlachtviehmarkte am Montag kosteten Primawaare von Rindern pro CentnerSchlachtgewicht 8« bis 6S M., Mittle Qualität zwischen 54 und 57 M., währertd dritte Qualität mit 42 M. bezahlt wurde. Englische Lämmer, welche nur durch kleine Posten vertreten waren, galten pro Paar zu 50 Kilo Fleisch 63 M., indeß das Paar Landhammel in der selben Schwere mit 57 und jenes der Ausschußschöpse mit 30 M. abgegeben wurde. Gute Landschweins englischer Kreuzung bezahlte man bei Beginn des Marktes pro Centner Schlachtgewicht gern mit 57 M., gegen die Mittagsstunden hin jedoch ging der Preis auf 54 und sogar 53 M. zurück, indeß schlesier durch schnittlich mit 48 M genommen wurden. Von den Mecklenburgern galt der Centner lebendes Gewicht 51 bis» 52'/,, von Bakonier» 47 und 48, von russischen Landschwrinen 51 und von Walachen oder sogenannten Stacheln 45 M. bei durchschnittlich 40 bis 45 Pfd. Tara. Kalber zeigten sich, wie seit Wochen schon, immer wieder ungemein schwer verkäuflich, da die Hasen mchOänse gegenwärtig dieser Fleischsorte zu bedeutende Cpncurreuz bereiten. Das Kilo Kalbfleisch kostete je nach Qualität der Stücke nur 7h bis 90 Pfennige. In Dresden haben die Sitzungen des Geschwornen- gerichts wieder ihren Anfang genommen. Die erste Verhandlung betraf den Schneidermeister Friedr. August Lämmel aus Gröba bei Riesa, angeklagt der Verbrechen des Meineids, sowie betrügerischen Bankerotts, und läutete die Strafe auf Zuchthaus in der Dauer von drei Jahren und vier Monaten. Freiberg, Der Verdacht bezüglich der an der Mttwe Clauß in Rosenthal-Marbach verübten Mord- that hat sich auf zwei bereits gefänglich eingezogene Personen gelenkt und sind die Erörterungen Seiten der königl. Staatsanwaltschaft Freiberg und den ihr unter stellten Polizei-Organen im vollen Gange. Aller Wahr scheinlichkeit nach ist die Claus zwischen '/«6 und 6 Uhr früh ermordet worden und zwar mittelst eines Hammers oder der breiten Seite eines Beiles. — Am LHmstag ging das Pferd eines hiesigen Lohnkutschers durch und, rannte sich auf seinem tollen Laufe die Deichsel eines ohne Pferde auf der Bahnhofsstraße stehenden Eiswagens mit solcher Vehemenz in die Brust, daß die Deichsel brach und aus der Brust ein arms dicker Blutstrom hervorquoll; nach wenig Minuten stürzte das Thier todt zusammen. Waldheim; 8. December. Dieser Tage ver unglückte das 3 Jahre alte Töchterchen des hiesigen Restaurateurs Karl Müller dadurch, daß es einen Topf mit kochendem Wasser vom Stuhle herunterriß und zum Fallen kam, dabei aber mit dem Kopfe so unglücklich auf die Ofenkante ausschlug, daß es gestern verstorben ist. Lichtenstein. In der Nacht. vom Donnerstag zum Freitag verunglückte auf dem Hedwigschachte ein Bergarbeiter dadurch, daß er beim Ausfahren die Fahr kunst herunterfiel und ihm der Kopf zerquetscht und abgerissen wurde. Desgleichen wurde auf Konkordia «in Arbeiter schwer verletzt, indem ihm der Arm zweimal gebrochen wurde. Zwickau. Der Liebenswürdigkeit eines hiesigen F«and«S verdankt das ,,Dr. I." eine Schilderung der Fluchtvon Bergleuten auS dem Brückenbergschachte bei der Katastrophe vom 1. d. M. Derselbe recapitulirt die Erzählung eines intelligenten und besonnenen Berg mannes, wie folgt: „Ich war auf dem Brückenberg schachte Nr. 2 zur Nachtschicht im ober» Flötz am ver gangenen Montag Abends 6 Uhr angefahren, hatte bis S^ UHr auf der Strecke gearbeitet und dann bis »/»IO Uhr Frühstück gehalten (Frühstück ist das Essen der Kohlenarbeiter zu der angegebenen Zeit sowohl vormittags als Abends), ohne irgend etwas verdächtiges bemerkt zu haben. Bald nach Wiederaufnahme der Arbeit aber, vielleicht 10 Minuten vor 10 Uhr, hörten wir einen dumpf« Schlag oder Schall, die Luft drückte stark gegen unS, so daß die meisten Grubenlichter ver- lvschteu, und in furzen Zwischenräumen erfolgten einige erdbtbenartige Erschütterungen, wenige Augenblicke nach her war unsere ganze Strecke von einem dichten Nebel von Rauch, SwUb und Asche erfüllt, so daß Keiner dm Andern erkennen konnte. Die dumpfen Schläge und Erschütterungen, so heftig sie auch war«, hatten un» noch nicht eigentlich erschreckt, denn da auf den Brücknlbergschachten häufig mit Dynamit und Pulver «sprengt wird, so hör« und fühlen wir oft dergleichen Schläge; wohl aber wurden wir von Todesangst erfaßt, als unS dies« dichte Nebel einhüllte und a«S demselben zuweüen Flammen hervorzuckten, denn jetzt mußt« wir «in größere« Grubenunglück vermuthen. Ich rief nun meinem Nebengesellen zu, mit mir zu entfliehen; dieser rief dies wieder Andern zu, und so war in wenigen Augenblicken Alles in Unruhe und auf Flucht bedacht. Noch wollte ich meinen einige Schritte von meinem Arbeitsplätze entfernt liegenden Anzug heibei- holen, da kain mir aber schon em Trupp Kameraden in eiliger Flucht entgegen und drängte mich mit dem Rufe: „Vorwärts, vorwärts!" zur Umkehr. Alle diese Mannschaften gehörten zur Belegmannschaft des obern Flöyes, während die Explosion der Wetter im untern Flötze stattgefunden hatte, von woher der einige hundert Meter betragenden Entfernung wegen noch Niemand bis zu uns herauf gelangt sein tonnte. Da das Fördergerüst in unserm Schachte Nr. 2 durch die Explosion beschädigt worden war und somit von dorther keine Hilfe zu erwarten stand, so suchten wir uns nach dem mit dem unsrigen unterirdisch in Verbindung stehenden Schachte Nr. 4 zu flüchten, zum Theil unter Benutzung des dahin führenden Wetterschachtes, eines engen, ungefähr 1 Meter hohen und über 1000 Meter langen Ganges. Wir Alle, die wir diese Strecken seit längerer Zeit kannten, drängten uns eiligst trotz aller Finsterniß in diesen Gang und erreichten, einige Nachzügler abge rechnet, glücklich das rettende Ziel; Neulinge aber, welche diese Oertlichkeiten nicht kannten, in der Finsterniß unserer Zurufe ungeachtet nicht vorwärts wollten, weil sie in ihrer Herzensangst alle Ueberlegung und Energie verloren hatten, sind erstickt. Freilich war die Flucht unter solchen Umständen grausig, die Gänge waren ganz finster, und namentlich in dem Wetterschachte herrschte kohlenschwarze Finsterniß, da die wenigsten Arbeiter sich Zeit genommen hatten, die verlöschten Lampen wieder anzuzünden, die angezündeten aber nur s matt leuchteten und gar bald verlöschten. So schob und drängte Einer den Andern vor sich her, bald stolperte man in Pfützen, bald stieß man sich an Kopf und Gliedmaßen ; auf den Strecken, auf welchen Schienen gleise lagen, krochen Viele auf Händen und Füßen, indem sie mit einer Hand an den Schienen hinstrichen, die ihnen zur Leitung dienten. Am Schauerlichsten aber war das Gedränge Derer, die in tief gebückter Stellung durch den Wetterschacht flüchteten, hier unzählige Male gegen die Wände rannten und sich die Kleider total zerfetzten. Inzwischen hatten sich die schlagenden Wetter mehr und mehr auch auf einem Theile der Strecke angehäuft, welchen man passiren mußte, um nach dem Schächte Nr. 4 zu gelangen, und dort erstickten ver schiedene Nachzügler aus dem obern Klötze des Schachtes Nr. 2, u. A. aber auch ein Steiger mit 3 Arbeitern Nr. 4, welche die Gefahr unterschätzend , um Hilfe zu bringen nach dem Explosionsherde eilen wollten und unten in die erwähnte gefährliche Stelle geriethen." Plauen, 9. December. Während heute gegen 12 Uhr auf dem unteren Bahnhofe ein Rechnungs revisor aus Dresden anwesend war, um die vorge schriebene Revision vorzunehmen, begab sich der Stations vorstand le Mang in ein Nebenzimmer und schoß sich mit einem Terzerol eine Kugel durch die Schläfe.. Nach halbstündigem Todeskampfe verschied er. Die Ursache , des Selbstmordes ist nach der eignen Aussage le Mang's in einem Kaffendefrct zu suchen. Derselbe soll dadurch herbeigeführt worden sein, daß er einem Bruder zur Flucht nach Amerika verholf« und sich deshalb in Wechselschulden habe einlaffen müssen. Plag witz, 7. December. Ruchlose Hände haben gestern den Versuch gemacht, den um '/,6 Uhr von Plagwitz nach Gaschwitz abzelaffen« gemischten Zug zum Entgleisen zu bringen, glücklicher Weise ohne diese teuflische Absicht zu erreichen. Man fand eine starke Bauklammer über einer Schiene liegend vor; die Wagen waren aber sämmtlich über dieses Hinder niß hinweggeganzen und die Last hatte die Klammer ganz erheblich zusammengedrückt. Rybnik, 8. December. Die Noch der klein« Landstädte ist fast größer, als diejenige der Dörfer. Besonders Loslau und Schlau leiden. Schrau, ein Städtchen zwischen Pleß und Rybnik ohne jede Bahn verbindung, besitzt 600 Familien, wovon 200 absolut ohne Existenzmittel sind, so daß der Bürgermeister versichert, wenn nicht innerhalb vierzehn Tagen aus reichende Hülfe kommt, müßten diese Leute durchaus hungern und frieren. Unmassen von Kindern laufen ganz barfuß über die schneebedeckten Straßen bei einer Kälte, die heute zwischen 16 und 21 Grad variirte. Die mangelnde Bahnverbindung macht den Kohlen transport aus ganz naheliegenden Kohlengruben dop pelt so theuer, als der Kohlenpreis überhaupt ist. Die wmigen noch vorhandenen Kartoffeln haben Wall- nußzröße und sind so schlecht, daß der Genuß gesund- heitsgefährlich ist. Der „Oöerschlestsche Anzeiger" meldet den Ausbruch des Flecktyphus in Iolarnia, einem Oertchen zwischen Kosel und Ratibor. O-ff-tttltche GchSff-ug-rtchtSsttzung am 10. December 1879. Schössen: Herr Gutsbesitzer Münch aus Nickritz, Herr Apotheker Stempel in Riesa. 1. Vierzehn Frauen, und zwar Ernestine Werner in Böhlen, die Schubert, Andrack, Oder I, Oder II., Röder, Riedrich, Gleisberg, Winkler, Kramer, Barth I. Barth II., Gottschald und Grundmann aus Mehltheuer, betraten den Verhandlungssaal, angeklagt, im November 1879 auf einem Kartoffelfelde des Rittergutes Jahnis hausen, bez. des Gutsbesitzers Zenker in Mehltheuer, Kartofftln entwendet zu haben ; dieselben gestanden den Grund der Anklage unumwunden zu und wurden wegen Diebstahls nach tz 242 des Reichsstrafgeseybuchs eine Jede mit einem Tage Gefängnis; bestraft, auch zu ge meinschaftlicher Kostenzahlung verurtheilt. 2. Friedrich Wilhelm Pelz aus Mehltheuer hat seine Ehefrau geständiger Maaßen mit seinem Geh stock an Hand und Kopf geschlagen und sich dadurch einer Körperverletzung schuldig gemacht. Unter An nahme mildernder Umstände, daß Pelz durch Redens arten seiner Frau gereizt worden ist, die Verletzungen auch! eine nachhaltige Wirkung nicht geäußert haben, verurtheilte das Schöffengericht den Angeklagten nach 8 223a, 223, 228 des Reichsstrafgesetzbuchs zu einer Gefängnißstrafe in der Dauer einer Woche und zu Bezahlung der Untersuchungskosten. 3. Der Gutsbesitzer Franz Clemens Reiche in Mehltheuer ist beschuldigt, einen auf Nickritzer Jagd reviere verendeten, angeschossenen Hasen sich angeeignet zu haben. Der Angeschuldigte war zwar der Ansich- nahme des Häsens geständig, schützte aber, wie auch durch Zeugen nachgewiesen, vor, den Hasen dem Jagd berechtigten bei nächstem Zusammentreffen bezahlen zu wollen; da derselbe diese Absicht bei der andern Tags erfolgt« Ermittelung des Hasen iu Reiches Besitz nicht ousgeführt gehabt, wurde eine rechtswidrige Aneignung des Hafens angenommen und Reiche wegen Wilddieb stahls in Gemäßheit 8 292 des Reichsstrafgesetzbuchs zu 40 Mk. Geldstrafe und in die Kosten verurtheilt. Vermischtes. * Lebendig begraben. Ein schauderhaftes Verbrechen wurde, wie dem „Kijewlianin" aus Konvtvp im Gouvernement Tschernigvw geschrieben wird, dieser Tage in dem dortigen Dorfe Jassinowta entdeckt. Vor kurzem verschwand nämlich plötzlich aus dem genannten Dorfe der Bau« Peter Goworun. Das letzte Mal sah man den Verschollenen in Gesellschaft der Bauern Iwan Kowal, Stepün Jafftzicki, Demeter Piatecki und Nikita Grikinut iu einer Schenke, zech«. Nun zog man alle diese Letztgenannten zur Verantwortung und nach langem, hartnäckigen Weigern gestanden dieselben endlich ein, den Bauer Peter Goworun in dem frischen Grabe des jüngst verstorbenen Bauers Sachartschuk lebendig vergraben zu Haden, weil er, Goworun, ge droht hätte, sie, die vier, genannten Bauern, weg« eines von ihnen begangenen Pferdediebstahls zu verrathen. Die gerichtliche Commission ließ sodann das genannte Grab untersuchen und fand in demselben in der That die Leiche des Verscholl«« auf dem Sarge Sachgrt- schucks in sitzender Stellung. Der Mund, die Ohren und die Nasenlöcher Goworuu's war« voll mit Blut gefüllt, upd «an merkte d« Leiche selbst an , daß Goworun sich lange; bevor, sein schrecklicher Tod ein getreten war, geplagt hab«, um sich aus sein« ent setzlichen Situation zn befreien. Sämmtlich« Verbrecher wurden dem Strafgech-t«! I eingelisfert. * Ein schöner Jagdspaß kam neulich bei einer Treibjagd i in der Gegend - von Stolpe» vor. Einer, der Herr« Schützen hatte «inen Hase» douhlirtuvd, gefehlt. Ein Treiber, seins- MrsMS «in Maurer, ging nun auf der Has«fährtsfo«t und der Schütz«! rief ihm zu: „Schweeßt denn derHase,?'.' Der Trechqr, dex wahrscheinlich nichts Mn Iägxr-Satsn Mrstpnd, «i>sid«tr.gayz. ,M«! aber wenn er noch eine Weil« su fort lrsft, wird er wohl in Schweeß kommen!" Allgemeines Gelächter auf der ein«, und verwunderliches Staunen aus der and««» Seite. Botts- und LandMrHschLftlühvS. GegengeuchtigkeitSs cha d en Um in feuchten Zimmern das . Schimmeln von Wäscht; Büchern rc. zu verhindern, stelle man ein« Blechkasten mit ge- brannntmr, ungelöschtem Kalk auf. Ein Napf mit Salz, in feuchten Schlafzimmern oder Krankenzimmern unter die Bette» gestellt, zieht ebenfalls die Feuchtig keit an sich. .! Mann kann das Salz « warmer Stelle immer wieder trocknen Pid von neuem hitlsetzen. Wiederholt ist in letzter Zeit darauf aufmerksam gemacht worden, daß Petroleumfeuer sofort durch