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BeilageMM „ElbMattUltd Anzeiger los Smmabeud, d« 14. Septemt« 1878. N 8 hinab, um dem oben flehe: Flüssigkit heraufzureichen, befindliche einen dm welchem allem fast 1S00 Stück Vieh zu« Verkauf kamen, so ist auch der Lltmügelner Markt ein vott»- fest für die ganze Umgegend. Wenn auch seit 4 Jahren die Schulen kerne Ferien mehr habe«, so strömen doch besonders am Haupttage (Donnerstag) auch die Linder, welche am Nachmittag keinen Unterricht haben, massen haft nach Altmügeln, um sich entweder an den massenhaft zum Verkaufe ausgestellten Gegenständen zu ergötzen oder sich auf den vorhandenen CarouffelS zu belustigen. Und in der That gleicht dieser Markt einer kleinen Messe. Nicht nur Schau-, Schank- und WUrfelbuden sind aufgestellt, sondern auch Maaren aller Art sind zu finden. Von den feinsten Polstermeubles bis zu den unbedeutendsten Pfennigstücken herab ist fast jede Gewerbsbranche vertreten. Der Besuch des Marktes ist ein ganz bedeutender; denn aus dem Umkreise von 2 Meilen strömt herzu, was nur laufen kann. Leider kommen nicht alle, um zu kaufen, sondern meist nur aus Neugierde, und der Umsatz der Marktfieranten ist deshalb im Vergleich zur Anzahl der Besucher sehr unbeträchtlich. Zu bedauern ist es, daß auch in Altmügeln Weißküufer aller Sorten ihr dunkles Handwerk treiben. Alljährlich werden bei dieser Gelegenheit Taschendiebe männlichen und weiblichen Geschlechts sowie auch Damen von zweifelhaftem Rufe von der sehr wachsamen Gendarmerie in sicheres Ge wahrsam gebracht. Die Singspielhallen sind zwar in fast übergroßer Zahl vorhanden, da jedes Restaurations zelt auch seine „Sänger" hat; dennoch drängen sich an den Haupttagen die Besucher darin massenhaft, so daß man sich oft mit Mühe und Noch einen Stuhl erobern kann. Für unsere Nachbarstadt Mügeln ist dieser Markt von größerer Bedeutung als die Märkte der Stadt selbst; denn da die zahllosen Geschirre in dem kleinen Dorfe nicht Unterkunft finden können, so müssen die Wagen in der Stadt untergebracht werden. Auch die Geschäftswelt Mügelns ist auf der Messe stark vertreten, und mancher Gewerbtreibende macht dabei sehr gute Geschäfte. Darum betet man auch schon Wochen vor her um gutes Wetter, weil der Regen die Stoppel felder so unpasstvbar machen würde, daß nur wenige Bewohner der benachbarten Ortschaften versucht werden könnten, zum Markte zu kommen. In diesem Jahre war das Wetter sehr gut, der Geschäftsumsatz groß und der Besuch zahlreich. Der Markt hat Mittwock den 11. September begonnen und endet Sonnabend den 14. September. Die Marktfieranten, mit henen wir sprachen, waren zwar mit dem Geschäftsgang nichtrecht zufrieden ; aber sie waren auch nicht ganz unbefriedigt, sodaß man den Markt zu den mittelmäßigen rechnen kann. Döbeln, 12. September. Heute Nachmittag 3 Uhr fand unter außerordentlich starker Betheiligung die Beerdigung der beiden in Greusnig verbrannten Dienst boten Thiele von Döbeln und Meißner von Ober- ranschütz von der Leichenhalle des Niedergottesackers aus statt. Die Feier leitete der Gesang des Liedes „Wer weiß wie nahe mir mein Ende" ein, wonach der Zug sich nach der Stelle des Friedhofes bewegte, wo ihnen an der Seite der gestern beerdigten unglücklichen Genossen die letzte Ruhestätte bereitet war. Hier ge dachte in tiefergreifender, von Herzen kommender und deshalb zu Herzen gehender trefflicher Rede Hr. DiaconuS Thomsen deS traurigen Schicksals der vier Unglück lichen und spendete den zahlreichen Leidtragenden den Trost der Religion. „Nun lasset uns den Leib be graben" intonirte das Sängerchor, worauf der Geistliche das „Vater unser" sprach, mit dem die ebensö würdige als ergreifende Feier ihr Ende erreichte. Meißen, 12. September. Vorgestern Abend hat sich der Eisenbahnarbeiter Thieme aus Zaschendorf aus Furcht vor Strafe wegen Betheiligung an einer am Sonntag stattgefundenen Schläger«, in deren Folge ein dabei übel zugerichteter Mann gestorben ist, auf der Bahnstrecke Coswig-Meißen überfahren lassen, so daß der Kopf völlig vom Rumpfe getrennt worden ist. Dresden, 11. September. Berwichrne Nacht hat sich ein recht beklagenSwerther Unfall in Antonstadt ereignet. Zwei Söhne eines WirthschaftsbesitzerS aus Ottendorf, 24 und 22 Jahre alt, welch« .während des Sommers in Dresden ihrem Berufe als Maurer nachgehen und hier wohnen, wollten für ihren Vater eine mit einem eisernen Deckel versehene und durch denselben fast her metisch verschlossen« Senkgrube eines HauseS in der Martinstraß« räumen. Der ältere Bruder stieg nach Beseitigung deS Deckel» auf einer Leiter in die Grube hinab, um dem oben stehen gebliebenen in Eimern die Flüssigkit heraufzureichen. Da auf einmal stieß der unten befindliche einen dumpfen Laut auS und fiel in die Masse, der andere stieg hinab um ihn zu retten, verschwand aber gleichfalls sofort und war nur im Stande einen heißeren Schrei ertönen zu lassen. Dadurch «ch» merksam gemacht, eilte man nach einiger Zeit zu Hllsih ohne jedoch durch dieselbe Rettung bnngen zu könne«. Wurde auch der zweite noch lebend herauSgerogeu, so verstarb er doch schon nach kurzer Zeit, während der erste todt aus der Grube kam. Beide hatten ohne Zweifel die aufgestiegenen, angesammelten Gase betäubt. Als m der Frühe der Vater eintraf, um die der Ver abredung gemäß gefüllten Fässer abzuholen, fand er seine bilden, Tags zuvor so lebenSfrisch angetroffenen Söhne als Leichen vor. — Heute Vormittag sind einem auf der großen Brüdergaffe wohnenden Herrn bei der Anfertigung von Patronen zwei Finger der linken Hand (Mittel und Zeigefinger) infolge einer Explosion ab gerissen worden. Potschappel, 8. September. Gestern Nach mittag ereignete sich in Hänichen ein schreckliches Un glück. Ein dortiger Einwohner, ein Schlossermeister fuhr in Begleitung seiner Ehefrau einen mit Kalk be ladenen Wagen eine im Orte befindliche Anhöhe herab, wobei er seme Frau beauftragte, das Schleiszeug am Wagen etwas mehr anzuziehen. Die Frau jedoch, der Handhabung dieser Vorrichtung nicht kundig, drehte anstatt vorwärts, rückwärts, so daß das Gefährt mit rasender Schnelligkeit, ohne daß es der Geschirrführer sindern konnte, den Berg herunterfuhr und durch eine Glasscheibe in den Fleischerladen eines am Wege liegende» Grundstückes eindrang, wobei der Mann buchstäblich zerquetscht wurde. Waldheim, 11. September. Der SS-jährige Wirthschaftsbesitzer Joh. Gotthelf Otto in Schönberg ist am Sonnabend, den 7. d. M., durch einen Anfall von Schwindel bejm Obstpflücken von der Leikr ge- ällen und heute früh 7 Uhr an den erlittenen Ver letzungen gestorben. Ein gleicher Unglücksfall ist aus Kriebethal zu berichten, wo der Verunglückte NamenS Herzog, einen gefährlichen Beinbruch durch den Sturz erlitten hat. Eibau, S. September. Hier beginnen jetzt in folge des warmen Wetters in günstig gelegenen Gärten die Himbeeren zum zweiten Male zu blühen. Einige fangen sogar schon zu reifen an. Kirchberg, 10. September. Gestern hat sich hier in einer Fabrik ein recht beklagenSwerther Uqglücksfall zugetragen. Ein 8jähriger Knabe, Tuchmacherssohn, hatte sich mit einem seiner Angehörigen zum Wolle wäschen in die Fabrik begeben. In einem unbewachten Augenblicke setzt sich das Kind rücklings auf das mit kochendem Wasser gefüllte Waschgefäß und fällt hinein. Der arme Knabe hat sich dermaßen verbrüht , daß er heute unter großen Schmerzen verschieden ist. Crimmitschau, 11. September. (Z. W.) Die Schwindelindustrie geht weit. Um sich auf Kosten seines Nächsten zu bereichern, zersägt man Nickelfünfer in 2 Hälften, von denen die eine die Fläche mit dem Reichs adler, die andere die Fläche mit der Ziffer rc. zeigt. Jede von beiden Hälften wird als Fünfer, mithin beide zusammen im Werthe von 10 Pfg. ausgegeben. Beim Bezahlen wird die eine oder die andere Hälfte auf die durch das Zersägen entstandene neue Fläche gelegt und der Empfänger des Geldes, welcher die Randstätte deS Fünfers oder beide Bildflächen nicht erst noch prüft, wird betrogen. Heute wurde eine solche, die auf der Außenfläche den Reichsadler trägt, uns übergeben. Wir . nehmen hiervon Notiz und rathen dem Publikum Bor- stcht-an. Die Säge, welche zum Zerschneiden des qu. Fünfers gedient hat, muß übrigens von äußerst feiner Art gewesen sein. Leipzig, 12. September. Gestern gegen Abend wurde die 4jährige Tochter eines hiesigen Kaufmanns in der Bahnhofstraße durch einen Pferdebahnwagen schwer verletzt. DaS nur kurze Zeit unbeaufsichtigt gelassene Kind lief geradezu in das Geschirr hinein und wurde arg gequetscht. . Gera, 10. September. Auf dem Wege vor dem Dorfe Reußt nach Ronneburg geriethen am Sonntag drei Handwettsburschen in Streit, der leider ein büseS Ende nahm. E« war Verabredung unter denselben, daß da», was Jeder zusammenfechten würde, zu gleichen ,, Theilen unter alle drei vertheilt werden solle. Der eine hatte SO Pfennige zusammengebracht, davon wollte er SO Pf. an die beiden andern abtreten uch G Pß. für sich behalten. Da» war der Grund-e-.Stmres. Die ihrer Meinung nach sich übervorttzmlt Glaubenden zogen die Messer und richtet« äh«, -«Pmaden arg zu. Em Stich geht neben der Wirbelsäule tlef in de« Hals und soll «egen der Stelle, au der er sich be findet, ordentlich kunstgerecht ausgeführt sein. Eia Oerüiche- »nd Sächsisches Riesa, den IS. Geptbr. 1878. — In der gestrigen Versammlung deS Gewerbe- Verein- fanden 4 Aufnahmen und eine Anmeldung stakt. Hierauf machte der Vorsitzende Mittheilung über, ver schiedene an de» Verein gelangte Eingänge beziehent lich Druckschriften, welche letztere zur Kenntnißnahme bereit lagen. Bon Herrn MechanikuS Liebscher wurden sogen. Zauberbilder auS München vorgezeigt, wogegen Hm TaSinspector Storl über eine Neuheit auS der GaStechnik, Flürscheim'S patentirten Gasconsum-Regu- lator, sprach, über welche Erfindung der Letztere in , nächster Versammlung ausführlich berichten und an einem Expenmentalgasmeffer eine Prüfung dieses Re gulators vornehmen wird. Der gedachte Regulator gilbt nicht nur die Vor teile des Sparbrenners, indem er dem Gase den Druck benimmt, so daß eS konstant unter einer Linie Druck verbrennt, sondern er sorgt auch dafür, daß immer dasselbe Quantum verbraucht wird, einerlei, wie der Druck auch schwanken möge. Er hat außerdem folgende Vorzüge vor anderen Regulatoren: 1. Er bedarf keiner Flüssigkeit. 2. Er ist ganz metallisch und ohne Membrane. 3. Er arbeitet Jahre lang ohne Störung, ohne von Witterung oder Gasunreinlichkeiten beeinflußt zu werden, und kann dann in einer Minute von jedem Laien gereinigt und wieder wie neu hergestellt werden. 4. Er kostet nicht die Hälfte des bisherigen Preises solcher Instrumente. 5. Er ist sehr compendiös, von geringem Durch messer und daher keinen Schatten, werfend. 6. Der Regulator Nr 2 ist auf beliebigen Consum verstellbar und zwar während des Brennens der Flamme, ohne ihn auseinander nehmen zu müssen, durch einfache Drehung. Dies ist besonders bä Argandbrennern sehr wichtig, für welche ein guter bequem »«stellbarer Regu lator bis jetzt noch nicht existüte und daher die An- wekdung dieses verhältnißmätzig ökonomischen Brenners weniger ausgedehnt war, wie er es verdient, indem das durch diesen Regulator gänzlich vermiedene Empor schießen und Rußen der Flamme bisher zu viel Unan nehmlichkeiten mit sich brachte. — Am 7. September 1878 ist in dem Proceffe der Kirchengemeinde Riesa gegen Herrn von Welck die Entscheidung zweiter Instanz publicirt worden. Diese Entscheidung entspricht in allen Punkten den Anträgen der Klägerin. Wir werden sobald als möglich diese für die hiesige Kirchengemeinde günstige Entscheidung in unserem Blatte zum Abdruck bringen. — Zur Nachachtung für alle Solche, welche geneigt sind, auS Gutmüthigkeit schlechten Dienstboten gute Zeug nisse zu ertheilen, bringt die „Tribüne" den nachstehenden Fall, welcher sich in Berlin ereignete, zur Kenntniß. Ein Kaufmann in einer Provinzialhauptstadt hat die eben verflossene Badesaison mit seiner Familie in Wies baden vttlebt und seine Wohnung dem erst am 1. Juni d. I. zugezogenen Dienstmädchen überlassen. Bei der Zurückkunft der Familie war das Mädchen nicht mehr anwesend, vielmehr wurde constatirt, daß sie mit einem Geliebten davongegangen und Alles, was werthvoll und nicht beschwerlich beim Transport, aus dem Vermögen der Herrschaft hatte mitgehen heißen. Die letztere klagte den etwa 1600 Mk. betragenden Schaden gegen die frühere Herrschaft des Mädchens ein, weil dieselbe, ob wohl der Grund der Entlassung Unehrlichkeit gewesen war, dem Mädchen dennoch ins Zeugniß geschrieben hatte: „Treu und zuverlässig". Das Gericht hat an genommen, daß diese Ausdrücke gleichbedeutend seien mit „ehrlich", und da es glaubwürdig erscheinen muß, daß dieses Zeugniß hauptsächlich die zweite Herrschaft bewogen habe, den Dienstboten zu engagiren, wurde die erste Herrschaft zum vollen Ersatz des zugefügten Schadens verurtheilt. Strehla, 12. September. Ein Schneidergeselle, welcher im Kleidermagazin von A. Hessel hier arbeitete, hatte am vergangenen Sonntage daselbst eine Hose ge stohlen und drese in Riesa verkauft. Heute stütz hatte sich derselbe, jedenfalls aus Furcht, aus dem Staube gemacht, wurde aber von Herrn Hessel in einer Riesaer Restauration angehalten und nach hier zurückgebracht. Auf dem Wege machte er einen Fluchtversuch. Derselbe mißlang jedoch. Der Dieb wurde bereits noch am Bor- mittaae dem Gericht übergeben. — Die Eonditorei von E. Herntz« Hierselbst, ein bei vielen Einwohnern beliebtes Kneiplokal, ist heute verkauft und geht mit dem 1. Oktober in andere Hände über. —ck. Oschatz, 12. September. Wie der im vorige« Monat abgehaltene Markt in Lorenzkirche«, bei