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anderweiten Summe von 9000 M. zur Anlegung von Sparcassenbücher für gutgestttete Zöglinge und die Zinsen von 5000 M. zur allsonntäguch Nachmittag« zu erfolgenden Darreichung von Kaffee mit Brodchen an die Zöglinge benutzt werden sollen. — Neben Pirna ist in dem Testamente ferner die Stadt Geising be dacht und zwar mit 2000 M., deren Zinsen zu Weih nachtsgeschenken für arme würdige Leute bestimmt sind, sowie mit 600 M. für den dortigen Frauenverein und mit 9000 M., die nach dem Tode des Bruders der Verstorbenen zur Auszahlung kommen und die zu Er bauung eines Krankenhauses ausgesetzt sind. Neben all' diesen Summen verfügt das Testament endlich noch über zahlreiche Legate für Verwandte und ehemalige Dienstboten. Sebnitz, 4. November. Im benachbarten Otten dorf grassirt ganz bedenklich das Nervenfieber. Vor einigen Tagen hat sich bereits der Herr Bezirksarzt persönlich von dem Umfange der gefährlichen Krankheit überzeugt und die möglichsten Vorbeugungsmaßregeln angeordnet. — In voriger Stacht ist ein in Hertigs- walde auch am Nervensieber darniederliegender Fabrik arbeiter, Namens Röllig, im Fieberparoxismus entwichen und heute früh von zwei anderen Fabrikarbeitern in der „Gesellentäufe" todt aufgefunden worden. — Von einem Act empörender Rohheit hört man aus Hainers- dorf. Um sein schreiendes Kind zur Ruhe zu bringen, hat der zärtliche Vater desselben, ein Tischler, das noch nicht zweijährige Kleine mit einer Latte so auf das Beinchen geschlagen, daß der herzugekommene Arzt einen zweimaligen Beinbruch constatiren mußte. Die brutale That soll durch den Arzt bereits zur gerichtlichen An zeige gekommen sein. Chemnitz, 5. November. Gestern Nachmittag waren in einer hiesigen Maschinenfabrik mehrere Arbeiter mit dem Gießen eines Amboßes beschäftigt. Zu dem Zweck fuhren sie die circa 30 Centner schwere glühend flüssige Masse in einer Pfanne von dem Ofen nach einem Krahne und versuchten mittelst des Krahnes die Pfanne zu heben. Der Krahnhaken vermochte aber die Schwere nicht auszuhalten und zerbrach plötzlich, so daß die Pfanne zu Boden siel, die Masse heraus- und unglücklicher Weise sich über einen Arbeiter ergoß. Derselbe stand im Augenblick über und über in Flammen. Mittelst sofort übergeworfener Asche gelang es den anderen Arbeitern, das Feuer zu löschen. Der Verun glückte wurde schwer verletzt mittelst Sicchkorbes nach dem städtischen Krankenhause transportirt. Zwickau, 3. November. Die plötzlich eingetretene Winterkälte ist, wie man dem „Leipz. Tgbl." schreibt, für die Lage des hiesigen Kohlengeschäftes durchaus nicht unangenehm; im Gegentheil hat sich dadurch die Nachfrage nach Kohlen sehr bedeutend gesteigert und es tritt schon wieder Wagenmangel ein. Bei einigen Werken konnte mit dem 1. November wieder eine kleine Preiserhöhung eintreten, welche hoffentlich iin Stande ist, die Abschlüsse am Ende des Jahres recht günstig zu gestalten. Es ist ja Thatsache, daß der Versandt in diesem Jahre nicht so hoch war wie im Jahre 1880 und man hat deshalb mit wahrer Sehn sucht darauf gewartet, daß die Monate November und December den Ausfall decken möchten, Im Jahre 1880 waren diese beiden Monate für die Kohlenwerke nicht günstig, weil die Witterung fortwährend lau war, aber der baldige Eintritt der Kälte in diesem Jahre giebt den Werken Gelegenheit, alle Vorräthe schnell an den Mann zu bringen und ihre Production zu steigern. So herrscht denn jetzt auf den Schächten eine Rührig keit, wie seit langer Zeit nicht, und die Börse hat sich dieser Thatsache ja auch bemächtigt, indem sie bessere Stimmung für die Kohlenactien Raum gab. Wenn man auch'sagen muß, daß die Preise der Kohlen Heuer ein wenig besser waren als im vergangenen Jahre, so war doch der Versandt geringer, und der Ausfall des Geschäftes wäre demnach dem des vorigen Jahres bei nahe gleich ; hält aber die kalte Witterung noch einige Zeit an, so werden die Dividenden für 1881 noch reich licher sein als für 1880. Für viele Bewohner der hiesigen Gegend würde diese Thatsache mit Freuden begrüßt werden. Stollberg, 3. November. Heute Nachmittag passirte ein mit Kohlen schwer beladenes, der Firma Woller gehöriges Geschirr die ziemlich steil nach der Stadt zu abfallende Hohensteiner Straße. Während der Geschinführer beschäftigt war, das Schleifzeug am Ende des Wagens zu bedienen, konnten die Pferde bei der herrschenden Glätte der andrängenden Last nicht mehr widerstehen und stürmten, scheu geworden, die Straße, welche besonders in der Nähe des Marktes bedenklich schmal ist, hinab. Bald war der beladene Wagen gänzlich zerbrochen und umgestürzt, und die Pferde prallten mit der übrig gebliebenen Deichsel auf das gegenüberstehende Haus am Markte an. Die Pferde trennten si.b, das eine stürzte auf dem Markte mit gebrochenem Bein unter kläglichen Tönen zu sammen, das andere wurde später eingefangen. Ein wahres Wunder ist es, daß kein Mensch dabei zu Schaden gekommen ist. Dem Führer der Hohensteiner Post, welche gerade an der engsten Strecke der Straße dein verunglückten Wagen begegnen mußte, gelang es glücklicherweise, in einen an der Straße gelegenen Hof zu entweichen. Oelsnitz. Am Mittwoch Vormittag wurde ein Weber aus Vogtsberg in der Nähe bei Süßebach in einem Chausseegrabe» vor Kälte erstarrt aufgefunden und tonnte trotz aller Versuche bis zum Nachmittage nicht wieder zum Bewußtsein gebracht werden. Waldenburg. In Altwaldenburg ereignete sich in den letzten Lagen ein recht bedauerliches Unglück. Ein zweijähriges Mädchen einer dortigen Familie siel in einem unbewachten Augenblicke in einen Topf kochenden Wassers und verbrühte sich dermaßen, daß es an den erhaltenen Wunden gestorben ist. Hettstedt in Sondershausen. Neber einen ent setzlichen Vorfall, der sich am Freitag zugetragen, wird von hier berichtet: Die Frau des Bergmanns A. ging am Freitag Morgen auf Feldarbeit und ließ ihre drei Kinder eingeschlossen in ihrer Wohnung zurück. Nachdem die Geschwister bis Nachmittag friedlich ge spielt hatten, bekam das kleinste von ihnen, ein Knabe von 4 Jahren, Hunger und kletterte auf den eisernen Ofen, um das dahingestellte Mittagsbrot herunterzu holen. Da gab plötzlich der Ofen nach und stürzte zerschmetternd auf den dicht dabei spielenden älteren Bruder von 9 Jahren. Mit Entsetzen starrten die beiden anderen wunderbar Geretteten auf den schwer röchelnden Bruder. In Todesangst faßte die 7jährige Schwester den armen Bruder bei den Haaren und suchte ihn unter den schweren Eisenstücken hervorzuziehen, aber nur ein Bündel blutiger Haare hielten ihre Hände. Endlich stiegen durch das Schreien der Kinder auf merksam gewordene Nachbarn durchs Fenster und brachten Hilfe. Der besinnungslose Knabe starb indeß nach wenigen Augenblicken. Außer einer tiefen Halswunde waren die Lippen gespalten und das Unterkinn voll ständig zerschmettert. Als am Abend die Mutter nach Hause kam und das Unglück erfuhr, warf sie sich wild auf das tobte Kind, küßte immer wieder das blutige Antlitz und rief die zärtlichsten Schmeichelnamen dem todten Liebling zu. In ihrem rasenden Schmerz sprang sie plötzlich auf, nahm ein scharfes Messer und suchte sich zu erstechen. Nur mit Mühe konnten die erschrockenen Nachbarn das Messer ihr aus den Händen winden. 'Noch an demselben Abend benutzte das un glückliche Weib einen unbewachten Augenblick, sich an einem Thllrpfosten zu erhängen. Glücklicherweise kam ihr Mann noch rechtzeitig dazu und sie konnte durch ärztliche Hilfe wieder ins Leben zurückgerufen werden. . Vermischtes. * Eine rührende Scene spielte sich kürzlich auf dem Amtsgericht Berlin ab. Ein Kaufmann hatte die Ehe scheidungsklage gegen seine Frau, welche ihn s. Z. bös willig verlassen, eingeleitet und fanden sich die beiden Eheleute auf dem Gerichte ein, um die Scheidung voll ziehen zu lassen. Die Frau erschien mit dem vier jährigen Söhnchen, einem hübschen blondgelockten Kinde, und ging, da sie ihren Mann auf dem Corridor bereits anwesend fand, etwas abseits. Doch auch der Knabe hatte seinen Vater bemerkt und sofort erkannt, denn mit dem Rufe: „Papa, mein lieber Papa!" riß er sich von der Hand der Mutter los und eilte nach seinem Vater hin. Dieser stand einen Augen blick in tiefer Rührung stumm und unbeweglich, doch plötzlich brachen Thränen aus seinen Augen; er nahm den Knaben empor, drückte ihn leidenschaftlich an sich und bedeckte sein Gesicht mit Küssen. Nun rief der Kleine der Mutter bittend zu: „Mama, komm doch her zu Papa, er ist ja so gut! Komm, liebe Mama!" — Nicht lange besann sich die Mutter, eilte zu dem Manne hin, ergriff dessen Hand und bat weinend um Verzeihung. Langsam ließ der Vater den Knaben seinen Armen entgleiten, umarmte seine Frau und beide gingen versöhnt von dannen. Haus» und Landwirthschaftliches. Der „Vogtl. Anz." enthält folgende beachtenswerthe Mittheilungen: Wir erinnern, daß der Ruß aus Schorn steinen, Heizcanälen u. s. w., den man wohl meist als ohne Werth achtlos bei Seite wirft, einen durchaus nicht zu unterschätzenden Nuyen als Düngemittel gewährt. Neun Theile Ruß und ein Theil Salz — man mmmt Viehsalz — zusammengemischt gebe» einen höchst kräftigen, den Stallmist in vieler Beziehung übertreffenden Dünger, den man namentlich mit dem besten Erfolge im Garten anwenden kann. So werden Samenbeete für Gemüse pflanzen zweckmäßig schon im Herbst mit einer Mischung von Ruß, Salz und Asche gedüngt, waS zur Folge hat, daß sich die Pflanzen nicht allein sehr üppig entwickeln, sondern auch vom Ungeziefer — namentlich Erdflöhen — fast ganz verschont bleiben. Für Carotten und für Rüben überhaupt giebt es wohl kaum ein besseres Dünge mittel als Ruß. Rasenplätze mit Ruß überstreut ^am zweckmäßigsten geschieht dies bei Regenwetter) bringen einen schönen dunkelgrünen Graswuchs hervor. Auch auf Obslbäume wirkt eine im Herbst angewandte Ruß düngung sehr günstig; man hat ferner beobachtet, daß da, wo die Baumscheiben im October mit Ruß bestreut wurden, der Frostnachtschinetterling nur selten wahr genommen wird. Für Topfpflanzen wendet man den Ruß mit bestem Erfolg im Absud mit siedendem Wässer an. Die Pflanzen, mit dieser Flüssigkeit ab und zu begossen, bekommen dadurch ein sehr frisches und kräf tiges Aussehen, doch darf man nicht außer Acht lassen, daß Ruß Kreosot enthält und daher ein sehr scharfer Stofs ist; man muß daher besondes bei jungen zarten Pflanzen die nöthige Vorsicht anwenden. Das „Wochenblatt für Lindenau und Plagwitz" bringt von Herrn Or. Heppe folgende beachtenswerthe Miltheilungen hinsichtlich der Reinigung der Brunnen. Bevor inan in den Brunnen hinabsteigt, ist es rathsam, sich davon zu überzeugen, daß derselbe keine schädlichen Gase enthält; man läßt zu diesem Zwecke eine brennende Kerze langsam hinab, die nicht verlöschen darf. Ver löscht dieselbe, so müssen die schädlichen Gase zunächst entfernt werben; es geschieht dies am schnellsten da durch, daß man einen an einem Faden befestigten auf gespannten 'Regenschirm hinabläßt und ihn dann schnell wreder heraufzieht; nachdem man dies mehrere Male wiederholt hat, wird der Brunnen von schädlichen Gasen befreit sein. Der Brunnen muß dann nach dem Aus pumpen sorgfältig ausgeräumt und von allem Schlam re. befreit werden. Alsdann bringt man eine dicke Schicht gut gewaschenen groben Kies auf die Sohle des Brunnens und auf diesen eine Schicht feinen, ebenfalls gewaschenen Sand; auf diesen eine Lage grobzerkleinerte Holzkohle, welche dann wieder mit einer Schicht Kies bedeckt wird. Sehr zu empfehlen ist auch, zwischen der Mauerung des Brunnenschachtes und der um gebenden Erde eine Schicht Holzkohle anzubringen, wenigstens in dem oberen Theile des Brunnenschachtes, damrt etwa erndringendcs Tagewasser, indem es durch die Kohle dringt, gereinigt wird. Soll die Reinigung von Dauer sein, so hat man vor Allem darauf zu sehen, daß Abtrittsgruben, Senklöcher und Schleusengruben sich nicht in zu großer Nähe des Brunnens befinden; 9 Meter Abstand gilt als Regel. Oft ist das ganze Erdreich zwischen einer solchen Grube und den übel riechenden Stoffen inficirt, so daß das Wasser oft lange Zeit noch schlecht bleibt, wenn man auch die fehlerhafte Grube ausgebessert hat. Am besten ist es, einen mit Theer überstrichenen eisernen Kasten zur Aufnahme der Abfallstoffe in die Grube zu bringen. — Cementgruben halten zwar auch ganz gut, wenn sie mit Sorgfalt hergestellt wurden; dies ist aber nicht immer der Fall, namentlich bei der Eile, mit der häufig verfahren wird. Die Cementschicht bekommt dann Risse und der Zweck ist verfehlt. Eisenbahn - Fahrplan vom 15. Oktober 1881. Abfahrt nach Dresden 6,56 9,50-s 10,34» 1,16 5-s 7,20» 9-s 11,23». Leipzig 5,21» 7,47-s 9,28 12,521- 3,19 7,11» 8,53-«- 12,16. Chemnitz 1,591- 8,49 11,45 3,59 9,291-. Berlin via Röderau 4,35 9,19 19,45 nur bis Nödcrau, 3,7 7,9 8,25. Berlin via Elsterwerda 6,501- 1,35 9,5-s bis Elsterwerda. Nossen 7-s 1,15 6,91 9,39 nur bis Lommatzsch. Von Röderau nach Dresden 9,331-11,22» 3,251- 7,31» 11,38. Ankunft von: Dresden 5,20» 7,41-s- 9,23 12,47-s 3,43 7,6» 8,47-s- 12,19. Leipzig 6,46 9,44-s 19,29» 1,19 4,54-s- 7,19» 8,55-s- 11,18» Chemnitz 6,38 s 10,23 2,58 8,17 n,33-s. Berlin via Röderau 9,47 11,37 3,34 7,47 11,52. Elsterwerda 6,36-s 11,30 5,58-s. Nossen 6,38ch 12,39 8,20-s 10,57 von Lommatzsch. Die mit Stern » bezeichneten Züge sind Courierzüge, die mit -s bezeichneten Züge sübren IV. Wagenclasse. Die IV. Wagen- classc kommt an Sonn- und Festtagen in Wegfall. Omnibusfahrte» vom Wettiner Hof nach dem Bahnhof: Norm. 6,30 7,20 9,5 10,15. Nachm. 12,35 3,25 4,49 6,50 8,30 Preis 25 Pf. Personen- «nd Botenposten. Personenpost von Riesa nach Strehla 8 Uhr 15Mln. früh, 5 Uhr 15 Min. Nachmittags, 9 Udr 45 Min. Abends. — Von Strehla nach Riesa b Uhr 30 Min. früh, 2 Uhr 2b Min. Nachmittags, 7 Uhr Abends.