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EUMall und Aychtr. Amtsbtatt der Sönigl. Ämtshauxtmanuschast Großenhain, der Lönigl. Gerichtsämter Riesa und Strehla, sowie des Stadtraths M Riesa and Stadtgemeinderaths M Strehla. Druck und Verlag von G. Ponsong in Riesa. Verantwortlicher Redakteur: L Mader in Riesa. ^23 31 Donnerstag, den 21. Febmar 1878 Nachdem neuerdings ein in dem Dorfe Glaubitz getödteter Hund bei der bezirksthierärztlichen Sektion der Tollwuth dringend verdächtig befunden worden ist, so wird hiermit für Glaubitz und die Ortschaften im zweimeiligen Umkreise von Glaubitz diesseits der Elbe Hnndesperre bis zum 26. April dieses Jahres angeordnet. Bis zu diesem Tage sind daher innerhalb des vorgeschriebenen Distrikts alle Hunde eingesperrt zu halten, oder nur mit einem vorschriftsmäßig con- struirten und gut befestigten Maulkorbe versehen freizulassen. Zuwiderhandlungen werden mit Geld bis zu 15 Mark bez. Haft bestraft und es haben die Gemeindevorstände der betroffenen Ortschaften über ge naue Befolgung dieser Anordnung zu wachen, auch dafür zu sorgen, daß die vorgeschriebenen Cavillerumgänge gehalten werden. Großenhain, am 13. Februar 1878. Die Königliche Amtshauptmannschaft Pechmann. Erscheint in Riesa wöchentlich dreimal: Dienstag, DonnerStaa und Sonnabend. — AbonnementSMS vierteljährlich!Mark2sPfg. — Bestellungen nehmen alleSaiserl.Post-Anstalten, die Expeditionen i» Riesa und Etrebla (E. Schön), sowie alle Voten entgegen. — Inserate, welche bei dem au-gebreiteten Leserkreise ein» wirksame Veröffentlichung finden, erbitten wir uns bi« Tags vorher Vormittags ivllhr. — JnsertionSbeträge von unbekannten auswärtigen Auftraggebern werden, wenn dieselben nichttn Postmarken beiliegen, per Postvorschuß erhoben. Für den hiesigen Straßenbau werden 100 Cubikmeter halbbossirte Pflastersteine und 20 Cubimeter Bordsteine (28 cm. hoch und 14—15 em. stark) gebraucht. Die Lieferung muß bis auf das hiesige Elbufer erfolgen. Preisofferten bitten wir binnen 14 Tagen bei uns einzureichen. Der Stadtrath zu Riesa, am iS. Februar 1878. Steg er. Winkler, Reg. Deutscher Reichstag. Berlin, 19. Febr. In der heutigen Sitzung des Reichstages wurde zunächst das Anleihegesetz an die Budgetcommission verwiesen, dann stand die Inter pellation der liberalen und conservativen Parteien, o b derReichscanzler dem Reichstage über den Stand der Orientfrage und die Stellung, welche das deutsche Reich zu derselben ein genommen hat, Mittheilung zu machen gedenke, auf der Tagesordnung. Kürst Bismarck erklärte sich zur sofortigen Beantwortung bereit. Zuvor begründete v. Bennigsen die Interpellation, indem er an die vorjährige Thronrede anknüpfte, die Localisirung des Krieges betonte, die er als wesentliches Verdienst Deutschlands bezeichnete und auf die bezügliche Stelle der diesjährigen Thronrede hinwies. In der Bereit willigkeit des Reichskanzlers zur Beantwortung der Interpellation sieht er ein Zeichen, daß die, Lage nicht so gespannt ist, als sie nach den Zeitungsnachrichten der letzten Tage erscheine. FürstBismarck ergriff hierauf das Wort, er sagte: Ich kann nicht leugnen, daß ich beim ersten Anblicke der Interpellation zweifelte, ob ich sie über haupt beantworten kann, weil ich eigentlich nicht viel mehr zu sagen habe, was nicht schon öffentlich, nament lich durch die Verhandlungen des englischen Parlaments bekannt ist; wenn ich trotzdem antworte, so geschieht es, weil man sonst schließen könnte, ich hätte viel zu verschweigen und ein solcher Eindruck würde beunruhi gend gewesen sein, ich antworte um so lieber, als ich aus der Begründung der Interpellation entnehme, daß die deutsche Politik ihren bisherigen Gang unentwegt und unbeirrt fortsetzen kann, um oer Reichstagsmajorität zu entsprechen. Der jetzt abgeschlossene Waffenstillstand giebt die Ansichten einer Armee in zusammenhängender Stellung, von der Donan bis zum Marmarameer mit den Donaufestungen als Basis, ein Moment, welches immer als Wichtigstes erscheint und von keiner Seite angefochten wurde. Gleichzeitig wurden gewisse Friedens präliminarien abgeschlossen, die ich recapltuure, um daran die Frage zu knüpfen, ob dabei ein deutsches Interesse interessirt ist. WaS die Constituirung Bul gariens angeht, so ist dasselbe anders abgegrenzt als durch die Eonstantinopler Conferenz geschehen war, doch ist diese Abgrenzung nicht von der Erheblichkeit, daß darum der Frieden Europa'S bedroht erscheint. Die Verfassung Bulgariens würde ähnlich sein wie die Serbiens vor der Räumung von Belgrad und anderer fester Putckte. Da die Bestimmungen, wonach die tür- kische Armee sich innerhalb Bulgariens aufhalten solle, nicht präkise gesagt seien, so sei eS Sache der Vertrags mächte diese unentschieden gelassene Sache näher zu bestürmen. WaS die Unabhänigkeit Montenegros, Rumäniens und Serbiens, sowie die Stellung Bosniens, der Herzegowina und der übrigen türkischen Provinzen angehe, so berühre dies die deutschen Interessen nicht so, um darüber die guten Beziehungen zu den Nachbar mächten auf das Spiel zu setzen. Was die Kriegs entschädigung betreffe,so sei dieselbe, soweit sie dasPecuniäre anlange, Sache der Frieden schließenden Mächte, soweit sie territorial sei, würde sie auch die Vertragsmächte angehen. Ueber die Tardanellenfrage seien mehr Beunruhigungen verbreitet, als durch die tatsächliche Möglichkeit gerecht fertigt sei, die Dardanellenfrage habe eine gewaltige Wichtigkeil wenn es sich darum handelt, den Schlüssel zu dem Bosporus in andere Hände zu legen und zu entscheiden, ob Rußland selber die Dardanellen nach Belieben solle schließen können oder nicht. Alle anderen Stipulationen werden sich mehr auf die Zeit des Friedens beziehen als für den Fall des Krieges, wo es darauf ankommt, ob der Inhaber des Schlüssels der Dardanellen Englands oder Rußlands Gegner ist. Im Falle des Friedens würden die Vertragsbestimmun gen, die man treffen könnte, so lange die Dardanellen m Händen sind, die von Rußland unabhängig sind, njcht die Bedeutung haben, die man ihnen beilegt. Es kann für die Anwohner des Mittelländischen Meeres von Interesse sein, ob die russische Flotte berechtigt ist, in Friedenszeiten durch die Dardanellen zu fahren und sich dort zu zeigen. Aber die Frage, ob im Kriege durch die Dardanellen Kriegsschiffe fahren können und die Frage, ob der Besitz der Dardanellen in andere Hände zu legen sei, ist ein ganz anderes Ding. Diese Conjunctur liegt in der (gegenwärtigen Situation jedoch nicht vor. Mir kommt es in diesem Augenblick nur darauf an, das Gewicht der Interessen zu bezeichnen, über welche ein weiterer Krieg, nachdem der russisch türkische Krieg sein Ende erreicht hat, entstehen könnte. Ich meine, daß die Bestimmungen über die Dardanellen in Bezug auf Kriegsschiffe kaum so wichtig sind, wie in Bezug auf den Handel. Darin liegt daS hervor ragendste deutsche Interne im Orient, daß Wasser straßen und Meerengen wie die Donau vom Schwarzen Meere hinauf, frei sind wie dieses. Es ist sicher, daß wir dies erreichen, nach einer amtlichen Mittheilung, die von Petersburg aus darüber vorliegt und bei diesem Punkt einfach Bezug nimmt auf die Stipu lationen deS Pariser Vertrags. DaS Interesse, welches wir an der besseren Stellung der Christen in der Türkei nehmen, ist das zweite minder direkte, aber doch menschlich indirekte Interesse, welches Deutschland an den Orientdingen hat. Der fernere Theil der Interpellation betrifft die Stellung, die Deutschland zu diesen Verhältnissen genommen hat und nehmen wird. In Bezug Ms die genommene Stellung kaiNn ich Ihnen für diesen Augenblick keine Mitthei- litngen machen, denn wir sind amtlich erst seit heute Morgen im Besitz der Aktenstücke, auf die ich vorher Bezug nahm; diesrlbeu stimmen ungefähr mit den Mittheilungen überein, die wir der Gefälligteit anderer Regierungen verdanken. (Hört! Hört!) Diese Acterr- stücke werden der bevorstehenden Conferenz als Mate rial vorgelegt werden, vorher aber schon Gegenstanv eines Meinungsaustausches unter den Regierungen bil den. Um diesen Eventualitäten zu begegnen, ist der Gedanke der Conferenz zuerst von Otsterreich vorge schlagen worden. Wir sind die Ersten gewesen, die be reitwillig darauf eingegangen sind. Es haben sich Schwierigkeiten über die Wahl des OrteS der Conferenz erhoben, die zu der Bedeutung der Sache nicht im Verhältniß stehen, indeß auch hierin haben wir keine Schwierigkeiten gemacht, wir haben uns mit den Orten, die überhaupt in Frage gekommen sind, einverstanden erklärt, es sind das Wien, Brüssel, Baden-Baden, Wiesbaden, Wildbad und ein Ort in der Schweiz, alle diese Orte wären uns genehm gewesen. Es scheint, daß die Wahl sich schließlich auf Baden-Baden fixirm wird. Unser Interesse, das von denjenigen Mächten, mit denen wir darüber correspondirt haben, getheilt wird, ist die Beschleunigung der Conferenz, ganz un abhängig von der Wahl des Ortes, es ist für uns ziemlich gleichgültig, wo die Conferenz stattfindet, ich habe in Bezug auf deutsche Orte weiter keine Meinung, als die, daß auf deutschem Boden auch das deutsche Präsidium stattzufinden haben werde, eine Auffassung, der von keiner Seite widersprochen ist. Ob nach An erkennung des Princips aus Gründen der Zweckmäßig keit absolut daran festzuhalten sein wird, wird sich finden, je nach dem Personalbestände, der sich auf der Conferenz herausstellt, deren Abhaltung überhaupt ich meiner persönlichen Ueberzeugung nach als gesichert ansehe und wie ich vermuthe, in der ersten Hälfte deS Monat März wird beginnen können. Es wäre wün- schenswerth, daß es früher sein könnte, um der Unge wißheit, die sich daran knüpft, ein Ende zu machen, aber die Mächte werden doch, bevor sie zusammen treten, einen Austausch von Meinungen unter sich wünschen und die Verbindungen mit dem Kriegsschau plätze sind sehr langsam, die Verspätung der Mitthei lungen, die an uns gelangt sind, waren und wurde» monvirt durch die Verspätung der Eingänge eben vom Kriegsschauplätze. Es fällt die Vermuthung, als ob diese Verspätung eine absichtliche wäre^ vollständig in sich zusammen, sobald man sich klar macht, daß daS Verrücken der russischen Arm« in der Zeit nach dem 30. Januar ein Ergebniß der Waffenstillstandsbeding ungen war und nicht etwa eine Benutzung irgend eines künstlich gewonnenen tsmpus utile. Die Gpenze, innerhalb deren sich die russische Truppen ausstellung heute befindet, ist die im Waffenstillstand vorbehaltene Demarkationslinie und ich glaube an eine absichtliche Verzögerung von keiner Seite und glaube von allen Seiten an den ehrlichen Willen, die Con- ferrnz bald zu beschicken; wir werden -ebenfalls jau^