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538 - Ministerpräsidenten nachfolgendes Schreiben erlassen: „Herr Minister! Wir iWen Sie bis jetzt gewähren und lebten der Meinlmg: Last Sic wenigstens nicht ein so schlechter Hund wären, daß Sic nicht zu sol chen Gemeinheiten sich herablassen würden, wie der Länderschacher, doch die Sache Hust ihr Ende neh men. Herr Minister, sorgen Sie nicht umgehend da- für, daß die Schleswig-Holsteiner zu ihrem Rechte ' gelangen und ungetheilt bleiben, sowie, wenn Sic Laucnburg nicht wieder znrückgeben, so schwören wir Ihnen, daß Ihr Kopf binnen 14 Tagen nicht mehr in seiner jetzigen Position sich befinden soll. Ihr, gan zes Polizeiheer kann Sie nicht vor-unfern Dolchen schützen, wenn Ihr Kopf durchs Loos gefallen. Wenn der Wiener Spaßvogel nicht -, so ließe man ihn mit Ihrer Erc. über die Klinge- springen, denn um solches Gesindel ist es nicht schade. Wir wollen we der ein vergrößertes Oesterreich noch weniger einen vergrößerten Großstaat Preußen. Ein Parlament verlangen wir nnd die Selbstständigkeit jedes einzel nen Landes mit oder ohne Fürst. Die Fürsten, welche sich dem Willen des Volks nicht fügen wollen, wer den enthauptet und die Familien denelbcn für immer entfernt, diejenigen, welche als wirklich constitutionelle Fürsten an der Spitze bleiben wollen, d. h. sich den Wünschen der deutschen Völker fügen, sollen belassen bleiben und man wird-zu ihnen halte» im Falle der Noch, allein so kann es nicht mehr fortgehen. Der schlechteste »^gemeinste Kerl, den wir vis jetzt auf deutschen Ministerstühlen sitzen hatten, waren Sie. Dies in Kürze unser Wille und sicher dem Tode ver fallen, wenn den Schleswig-Holsteinern nebst ihrem Herzog nicht sein Rocht wird. Im Falle einer Ent gegnung Ihrerseits, so können Ihre Zeilen auf allen deutschen Postämtern, sowie der Schweiz nnd Italien abgeholt werde», deshalb Sie überall nur Ihre Be merkungen cinzntverfen brauchen in den betreffenden Schalter. Frankfurt, 7. Septbr. 1865. Rudolph, Präsident des Eisernen Bundes." Schleswig-Holstein. Was die Flottenan- gclegeicheit anbclangt, so soll man an maßgebender Stelle jetzt schon damit beschäftigt sein, das erforder liche Material zu sammeln, um dem Bunde diejeni gen Vorschläge zu machen, deren Genehmigung nach Anleitung oes Gasteincr Vertrages als die Vorbedin gung der Erhebung Kiels zum Bundeshafen erscheint, d. h, die Errichtung einer Bundesflötte formell in Frankfurt anzuregen. „Die Angelegenheit — schreibt man der „B. u. H. Z." — ist. begreiflich noch durch aus im ersten Stadium der Vorbereitung, aber doch dürste man sich so weit bereits schlüssig gemacht ha ben, daß "der eventuellen Bundesflötte die durch die Natur der Verhältnisse fast mit NothwenWeit gege bene Dvetthcilung in eine Ostsee-, Nordsee- und Adna- Flotte zu Grunde zu legen sei und daß in der Ost see Prclchen,, in her Adtlä Oesterreich allein die Füh rung 'M übernehmen habe, in der Nordsee aber die Urhertragung ders Führung einem jeweiligen speciellen Bundesbeschluß anheimzugcbcn sei und im Kriege der Oberbefehl über die Hesammte Bundesflötte m die Hände derjenigen Persönlichkeit gelegt werde, welche der Bund Mit dem obersten Commando über das Grsammtbundesheör,-betraue." Schleswig. Wie die Frankfutter „Postzeitung" ineldrt, hat auch die russische Regierung ein dem französischen und eimlischen gkejchlauteudesRundschrei- bcu in.Bcheff her »astäner Eonyentioi an ihre dip lomatischen Vertreter int Auslände erlassen. Schleswig, 14. September. Heute reiste Herr von Halbhuber unter großartiger Volkstheilnahme nach Holstein ab, nachdem er zuvor in einer Proclamation herzlich Abschied von der Bevölkerung von Schleswig- Holstein genomurrn hatte. Der Beitritt Laucnburgs zu dem Zollverein soll dem Vernehmen nach so lange ausgesetzt werden, bis auch der Beitritt Schleswig-Holsteins erfolgt. Laucnburg bleibt bis dahin mit Schleswig und Hol- stesti in scinenl bisherigen Zollverband und bildet noch ferner ein besonderes Zollgebiet mit diesen. Aus Altona, 15. Septbr., wird gemeldet: Die soeben verkündete Antrittsproclamation des Frhrn. v. Gablenz ist mit allgemeiner Befriedigung ausgenom men worden. Den »leisten Beifall findet die nach- folgende Stelle derselben: „Mit aller Entschiedenheit will ich meinerseits die unter Euch so ausgebildete Selbstverwaltung anfrechthalten und vor Allen Lan deskinder dabei Mitwirken lassen." Die preußische Proclamation spricht dagegen blos von „preußischer Verwaltung". — Die österreichische Kriegscorvctte bleibt im Kieler Fjörd. Brüssel, 17. September, Vormittags. Die ,Zudopeudancc Helge" veröffentlicht nun auch deu Tert der Depesche des Lord Russell über den Gasteiner Vertrag. In derselben heißt es: Der Londoner Ver trag von 1852 sei vollständig bei Seite gesetzt. Rian sei berechtigt gewesen zu erwarten, daß, da die Ver träge in' dieser Weise annullirt seien, inan wenigstens die Gefühle der Völker Deutschlands, die Wünsche der Bevölkerungen in den Herzogthümern, die Mei nung der Majorität des Bundes anerkannt hätte. Aber alle alten sowohl, wie alle neuen, auf die feier liche Controlc der Souveraine unter einander oder auf den klaren und unzweideutigen Volkswillen ge gründeten Rechte seien mit Füßen getreten, nur die Autorität der bloßen Gewalt sei zu Rathe gezogen und anerkannt, Gewalt und Eroberung allein seien die Grundlagen des Abkommens. Lord Russell be klagt lebhaft die solcher Weise bekundete Verachtung der Grundsätze des öffentlichen Rechts und der berech tigten Wünsche der Völker. Aus Dänemark wird mitgctheilt, daß neuer dings wieder die Agitation der scandinavischcn Propa ganda im Zunchmcn ist. Die scandinavische Partei mache keinen Hchl daraus, daß cs ihr Zweck sei, den Thron „Christians von Dänemark" zu Gunsten Karls XV zu stürzen. Dle „Kieler Ztg." theilt mit, daß die von Seiten Dänemarks yerauszugebenden, den Herzogthümern zu stehenden Kapitalien im Betrage von 4 Millionen Bankothalern, heute in Schleswig eiützetroffen find. Paris, tt. Sept. Die officiöse „Patrie" schreibt: Marr meldet uns aus Landon, daß die englische Regierung ebenfalls die Gastejne r Convention zum Gegenstände eines Rundschreibens an ihre Ver treter im Ausland« gemacht hat. In demselben giebt Graf Ruffel fast dieselbe Anschauungsweise kund als das Tuileriencabinet und erklärt wörtlich, daß die Convention ein tadelnswerther und unser« Zeit unwürdig« Act ist. (Die Uebereinstimmung in der AuÄruasweise dieses Circulars und des französischen