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Vermischtes. * FürsorgedesKaisers. Einem auswärtigen Blatte wird fotzender hübsche Zug väterlicher Fürsorge «NsereS Kaisers für seine schulpflichtigen Unterthanen mitgetheilt. Längst hatte der hohe Herr bei seinen Fahrten zwischen Babelsberg und Potsdam beobachtet, wie die kleine Schuljugend von Nowawes und Neuen- dorf in der größten Sonnenhitze dahertrabte, um recht zeitig die resp. Schulen in Potsdam zu erreichen, und wie sie dann wieder ermattet und abgespannt ihren elterlichen Wohnungen zueilten. Täglich curstren nun «ine Menge offener flacher Küchenwagen zwischen Babels berg und Potsdam, um alles auf Schloß Babelsberg Nöthige heranzuschaffen oder Gefäße, Körbe, Fässer rc. zur Bahn zu fahren. Den Kutschern dieser Wagen ist nun der Befehl des Kaisers zugegangen, so weit wie möglich. Schulkinder der vorgenannten Orte auf ihren Wagen mitzunehmen und weiter zu befördern. Äit einigen Tagen ist nun eine rege Frequenz seitens viele Thräney «einte die arme, zu jener Zeit siebzehnjährige Eqheyogin, als man ihr die Nachricht brachte, daß der Kaiser sie zur Aebtisstn de» Prager adeligen DamensMes auSerwählt habe, und e« bedurfte fiunvenlangen Erklärens und gütigen Zusprechens von allen Seiten, um sie zu überzeugen, daß sie nicht den Schleier nehmen und inS Kloster gehen müsse, sondern daß eS sich nur um eine hohe Ehrenstclle mit einer nicht un bedeutenden Apanage für sie handle, daß sie endlich ihren vermeintlichen Nonneuschleier jeden Augenblick mit dem Brautschleier vertausche« könne. Trotz alledem war der jungen Erzherzogin der Gedanke an ihr Amt als Aebtissin immer etwas ungemüthlich, denn als damals di« rauschenden Festlichkeiten der Einweihung vorbei waren, reiste sie stelenvergnügt nach Seelowitz, um ihre Rehe zu füttern und im späten Herbst noch die Freiheit deS Landlebens zu genießen. Ein nflmterer Zug des muthwilligen Köpfchens der Erzherzogin äußerte sich in Ischl, als vor zwei Jahren im Herbst die Rudolphbahn die Strecke Gmunden- Ischl vollendet hatte. Die Direktion der Bahn stellte nämlich emer kleinen auserlesenen Gesellschaft, bestehend auS der Familie des Herzogs von Württemberg und der Frau Erzherzogin Elisabeth mit ihrer Tochter Christine, einen sogenannten Aussichtütrain für die neue Strecke zur Disposition. Es wurde nun eine Lustfahrt nach Ischl und Auffee arrangirt, Mundvorrath in großer Menge mitgenommen, und ein herrlicher Tag begünstigte den Ausflug. Da wurde eine halbe Stunde vor der Abfahrt durch ein Telegramm aus Ischl die Ankunft des Erzherzogs Franz Karl gemeldet, der sich zum Diner bei Frau Erzherzogin Elisabeth in Gmunden hatte ansagen lassen. Nun gab es arge Verlegenheit, denn ohne die Mutter zu fahren, war der Prinzessin schwer zu bewilligen. Doch nach großen Berathurigen durfte Erzherzogin Christine unter dein Schutze ihrer Ehrendäme und unter der besonderen Obhut eines Kavaliers sich der Gesellschaft anschließen. In Ischl angelangt, ließ es sich Erzherzogin Christine nicht nehmen, selbst in das Telegraphenbureau zu gehen und folgende Knittelverse nach Gmunden zur Beruhigung an ihre Mütter abzusenden: Wir sind angelangt in Ischl Frisch und gesund wie die Fischel, haben uns vermessen, Alles auszuesien. Wir ließen euch leben hoch, Dich und den Erzherzog! Selbstverständlich rief das Telegramm, dessen Ori ginal im Telegraphenamt zu Ischl als Autograph der Erzherzogin noch aufbewahrt wird, in Gmunden große Heiterkeit hervor, und besonders dem Erzherzog Franz Karl machte die Depesche viel Spaß. Die Erzherzogin dichtet übrigens auch andere als Knittel vene, und zwar mit großer Leichtigkeit und hübschem Schwung. DaS regste Interesse für Kunst und Wissenschaft, innige Theilnahme an jedem fremden Leid — und steht der davon Betroffene ihren Kreisen noch so ferne, — die äußerste Anspruchslosigkeit in Bezug auf Toilette und Etikette, vorurtheilsfteies Hin- wegbncken über jedes Vorrecht des Ranges und der Gttstrt bilden die Grundzüge des Charakters dieser Prinzessin. Sie ist von tiefer Verachtung für alle Wmkelzüge und Heuchelei erfüllt ; sie ist im Stande, bittere Thränen zu weinen, wenn sie sich belogen oder hiptergangen wähnt. Vor nicht allzu langer Zeit that sie den Aus spruch: „Ich möchte um keinen Preis Kaiserin oder Königin werden; das Bewußtsein der schweren Ver antwortung würde mir alle Lebensfreude rauben!" „And nun hat doch daS Schicksal sie dazu erkoren, eine Königskrone zu tragen." dieser kleinen Passagiere eingetrete«, und mit lautem Jubel wird jeder leere Küchrnwage» begrüßt, um von den kleinen Herrschaft» beiderlei Geschlecht« erklommen und besetzt zu werde». * Dieser Tage war» eS 45 Jahr«, daß Mütter Hackert dem Füfllirregiment in Brandenburg als Marketenderin diente ; sie ist 80 Jahre und gleichsam Mutter des Regiments. Sie ist dem Regimente in die Treffen und Schlachten von 1864, 1866 und 1870 gefotzt, hielt sich stets zu dem Bataillon, daS dem Femde am nächsten stand und war stets die Erste, die den Soldaten Labung und Stärkung reichte. Auch beim Verbinden leistete sie tüchtig Hülfe. Zu ihrem 80. Geburtstage erhielt sie eine werthvolle silberne Medaille mit Lorbeertranz und Inschrift: „Seiner alten, treuen Marketenderin des Brandend. Füsilier regiments Nr. 35." * Touristen-Abenteuer. Linzer Blätter erzählen: Der hiesige Lehrer Franz Strobl hat am 23. August den Großglockner erstiegen und dabei ein seltenes Phänomen erlebt. Die Gruppe, der er sich angeschlosse» hatte, brach um 2 Uhr früh von der Stüdlhütte angesichts eines von Westen drohenden Gewitters auf. Um 3 Uhr stand man mitten in der Gewitterwolke. Egyptische Finsterniß gebot augenblicklich Halt. Plötzlich raste das Gewitter unmittelbar über den Häuptern, Blitz und Donner brachen in erschreckender Weise gleichzeitig los ; die Führer der anderen Gruppen sagten nachträglich, daß es rings um die Gruppe in der Gewitterwolke einschlug. Den betreffenden sechs Personen schien das Weltall in Brand gerathen zu sein. Sie waren bereits auf Alles gefaßt. Die Führer trösteten mit den Worten: „Meine Herren, wir werden Alle erschlagen; es ist jetzt schon eins, man kann auch im Belte erschlagen werden." Nach fünf Minuten augenscheinlicher Lebensgefahr und peinlicher Blendung regte sich endlich das ersehnte Sehvermögen wieder. Was zeigte sich da? Alle sechs Personen strahlten im Glanze des St. Elmsfeuers. Aus den Haaren des Kopfes und Bartes, der Röcke und Hüte strömten elektrische Funken; die Schnüre, womit die Hüte des Sturmes wegen an die Rockknöpfe befestigt waren, strahlten Licht aus, aus den schief in den Schnee ge steckten Bergstöcken strömte elektrisches Licht. Als hierauf Regen mit Kälte und Frost folgte, wurden auch die anderen Gruppen, welche noch nicht so weit aufgestiegen waren, zum Rückzug in die Stüdlhütte gezwungen. Der anfangs erwähnte Tourist trat uin 9 Uhr neuer dings den Aufstieg an und vollendete ihn glücklich. Er gewahrte, daß der Bau der neuen Unterstandshütte auf der Adlersruhe sistirt ist, indem die italienischen Arbeiter die Kälte in der Höhe von 11,000 Fuß nicht aushalten konnten. Volks- und Landwirthschaftliches. Holz in der Erde lange zu erhalten Die unteren Enden der in die Erde einzuschlagenden Pfähle, Telegraphenstangen rc. durch Verkohlen oder Bethecren gegen Fäulniß zu schützen, ist eine allbe kannte Sache. Genügende Sicherheit gegen Fäulniß wird jedoch nur dann erreicht, wenn nie das eine Mittel ohne das andere angewendet wird.' Werden die Pfähle nur verkohlt, ohne einen Theeranstrich zu erhalten, so saugt die an der Oberfläche gebildete Holzkohle ver möge ihrer Kapillarität Luft und Feuchtigkeit ein und bringt sie in Berührung mit dem innern Holze, wo durch solches dem Faulen ebenso sehr und »och mehr ausgesetzt wäre, als wenn mau die Verkohlung Unter lasten hätte. Dieser Fehler wird heute noch im praktischen Leben unzählige Male gemacht. Giebt man dagegen dem Holz einen Theeranstrich, ohne daß eine Ver kohlung voranging (was neuerdings oft geschah), so haftet dieser allein nicht so fest auf dem Holze Und er hält auch nach dem Trocknen einen geringeren inneren Zusammenhang, wie in Verbindung mit Kohle. Man muß daher die Pfähle, soweit sie der Durchnässung ausgesetzt sind, oberflächlich verkohlen und sie hierauf, wenn die Kohle noch nicht ganz abgekühlt ist, so lange mit heißem Holztheer bestreichen, bis die Kohlenschicht nichts mehr davon einsaugt, also vollständig mit Theer erfüllt ist. Der im Theer enthaltene Holzessig, sowie das flüchtige Oel, welches demselben innewohnt, ver dunsten während des Austrocknens und lasten ein festes Harz zurück, welches die Poren der Holzkohle ausfüllt und mit dieser einen luftdichten, unverweslichen Ueber- zug bilden. Von Wichtigkeit ist hierbei, die Verkohlung und den Theeranstrich noch etwas über die Stelle gehen zu lasten, bis zu welcher die Pfähle oder sonstiges Holzwerk in die Erde versenkt, oder bei wechselndem Wasterstand der Durchwäfferung ausgesetzt sind, da er fahrungsgemäß dies die Stellen sind, wo die Fäulniß am raschesten überhand nimmt, was seinen Grund in der Euuoirkuug der Atmosphäre auf da« durchnäßte Hotzwerk hat. Bekanntlich brech» d»e längere Zeit in der Erde steckenden, nicht oder nur bis zu jener Stelle imprLgnirt» Pfähle, wenn sie herauSgezog» und einer Festigkeitsprobe unterzog» werden, stets an jener Grenz stelle. Diese wichtigen Grundsätze verdienen in der Landwirthschaft, hauptsächlich bei den Rebpfählen, Obst baumstützen, Hopfenstangen und Drathgerüststangen mehr als bisher angewendet zu werden Beitrag zur Unfall-Statistik. Bei der Magdeburger Allgemeinen Berflcherungs-Actien-Gesell- schaft — Abtheilung für Unfallversicherung — kamen im Monat Juli 1879 zur Anzeige: 12 Unfälle, welche den Tod der Bettoffenen zur Folge gehabt haben, 6 Unfälle, in Folge deren die Beschädigten noch in Lebensgefahr schweben, 36 Unfälle, welche für die Ver letzten voraussichtlich lebenslängliche, theils totale, thcils partielle Invalidität zur Folge haben werden, 511 Un fälle mit voraussichtlich nur vorübergehender Erwerbs unfähigkeit, zusammen 565 Unfälle. Kirchennachrichte» für Riesa und Weida. Dom. XIII. p Irinit. predigt in Riesa früh 8 Uhr?. Führer; Nachm. Vs 2 Uhr Diac. Börner. In Weida predigt Diac. Börner. Das Wochenamt hat vom 7. bis 13. September Diac. Börner. Getraute: Carl August Frenzel, Handarbeiter von hier und Frau Henriette Wilhelmine verw. Jentzsch, geb. Bager von hier. Pf- Kirchennachrichten für Strehla. vom. XIII. p. Irinit. hält Herr Diac. Schimpf die Beichtandacht. bis Mk. >55 - - 229 - - 214 - - 165 - - 155 Eine Lederschürze ist auf dem Wege von Riesa nach Pausitz gefnnden worden. Bon wem? sagt die Expedition dieses Blattes. Wir machen auf das in heutiger Nummer be findliche Inserat, betreffend Liebig s Kumys- Extrakt, ganz besonders aufmerksam und bemerken, daß'nach dem Gutachten medic. Autoritäten der Kumys das bewährteste Nähr-Mittel bei Lungenleiden, sämmtlichen Catarrhen und allen den Krankheiten ist, denen fehlerhafte Blut bereitung, sonach Blutarmuth, haupt sächlich zu Grunde liegt. In Rußland, England und in der Schweiz wendet man den Kumys, namentlich bei Lungenschwindsucht, seit Jahren an, und sollen die dortigen Kumys-An stalten ganz erstaunliche Erfolge mit dieser Cur er zielen, weshalb wir uns glücklich schätzen, jetzt auch in Deutschland eine solche Anstalt zu besitzen, wo Kumys-Extract nach Liebig's Vorschrift präparirt wird. Es dürfte demnach für derartige Leidende geboten sein, eine von Autoritäten hingestellte, so warm em pfohlene Cur zu versuchen. § Dresdner Getreide-Preise Vvin 1. September 1879 pr. louo Kilogramm. Mk. >48 205 209 155 14» 1 Kilogramm Butter 2 Mark 4ü Pf. bis 2 Mark 52 Pf. Butterpreise in Riesa. Mittwoch den 3. September 1879. 1 Kilogramm Butter 2 Mk. 49 Pf. bis 2 Mk 69 Pf. Korn Weizen w. Weizen br. Gerste Hafer Butter st Kilogr. 2,29 M. bis 2,89 M. Großenhainer Getreidepretse vom 39. August 1879. Holz-Anetiou. Dienstag den ». d. Mts. sollen auf Ol- ganitzer Revier 120 Meter kieferne Scheite, 100 - - Stöcke, 130 Schock kiefernes Gebundreißig meistbietend verkauft werden. Versammlungsort früh V-9 Uhr im Gasthof zu Olganitz. Bedingungen vor der Auction. Olganitz, den 2. September 1879. — F Lutze. Läufer stehen zum Verkauf bei Moritz Hering in Riesa a. d. Elbe. 85 Kilo Weizen 15 Mark 59 Pf. bis 17 Mark — 89 - Korn 11 - 79 12 - — 79 - Gerste 9 - 59 - - 19 - — 59 - Hafer 6 - 39 - - 6 - 79 75 - Heidekorn 19 - 39 - s 19 » 79