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Wye.,' -1 "5"'' * „Die Frage, ob das Spielen in der sächsischen Lotterie" auch nach den deutschen RrichSgesetzen als ei» Spielen in „ausländischer" Lotterie zu betrachten sei, beschäftigte am 28. v. M. wieder einmal die zweite Criminaldeputation deS Berliner Stadtgerichts in einer gegen einen dortigen LooShändler gerichteten Anklage. Der Gerichtshof entschied sich, entgegen den Rechtsdeductionen des VertheidigerS dahin, daß das Gesetz vom K. Juni 1847 nicht aufgehobe , sei, son dern auch neben dem Reichsstrafgesetzbuch noch in Kraft bestehe. Deshalb erfolgte die Berurtheilung deS Loo-Händlers zu 30 Mark Geldbuße. * Gin entsetzliches Unglück ereignete sich in Berlin am Weihnachtsheiligabend auf dem Potsdamer Bahn hofe. Ein Telegraphist der Dresdener Bahn war im Begriff, die Schienen der dicht daneben liegenden Pots damer Bahn zu überschreiten, um auf kürzestem Wege zu seiner, in der Flottwellstraße gelegene» Wohnung zu gelangen. Er erblickt am Fenster seine junge Frau und Kinder, die dem Papa freudig zunicken, auch er wirft ihnen Handgrüße zu und erblickt dabei nicht den in den Bahnhof fahrenden 1 Uhr-Zug. Es ereignet sich daS Entsetzliche, daß der Mann vqr den Augen der Frau und Kinder vom Zuge erfaßt und zermalmt wird. Auf dem Zuge hat Niemand etwas bemerkt, erst in der Halle sieht man die Mütze eines Dresdner Bahnbeainten au der Maschine hängen; die Frau aber blickt von oben auf den zermalmten Körper des Gatten und Vaters, wie sein Blut den Schnee färbt. Der Unglückliche war sofort todt. Welch eine entsetzliche Weihnacht für die arme Familie! * Zimmerzierde. Man nehme eine große Mohrrübe, höhle sie am Wurzelende entsprechend tief aus, achte jedoch darauf, das ein ziemlich dicker Rand bleibt; alsdann fülle man die Höhle mit Erde und Pflanze in diese irgend ein Schlinggewächs ooer auch eine Hyacinthe. Die Rübe wird nun an Schnüren wie eine Ampel aufgehängt; sie schlägt unten aus, treibt Blätter und Stengel, welche jedoch nach oben wachsen und sich anmuthig nm die Basis herumlegen, indeß das oben eingepflanzte Gewächs sich selbstständig und ungehindert entwickelt. Auf diese Weise schafft man sich eine billige, dabei doch hübsche Zimmerzierde für den Winter. Man kann auch eine rothe Runkel rübe nehmen und in die Erde Winden oder Kressen säen. * Uebernimmt ein Kaufmann ein bestehendes Handelsgeschäft mit Activis und Passivis und zeigt er dies durch Circular den Geschäftsgläubigem an, wobei jedoch aus Zufall oder Vergeßlichkeit einem oder mehreren Gläubigern dieses Circular nicht zugeht, so sind diese nicht berücksichtigten Gläubiger nach einem Erkenntniß des Reichs-Oberhandelsgerichts 2. Senat vom 28. November d. I. doch berechtigt, ihre Ge schäftsforderungen auf Grund des Circulars gegen den neuen Geschäfts-Inhaber geltend zu machen. Auflösungen des Buchstabin-Räthsels: Zukunft — Ankunft; des Buchstaben-Rebus: Ein Alleinstehender, (ein allein stehend r.) Gläubiger als Heirathsstister. (Forts, aus Nr. '. „Wer will kein Geld haben?" seufzte der Schöne im Pelz. „Der Herr Basyl haben wohl schlecht geschlafen?" lispelte der mit der Erdäpfelnase. „Also was wollt Ihr?" fragte der Edelmann. „Wie heißt," wimmerte der Lange, „wie sollen wir etwas wollen, wir unterstehen uns nur, Euer Hoch wohlgeboren unterthänigst zu bitten —" „Ich habe kein Geld —" Die Juden seufzten tief auf. ,Menn sie nicht können geben das Capital begann der Erste, der Lange. „Ihr traut mir zu," rief Herr Valerian lachend, „daß ich Euch die Capitalien auszahlen könnte, es ist kaum zu glauben. Wofür haltet Ihr mich, Leb- Pintschew Krakauer?" „Wir halten Euer Hochwohlgeboren für einen ehr lichen Mann," betheuerte der mit der Erdäpfelnase, „so wahr ich Abraham Smaragd heiße." „DaS hoffe ich," erwiderte Herr Valerian. ,Menn unser Herr Wohlthäter wenigstens die Zinsen geben wollte," winselte der Schöne. „Die Zinsen, mein geliebter Weinreb," höhnte der alte Diener, „da könnt Ihr noch eher das Capital haben." „Gott der Gerechte! welche schlechte Zeiten und keine Zinsen nicht einmal," jammerte Lvwy Weinreb, „man könnte verhungern!" „Ja wohl, verhungern,^ spottete der Alte, indem er zu dem Elegant trat und den Zipfel seines Pelzes prüfend aufhob, „mindestens bin ich aber beruhigt, daß Sie nicht erfrieren, Herr Weinreb, was kostet der schöne Pelz?" „Ja, Herr Wohlthäter, wir haben doch gemeint die Zinsen," begann der Dicke, „es ist unmöglich zu warten, so leid eS unS thut, uud bedenken Sie doch die schlechten Zeiten —" „Die schlechten Zeiten sind aber schuld daran, Herr Sonnenglanz" erklärte der Gutsherr, „daß ich Euch weder das Capital geben kann noch die Zinsen, Ihr wißt ja, wie es um meine Wirtschaft steht, Alles ver schuldet, Alles in Verfall, um nur so fortzuleben, macht man neue Schulden und Gott weiß wie das noch enden wird. Was wollt Ihr also, wollt Ihr zu Gericht gehen?" „Gott der Gerechte, was fällt Ihnen ein?" schrieen die Gläubiger im Chor. „Ihr könnt mich pfänden, Ihr könnt mich ein sperren." „Aber ich bitte, unser Herr Wohlthäter scherzt wohl," schnaubte Herr Sonnenglanz in seinem Fett, „wer denkt daran, was hätten nur auch davon, wir haben nur gemeint, eigentlich so unter uns gesprochen, es ist nicht ferner möglich zu warten, und es wäre doch allenfalls möglich, Alles in Ordnung zu bringen —" „Wie?" „So etwa, daß die Gläubiger befriedigt werden und Euer Hochwohlgeboren noch ein Erkleckliches in Händen behalten," fügte Weinreb hinzu und zupfte an den Haaren seines Pelzes. „Es wäre möglich, Alles in Ordnung zu bringen?" fragte der Gutsherr erstaunt, „Ihr seid wohl nicht bei Sinnen?" „Nun, wir haben einen Plan —" begann der lange Leb-Pintschew-Krakauer. „Laßt hören —" „Es ist Manchem gegangen bei uns zu Lande wie Euer Hochwohlgeboren," sagte Weinreb lächelnd, „und war keine Aussicht für die Gläubiger, zu ihrem Gelbe, noch für den Gutsherrn, in Ordnung zu kommen, da thaten sich unsere Leut' zusammen und haben gesucht eine gute Partie für den Herrn —" „Was, Ihr wollt mich verheirathen?" rief Herr Valerian und brach in ein schallendes Gelächter aus. „Verheirathen," wiederholte der alte Diener und lachte, daß ihm die Thränen herabliefen; „Uns ver heirathen, uns —" „Nun es ist doch bester als pfänden —" meinte der dicke Chaim Sonnenglanz gekränkt. „Aber ich habe vorläufig gar keine Lust zu her rschen", versicherte der Don Juan. „Keine Lust," rief Abraham Smaragd. „Sie werden Lust bekommen. Ein Mann, der ganz ledig ist in der Welt, ist nur ein halber Mensch, erst Mann und Weib zusammen sind ein ganzer Mensch, und werden Sie Kinder bekommen, Herr Wohlthäter, welche Freude, welcher Stolz; so viel Kinder Sie haben, so oft leben Sie, denken Sie, wenn der junge Hochwohlgeborne Herr wird Ihnen entgegenstrecken das erste Mal die kleinen Händchen aus der Wiege und wird sagen: Papa! ja Papa wird er sagen; das ist nicht zu beschreiben, ich bin ein armer Jude, Euer Hochwohlgeboren, aber für wen möchte ich arbeiten und handeln und speculiren und mir die Füße ablaufen den ganzen Tag, wenn nicht für meine Kinder." „Und Ihr habt am Ende schon eine Braut für uns," fragte Basyl, indem er den Rock weiter bürstete. „Wenn Sie erlauben, Herr Basyl, allerdings," sagte Chaim Sonnenglanz. „Mn etwa?" fragte Herr Valerian, „ich bin neu gierig." (Forts, folgt.- Kirchermachrichten für Riesa «nd Weida. Am Hohen Neujahr predigt in Riesa früh '/,9 Uhr ?. Führer, Nachmittags */z2 Uhr Diac. Börner; früh 8 Uhr Beichte und nach der Predigt öffentliche Communion: ?. Führer." In Weida predigt: Diac. Börner. Das Wochenamt vom 6. bis 12. Januar hat ?. Führer. Getraute: Johannes Albert Tränkner, Diätist am Güter bahnhof in Dresden u. Amalie Hulda Dommsch von hier. Getaufte: Max Emil, Joh. Fr. Wilhelm Altmann, Zimmerm. u. ans. B. in R., S. Beerdigte: Emil Otto Münch, d. K. Glied. Münch, Handarb. in R., S., 11 M. 20 T. — Max Große, d. Amalie Pauline Große in Dresden uuehel. S., 3 M. 24 T. — Friedr. Herm. Kleine, Zimmerges., Ehem., 36 I. b M. IS T., verunglückt und verst. in Riesa, beerdigt in Haidas U - b - rftcht der im Jahre 1877 in der Parochie Riefa Gehörnen, Getrauten, verstorbenen sowie der Commvnirante». I. Geborne. In Riesa mit GöhliS, Poppitz und Mergendorf wurden geboren im I. 1877 294 Kinder, ebenso vick als im Jahre 1876, darunter 11 todtgcb., 26 unehel K. u. 1 Paar Zwsöhne; und zwar in Riesa: 26S Kinder, davon 146 Söhne, incl. 5 todtgeb., 11 unehel. u. 6 vor d. h. Tse. verst., 123 Töchter, incl. 5 todtgeb., 14 unehel. u. 2 vor df h. Tse. verst.; in Poppitz: 10 Kinder, 5 Söhne 5 Töchter ; in Mergendorf: 8-3 Söhne, incl. 1 unehel., 5 Töchter, incl. 1 todtgeb.; in GöhliS: 7-6 Söhne, 1 Tochter. II. Verstorbene. Es verstürben in Riesa und den eingepfarrt. Ort schaften 224 Personen, 10 Pers, mehr als im vor. Jahre, und zwar in Riesa: 76 Söhne, 60 Töchter, 3 Junggellen, 4 Jgfr., 5 led. männl. Pers., 2 led. weibl. Pers., 22 Ehem., 22 Ehefr., 4 Wwer., 9 Wwen., excl. 1 Entleibter und 1 an d. Elbe aufgef. männl. Leichnam, welche beide uns. Gem. nicht «»gehörten; in Poppitz: 1 Sohn, 4 Töchter, 1 Ehem. excl. 1 in d. P. Flur aufgef. Selbstmörder, der Gemeinde nicht zugehörig; in Mergendorf: 1 Sohn, 1 todtgeb. Tochter; in Göhlis: 4 S., 1 T., 1 Ehem., d. sich entleibt. III. Trauungen. Es fanden im Ganzen 52 kirchl. Trauungen, 17 mehr als im vor. Jahre, statt, außerdem 6 kirchl. Aufgebote: 4 Trauungen blieben ohne das kirchl. Aufgeb. Bon den 52 Trauungen gehören 49 der Gemeinde Riesa und 3 - - Poppitz an. IV. Communicanten. Communicanten 1858; 62 wen. als i. vor. Jahr. 716 männl. (180 Milit.) 1142 weibl. P., incl. 142 Confirm., 58 Knaben, 84 Mädch-n. Kirchennachrichten für Strehla. Nächsten Sonntag, Fest Lpipk., hält Herr Diac. Schimpf die Beichtandacht. Familien-Nachrichten. Verlobt: Hr. kgl. Gestüt-Veterinair-Arzt Carl Long in Dillenburg u. Frl, A. Schmidt in Torgau. — Hr. k. s. Ge- rich'.s-Resd. Paul am Ende in Lommatzsch u. Frl. Irene Lupel' in Neumühle Leuben b. Lommatzsch. — Hr. Kfm. Felix Graesser in Schleiz i. V. u. Frl, R. Maudrich in Döbeln. Getraut: Hr. A. Bärmig in Leipzig mit Frl. A. Fiedler aus Werdau. — Hr. M. Ernefti in München u Frl. A. Leon hardt aus Chemnitz. Geboren: Ein Knabe: Hrn. Fcod. Lange in Dresden; Hr. Rcalschulobcrl. vr. Paul Hoblfeld in Dresden (todtgeb.); Hrn. Oscar Seidel in Neu-Schönfels bei Zwickau. - Sin Mädchen: Hrn. Ger.-Refd. H. Herrmann in Plrna; Hrn. vr. msü. Ochernal in Annabcrg. Gestorben: Hr. Clemens Schlegel in Werdan; Flau Sopdie vcrw. Hauptm. Everwcin in Chemnitz ein llj. S.; Frau Helene Baunkann geb. Nitzschmann in Zwickau: Frl. B. Steidtmann in Chemnitz: Frl E. Schreckcnberger in Meusel witz: Hr. Wagner-Obermeister I. G Zetzsche in Dresden: Hr. G. Toller aus Altenburg, in Leipzig. Auf Kreinitzer Forstrevier (Hinterhaide) sollen Rttttvoek, livn S. lLnusi- li. 1., früh 10 Uhr, 150 Rmtr. trockne, ksr. Scheite und Rollen nach dem Meistgebot gegen baare Zahlung ver steigert werden. Zusammenkunft in der Schänke der Haidehäuser. Haidehäuser, 1. Jan. 1878. Limpert. Holz-Auction. - AufFrauenhainer Forstrevier sollen So««- abend, den S. Januar 1878, an Ort und Stelle nachverzeichnete Hölzer versteigert werden, als: 128 Stück eichne, bnkne und erlne Klötzer von 10—100 Cm. stark und 1—10 M. lang, 23 Stück birkne Stangen, von 10—15 Cm. stark und 8—11 M. lang, 3 Rmtr. eichne Nutzscheite, 50 „ eichne,' rothbuchne und erlne Scheite, 66 „ dergl. Rollen, 36 „ „ Stöcke, 20,so Wellenhundert Reißig. Anfang mit den Nutzhölzern */,l0 Uhr, mit den Brennhölzern um 12 Uhr. Sämmtliche Hölzer stehen sehr bequem zur Abfuhre. Zusammenkunft im Gasthofe zu Kraueuhai«. Frauenhain, den 27. Decbr. 1877( fl. Kvr», Revierförster.-.