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Finanzprocurator Lehma»» an der Hauptstraß« hier ««gekauft, um dasselbe in ein« Krankenverpflegungsan stalt de» Ordens zu verwandeln. ES wird dadurch ein allgemeiner Wunsch der hiesigen Bürgerschaft, wenn auch in anderer Weise, als «S erst beabsichtigt worden war, realistrt werden. Bekanntlich hatte die hierher entsandte Commission deS Ordens ihr Absehen auf den Schloßgartenplatz oberhalb der Albertstreppe gerichtet, allein die Verhandlungen mit dem Stabtrath über Abtretung dieses Platzes waren wieder abgebrochen, oder doch zu keinem Abschlüsse geführt worden. Jetzt nun wird diese Frag« in der oben rnitgetheilten Weise ihre Lösung finden. — Sonntag den 11. dsS. haben die für Niesa bestimmten Mannschaften deS Meißner Jägerbataillons ihre Quartiere bezogen. TaS Bataillon wird in dieser Woche auf dem Artillerieschießplätze bei Zeithain Ucbungen im Tistanceschießen anstellen. — Mil voriger Woche sind die Sommerschulferien zu Ende gegangen und am 12. dsS. hat der Unterricht rn sämmtlichcu hiesigen Anstalten wieder begonnen, in der gewerblichen Fortbildungsschule schon am Sonntag, den 11. August. — Am gestrigen Tage ist überall im deutschen Vaterland«, wo das Turnen seine Wurzeln in die Schichten des Boltes getrieben, und auch darüber hinaus in fremdem Lande, wo sich deutsche Turnvereine eine Heimstätte be reitet haben, ein freudiges Fest begangen worden, ein Fest, dazu bestimmt, die dankbare und patriotische Er innerung an den Mann zu pflegen, welcher als der eigentliche Begründer der frischen, fröhlichen Turnkunst anzusehen ist, der inmitten trüber Zeit fest und uner schütterlich wie eine deutsche Eiche im Sturme gestanden, der, wie ein Fels unwandelbar geblieben trotz allem Unglück und aller Heimsuchung und dessen Andenken darum auch fortlebeu wird im Volte, so lange es noch deutsche Mäuuerkraft, deutsche Jugend und Tugend giebt. Zu Ehren dieses Mannes, unseres Turnvaters Jahn, dessen lOOjähriges Geburtstagsfest gestern gefeiert ward, veranstaltete der hiesige städtische Turnverein in Ge meinschaft mit den Turnvereinen zu Oschatz und Dahlen in Collin bei Oschatz ein Schau- und Wettturneu und verlief dasselbe in würdiger, dem Andenken des Alt meisters der Turnerei entsprechender Weise. Nachdem die Vereine auf demJestplatze angelangt und die Auf stellung zu den Freiübungen erfolgt war, entwarf Herr Oberlehrer Holzmüüer aus Oschatz in gedrängter Kürze eine Biographie von dein Begründer der deutschen Turnerei Friedrich Ludwig Jahn. Nach Beendigung eines Auf marsches und der Freiübungen wurde zum Wettturnen verschrilten. Dasselbe bestand in Hoch- und Weitsprung, Steiustoßeu und Laufen. Auf jede dieser Uebungen waren zwei Preise gesetzt, so daß im Ganzen 8 Preise zur Bertheilung gelangten. Hiervon würden nun fünf Preise nach Niesa gekommen sein, da jedoch ein Riesaer Türner allein drei Preise sich errungen, die Preisrichter aber beschlossen hatten, daß ein und der selbe Wettturner nur mit einem Preise ausgezeichnet werden dürfe, so mußte derselbe 2 seiner Preise ab- , treten. Es kamen in Folge dessen vier Preise nach Oschatz, drei nach Niesa und einer nach Dahlen. Stach Beendigung der Wettturnübungrn wurden die Sieger von den Festjungfrauen mit den Preisen, bestehend in einem Eichenkrauze, geschmückt, worauf der turnerische Theil des Festes mit einem allgemeinen Gesänge ge schlossen wurde. Ein hierauf auf dem Collmberge noch orrangirtes Tänzchen hielt die Turnerschaft der drei Vereine bis gegen S Uhr zusammen, alsdann mußte der Heimweg angetreten werden, um noch rechtzeitig mit dem gegen 11 Uhr in Oschatz abfahrenden Zuge an- und nach Riesa zurückzugelangen. — Der hiesige Schützen-Turn-Verein beging die Feier durch ein Schauturnen, welchem ein Preisturnen folgte. Die Feier wurde durch einen kurzen Neigen und einige Freiübungen einzeleitet. Hierauf gelangte durch Herrn Tnrnwart Möbius ein von einem Gründer des Vereins, dem jetzigen Bäckermeister Henn Wilhelm Erbert in Fraukenberg eingegangener Brief zum Vor trag, in welchem der Verein noch besonders zur Feier auf gemuntert wurde. Henn Erbert wurde ein dreifach Gut Heil gebracht. Alsdann wurde zum Riegen- und Kürturnen und schließlich zum PreiSturnen übergegangen. Bei dem Preisturnen erhielten den « Preis: Gustav Singer, den II. Preis: Robert Friedel, den lli. Preis: Friedrich Große, den IV. Preis: Gust. Lehmann, den V. Preis: Karl Lehmann und den VI. Preis: Oscar Wendt. Im Bcreinsloral war ein Gesellschafts abend arrangirt, wobei es auch an komischen und ernsten Borträgen , sowie Gesang nicht fehlte. Dem Vereine wurde die Ehre zu Theil, daß sich auch hiesige Bürger an der Feier betheiligten. Möge der Verem, welcher sich in der letzten Zeit eines Aufschwungs erfreute, auch ferner blühen und gedeihen. — In Strehla veranstaltete der dastge Turnverein und die Märmer- Riege ein Fest. Nachmittags 3 Uhr zogen diese Vereine mit Musik nach dem Turnplatz«. Hier fand Schauturnen statt. ES folgten Freiübungen, Geräthturnen und ein Reigen mit Musikbegleitung. Alles wurde sehr gut vvrgeführt und eS gebührt dem Herrn Träukner, nxlcher Turnlehrer ist, großer Dank. Nach dem Turnen wurden die Preise vertheilt. Zu schauer waren genug erschienen. Abeudü vereinte ein wohlverdientes Kränzchen unsere Turner. Ww rufen denselben ein wohlgemeintes: Frisch, fromm, fröhlich, frei! zu. — Der Militairverein von Riesa und Umgegend feierte am letzten Sonntag Abend das Fest deS zwanzig jährigen Bestehen« durch ein Kränzchen in dem festlich geschmückten Saale de« Wettiner Hofes. In dem statt gehabten Actus gedachte der Vereinsvorsitzendes Herr yübner, des heutigen seltenen Erinnerungsfestes. Der Militairverein von Niesa und Umgegend sei am 9. August 1858 gegründet worden. Aus kleinen Ver hältnissen hervorgegaugen, sei derselbe im Laufe der Zeit groß geworden, er habe schon nach seiner Grün dung angefaugen zu blühen und zu gedeihen und sei heule zu einein kräftige» Baum herangewachsen. Der Verein habe auch trübe Tage gesehen, aber einig als Brüder und Kameraden, hätte» seine Mitglieder schwere Zeiten muthig überwunden. Es sei feiten des Ver eins viel gewirkt, mancher jkranke unterstützt, Manchem fortgcholfen worden. Das habe aber nur dadurch ge schehen können, daß die Mitglieder des Vereins treu zu einander gestanden und standhaft ausgehalten hätte». Redner sprach noch den Wunsch aus, dag die Kameraden so treu wie von Anfang zusammen halten möchten und schloß mit einem Hoch auf das fernere Blühen und Gedeihen des Vereins, welches mit größtem Bei fall ausgenommen wurde. Hierauf lichtete Herr Glaser meister Schuster noch herzliche Wort- an die Mitglieder des Vereins. Der heutige Festtag sei ein Tag der seltensten Freude, da gleichzeitig Herr Hübner seiner 10jährigen Wirksamkeit als Vorstand und ebenso Herr- Kühne seiner 17jährigen Thcuigkeit als Cassirer des Vercius beschlossen und daß dieselben ihrc Aemter stets mit großer Umsicht und Hingebung verwaltet hätten, so daß der Verein von Herzen wünsche, baß diese wackeren Männer noch lange an der Spitze des Vereins stehen möchten, da ein Verein nur dann gedeihen und bestehen könne, wenn er von tüchtigen Männern geleitet werde. Der Verein wisse die Verdienste dieser Männer hoch zu schätzen und aus Dankbarkeit für deren Verdienste habe der Verein beschlossen als Zeichen der Anerkennung den Herren Hübner und Kühne ein Geschenk zu über reichen. Redner übergab hieraus den Herren Ringe mit dem Wunsche, daß wie bei denselben — als einem Symbol der Treue — sich das Band um Verein und Vorstand und Cassirer immer fester schließen möchte. Für die Mitglieder des Vereins sei dieser Tag eine Mahnung an die Pflicht und die Treue, die Sachsens Heldensöhne stets bewahrt hätten. Deutscher Muth, deutsche Treue, deutsche Gerechtigkeit, das sei der Stolz eines Jeden. Liebe, Friede und Eintracht sei der Wahlspruch, der die Mitglieder leite. Redner schloß mit einem freudig aufgenomincnen Hoch auf die Jubilar«. Vorstand und Cassirer dankten in wannen Worte» für die erhaltenen Geschenke. Das schöne Fest verlief in gehobenster Stimmung nnd dürften sich die Anwesenden desselben stets gern errinnern. — In der Nacht vom 10. zum 1t. d. Mts. wurde hier ein dritter frecher Einbruch verübt und zwar diesmal im Comptoir der Herren Bvcustengel nnd Still- kraulh. Derselbe blieb jedoch für den Thäter ohne Erfolg, da die Casse in Sicherheit gebracht worden war. Im Uebrigen scheint der Einbruch von einer mit. der Lokalität und den Verhältnissen sehr ver trackten Person ausgeführt worden zu sein und hat man auf ein noch unlängst dort beschäftigtes, schon bestraftes Subjekt dringenden Verdacht. Lommatzsch, 9. August. Zum Baue der Eisen bahnstrecke Loinmatzsch-Nossen sind IK Accorde zu ver geben und haben sich wegen dieser ca. 140 Bauunter nehmer die bezüglichen BlanketS behändigen lasten, sicher für eine so kurze Strecke eine Anzahl, ivie sie noch nicht dagewesen ist. Jedenfalls wird die königl. Regierung in Berücksichtigung der jetzigen geschäftsstltteu Zeit die Ausführung dieser 16 Accorde je einem Unternehmer übertragen und auch den Bau nun endlich Mitte September seinen Anfang nehmen lasten. Bis zu dieser Zeit werden wieder eine Menge Arbeitskräfte, die bei der nunmehr fast beendeten Ernte beschäftigt waren, disponibel und begrüßt man daher den Bau dieser Strtcke, der dann kaum vor dem Frühjahr 1880 be endigt sein dürfte, im Interest« der Arbeiterclasse auf dack Freudigste. — DerÄulSbesttzer Damme inScheeran, ein sehr rüstiger junger Mann, ist am 6. d. Abends 7 Uhr beim Getreideeinfahren recht schwer verunglückt. Beim Herabspringen vom Wagen hat sich der Gabel stiel in den Unterleib gespießt, wodurch eine recht schwere Verletzung herbeigeführt worden ist. Meißen. Einem Sänviudler aus Böhmen, der in Meißen und Umgegend unächte Ringe für goldne verkauft und auch bei Pfandleihern verpfändet hat, ist die hiesige städtische Schutzmannschaft auf die Spur gekommen und hat ihn verhaftet. — Auf letzerem Wochen markte wurde einem Fräulein au« einer de» Taschendieben so leicht zugänglichen hinten: Kleidertasche ein Portemonnaie mit über 8 Mart Geld, einem goldnen Ohrringe und goldnem Uhrschlüstel gestohlen. Dresden, 9. August. August Bebel wird abermals unsere Haupt- und Residenzstadt im Reichstage vertreten. Von 22,318 überhaupt abgegebe ne» Stimme» (220 weniger als bei der Hauptwahl) fielen 11,616 auf ihn, während der Compromiß-Can- didat Freiherr v. Friesen 10,702 erhielt. Käme n z. In unserer Stadt hat das Vorkommen von zwei trichinösen Schweinen kurz hintereinander eine ziemliche Erregung hervor gerufen. Charakteristisch ist, daß beide trichinöse Schweine in einem Stalle ge mästet sind und cs gewinnt die Annahme dadurcb Raum, eS seien von ihnen Ratten gefressen und sie dadurch inficirt worden, weil das Rattcnfleisch für trichinös gehalten wird. Freiberg, 9. August. I» den späteren Nach mittagsstunden des gestrigen TageS entlud sich über Freiberg und Umgegend ein sehr heftige» Gewitter mit ganz enormem Regenguß. Der Blitz hat dabei mehr fachen Schaden anzenchtet. Im benachbarten Klein- waltersdorf fuhr derselbe in eine vor dem Gehöfte des Wirthschaftsbesitzer Zeun stehende Pappel, sodann in die Besitzung selber und äscherte solche mit eben erst eingeheimsten Feldfrüchten ein. In Fricdeburg wurde das Wohnhaus desMaterialwaarenhandler Dachselt vom Blitzstrahl, ohne daß eers.-lbe zündete, arg geschädigt und zertrümmerte verschiedene Hausgeräthe. Freiberg. Statistischen Erhebungen zufolge er- gicbt sich, daß sich die jährliche Förderung der Frei berger Gruben in letzter Zeit auf etwa 550,000 Ctr. Erze im Werthe von 4 Vs Millionen Mark beläuft; der Gehalt derselben thcilt sich in etwa 50,000 Pfd. Silber, 90,000 Ctr. Blei, 1000 Ctr. Kupfer, 6000 Ctr. Arsenik und außerdem in geringerer Menge noch einige andere Metalle. Die Zahl der Arbeiter beträgt 7000, worunter 700 Knaben, von denen aber der größte Theil bei Aufbereitunqsarbeiten über Tag be schäftigt wird. Pretzschendorf, 8. August. Bei dem Gewitter, welches heute Nachmittag über den hiesigen Ort zog, schlug der Blitz in das Wohnhaus des hiesigen Gärtners und Sattlermeisters August Kästner und wurde so wohl das Wohnhaus wie auch die «»gebaute Scheune eingeäschert. Sämmtliche Futtcrvorräthe sind verbrannt. Die beiden Kühe sind gerettet, aber ein Kalb und zwei Schweine erstickte». Gießmannsdorf bei Zittau, 6. August. Heute Mittags brach in dein sogenannten Marküsschachte des dem Ortsrichlcr Rönsch in Königshain und Gen. ge hörigen Kohlenwerkes Feuer aus und ist in Folge dessen das darüber befindliche Schacht- nnd Durchwurfs- schuppengebävde, sowie eine Menge Kohlen ein Raub der Flammen geworden. Man vermnlhet, daß der Brand durch unvorsichtiges Feuern bei schlagenden Wettern im Schachte entstanden ist. Zittau, 8. August. Ein furchtbares Gewitter, welches sich gestern Abend über hiesige Gegend entlud und von wolkenbruchartigem Regen begleitet war, so daß die unteren Straßen der Stadt überfluthet wurden, ist auch auf den Eisenbahn-Verkehr nicht ohne Einfluß geblieben. Die Abfahrt des Zuges 9,,„ nach Görlitz mußte wegen Unterwaschung einer Weiche bis 10'/4 Uhr verzögert werden. Einen noch schlimmeren Auf enthalt hatte dieser Zug in Hirschfelde. Das Unwet ter hatte an dem Eisenbahndamme zwischen Hirschfelde und Oftritz Beschädigungen herbeigeführt, welche die Weiterfahrt des Görlitzer ZugeS von dort erst Nachts 2 Uhr möglich erscheinen ließen. Bolts, uud Lattdwirthschastlichcs. Nach dem „Ärenzbl." erweist sich die diesjährige Preißelbeerernte in den Bergen der sächsische» Schweiz als sehr ergiebig. In Böhmen ist die Getreideernte bis auf die Gebirgsgegenden nahezu beendet. Quantitativ ist dieselbe nicht so gut auSgefalkn al» man gehofft hat. Die Obstlese verspricht gleichfalls nur mittelgut auSzufalle». BloS Pflaumen dürften ei» reicheres Lr- gebniß liefern.