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Beilnge M Nr. 35 des Ellietilsttrs und Aiyeigers. Dienstag, den S. Mai 1870. Bekanntmachung. Di« pr. I. Termin 1870 sind nach 2 Pfennigen jede» Steuereinheit btszum iS. Mai d. A, an die hiesige Stadtsteuer-Einnahme pünktlich ab-usühren. » . . Mesa, am l. Mai 1870. Der S t a dt r a t h. Stegey, Brgrmstr. Tagesgeschichte. Riesa, den I. Mai. Den 15. Mai findet hier der Gauturntag des „GauverbandeS der säch sischen Niederelbe" statt, zu welchem die Städte Dahlen, Großenhain, Liebenwerda, Meißen, Mü geln, Oschatz, Strehla und Riesa gehören und den 12. Juni der Vorturnertag der eben genann ten Bunde-. Während der erstere, die allgemei nen Interessen de- Gaues und der Turnerei zu fördern bestrebt ist, befaßt, sich der letztere, mehr mit der rein praktischen Seite de- Turnens, die Fortbildung der Turnwarte und Vorturner im Auge behaltend. Er ist übrigens eine sehr er freuliche Wahrnehmung, daß der hiesige Turn verein-. der in diesem Jahre sein lOjähriges Be stehen feiert, einen fröhlichen frischen Aufschwung nimmt, die Thctlnahme der Turnenden wächst von Abend zu Abend und erreichte in letzter Turn stunde die Zahl von 45 Mann, Angesichts der Mitgliederzahl ein sehr guter Besuch. Zu bedauern ist cs nur, daß eine so große Masse junger Leute, dem Turnen fern bleibt und lieber den Vergnügungen nachjagend, die Aneig nung und Fortbildung körperlicher Gewandheit und Kraft, für völlig überflüssige Bestrebungen hält, — zu ihrem Nachtheile. — Die Anforderun gen die z. B. jetzt an die Soldaten, in dieser Hin sicht gemacht werden, sollten einen jeden jungen Mann bestimmen, bei Zeiten sich die nöthige Lei- beSgewandheit anzueignen, um nicht wenn er zum Militärdienst für tauglich befunden wird , durch schwer zu beseitigende Steifheit, sich und den Vor gesetzten, zur Last zu falle». Wir glauben später noch einmal auf dieses Thema zurück zu kommen. Riesa, 2. Mai. Heute Vormittag gegen 10 Uhr fuhr Se. Majestät der König mittelst Extra zugs von hier nach Röderau um daselbst, den von Berlin kommenden Herzog von. Toscana, zu empfangen. Die höchsten Herrschaften setzten ihre Reise alsdann nach Dresden fort. Ain 25. April, Morgens stürzten beim Zurück schieben deS Wagens in der Nähe von SeuSlitz bei Meißen zwei Pferde und Wagen kopfüber den Ho hen Damm herab in de» Elbstrom. Der Kutscher kam glücklich davon, da er sich nicht auf dem Wa gen befand, die Pferde wurden aber todt aus dem Wasser gezogen. Das wieder aufgefischte Geschirr gehörte dem Gutsbesitzer Heyde in Neu-SeuSlib. Meißen, 28. April. Im Dorfe Mehren rst gestern ein etwa 3jähriges Kind in eine Dünger grube gefall« und hat'darin seinen Tod gefunden. Meißen, 30.April. Auch in diesem,Jahre wird in Meißen eine Predigerconserenz und zwar den 17. Mai d. I. stattsinden, zu welcher die Einladung an die betreffenden Herren bereits ergangen ist. Am Freitag ist bei Obervogelgesang ein dcm Schiffer Kühnel aus Schöna gehöriges, mit Kohlen beladener Fahrzeug aufrer Tbalfahrt vom Winde nach dem linken Elbuser. getrieben und. dermaßen an einen dort befindlichen aroßen Stein geschleudert worden, daß eS dadurch leck und auf den Grund geschlagen ward. Dir Mannschaft oes Schiffes hat sich noch retten können. Dresden, 29. April. Zur Vorfeier des 200jährigen Jubiläums der beiden königl. säch sischen Gvenadier-Rt'tzitnenter Nr. 100 und 101 fand heut Abend 6 Uhr im Beisein der kö niglichen Prinzen und Prinzessinnen eine Festvor stellung im Sommertheater.-des große» Garten statt, zu der außer den beiden Regimentern nur die Vertreter der Presse ZMitt erhielten.' — Die Jubel-Ouvertüre von Weber, von der Capelle des Leib-Grenadier-ReMttattPrtkiS und schwung voll Vorschlägen, eröffnMdk,Vorfeier, Es reihte sich hieran. folgender Prolog, den der Verfasser, Herr Hauptmann v. Berlepsch, in der Uniform von 1670 mit ergreifender Wärme vortrug: Zwei hundert Jahr schon habe ich geschlafen Und in der Erde kühlem Schoch geruht: Da drgng in'S Grab mir Heller Ton der Waffen. Lin Festrus weckte da» Soldatenblut: — So frag' ich Dich, mein liebe« Regiment: Ob man Dich heut« noch mit Ihren nennt» Im Neid war Dir die Borhut stet» beschieden, Den Kriegsherrn deckest Du mit Wacht und Wehr, Den: Lod bati'st Du „zuerst" die Brust zu bietet! Und „<» haii'st Du den „z«,t, — So srag' ich Dich, mein liebe» Regiment . Ob man Dich noch aus diesem Posten kennt» «l« einst gemustert hat die Compagnien ühursürst Johann Georg, war ich dabei: Ich sah sic alle um das Fähnlein kniccn, Ich HSrte schwüren sic den Eid der Treu': — So frag' ich Dich, mein liebe» Regiment: Ob inan Dich noch an dieser Treue kennt» Und ilntwoit geben über hundert Schlachtet!, Vom Regiment durchsochten, Jahr um Jahr: Du wach bei Wien, da sie die Türken jagten, Jin Sieg voran, doch klein die Beute war: Bei Aentha dann an dem Gestalt' der Theist, Im Ccntrum standst Du untcr'm tapsern Reust! Und Antwort tönt» von Polen» weiten Feldern Und stolze Antwort giebt auch Malplaquet, Und Prag und Soor, und au» Westphalen'» Wildern, Nom grünen Rhein und unter'm russ'schcn Schnee, Durch Deutschland bin bi« in da» Frankenreich Dieselbe Antwort, immer stolz und gleich. Europa kann saft keine Wahlftatt nennen. Die nicht gesürbt von Deine» Herzens Blut, Und wen'ge Gräber wird die Nachwelt kennen. Wo nicht ein Stück von uns in Ehren ruht:, In ihrer Grust liegt unser Eigenthum Und unser Kleinod, unsrer Treue Ruhm. Der Sachs' war nie de» eig'nen Ruhm» Posaune Und jede groste Tha« war ihm nur Wicht, Nur selbstverständlich, wie des Schicksal» Laune, Nach dem Ersolae auch da» Urtheil spricht: Und diese stille Gröhe ehrt uns mehr, Wie n Monument und wenn'» von Marmor wär'. Halt sest, mein Regiment, den schönen Boden, Aus dem Du stolz emporgewachscn bist: Die Ehre blies Dir ein den.Lebensodem Und bi eb Dein Leitstern auch zu jeder Frist: Ihr Grenadiere, stammt vom Regiment: Gott Lob, bah man Euch stet» mit Ehren nennt! Bewahrt in Eu'rer Hand den schönen Glauben, Den Volk und König hat an Eu'rcn Werth: Um keinen Preis Iaht Euch das Erbe rauben. Das mehr uns ist, als Weib und Kind und Heerd: Dem Adler nach, der zu der Sonne slog: Ihr Grenadiere, unser König hoch! tn, Heidelberg, 15. Juni 1614, Wien, 12, Sept, 1683, Kalamata, 14. - 1686, Nauplia, 29. August 1687, Heilbrun, im Januar 1699, Dilsburg, im Februar 1689, Eich a. Rhein, 29. Mär, 1689, Rüsselsheim, 8. April 1689, Mainz, im Juli u. Aua. 1689, Rheineampagne, i.J.I699u.9I, Heilbruu, im August 1693, Hagcnbacha.RH., 24.Tep.I694, Peterwardeiii, im Sug. 1695, Temetvar, im Juli 1696, Dinasch, 2d. August 1696. Zentha, 1. Sept. 1697, Riga, 27. Decvr. 1699, Lolbornjchazc b. Riga, I«.- Febr. 1799, Dünamünde, 29.-24. März 1709, 1799, 1799, 1799, 1792, 1792, 1794, 1796, 1797, . 1798, stn Juli, 1799, U. Sep. 1799, , Douast. im April 1719, .Bethune, i. Julin. Aug. 1719, , Bouchain, Aug. u. Oet. 1711, , Landrecie», im Juli 1712, , Eampagne i. Pol., t. Iah. 1733, , Krakau, 29. April 1784, «lausen a. d Mosel, , 29. Oetbr. 1735, 28. No». 1741, ütt März 1742, In dieses Hoch stimmte das zahlreiche Audi torium dreimal begeistert ein, während die Musik dasselbe mit der Sachsen-Hymne schloß. — Hier auf executirte die Capelle den Parademarsch, wie er seit 1745 beim Leib-Grenadier-Regimente ein geführt worden. — Auf ihn folgte eine mit stür mischem Beifall belohnte Fechtproduction, ausge- sührt von 12 Feldwebeln und 4 Sergeanten. Den Schluß bildete „Wallensteins Lager", von Mit gliedern beider Regimenter (Unteroffizieren, Ser geanten und Grenadieren) dargestellt. Es kann hier wohl nicht von einer Kritik der Aufführung selbst die Rede sein, aber so viel steht fest, daß das gesammte Auditorium, wie aus dein zahlreich gespendeten Applaus hervorging, vollständig über rascht war, den» Niemand hatte von Laien eine so gelungene Darstellung erwartet. In der That verdienten die Darsteller am Schluffe deS Stückes dm doppelten Hervorruf in vollem Maße. — Von den auch im Prolog erwähnten 100 Schlach ten, Gefechten rc., welche die „historische Skizze" aufzählt, prangen heut folgende, mit grünen Krän zen umwundene Namen an der mit Fahnen und Laubgewinden geschmückten Caserne: Jungsernhof, 31. Juli Riga, 1. August Kokcnhausen, 6. Oct. Pinczow, 19. Juli Thorn, Mai—Oct. Punitz, 7. Novbr. Fraustadt, IS. Febr. Rheiniampogne, I. Jahre Lille, August-Dtlbr. Tournay, ' " " " Malplaquet, Kladrup, 19. Nov. 1744, Striegau, 4 Juni 1745, Soor, :io. Scplbr. 1745, Lutternbcrg, >o. Olt. 1758, Bergen, 13. April 1759. Minden, 1. August 1759, Ellershausen, 22. Juli 1769, Cassel, lin. u. 3l. Juli 1760, Deyrodc, 19, Sept. 1769, Kindelbrück, 26. Januar 17 >1, NeuhauS, 17. Juli 1761, Wolseubüttel, 8, O-t. 1761, Braunschweig, 13, Oct. 1761, Nämsen, 7. Nov 1761, VolkmarShauscu, 25. Juni 1762, Speele u. Bonasortc, 14. Juli 1762, Mainz,25. März -22. Juli 179.'! Spiesen, 12. Sept. 1793, Bi-lstock, 14. Sept. 1793, Gersheim, 23. Olt. 1793, Biesingen, 17. Nov. 1793, Moorlautern, 29. u. 30. Nov. 1793, Kreuznach, 8. Januar 1794, 3. Nov. 5. Nov. 25. Februar 4. März 7. März 18. März 23. März 29. Ium 3. Juli 1. Juni 15. Juni io. Oct. 14. Oct. 19. April 17. Mai 12. Juni 27. Juni 5. u. 6. Juli 27. Juli 13. Februar 2 t. Mai 23. Mai 23. Aug. 6. Sept. Kirn, Wetzlar, Saalscld, Jena, Raszyn, Linz, Wilsdruff, Etzdorf, Wagram, Kobryu, Kalis», Weißenberg, Görlitz, Grotzbccren, Dennewitz, , Leipzig, 17, u, 18. Olt. Torgau. Bcckwitz, Conde, Ludcnarde, Swewcghem, Maubeugc, Maubeuge, Gitschin, Söniggrütz, 1796, 1796, 1896. 1806, 1899, 1809, 1809, 1809, 1809, 1812, 1813, 1813, 1813, 1813, 1813, 1813, 1813, 1813, 1814, 1814, 1814, 1814, 1814, 1806, 1866, Dresden, 30. April. Se. Majestät der Kö nig geruhten heute Vormittag IO Uhr auf dem Alaunplatze eine Parade über die Truppen der hiesigen Garnison abzuhalten. Die Parade com- mandirte der Generallieutnant Prinz Georg kö nigliche Hoheit. An derselben nahmen folgende Truppen Theil: Die I. Jnfanteriebrigade mit 6 Bataillonen, das Schiitzenregiment mit 3 Bataillo nen, das Gardereiterregimcnt mit 5 Schwad ronen und daS Feldartillerieregiment mit 7 Bat terien (st 4 Geschütze). Der Anzug der Truppen war parademäßig, mit Tornister, resp. ohne Ge päck, Infanterie weiße Beinkleider (mit Ausnahme der berittenen Offiziere). Die Aufstellung fand in 3 Treffen statt, Front nach der Stadt. I- Treffen (Commandeur Generalmajor v. Craus- haar): Die Infanterie; die Bataillone in Colonne mit Compagniefront. II. Treffen (Commandeur Oberst v. Carlowitz): Das Gardcreiterregiment in Linie. III. Treffen (CommandeurOberst Funke): Das Feldartillerieregiment in Linie. Gegen '/-IO uhr traf der Armeecorpscom- inandant, Se. königl. Hoheit der Kronprinz, und kurz nach 10 Uhr Se. Majestät der König, Aller- höchstwelcher am Bautzner Platz zu Pferde gestie gen war, begleitet von Ihren königl. Hoheiten der Frau Kronprinzessin und der Frau Prinzessin Georg zu Wagen auf dem Paradeplatze ein. Der König trug dar große Band des Militär-St. Heinrichsordens. Nachdem Se. Majestät die Mel dung des die Parade commandirenden General lieutenants Prinzen Georg k. H. entgegengenom men, ritten Allcrhöchstdieselben, gefolgt von den königlichen Prinzessinnen und einem glänzenden Stabe, in welchem sich äußer Ihren Excellenzen dem Kriegsminister Generallieutnant v. Fäbrice und den« Stadtcommandanten Generallieutnant Frhr. v. Hausen auch die zur Feier des Jubi läums der beiden Grenadierregimenter hier ein getroffenen k. preußischen Offiziere (s. unten) befanden, während die Musik den Parademarsch spielte, die Fronten der drei Treffen ab, worauf Se. Majestät die beiden Grenadierregimcnter eine concentrirte Stellung einnehmen ließen, an die selben sodann aus Anlaß ihrer heutigen Jubel feier eine Ansprache zu richten, ihren Regiments fahnen neue Fahnenbänder und eigenhändig meh rere Orden und Auszeichnungen an Offiziere und Unteroffiziere »u verleihen geruhten, welchen Act der Commandirende des I. Treffens durch einige Danke-worte schloß, denen ein dreimaliges Hoch der, beiden Regimenter und von Seiten der Mu sik die Sachsenhymne folgte. Hierauf begann da- Defiliren der Truppen in geöffneten Colonnen, die Infanterie in Compagniefront, die Cavallerie in halben Schwadronen, die Artillerie in Bat terien, Nach beendigtem Defiliren nähmen die säynntlichen Truppen eine concentrirte Stellung in Einem Treffen ein, dessen Fronten Se. Ma jestät nochmals abritten, worauf Allerhöchstdie- selben unter lebhaften Hochrufen des ungewöhnltch zahlreich erschienen Publicum- gegen II Uhr den