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Don dem unterzeichneten Königlichen Amtsgerichte soll de» L7. Mat L88L das dem Kaufmann Arthur Woldemar Große in Strehla zugehörige Hausgrundstück Nr. 208 des Katasters und Fol. 212 de» Grund- und Hypothekenbuchs für Strehla, welches Grundstück am 30. Januar 1882 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 1V4S8 M - Pfg. gewürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Strehla, am 4. Februar 1882. KvuiglicheS Amtsgericht. Thiemann. Die Neuwahl eines Abgeordneten zum Reichstage soll den 22. Mai ds. Js. in der Zeit von 10 Uhr Vormittags bis 6 Uhr Nachmittags und zwar im ersten Bezirk im hiesigen Ralhskeller und im zweiten Bezirk in der Münch'schen Restarrrati»» allhier stattfinden. Der erste Bezirk enthält alle Häuser des älteren Stadttheils bis an die PausitzerstrÄße und die Niederlagsstraße, ingleichen das Rittergut mit Vorwerk Gohlis, der zweite Bezirk umfaßt alle Häuser von der Pausitzerstraße und der Niederlagsstraße bis zum Bahnhof, so daß diese beiden Straßen die Grenze zwischen beiden Bezirken bilden. Da jedoch die früheren Wählerlisten, welche für die am 27. October 1881 stattgefundene Wahl aufgestellt worden sind, ohne Abänderung wieder benutzt werden müssen, so haben die aus dem einen in den anderen Bezirk gezogenen Wähler in ihrem alten Bezirke, in dem sie früher gewohnt haben, abzustimmen. Die seit der letzten Wahl nach Riesa gezogenen und daher nicht in den Wählerlisten verzeichneten Personen können sich bei dieser Nachwahl nicht betheiligen. Als Wahlvorsteher füngiren wie bei der letzten Wahl im ersten Bezirk der unterzeichnete Bürgermeister und im zweiten Bezirk Herr General von Standtfest, als Stellvertreter im ersten Bezirk Herr Stadtrath Grundmann und im zweiten Bezirk Herr Stadtrath Dürichen. Riesa, am 2. Mai 1882. Der Stadtrath. Sieger, Bürgermeister. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Am Montag Morgen ist Kaiser Wilhelm aus Wiesbaden wohlbehalten in Berlin wieder eingetroffen, da er den in diesen Tagen bei I Berlin und Potsdam beginnenden Truppenübungen bei- j zuwohnen gedenkt. Ein Bild von der Störung, welche das Nebenein andertagen von Reichstag und preußischem Landtag im Gefolge hat, ergiebt sich daraus, daß 19 Reichstags mitglieder zugleich dem preußischen Herrenhause und weitere 76 zugleich dem Abgeordnetenhause angehören; und das sind gerade hervorragende Persönlichkeiten aus den verschiedenen Parteien. Der Staatsminister a. D. Hofmann, jetzt Staats sekretär der Reichslande in Straßburg, ist vom Kaiser in den Adelstand erhoben worden. Ueber seine Wiederkehr nach Berlin soll sich der Reichskanzler dahin geäußert haben, daß er sich an der erste» Lesung der Tabakmonopol-Vorlage im Reichs tage betheiligen, bis dahin aber noch in Friedrichsruhe bleiben wolle. Der Antrag auf Entschädigung für unschuldig Ver- urtheilte, den die Fortschrittspartei im Reichstag ein zubringen beabsichtigt, und in welchem eine politische Tendenz nicht enthalten ist, kann auf die Zustimmung aller Parteien Anspruch machen. Daß durch denselben ein dringendes Bedürfniß Befriedigung finden würde, wird Niemand leugnen wollen, der die zahlreichen Fälle sich vergegenwärtigt, wo Unschuldige lange Jahre in Zuchthäusern und Gefängnissen zuzubringen hatten und für ihr erlittenes Märtyrium nicht einmal materiellen Ersatz erhielten. Das Beispiel Frankreichs, wo eine Entschädigungspflicht des Staates, wie sie der Antrag bezweckt, thatsächlich besteht, sollte übrigens zeigen, daß eine solche nachträgliche Correctur der Richtersprüche nichts Bedenkliches an sich hat. Als bei der Be- rathung des Justizetats im preußischen Abgeordneten hause diese Frage zur Erörterung kam, meinte freilich der Minister Friedberg, die verlangte Entschädigungs pflicht könne einzelne schlechte Subjecte verlocken, frei willig eine V'erürtheilung zu provyciren, um dafür späterhin bezahlt zu werden. Diesem Einwande, wel cher mehr der scharfsinnigen Casuistik des Herrn Fried berg als dem Geschick und Verständniß der Staats anwälte und Richter Ehre machte, begegnet der er wähnte Antrag, indem er für Fälle der bezeichneten Art den materiellen Ersatz nicht eintreten lassen will. Oesterreich. Teplitz, i. Mai. Mit dem Frühzuge der Ausfig-Teplitzer Bahn langte heute Herr Feldmarschalllieutenant Baron König, Divisionär und Festungscommandant aus Theresienstadt, behufs Jn- spicirung der hier und in den nächsten Orten weilen den Truppen an unv begab sich Mittags nach Dux und Brüx zu gleichem Zwecke.—Unter starker Militär bedeckung haben heute auf der Barbara-Zeche 10 und auf der Herbert-Zeche 11 Mann die Arbeit wieder aus genommen. Die Infanteristen halfen sogar mit Kohlen aufladen, damit der Bedarf für Gast- und Privathäuser wenigstens gedeckt wird. Mit riesigem Aufgeld werden die Kohlen, welche zu haben, gehandelt. Eine Fuhre Kohlen, welche bisher mit 5—SV» Gulden geliefert ' wurde, wird jetzt, sobald sich eine solche in der Stadt sehen läßt, förmlich von Käufer« belagert und mit d bis 10 Gulden gehandelt. Nachdem m einigen Tagen der Abschub der nicht ortsangehörrgen Arbeiter begonnen habe» wird, dürfte sich die Sache sehr bald ordnen. Frankreich. Die Gambettistischen Blätter, stimmen dem Vorschläge des General Reille zu, die ' Friedensstärke der Armee auf 600000 Mann zu bringen und eine Anzahl von etwa 160000 Berufssoldaten zum Kern dieser Armee zu machen. Die Kosten für diese Heeres-Organisation würden eine Erhöhung des gegenwärtigen Militär-Etats um etwa 200 Millionen Frank bedingen. Der erste Sccretär der japanesischen Gesandtschaft in Paris, Herr Suzuki, welcher seinen Posten bereits seit zehn Jahren bekleidet und Officier der Ehrenlegion ist, wird seit einigen Tagen vermißt. Da er schon seit längerer Zeit leidend war, vermuthet man, daß er sich in einem Fierberanfall ein Leid gethan habe. Großbritannien. Die versöhnliche Annäher ung zwischen Gladstone und den Häuptern der irischen Landliga wird als eine Thatsache angesehen. Man erwartet sogar für die nächsten Tage die Freilassung Parnells und aller übrigen „Verdächtigen" aus den irischen Gefängnissen. Die Londoner Blätter feiern oder verurtheilen, je nach ihrem Parteistandpunkte, diese überraschende Wendung. Italien. Die Deputirtenkammer hat mit 219 gegen 10 Stimmen die Militärvorlage angenommen; das Erfordernis; beträgt im Ganzen 127 880000 Lire, worunter 23 Millionen für Gewehre, 6 Mill, für Artillerie-Material, 23 Mill, für Festungs-Artillerie, 9 Mill, für Küsten-Artillerie, 10 Mill, für einen Ver- theidigungsdamm im Hafen von Spezzia, 15 Mill, für Küstenvertheidigung, 9 Mill, für weitere Befestigung Roms, 19 Mill, für Grenzsperrforts und 5 Mill, für Mobilisirungszwecke. Spanien. Die Aufregung, welche sich während der Berathung des französisch-spanischen Handelsver trages gelegt zu haben schien, ist keineswegs als ganz verschwunden zu betrachten. Lärmende Haufen durch ziehen neuerdings wieder die Straßen Barcelonas und sammeln sich auf den Hauptplätzen. Viele der Tumul tanten tragen rothe Mützen. Militärische Vorkehrungen sind bereits getroffen worden. Rußland. Nachrichten aus Petersburg zufolge wird jetzt ernstlich beabsichtigt, die Krönung des Zaren statt im Kreml im Kloster Lawra im Kostroma'er Gouvernement zu vollziehen. Das Kloster hat für das Haus der Romanows eine historische Bedeutung und man ist dort jedenfalls sicherer, als in dem verkehrs reichen Moskau. , Die deutsche Kolonie Sagadowka am Dniepr wurde von russischen Bauern überfallen und in ähnlicher Weise wie die jüdischen Ortschaften verwüstet. Bulgarien. Fürst Alexander ist von Wien aus nicht direct nach Darmstadt, sondern erst nach Peters burg gereist. Der große Umweg läßt auf dringende Veranlassung schließen; der Thron in Bulgarien scheint nicht besonders dauerhaft gearbeitet; die Radikalen streben offen die Absetzung des Fürsten an. Serbien. Aus Belgrad ist den Kabinetten der Großmächte eine von fünf Einwohnern angeblich im Namen der 150000 in Serben lebenden Türken unter zeichnete Beschwerde zugegangen, in welcher sie dieselben bitten, daß die serbische Regierung veranlaßt werden möge, die 150000 Türken, welche von den Serben aus ihrem Besitz verjagt worden seien, nach Maßgabe' der Berliner Kongreßbeschlüffe in ihren Besitz wieder einzusetzen. Amerika. Ans Neu-Mexiko werden bedeutende Indianer-Aufstände gemeldet. Mehrere kleinere Ortschaften und vereinzelte Blockhäuser sind bereit» von den Aufständischen eingeäschert und ihre Bewohner zum größten Theil niedergemetzttt worden. Auch Zu sammenstöße zwischen den Indianern und de» Truppen sind bereits vorgekommen, und soll es den Soldaten gelungen sein, die Hauptbande der Indianer, welche etwa 300 Mann stark ist, zu umzingeln. Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 3. Mai 1882. — Am vorigen Montage ist bereits mit der An fuhr von Steinen für den Untergrund des Colonnaden- und Pavillonbaues im Stadtpark begonnen worden. In nächsten Tagen wird mit der Zeichnung der An- theil-Schuldscheine der aufzunehmenden Bau-Anleihe in Höhe von 5000 Mark vorgegangen werden. Es dürfte noch wenig bekannt sein, daß dergleichen Anleihen, wenn sie nicht dirccten Wohlthätigkeitszwecken gelten, nach dem neuen Steuergesetz mit 5 pro Mille vor der Zeichnung zu versteuern sind. — Am 17. Mai findet eine bei uns sichtbare totale Sonnenfinsterniß statt. Der Anfang der Finster niß auf der Erde überhaupt erfolgt früh 5 Uhr 47 Minuten, die Totalität beginnt morgens 6 Uhr 49 Min., das Ende derselben vormittags 10 Uhr 14 Min. und das Ende der Finsterniß überhaupt vormittags 11 Uhr 15 Min. Bei uns erfolgt der Anfang der Finsterniß morgens 6 Uhr 59 Min., das Ende derselben vor mittags 8 Uhr 34 Mn. Dresdner Zeit. Zur Zeit der größten Verfinsterung sind bei uns ^/ig des Sonnendurchmessers vom Monde bedeckt. Das Gebiet der Sichtbarkeit erstreckt sich über Europa, Asten und den größten Theil von Afrika. — Wir machen hierdurch besonders darauf auf merksam, daß Reklamationen gegen die erfolgte Ein schätzung zur Einkommensteuer bei Verlust des Re- clamationsrechtes binnen 3 Wochen, vom Tage des Empfanges der Steuerzufertigung an gerechnet, schrift lich bei der kgl. Bezirkssteuereinnahme unter Beifügung des Originales der Steuerzufertigung zu bewirken sind. Hierbei ist weiter zu bemerken, daß die Reclamation nur gegen das Gesammtergebniß der Einschätzung ge richtet werden kann und dieselbe vom Reclamanten unter genauer Angabe der Höhe aller seiner Einkünfte und der gesetzlich zulässigen Abzüge thatsächlich zu be gründen ist. Uebrigens findet eine Reclamation auch dann nicht Beachtung, wenn Reclamant einer ihm zugegangenen Aufforderung zur Declaration seines Ein kommens nicht fristgemäß nachgekommen ist, oder wenn er eine von dem Bezirkssteuerinspcctor oder der Ein schätzungscommission erforderte schriftliche oder münd liche Auskunft über seine Vermögens- und Erwerbs verhältnisse verweigert hat, oder der Einschätzungs commission auf eine zu' letzterem Zwecke an ihm er gangene Aufforderung nicht erschienen ist. Ungeachtet der eingewendeten Reclamation ist aber der ausge worfene Steuerbeitrag zu den geordneten Terminen, vorbehältlich der späteren Ausgleichung, abzuführen. — Die Reichstagsneuwahlin unserem Wahl kreise findet laut ministerieller Verordnung am Mon tag, den 22. Mai, statt und ist AmtShäuptmann von Bosse in Meißen zum Wahlcomnüffar ernannt worden. — Am hiesigen Schiffsbauplatze liegen gegenwärtig nicht weniger denn vier leck gewordene Fahrzeuge. — In dem Elbbusch auf Promnitzer Seite läßt jetzt eine Nachtigall zu früher Morgen- und später Abendstunde ihren melodische« Gesang ertönen. Indem wir di« Besucher des Gtadtparke» auf diesen herrlichen Genuß aufmerksam machen, richten wir zugleich die dringend« Bitte an das Publikum, den seltenen Bogel ja mcht zu störe», damit* rx un« in» nächste» Jahre