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zclne Distrikte sich erstreckt und mcht noch die Dimen sionen einer Landescalamität annimmt, waS im allge meinen wirthschaftlichen Interesse und ganz besonders im Interesse der ärmeren Bevölkerung, der für den Winter die Pflaume ein Surrogat für die Butter bietet, sehr zu beklagen wäre. — Stach dem jetzt ausgegebenen Bericht der Handels und Gewerbe-Kammer zu Dresden auf die Jahre 1877 bis 1880 ist die Gasproduction in den Städten des Bezirkes 1877/78 folgende gewesen: Gasproduction Kohlenverbrauch PrciSpro Kubikmeter irilo 1 Cvlm.Gas Dresden 10682530 41812875 22 Pfg. Freiberg 383622 1450600 26,4 - Meißen 323802 1295048 25 - Wurzen 264995 1114800 21 - Pirna 211721 820300 28 - Großenhain 171221 694250 35 - Riesa 162950 646480 25 - Plauen b. Dresden 155675 640000 25 - Oschatz 153130 639750 25 - Döhlen 124237 463450 26 - Grimma 102749 569772 27 - Radeberg 83652 335800 28 - — Der landwirthschaftliche Kreisverein zuDresden, dessen Wirkungskreis sich über die Kreis hauptmannschaft Dresden erstreckt und dessen Verband zur Zeit 100 Vereine mit 5400 Mitgliedern angehört, hält seine diesjährige Hauptversammlung am 15. d. Mts. in Neustadt bei Stolpen ab. Die Tagesordnung umfaßt die Erstattung des Geschäftsberichtes und einen Vortrag des Herrn Landesthierarzt Professor vr. Siedamgrotzky über das Reichsviehseuchengesetz. Mit Rücksicht auf diesen Vortrag darf auf einen zahlreichen Besuch dieser Versammlung geschlossen werden, zumal die Reise nach Neustadt über Schandau-Sebnitz eine äußerst lohnende ist. Den mit den Frühzügen in Neustadt Eintreffenden soll eine interessante Unterhal tung insofern geboten werden, als die Besitzer dortiger renömmirter Messerwaaren-, Blumen- und Knopffabriken den Besuch ihrer Etablissements gestattet haben. — Im Reichsgesundheitsamt haben zahlreiche Untersuchungen stattgefunden, welche Temperaturen das Petroleum in den Bassins brennender Lam pen unter normalen und nicht normalen Verhältnissen erreicht. Bei diesen Versuchen wurden alle Vorsichts maßregeln getroffen, um Versuchsfehler möglichst zu vermeiden. Die Lampen wurden stets in genügender Entfernung von einander aufgestellt und, um die gegen seitige Wärmestrahlung vollends zu paralysiren, zwischen denselben Asbestpappe eingeschaltet; kleine, sehr genau regulirte Maximalthermometer wurden in geeigneter Weise auf dem Petroleum der Lampenbassins schwim mend erhalten; dieselben gestatteten eine bequeme Be stimmung der gegen Ende des jeweiligen Versuchs erreichten Temperatur des Petroleums und die Zim mertemperatur wurde von einem Maximalthermometer, welches in gleicher Höhe mit den Lampen aufgehängt war, angegeben. Ferner wurden Untersuchungen hin sichtlich der verschiedenen Arten der Brenner und der Dochte gemacht und es ergab sich, daß Flachbren ner sich durchschnittlich viel stärker erhitzen, als Rund brenner, und daß die Möglichkeit der Entzündung der Petroleumdünste innig mit der Construction des Bren ners im Zusammenhänge steht, so daß z. B., wenn die in dem Brennerboden befindlichen Luftöffnungen zu groß oder mit nicht paffenden Schutzvorrichtungen ver sehen sind, leicht ein Zurückzünden der Flamme statt findet. Eine andere häufig wirkende Ursache der Rück zündung der Flamme besteht darin, daß der Docht nicht breit genug ist und somit, indem er die Docht hülse nicht hinreichend ausfüllt, freie Verbindungscanäle zwischen dem Bassin und der Flamme bestehen läßt. Diese Verbindungscanäle sind sehr gefahrbringend, weil sie un mittelbar gegen die Flamme ausmünden und somit die Rück zündung nach dem Bassin auf direktestem Wege zu Stande kommen lassen. Auch die Behandlungsweise der Lam pen hat einen namhaften Einfluß auf das Zustande kommen von Explosionsgefahren: Wenn z. B. bei nach lässiger Reinigung der Brenner sich die zur Unterhaltung einer gewissen Abkühlung an denselben angebrachten Luftvffnungen mit Dochtschnuppen verstopfen, oder wenn jene Oeffnungen auf andere Weise verkleinert werden, so entstehen dadurch, in Folge der stattsindenden Er hitzung deS Brenners, bezw. des Dochtes, selbst bei den besten Oelen, gefahrbriuaendeDampfgemische. Auch einunrichtiges Aufsetzen desCylinders — sich kundgebend durch Blaken der Flamme — verursacht gleichfalls eine starke Er hitzung deS Brenners und gesteigerte Dampfbildung. Hiermit ergiebt sich aus's Neue, wie nothwendig es ist, bei Benutzung von Petroleumlampen die größte Vorsicht obwalten zu lassen, und wie regierungsseitig durch den Erlaß geeigneter Verordnungen Alles ge schieht, um Gefahren vorzubeugcn, so hat daS Publikum nicht minder die Pflicht, bei der Benutzung von Petroleum die größte Vorsicht obwalten zu lassen. Postalisches. Nach den Bestimmungen der Postdienstanweisung müssen diejenigen Sendungen an Soldaten, welche portofrei oder gegen ermäßigtes Porto befördert werden sollen, mit dem Vermerke: „Soldaten brief. Eigene Angelegenheit deS Empfängers" versehen sein. Gleichwohl kommen bei den Postanstalten in Garnisonorten immer noch Soldatensendungen in großer Zahl an, welche auf Portofreiheit bez. Portoermäßigung Anspruch haben würden, aber die vorgeschriebene Be zeichnung entweder gar nicht oder nür in unrichtiger bez. unvollständiger Fassung tragen. Diese Sendungen müssen in Folge dessen mit dem tarifmäßigen Porto belegt werden, wodurch sowohl für die Bestimmungs- Posianstalten, als auch für die Empfänger mannigfache Weitläufigkeiten entstehen. Das Reichs-Postamt hat hieraus neuerdings Veranlassung genommen, die Post anstalten anzuweisen, in den zutreffenden Fällen bei Annahme von an Soldaten gerichteten Sendungen für die vollständige Bezeichnung derselben mit dem Ver merk: „Soldatenbrief. Eigene Angelegenheit des Em pfängers" in geeigneter Weise Sorge zu tragen. Strehla, 5. Juni. Vorgestern ist auf dem die Dörfer Zaußwitz und Schmorkau verbindenden Com- municationswege die in den fünfziger Jahren stehende Wittwe und Hausbesitzerin Marschner aus Strehla von einem unbekannten männlichen Individuum angefallen und ihrer Baarschaft von 3 M. 65Pfg. beraubt wor den. Es wird seitens der Gendarmerie aus den Thäter gefahndet. —In Lößnig ertrank am vorigen Freitag beim Schafschwemmen der Arbeiter Leichsenring. Der selbe ist 26 Jahr alt, hinterläßt eine Frau und zwei Kinder. Am 3. Juni Nachmittags wurde an dem sogen, dritten Mühlteiche ein unbekannter männlicher Leichnam, welcher schon mehrere Tage im Wasser gelegen haben mochte, aus der Elbe gezogen und polizeilich aufge hoben. Nach den bei dem anscheinend Verunglückten vorgefundenen Papieren dürfte derselbe ein Handlungs reisender, Namens Ernst Albert Friedrich, gen. Voigt, gebürtig aus Lampertsdorf, sein. Oschatz. Mit den Vorarbeiten zum Bau der Döbeln-Mügeln-Oschatzer Sccundärbahn wird in diesen Tagen auch in unseren Fluren begonnen werden. — Die Diebe, welche den Einbruch in das Schaufenster des Juweliers Herrn Ullrich hier verübt, haben, wie sich jetzt herausgestellt, die gestohlenen Maaren zum größten Theil bereits an den Mann zu bringen gewußt, da sich solche nur noch für ca. 700 Mk. im Werthe bei ihnen vorfanden. — Zu dem am 25. d. M. hier stattfindenden Turnfest des Niederelbgaues sind die Ausschüsse in voller Thätigkeit. Nahezu an 1000 fremde Turner dürften hier eintreffen. Döbeln, 6. Juni. Leider ist schon wieder, und zwar diesmal in unserm Orte selbst eines jener schänd lichen Attentate an einem Kinde zu verüben versucht worden. Ein Mann aus Gärtitz, verheirathet und selbst Vater von fünf Kindern, hatte sich gestern am Spätabend am Hirtenberge eines 10jährigen Mädchens beinächtigt, mußte dasselbe aber auf dessen Geschrei wieder loslassen und die Flucht ergreifen, dortige Anwohner jedoch wur den seiner habhaft und lieferten ihn auf hiesiger Po lizeiwache zur weiteren Bestrafung ab. Werdau. Die Auswanderungslust scheint hier größere Dimensionen anzunehmen. Am 4. Juni haben 23 Personen Werdau verlassen, um sich jenseit des Oceans, in Amerika, ein neues Heim zu gründen. Remse, 5. Juni. Heute Vormittag 11 Uhr er eignete sich hier eine Explosion des Dampfkochers in der Holzstofffabrik, wobei das Dach durchschlagen wurde. Stücke flogen über den Bahnkörper und benachbarte Häuser, ohne indeß glücklicher Weise sonstigen Schaden anzurichten. Zwickau, 5. Juni. Zu dem hier in der äußern Schneeberger Straße wohnenden Pfandleiher Größer kam heute Nachmittag der bisher in hiesiger Stadt be schäftigt gewesene Schuhmachergehilfe Weidauer, welcher vor einiger Zeit bei Gräßern eine Uhr verpfändet hatte, um sich angeblich nach dem Betrage der bis jetzt auf gelaufenen Zinsen zu erkundigen. Während des Ge spräches brachte Weidauer plötzlich einen über ein Kilo schweren, von ihm verborgen gehaltenen Stein hervor und versetzte mit demselben dem auf dem Sohpa sitzen den Greis mehrfache Schläge auf den Kopf, fuhr auch Letzterm mit der einen Hand in den Mund, sah sich jedoch, da Größer ihm einen heftigen Biß in einen Finger beibrachte, gezwungen, sein Opfer zunächst los- zulaffen. Als Größer hierauf um Hilfe rief, ergriff Weidauer die Flucht, wöhrend es Ersterem gelang, sich bis vor die Borsaalthüre zu schleppen, woselbst er be wußtlos zusammenbrach. Weidauer, ein wegen Dieb stahles schon wiederholt mit Gefängnis; und Zuchthaus bestrafter Mensch, wurde kurze Zeit nach verübter That in einem hiesigen GasthofSgrundstücke, woselbst er sich verborgen hatte, von der Polizei ergriffen. Die dem Pfandleiher Größer, einem schon 72jöhrigen Manne, von Weidauern beigcbrachten Kopfverletzungen sind nach ärztlichem Ausspruche sehr schwerer Statur. Annaberg, 5. Juni. Das hiesige „Wochenblatt" schreibt: „(Eine Bitte an die sächsische Presse). Pfingsten das „liebliche Fest hat einem Theile unseres lieben Erzgebirges ein entsetzliches Geschick bereitet. Wolken brüche und Hagelschlag haben am dritten Feiertage die Mühe von Monaten, die Ersparnisse jahrelangen Fleißes mit einem Schlage verschlungen und eine Anzahl von Menschenleben jäh vernichtet. Trauernd stehen die be- klagenswcrthen Calamitosen an den Trümmerhaufen, in welche die Elemente ihr Hab und Gut verwandelt und thränenden Auges schauen sie auf die frischen Grabhügel, unter denen die Opfer der Katastrophe vom dritten Psin^stfeiertag die letzte Ruhestätte gefun den. Die Noth rst groß und die an der Spitze der kgl. Verwaltungsbehörde stehenden Männer, Kreishaupt mann Or. Hübel und Amtshauptmann Or. v. Berne- witz haben bereits in hoch anzuerkennender Weise die drückendste Noth zu lindern, den vom Unglück so schwer betroffenen Familien den ersten Trost zu spenden ver sucht. Schon hat auch, wie aus Dresden gemeldet wird, Sachsens Königspaar und Prinz Georg nebst Gemahlin namhafte Geldspenden für die erzgebirgischen Calamitosen gewährt, aber was wollen dieselben besagen gegenüber der Größe und Schwere des Unglücks? Als vor zwei Jahren die sächsische Lausitz von einem ähn lichen elementaren Ereigniß betroffen wurde, rührten sich im ganzen Sachsenlande mildthätige Hände und reiche Spenden, auch aus dem Erzgebirge flössen dort hin. Heute braucht das Erzgebirge für einen Theil seiner Bewohner Hilfe und Unterstützung. Wird sie gewährt werden? So gut wie man in der sächsischen Residenz und andern Orten des Sachsenlandes jetzt für die vertriebenen russischen Juden sammelt, so gut wird man im Vogtland wie in der Lausitz, im sächsi schen Niederland wie im Meißner Hochland gewiß auch ein Scherflein für die so schwer heimgesuchten armen Erzgebirgischen übrig haben. Daß für dieselben gesammelt und dazu aufgefordert werden möge, deshalb allein wurden vorstehende Zeilen geschrieben, uin deren gütigen Nachdruck wir hierdurch namentlich alle sächsischen Blät ter inständig bitten, da wir der frohen Zuversicht sind, daß, wenn uns diese nur im Interesse unserer so hart geprüften Landsleute ausgesprochene Bitte erfüllt wird, sich genug milde Herzen und Hände finden werden, um die große Noth zu lindern, den bedeutenden Schaden wenigstens theilweise zu ersetzen, den das schreckliche Unwetter vom 29. Mai in den Fluren und Gauen unseres lieben Erzgebirges angerichtet hat. Gebe Gott, daß wir keine Fehlbitte gethan." Stadtverordneten - Sitzung am 6. Juni 1882. (Anwesend die Herren: Rendant Thost, Bors, Hein rich, Müder, Nicolai, Hammitzsch, Kühne, Thalheim, Schneider, Nagel und Müller und als Rathsdeputirte die Herren General v. Standfest und Nuckdeschel. Ent schuldigt fehlten die Herren: Lademann, Möbius, M. Förster, H. Förster, Heyn, Schulze, Kretzschmar und Kühne.) Der 1. Punkt der Tagesordnung betraf bie Vollziehung des zwischen der Stadtgemeinde Riesa und den Herren Rittergutspachter Naumann und Gebr. Helm über die Ziegelei Göhlis abgeschlossenen Vertrags. Nach Vortrag des auf Grund der protokollarischen Niederschriften vom 28. October 1877 verfaßten Ver trags wurde derselbe einstimmig genehmigt und der Herr Vorsitzende zur Mitvollziehung desselben autorisirt. Hierüber ist zu bemerken, daß der Vertrag vom I.Jan. 1878 bis 31. December 1897 läuft und daß von den Pächtern ein jährlicher Pachtzins von 5000 Mark für die Ziegelei und 150 Mark 72 Pfg. für die FÄld- und Wiesengrundstücke >— 72 Mark pro Acker) an die Stadtgemeinde gezahlt wird. 2. In Folge eines in der Sitzung des Collegiums vom 23. Mai gestellten Antrags hat der Stadtrath 2 Policen über Versicherung des städtischen Inventars gegen Feuersgefahr zur Kenntnißnahme vorgelegt. Die 1. Police betrifft die Versicherung des Schulinventars im neuen und alten Schulgebäude, des Armen- und Kranken hausinventars und des Eichinventars bei der „Aachener und Münchener Feuerversicherungs-Gesellschaft" für die Summe von 8320 Thaler. Da das Mobiliar im Rathhause hier in nur insoweit inbegriffen ist, als es aus dem früheren Local im neuen Schulhaufe in das Rathhaus über nommen worden ist, so beschließt das Collegium, dem Stadtrath zur Erwägung anheimzugeben, ob es nicht als geboten erscheint, über die nachbeschafften, zum