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Beilage zum „Mbevlatt und Anzeiger". «4. Tage«geschichte. Deutsche- Reich. Kaiser Wilhelm hat der Gemeinde von Rezonville bei Metz zur Verschönerung der Kirche eine Beihilfe von 5000 Mark bewilligt. Auch die Glocken dieser Kirche sind ein Geschenk des Kaisers. (Rezonville war es nämlich, in dem nach der Schlacht bei Gravelotte der nach den Strapazen des Tages übermüdete Monarch sein Nachtquartier nahm.) Fürst Bismarck ist jetzt wiederhergestellt und hat seine Abreise von Friedrichsruh vorläufig auf den 6. Juni festgesetzt. Ob er im Reichstage erscheinen wird, ist jedoch noch sehr fraglich. Der Reichskanzler ist als einer der Pathen zu der auf den 11. Juni anberaumten Taufe des jüngst geborenen Hohenzollernprinzen eingeladcn worden. Diese Auszeichnung ist um so bedeutsamer, als cs wohl zum ersten Mal geschieht, daß bei den Taufhandlungen inner halb der preust. Königsfamilie ein Mitglied eines nicht regierenden Fürstenhauses in der Eigenschaft als Pathe fungirt. Der Handelsvertrag zwischen Deutschland und Italien wird zufolge Uebereinkommens zwischen beiden Regierungen bis zum 30. Juni 1883 in Kraft bleiben. — Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht das Gesetz, be treffend die Fürsorge für die Wittwen und Waisen der unmittelbaren Staatsbeamten. Der Petitionscommission des Reichstages sind neuer dings wieder mehrere Petitionen um Herabsetzung der Gerichtskosten überwiesen worden. Der allgemeine deutsche Handwerkertag, welcher am Dienstag in Magdeburg eröffnet wurde, ist im Gegen sätze zu den, bisherigen Versammlungen, welche eine Reform der Gewerbeordnung anstrebten, sehr stark be sucht worden. Bereits bei der Eröffnungsfeierlichkeit waren 250 Meister aus jalleu Gegenden Deutschlands anwesend. Oesterreich. Ein Hülferuf aus Kroa tien ist vor einiger Zeit von dem Presbyterium der fast ganz aus Deutschen bestehenden evangelischen Ge meinde zu Agram ausgegangen, deren Kirche für Kroatien den Mittel- und Centralisationspunkt bilden soll, für eine Diaspora von über 6000 Seelen. Haupt sächlich in Folge der Bemühungen des Pastors Dianiska hat diese Gemeinde in den letzten Jahren von den Gustav-Adolf-Vereinen und sonstigen Kreisen evan gelischer Glaubensgenossen sehr reiche Hülfe erfahren, namentlich durch die Gewährung der großen Liebesgabe von etwa 9700 Gulden in Karlsruhe, so daß es in einem verhältnißmäßig sehr kurzen Zeiträume möglich gewesen ist, durch die Vollendung des Schul- und Pfarrhauses der Gemeinde einen schweren großen Sorgenstein abzunehmen. Der Magistrat zu Agram hat nun der Gemeinde für den Bau der Kirche einen Platz im Werthe von etwa 7000 Gulden geschenkt, aber nur unter der Bedingung, daß der Kirchball nach vorheriger Nachweisung des nöthigen Baufonds binnen drei Jahren begonnen sein müsse. Der Termin cber, an welchem die Stadt das Recht hat, den Bauplatz wieder zmückznuehmen, wenn die stipulirten Beding ungen nicht erfüllt worden sind, ist der 19. Februar 1883. Deshalb wünscht die Gemeinde dringend, so bald als möglich mit dem Bau zu beginnen, um bis zum Herbst mit Gottes Hilfe unter Dach zu kommen und im Laufe des nächsten Sommers successive den Ausbau zu bewerkstelligen. Die Kosten werden sich wegen der sehr liefen Lage des festen Baugrundes auch bei dem einfachsten Bau auf etwa 25000 Gulden be laufen. Um diese zu decken, müssen noch 11000 M. von den Glaubensgenosten zusammengebracht werden. Die Hauptsammelstellen sind bei dem Oberpfarrer v. Cölln in Brück, bei den Redactionen der „N. Ev. Kirchen-Zeitung", des „Daheim" und bei der Central- Casie des Gustav-Adolf-Vereins in Leipzig. Italien. Von jeher schon ist Italien das Land der politischen Putsche und Kundgebungen gewesen und ist es auch heute noch. So hat am Pfingstsonntage in Neapel wieder ein Putsch zu Gunsten der Bourbonen stattgefunden, wobei fünf Personen von der Polizei verhaftet wurden. Was die Kundgebung eigentlich be zweckte, werden die Häupter der immer kleiner werden den Bourbonenpartei wohl selber kaum wissen. Frankreich. Der Vorschlag Freycinets, eine Conferenz der Großmächte zur Lösung der ägyptischen Fmge beziehungsweise zur Absetzung deS Vicekönigs einzuberufen, soll von feiten der Betherligten einstimmig angenommen worden sein. ES wäre dieses wieder als ein Sieg Freycinets über Gambetta zu betrachten, welcher die ägyptische Frage zum Hebel machen wollte, Sonnabend, den 3. Juni 1882. mit welchem das gegenwärtige Cabinet gestürzt werden sollte. In den letzten Tagen, oder vielmehr Nächten, sind in Paris wieder erhebliche Studentenunruhen ausgebrochen. Den Anlaß dazu bot auch dieses Mal die von den Studirenden unterhaltene Agitation gegen die Zuhälter von Dirnen. Ein Haufe von 2000 Studenten zog geschloffen nach der Polizeipräfektur, wurde aber von der Polizei mit blanken Waffen auS- einandergetrieben. Die Zahl der in diesem Handge menge Verwundeten und Verhafteten ist. eine große. Das brutale Verfahren der Polizei hatiü-gayz Paris eine nicht geringe Erbitterung hervorgerufen. Großbritannien. Gladstone' soll sich mit einem neuen Plane zur Regelung der irischen Schwierig keiten tragen, der.darauf hinauslaufe, den vier Pro vinzen Irlands 'eirle^ locale Selbstverwaltung in der Gestalt von Provinzialräthen zu gewähren. Die Kon servativen aber sollen diesen Reformvorschlägen nickt ge neigt sein, da sie fürchten, daß derartige Maßregeln die Abtrennung Jckands vom Mutterlande nur be schleunigen würde. Die Hoffnung, der Dubliner Mörder habhaft zu werden, wird mit jedem Tage geringer. Bisher haben sich alle Angaben, die zur Entdeckung führen sollten, als unrichtig erwiesen. Die Furcht vor der Rache an dem Verräther ist eben noch größer als die Lockung auf den reichlichen Gewinn. Nichtsdestoweniger aber setzt die Polizei nach wie vor ihre Bemühungen auf das Eifrigste fort. Schwede». Die Radikalen im norwegischen Storthing (Reichstag) gehen mit der Zeit immer rück sichtsloser gegen das Königthum vor. Gegenwärtig hat der Berfaffungsausschuß dieses Körpers einen Antrag zu prüfen, wonach künftig beim Landeshaushaltsetat ausdrücklich erklärt werden soll, daß er der königlichen Bestätigung nicht bedürfe. Rußland. Als ein Zeichen des Mißtrauens der russischen Regierung gegen die Polen darf die neuerdings getroffene Maßregel angesehen werden, nach welcher die Polizeimannschaften der Stadt Warschau zunächst für die Sommerzeit um 500 von in Warschau garnisonirenden Regimentern Abkommandirten vermehrt werden sollen. Eine thatsächliche Veranlassung zu dieser außerordentlichen Maßregel ist nicht bekannt. Aegypten. Die ägyptische Sachlage ändert sich immer so schnell, daß selbst die bestbediente Tageszeitung Mühe hat, immer das Neueste zu bringen. In Ueber- einstimmung mit den übrigen Mächten will die Pforte nun einen Kommissar, wahrscheinlich Server Pascha, nach Kairo senden, der dort Ordnung schaffen soll. Arabi Bei, das Haupt der widerspänstigen Minister, soll nach Konstantinopel kommen, um dort Rechenschaft abzulegen. Er erklärt, er würde dieser Aufforderung nicht folgen. England hat noch fünf Kriegsschiffe nach Alexandrien entsandt. Der Nachricht, daß französische Kanonenboote in den Suezkanal eingelaufen seien, ist bisher noch nicht widersprochen worden. Dagegen wurde am Donnerstag früh aus London telegraphirt, daß in Davonport Schiffe ausgerüstet werden, welche als Wacht- sckiffe im Suezkanal dienen sollen. Die Engländer wollen also die Franzosen wenigstens nicht allein in dieser wichtigen Wasserstraße wissen. Oeffentliche Schöffengerichtssitzung zu Riesa, am 24. Mai 1882. Schöffen: Herr Ortsrichter Döhler in Heyda, Herr Gutsbesitzer August Bennewitz serr. in Glaubitz. 1. Gegen die wegen Eigenthumsvergehen bereits mehrfach bestrafte Handarbeiterin Johanne Christiane verehel. Richter geb. Wesner in Bobersen war An klage wegen Diebstahls erhoben ivorden, weil sie am letztvergangenen hiesigen Jahrmärkte von einer Bude einen Strohhut weg- und widerrechtlich sich angeeignet hatte; durch die Beweisaufnahme wurde der Grund der Anklage, des Leugnens der Angeklagten ungeachtet, vollständig bewiesen und die Richter wegen Diebstahls zu 2 Wochen Gefängniß und zur Kostenzahlung ver- urtheilt. 2. Der aus Lengefeld gebürtige Handarbeiter Hein rich Moritz Schubert in Riesa war angeklagt, am 16. April dieses Jahres den Arbeiter Karl Ernst Schmidt iu Riesa zu Boden geworfen und durch Tritte auf den Leib und durch Messerstiche körperlich mißhandelt zu haben; durch die Zeugenaussage wurde jedoch die Anklage nicht bewiesen, vielmehr dargethan, daß Schmidt der Angreifer gewesen und Schubert sich nur abwehrend verhalten habe; es erfolgte deshalb Freisprechung Schuberts unter Uebcrweisunz der Koken auf die Staatskasse. 35. Aatzrg. 3. Der Hammerarbeiter Karl Theodor Ay in Weida hat am 7. d. M. zwei dem Hausbesitzer Röder daselbst gehörige Stühle vorsätzlich und rechtswidrig zerschlagen und wurde wegen dieser Sachbeschädigung mit 10 Mark Geldstrafe event. 2 Tagen Gefängniß belegt; außerdem hat er noch die Untersuchungskosten zu bezahlen. 4. Der mit der Triebel'schen Schauspielertruppe hier aufhältlich gewesene Theatermeister Hugo Friedrich Ernst Agte aus Hörischdorf ist in die Stube des Schuhmachers Eichmann hier eingedrungen, hat denselben mit seinein Spazierstocke geschlagen, auf Aufforderung Eichmanns das Zimmer nicht verlassen und sich da durch der Vergehen der Körperverletzung und des Hausfriedensbruchs schuldig gemacht. Er wurde deshalb um 20 Mark Geld, an deren Stelle im Falle der Uneinbringlichkeit viertägige Gefängnißstrafe zu treten hat, bestraft, ihm auch die Verpflichtung zur Kosten zahlung auferlegt. 5. Wegen Hausfriedensbruchs, dadurch begangen, daß er der Aufforderung des Friedensrichters Or. Kreyß, sein Zimmer zu verlassen, nicht nachgekommen war, wurde dem Bremser Carl Heinrich Friedrich Franz in Riesa eine Geldstrafe von 15 Mark und die Ver pflichtung zu Bezahlung der Untersuchungskosten zuer kannt Kirchennachrichten für Riesajund Weida. Am Trinitatisfest beginnt in Riesa der Gottes dienst früh I» Uhr, in Weida früh 7 Uhr (zugleich Feier des heil. Abendmahls). Getaufte: Emil Camillo, Louis Georjs, Theodor Jrgangs, Werkführers i» R., S. — Margarethe, C. Herm. Bruno Kremtzs, Zahlmstrs. in R., T. —Anna Marie, Rob. Osk. Seyfcrts, Handarb. in R., T. — Auguste Ernestine, K. Gfried. Pobigs, Anspänners in Göhlis, T. — Ida Martha, Fr. Karl Elesers, Hand arb. in R., T. — Anna Martha, Osw. Mor.Tannebergers, Sergeants in R., T. — Emilie Alma, der Amalie Emilie Reibig, Dienstmädchens in R., unehel. T. — Marie Ida, der Ernsteine Marie Reibig, Dienstmädchens in R., unehel. T. — Paul Richard, der Aug. Emilie Händler, Dienstmädchens in R., unehel. T. Beerdigte: Ida Selma, Fr. Ernst Wilhelms, Bahnarb. und Hausbes. in Poppitz, ehel. T., 3 I. 6 M. 17 T. — Johanne Sophie Kunze, Handar beiterin, K. Sam. Kunzes, gewes. Handarb. in R., nachgel. led. T., 40 I. 4 M. 15 T. — Frau Anna Auguste Hermann geb. Bohne, d. Jalousienfabr. Herrmann in R. , Ehefr., 23 I. 9 M. 26 T. — Paul Richard, der Aug. Emilie Händler, Dienstmädchen in R., unehel. S. , 19 T. — Ernst Alfred, Ernst Jul. Ladegasts, Steinsetzers in R., S., 1 I. 8 M. 19 T. — luv. Johann Friedrich Große, Handarb., des Hüfners Wilh. Große in Möglenz, S., 22 I. 4 M. 13 T. — Frau Johanne Rosine Gaumitz geb. Schuster, Joh. Gottfried Gaumitz, gewes. Gutsbes. in Poppitz, nachgel. Wwe., 81 I. 10 M. 24 T. — Ernst Arthur, Fr. Ernst Bürgers, Hausbes. und Maurers in P., S., 6 I. 9 M. 29 T. — Agnes Lina, Fr. Wilh. Voigts, Maurers und Hausbes. in Poppitz, T., 9 I. 2 M. 1 T. Eisenbahn - Fahrplan vom 1. Juni 1882. Abfahrt «ach Dresden 6,56 9,50f 10,34» 1,16 51- 7,20» 9)- 11,23». Leipzig 5,16» 7,47-s- 9,28 12,521- 3,49 7,11» 8,531- 12,16. Chemnitz 4,5vf 8,4» 11,45 3,5» 9,20-r. Berlin via Röderau 4,35 9,lü 10,45 nur bis Röderau, 3,7 7,0 8,25. Berlin via Elsterwerda 6,501- 1,35 9,61- bis Elsterwerda. Rossen 1,15 6,8-t- 9,30 nur bis Lommatzsch. BonRöderaunach Dresden 9,33-s-i i,22» 3,25-s- 7,3i» 11,38. Ankunft von: Dresden 5,15» 7,41-s- 9,23 12,47-s- 3,43 7,6» 8,471- 12,10. Leimig 6,46 9,44-s- 10,29» 1,10 4,541- 7,19» 8,551- 11,18» Chemnitz 6,381- 16,23 2,58 8,17 11,331-. Berlin via Röderau 9,47 11,37 3,34 7,47 11,52. Elsterwerda 6,36-s- 11,30 5,581-. Rosten 6,40-f 12,31 8,201- 10,59 von Lommatzsch. Die mit Stern » bezeichneten Züge sind Courierzüae, die mit -s- bezeichneten Züge führen IV. Wagenclasse. Die IV. Wagcn- elasse kommt an Sonn- und Festtagen in Wegfall. Dampfschifffahrten. Von Strehla srüh 5,3», von Riesa 7,15, 11,3» und Nachm. 3,1» nach Dresden. Abends 6,25 nach Strehla. — Ankunft in Riesa Vorm. 10,5, Mittags 1,35 und Abends 6,25. Omuibusfahrten vom Wettiner Hof nach dem Bahnhof: Vorm. 6,30 7,2» 9,5 1»,15. Nachm. 12,35 3,25 4,40 6,45 8,30 Personen, «ud Botcnposten. Per/onenpvst von Riesa nach Strehla 8 Uhr 15 Min früh, 5 Uhr 15 Min. Nachmittags, 9 Uhr 4h Min. Abends. — von Strehla nach Riesa 5 Uhr SO Min. früh, 2 Uhr 25 Min. Nachmittag«, 7 Uhr Abends.