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einzelne Fabrikanten, welche durch Anfertigung schön appretirter unhaltbarer Stoffe da» diesige Geschäft schädigen. Bor einiger Zeit wurde berichtet, daß dort die Kleiderstoff-Fabrikation einen großen Umschwung genommen habe. Unbelehrt durch die Erfahrungen früherer Jahre, haben nun einzelne Fabrikanten die Nachfrage benutzt, um billige und.schlechte Waare von besonderem Glanze, der beim ersten Regen verschwindet, anzufertigen und zu liefern. Jetzt kommen die Waaren mit Protest zurück und der Ruf der Meeraner Industrie ist schwer geschädigt. Geithain, 12. Mai. Der gut beleumundete Kanonier Fischer der ersten reitenden Batterie, auS Ober- bobritzsch, welcher den Auftrag hatte, mit dem Krümper geschirre Möbel vom Bahnhof zu holen, wurde heute durch das Scheuwerden der Pferde und durch daS dadurch verursachte Herabfallen deS vorder« Wagen- schutzeS vom Wagen geschleudert und von den durch gehenden Pferden etwa 100 Schritte mitgeschleist. Die wie toll dahinrasenden Thiere stürzten sich auf eine vor dem Glaser Müller'schen Hause befindliche steinerne Bank, dabei das Fenstergewände sammt dem Fenster einschlagend und mit der Deichsel im Innern der Stube einen Schrank umwerfend. Auf derselben Bank saß spielend das vierjährige Kind der verw. Konditor Welker, welches durch die wüthenden Thiere so schreckliche Verletzungen erlitt, daß es nach zwei qualvollen Stunden den Geist aufgab. Der Soldat hat namentlich am Kopf schwere Verletzungen, man glaubt aber an dessen sicheres Wiederaufkommen. Sebnitz. Aus den benachbarten Walddörfern, wie Hinterhermsdorf, Saupsdorf und Ottendorf, kommt die Kunde, daß durch die letzten Frostnächte die Heidelbeerblttthe zum großen Theile vernichtet wurde, so daß die armen Bewohner in diesem Jahre bedeutend in ihren Einnahmen geschädigt werden. Freiberg. Von hier aus wird auf einen neuen Industriezweig aufmerksam gemacht, und zwar auf die Hierselbst von einem Herrn Kröner betriebene Fabrikation von Stuhlsitzen aus Papier. Diese Sitze sind viel billiger als Rohrsitze, bedeutend dauerhafter, waS zwar fast unglaublich klingt, aber dennoch vollständig wahr ist, und können außerdem von Jedem selbst auf dem Stuhle befestigt werden, ohne daß man nöthig hat, letzteren außer Haus zu schicken. Wurzen. Im benachbarten Dorfe Deuben hatte dieser Tage ein bei seinen Eltern anwesender junger Man», als er einen Revolver laden wollte, das Un glück, daß unversehens ein Schuß los ging und die geladene Kugel seiner dabeistehenden Nichte, einem zehn Jahre alten Mädchen, in den Oberschenkel eindrang. Leipzig, 11. Mai. Gestern Vormittag verun glückte wiederum einmal eine Frau durch dre leidige Gewohnheit, beim Anmachen von Feuer Petroleum zu verwenden. Die erst 24 Jahre alte und seit etwa einem Jahre verheirathete, in der Wiesenstraße wohn hafte Tischlersehefrau H. goß nämlich eine Quantität Petroleum, die sie zuvor aus der Kanne auf einen Kohlenlöffel geschüttet hatte, in das bereits brennende Feuer, um dasselbe anzufachen, im Moment sprühte jedoch das Petroleum brennend rückwärts auf ihre Kleider und setzte dieselben in Brand. Ehe die Aermste Hilfe bekam und sich der brennenden Sachen entledigen konnte, hatte dieselbe am Leibe, an der Brust und in dem Gesichte grauenvolle Verletzungen davon getragen. Man transportirte die Unglückliche mittelst Srechkorbs ins Krankenhaus und zweifelt man an ihrem Wieder aufkommen. Die Masernepidemie tritt momentan besonders in der Leipziger Umgegend mit großer Jntensivität auf. Es mußte in den letzten Tagen der Schulunterricht in Knautnaundorf, Knauthain, Frankenheim, Gautzsch und Hirschfeld wegen der großen Zahl der erkrankten Kinder geschlossen werden. In Knautnaundorf waren von 40 Schülern nur noch 6 in der Oberclasse und 1 in der Unterklasse gesund; in Frankenheim von 20 Kindern nur noch 2. In Gautzsch waren 40 und in Knauthain 73 Schüler, darunter sämmtliche Kinder des Lehrers, erkrankt. Leipzig. Ende Mai findet die Ziehung der Loose der Drechsler- und Bildschnitzer-Ausstellung statt. Der erste Hauptgewinn besteht in einer höchst eleganten Speisezimmer-Einrichtung in Natur-Eichenholz ge schnitzt, bestehend aus: Tisch, 6 Stühle, Büffet, Re gulator und Spiegel, (aus den renommirtesten Ateliers der ersten Bildschnitzer), Werth 1S00 M., der zweite in einer Rauchzimmer-Einrichtung, geschnitzt, 1 großer Spiegel, 1 Tisch, 4 Stühle, Werth 1000 M., der dritte in einem reich geschnitzten Salontisch mit einge legter Platte, Werth 500 M., der vierte ein schöner Pretiosenschrank mit eingelegter Arbeit ist auf 300 M. geschätzt. Der fünfte und sechste Hauptgewinn hat einen Werth von je 200 Mark, während der siebente Rundreisetouven u. s «. enthält die jetzige Ausgabe als überaus schätzensrverthe Zugabe ein Berzeichniß aller auf. den sächsischen Bahne» laufenden Durch gangswagen, der direkten Eisenbahnverbindungen mit größere» Städten und Badeorten u. s. w. Ebenso praktisch erscheint die dem Merkchen beigegebene Karte insofern, als durch diese da- Aufsuchen der einzelnen Routen ungemein erleichtert wird. Oschatz, 12. Mai. Der Verein sächs. GabelS- berger'scher Stenographen, welcher gegenwärtig mehr als 40 Vereine umfaßt und mehr als 2000 Mit glieder zählt, wird Ende nächsten Monats, 27. Juni, seine Generalversammlung, zu welcher auch Gäste Zutritt haben, in dem Hotel „zum goldenen Löwen" hier abhalten. Vormittags gegen 10 Uhr wird die Versammlung eröffnet werden. Mit der Versammlung wird eine Ausstellung mit stenographischen Werken verbunden sein. Lommatzsch. Sonntag den 13. und Montag den 14. Juni findet hier das Gauturnfest des nieder sächsischen Turngaues statt, zu dem man gegen drei bis vier Hundert Turner hier erwartet. Von Riesa aus wird, wie wir hören, an dem Festsonntage, Vor mittags ein Extrazug nach hier abgelaffen. Meißen, 11. Mai. Heute war für unsere Stadt ein frohbewegter Tag. — Ihre Majestäten der Köniz und die Königin besuchten heute um 1 Uhr Mittags unsere Albrechtsburg, um von den dort versammelten Deputaten der Stände der erbländischen Kreise und der Provinzialstände der Oberlausitz die Ausstattung deS Keinen Tafelsaales entgegenzunehmen, welche von denselben auS Anlaß der silbernen Hochzeit deS Königs- paareS diesem gewidmet und erst jetzt zur Vollendung gelangt war. Herr Kammerherr von Zehmen, als Vor sitzender Stand des Meißner Kreises, begrüßte die Majestäten im Namen der dort versammelten Stände im großen Tafelsaale der Burg und wurden sodann unter Geleit der Stände die Ausstattungsgegenstände von den Allerhöchsten Herrschaften unter Ausdruck der Befriedigung in Augenschein genommen. Dieses aus gezeichnete Mobiliar steht auch im schönsten Einklänge mit den Wauddecörationen und giebt diesem Saale bei aller Vornehmheit doch etwas Trauliches. Sodann vereinigte Se. Majestät der König sämmtliche Depu tate von Ritterschaft und Ständen (wozu auch Meißen gehört), nebst den Spitzen mehrerer Behörden, den Stadtverordnetenvorsteher zu Meißen und Vertretern deS Bezirksausschusses zu eitlem Mahle im großen Tafelsaale, wobei Allerhöchstderselbe gleichsam zur Weihe der Burg einen Trinkspruch auf die Kreisstände des Landes m Ritterschaft und Städten, „in der Burg, wo diese so oft seinen Vorfahren treu zur Seite ge standen," ausbrachte. Darauf wurde das Königspaar durch Lebehochs in ungebundener Rede durch Herrn Kammerherrn v. Zehmen und in gebundener Rede durch Pirna'S Bürgermeister gefeiert. Als Tischwein mundete ächter M«ßner aus Oberspaar, geliefert von Herrn Horn, trefflich, auch die berühmten Meißner Fummeln fehlten nicht, und eine heitere gemüthvolle Stimmung belebte daS Mahl, wie es wohl nach den eigenen Worten des Königs seit 150 Jahren hier nicht ge halten worden war. Nach aufgehobener Tafel wohnten Ihre Majestäten einem Gesangsconcert im Dome bei und verließen sodann nach 3 Uhr unter lebhaftem Zutuf die altehrwürdige Burg. Meißen. In der Nacht zum 11. Mai ist ein vom hiesige» k. Amtsgericht an das städtische Kranken hans zur Verpflegung und Kur abgegebener schwerer Verbrecher nach Durchbrechung der Mauer in eine Seiteuzelle gedrungen und dann mit Hülfe seines Bettüberzugs, an dem er sich vom unvergitterten Fenster herabgelassen, aus seiner vergitterten Zelle entflohen. Dresden, 13. Mai. Derin vergangener Schwur- gerichtsperiode wegen Raubmordes zum Tode verur- theilte Bautechniker Oskar Helbig von hier ist von Sr. Majestät dem König zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt und gestern m die Strafanstalt zu Waldheim ««geliefert worden. Annaber g. Im Stalle des Rittergutes Schön feld ist der Arbeiter Arnold aus Schönfeld dadurch verunglückt, daß er von einem Bullen, den er eben losgehängt, auf die Hörner genommen und so gegen die Wand gedrückt wurde, daß er schwere innerliche Verletzungen erlitten hat. Der Bulle war sonst ein zahmes Thier; dadurch aber, daß mehr Leute als sonst im Stalle anwesend waren, weil verschiedenes Vieh zur Auktion nach Rittergut Wiesa übergeführt werden sollte, ist er wahrscheinlich wild geworden. — Einer der ältesten Bürger Annabergs, der Schneider meister Fürchtegott Erler, feierte am 12. d. sein 60jährigeS Bürgerjubiläum. Meerane. Der „Ostsee-Zeitunz" klagt man über Volks- und Landwirthschafttiches Die Mannagrütze (Ol^osris. NuxhanÄ. Vortrag, gehalten im „Verein für Gartenbau und Land- wirthschaft" zu Forst von dessen Schriftführer, Lehrer Heymann. Von jeher war es das Hauptbeftreben aller rationellen Oekonomcn, Gandfeldcr, welche jede inShigc Roggenernte versagen, ja selbst dem anspruchslosen Inkarnatklee nicht genügen, dennoch sür die Wirthschaft nutzbar zu machen. Lange Zeit wollte es nicht gelingen, eine Nutzpflanze ausfindig zu machen, welch« dem betreffenden Boden eine entsprechende Ernte abzugewinnen ge eignet wäre. Da fing man an die Lupine zu bauest, und flehe da, der Erfolg war em ziemlich günstiger, da diese Pflanze nicht allein ein bisher als gut betrachtetes Mehsutter, namentlich sür Schafe galt, sondern auch durch ihr starkes Kraut, welches um gepflügt wurde, wesentlich zur Verbesserung des Bodens bei- bis elfte einen solch«, von je )00 Mark repräsrntnt. Aüßrrdem wurden zur Lotterie qngekauft: die präch tigsten geschnitzte« Sachen von de« ersten Künstlern Berchtesgaden'-, Partenkirchrn'S, JnSbruck'S, Aechte Eamäe-, Bernstein-undElfenbein-GchmnckS, als: Brochen, Ohrringe, Colliers, Fächer rc,; feine Uhren, Basen, Spiegel, Etageren, Notenpulte und Schränke, Stühle, Sessel, Schreibzeuge, Motographie- Rahmen und Albums, Postamente, Toiletten und Rauchtischchen, Service, Menagen, Blumenständer und Tische; reizende Spiele, alS: CroguetS, Roulette, Schach rr., Trinkhörner, Eigarrenpfnfen und Spitzen auS ächten, Meerschaum und Bernstein rc. rc. Vermischtes. * DaS sogenannte „rücken" ist bekanntlich in Berlin gang und gäbe und auch in Dresden hat kürzlich Jemand bei Nacht „gerückt", d. h. mit seinen Möbeln auf und davon. Freilich in diesem Falle nicht etwa um den Wirth zu betrügen, sondern um einem unge treuen Liebhaber ein Schnippchen zu schlagen. Die dortige jsnnssss ttoräs erzählt sich nämlich augen blicklich Folgendes: Baron L., ein flotter Lebemann, lernte kürzlich in Berlin eine Tänzerin kennen, deren Anmuth und Liebreiz ihn derartig fesselten, daß er hie junge Dame bewog nach Dresden überzusiedeln, wo er ihr im englischen Viertel eine Wohnung höchst ele gant einrichtete. Das Verhältniß zwischen Beiden war anfänglich sehr innig, doch Baron Ä., der eS mit dem Punkte der Treue nicht sehr genau nimmt, sehnte sich bald nach Abwechslung und schaffte sich schon nach einigen Wochen ein zweites „Verhältniß" an. Kaum hatte dies die Tänzerin erfahren, als ihr Racheplan auch schon ausgesonnen und ebenso rasch ausgeführt war. Eines Abends nämlich, als sich der moderne Don Juan ahnungslos von ihr getrennt hatte, ließ sie ihre sämmtliche» Möbel fortschaffen, lohnte ihre Dienstboten ab und machte sich selbst auf den Weg zum Bahnhof. Anderen Tags kam zur gewöhnlichen Stunde ihr aristokratischer Liebhaber und zog an der Klingel. Doch so laut er auch schellte, Niemand öffnete, bis endlich die Hausmannsfrau hinzukam und ihm stumm und mit ernster Miene den Vorsaalschlüssel überreichte. Von bangen Ahnungen beschlichen ver mochte der Baron vor Aufregung kaum zu öffnen, als er aber erst daS Nest leer und das neckische Bögelchen ausgeflogen fand, da hätte, so erzählt man sich, nicht viel gefehlt, und er wäre zu Lot's Salzsäule erstarrt. Das Allerliebste aber an der Geschichte ist, daß die Tänzerin ein Glas Wasser auf ein Fensterbret gestellt und einen Zettel dazu gelegt hatte, auf dem die Worte standen: „Wenn Dir schlecht werden sollte, mein Engel, dann trinke einmal." * Wie der starke Schneefall der beiden letzten Mnter den Berliner Stadtfäckel belastet hat, das ergiebt sich recht deutlich aus dem eben erschienenen Berichte der Magistratsdeputation für das städtische Straßen reinigungswesen für das Jahr 1879. Danach betrugen die Kosten der Schneeabfuhr für das Jahr 1879 zu sammen 680,200 M., während alljährlich im Etat nur 125,000 M. dafür zum Ansatz gelangen; außer dem wurden an Hilfsarbeiter, die eben nur zur Be seitigung der Schneemaffen und zum Aufeisen der Rinnsteine angestellt waren, 228,531 M. bezahlt. (Der Etat setzt nur 175,000 M. aus.) In Snmma mußte die Stadtcaffe im, Jahre 1879 für die Straßen reinigung einen Zuschuß von 2,465,0.65 W. leisten. (1,711,750 M. im Vorjahr.) * Ein versunkenes Dorf, Wie die türkischen Blätter melde«, ist daS Dorf Heleddi in der Nähe der kleinasiatischen Seestadt Sinopa während einds Erd bebens, das daselbst vor einigen Tagen stattfand, gänz lich ins Meer gesunken, so daß von den sechzig Häusern und der Moscher, aus denen dasselbe bestand^ auch nicht die geringste Spur übrig blick. Von den Bewohnern des Dorfes, die sich noch bei Zeiten rette» konnten; soll auch nicht einer dabei verunglückt sein.