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s - c Vermischtes. * Schon wieder ein Theater-Brand! AuS Rostock wird vom Freitag Abend 9 Uhr ge meldet: Heute Abend 8 Uhr brach in dem hiesigen Stadttheater ein« FeuerSbrimst aus, die noch fortdauert Theater. Aus unserer rebenumrankten Nachbarstadt Meißen sind die Jünger und Jüngerinnen Thaliens herbeigeeilt, um uns in der Wintersaison noch für kurze Zeit den lang entbehrten Genuß des Theaters zu bereiten. Als Debüt der Truppe ging am Sonntag nach vorausgeschicktem Prolog, gesprochen von Frl. Jerrwitz, das allerliebste, an überraschenden Momenten und komischen Situationen reiche dreiactige Lustspiel: „Das Stiftungsfest" von G. v. Moser in Scene. Ohne auf Details ein zugehen, wollen wir nur bemerken, daß fämmtliche Rollen recht wacker gespielt wurden und das Ensemble des Spiels nichts zu wünschen übrig ließ. Das Haus war sehr mäßig besucht. Montag den 23. Februar kommt „Ihre Familie", Volksstück mit Gesang in 3 Acten und 4 Bildern von vr. Jul. Stinde und Georg Engels, Musik von Michaelis, zur Aufführung. „Ihre Familie" ist neuestes Repertoir-Stück des Carola- Theaters in Leipzig und ist an allen großen Bühnen Deutschlands mit größtem Erfolg aufgeführt worden; das Stück dürfte demnach auch unser Theaterpublikum zufriedenstellen. Sitzung der Meißner Strafkammer am 17. Februar 1880. Während am 25. November vor. I. die Haupt verhandlung gegen den ehemaligen Versicherungsagenten Karl Eduard Dölitzsch aus Mautitz, welche damit endigte, daß der Angeklagte wegen Urkundenfälschung und Betrug zu 1 Jahr und 6 Monaten Gefängniß verurtheilt wurde, stattfand, beschuldigte der als Zeuge abgehörte Agent und Thierarzt Karl Schupp in Riesa Dölitzschen auch noch der Unterschlagung von gegen 130 Mk. Versicherungsgeldern. Da der Beschuldigte leugnete und es an sonstigen Beweismitteln gebrach, konnte diese Sache nicht zum Gegenstand der damaligen Hauptverhandlung gemacht werden. Die inzwischen angestellten Erhebungen hatten jedoch den Erfolg, daß heute eine zweite Hauptverhandlung gegen den aus der Strafanstalt Zwickau vorgeführten Angeklagten abge halten werden konnte. Dölitzsch war geständig, von den von ihm in der Zeit vom 22. August bis 16. Nov. 1878 für die deutsche Feuervers.-Gesellschaft in Berlin vereinnahmten Prämiengeldern etwa 120 Mk. nicht abgeliefert, sondern für seine Privatbedürfnisse verwendet zu haben. Unter Wiederaufhebung des früheren Urtheils wurde er daher wegen sämmtlicher ihm zur Last fallender Strafthaten mit 1 Jahr 8 Mo naten Gefängniß belegt. In der in geheimer Sitzung abgehaltenen Haupt verhandlung wider den Schmied Rudolf Wolfrath in Riesa wurde der Angeklagte der ihm beigemefsenen Unzucht mit einem Mädchen unter 14 Jahren nicht für überführt erachtet und daher freigesprochen. Al« Bertheidiger stand ihm Herr Rechtsanwalt Francke zur Seite. sind Truppenabtheilunaen konsignirt und auf dem Platze vor dem WinterpülaiS und auf dem RewSki-Prospect sind je 12 Geschütze aufgefahren. Die Gemahlin eines hochstehenden Beamten de« Winterpalastes sollte ver haftet und in das Gefüngniß eingeliefert werden, auf ausdrücklichen Befehl des Czaren ist davon aber Ab stand genommen worden. Die Dame wird jedoch in ihrer Wohnung im Palast streng überwacht und jede Verbindung nm ihrem bereits verhafteten Gemahl ist ihr abgeschnitten. Kinder des in Wilkau wohnenden Bergarbeiter« Lorenz in der Mulde. DaS 13 Jahre alte Mädchen war mit ihrem 5 Jahre alten Bruder oberhalb der Brücke von Wilkau nach HaSlau über die zugefroren« Mulde gegangen, um, wie gesagt wurde, ihrem von einem Be- gräbniß heimkehrenden Vater entgegen zu gehen. DaS Warten mochte ihnen zu lang werden und so traten die beiden Geschwister wieder ihren Rückweg über das Eis an. In der Mitte angekommen, brach plötzlich das Eis und beide Kinder versanken und kamen unter dasselbe. Nach einiger Zeit kam an einer eisfreien Stelle das Mädchen wieder zum Vorschein und wurde todt ans Land gezogen, während der kleine Knabe nicht aufgefunden wurde. Elsterwerda. Der Hülfsförster Mamsch in Lauchhammer traf kürzlich auf einem Patrouillengange im Walde mit einem Wilddiebe zusammen und erhielt von demselben einen Schuß in's Bein. Das verletzte Glied mußte in Folge besten amputirt werden ; leider zog die Amputation den Tod des pflichttreuen Beamten nach sich. — Einen plötzlichen Tod hat der Guts besitzer Grafe in Großthiemig im Dorfe Oelsnitz ge funden. Derselbe fuhr jüngst nach Großenhain und wollte für einen Bekannten in Oelsnitz etwas mit bringen. Als er auf dem Heimwege die besorgte Waare ablud, stürzte er so unglücklich vom Wagen, daß er sich die Hirnschale zerschlug und als Leiche in sein Haus gebracht werden mußte. Oerlliches und Sächsisches. Riesa, den 23. Februar 1880. — Die Zeit ist gekommen, wo es jedem Besitzer eines mit Bäumen und Sträuchern bewachsenen Grund stückes Pflicht ist, das Abraupe» derselben vorzunehmen. Mr Ektt der Spinner sind es, welche man abzu schneiden hat, ehe aus ihnen die ungemein schädlichen Raupen entstehen. Die Meisen, welche in den Obst gärten als Feinde dieser Eier auftreten, können gegen sie allein nicht fertig werden: hier muß der Mensch schon selbst helfend mit eingreifen. Die Arbeit ist nicht schwer, aber lohnend. Dresden, 21. Februar. Auf der Elbe weit vor der Albertbrücke kam gestern Nachmittag ein junger Mensch auf einer Eisscholle daher getrieben, der gewiß, wie Alle, die ihn sahen, der Ueberzeugung war, daß er verloren sein müsse, wenn nicht baldige Hilfe nahe. Da kamen zwei aus der Elbe Sand hebende Arbeiter in einem Kahne herbei und erreichten Scholle und Mann noch in dem Augenblicke, als erstere an einem Pfeiler zerschellte, während der Gefährdete im Momente zuvor durch einen Sprung sich noch in den Kahn zu retten vermocht hatte. — Wie leicht unüberlegter Spaß in bitterem Ernste und Leiden enden kann, zeigt wieder ein Mal ein gestern in einer Restauration auf der Ehrlichstraße vorgekommener Fall. Ein Gast ergriff den Wirth um den Leib und stauchte ihn scherzweise so hart auf der Diele auf, das Jener einen Kniescheiben bruch davon trug, der ihn leider lange wird an das Bett fesseln. In Loschwitz hat am Sonnabend gegen Mittag, vermuthlich in Folge des Thauwetters, ein Bergrutsch stattgefunden, durch welchen das zum Grundstücke der verw. Steglich, im Grunde Nr. 206, gehörige Aus zugshaus, in welchem der Auszügler Peipe seine Wohnung hatte, vollständig zertrümmert worden ist. Glücklicher Weise ist kein Menschenleben zu beklagen. Peipe, den man unter den Trümmern begraben wähnte, hatte kurz vor der Katastrophe das Haus verlassen, um in das Dorf zu gehen. Er kehrte zurück, als man eben Nachgrabungen nach dem vermeintlich Ver schütteten anstellen wollte. Auerbach, 20. Februar. Ein etwa 18jähriges Fädelmädchen wollte am Dienstag Vormittag ihre Kaffeekanne aus dem Ofen des Sticksaales nehmen. Hierbei mag sie mit ihrem Gewände der ofsenstehenden Feuerung zu nahe gekommen sein. Ihre Kleider fingen plötzlich Feuer. Trotz der Bemühungen einiger Sticker, welche die Arme mit Wasser begossen, ist sie schwer verbrannt und mußte im Siechkorb in das Kranken haus gebracht werden. Zwicka u. Auf Veranlassung eines hier wohnenden Agenten verließen im vorigen Jahre eine große Anzahl vonArbeitern aus dem Zwickauer, Glauchauer, Chemnitzer und Annaberger Bezirke, welche der socialdemokratischen Bewegung mehr oder weniger nahe standen, das deutsche Vaterland, um in Brasilien sich eine neue Heimath zu begründen. Im Mai war der erste Zug aufge- brvchen, dem im Juni ein zweiter folgte. Die erste» Nachrichten, welche von glücklicher Fahrt und Landung meldeten, lauteten sehr befriedigend und erweckten in Bielen, denen die zkrr Ueberfahrt nöthigrn Mittel nicht zu Gebot« standen, auf'S Neue den Wunsch, Jenen nachzufolgen. Die neuesten Nachrichten aber geben ein ziemlich düsteres Bild von der Lage der Ansiedler. Ein Brief aus der Colonie Maria Luisa bei Paranagua, Provinz ParanL in Brasilien, welchen der„Stvllberger AUz." veröffentlicht und dessen Echtheit durch die Derb heit der Sprache, sowie durch die Mängel des StylS ausreichend festgestellt ist, beklagt sich auf das Bitterste über die getäuschten Hoffnungen, über die Mangel haftigkeit der Wohnungen und über die ungewohnte Lebensweise, überhäuft den Vermittler, der durch seine Vorspiegelungen so viele Menschen in'S Unglück gelockt habe, nut den heftigsten Verwünschungen, und schließt mit den rührendsten Wünschen, daß die Könige und Regenten mit helfen möchten, daß die Verführten in ihre alt« Heimath, welche sie nicht auS Unlust zur Arbeit, sondern nur in der Hoffnung, sich zu verVeffern, verlassen hätten, zurückkehren könnten. Am Donnerstag Nachmittag ertranken die beiden soll die Wirtschaft Nr. 2 zu Plotitz bei Stauchitz, bestchend in geräumigem, Mit Ziegsln gedeckten Wohn haus und Scheune, großer Kellerei, schönem Garten und 2 Scheffel ganz nahe gelegenen, gutem Feld, an Ort und Stell« unter vorher bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Die Uebernahme kann sofort erfolgen, auch soll nach Befinden der größte Theil der Kaufsumme hypothekarisch darauf stehen bleiben. Kauflustige ladet hierzu ergebest ein * Xüiuhold Bormann. und das HauS anscheinend vollständig in Asche legen wird. Eine Vorstellung hotte de- heutigen Bußtag« wegen nicht stattgefunden, über die EntßHungSursache ist bis jetzt Nichts bekannt. Butterpreise in Riesa. Sonnabend, den 21. Februar 1880. 1 Kilogramm Butter 1 Mk. «0 Pf. bi« 1 Mk. 68 Pf. Wöchmrepertoir. Montag d. 23. Febr.: Ihre Familie. Dienstag- 24. - Emmafs Roma«. Mittwoch- 25. - Wolf Berndt. Donnerstagd. 26. - Gebrüder Bock. Tonnabend - 28' - ! Keine Vorstellung. Sonntag -- 29. -- Macht «. Morgen. Die Dire«ti»a. Börsenwochen.Bericht. (Originalbericht d«S Bankhauses Max Levenstein, Berlin V., Charlottenstraße SL.) Berlin, 21. Februar. Der dicswöchentliche Verlauf der Börse hat die früher von dieser Stelle geäußerte Ansicht nach jeder Richtung hin bestätigt. Die Lourse nahmen im Großen und Ganzen steigende Richtung, ohne daß indetz das Geschäft Anfang« größere Lebhaftigkeit gezeigt hätte. Will man der Börse auch fernerhin in ihrer freundlichen Gestaltung nicht hinderlich sein, so wird eine Reaction, wie sie schließlich eintrat, nur allerseits willkommen geheißen werden müssen. Da« ganze Geschäft gewinnt dadurch eine solidere Basis, und man wird um so eher die Hoffnung auf ein Fortbestehen der günstigen Strömung aussprechen dürfen, al« auch der Geldstand überaus ' flüssig blewt. Der internationale GpeculattonSmarkt zeigte in den ersten Tagen nichts besonder« Erwähnen-wcrthes. Erst am Mittwoch war wieder regeres Leben wahrzunehmen, und zwar standen, wie natürlich, Russische Anleihen und Noten im Vorder gründe des Geschäftes. Lreditactlen erfreuten sich fortgesetzt größter Aufmerksamkeit in Wien und lenken darum auch hier das Interesse in hervorragendster Weise auf sich. Vollkommen vernachlässigt blieben hiergegen Franzosen und Lombarden. Ungarische Goldrente lag im Allgemeinen still. Deutsche Bahnen haben schon seit Langem nicht eine so hervorragende Stellung eingenommen, wie in der abgc- lauf. nen Berichtsperiode. An der Spitze der Bewegung standen Bergisch-Märkische, auf deren GteigungSsähigkeit an dieser Stelle des Oefteren hingcwiescn wurde. Von anderen Bahnen sind als Höher zu nennen: Mainzer, Thüringer, Oberschlesische, Freiburger und Rechte Oderufer. Von leichteren Werthen ist nicht viel zu jagen. Das Geschäft in denselben entwickelte sich sehr ruhig. Das Geschäft in Banken war zeitweise überaus belebt und die spekulativen Devisen: DiSconto-Commandit, Deutsche Bank und Darmstädter stark steigend. Der kolossalen Hausse in Commandit wird eine gewisse Berechtigung nicht abzusprechen sein, hingegen sind die Erhöhungen der letzteren beiden Devisen nur dem Umstande zuzuschreiben, daß man sich in gewissen Kreisen übertriebenen Hoffnungen in Bezug auf hie Einzelheiten des Abschlusses pro 1879 hingiebt. — Spielhagen-Bank ver änderten sich wenig. — Begehr zeigte sich für Coburger Credit und Berliner Handelsgesellschaft. Unter den Bergwerk S-Actien waren die leitenden Effecten, Laurahütte und Dortmunder, in den Hintergrund ge drängt. Für Kassenwerthe war die Stimmung eher sest. Hibcrnia und Shamrok haben bei beträchtlichen Umsätzen eine bedeutende Avance erzielt. Ganz besonderer Beliebtheit hatten sich wieder die Aktien des Bergwerksverein« König Wilhelm zu erfreuen. Der Umstand, daß die letzten Monate eine große Zunahme in der Förderung aufzuwcisen hatten, macht die neuerdings wieder hervorgetretene Vorliebe dafür erklärlich. Beraisch-MSrkischeS Bergwerk fand zu höherem Preise Beachtung in Rücksicht auf den Umstand, daß dbtter Gesellschaft durch Bei legung der Streitigkeiten mit den Nachbargruben neue Be triebsmittel zugeführt werden dürsten. Die Betricbsverhältnisse bei Westphälische Union gestalten sich derartig, daß man für die Stamm-Prioritäten eine Dividende von ca. 12 pCc. wohl in Aussicht nehmen kann. Aktien des Eisenhüttenwerks „Thale" waren rückgängig. Für Vorwärtshütte ist gute Meinung zu verzeichnen. DieJndustrtepapiere bekundeten im Allgemeinen ziemlich feste Tendenz und auch die Kauflust zeigte sich bei verschiedenen Papieren rege. — Als gefragt und höher sind zu erwähnen: Stobwaffcr, Bolle Wrihbierbrauerei, Unionsbrauerei, Deutsche Asphalt, Möbeltransport und Oppelner Cement. Der Steigerung in Passage standen größere ErecutionSverkäufe entgegen: die an den Mark gebrachte Saare fand aber willige Aufnahme, und es steht zu erwarten, daß die Bewegung in diesem Papiere nunmehr in Fluß kommen wird, umsomehr, als die Geschäfts verhältnisse der Gesellschaft sich andauernd auf da« Erfreulichste entwickeln. Wöhlert-Maschinen-Obligationen wurden zu erhöhtem Course in großen Beträgen für «nlagezweck« gekauft.