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Elftblall und Anzchcr. Amtsötatt -er Limigl. Amtshauptmannschast Großenhain, der Lönigl. Amtsgerichte Riesa «ad Strehla, sowie -es Stadtraths M Riesa. Drttt und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. 24. Dienstag, den 24. Februar 1880. 33. JahVg. Erscheint in Riesa wöchentlich dreimal: DienStaa, Donnerstag und Sonnabend. - Abonnement-Preis vierteljährlich 1 Mark 25 Pfg. — Bestellungen nehmen alle «aiserl. Poftanstattm die Erpedilionen in - >e» und Strehla (E. Schön), sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welche bei dem ausgebreitrten Leserkreise eine wirksame Verössentlichung finden, erbitten wir ... uns bis Tags vorher Vormittags 10 Uhr. —o—sss»! I > - »» > ! 1- Das Kön'^liche Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts hat anher mitgetheilt, daß in den Taubstummenanstalten zu Dresden und Leipzig nach Ostern dieses. sichres außer den bereits angemeld eten noch einige andere taubstumme Kinder Aufnahme finden können. Die Genu ^evorstände des hiesigen Bezirks werden daher angewiesen, diejenigen innerhalb der von ihnen vertretenen Gemeinden aufhältlichen taub stummen Kinder, de -n baldige Aufnahme in eine Taubstummenanstalt nach Maßgabe der Bekanntmachung vom 30. Juni 1860 (Gesetz- und Verordnungsblatt v. 1860 S. 88 fl.) zulässig und Wünschenswerth erscheint, unter Beifügung der unter Illa, VI und VII der angezogenen Bekanntmachung bezeichneten Zeugnisse bis späteÄns den 8. März dss. Js. anher anzuzeigen. Richt minder werden dieselben hierdurch ange wiesen, ein Verzeichniß aller bis zum 10. des laufenden Monats zur Aufnahme in eine Taubstummen anstalt noch nicht angemrldeten taubstummen Kinder ih rer Gemeinden, insoweit dieselben bereits im volksschulpflichtigen Alter stehen oder dasselbe doch bis zum 30. Juni dss. Js. erreichen, unter Aufführung der N amen, des Geburtstages und Geburtsortes der Kinder, der Namen, des Standes und Wohnortes ihrer Eltern, sowie unter Erklärung darüber, in welcher, bez. ob in ausreichender Weise für Erziehung und Unterricht der Kinder gesorgt ist, oder Bacatschein bis spätestens den I. April dieses JahreS anher einzureichen. Großenhain, am 18. Februar 1880. Die Königliche Bezirksschulinspection. Pechmann.Wigand.v. Er. Abonnements auf daS „Elbeblatt und Anzeiger" für de« Monat «iirz werden von säwnttliche« Poftanstalte«, den Landbriefträgeru, den Expedittonen in Riesa und Strehla, sowie deren Boten zum Preise von 4S Pf. angenommen. Die Verlags-Expedition. Tagesgefchichte. Deutsches Reich. Berlin, 22. Februar. Kaiser Wilhelm hat Thränen bei der Nachricht von dem Petersburger Ereigniß vergaffen. Er erhielt die Kunde von dem Attentat früh aus einer direkten Mel dung des russischen Kaisers unmittelbar, nachdem er sich aus dem Schlummer erhoben. Er stützte den Kopf in die Hände, dachte lange nach und schrieb dann noch immer thränepden AugeS 6nt eigener Hand ein Telegramm an seinen Neffen, den Ezaren, in dem er diesen zu seiner Errettung beglückwünschte. Der deutsche Botschafter in Petersburg, General v. Schweinitz, begab sich unmittelbar nach der Explosion zu« Kaiser Alexander, um ihm seine Freude anläßlich der glücklichen Erret tung auHudrücken. (Bom Reichstage.) P-s HauS erledigte in der vorgestrigen Sitzung zunächst zwei Vorlagen ohne Belang und schritt sodann — d« zur Beschlußfähigkeit erfordenkhe Anzahl von Mitgliedern war mit knapper Roch zusammengebracht — zur Wahl des zweiten vicepräfidenten. Hierbei wurden im Ganzen 202 Stimmzettel abgegeben, darunter S4 unbeschriebene. Bon den 108 gültigen Stimmen erhielt der drutsch- conservaüm Abg. Ackermann 102. Er war somit ge wählt nahm die Wahl an. Die «eißrn Zettel rührten außer von den LÄeralen auch von einem Theile der deutsche» Reichspartei her. Im December 187S hat die deutsche Armee, mit Ausnahme des bayerischen Kontingents, durch Tod verloren 116 Wa« und 12 Invaliden, worunter bedauerlicher Mise wiederum durch Selbstmord 15 Mann. Auffallend ist ferner, daß auch di« Lungen krankheiten tue ungewöhnlich hohe Ziffer von 20 Opfern erreichten, wobei noch die au chronischen Lungenleiden (Entzündungen re.) Gestorbenen außer Rechnung gelassen sind. Die Gesammtzahl des Krankenbestandes am I. Januar 1880 betrug 8749 «am», demnach in Prozenten der Effektivstärke 2,4 Prozent. Glogau, 18. Februar. Wie der „Stadt- und Landbote^ erfährt, ist gestern das Dorf Zerbau der Schauplatz eines höchst bedauerlichen und in seinen Folgen für die Theilnehmer jedenfalls recht beklagens- werthen Exzesses gc wesen, über dessen Veranlassung Folgendes mitgetheilt wird:' In Zerbau domizilirt einer jener wucherischen Blutsauger, die durch gewisse, von der Moral verurtheilte, vor dem Gesetze leider noch straflose Mittel den allmählichen Ruin ihrer Opfer und dadurch unsäglichen Jammer über ganze, früher wohlhabende Familien herbeiführen; der Mann hatte deshalb auch schon seit längerer Zeit den Groll und Haß der Bewohner auf sich geladen. Gestern nun hatte ein hiesiger Gerichtsvollzieher in Ausübung seines schweren Amtes sich in Zerbau einfinden müssen, um bei einem der jüngsten Opfer jenes „Biedermannes" mit Beschlagnahm« vorzugehen. Die erbitterten Land bewohner, etwa 50 bis 60 Personen, die schon an dem Wucherer Lynchjustiz geübt haben sollen, haben sich nun in ihrer Verblendung leider so weit vergessen, auch den Beamten anzugreifen und thätlich zu miß handeln, um ihn an der Ausübung seines Amts zu hindern; sie werden deshalb diese gesetzwidrige Hand lung schwer zu büßen haben. Belgien. In Belgien macht sich ein Umschlag der öffentlichen Meinung zu Gunsten Deutschlands be merklich. So kennzeichnet die daselbst herrschende Stimmung einen Artikel der „Preußischen Jahrbücher." Vor 50 Jahren heißt eS, habe den Belgiern der Ge danke nicht fern gelegen, sich Frankreich in die Arme zu werfen; allein die Franzosen irrten, wenn sie glaubten, daß diese Strömung jetzt noch anhalte. Nachdem daS Kaiserreich während der 18 Jahre seines Bestehens Belgien in fortwährender Auflegung erhalten, haben Sedan und die Einigung Deutschlands daS Land auf- athmen lassen. Man begreift dort, daß man an Deutsch land einen uneigennützigen Nachbar und einen Freund habe ; infolge dessen steige auch die Freundschaft Belgiens für Deutschland. Belgien habe sein Vertrauen auf Deutschland gesetzt, und mehr als irgend ein Bott seien die Belgier auf den Wunsch angewiesen, daß daS deutsche Reich ewig und stark bleibe. Rußland. Petersburg,21.Februar. DaS Leichenbegängniß der bei der Explosion im kaiserlichen Winterpalais verunglückten Soldaten fand gestern im Beisein des Regimentschefs, deS Großfürsten Konstantin, unter großer Betheiligung von Offizieren aller Grade der hiesigen Garnison und der Bevölkerung statt. Die Särge wurden von Offizieren getragen. Der Kaiser und der Großfürst-Thronfolger wohnten den Leichen- feierlichkeitrn in der Lasern« des Regiments bei und besuchten die Verwundeten im Lazareth. Ein weiterer Bericht deS „Regierungs-Anzeigers" theilt Nachstehendes mit: Die Explosion erfolgte am 17. Februar in den, WohnungSräume und Eorridore enthaltenden Souter rains des Winterpalais. Ueber denselben befand sich die Wachtstube mit doppelt gewölbter Decke. DaS untere Gewölbe erhielt durch die Explosion zwei Löcher. In dem über der Wachtstube befindliche» Speisezimmer ist das Parquet nur an zwei, den Löchern im Gewölbe eutsprechwd»»..Stelleu.gchoLei^ Außerdem bekam die Wand Riffe. Die Explosion wurde nach der Meinung der Experten durch Dynamit veranlaßt, dessen Quantum auf 2 Pfund geschätzt wird. Man glaubt, daß der Dynamit vor der Explosion in oder auf dem Ofen in derSouterramwohnung gelegen hat. Die Explosion erfolgte 6 Uhr 20 Minuten. Nach amtlicher Meldung sind von dem finnländischen Regimentt 10 Mann ge- tödtet und 44, darunter 8 Mann schwer, verwundet. Mir die Hinterbliebenen der Gefallenen und für die Verwundete» wird bestens gesorgt. Bei dem Besuche der durch die Explosion verwundeten Soldaten im Lazareth richtete der Kaiser an jeden Einzelnen theilnehmende Wort« und sprach seinen Dank für ihre Treue und Pflichterfüllung auS. — Gestern ist der 11. Soldatinfolge seiner bei d« Explosion erhaltenen Verwundung gestorben. Den russischen Blättern ist untersagt worden, irgend welche auf die Katastrophe bezügliche Nachrichten zu veröffentlichen, so lauge dieselben durch den Regftr»ngS- boten nicht beglaubigt sind. AlS ein auffallender lmi- stand wird übrigens constatirt, daß der wachthabende Offizier verschwunden ist Der am Dienstag in Paris verhaftete Russe ist, wie die „Köln. Ztg." berichtet, dem Vernehmen nach beschuldigt, daß er der Urheber des Attentats auf der Moskauer Eisenbahn sei; «war «ach Frankreich entkommen und hielt sich m der Provinz auf, als seine Genoffen in Petersburg ih« telegraphirteu, dir Polizei mach« große Anstrengungen, ihn aufzufindep. Zwei verdächtige Depesche» , die an ihn gerichtet waren, wurden von der französischen Polizei angchalten; in Folg« deS Ausbleibens von Depeschen wurde der Ruff« besorgt, und kam nach Pcms, wo er sofort ver haftet wur^, Er ist 28 Jahre alt, hat Petersburg Mitt« Januar verlasse» und sich in Berlin und Frank furt a. M. «Mhalten. DaS vom russischen Bot schafter Fürsten Orloff gestellte Gesnch um Auslieferung desftlben ging seiner Ankunft in Paris bereits voraus. <tz»Nv Petersburger Briefe entnimmt das „D. Mbl." die Mittheilung, die Panik sei «in« so große, tzaß verschiedene begüterte Farmlien die Stadt ver ließe» «ad sich in's Ausland begebe» wollten. In Folge dessen soll der General Drrutelen, Chef der Gendarmerie, die Srtheilung von Reisepässen nach dem Ausland« vorläufig sistirt und sämmtlich« Grenzämter avifirt haben, diejenigen Personen, welche russisch« Pässe besitzen und über die Grenze ins Ausland reisen, einer gründlichen Visitation zu unterziehen. In allen Kasernen