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EMail und AWiger. Amtsblatt -er Löuigt. Amtshauptmaunschast Großenhain, -er Lönigl. Amtsgerichte kiesa »u- Strehla, sowie -es Stadtraths M Nies«. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. A. 34. Donnerstag, den 18. März 188V. 83. Aahrg. örlacint in Stiess wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. — AbonnementSpreiö vierteljährlich 1 Mark 2s Pfg. — Bestellungen nehmen alle tkaiserl. Postanstalten die Expeditionen in Mesa und Strehla (E. Schön), sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welst>e bei dem ausgedreiteten Leserkreise eine wirksame Veröffentlichung finden, erbitten Wir uns bis Tags vorher Vormittags 10 Uhr. -M-qa-Irm-rr ' anr^ , ! Tngesgeschichle. Deutsche- Resch. Berlin, 16. März. Die ultramontane „Germania" erfährt, daß der Papst dem Erzbischof von Köln seine Anerkennung für eine von Letzterem herausgegebene Erklärung zur Encyclica über den SocialismuS ausgesprochen habe. Der Papst spricht den lebhaftesten Wunsch auS, den Kirchenfrieden bald in Deutschland zurückkehren zu sehen und erklärt, daß seitens des heiligen Stuhles Alles geschehen werde, um die gestörte Eintracht zwischen Staat und Kirche wieder herzustellen. Fürst Bismarck plant wieder große Dinge. Auf das Bestimmteste wird versichert, daß die Ankunft der süddeutschen Minister in Berlin nicht allein mit der Frage Zusammenhänge, ob daS Gesetz über die zweijährige Etatsperiode zurückzuzichen oder zu modi- ficircn sei, oder mit dem Entwürfe über die Stempel abgaben, sondern vornehmlich mit der Frage der Ein führung des Tabakmonopols. Der Reichskanzler hofft für das Tabaksmonopol dieses Mal eine Majorität im Bundesrath« zu finden, eine energische Opposition dagegen wird nur von Bayern, Baden und den Hanse städten erwartet. Jedenfalls steht fest, daß der Reichs kanzler mit bekannter Energie die Angelegenheit des Tabakmonopols in die Hand genommen hat. Der Reichstag beschäftigte sich in der Dienstag- Sitzung mit Mandatsprüfungen. Die Militärgesetz commission nahm mit 11 gegen 8 Stimmen einen von den Abgg. v. Maltzahn und v. Lerchenfeld bean tragten neuen Paragraphen an, nach welchem im Falle außerordentlichen Bedürfnisses der gesammte Be stand der beiden jüngsten Jahresclassen der Ersatzreserve erster Classe einschließlich der Mannschaften, welche nach Z 3 nicht übungspflichtig sind, zu höchstens acht wöchentlicher Uebung auf Grund besonderer kaiserlicher Verordnung einberufen werden können. — Die Socialistengesetzcommission lehnte die Anträge des Abg. Or. Reichensperger, daß das Reichsgericht an Stelle der Beschwerdecommission treten und Wahlversamm lungen gestattet sein sollen, ab. Oesterreich. Die Vermählung des Kronprinzen Rudolf mit der belgischen Königstochter Prinzessin Stefanie wird noch im Laufe des diesjährigen Sommers stattfinden. Der Kaiser und die Kaiserin sollen zwar beabsichtigt haben, die Vermählung erst zu Beginn des nächsten JahreS zu feiern, da aber in Belgien Anfangs deS JahreS 1881 das fünfzigjährige Unab- hängigkeitsjubiläum Belgiens in festlicher Weise be gangen werden wird und diese Feierlichkeiten nicht mit den Vermählungsfeierlichkeiten deS Kronprinzen zusam menfallen solle», so wird die Vermählung aus diesem Grunde noch im Laufe des kommenden Sommers stattfinden. Sowohl in Brüssel wie auch in Wien werden großartige Festlichkeiten arrangirt werden. Triest, 15 März. Gestern wurden anläßlich des Geburtstages des Königs Humbert aufrührerische Pla kate, welche einen Freischaaren-Einbruch nach Oesterreich ankündigten, in den Straßen verstreut und durch die Localpost versandt. ES ist der Polizei gelungen, drei hundert Exemplare aufzufangen. Schweiz. AuS dm officiellen Mittheilungen des Schweizer BundeSraths über den Bau der Gott hardtbahn wird entnommen, daß in den Tunnel, der jetzt glücklich durchstochen ist, insgesammt bis zum 31. Januar 45,027,635 FrcS. hineingebaut waren ; bis zum 1. März, dem Lage der Durchbohrung, werden 45,600,000 FrcS. hineingebaut sein, und bis zu seiner gänzlichen Vollenditng wird der Tunnel immerhin seine fünfzig Millionen FrcS. kosten. Der Bau der Seite von Airolo hat weniger gekostet, als der von der Seite von Göschenen. Für die südliche Seite sind 21,800,000 FrcS., für die nördliche dagegen 23,200,000 FrcS. bisher ausgegeben worden. Dafür hat man allerdings von Göschenen her die etwas größere Hälfte durchbohrt. Durchschnittlich stellt sich jeder Meter des Tunnels somit auf 3300 Frcs.; jeder Fuß des Tunnels kostet somit mehr als 1000 Frcs., und jeder Centi- meter Tunnellänge kommt auf 33 Frcs. zu stehen. Rußland. Verläßliche Petersburger Berichte lassen durchblicken, daß der Czar in steter Aufregung lebe und an hochgradiger Nervosität leide, welche sein körperliches Befinden ungünstig beeinflußt. Darauf sind vermuthlich coursirende Gerüchte von einer Erkrankung des Czaren zurückzuführen. Halbamtliche russische Be richte constatiren eine tiefe Verstimmung Rußlands gegen Frankreich, demzufolge eine russische Annäherung an Deutschland und Oesterreich zu bemerken sei. Großbritannien. London, 15. März. Ein Telegramm der „Daily Chronik" aus Alla habad von heute meldet: Tscharilar ist wieder vom Feinde besetzt und geplündert. Unsere Alliirten wenden sich gegen uns; die Stämme versammeln sich in großer Zahl. Ein neuer Feldzug ist unvermeidlich. (Tscharikar liegt ungefähr 10 geogr. Meilen nördlich von Kabul.) Oerüiches und Sächsisches. Riesa, den 17. März 1880. — Ergebnisse der Abschätzung zur Einkommen steuer in Riesa auf 1880. L. Einkommen vom Grundbesitz 317,016 M. d. von Renten, Zinsen, Auszügen 175,52S - c. von Gehalten, Löhnen rc. 956,669 - 6. vom Handel, Gewerbe rc. 917,175 - 8a.: 2,366,389 M. Abgaben und Schuldzinsen 225,148 - steuerbares Einkommen: 2,141,241 M. Gesammtsteuerbetrag 26,214 M. — Der mit der Zwangsbetreibung von Steuer beträgen dienstlich beauftragte Executor ist, nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, 1. Strafsenats, vom 8. Januar 1880, selbst nach vorgelegtem Nachweise über die Abführung des Schuldpostens, für die noch verbleibenden Executionsgebühren zur Pfändung er mächtigt, und der dagegen geleistete Widerstand ist strafbar. — Die 4. Elaste der 97. Landeslotterie wird am 5. und 6. April gezogen. Die Erneuerung der Loose hat bis zum 28. März zu erfolgen. — Auf Anregung der Chemnitzer Weber-Innung ist dieser Tage im Namen sämmtlicher Weber-Innungen des Königreichs Sachsen eine Petition an den deutschen Reichstag abgesendet worden, in welcher gebeten wird: „Der Hohe Reichstag wolle veranlassen, daß die Hohe Reichsregierung durch befähigte, im Weberfache erfahrene Männer unsere heutige Lage untersuchen und die Mittel und Wege feststellen lasse, die den uns drohenden Untergang abwenden und den Hunderttausenden unserer Genoffen zu einem menschenwürdigen und auskömmlichen Unterhalt verhelfen." Als die hauptsächlichsten Mittel zur Abwendung des uns drohenden Untergangs und der Milderung unseres Nothstandes bezeichnen wir: eine zeitgemäße gesetzliche Regelung eines allgemeinen Jnnungsverbandes und des Lehrlingswesens, sowie eine entsprechende Beschränkung der im Webereigewerbe ganz besonders und in erdrückender Weise verwendeten Frauenarbeit. — Als Antheil an der französischen KriegSkosten- entschädigung hat das Königreich Sachsen bis jetzt im Ganzen die Summe von 35,248,071 Mark empfangen. Hiervon sind 9 Mill. M. zur Bertheilung an die Bezirtsverbände für Zwecke der Selbstverwaltung, 450,000 M. zur Verstärkung deS Reservefonds der königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, 300,000 M. zur allmählige» Verwendung für Zwecke der heutigen Kunst, 1,050,000 M. zu den Koste» des nolhwendig gewordenen Umbaues und der inneren Herstellung einiger königl. Schlösser, 501,900 M. zum weiteren Ausbau der AlbrechtSburg in Meißen, im Ganzen also 11,301,900 M. verwendet worden, während der Rest von 23,946,171 M. den Beständen des mobilen Staatsvermögens zugeflofsen ist. — Am vorigen Montag fand im Rathskeller die Verpachtung der Jagdnutzung in der Flur Riesa auf die Zeit vom 1. September a. c. bis 31. August 1886 statt. Als Bieter traten auf die Herren Kaufmann Nitzsche, General von Standtfest, Baumeister Müller und Baumeister Helm. Erstgenannter bot M. 500 an, während letzterer, Herr Baumeister Helm, das Höchstgebot von M. 626 machte und wurde der selbe auch von der Jagdgeuoffenschast durch Stimmen mehrheit als Pächter der Jagdnutzung erwählt. Er wähnen wollen wir noch, daß für die hiesige Jagdnutzung, welche ein Areal von 600 Ackern umfaßt, im vorigen Verpachtunqstermin M. 405 erzielt wurden. Oschatz, 13. März. Gestern Abend gegen 7 Uhr ist die dem Gutsbesitzer Gustav Jäger in Gaunitz ge hörige Strohfeime gänzlich niedergebrannt. Die Feime ist von dem aus der Bezirksanstalt Technitz entlaufenen Häusling Carl Friedrich Anton Burkhardt, gebürtig aus Böhrigen, vorsätzlich angebrannt worden und zwar nach eigener Aussage Burkhardt's deshalb, um nicht wieder in die Anstalt Technitz, sondern in das Zucht haus zu Waldheim eingeliefert zu werden. Meißen. In Neukirchen bei Deutschenbora ist in Folge des ungewöhnlich starken Auftretens der Masernkrankheit unter den Schulkindern die Schule bis auf Weiteres geschloffen worden. Von den diese Schule besuchenden 180 Kindern waren bis zum 11. d. M. 104 erkrankt. Dresden, 15. März. Der Geschäftsgang auf heutigem Schlachtviehmarkte war nur ein mittelmäßiger. Rinder feinster Sorte waren etwas geringer wie in den Vorwochen aufgetrieben und wurden deshalb bei einem Preise von 63 M. pro Crntner Schlachtgewicht rasch umgesetzt. Mittelwaare und geringe Qualität war überstark vertreten und wurde erstere mit 51 M, letztere mit 30 M. pro Centner Schlachtgewicht lebhaft angeboten, ohne jedoch den gewünschten Umsatz zu er zielen. Landschweine englischer Kreuzung wurden mik 54 Mk. pro Centner Schlachtgewicht umgesetzt, während Schlesier 48 Mk. erzielten. Oswiciner Landschweine wurden mit 51 Mk. pro Centner lebendes Gewicht bei 40 Pfund Tara umgesetzt. Kälber waren ange nehmer und zogen deshalb im Preise etwas an, so daß das Kilo Fleisch je nach der Güte der Waare mit 85 bis zu 100 Pf. bezahlt wurde. Zittau, 15. März. Unter der schrecklichen An klage vierfachen Mordes, begangen an den eigenen Kindern, ward vorgestern die unverehelichte Dienstmagd Johanne Rahele Olbrich auS Wittgendorf, zuletzt m Reichenau im Dienst stehend, an das Amtsgericht zu Zittau eingeliefert. Nicht im Affekt von Leidenschaft, nicht auS Noth und Verzweiflung oder sonstigen Motiven, die selbst so fürchterliche Verbrechen in Milderem Licht erscheinen lassen können, sondern mit grausamem Vor bedacht, sozusagen handwerksmäßig, soll die entmenschte Mutter jedes ihrer Kinder im zartesten Alter gemordet haben. Die Angeklagte ist 25 Jahr alt und von geradezu abschreckender Häßlichkeit. Bei ihrer ersten Vernehmung zeigte sie einen empörenden Mangel an Gefühl und eS scheint leider, daß die Anklage, die ibr so Furchtbares nachsagt, keine unbegründete ist. Chemnitz. Die letzte Generalversammlung des Vereins Chemnitzer Gsstwirthe hat den Beschluß ge faßt, die Reinhaltung der Bierapparate vom Verein