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— ... —... —- - EIMaN und AnMtr 38. Jahr«, Donnerstag, den 12. Februar 1880 Dollars votirt. Die amerikanische Abheilung wird also über alle Erwartung großartig werden. Oeffentliche Sitzung des Bezirksausschusses Donnerstag, den IS Februar I88V, Vormittags »/4IL Uhr im Berhandlungssaale der Amtshauptmannschaft. Großenhain, am S. Februar 1880. Die Königliche Amtshauptmannschaft. Pechmann. Erscheint ai Riesa wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnerstag u> d Sonnabend. - Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mart 2l» Pfg. — Bestellungen nehmen alle «aisert. hManflaUen die Expeditionen in Riesa und Strehla (E. Schön), sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welche bei dem ausgebreiteten Leserkreise eine wirtsame Veröffentlichung finden, erbitten wir uns bis Tags vorher Vormittags 10 Uhr. Amtsblatt -er Lönigi. Ämtshauptmamischaft Großenhain, -er Lönigl. Amtsgerichte Mesa und Strehla sowie des Stadtraths M Riesa. Druck und Verlag von Langer <L Winterlich in Riesa. — Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Berlin, 11. Februar. S. M. der Kaiser hat, wie die „Tr." meldet, den letzten Nachrichten zufolge darauf'verzichten müssen, den Reichs tag morgen in Person zu eröffnen. Die Eröffnung wird Donnerstag Nachmittag 2 Uhr im Weißen Saal des königlichen Schlosses durch den Reichskanzler Fürsten Bismarck erfolgen. Der Eröffnung wird für die evangelischen Mitglieder ein Gottesdienst im Dom, für die katholischen Mitglieder ein solcher in der St. Hedwigskirche vorangehen. Italienische Blätter melden, daß der deutsche Bot schafter in Rom, Herr v. Keudell, sich nach Pegli zum Besuche des Kronprinzen begeben habe. Diese Thatsache beweist, daß der Kronprinz eifrig mit politischen An gelegenheiten beschäftigt ist. Der „Reichs-Anzeiger" publicirt das Gesetz, betreffend die Bewilligung von Staatsmitteln zur Beseitigung des durch Ueberschwemmung und Mißernte herbeige führten Nothstandes in Oberschlesien. Seit einer Reihe von Jahren ist vom Auswärtigen Amt die Einrichtung getrHfen, daß deutsche Seeleute im Auslande ihre Ersparnisse durch Vermittelung der deutschen Consulate kostenfrei in die Heimath gelangen lassen können. Diese Einrichtung hat sich bewährt und die Seeleute haben von der ihnen gewährten Ver günstigung in immer zunehmendem Maße Gebrauch ge macht. In der Zeit vom 1. Januar 1878 bis Ende Januar 1879 wurden bereits gegen 36,000 M., in der Zeit vom 1. Februar bis Ende Januar 1880 über 57,000 M. solcher Ersparnisse durch Vermittelung der Consulate nach Deutschland überwiesen. Am Schluffe der Sonnabend-Sitzung fand im Ab geordnetenhause eine solch' tumultuarische Scene statt, wie dies seit Jahren dort nicht der Fall gewesen. Bei dem Etat des Kultusministeriums hatte der Abg. Petri den Wortlaut der königlichen Kabinetsordre verlesen, in welcher Professor Remkens zum katholischen Bischof ernannt wird. Abg. V.Sybrl machte darauf aufmerk sam, daß während der Verlesung dieser Allerhöchsten Ordre im Centrum schallendes Gelächter entstanden sei und kritisirte dieses Verfahren. Daraufhin entstanden nun Reden und Gegenreden, die in einen förmlichen Scandal ausarteten. Ueber die großen Herbstmanöver dieses Jahres ist jetzt bereits endgiltiger Beschluß gefaßt worden. Da nach wird der Kaiser, fall« e« ihm die Gesundheit erlaubt, persönlich an den Mauövrrn des Garde-Corps und des 3. Armee-Corp« TM nehmen und ein Kaiser manöver des 10. Armee-Corp«, wovon bis jetzt die Rede war, nicht stattfinden. Ick Bereiche der übrigen Armce-CorpS sollen größere Tirailleur-Uebungen und bei Harburg große Pontonnier-tletüngen unter Hinzu ziehung von je 2 königlich sächsischen und königlich württembergischen Pionier-Eömpagnien vorgenommen werden. Das deutsche Herr hat gegenwärtig folgenden Be stand: Die Infanterie zählt in Preußen 115 Re gimenter, davon 1 mit 3 Bataillonen, das Lehr-Jn- fanteriebataillon, 6 Unteroffizier- und die Militär- schießschnle; Sachsen S Armenier; Würtemberg 8 Regimenter und je eine UnMoffizierschule; Baiern 18 Regimenter und eine Militärschießschule, mit 8876 Offizieren und 259,080 Mann inSgesammt. Dazu kommen Jäger in Preußen 14, in Sachsen 2, in Baiern 4 Bataillone, mit 424 Offizieren, 11,120 Mann überhaupt; ferner Landweh rbezirkscommandos in Preußen 209, in Sachsen und Würtemberg je 17, in Baiern 32, mit 348 Offizieren und 4581 Mann überhaupt. Die gesammte Infanterie zählt 9648 < Offiziere, 30,093 Unteroffiziere, 482 Zahlmeister aspiranten, 2413 Spielleute, 226,706 Gemeine, 1900 Lazarethgehilfen, 5904Oekonomie-Handwerkcr; überhaupt 274,781 Mann. Dazu kommen 952 Militärärzte, 481 Zahlmeister und 477 Büchsenmacher. An Cavallerie stellt Preußen 73 Regimenter und das Militärreit- , institut; Sachsen 6 Regimenter und eine Militärreit anstalt; Würtemberg 4 Regimenter; Baiern 10 Re gimenter und eine Equitationsanstalt. Die Cavallerie zählt 2358 Offiziere, 7246 Unteroffiziere, 96 Zahl- mcisteraspiranten, 1497 Spielleute, 53,528 Gefreite und Gemeine, 466 Lazarethgehilfen, 1875 Oekonomie- handwerker; überhaupt 64,700 Mann. Dazu kommen 265 Militärärzte, 96 Zahlmeister, 452 Roßärzte, 93 Büchsenmacher, 93 Sattler. Die Zahl der Dienst pferde beträgt 62,591. Zur Artillerie stellt Preußen an Feldartillerie 28 Regimenter und die Lehrbatterie der Artillerieschießschule, Sachsen und Würtemberg je 2, Baiern 4 Regimenter. An Fußartillerie: Preußen 10 Regimenter und 2 Bataillone, Sachsen und Würtem berg je 1 Regiment, Baiern 2 Regimenter. Die Artillerie zählt 2312 Offiziere, überhaupt 45,904 Mann und 14,845 Dienstpferde. An Pionnieren stellt Preußen 14 Bataillone und 1 Eisenbahnregiment, Sachsen und Würtemberg je 1 Bataillon, Baiern 2 Bataillone und 1 Eisenbahncompagnie. Die Pionniere zählen 394 Offiziere und überhaupt 10,315 Mann. Zum Train stellt Preußen 14 Bataillone und 1 hessische Compagnie, Sachsen und Würtemberg je 1 Bataillon und Baiern 2 Bataillone. Der Train zählt 200 Offiziere und überhaupt 4994 Mann und verfügt über 2457 Dienstpferde. Dazu kommen nun noch besondere Formationen und nicht regimentirte Offiziere. Die Gesammtzahl beträgt 17,227 Offiziere und überhaupt 401,659 Mann, 1624 Militärärzte, 745 Zahlmeister, 622 Roßärzte, 619 Büchsenmacher, 93 Sattler und die Zahl der Dienstpferde 79,839. Frankreich. Paris, 10. Februar. Ein Theil der Pariser Presse setzt mit vermehrtem Eifer den Verleumdungsfeldzug gegen Deutschland in der offen kundigen Absicht fort, die Franzosen zu beunruhigen und der jetzigen republikanischen Regierung innere wie äußere Schwierigkeiten zu bereitem Die heutige „Republique Francaise" wendet sich in einem Artikel gegen die Verbreitung der beunruhigen den und unheilschwangeren Gerüchte. Die französische Nation, die ihre Geschicke selbst leite, richte ihre Ge danken auf den Frieden und werde sich durch nichts in Aufregung versetzen lassen. Entschlossen, jede Pro vokation seinerseits zu vermeiden, strebe Frankreich nur dahin, die Ueberzeugung zu befestigen, daß es eifriger als je sich der Arbeit in Ruhe und Sammlung hingeben wolle. Türkei. Constantinopel, 10. Februar. Arp Sonntag hat sich in BeikoS (Ortschaft am Bos- popus) ein sehr großer Unglücksfall ereignet, indem eine Kaserne einstürzte, wodurch 200 Soldaten und Offiziere getödtet, 300 verwundet wurden. Amerika. Der Congreß zu Washington hat laut amtlicher Meldung für die Beschickung der deut schen Fischerei-Ausstellung zu Berlin zwanzigtausend Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 11. Februar 1880. — Fastnacht heißt der Abend oder Tag vor der zuerst 36-, dann 40tägigen Fastenzeit vor Ostern. Karneval, jedenfalls auS carns vale, d. i. „Fleisch, lebe wohl!" zusammmengesetzt, obwohl man auch andere Ableitungen versucht hat, war der Tag vor Beginn der Fasten, an dem man in der lateinischen Kirche zum letzten Male Fleisch essen durfte. Im weiteren Sinne des Wortes aber bedeu tete Karneval, im südlichen Deutschland Fasching genannt, die Zeit der Lustbarkeiten, welche der Fasten zeit vorauSgeht und bald von kürzerer, bald von län gerer Dauer ist. Um sich für die folgende Entbeh rungszeit im Voraus schadlos zu halten, kam schon im Mittelalter die Sitte auf, den Karneval mit Fastnachtsschmäusen, Tänzen, Possen, Maskeraden und dergl. zu begehen, und selbst die nichtfastenden Pro testanten haben Manches davon beibebalten. Italien ist das Heimathland des Karnevals, da derselbe sich aus den altrömischen Saturnalien entwickelte; am be rühmtesten ist der große Karneval von Venedig. In Deutschland fand der Karneval an den altheid nischen Darstellungen der Götterumzüge, namentlich am Umherführen des Pflugs und des Schiffswagens, weshalb man auch das Wort Karneval auS currus nuvalis (Schiffswagen) zu erklären versucht, so pas sende Anhaltspunkte, daß er sich früh einbürgerte und zu großer Blüthe gelangte. Fastnachtspoffen, Mummen schanz und vor Allem der HanSwurst, machten die Tage vor Aschermittwoch zu einer ebenso heiteren wie ausgelassenen Zeit, so daß der Fastnachtsdienstag den Namen Narrenfest oder Narrenkirchweih erhielt. Die Reformation und der dreißigjährige Krieg unter drückten den Karneval fast gänzlich. Erst zu Anfang dieses Jahrhunderts kam er in Deutschland wieder in Aufnahme. Besonders in den rheinischen Städten bildeten sich eigene Karnevalsgesellschaften, um Fest programme zu entwerfen und auSzuführen, und der Karneval in Köln, dessen 50jährige Jubelfeier man 1873 beging, erlangte in Deutschland fast eben solche Berühmtheit, wie jener zu Venedig in Italien. Sehr glänzend ist auch der Karneval in Aachen, Trier, Mainz und Düsseldorf, und seit 1868 haben selbst protestantische Städte, wie Leipzig, Hamburg, Berlin rc. angefangen, zur Zeit deS Karnevals Fest aufzüge zu Ehren des Prinzen Carneval zu veranstalten. — Prinz Carneval n. H. wird gewiß höchlich er freut gewesen sein über die reichen Huldigungen, die ihm am Montag Abend durch den in jeder Hinsicht auf daS Befriedigendste verlaufenen Maskenball deS Gesangvereins „Amphion" gebracht wurden. Eine förmliche ethnographische Ausstellung bot sich dem Beobachter dar, denn aus aller HepreN Länder schienen Gäste zu dem bunten, krausen Mummenschanz herbei gekommen zu sein. Wahrlich tin entzückendes kaleidosco- pischeS Bild der packendsten Ritt! Em förmliches Meer von Gold, Silber und funkelndem Gestein, von Sammet, Seide und Hermelin umgaukelte daS Auge, als ob all' diese edlen Stosse auf unserer Mutter Erde nur einen ganz untergeordneten Werth einnähmen. Doch