Volltext Seite (XML)
Dienstag, den 23. December 187S. - und die Fußsohlen ganz wund als Mittel gegenSchein- ein französischer Arzt denTabak- einem jungen Mädchen als Mittel angewandt. Das Mädchen war Saale zusammengestürzt, dessen kräfte des Generals Bright, welcher zwischen Jumrood uabJagdalak steht, bestehen auS 12000 Mann und 30 Kanonen. Der General hat Lebensmittel für zwei Monate. Rußland. Ueber den Zustand der Kaiserin von Rußland, die in Cannes in Südfrankreich an der Brust- und Rippenfellentzündung ertrankt ist, meldet ein amtliches Telegramm vom Donnerstag: „In der Nacht zum 16. d. empfand Ihr« Majestät die Kaiserin in der rechten Seite der Brust von der Entzündung der Lungenhaut herrührende stechende Schmerzen. Seit dem 17. d. hat die Entwickelung' der Pleuritis auf gehört, der allgemeine Gesundheitszustand Ihrer Majestät ist aber fortvauernd Besorgniß erregend." Eine Commission unter Gurko hat folgende als für die augenblickliche Lage des Landes geeignete neue Repressivmaßregeln aufgestellt: Belagerungszustand im ganzen europäischen Rußland; Verdoppelung der Polizei armee; Einverleibung aller Hausmeister und Kutscher in die Polizei, und zwar sollen dieselben mit Revolvern und den weitgehendsten Polizeibefugnissen ausgestattet werden; die Ausbildung in umfassendster Art des Spiondienstes; die Polizeistunde soll zehn Uhr sein ; kein Parterrefenster darf verhängt werden; die strengste Beaufsichtigung aller Studenten, »uo sind dieselben verpflichtet, Uniform zu tragen, unv eine besondere Beaufsichtigung aller Briefe und sonstigen Sendungen. Bulgarien. In den letzten Tagen sind von den zurückgekehrlen, jedoch von der bulgarischen Regie rung zurückgewiesenen mohamedanischen Flüchtlingen sechzig aus Hunger und Kälte auf offenem Felde um gekommen. Sitzung der Meißner Strafkammer am 16. December. Als am Abend des 30. Oktober l. I. die Fort bildungsschüler in Riesa ihr Lehrzimmer verlassen und die offene Straße gewonnen hatten, entspann sich unter ihnen eine Rauferei, die Einem unter ihnen ein mehr wöchiges Krankenlager und einem Andern einen Platz auf der Anklagebank eintrug. Dieser Letztere war der Bildhauerlehrling Karl Otto Streubel, 15 Jahre alt, ein kleiner Knirps von entschlossenem Ansehen. Im Verlaufe der vorerwähnten Rauferei unterfing er sich, dem einen halben Meter längeren Fleischerlehrling Bruno Schneider mit den Worten: „So lang Du bist, so dumm bist Du auch!" den gänzlichen Mangel an Hochachtung vor dessen Geistes fähigkeiten zu bezeigen. Schneider wollte nun den Beweis dafür, daß Streubel im Jrrthum sei, durch ein paar durchschlagende Ohrfeigen führen, wurde hieran aber durch zwei Stiche verhindert, von denen der eine das Heraustreten des Netzes zur Folge hatte. Nur durch einen sehr glücklichen Zufall ist Schneider von dieser lebensgefährlichen Verletzung wieder genesen. Streubel, welcher die Urheberschaft dieses Angriffes hartnäckig leugnete, wurde nichtsdestoweniger für über führt angesehen und wegen gefährlicher Mißhandlung mit drei Monaten Gefängniß belegt. (M. Tgbl.) Tngcsgeschichle. Deutsches Reich. Berlin, 21. December. Der Reichskanzler Fürst Bismarck wird morgen von Varzin hier eintreffen, um das Weihnachtsfest in« Kreise ferner Familie zu verleben. Brs dahin ist auch die Taufe seines Enkels, des Ende November geborenen Sohnes seiner Tochter, der Gräfin Marie zu Rantzau, verschoben worden. Sehr schlimme Nachrichten sind cs, die jetzt täglich auS Oberschlesien berichtet werden, — diesem merk würdigen District, in dem sich eine auf das Höchste entwickelte Großindustrie dicht neben den primitivsten Culturverhältnissen befindet. Nach den Mittheilungen, welche der preußische Finanzminister im Abgeordneten hause über den Nothstand in Schlesien gegeben hat, sind die Kreise Ratibor, Rybnick, Kosel und Pleß zu meist heimgesucht und es kommen hinzu noch die Kreise Gleiwitz und Lublinitz. Im Gänzen ist heimgesucht ein Terrain von 97 Quadratmeilen mit 400 000 Seelen. 180000 Menschen dürften dem Nothstande anheimfallen. Die Reorganisation der Verwaltung des Reichs landes schreitet in sehr erfreulicher Weise vorwärts. Fast jeder Tag bringt Belege dafür, daß das Land immer mehr der Selbstständigkeit näher geführt und dadurch der Ausgleich früherer Gegensätze wesentlich ge fördert wird. Gegenwärtig ist die höchste Verwaltungs instanz, der Landesausschuß, in Thätigkeit getreten, um sich eingehend mit den Interessen des Landes zu beschäftigen. Von der Ostseeküste schreibt man der „Augsb.Allg. Ztg": Die noch vor wenigen Jahren so blühende Handelsrhederei in Königsberg, Danzig, Stettin, Kol- berg, Greifswald, Stralsund, Rostock, Wismar, Lübeck, Kiel und Flensburg kommt jetzt immer mehr in Ver fall, hölzerne Segelschiffe werden in allen diesen Orten kaum noch gebaut. Unter diesen Umständen herrscht unter der Seemannsbevölkerung an der gesämmten deutschen Ostseeküste jetzt Mangel an Beschäftigung und große Bedrängniß. Viele junge Matrosen melden sich, was früher niemals vorkam, aus Mangel an Verdienst als Freiwillige auf die deutsche Kriegsflotte, roch mebr aber wandern nach Südamerika aus. In London soll jetzt ein Bureau zur Anwerbung deutscher Seeleute, und zwar besonders solcher, die schon früher auf der Kriegsflotte gedient haben, für die chilenische Marine errichtet sein. Tas preußische Abgeordnetenhaus hat am 17. und 18. d. über die Petition der Elbinger Stadtver tretung um Wiederaufhebung des vom Cultusminister v. Puttkamer erlassenen Verbots der Benutzung der neuen Simultanschule verhandelt und dabei — nach dem der Cultusminister seine Haltung und die con- fessionelle Volksschule vcrtheidigt — den Antrag Gneist's, die Petition der Negierung zur Berücksichtigung zu überweisen, mit 245 gegen 147 Stimmen abgclehnt und mit gleicher Mehrheit den Commissionsantrag an genommen, über die Petition zur Tagesordnung über zugehen. Gegen den Antrag Gneist stimmten geschloffen die Conservativen, Polen, das Centrum und viele Freiconservative; für denselben u. A. auch die früher» Minister vr.Falk undHobrecht. Als auffällig wird hervorgehobcn, daß die Majorität dcS Abg. Wiedwald den Vorsteher der Elbinger Stadtverordneten, der — selbst Katholik — die Petition mit unterzeichnet hatte und am besten geeignet war, die Elbinger Verhältnisse zu erläutern, nicht zum Worte kommen ließ. Nack einer dem „D. Mbl." zngegangenen Meldung aus Wien ist der Abschluß eines österreichisch-deutschen provisorischen Meistbegünstigungs-Vertrags unmittelbar bevorstehend. Der Vertrag wird indeß weder Be stimmungen über den Rohleinen-Verkehr noch über das Appretur-Verfahren, noch über die Bahnwaggon- Frage enthalten ; darüber werden wahrscheinlich besondere Erklärungen auSgetauscht, wonach unerledigte Fragen beiderseits autonom, jedoch in freundlichem Sinne provisorisch geregelt werden. Meiningen, 17. December. Heute trat Herzog, Bernhard in sein 80. Lebensjahr; er ist nächst dem Kaiser der älteste deutsche Fürst und würde, wenn er nicht die Regierung niedergelegt, schon 1871 sein 50- jährigeS Remerungsjubiläum gefeiert haben. Großbritannien. Nach einer von der Regie rung veröffentlichten Mittheilung hat General Roberts im Lager von Sherpur außer 23 englischen Kanonen viele Geschütze verschiedenen Kalibers, welche während deS Krieges erbeutet wurden, ferner große Vorräthe an Mmntion verloren. 2500 Mann können die ver schanzte Stellung vertheidigen und würden alsdann 5000 Mann für eine Offensivaktion frei. Die Streit zu blasen ; da keine Röhre »um Einfahren deS QualmS! vorhanden war, zog er einfach den Rauch durch feinen Mund auS einer Pfeife, legte seinen Mund aick den, deS jungen Mädchen« und blie« ihr so den Rauch ein: und stehe! nach kurzer Zeit fand wieder eint Athemzug der schon Aufgegebenen statt. In diesem« Falle war der Qualm nicht nur durch den Kehlkopfs gegangen, sondern er hatte auch einen Reiz hervor gebracht, welcher ein Zusammenziehen der Nasenscheide wand und damit das Wiedereintreten der Respiration veranlaßt hatte. * Der „Luoslxptus xlodulrm" ist öfter als Fieber vertreibender Baum empfohlen worden. Neuer dings will nun Professor Mohler die Entdeckung ge macht haben, daß der Saft von den Blättern diese« Baumes auch Diphtheritis heilt. C. G. Deegen auS Köstritz in Thüringen theilt dies mit, mit dem Be merken, daß er den Baum in größerer Anzahl gezogen und Blätter davon gesammelt und getrocknet habe, di« er an Aerzte oder hülfesuchende DiphtheritiSkranke ohne Bezahlung »blassen wolle, unter der einzigen Bedingung, ihm von dem Heilerfolge eine briefliche Nachricht zu kommen zu lassen. Nach Professor Moßler sollen die mit Wasser.abgekochten Blätter deS genannten BaumeS, theeartig zubereitet, und deS Morgens und Abend« dem Kehlkopfe gurgelnd zugeführt, sich für die AthmungS organe ungemein wohlthuend erweisen. Börsenwochen-Bericht des Bankhauses Max Levenstein, Berlin ^V. Charlottenstraße 55. Jin Großen und Ganzen läßt sich über die verflossene Woche nur berichten, daß die AuswärlSbcweguna sich m wo möglich noch verftSrktcni Maße erhalten hat. Wie aus alten Anzeichen hervorgeht, ist das Ende dieser Hausseströmung, mag man über deren innere Berechtigung denken wie man will, vorerst gar nicht abzuschen. SclvftversiSndlich wird das Ende sein, daß nicht nur Mancher den schon sicher geglaubten Gewinn, sondern auch das Anlagekapital wieder daran geben muh. Daruin ist genaue Information vor allem nothwrndig, damit selbst in dcr Zeit des Rückganges der innere Werth des einzelnen EfsectS für die gesunkene Notiz entschädigt, und ein entsprechendes Rcincrträgnih dem Besitzer ein Aequivalent verflosst. Deutsche Eisenbahnen im ganzen nicht sc»rrege. Schlesische Werwe anfänglich durch Realisationen gedrückt, nahmen schließlich wieder bedeutenden Aufschwung Bergisch-Märkische hatten wider Erwarten keine besonders gute MonatSeinnahme, weshalb dieselben zeitweilig zurückgingcn: die Stimmung dasür bleibt aber andauernd fest und stellt sich die Notiz gegen die Borwoche höher. Trotzdem die Gcncralverfammlnng der Rheinischen Eisenbahn die StattSossctte acccptirt bat oder vielleicht weil dieses geschehen, wird der CourS eher zurückgehen. Für kleine Bahnen zeigt sich wieder Nachfrage, Halle-Guben und Berlin- Dresden höher: auch Nahebatm wird viel für Frauksurter Rechnung aus dem Markte genommen. Von Banken sind hiesige Unternehmungen bevorzugt. LS ist an dieser Stelle bereits früher darauf hingewiesen worden, daß die günstige Disposition des Localmarktes ihren Einfluß auf die Berliner Banken ausüben müsse, und die Spekulation wirft sich mit großem Eifer, da die Lourse nicht im Verhältnis; angezogen hatten auf dieses Feld. DiSconto, Deutsche Bank, Darmstädter, Berliner Handelsgesellschaft belebt und steigend, und zwar hat es den Anschein, als ob für die beiden ersteren diese Steigerung noch größere Dimensionen annehmen würde. Bergwerke spielen noch immer die Hauptrolle. Als das Interesse im Anfänge der Woche etwas nachließ, sind 2 hiesige Faiseurs nach Paris gereist, um dortige Häuser zum Kaufe von Montanwcrthen zu veranlassen. Es scheint dieses von Erfolg gewesen zu sein, wenigstens wurde hier viel für französische Rechnung gekauft und entstand daraufhin eine stürmische Nach frage für die leitenden Papiere. Dieselben (Laurahüttc und Dortmunder Union) haben einen Tours erreicht, der zwar bei der hiesigen Animirthelt des Marktes noch viel Weller sich er höhen kann, aber andererseits auch große Gefahren in sich birgt. Bedeutend aussichtsreicher sind überhaupt diejenigen Bergwerke, die ihren Schwerpunkt in der Kohlenförderung haben und zeigt sich besonders große Vorliebe für Bergisch-Märkischen Bergwerk verein, welcher nur eine einzige Verbindlichkeit (400,000 Rm. Prioritäten) besitzt und bei der jetzigen Lonjunctur natürlich sehr günstige Resultate erzielen mutz, welche sich, da das Geschäfts jahr am l.Juli beginnt, bereits in der diesjährigen Dividende ausdrücken. Das Papier ist zumeist deshalb zurückgeblieben, well selbst bei bedeutend höheren Loursen nur geringes Material am Markte ist. Harkort und Hörder find derattia gestiegen, daß bei normalen Verhältnissen ein« weiten Erhöhung kaum ermattet weiden kann. Auch Braunschw. Kohlen», und Hibrrnia werden —da das Geschäftsjahr mit diesem Monat zu Ende geht — vorläufig ihren Höhepunkt erreicht haben. Schlcfisch« Kohlen wurden in großen Summen gekauft: und zwar hisher bei steigendem Louise, weshalb aber um ,o mehr auf einen Rück schlag zu rechnen ist, al-selbstverständlich nunmehr Realisationen eintreten. Auf dem Gebiete der Jnduftriepapiere und Brauereien hören die anonymen Reclamcnannoncrn xlcht auf. Es wäre wünschenSwetth, daß entweder die betreMde Verwaltung selbst dagegen auftritt, wie bei der Spinnerei Solbrig, oder, daß der getäuschte Lapitalist gegen den Inserent Letztere« soll in einem Falle mit gutem AhrenS Brauerei und Pyrmonter Str «nlagepapiere und ziehen langsam aber Beilage zum „Elbeblatt und Anzeiger". — >-' ' > .u . , .. . . - —1 150 Dienstaa, dm 23. December 187S. 32. Jshrß. , Vermischtes. * Die furchtbare Kälte dieses Winters, die so recht geeignet erscheint, tollen Uebermuth einigermaßen in den Schranken zu halten, hat nichtsdestoweniger in Laurahüttc, in Oberschlesien, zu einer unsinnigen Wette Veranlassung gegeben. An einem Tage, wo das Ther mometer auf einundzwanzig Grad unter Null gesunken war, wettete ein fünfzehnjähriger Barbierlehrling mit seinem Freunde um zwanzig Pfennige, daß er trotz der Kälte barfuß um ganz Laurahüttc, eine Strecke von mindestens 1 Kilometer laufe» würde. Er begann nun wirklich den Lauf mit nackten Füßen, allein recht bald mußte er seine übermüthige Thorheit bereuen. Er hatte kaum die Hälfte deS Weges zurückgelegt, da konnte er nicht weiter; gerade am Lazareth blieb er liegen und mußte in dasselbe getragen werden, denn an dem einen Fuße hatte er sich 2, am andern 3 Zehen erfroren. Außerdem sind durch den Frost beide Fersen aufgesprungen geworden. * Tabakrauch t o d. In Algier hat rauch mit Erfolg bei gegen den Schnntod scheiptodt in einem Luft/.mit Kohlensäure geschwängert war." Alle Mittel, daS vollständig ausgesetzte Athmen wieder herbeizuführen, waren vergeblich gewesen, da kam dem Arzt der Ge danke, der Scheintodten Tabaksqualm in den Mund