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846 darin) warm die Eisenbahnverbindungen nicht in dem Maße unterbrochen wie jetzt, die Entfer nungen der Truppen viel geringer, die Dislokation der Truppen nicht so au-gedehnt, ihre Mafien nicht so gewaltig, wie jetzt. Wenn daher jetzt auch briefliche Nachrichten länger au-bleiben, so liegt deshalb ein Grund zur Beunruhigung über da- Geschick der betreffenden Angehörigen oder Freunde noch nicht vor. Die Briefverspätungen find unabwendbar. Die verloren gehenden Corre- spondenzen aber bilden einen verschwindend klei nen Bruchtheil der vielen Millionen von Sendungen, welche der in unablässiger Tbätigkeit begriffene Organismus der Feldpost trotz der entgegenstehen den außergewöhnlichen Schwierigkeiten mit voller Sicherheit an ihre Bestimmung führt. Dieses sehr umfangreiche (in der Officin der Herren Picken hahn u. Sohn in Chemnitz gedruckte) Actenstück hezeugt von Neuem, wie sehr oas Gcneralpostamt des Norddeutschen Bundes es sich angelegen sein läßt, den Wünschen und Beschwerden des Publi kums entgegen zu kommen. Es wird der Wort laut dieser Ansprache in ausgedehntester Weise in dem Gebiete des Norddeutschen Bundes zur Ver breitung gelangen. (Als Beleg hierfür theilt das „CH. Tgbl." mit, daß in der Buchdruckerei von I. C. F. Pickenhahn u. Sohn binnen 4 Tagen 200,00V Exemplare der betreffenden Denkschrift gedruckt wurden, welche in sieben Oberpostdirections- bezirken des Norddeutschen Bundes dem Publi cum übergeben werden sollen.) Im Auftrag des Internationalen Ver eins haben sich heute Morgen die Herren Kam merherr von Zehmen, Hofrath Di-. v. Zahn und und vr. mell. Fritz Schurig über Hof nach Pont-i>- Mousson und dem Kriegsschauplatz begeben, um den sächsischen Lazarethen über 100 Kisten mit Lazarelh- und Verpflegungsbedürfniffen der ver schiedensten Art zuzuführen. In ihrem Gefolge befinden sich auch drei Lazarethgehilfen. Ebenso reiste Hr. Kaufmann Richard Scheller über Leip zig nach Saarbrücken ab, um im Auftrage des Vereins, der zur Stillung der Noch am Rhein jetzt Beiträge sammelt, eine Anzahl Matratzen, Decken und Binden, über deren Mangel beson ders geklagt wird, nach der dortigen Gegend zu bringen. Berlin, 28. August. Ueber die drei zu bildenden Reservearmeen am Rhein, bei Berlin und bei Glogau wird der „K. Z." gemeldet, daß die zweite bei Berlin die stärkste werden soll. Das genannte Blatt fügt hinzu: „Wir vermuthen, daß die Armee, welche am Rhein zusammenge zogen werden soll, zunächst zum Nachschub für unsere in Frankreich operirenden Truppen dienen wird, nebenher aber auch die Bestimmung hat, gegen etwaige gegen uns gerichtete Schritte Italiens, dessen Haltung fortwährend eine un- stchere ist, ein Gegengewicht zu sein. Auch die beiden anderen dürften sich damit erklären, daß die Gesinnung der neutralen Mächte nicht durchweg eine derartige ist, daß man von Vor sichtsmaßregeln absehen könnte. Die Armee am Rhein wird übrigens aus nord- nnd süddeutschen Reserven bestehen und vom Großherzoge von Mecklenburg kommandirt werden." Schleswig, 26. Aug. Die „Jtzeh. Nachr." melden, daß die Regierung in Schleswig auf eine an sie gerichtete Anfrage mittelst RescriptS vom 19. d. Mts. erwiderte, daß übereinstimmend mit einem Rescripte des Oberpräsidenten vom 14. das Verbot der deutschen Fahnen (schwarz-roth-gold) vom September 1866 unter den jetzt eingetrete nen gänzlich veränderten Umständen als wegfällig zu betrachten sei. Karlsruhe, 26. August. Die „Karlsruher Zeitung" schreibt an der Spitze des Blattes, daß die traurige Aufgabe, über französische Barbareien m berichten, leider noch nicht beendet sei. Die Zeitung berichtet alsdann, mehrere vor acht Tagen aus Straßburg ausgewiesene deutsche Arbeiter hätten bei amtlicher Vernehmung übereinstimmend ausgesagt, daß am 17. ds. ein Turko mit dem abgeschnittenen Kovf eines Mannes, angeblich ei ne» deutschen Offiziers, unter dem Jubel der ent menschten Menge, darunter namentlich zahlreiche französische Soldaten, durch die Straßen gezogen sei. Die „Karlsruher Zeitung" möchte solche Scheußlichkeit gern in das Reich der Fabel ver weisen, aber die in zahlreichen Details überein stimmende eingehende Aussage von acht Zeugen taffen kaum einen Zweifel zu. Da» genannt« Blatt enthält ferner einen neuen ausführlichen Bericht au» zuverlässiger Quell« über die Aus weisungen der Deutschen aiis Frankreich. Wien, 27. Lug. Der Kaiser ist heute Mor gen» von Neuberg hier angekommen, in der Hof burg abgestiegen, bat im Laufe des Vormittags den Minister der Jnnem Grafen Taaffe sowie später den Reichskanzler Grafen Beust und wird morgen den russischen Gesandten v. Novikoff nnd den französischen Gesandten Grafen MoSbourg empfangen. Paris, 27. August. Da» „Journ. offic." bringt folgende Mittheilung: „Der Papst hat den Cardinal Antonelli beauftragt, dem Cardinal Bonaparte zu schreiben, daß er nicht aufhöre, die glühendsten Gebet« für Frankreich und die kaiser liche Familie an Golt zu richten, und daß er bet Gelegenheit des Festes vom 15. Aug. noch drin gender den himmlischen Schutz auf Frankreich und den Kaiser herabrief." Paris, 30. August. (W. T. B. Auf indi rektem Wege.) Das „Journal ofsiciell" meldet die Absetzung des Maire» von Epernay; als Grund wird angegeben, daß derselbe den Bür gern empfohlen hätte, den einrückenden deutschen Truppen keinen Widerstand entgegen zu stellen. In einer Depesche aus Schlettstadt wird ge meldet, daß seit zwei Tagen ein sehr lebhaftes Feuer unterhalten würde. Der „Constitutionnel" vom 25. August enthält die Bestätigung, daß die Preußen plötzlich in ChLlons erschienen und 80 Waggons voll Kriegs material, Gepäck und Lebensmittel auf dem Bahn hofe Wegnahmen. Als sich am 24. d. preußische Eklaireurs 15 Kilometer vor Rheims zeigten, war die Stadt ohne alle Vertheidigung und man schickte sich bereits an, die Stadt zu übergeben. Officielle Depeschen. Riesa, 30. August, 7 Uhr 21 Min. früh. I) Von der Armee sind in den letzten Tagen mehrfache Telegramme eingegangen, die indeß 3 bis 4 Tage bedurften, um in Berlin einzutreffen, und somit von Privatnachrichten überholt wor den sind; nicht bekannt bis jetzt war, daß die französischen Generale Frossard und Bourbacki verwundet sein sollen. 2) Großes Hauptquartier, den 28. August, Abends 7 Uhr. Gestern siegreiches Ge fecht des 3. Sächsischen Reiterregiments, 1. Es kadron des Ulanen - Regiments 18 und der Batterie Zenker gegen sechs Escadrons franzö sische Chasseurs in der Gegend von Bousancy. Der französische Commandeur verwundet und gefangen. v. Podbielski. Riesa, den 30. Aug., 11 Uhr 26 Min. Vorm - Den 30. August Morgens 2 Uhr ist aus dem großen Hauptquartiere ein Telegramm des Ge neralquartiermeister v. Podbielski eingegan gen, daß bereits den 25. August 8 Uhr Abends aufgegeben war. Da der Stand der Dinge bei der Armee seit dieser Zeit verändert ist, so mag von den gege benen Nachrichten nur die mitgetheilt werden, daß in unsre Hände eine Correspondenz gefallen ist, die von der in Metz eingeschloffenen Hauptarme« durch einen Spion nach Paris abgeschickt wor den war. Mundolsheim, 30. Aug., Vorm. 10 Uhr- Die Parallele bei Schiltigheim, 600 — 800 Schritte von den Werken, ist heute Nacht von der combinirten Infanterie-Brigade ohne Verlust und Widerstand eröffnet. 42 Geschütze sind neu in die Batterie geführt und feuern. v. Werder. Varennes, 30. August, Nachm. 2'/, Uhr. Avantgarde 12. Armeecorps hatte heute Nach mittag glückliches Gefecht bet Nouart mit Trup pen französischen fünften Armeecorps. Die die Verbindung von Thionville mit Paris vermittelnde Eisenbahn Thionville-MeziereS an zwei verschiedenen Stellen durch diesseitige Deta chements unterbrochen. Zwei preußische Husaren- Escadron» stürmten abgeseffen Vohcy, machten daselbst viele gefangene Turco», Infanterie, Pompiers. Telegramm an Königin Augusta in Berlin. Varennes, 30. August, 3 Uhr 30 Min. Nachm. Wir hatten gestern «in siegreiche» Ge fecht durch das 4., 12. (Sächsische) unh 1. Bay rische Corps. Mac-Mahon geschlagen und von Beaumont bis über die Maas bei Touzon zurückgedrängt. Zwölf Geschütze, einige tausend Gefangene und sehr viel Material in unseren Händen. Verluste müßig. Ich kehre soeben auf das Schlachtfeld zurück, um Vie Früchte de» Sieges zu verfolgen. Möge Gott uns ferner gnädig hel fen wie bisher. Wilhelm. Riesa, den 1. September. Es wird Auf klärung noch bedürfen, welchen Tagen Anvant- gardegefecht bei Nouart und Schlacht bei Beau mont stattgefunden. Nach Sachlage ist Gesecht 29. Angusi geliefert. Schlacht 30. August ge schlagen. Jedenfalls ist Bezeichnung der Daten auf Depeschen noch zu verifiziren. Neueste Nachrichten. Aus dem großen Hauptquartier, vom 28. August 7 Uhr Abends wird gemeldet: Gestern (Sonnabend) siegreiches Gefecht des dritten kgl. sächsischen Reiterregiments (4 Schwadronen, Com mandeur: Oberst v. Standtsest, Standquartier: Borna und Pegau), der 1. Schwadron des kgl. sächsischen zweiten Ulanenregiments Nr. 18 und der Batterie Zenker (erste reitende Batterie des Feldartillerieregiments Nr. 12) gegen 6 Schwa dronen Chasseurs, in der Gegend von Buzancv (zwischen Stenay und Grand Prä, nordöstlich von Vouziers). Der französische Commandeur wurde verwundet und gefangen. Das bei dem glänzenden Cavaleriegefechte vom 27. August in der Gegend von Vuzancy (vcrgl. oben) auseinander gesprengte und säst aufgerie bene französische Chaffeurregiment war das 12. unter Oberstlieutenant Laporte. Derselbe ist, au ßer vielen andern Gefangenen, verwundet in un fern Händen. Brüssel, 29. August. Cingetroffene Pariser Blätter, namentlich die „France", bestätigen die Meldung, daß in Paris schon jetzt stark die Rede ist von einer theilweisen Verlegung der Regierung nach einem westwärts gelegenen Orte, falls die Verbindungen zwischen der Hauptstadt und den nicht occupirten Departements unterbrochen wer den. Es würden dann 2 oder 3 Mitglieder des Cabinels sich nach Bourges oder Tom begeben, um die weitere Vertheidigung zu organisiren. Die Bank und vier große Eiseilbahngesellschaften hät ten ebenfalls die Erlaubniß nachgesucht, für den selben Fall ihren Sitz von Paris zu verlegen. Die „ Jndependance beige" erfährt, daß Rheims in Äertheidigungszustand gesetzt ist. Die Demolirung der in dem Bereiche der Be festigungen liegenden Häuser hat bereits begonnen. Brüssel, 30. August. Das belgische Obser vationscorps hat sich mehr und inehr nach den äußersten Grenzen hin concentrirt. Der größere Theil der hiesigen Garnison wird einen Bestand- theil des Observationscorps ausmachen. Die er sten Truppenabtheilungen rücken schon heute ab. Brüssel, 30. August. Der „Jndspendance" zufolge ist das Hauptquartier Mac-Mahon's zu Sedan, woselbst auch Napoleon mit seinem Sohne sich befinden soll. Karlsruhe, 29. August. Die heutige „Karlsr. Z." meldet: Der Bischof von Straßburg hat einen Vermittelungsversuchgemacht. Derselbe kam nach Schiltigheim hinaus, wo Namens des Generals v. Werder der Chef des badenschen Generalstabes Oberstlieutenant v. LescinScy mit ihm conferirte. Der Biskhof fand das Bombardement dem Kriegs rechte widersprechend ; seine Ansicht wurde wider legt; er bat dann, den Abzug der Bevölkerung zu gestatten, welche Forderung abgelehnt wurde. Die Bitte des Bischofs um einen 24 stündigen Waffenstillstand wurde angenommen, falls binnen einer Stunde gemeldet werden würde, daß der Gouverneur von Straßburg überhaupt unterhan deln wolle; auch wurde derselbe eingeladen, heraus zu kommen und von den Angriffsanstalten Kennt- niß zu nehmen, eventuell könne da» durch einen Stellvertreter geschehen. Bei der Rückkehr wurde auf den Oberstlieutenant v. LeScinscy, obwohl er die Parlamentärslagge selbst in der Hand trug, ein förmliches Pelotonfeuer eröffnet; die Flagge wurde von Kugeln durchlöchert. Der Vermittel- ungSversuch war selbstverständlich erfolglos. Das Bombardement dauert mit kurzen Unterbrechungen fort. Es gelangen jetzt Geschütze des schwersten Kalibers zur Verwendung. „ Brüssel, Mittwoch, 31. August. (W. L.B-) Di« „Ttoile beige"meldet aus Carignan vom