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Kalamität. Ihr Verhalten während der Epidemie hatte wesentlich dazu beiyetragen, ihr Ansehen zu erhöhen, obwohl ihre Kunst nichts gegen die Krankheiten vermochte' Zwischen 1361 und 1382 hat die Geschichte der Medicin noch vier „Pesten" verzeichnet, die ebenso ver liest». Die Pest, welche 1528 in Ober-Italien herrschte, tödtete die Menschen etwa« langsamer, da sie gemeinig lich erst am. sechsten Tage starben. 1534 herrschte im südlichen Frankreich eine Pest, wo die Menschen schleunig, wie vom Schlage gerührt, zu Boden fielen, ohne daß sie äußerlich da« geringste Zeichen der Pest an sich trugen. Während der schrecklichen Pest, die 1564 zu Freiburg im BreiSgau große Verheerungen anrichtete, beobachtete man, daß sie sich als Nasenbluten verlarvte und der gestalt schnell tvdtlich wurde, ohne ein anderes Symptom der Pest hervorzubringen. Im Jahre 1708 herrschte in Preußen und im südlichen Deutschland die Pest; darauf herrschte eine sehr gefährliche, schnell tödtende Pest 171'1 und 1714 durch ganz Deutschland und Dänemark; in Kopenhagen wüthete sie hauptsächlich unter den einfachen Leuten und raffte zwei Fünftel der Einwohner weg. 1770 bis 1771, während deö russisch türkischen Krieges, brach die Pestgeißel über die Donau- Fürstenthümer herein und drang bis in Has Herz Rußlands. In Moskau, im Jahre 1770 fast noch eine orien talische Stadt mit 230,000 Einwohnern, in welcher sich eine Fülle socialer Nebel vereinigte, zeigten sich schon im November 1770 verdächtige Krankheiten, wie z. B. Petechialfieber. Bald darauf entdeckte der Ober arzt Ur. Schafonskij in dem seiner Leitung unterge benen Hospitale Krankheitsfälle, welche er mit Ent schiedenheit als Pest bezeichnete. Andere widersprachen dieser Ansicht, weil alle Ortschaften zwischen Siävsk im Gouvernement Orel, woselbst die Pest als nächster Ort sich befand (315 Werst — 45 deutsche Meilen von Moskau in südlicher Richtung entfernt), völlig gesund seien. Noch im März des Jahres 1771 wurde der Kaiserin Katharina die zu Moskau herrschende Seuche als „eine Art Nervenfieber mit Flecken" be zeichnet. Jedoch sckon im strengen Winter des Jahres 1770—71 erreichte die Pest bereits eine bedeutende Ausdehnung in Moskau, obschon Ur. Hecker sagt, es seien nur einzelne, nämlich 130 Pestfälle, die noch ver heimlicht wurden, vorgckommen. Ur. Bluhm dagegen berichtet, daß der Adel in üppigen Festen schwelgte, während das Volk durch Hunger (es war Mißwachs gewesen) und die Pestseuche gelichtet wurde. Am 9. März 1771 zeigten sich in der kaiserlichen Tuchfabrik ent schiedene Fälle der Pest. Man schritt sofort zur Räu mung derselben; aber bereits waren viele der Arbeiter geflohen oder hielten sich verborgen. Von ihnen wurde, wie die Doctoren Tsgelskij und Schafonskij zeigten, die Mehrzahl der ferneren Erkrankungen herbeigeführt. Aber noch immer leugneten die meisten Aerzte Moskau's die Anwesenheit der Pest in Moskau, bis Ui-.Orraeus, welcher auf der Durchreise von der Armee am 18. März in Moskau eintraf, dieselbe mit Entschiedenheit bejahte. Bei dieser Nachricht ergreifen drei Viertel der Be wohner, besonders der Adel, die Flucht, unter ihnen der Generalgouverneur Soltykow und noch andere der höchsten Beamten. Um dem Verderben zu wehren, ergreift man die strengsten Maßregeln, aber um so mehr wird die Krankheit vom Volk verheimlicht. Im April sterben bereits 778; heiteres Wetter im Mai und Juni führt einen entschiedenen Stillstand herbei; aber im Juli steigt die Sterblichkeit auf 1708, im. August auf 7268, im September erreicht sie, bei täglich 600—1000 Tobten, die entsetzliche Höhe von 21,401!!! Die Wuth der Seuche, mehr noch die Habgier der niederen Polizei, welche den Erkrankten nur die Wahl läßt, im Pcsthospital fast sicher dem Tode zu verfallen oder sich loszukaufen, verursachen einen Aufruhr, der sich besonders gegen die Aerzte und die Geistlichkeit richtet. Der Metropolit Ambrosius Kamenskij tritt dem wüthenden Pöbel entgegen und wird erschlagen. Da .erstickt der Generallieutenant Jeropkin mit Kartätschen die Wuth der Empörer. — Um diesen Schrecknissen Einhalt zu thun, schickt nun mehr die Kaiserin Katharina den bekannten Grafen Orloff nach Moskau. Vr. Tode, Stabsarzt des Peters burger Senats, begleitet ihn. Gar bald gelangt in vr. Tode'S Hände die Leitung der Pestangelegenheit, der er sich mit dem größten und uneigennützigsten Eifer hingab. Im October stellte sich bereits eine Verminderung der Verheerungen ein (17,561 Todte); im November (5258 Todte) war der «Nachlaß ent schieden, noch mehr im December (805 Todte). Seit dem 9. Januar, an welchem daS Barometer ein« lange nicht dagewesene Höh« zeigte, erlosch die Seuche voll ständig. — Bei der allgemeinen Reinigung der Haupt stadt fanden sich tausend verborgen gehaltene Leichen. Die Sefammtzahl der von der Seuche Hinweggerafften 6 erhob sich auf mehr al« 52,000, während die mittlere jährliche Sterblichkeit damals 7000 in Moskau betrug. (Magd. Z.) Vermischtes. * Ein Markt, der nicht im Kalender steht und doch zu den merkwürdigsten gehört, ist der HerrathSmarkt zu Suwalki in Posen. Derselbe findet jährlich zwei mal statt. Die heirathslustigen Mädchen stellen sich auf dem Markte in dreifacher Reihe auf und die Burschen, die sich eine Frau nehmen wollen, suchen und wählen ost lange, denn Wahl bringt Qual, bis jeder endlich die Rechte findet und sie handelseinig werden, worauf er die Braut im Wagen und noch lieber im Schlitten heimführt. Den Tag über herrscht ein tolles Treiben. Wohl an die sechzig Schlitten fahren, von Brautpaaren besetzt, pfeilschnell durch die Straßen, während die Mäd chen, die keinen Mann gefunden haben, bis zum Ein bruch der Dunkelheit auf dem Markte bleiben und dann verstimmt heimkehren. Ländlich, sittlich! * Von Doggen zerrissen. Ein bcklagens- werther Unglücksfall hat sich vor einigen Tagen im Dorfe Dakowy bei Grätz (Regbz. Posen) ereignet. In jenem Dorfe hat ein Gutsbesitzer vier kräftige Bull doggen, die bei Tage an Ketten lagen, des Nachts jedoch vom Wächter losgemacht und zum Wachen benutzt wurden. Der auf dem Gute beschäftigte Wirthschaftsvoigt war an jenem Tage länger als gewöhnlich auf dem herr schaftlichen Hofe geblieben und deshalb wollte seine Ehefrau ihn aus irgend einem Grunde nach Hause holen. Als die Frau auf dem Hofe angekommen war, um kreisten die starken Hunde die unglückliche Frau, fielen dann nach kurzem Bellen über dieselbe her und bissen sie buchstäblich todt. Große Stücke Fleisch sind dein beklagenswMhen Opfer aus dem Leibe und von den Füßen abgerissen worden, sodaß, als Hülfe kam, die Frau schon derartig zugerichtet war, daß sie nach einigen Minuten ihren Geist aufgab. Literarisches. Das 13. Heft der „Illustrieren Welt" (Verlag von Eduard Hallberzcr in Stuttgart und Leipzig) enthält: Text: Wenn Frauen hassen. Roman von Fr. Hen'el. Deutsche Wörter und Redensarten. Nach Ursprung und Bedeutung er klärt von C. Bruch. - Servatius und Pankratius. Eine Ge schichte aus Galizien von Sacher-Masoch. — Auf einsamem Felsenriff. Roman. Deutsch bearbeitet von Max von Weitzcn- thurn. — Denksprüche. — Aus Natur und Leben: Der orien talische Kaffee. — Für das junge Volk: Spiele; Logogryph; Arithmetische Aufgabe. — Humoristische Blätter: Anekdoten und Witze; Reue Bauernregeln. —Aus allen Gebieten: Erfindungen, Gesundheitspflege; Küche; Landwirthschaft. — Lottericzichungen im Monat Februar. —'Rösselsprung. — Büdcrrathsel. — BetonungSräthsel in drei Sylben. - Kleine Korrespondenz. — Anfragen. — Antworten. — Tageschronik auf dem Um schlag. Illustrationen: Frau van der Werst besucht das Kind des Herrn von Schalken, zu „Wenn Frauen hassen". — Früh ling im Winter. Gemälde von G. A. Storch. — Moschee in »abylien. — Großherzogin Alice und Prinzessin Maria Viktoria Feodore Lcopoldine von Hessen. — Ein wichtiger Besuch. — Ein Blick in die Südstrabe von New-Jork. Originalzeichnung. — Ein Gemüsehändler in Valencia. — Stratzenscenen ans Königsberg. Nach Skizzen von W. Rohr. — Der verliebte Kater. Nach Skizzen von Ad. Becker. Preis pro Heft nur 3« Pfennig. Alle Buchhandlungen und Postanftalten nehmen Bestellungen darauf entgegen. Die neueste Nummer des „Schalk" (Nr IS) hat folgenden Inhalt: Schalk's Fibelverfe. Originalzeichnung von Eduard Grützner. — Feuilleton des Schalk. Redigirt von vr. Nör- aelcr, Originalzeichnung von C. v. Grimm. — Zwei Perrückcn. Noch eine JnspicirungS-Geschichtc von A. v. Winterfeld, Ori ginalzeichnung von Ludwig Burger (Schluß). — Im Thicr- gartcnviertcl. Originalzeichnung von O. WiSnieSki. — Eine Korrespondenz. Originalzeichnungen von I. Kleinmichel. Der „Rechts-Schutz", Freisinniges Organ zur Belehrung und Aufklärung auf dem Gebiete des RechtSwcsens, sowie zur populairen Beurtheilung richterlicherEntscheidungen :c., erscheint wöchentlich einmal und ist durch die Post, sowie durch alle Buchhandlungen und die Expedition, Berlin 8.1V , Leipziger- Straße 50, zum Preise von Mark 1,56 pro Quartal zu be ziehen. Nr. 6 enthält: Noch einmal Gelehrten-, Geschwornen- odcr Schöffengerichte. Das Gerichtsverfassungs-Gesetz für das Deutsche Reich. Appellationsgründe in Strafsachen. Versuchte Erpressung. Gehälter der Preuß. Richter. Tprcchsaal. Rath und Auskunft. — Briefkasten. Ein Mord in Gedanken (No velle) rc. Kirchennachrichten für Riesa. Getaufte: Franz Herrmann, Karl Heinrich Pauls, Handarb. in R., S. — Linna Marta, der Auguste Emilie Meister, Dienstmädchen in R., unehel. T. — Anna Marie, d. Carl Friedrich Walther, Hdarb. in R., T. Beerdigte: Anna Bertha, Karl Eduard Wils dorfs, Hammerarb. u. Einw. in R., T., 4 M. 26 T. — Ein todtgeb. S. Franz OSkar Zschätzsch, Restau rateur u. Einw. in R. Tageskalender. Abfahrt der Etfenbahnzüae von Riesa nach Dreibein * 6 U. 54 M. früh, * s. 50 Vorm. st 10. S4 vm., ** 1. 2t Nm., * 5 Nm., * g. 22 Abds. f-a. 17 Abds., st u. 13 Nachts; - nach Leipzig: st 5.U.18 M. früh, * 7. 4V vm., ** 9. 5 vorm., *» 12 52 Nm., *» 3.4S Nm., * 7. NAbds., »»8. 56 «bds., ** 12. S1 NachiS; -- nachEhewnktz: * 4 U. 56 stütz, ** 8. 4V Borin., ** l l. 4« vorm., ** 3 50Nachm., - V. 26 Abds; —nach Röderau: * 4 U. 56 M. früh, -s- >6. 28 Vorm.. ** 3. 5 Nm., * 8. 25 «bds.; - nach Elsterwerda: * 7 U früh, "1.41 Nm., * s. 5 Abdi.; — nach Lommatzsch: * 5. 25 stütz, ** 11.25 vorm., * 6U1 Abds.; ** 9.36 ildds.; — von Röderau nach Berlin: * 5 U. >6 M. früh, st 16. 4! Vorm., ** 3.26 Nachm., st7.25 Abds.,* 8. 43 Abds.; - von Röderau nach Dresden: "SU. 3l M. Bonn., stN. 17 Vm., *3.25 Nm., st 6. 31 Nm., **11. 46 Nachts Die mit * versehene» Ziffern bezeichnen Züge, welche I., II., III. und IV. Elaste führe», die mit ** versehenen sind Personcnzügc mitII. und III. Classe, dagegen die nut st versehenen sino Lourierzüge mit I., II. und 1U. Elaste Ankunft der Eiscnbahnzüge in Riesa von Dresden: 5 u. 14 M. früh, 7. 38 Vorm., s. 1 Vm. 12. 47 Nm., 3. 43 Nm., 7. 6«bdS.,8. 52 Abds., 12.26 Nachts. — von Leipzig: 6 ll. 48 M. früh, 9 44 Von»., 16 29. Von»., 1. 15 Nachm., 4. 54 Nachm., 9. ll. Abds., s. 13 Abds. 11. 8 Abds.; - von Chemnitz: 6ll. 38 M früh, 16.26. Vorm., 2. 57 Nachm., 8. 17 AbdS, 11. 33 Nachts; — von Elsterwerda: 6. 35 stütz, 11. 18 Vorm. 5. 55 Nchm. — von Lommatzsch: 6. 47 früh, 12. 47 Nachm. 8. 3i Abds., 16. 52Nachts. — von Röderau: 9. 46 Vorm. ll. 32Vorm., 3. 3t Nachm., 11. 54 Abds. Personcnposten. Von Riesa nach Strehla 8 llhr 15 Min. frütz, 8 Uhr 36 Min. Abends. — Von Strekla nach Riesa: 5 Uhr 30 Min. irütz, 7 Uhr Abends. Botenpost von Riesa nach Strehla 5. 15 Nm. - Von Strehla nach Riesa i 55 Nm. Bade-Anstalt Riesa. Wannen- und Dampf bäder. Badetage: Dienstag, Donnerstag und Sonn abend. Vormittag für Herren, Nachmittag für Damen. Ein Logis mit Zubehör ist veränderungs halber für 75 Mark zu vcrmiethen und zu Ostern zu beziehen. Zu erfragen in der Expedition d. Bl. Eine Ltnbe ist zu vermiethen in Gohlis Nr. 53 st. 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