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Mutmaßliche Witterung: Lebhafte südliche Winde; beiter; Temperatur wenig geändert; vorwiegend trocken. Das neue Königliche Schauspielhaus wurde gestern in Gegenwart Sr. Majestät des Königs und einer iklustren Gesellschaft eröffnet. Uebcr das Befinden der Großherzvgin von Sachsen-Weimar wird ein ungünstiger Krankhcits- bericht ausgegeben. Eine reichsgesetzlichc Regelung der Wanderfür- sorge ist in Aussicht genommen; ein entsprechender Gesetz entwurf wird dem BunLesrat zugehen. Die Sitzungen der parlamentarischen Unter such u u g s k o m m i s s i o n für die R ü st u n g s l i e fe rn n g e n werden Anfang November im Reichstag be ginnen. Tie Bestimmungen zur Ausführung der am 1. Oktober in Kraft tretenden R e i ch s st c m p c l a b g a b c von Gesellschaften und Versicherungen sind in den Bundesraloausschttsseu beschlossen worden. Die Verhandlungen: deS Deutschen Richtertagcs in Berlin sind zum A b s ch l u j s e gelangt. Die radikale Mehrheit der Tschechen beabsichtigt, die kommenden Verhandlungen im österreichischen Neichsrat durch schärsste Obstrukti on unmöglich zu machen. Nach einer i» Kiew cingctrvfsenen Meldung ist die Gräfin TarnowSka vom König von Italien be gnadigt worden. Nach einer offiziösen Meldung ist zum Frühjahr mit dem Abschlüsse eines türkisch-bulgarischen Bünd nisses zu rechnen. Der Konflikt zwischen Japan und China nimmt bedrohliche Formen an; in Nanking sind 38 008 Mann chinesischer Truppen zusammengezvgen. Gewittergrollen imsernenSsten. Die Spannung zwischen Japan und China. In Ostasien gehen ernste Tinge vor. Die Beziehungen zwischen China und Japan sind in einen Zustand der Spannung geraten und diese Spannung ist täglich im Wachsen begriffen. Die japanische Presse ist außerordent lich erregt und bringt Branvartikcl gegen China. Das Volk in Tokio durchzieht lärmend die Straßen der Haupt stadt, veranstaltet Kundgebungen vor dem Ministerium des Auswärtigen und verlangt von den verantwortlichen Staatsmännern sofortiges und energisches Cinschrciten gegen China. Meetings werden auf offener Straße und in geschlossenen Räumen veranstaltet und die Teilnehmer Hetzen in ihnen offen zum Kriege. Sie können das, weil die Regierung ihnen kein Hindernis in den Weg legt. Ja, man hat den Eindruck, daß die sonst ein außerordentlich scharfes Polizeircgimcnt ausübende japanische Regierung im Grunde genommen die Volksbewegung billigt, sie schließlich gar unterstützt oder inszeniert. Denn es liegt auf der Hand, daß man, auf eine Volksbewegung gestützt, ganz anders auftreten und erheblich schärfere Forderun gen aufstcllcn kann als ohne diese moralische Hilfe. Der Anlaß zum Konflikt ist ein außerordentlich fadenscheiniger. Bei den Revolutiviisuiirnhen im chinesischen Süden, insbesondere bei den Kämpfen um Nanking, sind einige Japaner getötet worden. Das ist nicht weiter verwunderlich, da »ach authentischen Nach richten zahlreiche Japaner, darunter auch Offiziere, an den Kämpfen der Rebellen gegen die chinesischen Nordtruppen tcilgcnommen haben. Tie Regierung des Mikado be hauptet nun, der Wahrheit zuwider, die Getöteten seien friedliche japanische Bürger gewesen, und das leicht gläubige japanische Volk zweifelt nicht daran. Das Aus wärtige Amt in Tokio hat daraus unter dem Eindrücke der Volksstimmung der chinesischen Regierung am ll. d. M. eine Reihe von Forderungen überreiche» lassen, die sich bezogen erstens auf die Tötung des japanischen Leutnants Nihimira in Hanla» am 1l. August, dem die Uniform her- untergcrisscn und der an den Händen aufgchängt wurde, zweitens die Verhaftung eines anderen Offiziers in Schantung und endlich und vor allem aus die Tötung von Japanern in Nanking, und das Verlangen nach Be strafung der „Schuldigen", Entschädigung und Ent schuldigung enthielten. Die chinesische Regierung in Peking zeigte sich versöhnlich und entgegenkommend und wies ihren Geschäftsträger in Tokio an, dem japani schen Auswärtigen Amt das Bedauern aus- , zudrücken. Sic tat auch noch ein UcbrigcS und erteilte dem jüngst ernannten chinesischen Gesandten in Tokio Be fehl, selbst nach Nanking zu gehen und eine Unter suchung vvrznnch m e n. Indessen, der Appetit kommt bejm Essen, und so ging cs auch der japanischen Regie rung. Die entgegenkommende Haltung JuauschikaiS steigerte ihren Uebermnt und veranlaßte sic, in einer vom Freitag datierten Note zu den bisherigen Forderungen neue, maßlose hinznzusüge». Sic stellt jetzt das anmaßende Verlangen an die Regierung in Peking, daß sich Tschangsuen, der Eroberer von Nanking, beim japanischen Konsul entschuldige und mit seinen Truppen vor dem Konsulat von Nanking defi liere. Ter japanische Leu ist gereizt und will sei» Opfer haben. Ein aufstachelndes Moment ist auch die kürzlich erfolgte mysteriöse Ermordung des japa nischen Unterstaatssekretärs des Neußcren, Abö, die — ob mit Recht oder Unrecht, mag dahingestellt bleiben — aus chinesische Umtriebe znrückgesiihrt wird, weil der Genannte als der >hauptträgcr der japanischen, gegen China gerich teten Politik galt. Die japanische Negierung geht hier zweifellos in ihren Forderungen viel zu weit. Ihr Rechtsstandpuukt bewegt sich in Widersprüchen. Es ist von der chinesischen Negierung zweifellos sestgcstellt, daß japanische Mannschaften und Offiziere aktiv an den Kämpfen zwischen Nord- und Südtruppen tctlgenommcn haben, und cs ist ferner sicher, daß die japanischen Geschäftsleute, die im Jangtse-Tale ansässig sind, die Rebellen heimlich mit Geld, Waffen und Munition unterstützt haben, in der stillen Hoffnung, daß eine siegreiche Revolution die Trennung des Südens vom Norden endgültig machen würde, und sie dabet Profite cin- heimscn könnten. Juauschikai hat verschiedentlich das Augenmerk der japanischen Regierung aus diese Vorkonnn nissc gelenkt, aber stets taube Ohren gefunden. Man ant wortete ihm in Tokio, die japanische Regierung könne für solche „Abenteurer" keine Verantwortung übernehmen. Da bei war deutlich erkennbar, daß man in Japan die Be teiligung von eigenen Staatsangehörigen an den Rcvv- lutionskämpfcn auf seiten der Rebellen gar nicht ungern sähe, weil man selbst aus der chinesischen Revolution Vor teil zu ziehen hoffte. Doch mußten die japanischen Staats männer die Maske wahren. Jetzt aber, wo die Revolution zu ihrem Leidwesen niedergeschlagen ist, lassen sic die Maske plötzlich fallen, erkennen die „Abenteurer" als japa nische Staatsangehörige an und verlangen Genugtuung für das vergossene Blut und Entschädigung für das kost bare Leben dieser Leute. Es kann aber keinem Zweifel unterliegen, daß die chinesische Regierung mit ihnen nach Recht und Gerechtigkeit verfahren ist. Leute, die sich an den inneren Unruhen ihres Ansenthaltsstaates beteiligen und dabei »ms Leben kommen, sind zu Recht gesalleu, und wenn sie lebend gefangen werden, zu Recht erschossen oder aufgchängt. Dieses Recht kann kein Staat sich nehme» lassen, auch ein noch so schwacher Staat wie China nicht. Die japanische Auffassung ist daher durch kein Rechts empfinden begründet, sondern nur durch daS Recht des Stärkeren und die Gewalt. Aber das ist es auch nicht, was man in Japan will. Nicht das Recht will man schützen, sondern Eroberungen machen, und dazu ist die gegenwärtige Gelegenheit gerade recht. Japan hat kein Interesse an geordneten Zuständen im Reiche der Mitte. Sein Bestreben geht dahin, das junge Reich nicht gesunden zu lasse», zu verhüten, daß Regierung und Verwaltung sich kräftigen, daß eine starke Zcntral- gcwalt sich bildet. Deshalb hat es die Rebellen im Kampfe gegen die Pekinger Zentralgeivalt unterstützt, hat es Snn- jatscn, dem alten Revolutionär. Hilfe angcdeihcn lassen und ihn freudig empfangen, als er aus der Flucht vor JuauschikaiS Truppen nach Tokio kam, deshalb sieht es mit Schmerzen, daß cs Juauschikai glücklich gelungen ist, die Revolution nicdcrzuschlagcn, die einen für Japan so verheißungsvollen Anfang »ahm. Eben darum ist Juanschikai der bestgehaßte Mann im Reiche der ausgehen den Sonne, weil man fühlt, daß dieser Man», dem alle glücklichen Eigenschaften des echten Chinesen und dazu eine große Portion staatSmünuischcr Eigenschaften zur Ver fügung stehen, auch wenn seine ethische Veranlagung nach unseren Begriffen nicht gerade die beste ist, alle japanischen Pläne, in China im Trüben zu fischen, mit starker Hand zunichte machen wird. Wohin die japanischen Staatsmänner in Wirklichkeit zielen, darauf deutet eine Meldung des „Daily Telegraph" aus Tokio, dcrzufolge sich unter den japanischen Forderun gen auch diejenige nach einer Verlängerung der Pachtung von Pvrt Arthur und der Halbinsel Liantung um 60 Jahre befinde, die Rußland im Frieden von Portsmouth an Japan abtrcten mußte und die letzte res gern zu einer japanischen Provinz machen möchte. Dir 'Gelegenheit erscheint günstig, um die mandschurische Frage zu lösen, vielleicht im Einvernehmen mit Rußland, das bei demselben Anlaß die Mongolei cinheimsen könnte. Tic wirtschaftlichen Forderungen, die erhoben werden, sind nur vorgeschoben, in Wirklichkeit geht es um die Zerstückelung Chinas. Jeder Tag. der ins Meer der Ewigkeit hinabsinlt, verschlechtert die Aussichten Japans, denn die Mühlen Juanschikais mahlen langsam, aber sicher. Die Chincsierung der beiden Außcnprovinzen wird in kurzem vollendet sein. Es ist also hohe Zeit, zu zugreisen, so kalkuliert man in Japan. Ob Juanschikai den japanischen Forderungen nach- gcbcn wird, wird ganz davon abhängcn, ob die chinesische Republik schon gckrüstigt genug ist, um einen Wasscngang mit Japan auf sich zu nehmen, und ob die Zentralrcgie- rung in Peking der Truppen und der Lage im Innern genügend Herr ist. Es ist möglich, daß ein chinesisch-japa nischer Krieg durch Hinzögcrn und Nachgiebigkeit Juan schikais für diesmal verhindert wird. Um so sicherer wird er dann in einigen Jahren entbrennen, wenn China wider standsfähiger geworden ist. Ueber eins aber wird sich Japan täuschen. Wenn es glaubt, die Gelegenheit zur Aufteilung Chinas benutzen zu können, wird es auf den Widerstand der europäischen Großmächte, vielleicht mit Ausnahme Rußlands, stoßen. Denn fast alle Großmächte sind um der gewaltigen wirtschaftlichen Interessen willen, die sie in China haben, an der Integrität dieses Landes interessiert und werden hoffentlich in Tokio zu verstehen geben, daß sie territorialen Absichten Japans aus das chinesische Territorium sich widersetzen müßten. -Es wird daher in den brausenden Wein japanischer Begeisterung wohl noch ein erhebliches Quantum kühlenden Wassers geschüttet werden. ZrMmeldungen vom 13. September. Die KriegSspnuiutttl) zwischen China und Japan. London. sPriv.-Tel.) Mansch», der Generalissimus Juanschikais, hat in Nanking 3 0 0 0 0 Mann zusa m - mengezogen, weil er angeblich nicht geneigt ist, die von den Japanern geforderte Abbitte zu leisten. Er soll sogar zu einem Angriffe auf das von den japanischen Matrosen besetzte Konsulat bereit sein. Tausende von Javanern verlassen Nanking, weil sie die Rache Manschus fürchten. Paris. sPriv.-Tel.) Aus der Bahnstation Chaugti bei Laugscho kam es zwischen Japanern und Chinesen zu einem blutigen Handgemenge, bei dem drei Chinesen getötet wurden. London. sPriv.-Tel.) „Ncws"-Telcgramme aus Schanghai melde», daß das erste javanische Ge schwader bereits vor Nanking eingetrosscn sei. Das Geschwader hat außerhalb des Hafens Anker geworfen. London. sPriv.-Tel.) Die „Newyorker Sun" kabelt ans Peking: lieber die abgcändertcn japanischen Vorschläge ist die Zcntralregierung in einen Meinungs austausch cingetretcn, nachdem die erste japanische Note wegen ihrer maßlosen Sprache von Juanschikai zuriick- gcwicscn war. Alle Eisenbahnlinien und Heerstraßen nach der Küste sind von Truppentransporte» belegt. Ein Teil der s ü d ch i n e s i s ch c n R c b c l l e n f ü h r c r hat sich angesichts des drohenden Krieges mit Japan wieder der Regierung mit ihren Truppen zur Verfügung ge stellt und Amnestie gefordert. In Peking, Mulde» und zahlreichen anderen Hauptortcu sind Aushcbungö- burcanS siir die einbcrufencu Mannschaften von 18 bis 26 Jahren errichiet. Juanschikai ist von der Zcntralrcgie- rung ermächtigt worden, sämtliche südlichen Häsen für den'" internationalen Verkehr bis ans weiteres sperren zu lasse», um das Landen japanischer Marinesoldaten zu verhindern. Die Pekinger Zeitungen fordern die Regierung und das Volk ans, den Krieg nicht erst zu erwarten, son dern ihn zu beginnen, solange Japan noch nicht seine Rüstungen beendet hat. Berlin. sPriv.-Tel.) Hier umlansciide Gerüchte von E i n b e r n s n n g e n javanischer Staatsangehöri ger in Berlin werden von der japanischen Botschaft als völlig unbegründet erklärt. Uebcrhanpt dürfte die kriegerische Haltung Chinas nicht als zu ernst aufgcsastl werden, aber auch selbst im Falle einer Mobilmachung würde die japanische Regierung kaum eine Einbcrufungsvrder an die in Berlin wohnenden Japaner erlassen, da die Stärke der iapanischcn Truppcnmacht auch ohne Heranziehung der im Auslande wohnenden Staatsangehörigen einer kriegeri schen Unternehmung von seiten Chinas vollkommen ae- wachsen sei.