Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 28.01.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188701281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18870128
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18870128
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-01
- Tag 1887-01-28
-
Monat
1887-01
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 28.01.1887
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
< p. » r « e-r « ?» « <s «7 t-, « ri <» G Prinz Georg Oberbürgermeister Dr. Georgi begrübt« nun die Koben Gülte im Namen deS Eh»enko»ileeS tür ihre» Besuch bei Eröffnung der Ausstellung, welcher Besuch für da-Komitee. wie tür die Aussteller eine ganz besondere Ehre und Auszeichnung sei. Ihrer Maicstal der Könianl aber gcbübre noch ganz besonderer Dank dafür, daß sie das Protektorat über die AilSstellung über nommen und auf dieie Weile mchl nur das Komitee ermuthigt. ivndern dessen Aufgabe nach aussen bin auch ganz bedeutend er leichtert babe. Nachdem Redner iloch hauptsächlich betont, dab das Komitee diesmal nn Gegensatz zu fcubere» Kochkunstausstellunaen 'e,n Augenmerk in demselben Mage wie aus die Kochkunst, aut die Vvllscriiahnina gelichtet kabe. und nachdem unter poetischer An- iprache daS Töckileichei! des Vorsikendcn vom aussükrenden Ko- nillce. Holelier C W. Schmidt. I. Mai. der Königin ein reizendes Blnnienbonauet überreicht hatte, letzie Prot. Dr. Franz Hoffman», de, Leiter des hiigienlschen Instituts der Leipziger Universität, ein- ,-eIiciider den eigentlichen Zweck dieser Ausstellllng auseinander Znin enien Male >ei hier die sogenannte höhere Kochkunst mit der BolkSernährung ui Verbindung gebracht worden. Die Natur biete alle Kläffe auS, um den Genug der Speisen ru erhöben. Auch daS A n a e wolle am Essen Tbcil »ehnien, aus vielem Grunde werde die Tafel aus alle nur mögliche Weile durch die Kochkunst gefchmückt. und auch au'' den Geschmack. daS Taktgefühl und die Empsindniigen werde von Seilen der höheren Kochkunlt die weitgehendste Rücklicht genommen. Emen ganz anderen Zweck verfolge hingegen die Volks- ecnahrung. welche, ohne auf das Pirtuvsciithnm der höheren Koch- knnlt weiter besonderes Gewicht zu legen, das Hauptgewicht darin finde, dag die Svenen allerdings auch scbmnckhafl. ebenso aber auch nahrhait. gut und billig »eien. Namentlich bei der inimermehr rn- nehmenden Ausdehnung der groben Städte, wo der Arbeiter Mit tags o>t stundenlang geben müsse, um von seiner Arbeitsstätte aus lein Heim zu rneichen. behelfen sich leider immer mehr Menschen mit ganz unzulänglichen Speisen. Daher auch daS allmäligc Herab- gelicn der Arbeitsluchligkeit und Arbeitslust. Zweck dieser Ausstel lung nun sei. zum ersten Male in ausreichendster Weise zu zeigen, wie durch zweckmäßige Kocheinnchiungen und durch all die Konserve- iinitel. welche diele Ausstellung au'wei'e. die BolkSernährung ge- ! he» werden könne 'Alte »eien redlich bemüht gewrlen. ihr Bestes Z.I leisten. Mögen diese Leistungen, deren immer größere Vervoll- ttinmnnng ja die Betreffenden sich angelegen sein ließen, nament lich auch den Beifall der Allerhöchsten .Herrschaften sindcn. Prof, »wfsniaini schloß, »idem er ein Hoch auf Ihre Majestäten unseren geliebten König Albert und die geliebte Königin Carola. aiiSbiachte. in welches Hoch die Bersammelken inbelnd einfiele». Hieraus be gaben sich Ihre Majestäten nebst dem Prinzen Georg unter Füh rung dcS Herrn Schmidt über die Treppe durch den mit Soldaten, welche der gemeinsamen Speisung harrte», angefüllten Pnrterreiaal zur Besichtigung der Ausstellung und durchschritten die verschiedenen Räume ganz in derselben Weise, in der wir gestern unsere Leser durch die Ausstellungsräume zu fuhren bemüht gewesen sind. Ihre Majestäten wie Se. Kgl. Hoh. Prinz Georg durchwanderten zuerst die Maschinenräume der Kolonnade rechter Hand und begaben sich hierauf durch die Hintere Zwischenhalle nach der gegenüberliegen-! den Kolonnade, dann in die Vorhalle, von da auS nach dem ersten Stock, ivo sie zunächst die Vorhalle zu dem Theatersaal, dann die gewöhnliche Ausstellungshalle rechter Hand, den sogenannten Wintergarten, hierauf den Theatersaal und den daran stoßenden kleinen Saal und schließlich den früher rothen jetzt blauen Saal eingehendst m Augenschein nahmen und mit größtem Interne die ausgestellten Gegenstände musterten. Erst wenige Minuten vor 1 Nur Nachmittags waren die Allerhöchsten Hervchasten mit der Besichtigung der hochinteressanten Ausstellung zu Ende. welche sie mit sichtbarer hoher Befriedigung darüber. waS in allen in das Gebier der Kochkunst und BolkSernährung cinichlagenden Zweigen, namentlich in nmerem Sachscnlande. Hervorragendes gelegtet wird, verließen. Hrermit war das Signal zum Einlaß des Publikums gegeben, das nun die Ausstellungsräume förmlich durchwogle. Alle aber, welche das Glück gehadk. diesen Tag mit Sachsens Königs- vaar in nähere Berührung zu treten, so auch die beide» Chmeien m »hier Origmaitrachl, mit denen sich »vwohl Se. Map der König! sowie gleich daraus Ihre Maj. die Königin längere Zeit unter-' hielten, waren des Lobes voll der Leutseligkeit und Liebenswürdig, keil der Allerhöchste» Herrschailen. welche auch diesmal von dem schönsten Reckte der Könige, die Liede ihres Volkes sich zu erhalten durch ihre herzengewrnncnde Persönlichkeit den ausgiebigsten. ^ dankenswertlieilen Gebrauch machten. Nach den vortausig genossenen ^ TiSvosrtronen gedenken Ihre Majestäten nachdem das städtische j Museum und den Mendebrunne» zu besichtigen. Um 5 Uhr fand nn Kgl. PalaiS Hoitaiel statt und sind hierzu »rügende Personen mit! Einladungen beehrt worden : Se. Durchlaucht der Erbvrinz Friedlich i v. Waldeck und Pyrmont, welcher zur Zeit hier slndrrt, Se. Exe. ^ der Generalleutnant v. Tichirschkh und Bögendorff. der Kreis-» Hauptmann Gra» zu Münster, der Wirkt. Geh. Rath Generaldirektor, Ezc. v. Tichirschku. -Le. Ezw. der Reichsgerichtspräsident Tr. Sun-! >on, der Lbcrrcichsanwali Tesiendoifs. der kaiierl. Oberpostdirektor Walter, der Rektor magnincns Prof. Dr Schmidt, die wer Dekane, fach». Geh. Kirchcnralh Pro». Tr. Delitzsch, sächs. Geh. Hcnrath P.oi. Tr. Fricdbcrg, fache Geh. Medizinalratli Pros. Tr. Tlnerich, 'gch>. Ged. Horrgtl, Pro». Dr. Overbeck. Obcibingermeiiler Tr. Georgs, Stadtverordnelciivorsleliei Unilizratli Tr. Schill. Um 7 Uhr sinder in Anwesenheit Ihrer Majestäten und Sr. Kgl. Hob. des Prinzen Georg im neuen Gewandhaus das 11. Abvnnement- konzert statt. — Zur Wahlbewegn n g. In einem von 1»»5 Vertrauens männer» beiurhlen Versammlung des 2". Wahllrefies ffNarienberg- Z'chopaus wurde der bisherige Abgeordnete Fabrikbesitzer Gebiert- TIttersbach, welcher der Vci'aminluiig beiwohnte, einstimmig als wiederzuwählcnder ReichStagSkandidat vrollamirl. Tcrieibe erklärte hierzu »eure Zustimmung, daran in kurzen Zügen und in beredten Worten eme Schilderung der gegenwärtigen politischen Lage tulipiend. Von der Wahlleitung wurde »odann ein Begrüßnngs- und Ziistiminungstclegr.iinm an de» t)irichskan;lei Fnrsicn v. BiS- marcl abgciendct. — Es war eine siatilichc Versammlung von Vcrtrancnsinäilnern ans dem ganzen Pirna-Schandau Sebiiitzer Wahlbezirk, die vor- gcstrrn Abend im „Schwan" zu Pirna Herrn Ho zbändlcr und Sägcniühlenbesitzcr Grnmbt in Dresden als K'andidaten der na tionalen Parteien ausstellte. Konservative, Nalioiiallibcralc und gemäßigte Fortschrittler begrüßte» gerade dieie Kandidatur als eine 'ehr glückliche uns stellten ne einmüthig am. Herr Grumbk wird nch im slieichSlag den Freikonicivativen anschließen. Er ist ein ge borener Schaiidcmcr und »n Wahlkreise mehrfach angciessc». Durch 'cmcn Berus hat er sich gleichzeilig in der LaiiLwirlh'chaff wie Fndiislrie hervorragende Kenntnisse erworben, und daS macht ihn dem dortigen Wahlkreise be'oiiders Werth. Grninbl's Kandidatur zerstört die Aussichten iür die Wiederwahl des Eugen Richtcr'schen Adjutanten, der bisher den Wahlkreis vertrat, vollständig. Tic Wähler sind gegen die dknlichfceisiniisgen Advokatenknisic doch nunmehr zu mißlrauiich geworden, um sich cinsaiigen zu lassen. — Um >m Zwickau er Wahlkreis dem nationalen Kandidaten Tempel einen Knüppel in die Beine zu menen und der Sozialdcmokralie den Sieg zu verschaffen, haben die Tcntschfrei- sinnigeir »i Zwickau Herr» Eugen Richter als Zälilkandidalcn aus gestellt. Es ist nicht anzunehmcn, daß.Herr Oberbürgermeister Lrrcit dieses Vorgehen billigt. — Ter 28. Januar ist >e»t vielen Jahren für eine ganze Reihe milder Stiitiingen und wohilhätig wirkender Vereine ein Tag hoher Freude gewesen. Es war der Geburtstag des Ehrenbürgers und Men'chemreiindcS Johann Mericr, über dem sich vor Kurzem der Grabbügel geschlossen Hai. Ter edle Mann hat nun. wie wir hören. Angesichts »eines nahen Todes Vorkehrungen ge troffen. daß auch bei 'einem nächsten Geburtstag, den er nicht mehr zu erleben erwartete, icm Name gesegnet werde. Zn diesem Behufe Kat er die Summe von 20.000 Mk. bestimmt, welche von »euien Erben dem Herrn Oberbürgermeister Tr. Skübel ausgezahlt worden sind Herr Johann Mencr hat zugleich die Nameu der Körverichastcn bezeichnet, die er bedenken wolle. Darunter befindet sich auch der Verein „Dresdner Presse", welchem zur Altersver sorgung für seine erwerbsunfähig werdenden Mitglieder 1000 Mk. ziigedacht waren. Tiefe beträchtliche Summe wurde durch Herrn Oberbürgermeister Stubel dein Verein übergeben, der sie in der Kgl. AlrcrZrcnrenbank anlcgte. — Gemeinnütziger Verein. Wer sich vorgestern Abend nicht recht früh e»nfand. um Eintritt in den Stadtverordnetensaal zu er hallen, mußte iinverrichtcter Sache wieder umkehre», denn der Saal war so überfüllt. daß in der Thai der bekannte Apiel nickt zur Erd? 'allen konnte. Dieser übergroße Besuch galt dem hochinteressante» Vortrag des Herrn Gvmnasialoberlchrer Tr. Weidenbach. welcher als Thema „Richard Wagner und der Ring des Nibe lungen " wählte. Redner erwähnte zunächst, daß fast jeder Knnst- lcr und jedes Genie seiner Zeit miihcvott gegen den Strom schwim men muhte und gab eine kleine Blumcnlcse „liebenswürdiger" ab- 'alligcr Kritiken znm Besten, wie sie über Beethoven und Mozart anfänglich geschrieben worden sind, deren Musik stillos, ja selbst zum Dherl unsinnig genannt wurde Ao se« die- auch m,t Wagner ge- schehen. dessen Gegner sein Genie zwar nicht bestreite», aber doch selbst jetzt noch seine Musik angreifen. Redner Hörle a»S dem Munde eine» Zeitgenossen Wagners, daß Letzterer zu den Musikern eininal sagte: „Ich will Euch Eure Pulte zurcchtrücken und dir Lampen anzünde», spielt nur meine Musik so, wie ich sie will!* AuS diesen Worten sei ersichtlich, daß Wagner ein Mann gewesen, der nicht von seiner Idee läßt und sollte er selbst bei dieser Beharr lichkeit zu Grunde gehen. - Hans Sacks. Raupacb, Fougue de la Motte, Geibrl und Hebbel bearbeiteten bereits den gewaltigen Stoff der Nibelungen in historischer Weste, während Wagner die mythische Seile in seinem Musikdrama deiondels bensttzle. 25 Jahre ardeitete Ä. an dem Werk, welches er als seines Lebens höchste Aufgabe be- ! zeichnete. Nach dreier Enileiluna begann der Vortragende eme klare Erläuterung des Inhaltes des „Nibelungen" Wagners, in welche»! j drei Mächie um die Wellherrichaft streite» Redner entwickelte »»» ! das Drama in seinen Hauptzüaen von Rticingold bis zur Gölter- . dämmerung und »uchte den Zuhörern durch eine klare Beiprechung die Intentionen des Dichter» zu interprctirr». Nicht mit Anrecht könnte das Werk den zweiten Titel „Der Fluch des Goldes" sichre», j Ebenso dürfte die Bezeichnung „Schictsaistragödie" am Platze iei», , indem Siegfried gleich Oedipus in schrecklichster Weife dem Sckick- > »al unterliege» muß. Iu Wagner'S Fraue»gestalte» wie Senta (Fliegender.Holländers, Elisabeth (Tanichüuser). Kundrh «Pars,fast !». s. iv. ist daS hohe Lied, die ideale Bestimmung des Weibes z» erblicke». Trotz aller Nörgeleien gegen Wagneffs Genius bleibt der ! Ruhm deS T ichters und Sängers ein »»vergänglicher. Der über- ! aus reiche Beifall, der dein Herrn Vortragende» zu Theil wurde, ließ den Wunsch rege werden. Herr Dr. Weidenbach möge sich doch bewegen lassen, den Vortrag nochmals zu wiederholen. — Dem Andenken des verstorbenen Königl. Säcki Kommis- sionSrath Heinrich Klemm gewidmet, findet nächsten Montag Mittag 12 Uhr in der Dcutichen BekleidungSakavemie, Nordstraße 32, eine Gedächtnisfeier stakt, zu welcher die Be hörden, die Vertreter der bibliographischen Wissenschaft, des Buch handels. der tupographischen Kunst, wie die Fachinnungen Ein ladungen erhallen haben. — Aus Grund der Vorschriften nn ß 3!« Nr 2 deS Gesetzes über die Naturalleistungen für die bewaffnete Macht nn Frieden (Manövers von 1875 ist der Betrag der iür die Naturalvrrpflegiing zu gewährende» Vergütung iür das Jahr 1887 dahin festgestellt worden, daß an Vergütung iür Mann und Tag zu gewähre» ist: rrs iür die volle Tageskvsl 80 P'g. »nt Brod. ohne Brod «>5 Pig., d) iür die Mitlagskost 10 Pig. init Brod. ohne Brod 35 Psg. >') für die Abendkosl 25 Pfg. »nt Brod. ohne Brod 20 Psg, ä) sür die Morgenkost 15 Pfg. mit Brod, ohne Brod 10 Pig. — In den Tagen vom 25. bis 28. Fein d. I. wird der hiesige Gestügelzüchtervcrein in de» AusflellungSiülcn der Garteiibangc- iellichatt „Flora", Ostra-Allce 32. ieine 23. allgemeine große G e- slügelausstellung i» Verbindung mit -er 5. BcrbanoSanS- stellung des Verbandes iüchsiicher Geslügelzüchterverciiie abhalten. Letztgeiiauntc Verbindung, welche gegenwärtig l7 der größeren Gc- stügelzüchlervereine dcS Königreichs Sachfen als Mitglieder zahlt, bat sich die Aufgabe gestelli, »ach besten Kräften die heimische Ge- fistgelzucht zu hebe» und d>e Zucht edlen Geflügels zn unterstützen. Sie ist daher umso mehr geeignet, bei der dieSiährlgen hiesige» Ausstellung cm Gesamintbild von den Leistungen der vaterländi sche» Zucht zu entrollen, zuiiml iämmtliche Verbandsvereine mit ihrem besten Geflügel in die -schranken treten werde», um die zur Verfügung gestellten hohen Prämien zu erringen. Obgleich oer Anmeldetcrniiir aus den 10. Februar feitgentzt wurde, io sind 'chon viele Anmeldungen eingegangen, und auch der Lvvsverknnf tPreis des LooirS mit einem Couvon zum emmaligen Befnch der Aus stellung I Mk.) ist >m flotten Gange — Die 2 Klasse der Landeslotterie wird am 7. und 8. Februar gezogen. — Am 25. Januar brannte die Scheune des Gulsbciitzcrs > Friedrich August Eberman» in S cb v » a u nieder. Der Knecht des! Kaianntoien ward, als der Brandstiftung dringend verdächtig, ge »üngilch eingezogcn. Fortsetzung de» lokale» Llieilrs Sette t». Freunde verrathen, Richter und . Max und Moritz verglichen. Diesen m Buben >e Au««i- gt. Nicht razeSftksckichtt. DeutsebeS Sktictz. Der prelißischc Minister des Innern hat. um das baldige Zufammeiilreten des neu zu wählenden Reichstags zu ermöglichen, bestimmt, daß, sofern nicht etwa besondere Berhält- mise eine Ausnahme unbedingt »othwendrg machen, die Termine »nr die engeren Wahlen au> den iüntten Ta^nach der Enn'tkelung des Ergebnisses der ersten Wahl, und die Termine für die Nach wahlen ipütcstkns am den elften Tag nach dem Tage, au welchem die Nothwendigkeit der Nachwahl sich crgiebt. feslznietzen sind. Ter französiiche Botschafter in Berlin. .Herbelte, hatte mit dem Staatssekretär Grafen Bismarck eine lange U>ilerlkvn»a, in welcher Letzterer aus eigenem Antriebe aus die Nachricht der „Daitn News" zu sprechen kam und dieselbe als bedaucmswerthe Erfindung be- zeichncke. Hcrbette berichtete nach Paris, die Beziehungen des Berliner auswärtigen Amtes zu ihm seien fortgesetzt äußerst höfliche. TaS soeben amtlich verkundeie Verbot der Pierbe-Ausfuhr aber säinnilliche deuliche Greiizeii gegen das Ausland stimmt inhaltlich genau mit dem am 7. Juli 1877 erlassene» überem, welches am 22. Juli t878. al'v »ach länger als Jahresfrist, erst wieder aufgehoben wurde. Ter Erlaß des damaligen Verbots crfvlgie, als der russisch- Uickiiche Krieg ansgcbrochen war und alio zn beililchlen sland. daß iestens der Kriegnilnendei' der Kriegsbedarf an P'erden nn Ans lande zn decken vcr'ucht werden könnte. Wie offiziös gcichncben wird, Hai das jetzige Verbot keine drohende Bedeutung, wildern soll nur bewerfe», daß hier an maßgebender Stelle „die Lage ernst angesehen wirb": daß cs sich aber nur um eine Schutz- und nicht um eine Angr'ffsmaßregel handelt, liege aui der Hand. Ans Metz'chrcil'l man der „Weier-Ztg." : Wie ichr sich die deul'che Milffarverwaltuug am einen etwa ausbiechenden Krieg vorbereitet, gehl aus dem Umstand hervor, daß augenblicklich bei der Gariiiiviiverivallung und bei den einzelnen Regimentern ganz genaue Aii'stellungen und Berechnungen über die Wegichassung der OiNZicrs-Faiinlien angeslellt werden. Es werden drei Zuge nach Koblenz. Frant'nrt und Slntlgart zur Veriügnng gestellt und die Lcoinmalwnslarken zur Benutzung dieser Züge bereits ausgeferligt. — Es handelt sich hier wiederum nm eine unnöilnge. alarmirende Nachricht. Tie Rnck'chassung der Fai'nlien verhcirathetcr Militärs ans Metz und Straßburg bei einem Kriegsausbruch ist längst im Mvbitinrungsplane vorgesehen, und jetzt wird nur. wie alljährlich, dieie Einrichlung revidirk. Tie Kreuzerkorvette „Loniie", Kommandant Korvettenkapitän Funge. ist am Mittwoch in Wilhelmshaven emgelroffen. Stab und Mannschaft des Schiffes bestehen zum allergrößten Tkcil aus de» abgelöilen Bciatzungen der an der westamtaniichcn Küste stationir- !en Fahrzeuge, des Kreuzers „Habicht" und des Kanonenboots „Cvklop". «>e iverdcii nach der Ankunft in Wilhelmshaven zum Theil beurlaubt. Tic „Louise" erhält ganz neue von der Station Kiel gestellic Maniiichait: das Kommando behält Korvettenkapitän Ginge, weiter besteht der Stab auS Kavt.-Lt. Gerk i> Offizier», Leutiinnis Z. 2. Poock. Bauer, Unterlciitnants z. L. BorgniS, v. Bei'.ihciin. Unlerinaenienr Hestcrinann und Unterzalilmcüter Lewan- dowskn. Nachdem die Beiatzung gewechseil ist, ivird die „Louise" nach Kiel nbergeführt werden, wo sie am l. Avril als Schulschiff des 1. Jahrganges der Schiffsjungen weitere Verwendung finden soll. — Das «chulgcschwadcr iunter Befehl von Koinmodore v. Kall. bestehend aus den Krcuzcrsregatten „istein". „Nl'oltke" und „Prinr Adalbert", weiches sich zur Zeit in Aestmdien befindet, tritt im nächsten Monat schon die Heimreise an und wird „„ März zn- rückcrwartel. Das Geschwader wird, nachdem die AuSbildungS- mannichaslcn gewechicit sind, auch im Soinmcrseinesler in Dienst bleiben und daun in den heimischen Gewässern kreuzen. Die neue Krcuzcrkvrvetre „Alcrandrmc" ist in Wilhelmshaven anßcr Dienst gestellt. — Tie Ostieeslalion besaß bereits seit Zwei Jahren die Segelyachte» „Lust" und „Liebe". letzt wird auch >nr das Offizier- korvs der Nvrdseestation eine Segelyacht erdanl, weiche den Namen „Wille" erkalten soll. Dem bereits signalisirten Artikel der „Deutschen Zeitung", in welcher der bekannte Knnstforicher und Geschichtsschreiber Pros. Dr. Anton Springer in Leipzig die Rcichstagsmajorilät und ihre Führer aui'S Schönste kritisirk, entnehmen wir folgenden Passus: Die falsche Zusammensetzung des Reichstages rächt »ch bitter in den Verhandlungen, welche nach Inhalt und Ton bereits an die Grenze dessen gelangt sind, was sich verständige und anständige Bürgcr- krciie bieten lassen. Sachliche Debatten schwinden immer mehr von der Tagesordnung. Bei jedem Gegenstände der Berathuna tragen die Führer der beiden Parteien, weiche mit den notorischen Feinden des deutschen Volkes, mit den Polen, Dänen, sranzösirten Elsässern zulcimmcn die Majorität bilden, was sich sür ihre Interessen, ttir die Wahlagitation dabei herausschlagcn lasse. Ter edle Bamberger, strotzeno von BöricnweiShelt und schalem Doktrinarismus, bat in einer unglücklichen Stunde das Geheünniß der Natur seiner beiden >oest mit d«n bösen I, s . haben die stehenden längst arinacht. nur nicht laut auSzüspreibrn gewaat. au- dem Wortlaut ihrer Rede», aber a»S dem. waS zwischen Zellen zu leien ist. lugt stet- der fromme Wunsch. Bi-marck einen Streich z» spielen, dem Reiche zu schaden Richter lebt nur »och von der Agitation. Er bat seinem Vorbilde Ganibetta Manches abgelauscht, z. V. seine Vorliebe für politische Kneipagenteu Er hat auch von ihm die Uebcrtreibiiiig. das Ausbausche», Vertuschen. Ilcberinalc» der Thaliachen. alle Kunstgriffe des Polltischen TaschcnipielerS ge lernt Ader ein Unterschied waltet doch. Gambctka wollte nicht »nr sich aui den hoben Sockel stellen, fondcrn auch fei» Vaterland mächtig machen: unser kleiner Ganibetta Hai nur persönliche Inter essen vor Auge». Persönlich ist sein Kamp» gegen Bismarck, ver- iöiiilch die Ansfassnng aller Dinar und Berhältuisse. Ui» iemer Person dauernde Geltung zn verschaffen, ichürt er die Leidenichaste» und fördert er dir Agitation. Aindthvrst. der eigentliche Fübrcr der Opposition, wird vielleicht weniger von veriönlichc» Gründen getrieben. Für ihn ist die Agitation keine Frage materieller Ezr ilenz. Um so schlimmer ist es mit seinem sachlichen Treibe» bestell!. Er kann »nr gewinne», wenn das Reich zu Grunde geht, wenn der nächste Krieg für Frankreich siegreich anssäüt. Die Französin würden den Welfrnthron ohne Zweifel wieder oufrichten n»d Windlhorst'S Freunde, die Jesuiten, frei aus deiitichci» Boden »halte» lassen. Wenn sie auch bei sich die Briesterberrichast kaffen, w klug sind sie schon, daß sie dir deulschfeindllche Wirksamkeit der Jesuilen nicht iinlerichätzen. Wie i» China, wäre» dir Jesuiten auch »i Dentsihiand brauchbare Bundesgenossen. Durch welchen Zauber üben die'e beiden Führer eine io unbedingte Herrichast über ihre Parteigenossen, welchem Geheimnisse danken sie ihre» Einfluß ii» Reichstage ? Richter haben liberale Blätter wiederholt als Lügner »nd Verleumder gebrandmarkt, ihn» geradezu da» Recht, als Ehren mann ausziitreten, abgesprvchen. Windthorst er'chefiit schon von der Natur zrezeicknet. und daß sei» Charakter, seine Thätiglcit. seine Ab sichten sich einer großen Achtung erfreuen, glaubt er selbst nicht. Das Räthsel ist nicht schwer zn lv'en Richter ist in erster Linie Journalist, gebietet über zahlreiche Zeitimge» und bedroht Jeden, der sich >I>m zu widerietzeu wagt. i»it dem Zorne der von ihm gr leiteten Presse. Der Bürgermeister vo» Berti», Herr Forcsinbeik. duldet nur ungern Richter S Diktatur, fügt sich aber doch und beug! demüthig fein Haupt, weil er sich »icht de» Angriffen der Berliner Zeitungen anssitzcn will, »icht daS Lob. das sie >etzt dem Haupte der Sladtvertrrlung wenden, »nfjcn kann. Windthorst ist der einzige Taktiker in feiner Partei, unerinüdlicd, Schlcichivege zu enidrcke» lind neue Angriffspläne anszusiiine». Las imponirt den Gciivsicn. er bat sic im Kulturkämpfe glücklich geführt: anIoritätSgiäubig wi sie sind, folgen sie ihm auch weiter blind und lassen sich von 'einem Vorgcben. daß cs sich noch nniner um kirchliche Interessen handelr willig täuschen. Das Ansehen dieser Führer aber kam, nur auS der Selbsteriiiedrigniig deS Reichstags erklärt werden. Gehandelt wnd in ihm doch nick», nur gesprochen, und zwar fast auslchließlich ;»», Fenster hniansgciprochen. Kurzweilig und »ntechaltend, bald durch Grobheit herausfordernd, bald Lachen erregend, das verlangen Hörer und Leser vo» den Reden und jene ReichSbolen genießen das größte Aniehk», welche sich aui diese beiden Dinge am besten vc> »ehe». Alle Welt weiß, wer aciilkint ist. wenn die Zeitungen er zählen, der „B>erredner" habe das Wort ergriffen und last alle Welt ist bereit, diesen Blerredncr zu den ParlamentSgrößen zu rechnen, weil er — die meisten und leider Gottes auch die schlechtesten Witze reißt. Von den schlau berechneten.HciierkeltSeriolgen Wmdlhorsl's braucht man nicht erst zu reden. Sie habe» dem Reichstag den zweifelhaften Ruhm verschafft, daß man sich in ihm, wenn Windt- yorst spricht, unterhält wie in der „reinen Komödie". In ein elegantes Weinrestaurant von Berlin Katen am Sonn tag Abend ein ällerer Herr mit schon weißem Haar, zwei fein ge kleidete jüngere Leute und zwei in dicke Pelze gehüllte Russe», ei» wcibl'cheS Wesen mit sich führend, ans dessen Intimität mit den Einzelnen leicht zn schließen war, wetz Geistes Kind sie war. Beim Einnehmcil der Plätze schon mit den benachbarten Tischen in Kol lision gerathend, bestellten die neuen Gäste laut durcheinander schreiend Getränke und bald war ein beliebtes Spiel „Paar oder Unpaar" zwischen den beiden jüngere» Leuten und de» Russen im Gange. Zwaiizigmarkstücke und Hundertrubelnolen flogen hcrübcr und hinüber, die sich nach und »ach in die Tasche eines der Iimgc reu verloren. Die Aufmerksamkeit der übrigen Gäste hatte sich »ul der Zeit ausschließlich ans diesen Tisch gerichtet, bis ein Herr, mit gerechter Entrüstung, den Wirlh ausiordertc^ den, Spiel Einhalt zu gebieten, was ihm aber nicht so ohne Weiteres gelang, und er ichließlich polizeiliche Hille hcranziehcn mußte. Bis diese crichici!, erhob sich einer der Russen und brachte in russischer und dculicher Sprache ein Hoch auf den rufillchen Kaiier auö, die Geiell»ch-»k mit herausfordernden Blicken musternd, als diese sich passiv verhielt. Nach wenig schmeichelhaften Worten ans die deutsche Gastsremid schaff hielt er eine Lobrede a»f die russische, wobei er meinte, wen» ein Deutscher in Petersburg auf das Wohl des deutschen Kauers trinken wollte, sich alle Ruffen erheben würden. Als nun zwei Schutzlcule erschienen »nd die Russen nebst dem Gewinner, der sich als Rescrvcleutnnnl B. vom ll. Ulanenregiment ausgab. mit zur Wache z» gehen aufforderte, wehrte sich besonders Letzterer hari nackig und ichlcudcrte, als mehrere .Herren die Schutzleute unlcr- slützen wollten. Alles, was ihm in die Hände kam, Flaschen und Gläier mit ihrem Inhalt »litten in die Geiellschait, aus weicher die Damen sich mit Mühe und Noth in ei» hinteres Zimmer geflüchtet hatten. Auch ergriff er einen Kessel imt siedendem Punsch, der ihm noch rechtzeitig wieder entwunden wurde. Dem allen Herrn und dem Dämchen war cs »i dem Wirrwarr gelungen, sich z» drücken. Nach Abführung der Ruhestörer war man allgemein der Ansicht, daß es darauf abgesehen war. die Russen zu ruvsin. Der „Herr Reiervc-Leulnant" soll Stammgast in den Tanzlokalen und Tingel- Tangeln sei». Die japanische Regierung hat. nachdem praktische Schießvcr suche mit deutschen Fiscytvrvedos angestellt worden sind und aus gezeichnete Reiullalc ergeben haben, 150 Schwarzkopf'iche Fisch ivrpedos be» dieser Firma bestellt. Sonach wird das französische Fabrikal, welches der javanischen Marine durch den Einfluß des Mr. Berlin beständig ansgedrängt wurde, wieder verdrängt. Laut einem von der Grenze in Metz cingeganaenen Telegramm passirtcn am 22. ds. Abends ca. 900 Pferde, die von Norden kamen, die Zollstation Noveant. Die Nachricht wurde von Metz sofort per Draht nach Berlin weitergegeben. Vorgestern drang während der Aufführung von „Zovi unl. Schwert" im Stadtthealcr in Neiße bei offener Szene plötzlich Rauch ans dem Svnffleurkaslen. Aus den ersten Bänken erhoben sich die Zuschauer; gleichzeitig wurde» Jeuerrufe laut. Als auch die aui der Bühne befindlichen Schauspieler stockten, erschien Dr rettor Georgs aui der Bühne und beruhigte das Publikum mit den Worte», balz „Alles gedämpft und keine Gefahr vorhanden sei " Hieraus nahm das Stück seinen ungehinderten Fortgang. Wie die sviort angcstcllte Uiitcr»ichiina ergab, hatte „die Souffleurin im Kasten wegen der großen Kälte" ein paar heiße Ziegelsteine, in Lappen emgeivickclt. sich unter die Füße gelegt. Die heißen Steine hatten ihre Kleider in Brand gesetzt. In Greiiswaloe wurde Cand. med. I. in einem Pistolenducll von dem Cand. med. K. gefährlich verwundet. Vor einigen Tage» hatten sich drei Schmuggler aus Gollnd »nt Spiritus beladen nnd waren mit der Waare fast am Ziel. Am Ausgange des GrenzstädichenS Dobrczyn hart an Drewenz gc- ricthen sic unter einandcr in Streit: zwei von ihnen schnitten ihrem Kumpane die aus seiner Brust und seinem Rücken hängenden Spirifiisblaien aus. zündeten seine Kleidungsstücke an und trieben ilm dann m den Drewenczfluß, während sie selbst davoneilten. Te> durch Brandwunden fürchterlich Zugerichtete erlag nach zwei Stunden seinen qualvollen Leiden. In Magdeburg stand kürzlich der Eisendreher Robert Drichcl Untersuchung. Seine Verhaftung erregte damals viel Aussehen, das seinen Höhepunkt erreichte, als am 6. November v. I. in Buckau 17 Personen verhaftet wurden, wie man sagt, auf die Aus sage des Drichel Auch hört man bis dato immer noch von neuen Verhaftungen, die stattfinden, jedoch verlautet Bestimmtes nicht darüber. Der Angeklagte wird beschuldigt, die verbotene Druckschrift „Rebell" verbreitet zu haben, und dann sei er im September v. I. im Besitz von Sprengstoffen gewesen und mit der Absicht uniae- aangc». das dortige Polizcigebäude in die Lust zu sprengen. Ani Antrag deS Staatsanwalts wurde die Oeffcntlichkeit der Verband Irma auSgeschloffen. und es mußte das zahlreich erschienene Publikum den Saal verlassen. Die Verhandlung währte von Vormittags 9'/, Uhr bis Abends 11 Uhr. Der Staatsanwalt be antraate 1 Jahre 2 Monate Zuchthaus, der Äerichtshos icdvcb überschritt das beantragte Strafmaß und vcrnrtheilte den Ange klagten zu 5 Jahren 2 Monaten Zuchthaus.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)