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irr. 4ZS Sette 4 — »Dresdner Nachrichten" — Donnerstag, IS. September 1S2S Der Paradiesvogel. Roman von Friedrich Lange. <<kopn'°'s>t bv M. Fcuchtwanger. Halle/Gaale.I o ZaM»vung.> Der batto eine Eiitgegnnna auf der Zunge, schwieg aber und dachte sich (ein Teil Bon Stund an war er vorsichtiger. Er sah mit peinlicher Gewissenhaftigkeit darauf, daß außer ihm und den vereidigten Monteuren (erprobte, langjährige Mitarbeiter Fresesi niemand Ginblick in die Pausen bekain. Solange die Patente nicht angemeldet waren, muhte äußerste Zurückhaltung gewahrt werden. In der Folge sah er auch seine Hoffnungen aus die Ab lenkung Goas leider nicht bestätigt. Ginmal sagte sie lachend zu Arnulf: „Wir bilden ein nettes Trio. Sie sind der König, ich darf wohl die Königin sein und Mister Wentlen — der Hofnarr ..." Goa suchte vielmehr ihr Verhältnis zu Berlins noch sreiindschastlich inniger zu gestalten . . . . . . Mein lieber Kamerad! . . . Von der Freundschaft zwischen Mann und Frau ist es nur ein kleiner Schritt bis zur Liebe. Und in einer einzigen unbewachten Minute kann dieser Schritt getan werden. Das ivnkitc Berlin«. XIV. Fntta Förster lebte in diesen Tagen in einem Taumel der Gnttänschui'g. Alle widrigen Umstände schienen sich ver schworen zu haben, ihrer Fugend die Sonne zu rauben. Soeben nur Alfred Jacobi gegangen. Sein Besuch batte nur wenige Minuten gewährt. Gr konferierte mit dem Vater. Sie selbst war i» ihrem Jungmädchcnstübchen geblieben. Sic wollte dem „Abenteurer der Liebe" — wie sie ihn heimlich nannte — nicht zu Gesicht kommen. AlS sich unten die Tür hinter dem Gehenden schloß, atmete oben die Tochter des Hauses befreit aus. Plötzlich zuckte Jutta zusammen. Die Stimme des Vaters! Gr ries nach ihr. Unwillkürlich faltete sie die Hände. Wie Schutz suchend irrte ihr angsterfüllter. nichts Gutes ahnender Blick hinüber zum Bilde der verstorbenen Mutter. Und merkwürdig: Ein Strom von Kraft und Beruhigung ging von dem schönen durch Leid geadelten Antlitz der Frau anS. die Jutta daS Leben gab. Tas Mädchen verlieh ruhig und gesaht ihr Stüb chen und stand gleich daraus dem Vater nn Arbeitszimmer gegenüber. „Willst du dich nicht setzen. Jutta?" Sie kam seinem Wunsche nach. Aber so sehr sie sich auch bemühte. schon ans den ersten Worten des Vaters 'eine Stimmung herauszuhören — er verstand es. die Beivca- gründe zu dieser fast formellen Unterhaltung gut zu ver bergen. Pause. Tann plötzlich, wie ein Aufschrei: „Wir sin- am Ende!" Ter Umschwung war überraschend. Diese fünf Worte kirren ein Bekenntnis. Gin Hilserus- Jiitta erblasste. Sie sah das verfallene Gesicht des Vaters. Tas grün gedämpfte Licht der Schreibtischlampe gab den ein gefallenen Wangen einen wächsernen Schimmer. Tas muhte man schon sagen: es gab nie viele Berührungspunkte Zwi schen diesem Manne, der stets nur an seinen Geschäften hing, und seiner Tochter. Sie lebten nebeneinander. Aber in diesem Augenblick fühlte Jutta doch das Mitleid wie eine warme Welle -, ihr Herz sluten. Und bevor sie sich fallen, etwas erwidern konnte, fuhr Edwin Förster schon fort: „Es hat keinen Zweck, dah ich dir die Trostlosigkeit unserer Finanzen erläutere, dah ich dich mit den Passivposten bekannt mache. Kurz, die Bilanz ist niederschmetternd. Ich bin buchstäblich am Ende. Bank und Girokalle haben mir säst gleichzeitig weitere Kredite gesperrt." Die stumm« Zuhürerin hob flüchtig die Hände »ur Brust. Diese impulsive Geste ivar ein« unausgesprochene Bitte: Ver. schone mich! SS guält mich, und ich kann doch nicht Helsen! Wieder Schneeigen. Nur daS geschäftige Ticken der kleinen Marmorschreibtischuhr »erhämmerte die Stille: - Pleite - Pleite - Pleite Das Grauen kroch den beiden ratlosen Menschen ans Herz. Sie sahen fest im Labyrinth deS MihgeschickS. Nur ein ein- ziger Ariadnefaden führte l>eraus ans dem Elend . . . Und Edwin Farster griff ihn leidenschaftlich auf. „Sieh, Jutta was liegt an mir. wenn ich in Armut sterbe? Fch bin alt und verbraucht. Aber du bist jung und schön. Du sollst mein Los nicht teilen du sollst leben! In geordneten Verhältnissen, an der Seite eines strebsamen Mannes." Sonderbar, wie intensiv hoffnungsvolle Worte zu wirken vermögen! Autosuggestion. Die welken Züge des Sprechers belebten sich sichtlich. Nur Jutta blieb reglos. Sie traute der Situation nicht reclst. In ihr gewann allmählich in allem, maS sie anging, ein bedenklicher Pessimismus die Oberhand. Sic war eS geuwhnt, das Leben ernster zu nehme», als es ohne dies schon ist. Ihr Vater fuhr fort: .Der einzige Mann, der für dich in Frage kommt, ist Alfred Jacobi. Gr bewirbt sich mit einer Treue und Ausdauer um dich, die Mitleid erregend ist. Er hat mir sein Herz ausgeschüttet. Ucberdies ist er materiell so gestellt, dah er zurzeit sogar in eigener Regie eine Fabrik leiten könnte . . ." ES war ihm nicht entgangen, dah sein« Tochter bei Nennung des Namens Jacobi unwillkürlich eine Bewegung macht«, als wolle sie fliehen. Und wenn sich auch in seiner Brust daS Mitleid regte — es verkümmerte unter dem Wunsche, definitiv zu seinem Ziele zu kommen. .Liater — du vergiht Arnulf Berlins! Ist er dir gar nichts?" Jutta stieb diese Worte in namenloser Erregung ans. Sie beugte sich vor. Ihre Hände umklammerten mit krampf- Hafter Spannung die Armlehnen des Sessels. Da trat wieder der kalte Glan» in die Augen des MairneS. Das Mädchen zittert« in gelindem Grauen. Es wuhte nun, dah es zu einem Kampfe kommen würde, in dem sie „Du wirst nie Arnulf Berlings Fr,ru werden können. Schlag dir alle Illusionen aus dem Kopfe. Du bist noch zu ung, um die Lehre des Alters voll zu würdigen. Aber wenn dir schon das Verstehen fehlen sollte — glaube an die Wahrheit meiner Worte. Berlins ist zwar ein tüchtiger Mensch, ein erstklassiger Ingenieur, aber — ein Erfinder! Jutta, er ist das. was ein Künstler unter nüchternen Menschen ist — ein Schwärmer — ein Sucher und Taster . . . Mag sein, dah wir heute in Deutschland solche Männer brauchen, aber zur Ehe taugen sie bestimmt nicht!" In Jutta regle sich Widerspruch. Nein, so leicht war sie nicht znm Nachgeben zu zwingen. Mochten auch Gerüchte schwirren, die Arnulf möglicherweise als den künftigen Schwiegersohn Freses hinstellten — sie selbst gab trotz allem den Glauben an Arnulfs Lauterkeit und Ehrlichkeit nicht auf. .FLater — bange nicht um mich, bitte! So lange ich noch nicht verheiratet bin. ist mein Platz an deiner Sette. Und Ährt dein Weg in Armut und Elend — ich bleibe bei dir, wie auch immer sich unser Leben gestalten möge!" Edwin Förster bob den Kopf von der Brust. In seinen Augen lohte ein düsteres Feuer. „Und Alfred Jacobi — —?" fragte er vorsichtig forschend. Jutta sprang auf. Ihre Bewegung wirkte wie ostentativer Protest. Kommt für mich natürlich nie in Betracht!" Fast feindselig blickte sie dem alten Mann in die Augen. Das war ihr Vater? Bemüht, sie um ihr junges Liebesglück zu bringen?! Ist man als Erwachsene verpflichtet, den Eltern selbst dann noch Gehorsam zu leisten, wenn es um die eigene Zu kunft geht? Jutta wich um einen Schritt zurück. Die Gestalt des Vaters wuchs aus dem Schreibsesscl empor. Er staub mit dem Rücken gegen das Licht. Sein Gesicht n»rr nicht zu sehen. „Das lst nicht dein letzte» Wort. Bedenk«: r» geht um Sein oder Nichtleinl Arnuls Llerltna ist arm wir eine Kirchen. ma»S. Er hängt von der Gnade Frese» ab. Mißlingt sein Versuch, läßt ihn der Kommerzienrat sollen und dein Erfinder liegt auf der Straße." DaS Mädchen wich dem Blick de» Vater» nicht au», als eS erwiderte: „Was auch kommen mag ich taffe nicht von Arnulf. Vater, e» hat wirklich keinen Zweck " Da brauste Edwin Förster auf. Der überlegen« Ton de» Mädels reizt« ihn. Seine Geduld war »u Ende. Ein Hirn, das mit dem Untergänge spielt, lst jeder Unüberlegtheit fähig. „Undankbares Geschöpf! Ich habe dir zuviel Freiheit cingeräumt, nun ernte ich den Dank. Habe ich nicht mehr Ent- gegenkommen verdient? Du bälst die Rettung in deinen Händen und verweigerst sie mir?" Seine Finger umklammerten die Schreibtischplatte. Eine grenzenlose Enttäuschung mischt« sich in seinen Zorn. Anders Jutta. Sie blieb ganz ruhig. Die Erfahrungen der letzten Wochen hatten sie sozusagen abgehärtet. „Vater, du bist voreingenommen. Ich weiß, eS würde auch nichts helfen, wenn ich dir erzähle, daß Alfred Jacobi ein Betrüger ist. dem jedes Mittel gelegen kommt, um mich zu erringen. Soll ich glauben, daß dir mein Glück nichts wert ist?" Sie bracht« es sogar fertig, zu lächeln. ES war ein wehes, verzeihende- Lächeln, das jedem anderen Menschen in» Herz geschnitten hätte. Edwin Förster aber war schon zu sehr vom Leben zermürbt, um Gefühlsregungen noch ernstlich Raum zu geben. Und mit heiserer Stimme spielte er seinen letzten Trumps auS: „Du liebst einen Mann, der deiner nicht würdig ist. Arnulf iUerling verplaudert die Abende im Parke der Villa Frese mit Eva, der schönen Tochter des Generaldirektors! Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Eva Frese und Arnuls Berlins sind ein Paar!! Nur du kannst so töricht sein, die Tat- sachen hinter dein« rosenroten Illusionen zu stellen. Alfred Jacobi wirbt schon so lange um dich, daß eS ihm nicht zu ver. denken ist. ivenn er ungeduldig wird. Im Krieg und in der Liebe ist jedes Mittel erlaubt, das zum Siege führt!" Jutta duckte sich unter den heftigen Worten de» Vater» wie vor Schlägen. Er wußte nicht, waS er in seiner Tochter zerstörte. Sie öffnete den Mund zu einer Erwiderung — aber kein Wort entrang sich ihm. Die Bewegung verschlug ihr die Stimme. Tränen schoflen ihr in die Augen. Sie wandte sich ab. Dieser kalte Egoist, der sich ihr Vater nannte, sollte ihren Schmerz nicht sehen. Sie gab den Kampf auf. Wortlos aus dem Zimmer wankend, warf sie sich drüben in ihrem Stübchen aufschlnchzend auf das Bett. Jutta ahnte: Diese Szene war der Anfang vom Ende. Nich sie kannte den Urheber all ihrer Sorgen: Alfred Jacobi ... Er hielt sich vorsichtig hinter den Kulissen und arbeitete im Dunklen, wohl wissend, daß seine Handlungsweise da» Licht scheute. Sorgen treiben zu Entschlüssen, peitschen auf zu neuem Wagen. Das ist vielleicht ihr Segen. Es ist töricht, mit dem Schicksal zu hadern. Im Verlaufe dieser Nacht kristallisiert« sich aus dem Schmerz Jutta Försters ein festes Ziel. Zwar fern noch, aber doch Erlösung verheißend. Und sie beschloß, ihn zu gehen, de» Weg, der in die Fremde führte. sFortleyung folgt.» Lsike bleibt 5eife! bölie 8e>1e »okont unö vrbSIt 6ls HS,ob« ksnn «iurek kein »Ir »vlbrttsliq rmgs- priesene» Haretimittsl errslrt Werkle» ^ Hssr-färben ^ mir nattlrllcken. vollkommen un-rctt.lcllictten >1iriel rur Wiekierttersiellunk» srgrsulsn »sarvs OsUSBWSlIsrT vudiseknill u. Frisur ptle^s ictt alz 8p«riali<3t vtlll klilvlisi'. bernrul I9I16 XUIie Prager 8lr. lieserl >2g>. Mich in 6. «. Ä-Pid.-PoMioM geg. Aachn p«r Psd. « 70 RM. «r-nUo. Aul Wunsch Psd.-Pach MoN. /ZrlsoNaragor, 7N»>« S. Schli.hkach 71S veruk kleiäung vislls Viilrklrutter 8tr. 8 ör.vriiklergsrsell WetlinerrlrsKe 19 L/nrck/ve/'kau/ an ^V/nale ürre/ct in t/er /'abri/c s A <ke/n Carlen- zartes Hirsch wild: Keule, ohne Knochen . . . Psd 2.00 «ticken, sehr zart . . Psd. 1.S« l.80 .4 «lall, zum Braten . . . . P d. l.llv.<» Kochwtl» Psd. 0.70 4 «ehrücken, Keulen u.Blätter (auch gelcill). Täglich srischgcschoslene «ebhühner. Prima Prager Kasermaf» - Gänse (Halde und vierlel). Harte Brat- und seile Kochhühner» junge selte Maflenten. SSumsirl, Ln kior vroißlinigskikeko 3. 7e>. 1488b. Gänse- und Kaiensleuer wird angenommen. PM»I,»»«,r.1« T«I.I3I07 «Irl.iea.rvir.« , EU PI»1«»tz«»»r1ir.7Z. 324VK m-»i,„r»r. 17 7163» Tr»»»«1rrN,. - I»>. NVN7 I» . ZMM ,«che U,»d«nauI1r.>. Jwii». Sl». IL7 T». Z0S2< » Tel. «2217 »echilUal,, 77 . I4SS6 IaraaaerSIr.il . 21538 «elsriadorlerll.II. IZII4 Uoleoflreh» « Tel. 7I7N Warth,»» Sir i<. WI vralaa a. Vor,»»«: snihslr. 1. T-I. N«U Fm l2. lls. dkl,. versciliell ller siellveriretenlle Vorsitzen«!« cker Vereinigung 8öcdsiscdsr blöderer Staatsbeamter Herr keti. llegieiMgstsI Ü7. Vollmer. Oer llntsctililkene war uns allen ein Vorkilci selbstlosester kttlickteikiülung im Fmt ein aulreedier dlann. cker uns aucd in schwerer Zeit in iedencsiger Uegeisteiung (Ur ciie lcieale unseres öeiuter küdrer war. Wir werkten seiner treuen, aukopkerungs- vollen dtitmbsit allereit in aiiliicdtiger vankbarlreit gellenden. Orerllen, llen 14. 8eplemder 1926. > 6er VereinißsunA SLcksizcder ttvkerer Staatsbeamter. v. Le^ljezvitr. Wnistelialrnt. In ersten Sualiliilen extra billig: kopfloser Goldbarsch. A EcheWsch mV» V ^ W s ^ s VVP j„, Anschnitt SS Ps. IllMlMlMiA N Lksuuvr»» osqusmo pisninos «srmoniums ^ 7eilr»klung! S StoIrenberA Inbsnn-k „orven 4l>eeI3. 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