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Dresdner Nachrichten : 09.10.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189810095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18981009
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18981009
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-10
- Tag 1898-10-09
-
Monat
1898-10
-
Jahr
1898
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 09.10.1898
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Vcmuynngen gewiver ,remoer Organe, den Charakter dieser Rehe politisch zu entstellen. Hingegen hat gutem Vernehmen nach sc. Maiestüt der Kaiser, von dem Wunsche geleitet, bei der Wichtigkeit der i» Aussicht stehenden Vorlagen die parlamentarischen Arbeiten in Deutschland keinerlei Anskchub erleiden zu lassen und den Reichstag persönlich zu eröffnen, den Entschluß kundgegebcn, ans den Abstecher nach Egvpten zu verzichte». Der Großherzog von Baden traf in Potsdam ein und wurde von der Kaiserin und de» Prinzen Eitel spritz und Oskar sowie dem Stadtkommandanten. General v. Kessel, »nd de», Polizei prüsidente» cmpsangcn Nach herzlicher Begrüßung begaben sich die Kaiserin und der Großherzvg zu Wagen nach den, Stadtschloß. Die Gemahlin deS Prinz-Regenten von Brnunschweig, Prinzen üllbrecht von Prcusien. ist gestern Nachmittag 2 Uhr auf Tri,los, Kamenz gestorben. Dir Verewigte. Marie Prinzessin von Sachsen Altenburg, war am 2. August 185-1 geboren, als einzige Tochter deS Herzogs Ernst von Sachsen Altenbnrg aus dessen Ehe mit einer anhaltiichen Prinzessin. Prinzessin Marie war Ebes des 1. hannoverschen Jnsaiilcrie-Rcgiiiicnis 'Nr. 71. Sie vermahlte sich ani 19. April 1878 mit dem Prinzen Albrccht von Prenssen und gebar ihrem Gemahl drei Söhne, die Prinzen Friedrich Hein rich. Joachim Albrecht und Friedrich Wilhelm, die iannntlich als SekondelentnantS dem 1. Garde-Regiment ;n Fus; angchören. In Bad Nauheim ist der Oberbürgermeister von Brvmberg, Mitglied des preußischen Herrenhauses. Bräsicke, gestorben. Wie die ..Köln. Ztg.' meldet, wisst heute in Köln der Ober präsident der Provinz Weilprcuße» Dr. v. Gvßlcr ein und wird von Direktor Jordan-Elberfeld und van dcr Znpen-K vln empiangen. Ter Zweck der Reiie ist ein Besuch der industriellen Anlagen und Fühlungnahme mit den Industriellen deS Westens, die für die Verhältnisse im Osten interessirl werden sollen. An unterrichteter Stelle in Berlin ist nichts davon bekannt, daß Unterstaatsielretär v. Richthosen um eine Verlängerung keines Urlaubs nachgesucht habe. Freiherr b. Richtlinie» kehrt Mittwoch spätestens zurück, um die AmtSgeschäste zu übernehmen. Tamit entfallen die Konsegucnzen, die nn die erwähnte Nachricht geknüpft worden waren. Ter Verband der deutschen protestantischen Pfarrer Vereine, welcher jüngst in Danzig getagt hat. begrüßt die Palästinasahrt Kaiser Wilhelms in einer Resolution, worin eS heißt: ..Ter Ver band deutscher evangelischer Pfarrervereine begrüßt mit dankbarer Freude die Reise Sr. Majestät deS deutschen Kaisers nach Jerusa lem zur Einweihung der Erlöserkirche unter der Begleitung der von ihm dazu eingcladenen Vertreter evangelischer Kirchen. Er holst zuversichtlich, daß dem Evanglium im Orient durch diese Feier freiere Bahn geschaffen werde gegenüber dem Fanatismus des Islam und den Anmaßungen der römischen Kirche. Er er wartet, daß fortan den schwer bedrängten Christen des Morgen landes der Schutz gewährt werden wird, dessen sie bedürfen." DaS russische Vcrkehrsminijteriui» genehmigte den Abschluß der Verträge mit der Firma Baile» Leclham in Hüll und der ^Ost-Nordiee-TampffchifffahrtSgesellschast" tNvrdosttce Rhedcrci?> in Hamburg wegen Unterhaltung regelmäßiger Tampfcrfahrten zwischen London bez. Hamburg und dem neuen St. Petersburger Seehafen. Aus dem sozialdemokratischen Parteitage in Stuttgart wurde am Donnerstag die deutsche Zoll und .Handelspolitik berathcn. Zu der Frage lagen dem Parteitage zwei Resolutionen vor. deren Verschiedenheit darin beruht, daß die eine, von Bebel. Liebknecht. Schönlank. Bollmar n. A. Unterzeichnete, die Schutzzölle grund sätzlich und aus das Schärfste bekämpfen will, während die vom Referenten Schippe! beantragte diese Nothwendigkeit weniger energisch betont. AuS der Rede des Abgeordneten cchippel sind folgende Stellen hervorzuheben: „Man >ei bei uns geneigt, dem Fürsten BiSmarck die Schuld an der schutzzöllucrischen Entwickel ung zuznschrcibe». Man solle sich doch hüten, eine» Menschen so »äs Uebcrmenschliche zu verzerren Ucbcrall waren damals die Schutzzölle in der Vorbereitung. ..Das kann doch kein Zufall sei», da müssen doch auch andere Umstände initgespiclt haben." Tann sagt man weiter in der Partei: „Wenn cs nicht Fürst Bismarck war, so verdanken wir die Schutzzölle den Reaktionären." Nack der Parteigrupvirnng hat es allerdings den Anschein, als sei Freihandel schon an sich etwas Freiheitliches und Schutzzoll etwa- Reaktionäres. Sehen wir nnS doch aber die Geschichte an. In Amerika sind die Freihändler Dieicnigen. welche den Staat zurückhältcn wollen, die Schntzröllner sind die Revolutionäre, welche eine höhere Wirthschaftsvwnnng hcrbeiführcn wollen. Und bei unserer Zollpolitik waren unter dem Zollverein die Großgrnnd bescher die Freihändler, denn sic wollten ihre Schafe, ihr Holz und Getreide nach England abietzen'. Tiefe Freihändler wären gewiß keine Revolutionäre. Tic Lchutzzöllncr waren die Baum Wollspinner in Bauern und im Westen dieHütteiibeffher. Zweifel los haben sic durch die Schutzzollpolitik die Entwickelung unserer Industrie hcrvorgernfen. Mit der.Hebung der Industrie ist der Fortschritt gefordert, so daß wir den Lchutzzöllncr» mir Dank wissen müssen, denn dem von ihnen herbeigcführten Schutz der ansblül,enden Industrie verdanken wir es auch mir, daß wir hier sind Die Vertreter der Arbeiter, welche in der Entwickelung der Industrie für Schutzzölle eingetreten sind, haben nicht gegen das Klassenintcresic verstoßen: sie haben im Gcgenthei! gerade ihr Klassenintercssc ersaßt. Das Endziel ist die Hocheiitwickelimg der Industrie. DaS ist für uns Arbeiter Alles, die Preisbewegung tann »ns nicht rühren. In deni Kamps für den Freihandel sind wir nicht die Führer. Das muß von selbst komme». Daher kann ich cs nicht verantworten, daß wir uns hier festlegen. Ich lege »ns nur fest gegen LebenSmittelzölle und für die Handelsverträge. Nehmen Sie ineine Resolution an. das ist am besten sin die Partei." (Lebhafter Beifall eines erheblichen TheilS der Vecsamm lnng.) Schippe! erklärte später, daß er seine Resolution ziirnclzielie. Er habe nur dem Parteitag sagen wollen: „JnngcnS. laust nicht so rasch jn den Freihandel, damit ein vernünstiger Mensch auch Nachkommen kann." Heiterkeit.) Das sei erreicht, überall sei ancr tonnt, daß sic nicht so rasch Freihändler werden könnten Es ge langte darauf die gegnerische Resolution zur Annahme, jedoch in der gemäßigten Fassung.' daß „im Allgemeinen" die deutsche Industrie weit genug entwickelt sei, um deSZollschntzeS entralhenzu können. Am Freitag war der frühere Tepntirtc JnlcS GneSde nebst dem Ge »offen Mathieu ans Paris erschienen. Gnesde. ein hnbicher großer Man», mit dunkelblondem Bollbart und goldncr Lorgnette, dessen Aenßeres eher auf einen Rittergutsbesitzer als einen Arbeiter sichrer schließen läßt, wurde, nebst Mathicn, von dem Vorsitzenden Singer unter großen' Beifall deS Parteitags begrüßt. Gnesde äußerte alSdaun in französischer Sprache : Er komme hierher im Aufträge des „prrrti ouvrir" m Frankreich, in dessen Erekutivrath er sitze. Er sei innerhalb der sozialdemokratischen Partei Deutsch landS kein Neuling. Er sei bereits 1890 aus dem sozialdemo kratischen Parteitag in Halle als Telegirtcr der Arbeiterpartei Frankreichs gewesen. Damals habe man in Deutschland gesagt: Nachdem nun der eiserne Reif des Sozialistengesetzes gefallen sei. werde die sozialdemokrati'che Partei Deutschlands ihren inneren Halt verlieren und in sich selbst zusannnenfallen. Die Dbatsachen haben diese Behauptung Lügen gestraft. Wenn auch verschiedene Meinungsverschiedenheiten zu Tage getreten seien, io habe sich doch die Partei nach innen vertieft und sei nach außen nngcmcin gewachsen. Auch dre Sozialdemokratie in Frankreich habe seit 1890 große Forstchritte gemacht. Die Sozialdemokratie Frankreichs abc nicht nur eine Anzahl Vertreter im Parlament, sie habe sich auch mit Hilfe des allgemeinen Wahlrechts, das in Frankreich auch für die Gemeinden bestehe, einer Anzahl Gemeinden be mächtigt. Wen» auch unter den Svizaldcmvtraten Frankreichs noch nicht aller Streit beigelegt sei. so sei die Schärfe in dem Streit geschwunden. Jedenfalls fühlen sich die Sozialdemokraten Frankreichs solidarisch mit den Arbeitern Deutschlands, Oester- reichs, Englands, der Schweiz, sowie übcrlianpt de, ganzen Welt, soweit cS eine moderne Gesellschaft gebe. (Beifall.). Die Sozial demokraten Frankreichs haben die Bedeutung des RnseS bvn Marx: „Proletarier aller Länder, vereinigt Euch", vollständig be griffen. Jedenfalls könne er die Versickerung gebe», daß sich in Frankreich keine sozialdemokratischen Organisationen bilde» werden, um sich gegenseitig zu bekämpfen. Er freue sich, daß auch aus die,em Parteitage der Klasse»kämpf in jeder Beziehung zum Aus druck gekommen sei. Er reiche de» deutschen Parteigenossen im Namen der Arbeiter Frankreichs die Hand. (Stürmischer Beifall.) - Abg. Liebknecht, der diese Rede sofort in's Deutsche übersetzte, schloß mit dem Bemerken: „Ich glaube. Genossen. Sie werden'mir alle beistimmen, daß Genosse Gnesde »nS Allen aus dem Herzen gesprochen hat." (Beifall) Eisenbahnvcrwaltungen stattsmden werde, in der über die Durch führung der Reform endgiltiaer Beschlich gefaßt werden solle. Wir könne» demgegenüber sestftellen. daß die Angelegenheit von den betheiligten Regierungen zwar unausgesetzt betrieben wird, daß dieselbe aber noch nicht so weit gediehen ist, daß die An beraumung einer Schlußkonsercn; zur Fassung endgiltigcc Be schlüsse in Frage kommen könnte." Bei der von den Stadtverordnete» vorrunehmenden Wahl eines Abgeordneten der Stadt Berlin für de» Kommunal-Lcmdtag kam der Sozialdemokrat Singer mit 81 Stimmen in die Stich wahl. in der er gegen ESmaiin mit 56 Stimmen »»terlag. Die sozialdemokratische Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung ist 10 Mann stark. Ein Theil davon ist zur Zeit in Stuttgart auf dem Parteitag. Die Münchener Gemeiiidebevollmächtigte» beschäftigten sich mit der angeblichen Fleischnoth Dabei verlangte der Gemeinde- bevollmächtigte Birk den Verzicht der Stadt aus de» Fleisch ausschlng. Der Geiiieindehevvllmächtigte Herma»» führte aus, daß die Erleichterung der Viehcinsuhr nichts nütze, wenn dem Un wese» der Agenten aus den Schlachthvfc» kein Ende gemacht würde. Fast ft)00 Offiziere befinden sich seit dem l. Oktober in Berlin auf Kommando. Hiervon entfallen aus die Kriegsakademie -IN. von denen 252 der Infanterie, II der Kavallerie. 8«, der Fcld- artillerie, 17 der Fußarlillerie. I I dem Ingenieur »nd Pionier- korps und i dem Train angchören. Zu der Meldung, wonach „die Gründung eines thüringische» Bauernvereins" nach erfolgter Lossagung der thüringischen Land- wirthc vom Bund der Landwirthe nahe bevorstehe. bcmcrtt die ! ..Deutsche TngeSzlg": „Die Nachricht dürfte ein Fühler und der ! Wunsch der Vater oes Gedankens sei». Von einer Lossagung der ^ thüringischen Landwirthe vom Pinide ist uns nichts bekannt. Die j paar freisinnigen Landwirlhe. die vielleicht eine neue Auflage des I Wisser lchen Vereins schönen Andenkens gründe» wollen, brauchen sich doch nicht erst lvsznsagen." Frantreicli. Verschiedene Blätter sind der Meinung, daß ! die Ausstandsbewegniig von langer Hand vorbereitet sei. Ter j Generaldirektor der Ausstellung Pirnrd erklärte aus eine Anfrage. ! daß, falls der Streik noch einige Zeit fvrtdanere. die Weltnns- > stell,»igshniften nicht rechtzeitig fertig würden. Für die Arbeiter I ans den Bauplätzen der Weltausstellung wurden Betten in der Maschinenhalle ausgestellt, damit sie die Bauplätze nicht zn verlasien l brauchen. Bei den Bauten ans dem Chauiv de Mars »nd den Ehamhs Elniees. wie auch auf anderen Werkstätten wurde gestern ! Vormittag die Arbeit vereinzelt wieder ausgenommen. JaureS mahnt in der „Petite Republique" zur raschen »nd ! festen Organisation der sozialdemokratischen Partei: cs wäre Wahn i sinn, die heranfzichendeil Stürme zu verkenne». Ter Knmvs l zwischen Militarismus und Repnblik erschüttere die bürgerliche - Gesellschaft von Grund aus. Tie sozialistische Partei dürfte weder ! thcilnahmlos den Ereignissen beiwohnen, noch sich von ihnen l überrasche» lassen. Zwar könne die Krisis immer noch ohne ge waltsame Erschütterung verlausen, aber seit 10 Jahren habe keine : gefährliche Ueverraschnng so schwer gedroht wie setzt. Ter „Tcmps" mißt dem Streik der Erdarbeiter, sowie ver schiedener anderer Kaiegorie» des Baugewerbes eine sehr ernste ! Bedeutung bei. Er hebt hervor, daß ein Generalstreik lediglich ! eine politische Bedeutung haben müßte. „Eine revolutionäre ! Agitation" heißt cs in den sehr pcisiinistisch gehaltenen AnSfnhr- ! nngeil. „ein Generalstreik, Ruhestörungen »nd Unordnungen > würden vielleicht znm Ergebnis; haben, daß die Weltausstellung ! verhindert, die Stadt Paris »nd ein Theil des Landes ruinirt werden. Und wären die Arbeiter nicht die ersten, die unter dem allgemeinen Mißgeschick leiden würde», das sie unkluger Weise ' selbst heranfbeschworen haben?" Tbatsächlich nimmt der Streit I der Pariser Arbeiter an Umfang zn. Nicht nur machen Angehörige ! aller BcrnfSarten. wie schon erwähnt. Miene, den Aufreizungen ! ein williges Ohr zu leihen, sondern die Zahl der Thätlichkcitcn ! und Ruhestörungen mehrt sich zusehends in bedenklichem Maße. ! Etwa tausend Ausständige zogen in verschiedene» Gruppen von ! einem Bauplatz zum andern und sperrten in der Morgenfrühe die ; Straßen av. welche dahin führen. In Folge dessen kam es zn i Prügeleien zwischen ihnen und ihre» Kameraden, die sich an ihr Tagewerk begeben wollten, und mußten wieder Truppen aiff- j getüften werden, »in auf verschiedenen Punkten den Verkehr verzustellen. Alle Unterhandlungen, die zwischen dem Geincinde- rath und den llnternebmern einerseits, dein Gemeiiiderath und den Swidikaten andererseits geführt wurden, hatten zunächst nicht das geringste Resultat. TicArbeitSbörsc war zahlreich besticht und die Redner ergingen sich in den heftigsten Herausforderungen. Am Donnerstag Nachmittag fand ein Zusammenstoß zwischen -100 Aus ständigen und der Gendarnicrie statt Diese zog blank: die Aus ständigen sencrlcn mit Revolvern und hieben mit Todtschlägern darein. Ein Gendarm wurde schwer verletzt; zwei Arbeiter gc- riethcn unter die Hufe der Pferde, die Gendarmerie blieb Herrin der Lage. Ter „Courier du Soft" verzeichnet das Gerücht, wonach den Ausständigen insgeheim Summen znsließe», um sie znm Widerstand zu crmuthigen und größere Unruhen herbei- znsühren. die alsdann den .Hintermännern Gelegenheit gäben, mit Hilfe der Armee einen Gewaltstreich gegen die Regierung aus znsnbrc». Diele Nachricht dürste indesien wohl auf der Thatflich- lichtest noch entbehrenden Befürchtungen beruhen, die allerdings i sich verwirklichen tonnten. wenn der partielle Ausstaiid >» einen ! allgemeinen ansartctc. Weiter wird gemeldet: Tie ausständigen Erdarbeiter weiten die ihnen seitens der Arbeitgeber gemachten Zugeständnisse zurück. Nachmittags versuchte ein starker Hanfe j Ausständiger ei» Aushörcn der Arbeiten ans einem Bauplätze in der Nähe der Börse zn erzwingen. Tic anwciendc Polizei war zu zu Hilfe, welche die gemeinsame» Dezember im erathunaen eingctreten sei. und daß im Monat eichs-Eiienbahnamt eine Generalkonferenz deutscher schwach und ries eine Abtheilung Militär ... Menge zni» Anseinandelgehen aufforderte. Daraufhin zerstreuten sich die Ausständige». Dem Vernehmen »ach wurden heute mehr als 1.50 Verhaftungen vvrgenvmmen. Ter Pariser Stadtrath nahm mit 81 gegen 12 Stimmen eine Tagesordnung an, welche die Abberufung des Seine Präfekten verlangt, weil seine Amtsführung den Interessen der Stadt Paris nachthciüg sei. ES handelt sich um angebliche Unregelmäßigkeiten bei den Verdingungen für die Arbeiten znm Bau der Stadtbahn. Döwnlödc richtete an den Minislcrvräsidciitcn Brisson ein Schreiben, in welchem er dagegen Einspruch erhob, daß man die Pcftrioten-Liga als eine geheime Geistlich,ist bezeichne. Um zu beweisen, daß die Liga nicht geheim sei. versammele er Mitglieder derselben, um Besprechungen zn halten über die Republik, die Fahne und das Vaterland und gegen den Schimpf, welcher täglich der Armee und dem Präsidenten der Repnblik angethan werde, zu protestiren. Dem „Figaro" zufolge wurde der Gendarmerie eiiigcschärft. daß der Herzog von Orleans, falls er französischcn Boden betrete, ver haftet werden müsse. Einige Blätter machen geheimnißvolle Mitthcilungen über den Brief eines KorpsbefchlSbaberS an einen anderen, der in die Hände der Negierung gefallen sei und vvn ihr als Beweis be trachtet werde, daß eine militärische Verschwörung znm Zwecke eines Staatsstreichs bestehe. Buffo» wolle die Zctlelniig vor der Kammer anfdecke». Italien. Die Regierung wird ein weiteres Bataillon Infam teric sowie zwei Schisse nach Kreta entsenden. Dänemark. Der Kaiser von Rußland tras gestern Nach mittag halb 2 Uhr an Bord des „Polarstern" in Bellevue bei Klampcnbvrg ein und wurde vvn dem König Christian, der Kaiscrin-Wittwe Maria Feodorvwna, dem König und der Königin von Griechenland und de» übrigen Mitgliedern der Königlichen Familie und den fürstlichen Gästen empfangen. Rußland. Ans Petersburger diplomatischen Kreisen ver lautet. daß sofort nach der Rückkehr des Ministers des Acußcre» Grasen Mnrawiew ans Biarritz die Konferenzen wegen Einberus n»g des Friedenskongresses beginnen werden. Die Frage der Besiksvhärcn der Mächte wird ganz außer Spiel gelassen werden. Wie die Wiener „N. Fr. Pr." mittheilt, ist ein Erlaß deS Kriegsministers an die Truppeiikvmmandaiiten ergangen, welcher Instruktionen über den Gebrauch der Waffen seitens des reauirirten Militärs bei Zulainmenstößen mit der Bevölkerung enthält. Der russische .Kriegsminisler sagt ln seinem vvn dem „Regierunasboten" veröffentlichte» Erlasse n. A., daS Miltiär sei in erster Lrnie da;» berufe», die Bürgerschaft zu schützen: cs würde aber auch der Svldatcnwürde nicht entsprechen, die Waffen gegen unbewaffnete Bürger zu kehren, um io weniger, als es meistens nur eines klugen Wortes bedürfe, um Tumulte und Excesse ohne Gewaltanwendung beizulegen. Amerika. George Sartow. ein Bruder der Fra» des Präsi denten Mac Kinlen, wurde in Kanton (Ohio) Abends aus der Straße erschossen. Eine der Thal verdächtige Frau wurde verhaftet. Asien. Dreißig Kosaken und 86 russische Secwldaten mit 2 Feldgeschützen, 25 britische Seesoldcftcn. sowie 80 Mann der deutschen Marine-Infanterie trafen in Peking ein und rückten in die Stadt ein. Große Menschenmnssen hatten sich angesanmuu. es ereignete sich icdoch kein Zwischenfall. Die Chinesen erschienen eingeichüchtert. (Wiederholt) „ . . . EgNVten. Zur Jaschodafrage wird aus London gemeldet, die französische Regierung habe sich erboten. Faichoda zu räumen, wenn England Nnrcchandllingen über die ganze cgüptilche Frage anknnpfen wolle. SaliSburv erwäge dieses Anerbieten ernstlich, mdeß mcht r» dem von Frankreich aewnnschtcn Sinne. Scilisbur» erwäge vielmehr, i ob nicht die Zeit eftchiencn sei. die Stellung Grvßbrlianmens >n ^ Egvpten zn regeln. Wenn er einwillige. mit Frankreich über die ^ britische Besetzung EgnvtenS zu verhandeln, werde cs »nt der ! Absicht geichelieii. die europäischen Mächte zn bewegen, dic britnche ' Schutzkerrschast in Egvple» anzuerlennen, und zu ermitteln, ob . die französischen Vvrnrtbeilc gegen solches Verfahren nicht durch hochwichtige Zugeständnisse an der Mittelmccrkiiste versöhnt werden könnten. Knust und Wissenschaft. 7 Das vorgestrige erste Si»fonie Eoncert derK vn i g 1. ! Kapelle, Serie X, Hai die Saison mit dem vollen Akkord einer ! erstllassigen Aufführung eröffnet Das erste Wort hatte G. F. Händel mit einer von der Königl. Kapelle zum ersten Mal gespielten Ouvertüre in O, eingerichtet von Franz Wülliier. ! Das Werk ist von auffallender Kürze, aber nichtsdestoweniger von ! hervorragender Pracht und Schönheit. Im feierlichen Stile ge halten. letzt es im maicstätischen Tempo rin, das Haupttbema bc ! sonders glänzend von den Blechbläser» getragen. Den Allegro Satz bildet eine Fuge von jener krvstallcne» Helle »nd meisterhaft ! tlnr'en Stiinin'ühmng. in der Bach und Händel für alle Zeiten ! vorbildlich bleiben werden Tie Wüllner'sche Einrichtung erwies ! sich als eine vortreffliche Arbeit, die das Wert stilgerecht dem I moderne» Orchester vortheilhast zugänglich macht. Ter tlassisclien Einleitung schloß sich Peter Tichaikvwsk p mit der hier bereist. gehörten dritte» Suite in 6-ckur an. Ter Komponist benennt diese Lüste die „Mozartiana". Der Grund hierfür ist. wenn man da? Thema des vierten Satzes als Anregung für die Benennung nicht gelten lassen will, nicht recht ersichtlich. Die vier Sätze des Werkes sind durchaus modern und in Tschaitowstn'scher Eigenart empsnndeii. mit allen neueren Mitteln cmsgcstaftct und von dem ganzen Raffinement der lientigcn Orchestertechiilt getragen, iodaß das Einzelne und Ganze öfter zn einem ans die Spitze getriebenen Gemme wird. Es sind Stimiiinngsbilder. die der Komponist »ns vorsulirt. meist leidenschaftliche, temperamentvolle Sätze, ohne organischen Zliiciimnenhang. Wävrend das erste Andantino eine Elegie von vald zartem, empfindsamem Charakter darzustcllen sucht, ist der zweite Satz als eine Art Sehniuchts-Wal.zer von düsterem, gehcimnißvollein Inhalt gehalten. Diesem „Valss mvlauealigue". ! der in seiner eigenarligen Orchestrirung besonders fesselt, ist als Scherzo ein Prcstv-Latz. cm fliegendes SechSachtcl-Tempo. gegenüber gestellt, dessen kriegerische Aiiklänge so übemachcnd am , treten, daß sie sich tänm sicher deuten lasten. Ein Meisterstück ^ tbematischcr Bebniidlttng und der.gunst des Barmens ist der vierte j Satz, dessen Tbcma in zwölf Veränderungen erscheint, eine immer ! rassinirter »nd knnstvoller als die andere Zuerst vvm Streich anartett allein bestandest, steigern sich die Efsekle der Verändcr ! ungen durch die allmählich bcrbeigcführte Betheiligniig der Bläser. ! von denen schlicmich ledem Einzelnen eine ivlistische Ralle zu- gctheilt wird. Die Glanznummer dieser Variations-Kunststücke ! bildete die zestnte Verändcrniig für Lolo-Vivline. von den übrigen Streichern pirfteato begleitet. Herr Eviiecrtmcistcr Petri sübrte diesen Tbeil so vorzüglich ans. daß er gern noch einmal gestört worden wäre. -Die Schluß Variation überbictct sich an Effekten bis an die ! äußerste Grenze der orchestralen Macht und Kraft, schließlich in ° eine Polacca übergebend, der alle nur irgend verfügbaren Jnstru- . mcntal-Lichier ansgesctzt sind. So schön und groß die einzelnen > Variationen aber auch gedacht nnd so vortrefflich sie behandelt I sind, spannen sie in der dcirgcbolencn llebeisüllc doch ein wenig ab. namentlich durch das unverkennbare Pestreben in der Effekff steigerung. Aber geistvoll, eigenartig, von Fantasie und Schwung belebt, bleibt trotzdem Alles an dem Werke, ei» echter Tichnikmvska. zwar nicht ganz so mächtig, wie in seinen L-mc>l>- und ll-moll- > Simonien, aber doch ein ganzer Meister, der noch etwas zu sagen i weiß. Von Herrn Gencrastiinsikdirektvr v. Schuch vortrefflich ! geleitet und in gllen Einzcll,eiten geistreich ausgearbcitet, batte die Suite einen Erfolg ersien Ranges. Ten zweiten Theil des Programms füllte eine der populärsten nnd oft gebotenen Sin- wiiicn vvn I v s. H and» aus, die 12. der Breitköps nnd Härtcl- schcn Partitnr-Aiisgabe, Vvn den Musikern einfach als die ..L-äui"' bezeichnet. Vom vollen Sonnenschein, der ganzen Liebenswürdig keft und dem naiven Humor des Meisters »vergossen wurde sie wieder zn cincin jener niigelrübten Genüsse, g» denen die klassische Musik ebenso reich, wie die moderne arm ist. Dem Eonerrt wohnte» Ihre Kaveri, und Konigl. Hobest F-ran Prinzeisin Friedrich August und die Königl. Hoheit Prinzessin Mathilde bei. k. 8t. h Im Königl. Hofopernhanse gelangt beute „Zar und Z i m in crma » n" zur Anffübrung. In der Rolle des van Bett dcbiitirt der neuengagirte Bassist Herr Bmg vom Königl. Theater in Stockholm. Nach der Over werden die Tnnzsceiien „In Sevilla" wiederholt. Anfang 7 Uhr. Das Königl Hofichaii spiel gicbt znm ersten Mate Beaumarchais' sniftaktiges Lnstivicl „ F-1 g aro' S H o ch zeit", übersetzt nnd bearbeitet von Ludwig Fulda. Amniig halb 8 Uhr. V W v ch cii s p i el p l a n der Königl. Hvfopc r. Sonn tag: „Zar und Zimmerina»»". „In Sevilla": Montag: „Hansel und Gretcl", „Vergißmeinnicht": Dienstag: „Joseph in Egvpten": Mittwvch: „Lucia von Lammerinovr". „In Sevilla": Domiers- tng: „Der^ fliegende Holländer": Freitag: „Martha", „In Sevilla": Sonnabend: „Tannhäuscr": Sonntag: „Ter Prvvbct". — K önig l. H o f s ch auspie!. Sonntag: Zum ersten Male: „Figaro'? Hochzeit" : Montag: „Figaro's Hochzeit": Dienstag: ..Einsame Menjchen"; Mittwoch: „Ern Lvmmerncichtstraiim": Donnerstag: Zum ersten Male: „Das Erbe": Freitag: „Figaro s Hochzeit: Sonnabend: „Das Erbe": Sonntag: „Das Erbe". f Im Residenzthcatcr finden heute zwei Vorstellungen statt: Nachmittags zu ermäßigtcnEiiitrittsvrevcn „Der Oper» ball". Abends mit F-ran Sorma als Gast „Mädchenträum" ck Nach dem vom Königl. Hostheater soeben vcröffeni lichten Rückblick ans das Spicliahr 1897/98 eröffneie die Königl H osoper die Sviclzeit 1897 98 äm 8. August IN17 mit ,.Tannhäuscr" und schloß dieselbe am 8. Juli 1898 mit Weber'- „Freischütz". I» diesem Zeiträume geiangicn a»298 Svielabenden 68 verschiedene Opern. 6 verschiedene Ballets, l dramalischcs Genrebild »nd I Schauspiel zur Aufführung. An 11 Abenden fände» im Königl. Opernhansc Eoncerte der Königl. musikalischen Kapelle statt. An 2 Abenden gnstirtc Madame Re>ane mit ihrer eigenen Truppe und an l Abend Herr Zaeconi mit seiner Truppe. ! Ferner fand an l Abend ein Eoncert des schwedischen Smdcnten chors der Universität Upsala statt. Von den 63 Opern wurden znm ersten Male gegeben 2 Opern: „Kirke" und „Ralbold". neu j einstudirt wurden 7 r. per» : „Bcnveinito Eellini". ..Amelia oder Ter Maskenball", „Don Juan". „Robert der Temel", „Joievb in Egnpten". „Jphigenia in Anlis", „Jphigenia ans TauriS". Von Ballets wurden zum erste» Male gegeben: „Ein vrientalischc? Fest". „Vernißmeiiinicht". Zn den iin König!. Opernhansc ver anstalteten Vorstellungen wurden 98 Ememble Zimmcrproben und 210 Bübnenproben abgehalten. Von den Vubnenproben waren 86 Klavier-Proben und 121 Orcheslerproben (einschließlich 6 General- proben in Kostüm und Mastel. Balletpwben wurden täglich ab gehalten. Das Königl. Opernhaus wurde in der Spielzeit 1897/98 insgesamt»! von 815..-W Personen besucht, unter denen die In haber von Dienst- und Freiplätzen nickft mit gerechnet sind. — Das Königl. 2 chauipielbau s erössncte die Spielzeit 1897/98 am 12. September 1897 mit Gocthe'S „Faust" (1. Theist und schloß dieselbe am 25. Juni 1898 mit Sudeniiann's „Johannes". Jn diesem Zeiträume gelangten an 276 Abenden nnd an 13 Nach mittagen im Ganzen 86 verschiedene dramatische Werke und ein Ballet zur Aufführung Von diese» 86 Werken wurden 18 Stücke zum ersten Male aufgeführt. Zu den im Königl. Schanspielhause gegebenen Vorstellungen fanden statt: 2 Leseproben, 50 Sccnen- probcn. 250 Theatcrproben. 86 Generalproben tmit Kostüm und MaSke), 7 Proben nur für Eomparscrie, .5 Proben nur für Dekoration, 2 Proben nur für Orchester. Das Königl. Schau spielhaus wurde in der Spielzeit 1897/98 (mit Ausschluß der In haber von Dienst- und Freiplätzen, von insgesammt 232,87-5 Per sonen besticht. Hiervon waren 112,575 Abonnenten und 120,800 Nichtcrbonneiltcn. ff Die Nicode-Concerte werden am 9. November, 14. Dezember. 11. Januar und 22. März im Gewerbchause ab gehalten werden. Das Orchester stellt die Chemnitzer Stadt- Kapelle Zur Aufführung gelangen hervorragende Werke von Brahms. Brückner. Liszt. Wagner n. A. Aiikerdem werden die Dresdner Nachrichten. . 2?i>. Seite 3. M» Sonntag, i>. Okt.
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