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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 03.08.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060803026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906080302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906080302
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-08
- Tag 1906-08-03
-
Monat
1906-08
-
Jahr
1906
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Lon». und KeicrlagS »ur Manenstraße ZS von ri die V,I Nlir Die I ivoltioeGrund, »eile ica. s Silben) 22 Li,.. An< kündi,u»ae» aui der Nrivatikite Zeile rs Ps, : die rivaitioe Zeile audert. leite so Ps,.. alb Sinaeiandt Zeile so Pta In «uinmern «ach So»», und Feiert»,e» l iualli,e Grnndzeile so Pta. aus Privaiteite 40 Pia. rlvallioe Zeile auf LcUleile und alz Emgeiaudl «v Pia. Anowurliae Aul- trage nur gegen LorauSbcjgliluiig. Beieabläticr loüen w Pienmge. Fernsprecher ^ Nr. U und LÖSS. LaupIgeschästSstelle: Marienstr. 3S. Von Lüg ü 8tüalc 5t» ?(^ in allen Xpotbelcea, llroxsiien unä kurtüiuerien Ar. S11. tzdikiel Neueste Drahtberichte. Stcintsbalmen, ZwanaSve»stetacriii,ae». Vogelwiese, Bicrklieg, Äerichlsvechnndlungeii. »tbslltlr Loge in Rubinnd. Resideiizlheater. Kunstgeiverbennsstelluna. «>» titNIslrs«. Neueste Drnhtmeldnnaen vorn 2. August. Koloniales. Berlin. Nock einem Telegramm des Gouvernements in Dar-es-Salaam fDe u t sch-O st afr i k a) griss Leutnant von Lindeiner mit einer Abteilung des Johannesjcheii Erpedi- lionskorps das Laaer des Sultans Schabruma, des Hanpt- Mrers der aufständischen Wangoni, am Lihorde südwestlich Aonges überraschend an. Schabruma selbst wurde verwundet, entkam aber, seine Frau und Kinder wurden gefangen und scÄic ganze Habe und sein Viel, erbeutet. Der Gegner verlor 16 Tote und 179 Gefangene. Diesseits ist Ambchcha. ein farbiger Unteroffizier, gefallen. Die Mehrzahl der Schabruma-Großcn unterwarf sich. Major Johannes sieht die Lage in Ssongca günstig an. Nach Meldungen des (Hauptmcinns von Kleist ist die Ruhe in Upanglva immer noch nicht wiedcrhergcstellt. Major Johannes marschierte infolgedessen mit Verstärkungen dorthin ab. Aus Irak» liegen keine Meldungen vor. Zur Lage i» Russland. Petersburg. Das hiesige H a u pt t el e gr aph e n- amt ist heute nacht von Truppen beseht worden. Petersburg. (Priv.-Tel.l Die „Nowose Wrcuija' meldet auS Kronstadt, daß die Gerüchte über eine Meuterei der Gar nison falsch seien, daß dagegen Unruhen bei der 4. und 7. Flotten- equipage stattgefunden hätten. Der drahtlose Telegraph sunktio- uiert seit zwei Tagen nicht. Petersburg. Die Meuterei in Sveaborg ist u^n t erdrückt., In Kronstadt fanden in der vergangenen wüsten Gebrauch gemacht werden. Helsingsors. Der von den Arbeitern und der Roten Garde geplante G e n e r a l st r e i k ist miblungen und hat sich nur aus einzelne Fälle beschränkt. Die Ruhe in der Stadt ist noch nicht wieder eingetreten, doch ist der Verlaus des Stadt- lcbens fast normal. Im Laufe des heutigen Tages sollen drei weitere stark« Militärabtcilungen einlrefscn. Während der letzten Nacht ist das Bahngleis an verschiedenen Stellen be schädigt worden, sodah der gestrige Kurierzug und der Postzug angehalten werden muhten. Diese Beschädigungen wurden dann unter Heranziehung von Militärkommandos unter mili tärischer Bewachung wieder ausgebesseri. Um 7 Uhr abends eröffnet«!! die Panzerschiffe ..Cäsarewitich" und „Bogatyr" ein heftiges Geschützseuer gegen die von den Aufrührern besetzten Forts. Die Forts erwiderten anfangs, jedoch die Schüsse gingen zu kurz, und um 9 Uhr abends stellten die Forts das Feuer ein. Man bemerkte dann, dah Boote die beschossenen Inseln verliehen. Sebastopol. Der Vertreter der ,,P. T.-A." hatte gestern eine Unterredung mit dem kommandierenden Admiral der Schwarzen Meer-Flotte, Skrydlow, und gibt darüber fol genden Bericht: Skrydlow führt die Unruhen in der Flotte keineswegs auf die ökonomischen Forderungen zurück, sondern einzig und allein auf die ^evolutionäre Propaganda und die geringe Zahl per Ofsizere. Der Admiral besuchte gestern die wegen der im November stattgehabten Unruhe» an- geklagten und verurteilten Matrosen, verblieb mit ihnen allein und wies ihnen nach, wie falsch sie gehandelt batten. Das Ge richt hätte sie nicht freisprechen können, denn durch ihre Hand- lungsweise hätten sie ihren Verteidigern die Möglichkeit ge nommen, etwaige Unregelmäßigkeiten der Borimtersuchung nachzuweisen. Als der Admiral am Schlüsse des Gespräches die Matrosen mit ..Brüder" anredete, erwiderten einige: „Wir sind keine Brüder mehr, wir sind Zwangssträslinge!" Skryd- low erwiderte darauf, das Urteil fei bisher noch nicht be stätigt. Für ihn seien die Verurteilten Brüder. Skrydlow blieb bei ihnen von 7 Uhr morgens bis 2 Uhr nachmittags, wodurch die Matrosen gerührt wurden. Der Admiral gibt sich nicht der Hoffnung hin, dah «S eine leichte Aufgabe fein würde, die Ruhe in der Flotte wiederherzustellen. Berlin. (Puv.-Tel.) Zum Besuche des Kaisers ans Villa Hügel verlautet, daß bereits »»isangreiche Massnahmen zuin Schutze des Monarchen getroffen werden. Auf der Hütte wi,d kein ausländischer Arbeiter mehr angenommen. Ans den Haupt städten des Nheinlandes sind eine gröbere Anzahl Kriminalisten nach Essen nbkommandiert. Coburg. Die Herzogin Viktoria Adelheid von Sachsen-Coburg und Gotha ist heute vormittag 8 Uhr 40 Minuten auf Schloß Callenberg von einem Prinzen glücklich entbunden worden. Kiel, Auf der hiesigen Germania-Werst wurde heute früh das für die deutsche Reichsmarine erbaute Unteriee- boot zu Wasser gebracht. Der weitere Ausbau des Bootes erfordert etwa 5 Wochen, so dah Mitte September mit den Probefahrten begonnen werden kann. ^ Kiel. Fortgesetzt laufen aus allen Teilen der Provinz Schleswig-Holstein Meldungen über Blitz- und Hagel schäden während der gestrigen schivercn Gewitter ein. Im Kreise Apenrade wurden zahlreiche Gebäude eingeäschert, des gleichen in der Umgebung von Segeberg. wo auch mehrere Per sonen vom Blitze erschlagen wurden. In Flensburg wurden ein Bauunternehmer und >cin Gehilfe vom Blitze getroffen und getötet. Stuttgart. Gestern abend 8 Uhr wurde im ganzen Lande ein leichter Erdstoß von 2 Sekunden Dauer verspürt, lieber diese Erderschüterung sind aus zahlreichen Orten Mel- düngen eingelauscn, io aus Ludwigsburg, 'Zuffenhausen. aus dem Rcmstale, In Pforzheim und den benachbarten Schwarz waldorten wurde» 2 kurz« Erdstöße Verspürt, die mit unter irdischem Geräusche verbunden waren. Ziegel fielen dort von den Dächern, und Möbelstücke wurden von der Stelle gerückt. Soweit bekannt, wurde ein nenucnswcrter Schaden nirgends angerichtet, doch wurden die Bewohner sehr erschreckt und eilten auf die Straße. Paris. (Priv.-Tel.) Die Franzosen haben den Punkt Dianet in der Sahara, der ehedem von der Türkei als znin tür» ktsch-tripolitanischen Gebiete gehörig bezeichnet wurde, mit aus drücklicher Zustimmung der Türkei besetzt. Belgrad. Skupschtina. Bei der Beratung des Er mächtigungsgesetzes für den Abschluß von Handels- provisorien erklärte der Finanzminister, durch den neuen Handelsvertrag mit Deutschland habe sich Serbien die Durch fuhr geschlachteten Viehes durch "Deutschland gesichert, was für Serbien jedenfalls ein großer Erfolg gewesen sei. Tie Ver handlungen mit den übrigen Staaten feien abgebrochen worden, weil die Regierung vorher Gewißheit darüber erlangen müsse, vb es mit Oesterreich-Ungarn zu einem Vertrag kommen könne oder nicht, da auch die übrigen Staaten Zollvcrträge forderten. Der Vertrag mit Oesterreich-Ungarn müsse als der wichtigste zuerst abgeschlossen werden. Mit Deutschland habe Serbien deshalb früher einen Vertrag abgeschlossen, weil infolge der Haltung des Reichstages ein Vertragsabschluß zu dem von der dculschcn Negierung sestacschteu Termine ausgeschlossen ge wesen wäre. Der Minister trat sür eine mciglichst erweiterte Zollunion und zwar, wenn möglich, aller Bakkanläiider. ein. und bittet um Annahme der Vorlage. Die Beratung wird hieraus auf morgen vertagt. Sofia. (Priv.-Tel.) In Philippopcl sind 120 Verhaf tungen vorgenommen worden. 80 Personen, die an den Aus schreitungen am Sonntage teilgenoiiimen haben, wurden dem Ge richt übergebe». Ncivyo^k. Gestern abend ist hier der Präsident der „Newyorker Staatszeitungs-Korporation. Hermann Uhl. nach längerer Krankheit gestorben. An seine Stelle wird .Hermann Nidder treten. Die Sächsische» Staatseiseubahne» im Jahre 1905. n. Der Güterverkehr ans den sächsische» Staatsessenbahucu nmsaßte im Jahre 1905 insaesamt 29375 062.7 Tonne» (190 l: 28112 125,6 Tonne») und ergab 81882155 Mk.) <783l2 590 Mk.) Einnahme. Von dieser Neförderuilgsmeuge entfielen auf den Binueiivelkehr nahezu 13 Millionen Tonnen und 32 Millionen Mark, ein schlagender Beweis für die reiche Industrie unseres Sachscnlandes. I», direkten Verkehr waren 4V« Millionen Tonnen und im Durchgangsverkehr 10 Millionen Tonnen Güter zu beför dern. Der Ttervcrkehr brachte 1 493 738 Mk. Einnahme bei Beförderung von 13810 Pferden, 108816 Stück Großvieh und 1836N Stück Kleinvieh: 35119 Stück lebendes Vieh (Groß- und Kleinvieh) waren noch in Wagenladungen zu transportieren Zählt man den Güter- und Tierverkehr zusammen, so erhält man ein Ergebnis von 29 218,6 Tonnen <26 243027,1 Tonnen) und 83 375 892.87 Mk. (79 764 339.31 Mk.). Für diese Gütermenge waren 14 397 441 Stück Frachtbriefe im Versand und 13 413,615 Stück Frachtbriefe im Empfang zu bearbeiten. Von den Durch schnittsergebnissen seien folgende interessante Zahlen heraus- gegriffen. Jede Tonne Gut hat 64,03 (64,29) Kilometer durch fahren und auf jedes Kilometer Bahnlänge kamen 9527 (9200) Tonnen Gut und 26 200 (25 3361 Mk. Einnahme. Von den Gütern wurden überhaupt 1916 893 037 Tonnenkilometer zurück- gclegt und sür ein Tonnenkilometer 4,40 Pfennige eingenommen. Der Bedeutung nach nimmt unter den 710 dem Güterverkehr dienenden Stationen der Bahnhof Zwickau den eisten Platz ein mit 3 036 690 Tonnen Güter), im Versand und Empfang, die zweite Stelle behauptet Dresden-Altstadt mit 1344 646 Tonnen, an dritter Stelle steht Meuielwitz mit 1340 702 Tonnen, die vierte Stelle batte im Jahre 1904 Oelsnitz i. Erzgcb. inne, hat sie aber an Riesa nbtreten müssen, diese Station hat OelSnitz i. E- um 100 OM Tonnen überflügelt und iit auch noch Chemnitz Hnuptbahnhof voransgekvmmen: Oelsnitz i. E. steht mit 1129 780 Tonne» an 5. und Chemnitz Hanptbahnhof mit 1 119270 Tonnen an 6. Stelle »sw. Die letzte Stelle nimmt Weintraube mit 11 Tonnen ei». Die 22 neuen, im Laufe des Jahres 1905 eröff- neten Gütervcrkehrsstellen sind nicht in Betracht gezogen. I« den direkten und Durchgangsverkehren brachte der Böhmisch- Sächsische und Norddeutsch-Böhmische Kohlenverkehr die höchste Einnahme mit nahezu 9 Mill. Mk.. ihm steht der Magdeburg- Halle - Sächsische Vcrbaiidsverkehr mit 7>/a Mill. Mk. Einnahme am nächsten. Einen Hauptbestandteil des Güterverkehrs bildet naturgemäß der Koh lenverkehr. Die Gesamtbesörderung dieses wert vollen Gesteines betrug 12251 907 Tonnen (gegen 11840 645 Tonnen t. I. 1901) und zwar 4905551 Tonnen Steinkohlen und 7 346 356 Tonnen Braunkohlen. Unter letzteren befanden sich 2058 560 Tonnen Briketts. Nach sächsischen Stationen wurden 9814468 Tonnen und nach Stationen fremder ^Bahnen 24374A Tanne» Kohlen befördert. Sieht man sich den Steinkohlcnvcrkehr etwas näher an, so findet man, daß in den sächsische» Abbau- bczirken Zwickau, Lugan-Oelsnitz und Dresden insgesamt 3825195 Tonnen (mehr Ä2147 Tonnen) zur Verfrachtung mit der Eisen bahn kamen, das sind 83,09 Prozent vom gesamten Ausbringen überhaupt. Hinsichtlich des Brannkoblenverkehrs steht die Beför derung böhmischer Braunkohlen obenan, sie betrug im ganzen 3858105 Tonnen. Braunkohlen aus sächsischen und sachsen-alten» burgischen Abbaubezirken kamen 1723926 Tonnen mit der Bah» Kunst und Wissenschaft. "f* Das Rcfidcnzthenter hatte gestern einen ' sehr glück-s lichen und erfolgreichen Abend mit dem ersten Gastspiele eines unter Herrn Direktor Alfred H a l nr s Leitung) stehen den Schauspiel-Ensembles. Es find ansnahmslos Künstler, einige davon sogar hervorragende Schauspieler, die uns Herr Halm bringt, und kaum weniger interessant sind die Stücke, mit denen er sein Gesaint-Gaftspiel «röfsncte. All gemein gefesselt hat zunächst eine zweiaktrge Komödie des geist reichen Pariser Schriftstellers George? Courtel'ine, eine tragische Posse „Bouoouro ch e". Wir sehen den Treubrnch hier in der Groteske dargestellt und in allen Stadien des Prozesses rein satirisch behandelt. Nichts geht vor sich, was man in diesem Genre nicht schon hundertmal gesehen hat, die Form und Art aber, wie es geboten wird, ist !o überaus ge schickt, geistvoll und in vielem neu, daß man dem Satirspiele willig folgt und sich von ihm fesseln läßt. Es handelt sich um einen mit Glücksgütern und kindlicher Naivität gesegneten Ein- saltspinsel, Bonbonroche genannt, der sich in einem Liebes verhältnisse acht Jahre lang betrügen und sich in diesem selbst dann nicht erschüttern läßt, als ihm die schlagendsten Beweise des gemeinsten Treubruches vor Äugen geführt werden. Zweck des Ganzen sind aber nicht die burlesken und groteske», in einigen Momenten bis zur Tragik gesteigerten Vorgänge, Vielmehr handelt es sich hier um die Beweisführung, daß die Frauen vom Genre der hier in Frage kommenden Adele — eine Cocotte von dirnenhafter Gesinnung — Meisterinnen in der Kunst der Betörung bleiben, vorausgesetzt, daß sie es mit einem Dummkopf wie Boubouroche zu tun habe». Die amüsante und, wie gesagt, geistvolle Komödie gab vor allem dem Träger der Titelrolle, Herrn Ballentin, Ge legenheit. seine rünstlerischcn Qualitäten in das beste Licht zu stellen. Er bewies glanzende Charakterisicrungsaahe, eine lückenlose Gefühls- und Empfindungsskala, die den Ton natür- licher Bonhomnne und dämlicher Gutmütigkeit gleich vortreff- lich trifft, wie sie glaubhaft und echt in den Momenten ernster seelischer Erregung sich bewährt. In diesem ganz ausgezeich neten und sesselndenSpiele wurde er oiisgezeichnetunterstützt von Herrn Rehbach, der eine brillante Cvaraktertyoe des „Alten Herrn" lieferte und von Frl. Hedwig Lange (Adele), einer ebenso talentvollen, wie in den Aeußerlichkciten bestechenden Künstlern!. Nach diesem, mit allgemeinem und, man darf ihlverdientcm Beisa «it wohlverdientem Beifall aufgenommeucii wußte Direktor Halm mit einer Kaffeehaus-Szene „M imen- siege" zu interessieren, die gleichfalls Courtelinc zum Ver fasser hat. Wir hören- hier einen elenden Provinzkonwdian- ten einem Spießbürger gegenüber von Schmicrenerfolgen bramarbasieren, dem ein anderer in rührender Bescheidenheit gezeichneter Komödiant sehr drastisch gcgcnübertritt, um die Szene zum burlesken Abschluß zu ihringen. Auch hier ist das Was gleichsam gar nichts, das W i e alles. Die Darsteller dieser hübschen, in der Dialogführung virtuos .behandelten Szene, die Herren Rchbach. Stornburg und Adriano, ließen an Vollendung der Charakterisierung kaum einen Wunsch offen. Den Abend beschloß ein wirksames.Lustspiel in einem Akte: „D er dankbare Julien" von Pierre Weber, ein kleiner Ehebruchsversuch, der mittels gerichtsvollzichcrischen Hinde» nissen und der zufälligen Großmütigkeit des Ehemannes glücklich verhindert wird. 'Das Stück, obgleich originell in der Grundidee, ist -etwas langatmig, aber es läßt sich sehr gefällig und ansprechend in der ausgezeichneten Darstellung der Herren Ballentin> und S t a r no u rg. der Damen Lange und Berger mit an sehen und als niedliche und reizvolle Blucite loben. Vorzüglich wie die ^Darstellung der Stücke ist die ge schmackvolle, den Stimmungen 'volle Ncchnuittl tragende Jnszcne und die mit großem Verständnis gepflegte Ensemblckunst. Wir haben Künstler vor uns und eine Regiesührung. beide weit über das hinausgebcnd, was uns für gewöhnlich als Gesamt- gastspicl geboten zu werden pflegt. L. 8t. Dritte Deutsche Kunst^ewerve-Ansstellnug. Dresden IVOS. IV. Profane Raumkunst ll). Die Leiter der Ausstellung "haben für die Hauptabteilung des Unternehmens, in dem uns «in Ueberblick über den heutigen Stand des deutschen Kunsthandwerks im . Zusammenwirken aller seiner verschiedenen Zweige gegeben werden soll, die Be zeichnung „Raumkunst" geprägt und wenden sie immer wieder mit besonderem Wohlgefallen an. Trotzdem glauben wir nickst, daß sie sich länger im Gebrauche erhalten oder gar ein dauern der Besitz des deutschen Sprachschatzes werden wird. Dazu ist sie vor allen Dingen nicht präzis genug. Hat cs dock schließlich ledes Erzeugnis der bildenden Kunst irgendwie mit dem Raum zu tun. ohne den cs sich überhaupt nicht denken läßt, im Unter schied zu den redenden Künsten, die an die Zeit gebunden sind. zunächst einer Erläuterung, da die Bezeichnung für sich allein ,t de, "^ "" »eas Erle .. ..... , . nickst deutlich genug ist. Das ist aber von vornherein ein Fehler, der sich aus dem Bestreben erklärt, durch ein neues, volltönen- des Wort Aussehen zu erregen, während die Sache selbst, um die es sich handelt, durchaus nicht neu ist. Denn die Kunst, einen Raum abzugrenzen, ihn nach allen Dimensionen um- zuaestalten und mit Möbeln und anderen Gerätschaften wohn lich zu machen, ist so alt, wie die Baukunst selbst, und jede der früheren, jetzt historisch gewordenen Stilarten hat nach dieser Richtung hin eine lange Reihe, für die jedesmalige Zeit muster gültiger Lösungen gefunden. Man hätte daher die hochtrabende Bezeichnung: „Raumkunst" lieber vermeiden und dafür besser von ,/Jnnenkuiist" reden sollen. Noch einfacher wäre es freilich geweien. wie früher von Zimmereinrichtnitgen zu sprechen, denn um nichts anderes als um solck>e handelt es sich in den 116 Räumen, die im Katalog unter der Rubrik: „Profane Raumkunst" zusciuimcngefaßt sind. Auch die Anordnung in verschiedene zusammengehörige Gruppen von Zimmer» und für sich gedachte Gelasse ist keines wegs neu, und mindestens seit dem ersten Auftreten van de Veldes in Dresden im Jahre 1897 nicht bloß bei uns, sondern überall üblich. Anzuerkenncn aber ist die große Gc- ichicklichkeit. mit der der Vorsitzende dieser Gruppe, der Architekt Professor Fritz Schumacher, über den vorhandenen Platz disponiert dal, und die reiche Abwechslung, die durch die von ihm ersonnene Aufeinanderfolge entstanden ist. Es ist nicht schnier, sich schon nach einigen Besuchen in dem nur für den ersten Ein druck scheinbar bunten Durcheinander zurecht zu finden und rasch in denjenigen Raum, den man eingehender besichtigen will, zu gelange». Das zu erreichen, war bei der Fülle und Mannig faltigkeit des Gebotenen jedenfalls keine Kleinigkeit. Schon darin liegt an und sür sich «in entschiedener Erfolg, weil nichts so sehr den Besucher ermüdet und verstimmt, als wenn ein« Aus- stellung unübersichtlich ist. Bei der Beurteilung der künstlerischen Bedeutung dieses Teiles der Ausstellung wird man gut tun. den persönlichen Ge schmack so wenig wie möglich zu betonen, sonder» in erster Linie " e Aufg ^ fchmacr Io wenig wie möglich zu vcioiien, ionderu ur erster Llnie darnach zu fragen, ob die jedesmalige Aufgabe zweckentsprechend gelöst ist, und ob aus den verwendeten Materialien das auch wirklich heraestell» worden ist, was aus ihnen herzustellen war. Sind doch Zn>«cktrsülluna und Moterialaerecktuckeit die beiden
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