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Dresdner Nachrichten : 21.07.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190307216
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19030721
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19030721
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-07
- Tag 1903-07-21
-
Monat
1903-07
-
Jahr
1903
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 21.07.1903
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« s .L L- - H;' « Hs rrl r»« O L L r» 6 5-« sind einige Hauser nachträglich einaestürzt. Die Dörfer Krehlau, Ltzljchnttz und Klcinbauichwitz stehen unter Wasser. Die Stadl AuraS ist teilweise wieder wasserfrei. In der zugehörigen Galante Rauke reichte-das Wasser gestern »och bis a» die Dächer. Im ganzen stehen im Kreise Wohlan 10- bis 12 000 Morgen unter Wasser. -Zahlreiche Familien sind obdachlos. In Przybor arbeitet ei» SträslingSkommando an der Erhaltung deS Deiches. Im Bezirk der Wasserbau-Inspektion brachen gestern der Neu dörfer, der Leutkener. der Költschbnschcr, der Deutschwarkhe»- berger und der Milziger Damm. In Neusalz trat der Höchst- wasserslaiid am Sonnabend nachmittag ei». Alle Straße» im Oderviertel sind hoch überschwemmt. Mehrere Fabriken stellten den Betrieb ganz oder teilweise ein. In Bobernig steht eine An zahl Häuser unter Wasser. Ein Pionierkommando ist hier tätig, ein anderes ist nach Pirnitz beordert. Die Älatzer Neiße bringt frisches Hochwasser. Der Wasserstand betrug heute lrüh ln Wartha 2.30 Meter, in Neiße 2,20 Meter. Krefeld. sPriv.-Del.s. Auf dem Schulhof deS Gymnasiums rannten während der Pause beim Spiel zwei Quintaner derart mit den Kopsen gegeneinander, daß der eine infolge einer schweren Gehirnerschütterung ver st a r b. Hohenlyche» tllckermarks- Gestern fand hi»r das Richtetest der neuen Bicioria-Louise-Ki »verheilst ättc voni Roten Kreuz, verwunde» mir der Grundsteinlegung zu dem zugehörigen h'andwirtschastlichen Jugendheim „Königin Louise- Andenken" statt. Bom "Vorstand des Vvlksheilstättenvereins vorn Roten Kreuze waren aus Berlin zahlreiche Vertreter anwesend, u. a. Staatsminister v. Thiele» und Kultusminister Dr, Studt mit Gemahlinnen. 'Frau Gräfin v. Poiadowsky. Präsident des ReichsgesundheilSamtes Dr. Köhler. Die Kaiserin sandle der Festversaiiniiluiig aus Ead'iien ielegravhische Gliiekivnnsche. Die Vorsitzende, Frau v. Thielen, hielt die Festrede. Für das „Königin Louise-Andenken" stiftete Herr Hermann Knauer-Berlin den für den Betrieb erforderlichen Wirtschastshof. Die Anstalten sollen am Geburtslage der Kaiserin seierlich eingeweihl toerden. Stuttgart. Aus Anlaß deS Zustandekommens der 2 t e u e rr e s o r >ii verlieh der König dem Finanzminister von Z, etter das Grvßkreuz des Kronenordens. Paris. lPriv-Del.s Das Oberlattdesgcricbt von Pan hob das bekannte Urteil oes Landgerichts Bayoune auf, das erklärt hatte, die Schließung der Klöster sei ungesetzlich. Madrid iPriv.-Del.s Das neue Ministerium ist mi»mehr endgültig wie folgt gebildet worden: Villaverde: Prä ludium. Gras Sr. Bernardo: Auswärtiges, Santvs Guzmanu: Justiz Nkarntegui: Krieg. Eobian: Vlarine, Besada: Finanzen, t'iareia-Alir: Inneres, Bugallal: Unterricht, Gasset: Ackerbau. Madrid Das neue Ministerium leistete heute den Eid: nachmittags fand ein Minifterrar statt. Madrid. lVrw.-Tel.s Silvela reist im August nach Karls bad und besucht daun Deutschland und Oesterreich. Seine in den Eortes abgegebene Erklärung, daß das s v an is cb-fran z ö- fische V ü n d n i s, behufS Regelung der marokkanischen Frage eine vollzogene Tatsache sei und Svanien deshalb ein mächtiges Geschwader bauen müsse, ries Sensation hervor. .Zürich. sPrw.-Tel.s Als Vorläufer einer größeren Flucht- luigsgruppe sind vier Juden aus K ischine w eingelrofscn. welche erzählen, die geheime Agitation unter der russstchen Bevölkerung nehme derart zu, daß i» kurzer Zeit neue Uu r u h e n zu erwarten seien. Andern!alt. Die Neuß, die infolge heftiger Regengüsse stark angeschwolle» war, ist wieder gefallen. Die Gottbard- Straße zir.-cben <"st>sihenen und "Andermatt, die durch Felsblöcke beschädigt und gestört war, ist seit heute nachmittag wieder frei. London. Der König und die Königin haben nachmittags die Reise nach Irland angeireten, wo sie sich etwa 10 Tage anf- halten werde». Bei der Abfahrt war die Strecke vom Buckingham. Palast bis zum Bahnhöfe von einer großen Volksmenge besetzt, die dem Herrscherpaar warme Kundgebungen bereitete. Molde. Der Vergnügungsdampier der Hamburg-Amerika- Lime „Auguste Victoria" Hai Molde wieder verlassen. — Von de» Passagieren, denen der Kail er die Besichtigung der „Hohenzollern" gestattete, waren 130 Amerikaner: unter ihnen be fand sich der frühere ameritauische Botschafter in Rom. der durch seine Teilnahme am Sezessionskriege bekannte General Drap er, den der Kaiser zur Tafel zog. Während derjelben unterhielt sia> der Kaiser mit dem General und den geladenen deutschen Gästen auf das Lebhafteste. K o n st an t i n o p el. Schemst Pas ch a, der seit 12 Tagen mit 10 Bataillonen und 1 Gebirgsbatlerie in dem albanesischen Gebiete Liuma stehr, hat alle resorinfeindlichen Albanesen und 30 Räuber verhaftet und nach Prizrend geschickt. Ebenso werden in dem Gebiete von Podrina alle Unruhestifter verfolgt, und cs sind bisher 25 i» oontuinaoium verurteilte Alb an eien ver haftet, Zwei Montenegriner ans Wajsojewan wurden auf der Iveker Straße von Albanern getötet. In'olge denen sind die Grenzbewohner sehr erregt. Es werden Racheakte befürchtet. Der montenegrinische Gesandte Bakitich hat entsprechende Schritte bei der P'orie getan. Die Pforte erbielt Nachricht, paß in voriger Woche eine 60 Mann starke Bande bei Rusen, 18 Kilometer süd westlich von Kiiesteiidyl. eine zweite 40 Mann starke Bande unter Donicho bei Dschuma, eine dritte von 50 Mann unter Führung eines Montenegriners bei Nevrekop die bulgarische Grenze über- ichritten habe. "Auch sollen die makedonischen Komitees neuer dings bei Kuestendnl Waffen und Munition sammeln. Gegenmaß regeln sind getroffen. Konstantinopel. IPrw-Tests Das Gerücht von einer Erkrankung des Sultans ist unbegründet. Belgrad „Nowotni Lisch" tritt warm dafür ein, daß aus Anlaß des 40. Tages seit der Ermordung des Königs "Alerander ein Seelenamt für ihn abgehalten werde. Sie sei schon nach der Ermordung für ein würdiges kirchliches Be gräbnis eingetreten, das cnem gekrönten .Haupte geoühre: man habe damals mchl darauf gehört. Das Blatt glaubt aber, daß die Men'chenvsticht die e"wähnte Feier fordert, damit Eurova ge zeigt werde, daß das serbische Volk zu den zivilisierten fortschritt lichen Kulturvölkern gehört, Tas Blatt greift dann scharf den Metropoliten wegen der von ihm in dieier Angelegenheit be obachteten Haltung an. Serbien brauche Ebaraklere. nicht aber Leute, welclie, wie sie jetzt die Obrenowitich verunglimpften, so nüh-er die Familie Karageorgcwitsch und den letzten König be schimpf: hätten. Newyork. lVriv.-Tests In Basin lWyomings wurde ein Gefängnis gestürmt. Ein Beamter wurde getötet und dann zwei weiße Wärter geluncht. , Berlin. sPriv -Tel.) Tie Börse zeigte heute etwas leb hafteren Verkehr. Befriedigende Nachrichten aus den Montan- dezirken. insbesondere die Meldung, daß das Kohlensynditat sich mit einigen »'eiteren Hnttenzechcn über den Beitritt geeinigt habe, und ganz besonders der glanzende Iuitt-Ausmeis des Gelsen- kirchener Beramerks, der gegen den Vormonat ein Plus von 20<>0<» Mk. und gegen den Juni vorigen Jahres ein solches um 62 000 Akk. trotz einer geringeren Anzahl von Arbeitstagen ergibt, wirkte im hohen Maße anregend am Montcinakticninarkte. Gesien- kirchcner zogen ^>. Deutsch-Luxemburger und Laurahütte 3/P Hibernia 1. Bochnmer l'lg Prozent an. Bankaktien erzielten durchweg kleine Kiirsaittbess erringen. Handelsantcile notierten Pro;.. Riissenbank Proz. höher. Von Bahnen waren Eanada schwächer. Fremde Renten fest: Spanier >/> Prozent anziehend auf die Bildung des neuen Ministeriums des früheren Finanzministers Villaverde. Heimische Anleihen nachgebend. Die stprozentige Reichscwlrihe stellte sich auf etwa 91 Proz., das ist 1 Prozent unter dem Kurse, zu dem die letzte Subskription statt- fand. Bei den vereideten Maklern lag ein Angebot von etwa 200 000 Mark zum ersten Kurse vor. Privatdiskont 314 Prozent, M Prozent höher. Der Schluß der Börse ivar fest. — Der Getreide-Verkehr lag wieder sehr still. Das Geschäft drehte sich ausschließlich um Roggen. Infolge des unverändert günstigen Saatenstandsberichts für Preußen setzte Roggen schwach ei», konnte sich jedoch unter dem Eindruck der starken Negensälle, die In oer- icinedencn Geaendcn Deutschlands niedergegangen sind, bcild krästig erholen und stellte sich in zweiter Stunde des Mittags verkehrs bei ciniger^Frage für September-Lieferungen um 50 Pfg. über vorgestrigen Schlug. Weizen bisher geschäftslos, da selbst nominelle Preise kaum zu ermitteln waren. Amerika war etwas 'shmächer. Oesterrcich-Ungarn 'lau. Am Markt für Futtcrartikel Lieferungen still und unverändert. Hafer loco in seiner Ware knapp und teuer. Mais trotz einiger Ankünfte gut behauptet. Rübol unverändert. Sviritus nicht gehandelt. Beim Schluß für Getreide war Weizen still, aber scsi, Roggen belebter, Mehl behauptet — Wetter: Regnerisch, Norduorowestwind. 8r,»N»»t ». »t. tSchlut ) «red» «V,«. »t»k»n«o l«7,S0. »retdner »a«I ltl.vi. L»ue»tz«it>, »>»,-. Ungar, «»Id V«kU>,i,w»Mrtenl»,, Arft. Voet». ;» Uhr nachm,, Want» »7,K> Mali»»» N».«, Spant«, — vorlugiet«» —. ikUrte» riirtenlof» l«,7». ONamandank —, Slaawdab» —. Loindaede» —. UnenIIchiede». Sirt«. PradnkiinmarN. L!«tj,n p«, Nult »er »«Ptdr.-D,,»,, 7» I», Spiriiu« p«r tzn.t «o —, p«, Sepi,.v«»,md«l itL.tü, liau. «ttdtN p«, JnU per öepxuchet-rejemi,«, rutztg. Pratzuklcn. Bericht. ««>j«n per «av»,. —, per «ar, »tag»«» per Oktader -, per Marj . ««Ichafteios. «»»da«. tltradniiendericht.I tingt. We,««» I«,t und «twaa teurer, fremder trttge, >„ Ltz. niedriger, «melit, Maia »uytg, st-n«. Lonauer „itge Sh utiduger, engt. Metzt fest und enaa» ,eurer, engtiiche« ruhig det kletnem Seichttst, t»«,ji« »Nd chafer rrag«, >/« Sh. inedrtger. — Llerier: Unhestitirdig. Zur sächsische» Wahlrecht-frage ergreift nunmehr auch die Münchner „Allaeine > ne Zeitung" daS Wort, die in der nationalen Presse Bayerns eine führende Stellung etnitimutt und auf dem Gebiete der iniiere» Politik einer gelundeu siaatserhallenden Auffassung huldigt, aber von „Schars- macherei" weit entfernt ist. Da» genannte Blatt äußert sich in einem längeren Artikel u. a. wie folgt: „Zunächst dürste eS sich doch darum handeln, in einer ruhigeren und zu objektiver Erör terung bester geeigneten Stimmung, als sie unter dem unmittel baren Etildnick der ReichStagSwahlen möglich ivar, die tiefgehende allgemeine Unzufriedenheit, welche unlengvar diesmal der «Sozial demokratie einen großen Teil der Stimmen zugesührt hat, genauer zu analysieren. Anfsa-licnd bleibt es jedenfalls, daß im Jahre >898, als die fächstfche „Wahlentrechtnng" erst kurz vorher in Kraft getreten n»ar und die Sozialdemokratie an» dieser Tatsache ihre schärfsten Angnssswasfen entlehnte, die Wirkung auf die ReichStagSwahlen doch nicht entfernt eine ähnliche gewesen ist, wie sie jetzt behauptet wird. Sollte» nicht aljo andere, näher liegende Vorgänge die diesmalige Wahlstunmung in Sachsen vielleicht icbiverer beeinslnßl haben, als die ganze Wahlrechtsfrage'? Es ist für einen Richtjachien doppelt peinlich, auf diese traurigen Dinge zurück,zukvmmen: aber es ist schlechterdings anSgesthlvssen, daß die Ipeziflsche Erregung, welche das lächsstche Bvik den ganzen letzten Winler hindurch i» so ungewöhnlichem Maße erschüttert hat, nicht auch aus die Stellungnahme der Massen de: den Reichslags wahlen sehr erheblich eingcwirkt haben sollte. Schwer in die Wagschale fällt offenbar auch die Unzufriedenheit mit der seit langen Jahren von der Regierung und der kvnscrva-tiven Mehr heit des Landtages gett'.ebene» praktischen Politik. "Aber der Nach weis läßt sich ganz aus der "Nähe leicht erbringen, daß ein Klassen, ivahliyslem, wie daS gegenwärtig »i Sachsen bestehende, keines wegs mit Notwendigkeit zu einer nnbesriedigenden Finanz- und Wirtschaftspolitik, zu einer ungerechten Sozialpolitik, und auch mchl zur Freude an allerlei kleinlichen reaktionäre» Maßnahme» sichren muß. Auf der anderen Seite muß inan auch der Frage ins "Auge sehen, ob cs denn eine so ansgemachle Sache ist, daß die sächsischen Erfolge der Sozialdemokratie sich mir durch außer gewöhnliche Einflüsse und nicht vielmehr schon durch das natürliche Fvrtwirken deS Reichswahlrechts erklären lassen, "Rach den Er fahrungen, die mir nun ein Menichenalter hindurch im Reiche gemacht haben, konnte es wahrlich nicht überraschen, wenn in einem durchweg so hoch industriell entwickelten Lande wie Sachsen früher oder iväter einmal der Zeitpunkt eintrat, daß die Sozial demokratie sämtliche Reichstagssipe eroberte. Die gleiche "Befürch tung ans dem Boden des sächsischen Landtags war es ja, welche zur Abschaffung des allgemeinen, gleichen und direkten Wahl rechts für die Landlagsivahlen führte. Will man nun heute glau ben machen, das Unglück des 16. Ium wäre vermieden worden, wenn man das alte Landtagswahlrecht unangetastet gelassen hätte? Man siebt, mit dem bloßen pathetischen Toben, wie es letzt in der iächsiichen Presse an der Tagesordnung ist, wird »ich: viel anznsangen sein. Alan wird die Neforniaufgabe, um die es sich handelt, nach sehr vielen Seiten zu bedenken haben. Mit großer Freude ist der frische Zug festzustellen, der das sächsische liberale Bürgertum endlich zu durchwehen scheint. Man dcirf getrost behaupten, daß im großen und ganzen so lange, als in Sachsen der Kvnslittitionalismns überhaupt besteht, das liberale Bürger tum in den dortigen Kammern niemals vollwertig diejenige Ver tretung gehabt hat, die ihm nach seiner Bedeutung für das Gcsamt- ivohl gerade dieses Landes znkommen würde. Deshalb ist cs durchaus notwendig, daß das liberale Bürgertum in der gegen wärtigen Krise seinen berechtigten Einfluß vollauf dnrchzusetzcn sucht. Aber darum braucht man den Konservativen gegenüber nicht fortwährend mit vollen Backen anfzutrnmvicn, wie es manche sächsische Blätter jetzt für ein täglich zu befriedigendes Bedürfnis zu halten scheinen. Wenigstens sollte man dann in die ernste und schwierige Debatte mehr mitzubringen haben, als dröhnendes, aber leeres Phraiengeklingcl. Soll die Rewrm, ein den sächsischen "Verhältnissen aus die Tauer entsprechendes Landtagswahlrecht, glücklich gelingen, so werden alle an der Erhaltung der bestehen den Ordnung interessierten Elemente vertrauensvoll znsammen- wirken müssen. Das vergesse inan nicht! Und vor allem hüte man sich vor dein Wahne, durch Entgegenkommen gegen die Sozial demokratie die Sache aus den rechten Weg bringen zu können!" Der Leipziger Oladlrat Ludwig-Wolf. der Ehcf des Leipziger Steuerwesens, schlägt folgenden Wahlmodus vvr: „Wenn im Laufe der Jahre sich irgendein Gesetz bewährt und allgemeine Zu stimmung und Billigung gesunden hat und jetzt, nach dem Ablaufe eines Mcnschenalters. keine Stimme verlautete, die eine Acn- deruitg verlangt, so ist es das Gesetz zur Bildung von Bezirks verbänden und deren Vertretung vom 21. April 1873. Auf diesem beruht die Einteilung unseres Landes in 27 Bczirksoerbände, mit zur Zeit drei cremten Städten. Man gebe wieder diesen Lokal- Vertretungen das Recht, einen Mann ihres Vertrauens in die Zweite Kammer zu entsenden. Zur Vertretung von Landwirtschaft, Handel und Gewerbe haben wir landwirtschaftliche Kreisvereine, Handelskammern und Gewcrbekammern. Auch diesen überlasse man es, einen Mann ihres Metiers in die Zweite Kammer zu entsenden, und endlich betraue man die fünf Krcisalisscbüsse mit der "Ausgabe, für jeden kreishauptmannschastlichen Bezirk zwei Per sonen aus der Zahl der Gelehrten, der Künstler, der Beamten in die Kammer frei zu wählen. Neben diesen aus solchen Wahle» hervorgegangencn "Abgeordneten dürften auch aus rein politischen Wahlen hervorgcgangene Abgeordnete in die Kammer zu entsen den sein," Eine Zcntrnmskorrespondenz entwickelt folgenden Gcdcmkengang, indem sie die Nutzanwendung auf die preußischen Verhältnisse zieht: „In Sachsen wurde durch die "Verschlechterung des Landtaaswahlrechtes dasselbe erzielt, was uns in Preußen das Dreiklafsenwahlrecht von Anfang an beschert hatte: der ganz- liche Ausschluß der Sozialdemokratie aus der Landtagsstnbe! Ein großer Erfolg für alle diejenigen, welche glauben, was nicht im Landtag sei, sei auch nicht im Lande! Die sächsischen Sozial demokraten aber haben nun mit wahrhaft grnusamcr Deutlichkeit bewiesen, daß sie doch im Lande sinv und nun erst recht die Volksmassen beherrschen. Sie hatten bei der Verschlechterung des Wahlrechts ihren Gegnern sofort angekündigt, daß sie um so mehr Reichslagsmandate erobern würden, wenn man ihnen die Landtagsmandate durch Entrechtung der Wähler entziehe. Und nun haben sie in der Tat von den 23 sächsischen Neichstags- mandatcn 22 in ihren Besitz gebracht. Eine Partei, die nach dem Reichstagswahlrcchte des Königreichs beherrscht, ist im sächsi schen Landtage gar nicht vertreten. Dieser Widerspruch zwischen Gesetz und Natur ist so himmelschreiend, daß sogar die Negierung in Dresden sich die Ohren nicht mehr verstopfen konnte. Man kündigt amtlich eine Reform des sächsischen Landtagswahlrechtcs an. Was soll nun in Preußen werden? Allerdings haben die Sozialdemokraten noch nicht von allen vrenßisckfen Reichs- tagswahlkrcisen erobert: aber von 236 preußischen Reichstags mandaten sind den Sozialdemokraten doch 32 zugefallen, alio fast ein Siebentel, Wenn diese Partei ein Siebentel der preußischen Bevölkerung ausmacht, so muß sie nach Gerechtigkeit „nd Ver nunft auch im preußischen Abgeordnetenhaus«: vertreten sein. Wenn nicht, so kann das Abgeordnetenhaus auf den Namen Volks vertretung keinen Anspruch machen. Die Sozialdemokraten wollen sich nun i,n Herbst das erste Mal an den preußischen Landtagswahlen beteiligen. Aus eigener Kraft vermögen sie nirgends ein Mandat zu erringen, auch dort nicht, wo sie die Be völkerung zu zwei Drittel oder drei Viertel oder noch größerer Mehrheit hinter sich haben. Denn mögen auch die Sozialdemo kraten alle Wcchlmänncrstellcn in der dritten Abteilnitg mit ihren Kandidaten besetzen, so bekommen sie doch noch kein Mandat, so lange die höher besteuerten Wähler in der ersten und zweiten Abteilung einig bleiben. Im Gegensätze zu den Äemriudewahleii. bn denen iede Wahlklasse ihre beionderen Vertreter wählt, bilden be>. den Landtagswahlen die Wahlmänner aller drei Mafien ein einheitliches Wahlkollegium, sodaß also die Vertreter der breiten Schichten in der dritten Masse niemals für sich allein di« Mehrheit bilden könne». Die Sozialdemokraten in Preußen rechnen nun darauf, daß ihre Wuhlmanner au» der dritten Masse hi« oder da >n der Lage fei» werden, zwischen den Freisinnigen und den Kon servativen oder Nationalliberalen den ckjluSschlag zu geben, und daraufhin die Freisinnigen zwingen können, ihnen da» eine oder andere Mandat abzulasse». Die Wahrscheinlichkeit eine» solchen Erfolges ist nicht groß. Sollte aber auf diesem Wege gelegentlich ein Sozialdemokrat in da» preußische Abgeordnetenhaus yinein- aelangen, so wäre da» wahrlich lein Bewel» für die Gerechtigkeit deS jetzigen Wahlrechts, sondern eher eine Beleuchtung seiner Mängel. Tatsächlich ist da» preußische Wahlrecht noch viel schlechter, al» daS sächsische. E» wäre für Preußen schon ein großer Fortschritt, wenn wir dasjenige Wahl- recht erhielten, da» die Sachsen jetzt als ungerecht uiü> unerträglich sollte! -., .. fetzt in ernste Erwägung ziehen als ein Glück der Frage: Was ist gegen das Anschwellen der Sozialdemokratie zu tun? Die letzte preußische Gesetzgebung auf dem Gebiete des Wahlrechts hat sich als durchaus ungeitügend erwiesen, sowohl für die Gemeinde- als für die Landtag»wahlen." OertlicheS und Sächsisches. — Se. Majestät der König besuchte am Sonntag mit der Prinzessin M athiIde de» Gottesdienst in der Schloßkapelle zu Pillnitz. "Nachmittags 143 Uhr dinierte der König mit dem P r >»zen IvhannÄeor a und der P r i n z e s s i n M a t h il de ^eule vormittag begab er sich in Begleitung des Generals ü I«» El«-. Generalmajors d'Elsa von Pillnitz nach dem Garnison- iibnnasplatze »nd wohnte der Besichtigung der 88. Insanlerie. brigade bei. "Rach der Besichtigung traf er im Resioenzschlosse ei», »ahm die Vorträge der Herren StaatSnlinister, der Depac- lemenischefs der König!. Hofstaaten, sowie deS Königs. Kabinetts- sekrelärs entgegen und kehrte darauf „ach Pillnitz zurück. — Se. Komgl. Hobelt der Kronprinz, kommandierender General des 12. "Arineekorps, traf gestern srüb -!Z5 Uhr. von Sibtzllenorl kommend, aus dem Bahnhofe Riesa ein, subr nach dem Truppenülmngsvlatze Zeithain und wohnte daselbst der Be sichtigung der 64 Infanlerie-Br'.gade bei. Die Rückfahrt von Riesa enolgie t0,26 Uhr vormittags, die Ankunft m Dresden-Neustadt 11,>2 Ubr vormittags. — Se. König!. Hoheit Prinz Johann Georg hat sich gestern nach Beendigung der Truppcnübnnaen in Zeithain nach Zandvoort begeben, wo zur Zeit die Frau Prinzessin weilt. — Prinz Johann Georg hat dem Kleinpnermcister Vent, hier, Bürgerwiese, das Prädikat eines „Hosklempners" verliehen. — Ter kvnn»a»die«cnde Gencial v. Treitschke ivolmie gestern der Besichtigung der 88. Insnnterik-Brigadr in dem hiesigen Uebungsgelände bei. In inner Begleitung desand sich der Maier und Adintant im Gcncralkammandv Freiherr v. Bvdenhanscn. — Flügcladjutant Oberstleutnant v. Kospoth, der als Gast der Kvnigin-Witwe in Sibtzllcnvrt weilte, ist am Sonnabend abend von dvrt wieder abgereist. — Ter Frau Gräfin Brühl gcb. v. Krosigk aus Seisers- dorf ist der Sidonienorden verliehen nni> dem Theaterdircklor Karl in Zittau die Genebiuigung erteilt worden, den ihm vom Herzog von Anhalt verliehenen Verdienstorden für Wissenschast und Knust anznnchmen und zu tragen, — Der ehcmaliae Rektor der Krcnzschnle, Prost Dr, Hultzich, begeht morgen Mittwochs seinen 70, Geburtstag. Im Jahre 1689 trat er vom "Rektorat zurück, — Der Königl. Sächsttche Rechnungsrat a. D, Herr Earl Ferd, Otto Tietzsch, früher Hauplknisiercr der Königl. Hos- llieatcr, ist im Alter von 64 Jahren plötzlich an Herzlähnnnig verschieden. — Einer der bedeutendsten sächsischen Industriellen, Herr Spinncreibesitzer Alb, P lucker in Nenkirchen bei Criin- inilschau, ist am Freitag gestorben. — Die Familie von Zimmermann. von der wir kürz lich die Wiederaufnahme des adligen Naniens seitens des Hemr Superintendenten Jöh. Kuno von Znmiierinaim in Rochlitz zir melden hatten, ist eine der allerältesten Familien umercs deutschen Reichsbriesadels. Ihre , Stammväter sind fchon um 1360 adlige Vasallen des Königs von Böhmen gewesen, denen Kaiser Karl IV. s1347—1378s das heute noch geführte Wappen verlieh lblau-gelb: im oberen blauen Felde ein gelber springender Löivej. In den Hussitenkriegen sind dann die Ritter von Zimmcrmann „bei denen Verfolgungen des Adels" aus ihren Slaimnsitzen in Böhmen vertrieben worden. Der eine Zweig hat sich damals nach Schlesien gewendet, wo er bald wieder grund- aistässig wurde und ihm zu Luthers Zeiten die Rittergüter Mittlau, Poklwitz bei Liegnitz, Schmicgrode bei Wartcnberg und später auch Seebnitz bei Liegnitz gehörten. Mehrere Mitglieder dieses Stammes haben an den KAegcn Karls V. in Frankreich, Tnn:s und "Algier ruhmhaslcn Anteil genommen. Nach dem 30jährigen Kriege hat die, Familie aus Seebnitz em geändertes Wappen er- halten lgcharnischler, silberner Arm in blauem Felde) und ist ander- weit mehrfach in Schlesien und Brandenburg lLangmeils ansässig geworden. Vo» dieser Linie von Zimmermann steht zur Zeit eine große "Anzahl Mitglieder als Offiziere in der Königlich Preu ßischen Armee. Der andere Stamm der in den Hussitenkriegen von ihren Gütern vertriebenen Ritter von Zimmermann hat sich von Böhmen in das „oberiächsiiche Gebirg" geflüchtet. Don gehörte ihm bald nach 1600 des Pöckel-Frei-Gut in Mittweida und das große „Zimmermanniche Gut" in Naschau bei Schwarzen- berg, von denen jenes später in den Besitz der Edlen von Ouer- si.rth überging, während letzteres 1727 an Hauptmann von Sütliinger,, kam. Nachdem kurz vor 1700 sich der Besitzer des Rcnchaner Gutes unter dessen Beibehaltung nach Dresden ge wendet und sich da angekauft, daselbst auch das bis tief ins 19 Jahrhundert bestehende Erbbegräbnis der Familie begründet hatte, hat dieser Stamm im 18. Jahrhundert die Rittergüter Rehnsdorf, Obcrgersdors nebst Dobrig bei Kamenz in der Lausitz erworben und später, 1793, von Kaiser Franz II. Adelsncuerung erhalten. Nach dem Tode des letzten Erbhcrrns von Zimmermann aus Rehnsdorf hat die Familie die durch die Napoleomschen Kriege und starke Kontributionen ausgcsaugtcn Güter 1823 verkaufen müssen, da sich ihre Bewirtschasiung hei der großen Zahl s7s der Erben nicht mehr lohnte, der Besitz aber nicht Fideikommiß war. Den adligen Namen hat damals nur die eine Linie Weiler ge führt, welche, jetzt ausoestoLben, der preußischen Armee im 19. Jahrhundert drei Generäle gegeben hat. Von den anderen Linien sind viele Glieder, auch in Sachsen, als Juristen, Theo- logen und Offiziere bekannt geworden. Sie haben meist in den Jahren 1883.-84 ihre adligen "Rainen wieder nnfgcnonimcn und haben an Grundbesitz jetzt die Rittergüter Schlvttcnhof bei Hof in Bapern und Prcstewitz in lxr Provinz Sachsen, Diesem Stamme der Familie gehören von den Jetztlebenden ». a. an der oben- erwähnte Herr Superintendent von Zimmermann in Rochlitz, der bekannte Universitätslehrer und Superintendent-St, Dr, theol. et phil, Paul von Zimmcrinann in Wien, der Major Kuno Zimmer- mann in Dresden und der Königl. Preußische Oherstientnallt Paul von Zimmermann, Kommandeur des 1. Garde-Artillerie-Regi- n ents, in Berlin. — Als erste der Parteien im 40. Wahlkreise des platten Landes sGerichtsamtsbezirk Zwickaus, wo eine Ergänzungswahl für den ansscheidenden bisherigen konservativen Kandidaten Klötzer-Bocktva zu erfolgen hat, sind die Sozial demokraten m die Agitation eingetreten. Ihr Kandidat ist Herr Wilhelm Stolle, zugleich Rcichstagsabgeordncter des 17. Reichs- tagswahlkreiscs, der der Zweiten Kammer bereits früher angehört hat. In einer auf Sonnabend nach Vordcrncudörfel einbe- rufcnen Wählerversammlnng sollte Herr Stolle als Kandidat pro- klamicrt werden, man mußte vie Proklamierung jedoch verschieben, da Herr Stolle krankheitshalber nicht erschienen war. An seiner Stelle sprach ein Herr Drescher-Dresden über die Stellung nahme der sozialdemokratischen Partei zu den Landtagswahlen. — Die Betr-ebsergebnisse der sächsischen Staats eisenbahnen »nd der mitvcrivaltcten Privateisenbahnen ge stalteten sich nach den endgültigen Feststellungen im Februar wie folgt: Bei den Staatseisenbal nen sind 4559118 Personen und 1839059 Tonnen Güter befördert worden. Die Einnahme hier für betrug 8 229 778 Mk,, wovon 2 429 791 Mk. der Personen verkehr und 5 799987 Mk. der Güterverkehr erbrachte, und über-
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