Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 04.09.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188609042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18860904
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18860904
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-09
- Tag 1886-09-04
-
Monat
1886-09
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 04.09.1886
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
laufen md der Lothaer Ainumach don 1868 bringt mehr und ge nauere Details als man i» Frankreich oder so» two über die Armee finden kann. Mit dein jetzige» PuhlicilungSsystem ist es iür die Feinde gar nicht notbwendig. das zu bekriegende Land zu über wachen. DaS Budget giebt die Ausgaben Iür Heer und Marine bis in die kleinsten Details an. die Rangliste «heilt die Beschaffen- beit und Garnisonsorte der Cvrpö und Schiffe mit: das „Journal Osshiel* giebt die PersonalbesSrderunae». die Minister- »nd K"m- innndantenbefehle. die Berivaltungsmatzrcgeln, Subimssionen re. an. Endlich giebt die militärische Presse alle Einzel beiten der Projekte, der Waffenstudien, der geplanten Verbesserungen, der Wafsenein- snbrung re. an. Die Militiir-Attachecs brauchen nur in irgend ein Em'ö zu gehen, die Zeitungen zu lewn und einen Blirk auf die Effen- babnkarte ztl werfen, ihr Bericht ist fertig und genauer als der ge schickteste Agent ihn zttsammenstrllen könnte. Diese Wuth, Alles zu sagen, Alles zu dnicken, Alles zu verkaufen, war schon gewaltig in Frankreich vor dem Ministerium des Generals Bvulanger ent wickelt. Jrgt hat sie aber solch' gefährliche Dimensionen ange nommen, daß man energisch „Halt" rufen muh. General Bon- langer schlägt von jedem Gedanken einen Lärm, wie ein Trommler, der von Mosguitos gepeinigt wird; kaum giebt er einen To» an, so drucken ihn mit Cvnimentaren seine Bewunderer nach. Unter den, Borwand, das Herr zu unterrichten, den, Volke z» zeigen, wie sehr für die Armee gesorgt wird, überhäuft man daS Publikum initMit- Iheilunge», welche es bisher nicht kannte und auch nicht kennen zn lernen braucht. Unter dem Vorwand, besser unterrichtet scheinen zu wollen als der Nachbar, erzählt man über das Repetirgewehr und die lenkbaren BnllvuS Geschichte», die lieber verheimlicht blieben, incht zu vergessen, daß viele Dinge noch falsch sind. Hört mau >o etwas von Deutschland? Seit 1870/71 hat man drüben bedeutende Materialverbesferunae» einaeführt, trotz der Siege sah man es eai, das; noch Vieles fehlte. Man arbeitet auch an der allgemeinen Bewaffnung durch Nepetiraewehre und Luftschiffe, aber die Zeitungen haben den gemessenen Befehl erhalten, nicht davon zu reden. In Frankreich sieht man überall Spione und wittert Verrath. 18«! wurde das Chassepotacwehr angenommen — zu spät, t873 das GraSaewehr — zn früh für nnS: man benehe 1880 nicht die eine oder die andere Thorheit von Neuem, indem raun in aller Hast das Bewnffmmgsshstci» änd rt. Bor Alten, aber hüte man sich, die wahren Absichten zu veröffentlichen. Der Kiieasiiiiiiffler »nd der letzte Reporter, das sind die geheimen Agenten, die Deutschland Svionendieusle leisten, und daran «st nur die große Neugierde Frankreichs und eine unermeßliche Eitelkeit schuld." — General Boiilanger hat anaeordnct, das; iniolge der großen Hitze bei den Manövern die Soldaten so frühzeitig auszubrechen habe», daß sie ilue Etappenstation zwischen 7-8 Uhr erreiche». Tun» sollen sie in ihre Quartiere geschickt werden und erst in den späteren Nach niiliaaostuude» die Uebungen aussührcu. Auch soll künftighin m den Reguneiitssahiien, >m weißen Felde, der Refrain eingestickt werden: „»oueie pour In pulriol'' und dürfen die Fahnen nicht Niehr gesenkt werden, denn sie haben das Valeiland z» repcioen tiren, dürfe» sich also zum «Buß vor keiner Persönlichkeit, nicht einmal vor dem Piäsideuten der Republik, neige». — Ter Kuegs- m»iister hat leine Jmpiklivusreise nach der Südostgienze augelieten. Er begub sich zunächst nach Lhvn und Buaneon. riese Rene Mißfällt dem Eviisellprasidente» außerordemluh; er hat bis zum letzten Angent'lick veisncht, ihn davon abzutumge». — Znm Beiuch tun der Exkaiserin Eugenie in Faruborvngh welle» jetzt Herzog und Herzogin Monchy und Prinz Joachim nehsl Prinzessin Eugenie Mnrat. Tue Kaveri» henhälligk sieh eilrigjl mit dem Fortschritt der Ardeiten zur Kapelle, >» welcher Napoleon III. und sein Lohn beigeletzt werde» sollen. Inzwischen fahrt Ihre Majestät jeden Morgen »ach Aldecchot, »m der Messe hciznwohnen, die für die iaihvliichen Soldaten gelesen wird. Sob-lld sie das Feldlager paisirl, präicntire» die Soldalen, als Ware sie noch die regierende Kaiserin. Ncit ihren Gästen bemchie sic die.aasimiasi'Ausiiellmig, bei ihrem Eintritt spielte die Militärkapelle die nähere National- h»m»e Frankreichs : t'Air de la Reme Horien!e". der Schwiegersohn der Königin ovii England, der Mamms of Lorne, begrüßte die Kaiserin mit der Anrede: „Allerdncclnauchkigste, allergnädigste Kaiserin, Eure kaiserliche MascNät." — Prinzessin Mathilde ist aus Prangins znrückgekehrt, der Prinz Napoleon, dessen tffcmahlin und Tochter geleiten» sie dis Zürich, wmelbst sie einige Tage veiweile» wollen. Pemzessui Länlin, die letzt 20 Jahre alt >it, wird eine große südliche Schönheit werde», sie hat viel Aehnlicükcit mit ihrer AlniN'a», der ersten Imperatormnlter, deren 'Naiiien sie trägt. Ihr Geist und Temperanient werden >elir gcrirhmt und wird man wohl bald von einer fürstlichen Berlobnng der Nichte des Königs von Italien hören. — lieber den neuen Legaten in Pelmo, enthält der „Figaro" einige Notizen. M'sgr. Antonio Aglicirdi, Erzbischof von Eeiaria ist 5,0 Jahre alt, von hoher, voller Statnr. »'einen Gesichts- ziiaen. matlgclbcin Teint, scharf geichmtteiie'n dniiklen Angenbrniien. schivai'.em Haar »nd 'Bart und blitzenden Augen. Er itt ein sehr gcschickkec Diplomat und hat >m Orient schon manche Schwierig keiten glücklich gelöst. Der günstige Verlauf seine« Mission in Boa beeinflußte die Wchl des hl. Vaters. 'Augenblicklich weilt der ver- ehrnngswmdlge Prälat zur Herstellung seiner angegriffenen Gesund heit bei seinen Elter» in Bergamo «Lombardei). — Die verw. Ba roni» James Rothschild, das älteste Mitglied der Familie Roth schild, ist plötzlich ans ihrem Schloß in Boulogne-sur-Seine an Altersschwäche geilorbc». Belgien. Am-' September Nachmittags ging in ganz Belgien ein tnrchkbares Hagelwetter nieder, welches unerhörte Verwüstungen anruchteie. Die Schloßen Hallen vielfach eine Dicke von anserthalb Ecutimetern: sie vernichteten einen großen Theil der öffentlichen Gartenanlage» und der Obstbäume und beschädigten viele Häuter. 'Ans der Provinz kommen Nachrichten über turchlbarc Ver deeeiingen und lleberschwennnnnge». Vom Pfeerc werden gewaltige Sturme genielset. Holland. Brand des Kurhauses in Scheveningcn. Morgens stieß cni Dienstmädchen eine Svmtnslampe in einem Logirznnuier in» und lief voller Schrecken ans dem Zimmer. In dein -Lchlai- z>miner nehenan befand sich noch der betreffende Gast, der nichts mehr tlnin konnte, als sich rette», da die Flammen sich mi! mi- glanblichcr Gcichlvindigkeit verbreiteten Tie anwesenden Bade gaste wurden sogleich algruiirt nnd gelang es Allen, sich zu retten, r >e Letzten, die Innaasgcbrachl wurden, waren die Kinder vom Mnsitdireltor Mamistädt. Um U» Uhr schon stürzte das große Kuvpeldach zusammen. Aus dem Platz vor dem Gebäude, der mit Soldaten gegen clwaige diebische Gelüste gesichert ist, stehen die wenigen Dinge, dw man hotte retten sonnen. Stühle aller Art. von den cimachsten Rolnslühlen des Saales bis zu den eleganten Smiimeffanteiiils der Logirllniiner. Tische, ans denen Lampen, Körbe mit Büchern. Geschirre, Kasten, Koster, ziisammengeworiene Bettdecken, Gardinen, Teppiche in buntem Gewirr liege» nnd stehen, ganze Berge mit Bettwäsche, PianoS, ein Theil des Bufiets, die Blumentöpfe von der Table d'lwte, Spiegel, Gemälde, und dazwilchen sitze» baihäuptig einige der Bewohner des Kurhauses, die noch etwas von ihre» Sache» haben retten könne» und nun diese selbst z» bewachen vorzieben. Unten aber stehen die dichten Mengen der Zuschauer, die aus dem Haag bcrübcrgekommen. meist elegante Dame» nnd Heiren, Ossiziere »nd Seekadctlcn in grolicr Zahl, während die Offiziere des Garde-NrgimentS, Grenadiere und verworfen. Stuart beantragt Vertagung des Hauses Der Minister Ehinchill bekämpft diele» Antra, und erklärt, dir Regierung sei froh, daß daS Land lebe, daß dir Radikalen die Erledigung der Ge schäfte hindern. Die Negierung werde sich in keine Diskussion über den angemeldeten Antrag Labvuchöres einlassen. Stuarts Ver- taauiiasaiittaa wurde mit 223 gegen 120 Stimmen abgelrhnt. wo raus Dlllwtm die Vertagung der Debatte beantragt Churchill erklärt sich hiermit einverstanden Der Marineminister Hamilton hielt gestern eine Banketrede in Sheffield. Hamittvn bemerkte hierbei bezüglich der afghanischen Greiizabsteckuiia: dieselbe sei vollständig n»l Ausnahme eines einzigen Punkles: er hoffe, diese glückliche Lösung werde viele Jahre Bestand haben. Was die bulgarische Angelegenheit betreffe. >a hoffe er, daß die Begeisterung und Ergebenheit für den Fürsten, welche sich anläßlich der abscheulichen Verschwörung kundgegeben, de» Fürste» für immer gegen ähnliche Anschläge sichere. Wenn gewisse Blätter von Kriegsvorbereittingen in Europa spräche», so glaube er, es habe niemals eine Zeit gegeben, wo die Böller Europas mehr dem Frieden geneigt gewesen jene», als gegenwärtig. Er hoffe, diese Gesinnungen der Völker würden künftig einen vor herrschenden Einfluß aus die Politik ihrer Regierungen ausübcn. London. Ter große Cichklub hat dem Ex-Prcmier Glad- stviic wegen feiner irische» Politik eine goldene Hacke verehrt. Diese Shmholik ist migewendkt, weit Gladstone sich »i seinen Muße stunden mit Paniinällen beichäitigt nnd auch um die «Schwierig keiten anzudeuten. die er bei der irnchen Frage zu beseitigen haben wird. — DaS freiwillige JngenienrkorpS hält seine Hebungen bei Ehatham ab. Die Geiundhcil der Leute «st gut und die TiSzipli» unübertrefflich. ES werden trotz der imehtbaren Hitze die denkbar schmierigsten Uebungen nnSgeuihrt; lewer richteten dieselben ein . Unglück an. Bei einem siinulirten nächtlichen Gesicht mar die eine ; Kanone mit wirkliche» Bomben — aus Bestehen geladen nnd schlug i» eine Farm ein, wo sie krcpirte. Im selben Zimmer schliefen der 'Besitze,, seine Fra» nnd zwei kleine Töchter und ein Söhnchen in der Wiege. Alle Personen kamen nm und das Haus »rannte nieder. — Ein zweiter Skaiwalprozeß wnd nächstens verhandelt winden: Lady Palmer, Frau von Lord James Palmer und Tochter des Grast» Rusiglini, eine Jtzilienerin, ist des Ehebruchs ange llagt. Mit einem ihrer Arbeiter flüchtete sie und nahm Faimlien- bnltansi» im Werthe von 2000 P>d. Steel., ihrem Gatten gehörig, mit Der Kammerdiener Jvlrei Tabak diente als Heffershesier und wurde verhaftet. Zöger aber eisstg an den Löscharheiten lhellnehme». Und zwischen den eleganten Kostümen stehen dann wieder in dichten Hauten die Schcvemnger Männer und Frauen i» ihrer wnndersiche» Tracht. Ei«« Korrespondent der „Krenzzta." mengte sich ein wenig unter die Leute, vernahm aber nicht viel Einzelheiten über die Entstehung des PeandeS; zwar fehlte die »mgeialtene Spisttnslampc incht, aber diese ist bei der Erzählung der Fenenlalamltälen stereotyv. En, Anderer wußte gar vvn einer Selbstentzündung des Balkenwerkes ;o sprechen: am wahrscheinlichsten erschien noch die Versio», daß cm Diener mit Licht »> der Hand die Wasserleitung habe öffnen wollen, ans Versehen aber den GaSlmh» erfaßt und io den Brand veunsacht habe. Aus diese Weste läßt sich wenigstens die schnellc Verbreitung durch das ganze Gebäude, das säst überall gleich rmnirt war, erklären. E»> besonderer Uebelstgnd war, daß die Schläuche, die ans alle» Elvsels vorhanden waren, kein Wasser gaben; em Kellner erzählte, er habe das Feuer zuerst im Personen. a>sti»g bemerkt, sofort einen der Schläuche zerschnitten, aber dieser liabe versagt: daraus sei er schnell hlnamge stürzt, was möglich zu retten. Einen sehr schweren, attcn Herrn, der nicht zu tragen ge- wew», bade er nur an den Beinen die Treppe hinabgeichleitt und so den, Tode im letzten Augenblick entrissen. Die Meisten hatten - es war 8' - Ubr. als das Feuer ausbrach — noch ,m Negligee fliehe» und ihre ganze Garderobe den Flammen überlassen müsse». England. Unterhaus. Adreßdebatte. Das Amendement des iri'chcn Abg. Srxloii, m welchem die Rvchwendigkeit betont wird, üble »mgit besondere Maßregeln zur Aiisrcchlcrlmltnng der Ordnung in Besi'ast zn treffen, wurde nach lebhafter Debatte mit 225 gegen 128 Lttmmeii abaelehnt und hieraus die erste Lesung der Adresse ange nommen Parnell beantragt die zweite Lesung zu vertagen. Ter radikale 'Abg. Labonchöre unterstützt dielen Antrag; weil der Minister Ehurchill seine in Bcllast gehaltenen Reden nicht Rußland. Von zwei nach Sibirien verbannten russischen Für sten endete der Eine, dessen Strafe am tz. Sept. beendet gewesen wäre, Fästt Krapotki», Bruder des bekannten Sozialisten, durch Selbst mord. Ter zweite Verbannte. Fürst Peter Nllolndi'e, wurde dieser Tage in einem Teiche bei Tomsk crmardcl amgei'unden. Am Kopie waren gegen 10 Wunden, der HalS war mit einem Gürtel znsammengeschnürl; ei» Ohr fehlte ganz, vom anderen war nur noch der untere Theil vorhanden. Wie man ammnmt, war Fürst Nikvladse der Rache zum Op-er gefallen, da er sich viel mit Te- unn ziattoncn abgab und überhaupt emen'chlechtcn Lenmund hatte. Biilgarirtt. Ueber die Beihrllignng der Zöglinge der vam Fürsten Alexander selbst gegründete» Kadettensehnle in Sofia am Ltaatsslreicki belichtet der „Telcaraiul": „In der 'Nacht aus den Sonnabend erschien Grilcw, der Kommandant der Kadettenschnlc. in dem Lokale derselbe» und gab Befehl, die Zöglinge z» weck«». Dieselben kleidet»» sich in aller.Hast an nnd rohsten ihrem Kom mandanten auf ciuen benachbarten Platz. Hier bezahl ihnen Grurw. emen Kreis um ihn zn bilden, da er ihnen eine sehr wichtige Mit- lheilimg zu wachen habe. Nachdem er sie an d>e Boi schritten der Disziplin erinnert hatte, thrntte er ihnen mit, daß der Fürst entthront sei, nnd daß sie sich in den Palast zu begehen hätte», um ihn zn vilhasten. Er avpellirte an ihre Treue (!> und Ergebenheit (!!). Die Gruppe de» Mitilärzögtstige war von einem Bataillon des Regi ments Ku/lendil mit aiiigcpftanztem Bajonett umgebe». Die Ka detten leisteten den Eid und inarschirien, immer nnter Eskottc der Soldaten, »ach dem Palaste. Dank der Ortskenntniß deS Herrn Grucw vermochten sie geiämchtoS in das Innere zu dringen. Einige Pntastgendarmcn leistete» jedoch einen gewissen Widerstand, wobei dies derielben verwundet wurden." Etwas abweichend von diesem Berichle ist die Darstellung emeS czechstchcn Blattes, näm lich so: 'Nach dem vorjährigen Kriege wurden etwa iünizig Stu denten verschiedener Fächer, welche als Freiwillige den Feldzug iinigemachl hatten, in die Kadettenschule in Sofia aistgciiouunen. Es chatte sich »m die Beförderung dieser Freiwilligen zu Offisteren gehandelt. Fürst Alexander hat sich ledocy der sowrtigen Beiördc- riiiig widcrsetzt, indem er gellend machte, daß das Avancement erst erfolgen könne, wenn die Betreffenden die Militärschule ordentlich absolvirt haben; dann würden sie allerdings als die ersten cm die Reihe kommen. Die Gegner des Fürsten benützten diesen Umstand zu Agitationen gegen seine Person. Ter Direktor führte den Schülern insgeheim vor Augen, daß sie stir Bulgarien geblutet nnd daß sie nach den Worten des russischen Konsuls sofort zu Offi zieren hätten befördert werden sollen. „Wer hindert Euch daran?" iragkc er täglich, und die Antwort innkcte immer: „Fürst Alexander". So trat er auch zuletzt a» sie Hera» und vrrsührte sie zur Revolte, um daS Hanpthinderniß ihrer Karriere zu beseitigen. Diese Schüler waren auch, wenigstens der Mebrzahl nach, die Hauptverichwörer. In der Nacht vom 27. auf den 28. August wurden die Hoch- verrütber Grnew und Benderew, Ersterer Major und des Revolu tions-Ministeriums Generalissimus. Letzterer Hauplmann der bulga rischen Armee, aut dem Post-chifse „Degetthoff" mst starker Be deckung nach Widdlii eiugesthiffl. Beide Verhüttete befanden sich in großer Erregung, als sie an Bord geführt wurden. Zur bessere» Bewachung der Verschwörer voslsile enier der sie begleitenden Offi- ! ziere zwei nut Revolvern bewaffnete Soldaten in die Kabine und crtbeiüe ihnen per'önlich sehr strenge Instruktionen. Als ^ Grnew in die Kabine grffihrl wurde, war« er sich sogleich auf den j Divg» und zuvffe nervös an seinem dünnen Schnurrbart. Haupt- mann Bendcrew war ganz gebrochen. Das Scheulicht (Luke) der Kabine wurde estst geöffnet, als der Koinmandaiil dcs Schiffes die Versicherung gab, daß das Entweichen der Gefangenen durch daffelbc nnmömich wäre Die 'Ausschiffung inWiddin erfolgte mu großer Vorsicht. Der Fcstungskommandant hotte persönlich die beiden Offiziere uns der Kabine ab. Am dem Lande waren ebcn- § falls enttprechende Vorkehrungen getroffen worden, nm die Eskor- tiuing der Getangenen in die Festung zu sichern. Tie Otffziere der Garoston bildeten aus der Landnugsbrücke, die Einmohnerschatt aut dem Lande Spalier. Grnew schritt, eine Eigurre rauchend, mit zweüclhatter Sicherheit, Bendcrew mit kreideweißem Angesicht durch dir stumme Menge. Wer in die'cm 'Augenblick Grucw sab, dessen nachlässiges Exterieur und die ungezogenen Bewegungen seiner »»scheinbaren Person beobachtete, wiro nie begreifen können, daß derselbe Mann vor wenigen Tagen eine Prvklamalion in ganz Bulgarien atiichireii ließ, u> welcher er der Bevölkerung die Ueber- »almie des Kommandos über die bulgarische ruhmvolle Armee an- zeigle und alle Ewilhehörden seinen Befehlen unterstellte. Ebenso wenig konnte ma» begreifen, daß dieser Mann es war. der es ge wagt hatte, den Fürsten Alexander zn verhaffen. Die Note des bulgarischen Ministers Ns Answärligen, welche die Vorgänge, die sich seit dem 2l. v. M. in Bulgarien zugetragen, zmammenstelll, schließt also: In diesem Augenblicke verlangen 3 Millionen Bulgaren mit lauter Stimme ihre» vielgeliebten Sou verän nnd wünschen durch die Rückkehr des Fürsten die gesetzliche Ordnung wieder hergesleltt zu sehen. Ter Fürst Alexander ist Freitag früh 8 Uhr in Sofia eingc- trossen. Die Ankunft wurde durch die vielfachen Beweise der Er gebenheit der Bebvikerung ans dem Wege verzögert. Gi teclienlaiid. Die Berichte d-n Präsekten kviistatircn, daß durch das Eidbebe» in Messenien »Mt Häuser zerstört wurden. Slnrerika. lieber die Explvsion der Dünamitsabrik der Herren Lasst» u. Rand werden weitere interessante Einzelheiten gemeldet. M Pfeilen entfernt wohnende Leute vernahmen den Knill und glaubten, er rühre Vvn einein Erdbeben her, wahrend andere wenige Hnndert Schritte davon besindliche Personen die Erschütterung nur leicht spürten. Die Gewalt der Explosiv» schien sich in einer ge raden. 1000 Fuß lanae» Linie nach einer bestimmten Richtung zn erstrecken. Tie Verletzungen waren in einzelnen Fällen sehr merk würdig. Eine Frau stürzte todt hin ohne das geringste äußere Zeichen einer Verwundung, einer anderen wurde die Zunge aus dem Halse gerissen. Ein Stein fuhr durch 6 Hälffermauern eine halbe Pfeile entfernt. Bäume wurden in gleicher Entfernung zu Boden geworfen. Wo das Magazin gestanden hatte, sieht man jetzt thrilweise 40 Fuß tie'c Löcher im Lehmboden Das Gras rings herum ist schwarz; 1 Personen wurden lcbcnSgcsährlich ver letzt und mehrere Häuser demolirt. Sentlletou. ck Zum Scdantage hatte Herr Kapellmeister Felix Cramer für das Konzert aus dem Kgl. Belvedere ein Programm varaebvten, in welchem einzelne Nummern der festlichen Stimmung des Tages gewidmet waren : Weber's Juhel-Onverture, „Friedensleirr", Ouver türe von C. Reiiiecke. „Kaiserblumcnlied" von Abt und „Du-Wacht am Rhein", Marsch von Herrmann. Wenn Vv» diesen Tonslücken der letztere Marsch, unser Nativnaliestlied, am lebhafteste», dagegen das Abstiche „Kcuserblumensted" am schwächsten applaudirt wurde, so ist daS fast selbstverständlich. Man kann vom besten Patuolis »ins beleelt und e!» iehr eifriger Verehrer des deutschen Kaisers sein, ohne an dem schwächlichen »msikalischen Produkte AbstS, dem „KcnskrhlumenUede", Gefalle» zu finden. Abt ist todt. ES ist nicht nothwendig, ihn gerade in feinen unbedeutendsten Werken, »nr des Titels und der Tendenz wegen, zu verewigen und zu bevorzugen. Neberhaupt sollte ma» an solchen Nattonalsesten lieber derartige Toiistucke wählen, i» denen die Liebe zum Vaterlande und der deutsche Geist »m kraftvollsten und innigsten sich ausdrücke». Eignen sich dazu unter de» iiiodemen Kompositionen nicht allzu viele, so wähle man die Körner'ichen, Arndstschen und sonstige» echten Valerlandölieder, für welche Weber, Reichardl w A. so herrliche Weilen gegeben haben. ff VeSper in der Kreuzkirche, heute 2 Uhr: 1) Fantasie für Orgel Vvn H. Schellenberg: 2) „Uallila. aulum moa, luuilo Üvminum", Motette von Moritz Hnuptnian»: 3) „ckasu, cluloo nu,Ii<»nu»", Hymnus aus dem 14. Jahrhundert für Soprans»!». Chor und Orgel <z, l. M.) von A. G Ritter. DaS Sopraniolv hat Fra» Ottv-AivSlcben, Ehrenmitglied des Kgl. Hofthealers, gefälligst übernommen. ff Das Pariser Konservatorium iür Musik soll, wie aus musikalischen Kreisen in Paris gemeldet wurde, deinnächst einer umiassenden Reorganisation unterzogen werden. ff Das w>rknngsrc>che Wildenbmch'sche Trauerspiel „Der Menvnit" wnd in nächster (oder der folgenden Woche) gegeben. Die bisher von Frl. Breier und Herrn M. Grube gespielten be deutende» Rolle» der Marie »nd des leidenschaftliche» Mathias sind jetzt Frl. Hell und Herrn Klein übertrugen. Ten Reinlwld giebt wie bisher Heer Wallner. ff Die vielbeiprvchcne, von Franz Liszt hintcrlassenc „Klavierschule" ist unvollendet geblieben, wird aber später zur Vollendung und Herausgabe gelangen. Ter Meister hatte im ve> gangenen Jahre seiner Biograph:» Irl. Lina Ramaim genau: Instruktionen bezüglich der Weilernil,einig des Werkes, das für de» Klaviernnlcrrich! hohe Bedeiilung hat, gegeben. ff Tie „Frki. Zlg." hat daS Tankschreiben GustavFrey- t a g' s iür den Fcstgrnß, welcher ihm zum 70. Geburtstage aus Mannheim dargebracht wurde, und für die Festaussührung der „Journalisten" nn dortigen Hot- und Nauonalthealer zum Abdruck gebrach'. Der Brief lautet: „Für die Eine, welche mir das Großh. Baoeistsche Hoilheatcr zn Mannheim durch Nelicrsendung seines Fcstgulßcs und durch Ausführung der „Journalisten" an meinemZ". Geburtstage erwiesen hat. danke ich dem Hofthcalcrkomttee, der arti stische» Leitung nnd den darstellende» Mitgliedern aus volle» Herzen. Wenn ich die Reibe wohlbekannter 'Namen überlr z welche mir freundlichen Glüek:vui>ich spenden, wird mir die G innerung an eine Zeit lebendig, wo ich >e!bsl, im regen Berkelir mit der Bühne »ud mit den TariteUcrn, das Geschick zn erwerben suchte, für die Bühne zn schreibe». Es waren iür nuch gute Jalue und ich bin glücklich, baß ich setzt Ihnen, einem jüngeren Geschlecht de» Tank abslatten dar» für den Gewinn, w.ichen der Berkelir mst Ihren Knns!gr»osse» mir einst gebracht hat. Damais war gerade, wie h>»!e, eine häufige Klage, baß oie Knust dramatischer Dar stellung ui Deutschland lieni werde; nno doeh ist heute, wie damals, eine Wahrheit, das; die Knusltcr, die .Kinder der schnelle» Stuuoe, mit leicht erregtem Gemülae, sich ohne Ausnahme nn Grunde ihrer Seelen die Freude au edlen Gestalte» und die Fähigkeit opiervoller Hingabe au die höchsten Ausgaben der Kunst treu be wahre». Gei» rühme ich heute die uuzerslördare Jugend, die , Frische des GemüthS und die kraftvolle Arbeitslust, welche de» Ve'ilretcrn Ihrer schönen Kumt eigen sind. Möge Ihnen 'Allen vergönnt sein, das hohe Glück voll zu genieße», welches JhrBerm zu bereiten vermag, indem Sie nicht nur den Frohsinn, auch Bil dung und Adel in Las ernste Tagesteben der Deutschen leiten. Be wahre» Sie 'Alle srenndlichcS Emmern Ihrem ergebensten Gustav Frey tag. Siebteln» bei Gotha, 13. Juli 1880." ff Die Enthüllung des „Siegesdenkmais" in Leipzig, von dessen Hauptfiguren jetzt nur noch die Sr. Majestät deS Königs Albert von Sachsen, sowie die des Fürsten Bisinarck auszusühren sind, soll spätestens zum nächsten Scdanseste «2. Sept. 1887) erfol gen. Was lange dauert, wird gut! ff In Frankfurt a. Pf. wurde diesmal am 28. v. M. der Geburtstag deS größten und genialsten Sohnes dieser Stadt nur durch eine Festrede tn-Z Herrn Prot. L. Geiger aus Berlin im Fitieu Deutschen Hochstiff gefeiert. Dagegen ließ dnS Stadttheater den GiburislaaGoetheS ganz interesselos vorn vergehe»: man gab den Einakter „Im Reich der Mütter" von F. v. L-akken und noch zwei andere von Bcnedix und Moiec. ff Millöcker 's neueste Operette „Ter Bicc-Admiral" wird im Oktober erstmalig im Theater an der Wien zur Aufführung gelangen. ff Frau Marcclla Sembrich konkurrirt nicht nur künst lerisch mit de» erstell Großen der GeiaiigSkuiist, sondern auch in der Höhe der Honorare, die ihr gezahlt werden. Die Direktoren Pollini uird F. Jauner haben sie für 50 Vorstellungen engagirt und sie bekommt kür reden Abend 4M> Mk., im Ganzen M,0M Pfk. Ihre Tourm-e beginnt am 10. Oktober in Berlin nnd endet voraussichtlich in Wien nn Januar. ff Das Dcntsche Theater >n P c r l i nZvnrdc am Mittwoch, den I d., mit Gutzkows Lustspiel „Zopf und Schwert" wieder eröffnet Unter den Darstellern zeichneten sich ans Herr Dr. Förster als König Friedrich Wilhelm I., rine anerkannte Mnstcrlciilniig. nnd Herr Kainz als Erbprinz von Bayreuth, dessen Humor überraschte, weil dem Darsteller tlagoeher Partien Niemand Talent für das Lustspiel zugctcauk hatte. ff Zum 5o. Todestag Ferdinand Raimunds wird am 5. d. Pf. ans dem Friedhöfe zn Gutenstein bei Wien, wo der Dichter die letzte Ruhestätte gesunden, eine würdige Feier slattsinden. Rach Enthüllung der Gedenktafel am Sterhehame zu Pottenstem beginnt in Gitteiisrci» die Gedächtnißteier mit enier Begrüßungsrede des Bürgermeisters. Dann wnd vom Wiener Miffmergeiannverein ei» Choral gesungen. Ludwig Anzengruber tragt ein von ihm ver- ffißtes Gedicht vor. Daraus deklamirl Herr Hoffclumspirtcr Tmvlt Raininiids Gedicht „Am Gntenstoin". Zum Schluß singt noch mals der Wiener Männeigesangveieni. spiel Lord ff Nächsten Montag geht Adolph Wilbrandt'S reizvolles L»st- . „Die Maler" neu einslndirl in Szene. AmM'ontaa folgt Byron's „Manfred" mit Schumann'-., genialer Mustt «s ' H <K O 2. *» - Z 5 2 - « folgt genialer Musik und am Freitag G. Jreytag's Lnüspiet „D, e Ionr» ali st e n". Den Ooernkräften ist nach de» Mühen der Nibei»»gen-Eukle» einstweilen wohlverdiente Erholung vergönnt. ff Wildenbrueh's Drama „Das i,cue Gebot" eröffnet om 10. d. M. die Vorstellungen im Love-Theatcr zu Breslau. Wie es ,eheint, nebnien sieh die Stadtlbcater dieser gediegenen und edlen Drainendichttiiig m,t rühmlichem Etsre au, wahrend die Hos- »icater davor znrückschrecke». ff Dem Wnnlclw der Künstlerschaft gemäß ha, die Direktion z > ner istadltheaterv fvtgendc Be-rinimnng getroffen : „Blume»- und KraiizMnden dürien nicht n«ei»r von Venn Tbcatcr Aiiaelte'gten ans dein L r.heslerraum aus die Bülme gereicht werden. ES solle» vielmehr alle Kränze nnd Blume», welche die Geber nicht ielbst van ihren Plätzen am' die Bühne wericn Ivvllen, >n die Garderoben der Künstler geschickt, bcz. dcnielve» beim Hervorrufe in die Koulissen überreicht werden." ff Frl. Helene Odilo n. die begabte Schauspielerin, welche seinerzeit unter den Gästen vom Bettmer Watlueuheater ii» hieii- gen Niesidenztheatcr ein Liebling des Pnbminus iviicde, ist vom l. Oliober ab aus 3 Jabrc für das Kgl. Sehaiilvielhaiis zn Berlin engagirt worden. Die Künstler,» war wahrend der Somuiersanoii nn Knrsaal-Dhcater zu Ems lhätig und spielte auch einige Male vor dem Kaffer Wilhelm, welcher sich über ihre Leistungen sehr freundlich aiisiprach. und dies soll auch Zinn Engagement de» Aus schlag gegeben haben. ^ 7 In Par.s findet, wie man meldete, demnächst aus einer Bühne die erste Austuhnma eines Stückes statt, welches den Titel „l^>z aviitureu <!' Jlox.iinlrcr' führt und dessen Held der helden hafte Fülst vvn Bulgarien ist. Wie verlautet, soll der 1. Akt in Sofia spielen und die Enlsühning zue Nacht darslclle», der 2. Alt am der '.stacht, der 3. nn Koupee; da-.- Schlnßkahlean wäre der -noch jetzt nicht erfolgte) 'eie,siche Einzug in Sofia. An den De korationen wird bereits mit fieberhafte! Eile geaeheitet. 'An Fraiicn- rolle» sollen em Sehutzgeisl, eine 'Art Jeanne d'Arc Bulgariens und zuletzt die LandcS-Fec im Stücke Vorkommen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)