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ri.g«hr»a«g. ^ «71 Donnerslag, 7. Oktober 1078 Gegründet 18S« Drablenbbrlst: »echrlchle» Le,,»«. FemI»r«ch«r-Samm»Inummrr: LS 241. Bur >ür Bachlsesprüch«: 20 011. ^0»II«1«r-k^okltihe v»m I. dt, IS. Oktober I»2S det ILgltch ;welma>ig»r Auftellunq frei Hau» I.SO Mk. vvLVUl)r Poftdezugopreis lür Monat Oktober z Mark ohne Pvstzustellungsgedühr. Si»z»I»»»«rr II Vlennt,. <bt» Anzetaen werden nach Soldmark berechnet; dt» «tnlpaltta» 30 mm brette vlnroitiona^roiko' 3'", ZV Pta , tür auowürt, 3d Big. yamtlienanzetgen und Sl-Uen-eluche ohne ^irelsk. Daba» lv Pta., aufterhald 2V Pia., dl« »v mm breit« Beklamezette ISV Ptg.. auherdald 2<X> Psg, Otlerlcngedtthr >0 PIg. Auew. Aufträge geg. vorau»de»ahlung Schrtftletluno und Hauptgelchästostelle: Martenftraft» SS 42. Druck u. Vertag von NIrpsch » Aetchardl in Dresden. Pofilcheck-Honto 10SS Dresden. Bachdruck nur mit deutlicher Quellenangabe < . Dresdner Bachr."> zutätftg. Unverlangte Schrittftllck« werden ntchl autdewadrl. Hülkerl ?rsxer 81raÜe, Loks 81ckon1en8lrsÜe. Osten uncl »errle trsult man preidveri >m AseNgsnetillB §AfIl18 ^ Or. rmngerstr. 13 bernsprectier IK2ö- Sinke voelplktz. Iv, - NoNI»e> unel 0»»- ee»eeS» 0«u»et,e»e,cZ-0»f»e» t<unstspislpisnos ssit 1834 dsstdswstiilss (ZOSlitAtstLdriKsl Melken I. Ls., HsrNnrtrsks 12 kinigung zwischen Preußen und Hohenzollern Der Staatsvertrag über die Abfindung beiderseits unterzeichnet. Keule Entscheidung über Seeckt. — Aunbgebdngen für Seoering. — Hergl über -ie -euischnalionale Derstänbigungsbereiischask. Abschlub vorbehaltlich -er Genehmigung -es Landes. Berlin, 6. Okt. Wie die T-U. soeben erfährt, ist der Ber» glcichövorschlag sür ein AbsindungSabkommen zwischen Preußen «nd dem Hanse Hohenzollern heute abend unter zeichnet worden, «nd zwar aus seiten des ehemaligen regie renden Hauses Hohenzollern verbindlich sür die Haupt» »nd Nebenlinien. Für die preubischc Regierung nnterzcichnete der Finanzminister, sür das Hohcnzollcrnhans dessen General bevollmächtigter »Berg. Der Bcrglcichsvorschlag geht nun mehr dem preußischen L t a a t s r a t zn, der sich voraussichtlich noch in dieser Woche mit ihm beschäftigen wird. Die Vorlage gelangt in der nächsten Woche vor de« Preubischc« Landtag. Die Grundlagen -es neuen Vertrages. Berlin, 6. Okt. Die Bedeutung des nunmehr zustande gekommenen Absindnngsvertrages zwischen der preußischen Staatsregierung und dem Hohcnzollcrnhaus ergibt sich am besten aus einer Parallele mit dem alten Vergleich «nd mit dem Kompromiß, das seinerzeit im Reichstag entworfen worden ist. Rach dem ersten Vergleich sollte, dem Demokratischen Zeitungsdienst zusolgc, die Hauptlinie der Hohenzollern erhalten: ME Morgen Hoskammergut und die 10 000 Morgen des Besitzes OelS, also i n ü g e s a m t 3 8 0 0 0 0 M o r g e n. Da zu kam eine Barentschädignng von 8 0 Millionen Reichs mark. Rach dem Sompromitz hätte die Hauvtlinie der Hohen- zollcrn erhalten rund 2 00 000 Morgen und eine Bar entschädigung von sechs bis sieben Millionen Reichsmark. Nach dem jetzigen Vergleich erhält die Haupt- linic rund 280 000 Morgen. Dafür, das, hier über den Kom- promißcnlmurs hinausgegangen ist, haben die Hohenzollern eine Reihe von Zugeständnissen machen müssen, die den Wert dieser 80000 Morgen über st ei gen. Diese 80 000 Morgen werden ausgeglichen durch Schloß und Park Bellevue, das aus 30 Millionen Mark beziffert ist und das der Staat nach dem Kompromißcntwurf nicht ohne weiteres erhalten hätte. Wenn man den Wert der 80 000 Morgen mit 10 Millionen Mark beztssert, so er kennt man. das, hier ein Ausgleich geschossen worben ist. Der preußische Staat zahlt jetzt gegenüber dem voraussichtlichen Ergebnis dcö Kompromißcntwurses acht biß neun Mil lionen Mark mehr. Diese Summe stellt die Aufwen dung dar. die der Staat nach dem Kompromißentwurs für den Erwerb von Schloß und Park BabelSberg zu machen gehabt hätte. Schloß und Park Rabelsberg ist mit 17,8 Mil lionen Mark beziffert. Die Mehrleistung ist außerdem eine Gegenleistung sür Grundstücke in Berlin und Pots dam. die der Staat nach dem Komvromtßentwurf nicht er halten hätte. Es handelt sich dabei in Potsdam um Alexan- drowka und Nikolskoc sowie um den Weinberg am Obelisk in Berlin außerdem, um die Grundstücke Breite Straße 20 und NarlShorst, Kaiser-Wilhclmstraße 1 bis 8. Gegenüber dem ersten Vertragsentwurf erhält der Staat außerdem noch K ö n i g ö w u st e r h a u s e n. Die Bcrbessernnaen deS jetzige« Entwurfs gegeu» über dem erste« Vergleich zugunsten deS Staates be tragen an Gütern nnd Forsten 88 800 Morgen «nd an Barzahlungen IS Millionen Mark. Dem Staate ist das Vorkaufsrecht sür das M"taiS deS Alten Kaisers gesichert, außerdem haben die Hohenzollern die Verpflichtung übernommen, dieses Palais als Museum der öffentlichen Besichtigung zugänglich zu halten. Was die Auseinandersetzung mit de« Nebenlinien an- langt, so hätte die Albrcchtltnic rund 80 000 Morgen erhalten. Diese 80 0t>0 Morgen hätte sie voraussichtlich auch nach dem Kompromiß bekommen. Es ist nunmehr gelungen, die Albrechtlinie zu dem Verzicht aus 20 000 Morgen an Land und Forsten zu bewegen. Die sogenannte Karls- Linie sPrinz Friedrich Leopolds sollte nach dem ersten Ver- gleich in den Besitz von Flatow-Krojanke in einer Grüße von rund KM>100 Morgen kommen. Auch nach dem Kompromißentwurs stand das Schicksal der Herrschaft Flatow- llrvianke unzweifelhaft fest. Selbst aber, wenn Flatow-Kro- sänke dem Staate zugesprochcn morden märe, hätte der Staat dasür eine gewisse Entschädigung leisten müssen, da aus diesem Besitztum verschiedene Legate waren, die zugunsten des Staates geleistet worden sind. Fetzt ist es gelun. gen, diese Linie zu einem Verzicht aus 27 000 Morgen zu bringen. Außerdem hat der preußische Staat das Recht, zwei Förstereien von 6000 Morgen und Klinike bei Potsdam zum Taxwert zu erwerben Der Verzicht der Albrecht-Linie ans 20 000 Morgen «nd der Karls-Linie ans 27 000 Morgen «««spricht bei der vorhande nen Ungewißheit der Entscheidung des Reichssondergerichts der voraussichtlichen Wirkung des KompromitzcntwurscS aus das Verhältnis zu den Nebenlinien. Hauvt- und Neben linien erhalten also insgesamt rund 888 000 Moraen und eine Barcntschädigung von IS Millionen Mark. lT.-U.j Die Steilung der Parteien. Noch keine Zustimmung der Sozialdemokraten. Berlin, 0. Oktober. Zu den Vcrglcichsvcrhandlungen mit den Hohenzollern wird weiter mitgcteilt daß die Demokraten heute dem Komrnomißvorschlaa zugcstimmt und Fraktions zwang beschlossen haben. Das Zentrum wird dem Vorschläge zu- stimmcn, wenn die Demokraten einstimmig dafür sind. Die Deutsche Volkspartci hat offiziell noch nicht Stellung ge nommen. Es wird aber angenommen, daß von ihr keine Schwierigkeiten gemacht werden. Voraussichtlich wird die Vorlage tu der nächsten Woche an den Landtag gelangen, nachdem sie zuvor dem Staatsrat Vorgelegen hat. lieber die Stellung der Sozialdemokraten verlautet daß eine grund sätzliche Zustimmung nicht vorlicgt. Es dürfte aber auch hier damit zu rechnen sein daß keine Schwierigkeiten gemacht wer den. Vielleicht wtrd sich die sozialdemokratische Fraktion der Stimme enthalten. Der Finanzministcr drängt darauf, daß der neue Vergleich zwischen Preußen und den Hohenzollern so rasch alö möglich vom Landtage erlediat werde. ES besteht die Absicht, daö Vcrglcichsgcsctz am Donnerstag ober Freitag dem Staatsrat vorzulcgcn, so daß schon am Montag die 1. Lesung im Plenum deö Landtages erfolgen könnte. » Mit dem Abschlub des neuen Staatsvertrages zwischen Preußen und dem Hohcnzollcriihaus ist die Absindungssrage. die monatelang das Volk zerrissen und das innenpolitische Leben des Reiches vergiftet hatte, einem guten Ende zuge- sührt. Alle diejenigen, denen es dabei um die Sache und nicht um die Hetze zu tun war, werden dieses Ergebnis mit Genugtuung begrüßen. Der gesunde politische Sinn hat die Oberhand behalten und den Staat davor bewahrt, durch neue Wahlkämpfe, Regierungskrisen und Masscnverhetzung um der FUrstensrage willen in seinen Grundfesten erschüttert zu werben. ES ist ber Sieg des Rcchtstaates über die bolschewistische Revolution, den die gerecht und besonnen denkenden Deut schen tu der harten Probe des Volksentscheides errungen haben, der diese gesunde Lösung ermöglicht hat — das soll in diesen Tagen nicht vergessen werden, die von neuem die sächsische Wählerschaft vor eine schicksalsschwere Entscheidung stellen. Zu hoffen bleibt nun. daß auch tu den kleinen Län dern, in denen noch Zwistigkeiten mit den ehemals regieren den Häusern bestehen, eine dem Vorgehen der Hohenzollern entsprechende Regelung getroffen wird, damit diese leidige Frage endgültig vom unerledigten Programm der deutschen Innenpolitik abgcsctzt wird. Man wird erwarten müssen, daß die Sozialdemokraten auch jetzt nörgeln werden, obwohl ihre Minister tn Preußen an dem Erreichten mitverantwortlich sind, und baß die Kom munisten sich die Gelegenheit nicht entgehen laßen werden, von neuem eine Hetze gegen den Vergleich tn Szene zu setzen. Eine gerechte Abwägung der Vergleichsgrundlagen muß aber jeden unbefangen Urteilenden überzeugen, baß die etwa 10 Köpfe starke Hohenzollernfamtlie im Interesse deS Staates bedeutende materielle Opfer gebracht hat. Sie hat im großen und ganzen alle die Zugeständnisse gemacht, die ihr im schlimmsten Falle durch dgS Kompromiß der Regierungsparteien hätten aufgezwungen werden können. Der preußische Staat be kommt. was er als notwendig bezeichnet hat, und er bekommt cS freiwillig, durch Vergleich, ohne das Odinm der Enteig nung auf sich nehmen zu müssen. Dem Hohenzollernhausc wird der Großteil des deutschen Volkes dankbar sein, daß eS durch weitgehende Nachgiebigkeit die innere Befriedung tn dieser hcitznmstrittenen Frage ermöglicht hat. Der Pokemkln blelbk in Bayern verboten. Mttnchen. 0. Oktober. Bon zuständiger Stelle wird be stätigt, datz der „Poicmki«"-Film in Bayern nach wie vor ver. boten bleibt. lWTB.j Der Kampf um Preußen. Nach einer Im parlamentarischen Deutschland beinahe schon eine Ewigkeit darstellenden sechsjährigen ministeriellen Tätig keit tritt der preußische Innenminister Seoering fürs erste von der politischen Bühne ab. Und wie seine Ministcrschaft reich war an Sensationen, so gestaltete sich auch sein Abgang zu einem sensationell wirkenden politischen Ereignis, einmal wegen der Plötzlichkeit des Rücktritts dieses bedeutendsten und praktisch erfolgreichsten Vorkämpfers parteipolitischen Macht strebens. anderseits aber auch, weil dieser Vorgang den Kampf der Parteien um das preußische Bollwerk aufs neue in Fluß zu bringen scheint. Gewiß hatte man sich bereits vor Monaten tn den preußischen Regierungsparteien mit der Möglichkeit eines Rücktritts Scverings beschäftigt. Schon am Ausgang des letzten Winters hatte er sich genötigt gesehen, sür seine angegriffenen Nerven in einem Sanatorium Ausspannung zu suchen. Trotzdem wirkte sek» Rücktritt jetzt um so über raschender, weil er am Tage vor dem Zusammentritt des Landtages erfolgte, und weil mit dem parlamentarischen Nach spiel zu dem unerhörten Skandal der ergebnislosen polizei lichen Haussuchungen und dem Eingreifen Hörsings in Magde burg ein Vcrhandlungsstoff vvrliegt, der Seoering zu einer Rechtfertigung zwingen mußte. Darüber hinaus hatte Seve- ring auch eine Erwiderung ans die persönlichen Angriffe deS Chefredakteurs der „Verglich - Märkischen Zeitung" Bac- meistcr im Landtage angckündigt. Trotz alledem wird man kaum daran zu zweifeln brauchen, daß cs tatsächlich die angegriffene Gesundheit ist. die Sevv- rtng letzten Endes zur Demission veranlaßt hat. DaS eine jedenfalls dürfte bei Scvering feststehen, datz ein Mann, der sechs Jahre lang dem Sturm schärfster Angriffe von rechts und links zäh die Stirn ge boten. der seine Pläne mit rücksichtsloser Energie durch- geführt hat, kaum aus Mangel an Mut einem parlamen t-arischen Kampfe a-uöwcichcn würde, um sich seiner Verant wortung zu entziehen. Seoering war alle Zeit der stärkst« Exponent aller gegen das nationale Deutschland gerichteten Kräfte. Er hat die nationale Bewegung Preußens, und da mit auch Deutschlands, bis aufs Messer bekämpft, hat ihr durch — oft genug später von den Gcrtchtsinstanzen als un berechtigt aufgehobene — Verbots- und Unterdrücknngsmatz, nahmen die allerschwcrsten Schäden zngesügt, aber auch ber politische Gegner muH cs ihm lassen, er war kein Geschäfts- und Konjunkturpolitiker, er war vor und in seiner Regie rungszeit ein Kämpfer seiner Ueberzcugung, und gerade des wegen ivar er so gefährlich. Er war eine PcrsLnlichkeit, dt« in den verschiedenen preußische» Kabinetten der Weimarer, bei Großen und wieder der Weimarer Koalition der preu ßischen Politik Ziel und Richtung gab, aber trotz allen seinen Fähigkeiten, trotz seiner überaus langen Ministerzeit ist es ihm auch nicht einen Augenblick gelungen, über seine Partei hinauszuwachsen. Darüber können gelegentliche Acußerung«« von Unparteilichkeit nicht himvsgtäuschcn. Stets und ständig hat sich Seoering nur als treibende Kraft jener Kreise in d«r Sozialdemokratie gefühlt, die nicht lediglich in der Agita tion, sondern in der Durchdringung der Politik und Ver waltung, sei cs in dieser oder jener Koalition mit den bürger lichen Parteien, das Ziel ihres Machtstrebens sehen. „Haben wir Prenhen, so haben wir alles." Diese Worte des greisen Bebel waren der Leitstern der Severingfchcn Politik. Sein Erfolg war cs, daß noch keine bürgerliche Reichsregie rung jemals den Widerstand der preußischen Regierung auf nationalem Gebiet zu überwinden vermocht hat. Und auch die beiden volkSparteilichcn Minister in der Großen Koalition bis Dezember 1021 haben nur wenig abschmächen, sich aber niemals durchsetzen können. Mit ziclbcwußter Energie un beängstigendem Erfolge ist es Scvering in den sechs Jahren seiner Tätigkeit vielmehr gelungen, die Macht seiner Partei in der preußischen Verwaltung »» stabilisieren und sei-ne be- rüchtigte Personalpolitik zn einem System anszubauen, da» die innere Verwaltung durch linkspartctlich eingestellt« Männer den sozialdemokratischen Bestrebungen dienstbar machen und der sozialistischen Herrschaft in Preußen m,d da- mit auch tm Reiche einen festen Damm schaffen sollte un- schasfte. Und das ist ihm nicht nur tn der Verwaltung son- dern auch tn der Polizei tu gleichem Maße geglückt. Rückschläge blieben gewiß nicht aus. Mit zahlreichen Land räten wie dem i» Licbcnwcrda. »nd selbst mit dem Ober- genossen Hörsing Im Niagdeburger Obcrprästdium hat er keine reine Freude erlebt. Und den Genossen Richter hatte er