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01-Vorabendblatt Dresdner Nachrichten : 28.07.1922
- Titel
- 01-Vorabendblatt
- Erscheinungsdatum
- 1922-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19220728017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1922072801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1922072801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-07
- Tag 1922-07-28
-
Monat
1922-07
-
Jahr
1922
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Dresdner Nvchrichlen Nr.L41 Die Dorunkersuchung zum Aaihenau- Mord-rozetz. Berlin. 27. Juli. Die Untersuchung zum Nathenau- Mordprvzeß wird noch immer von der Berliner politischen Polizei geführt. »ln den letzten Tugen haben wieder mehrere B e r l> u i t n n g e n sluttgefunden. Die Verhafteten sind be> cchnldigt, de» beiden Verbrechern ans der Flucht Hilfe und Beistand geleistet zn gaben, llnter den Festgciw,»menen be- siiidet sich auch ei» Kapitän Wolfgang Dietrich aus Hall«, der verduchlig ist, kurz vor ihrem Aufenthalt auf Burs Saaleck de» Attentätern behilflich gewesen zu sein. Burs S a a l e >! ist dem Attentäter Kern bekannt gewesen. Dort Hai der an» dem Gefängnis in Naumburg mit Kerns .Lilie befreite, im KrirgSprozest verurteilte Pf a r > n e o s f i z i e r Dittinar »ach seiner Flucht sich ver borge» gelialte». Die Hauptverhandlung gegen alle an dem Attentat beteiligten Personen wird vor dem StaatsgerichtS- Nos in Leipzig stattsinde». 2!ei dem groben Umfange, den die Untersuchung genommen hat. ist nicht damit zu rechnen, dag schon in der nächsten Zeit eine Aburteilung erfolgt. Jnsbeivndere wird der Senat des Staatsgerichtshvses sich erst darüber klar werden müssen, ob in unmittelbarer Ver- bindung mit dem Morde auch der Prozess gegen die Mit gliedei der Drganiiatioi. L »erhandelt werden kann. Aus alle Fälle iveroen die Verhandlungen groben Umsang an nehmen, da die Zahl der Angeklagten recht erheblich tsl. Perschtvtrndsne französische Benlefahnen. lT r » b t in c l t> n n g » n s r c r B e r l i n c r S ch r i s t l « i t u n g.s Berlin, 27. Juli. Anfang Januar 1210 waren and dem K riege von l87ü 71 stammende s r a n v s i s ch e F a h n c n in drei .Kisten von Potsdam nach Berlin ttbergeführt wor den, da Frankreich deren Auslieferung verlangt. Tie Valinen sind aber inzwischen verschwunden. Es ist nun eine 'Zelohnnug von wogt»! Mark für deren Wicderbeschaffung und die Ermittlung der Täter ansgesetzt worden. Der Schiedsspruch im Ssemannsslreik abgeiehnt. H a ui b n r g. 27. Juli. Der Schiedsspruch. der zwischen de» Reeder» nnd de» Bertreter» der Seeleute vereinbart mar, wurde gestern abend von den Streikenden niit 18k gegen Stimme» ab gelchnt. Der Lchisserstreik geht somit weiter. Politischer Empfang Tschilscherins in Berlin. Berlin, 27. Juli. Ter rnssische Volkskommissar des Auswärtigen T s ch i t s ch e r i n batte gestern zn einem Empfang in die rnssische Botschaft eingeladen. Erschienen waren als Bertreter der deutschen Negierung Reichskanzler Dr. Wirth, Finanzminister Dr. Hermes, Neichsposlminister GieSberts usiv. 2'on Üicichs agsabgeordneten waren ver treten: Prvfessor Hvetsch nnd Dr. Breitscheid. Ans den »reisen der deutschen Industrie waren erschienen Gehcimrat Enno von der Hamburg - Amerika - Linie, der soeben aus Amerika zurüe!gekehrt nt, Direktor Weigel von der Deutschen Bank nnd Herr v. «Basenavp von der Neichsbank. Unter den anc-iändischen Diplomaten sah man den italienischen Bvischafter sowie die Gesandten Oesterreichs, Lettlands und Chinas. Dschemal-Pascha ermoröek. In Lisiio ist der ehemalige türkische Gouvcrnenr von Surieu nnd Oberbefehlshaber der 4. türkischen Armee. Di.hemai Pascha, samt seinen beiden Adjutanten von terrori stische» Armeniern erschossen worden. Der Mord ist osscn- bar ein weiterer Anoslus, der armenischen Blutrache, der im vorigen Zahre in Berlin Talaat-Pascha zum Opfer ge fallen ist. Mit Talaat- und Enver-Pascha war Dschemal-Pascha einer der Hauptträger der deutschen Orieniierung in der Türkei während des Weltkrieges und einer der treuesten Anhänger des Bündnisgedankenö. Vorher türkischer Marineminisrer, kommandierte Dschemal-Pascha die vierte türkische Armee in Lnrien und Palästina. Von den Arme niern ist er als einer der Urheber der Armenierverfolgnn- gen bezeichnet worden, ein Vorwurf, gegen den sich der Er mordete stets sehr energisch gewehrt hat. Nach dem Zusam menbruch flüchtete Dschemal-Pascha nach Deutschland, mn später nach Afghanistan zn gehen und das dortige Heer zu reorganisieren. Ein Miklrmrensvolum gegen den Slaaksrhef Pilsudski nhgelehnl. Warschau, 27. Juli. In der gestrigen Sitzung des Leim wurde ein von der Rechten gegen den Staarschef Pilsndski beantragtes Misitrauensvotnm nach knrser Debatte mit '205 gegen 187 Sttnnnen abgelclsnt. Nach Bekanntgabe des Resnltacs der Absrimmung verliehen die Rechtsparteien mit dem nativnalistnchen Sejm-Marschall Trampezynlki demon strativ den Saal. während die zurückgebliebene Linke und die Sozialisten patriotische Gesänge anstimmten. Seitliches mü» SSchstsches. Dr«»b«n. 27. 2uli. A«k»«Usetz»«s Dresdner Polizetprafldenle». Die Nachrichtenstelle tn der Staatrkanzlei verbreitet folgende Mitteilung: I» der Presse war von dem seines Amtes entsetzten Dresdner Polizeipräsidenten behauptet worben, er Hab- ver schuldet» Latz die Fäden de» Mordes an Raihenan tn Dresden gesponnen werben konnten, das, er Material über die Selbstschutzorganiiationen in den Händen gehabt habe, ohne etwa» gegen üielc zu unternehmen, da« er wichtige und bedeutungsvolle Berichte über Treiben und Plün« der Mvrderorganlsation ('. und andere Sclbstsrhiltzvrgarusatto- uen seinem Vorgesetzte» Ministerium vorenthalten und da mit eine Art der Begünstigung von Mckrdervrgantsationeii mttverschulbet habe. Da der Polizeipräsident auö diesem Angriff irrtümlich den Vorwurf einer Begünstigung der Rathcv.au - Mürder berauölns, bescheinigte ihm ans seine Bitte der Minister des Inner» am 20. Juli, das; in bezug auf die Ermit telung der N a t h e n a n - M ö r d e r der Polizei präsident keines Vergehens schuldig sei. Ans Grund der neue» Untersuchnngen und Aktenfeststellungeii kann heute zn den übrigen Pressebehanptungcn folgendes gesagt werden: Der dem Minister vorenthaltene Bericht enthielt u. a. den Nachweis, daß beim Freikorps Oberland tdas in enger Beziehung zur Orgcsch stanüi die Organisation L mit zwei Abteilungen bestehe, dem Rollkommando und dem Be seitigungskommando: die Aufgabe des elfteren sei gewesen, mtstlteblgcn Personen „einen haudgreiflichen Denkzettel zn verabreichen". des letzteren, „gefährlich werdende Persönlich keiten zu beseitigen". Tie Leitungen der Orgesch im übrigen Reiche hätten in unmittelbarer Verbindung mit der Orgcsch innd damit dem Freikorps Oberland und der Organisa tion ( s in Sachsen gestanden. Der Minister des Innern hat diesen Bericht für so ivesentkich gehalten, daß er in der B o re n t h a l t u n g des Berichts eine Verletzung der Dienstpflicht gesehen und deshalb die A m t s e n t s e tz u n g deö Polizei präsidenten beantragt bat. die das Gcsamtininistcriuin dann auch vollzog. Durch die Borenthaltung dieses Berichts war nnd ist den Behörden das Eingreifen gegen die insgeheim bewaffneten und staatsfeindlichen Zwecken dienenden Selbst schiitzorganisatiouen erschwert, den Teilnehmern dieser Organisation dagegen das Wcttcrspinnen ihrer Fäden wesentlich erleichtert worden. Deamienwechsel in -er Amishauplmannschafi Schwarzenberg. Von der Nachrichtenstelle in der Staatskanzlci wird folgcc.de Meldung verbreitet: Bei der Amtshauptmannschaft Schwarzenberg sind folgende Pcrsonalveränderungen vorgcnvmnien worden AmtShanptmann Dr. Kacstncr und Rcgiernngsrar Dr. Liebernickcl <der bereits vor kurzem nach Ehemnitz hatte versetzt werden müssen) sind bis ans weiteres be urlaubt worden. Es sind sodann in ein anderes Amt v ersetzt worden: Regierung»rat Dr. H ä niche n, Regie- r»iigSa»it»iann Götze und Kanzleivorstand B a r t h. Mit der kommissarischen Leitung der Aintshanptinannschaft ist Oberregieriingsrat Dr. v. S ch w a r tz «bisher bet der Krcis- hanptmannschafl Leipzigs beausrragt worden. In den Räumen der Amtshauptmannschaft Schwarzen berg erschien dem Ministerium die Versagung und Republik nicht mehr genügend geschützt. So wurden die zum Umlauf bei der Beamtenschaft bestimmten dienstlichen Tagesberichte der Nachrichtenstelle der Staatskanzlci i.nd die zum Dienst gebrauch gehaltenen Zeitungen republikanischer Parteien seit Jahr und Tag in unerhörter und beleidigender Weise vost Regiernngsrat Dr. Licbernickcl unter Duldung seiner Tienstbchörde durch Randbemerlnngen glossiert. Ferner mußte wegen dringenden Verdachts antirepnbli- kanischer Betätigung der erst kürzlich non der Amtsliaupt- mannschast Maricnbcrg zur Amtshanptmannichmsl Borna versetzte Negicrungsrat Dr. Geyer einstweilen beurlaubt werden. Gegen die Finanzkontrolle. Ter Vorstand deS Bezirks Sachsen der F a ch g e w e r k- schaft der Deutschen Eiscnbahn-Verkel, rS- beamten tn g e h o b e n e r S t e l l u n g hat sich in seiner letzten Sitzung mit der von der Deutschen Negierung unter dem Drucke des Feindbundes angenommenen Finanzkon trolle beschäftigt und seine Stellungnahme wie folgt fest- gclegt: „Die zur Durchführung der geplanten Finanzkontrolle seitens des Feindbundes getroffenen Mastnahmen bedeuten erneut eine ernste Gefahr für unser Vaterland. Sie drohen in fortschreitendem Maste bestimmend auf die Ver waltung der Reichsbahnen etnzuwirken. Abgesehen vuu der Forderung von Tariferhöhungen werden sich gewaltsame Eingriffe nicht zuletzt in unsere» Vermaltungskorper auch auf dem Gebiete des Persoualiveseps bemerkbar mache»,. Mehr denn se erwächst — auch mit Stücksicht ans-das tour» inende Etfenbahnsinanzgesetz — für die «tzesaintn.it der Deutschen Eisenbahner die Pflicht zur Sammlung. Liese kann aber nur ans dem Boden der wirklichen paxtetpnki» tischen Rentralttät erfolgen: die Beamtensührer dürfen parteipolitisch nicht gebunden sei», sie Hape» nur Beruf-Politik z» treiben, die ans die vorhandene» wirt schaftlichen Verhältnisse einzuslelcen ist. Die Vertreter des Bezirk- Sachsen werden beauftragt, in diesem Sinne zn wirken." Der neue Drolprels im August. Wie wir von zuständiger Stelle hllrcir, wird sich von Milte August nach dem Intrafttretrn der neue» Getreide- umlage der Preis für Marlenbrvt pro Pfund nickst unter 7 Mt. stellen, so das) das übliche Bierpsnndhrot 28 M k. kosten wird. Der Ausverkauf im Srenzvsrkehr. Wahrend inan früher vvn Sachsen aus nach Böhmen pilgerie, um dort infolge des niedrigen Stande- der Krone sich mit verschiedenem, vor allem Lebensmittel, Kleidung, Wein usw. eiuzudecken, ist jetzt infolge deS hohen Standes der tschecho-slowakischen Krone das Gegenteil zu beobachten. Der „Ausverkauf" in den sächsischen Grenzorsten durch die Einwohner aus der Tscheche Slowakei bat für die ein heimische Bevölkerung schon die bedenklichsten Folgen ge zeitigt. Noch mehr aber klagen die Geschäftsleute jenseits der weist-grünen Gecrzpiänle über derartige Schädigungen, wie ans nachstehender Mitteilung des Sekretariats für In dustrie. Handel und Gewerbe in Weipert hervorgeht: „Ueber schlimme Zustände in den sächsische» Grenzvrtvn bringen verschiedene sächsische Zeitungen eine Notiz ans Bnrenstein im Erzgebirge, die die Lage In den sächsische» Grenzorten behandelt, die infolge des Marksturzes entstan den ist. Tie Meldung verweist ans den Ausverkauf der Lebensmittel, Kleidungsstücke usw. an die böhmische Be völkerung, die mit ihrer hohen Krone alles wegkaufe, so dast die einheimische sächsische Bevölkerung nicht einmal mehr das znstehendc Markenbrot bekommen könne. Zur Be hebung des Mitzstandes wird ein Eingreifen der sächsischen Regierung verlangt. Dazu must bemerkt werde», dast den grvsteren Schaden an diesen Mtstständen wohl die G e- schüstswelt in den böhmischen Grenzbcztr- ken hat, die ihrerseits seststellt, dast alte Arbeitslöhne. Ge hälter uftv. über die Grenze wandern und die sich erst in den letzten Tagen speziell aus dem Bärenstci» benachbarten Weipert an die Prager Negierung wenden musste, damit von der tschechischen Regierung Einhalt getan werde, wenn nicht der böhmische Handel und das Gewerbe in den Grenzstädten zugrunde gehen sollen. Bisher hat schon strenge Grenz kontrolle stattgesundcn, Passanten mussten sich Untersuchun gen bis auf die Haut gefallen lassen, es fielen Strafen vvn vielen tausend Mark oft für lächerliche Kleinigkeiten, konn ten aber den Kauf in Mark nicht hemmen, auch Mastnahmen der Negierungen können an der Sachlage nichts ändern, wenn nicht erst ein Stillstand der Kurse eintritt. Die säch sischen Grenzbewohner sollten die Sache aber nicht persönlich gegen die böhmischen Grenzbewohner nehmen, sie sollten daran denken, dast ein Ausverkauf des Deutsche» Reiches viel eher durch die grvsten Bezüge geschieht, die das Ausland in Deutschland waggonweise macht, und dast durch den kleinen Grenzverkehr viel mehr die böhmischen Handelsständc geschädigt werden." —* Ministerpräsident Buck besuchte gestern, Mittwoch, die Mitteldeutsche Ausstellung in Magde burg. —* „Rückgang des Nlpcnvcrkchrs." Zu unserem in Nr. 31l) veröffentlichten Artikel wtrd aus zuverlässiger Quelle mitgeteilt, dast die Zahl der AlpensonderzugS-Neisen- den im Juli gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres sich, soivcit der sächsische Verkehr in Frage kommt, n i ch t verringert habe. Im Gegenteil sei eine nicht uner hebliche Steigerung zn verzeichnen, denn im Monat Juli El hätten die sächsischen Sondcrzüge nach den Alpen rund 1200 Personen benutzt, die Mitte Juli dahin nbgelassenen Sondcrzüge beförderten dagegen allein rund 5000 Personen, denen mit den Sonderzügen am 29. Juli von Leizpig und Dresden noch weitere 1150 Personen Nachfolgen würden, so dast der Juli-Verkehr nach den Alpen rund 6500 Personen umfasse und eine Steigerung gegen den gleichen Vorjahrs monat um 51 Prozent darstellc. Gegen die entsprechenden Beförderungszahlen vom Jahre 1911 ergebe sich eine Aö- minderung von nur 13 Prozent. -* Organisierung der Zahntechniker. Nachdem der bis her selbständige Zahntechnircrverbana sich aufgelöst hat, suchen dessen Mitglieder bei den Gemerlschasten der verschiedensten Richtungen Aufnahme zu finden. In, „Deutschen Verband für di» berufliche Kranken- und Wohlfahrtspflege", der dem Deutschen Gcwerkschastsbund fEhristlich-nationaie Arbeiter-, Kunsl uni» Wissenschaft. 7* Zum ordentlichen Mitglied«: der sächsischen Akademie der Wissenschaften ist der Professor der Kunstgeschichte an der Leipziger Universität, Tr. Wilhelm Pinder, ge wählt worden. Universität Leipzig. Der nichtplanmästige auster- ordentliche Professor Dr. jur. B. Schwarz ist zum plan- mastigen austerordentlichen Professor der vergleichenden Rechtswissenschaft, sowie LcS römischen und des deutschen bürgerlichen Rechts in der jnristischcn Fakultät der Leipziger Universität ernannt morden. !* Wanderausstellung der Berliner Sezession. Die Berliner Sezession stellt eine ausgewählre Sammlung von Werken ihrer Mitglieder und einiger Gäste im Herbst für eine Wanderausstellung in Dresden, Leipzig, Wiesbaden, Bremen und anderen Städten zusammen. Die Kunspschau der Sezession im November in Berlin fällt deshalb cus. Ihre nächste Ausstellung wird erst im März 1923 in ihren eigenen Räumen stattfinden. f-r- Obcrregicrnngsrat v. Glasenapp, der langjährige Leiter der Thcaterabteilung des Berliner Polizeipräsidiums, tritt am 1. Oktober in den Ruhestand. Frei von jedem BureaukratiSmus, verbindlich und liebenswürdig im Weicn, vvn grossem Allgemeinwissen und reich an besonderer Erfahrung auf seinem Arbeits gebiet, hat Obcrrcgierungsrat v. Glasenapp größtes Ver ständnis für das bunte Leben und Weben der Bühnenwelt und ihrer Angehörigen bewiesen und selbst da. wo er früher die Jntercisen der Theaterzensur wahrzunehmen hatte, sein Amt in einer Weise geführt, die ihn nie in Konflikt mit den Theaterleuten brachte. s b- Zum Direktor des Mülilhäuscr Schauspielhauses sThüringens wurde Rolf Ziegler, bisher Direktor deS Stadttheaters in Eisenach, einstimmig gewählt. Er wird das Theater in Mühlhausen in Gemeinschaft mit den Kur- thcatern in Salzungen und Liebenstcin ganzjährig führen. st* Der Ers-nder des Adrenalin gestorben. Aus Neu- nvrl wird der Tod deS japanischen Chemikers Dr. Bokichi Takaminc im Alter von 09 Jahren gemeldet. Die Blätter feiern den Japaner als den Erfinder des Adrenalin, einer Substanz, die er ans den Nebennieren vvn Schafen gewann und die sich als wichtiges Arzneimittel erwies, durch seine blutstillende Eigenschaft auch in der Chirurgie von großer Bedeutung wurde. Takamine war einer der ersten, der den Doktorgrad an der Universität von Tokio erwarb: er studierte dann in Glasgow und entfaltete, nach der Heimat zurnckgckchrt, eine grosse organisatorische Tätigkeit, indem er die Lodawerkc, Farbwerke, Alumintumwerke gründete nnd noch andere Industrien in Japan cinführtc. Er beiratctc dann eine Amerikanerin und lebte in den Ver einigten Staatell. st* Ansstellung zur Geschichte der Medizi» und Natur wissenschaft. Zum 109. Deutschen Naturforscher- und Aerzte- tag findet in Leipzig, vom Deutschen Buchgewerbeverein und dem AuSstellungsausschust veranstaltet, eine groste Ausstellung zur Geschichte der Medizin und Natur» Wissenschaft statt. Gleichzeitig wird eine Ausstellung von Zeichnungen Geisteskranker gezeigt, die ebenfalls vom Deut schen Buchgewerbeverein in Verbindung mit der Psyclnatri. schen und Nervcnkltnik der Universität Leipzig u. a. be arbeitet wird. st* Thermometcrprüfnngen. Aus dem Bericht der Physikalischicchiiifchen Reichsanstalt für das Jahr 1021 er fahren wir, dast infolge deS am 7. August 1921 in Kraft ge tretenen Gesetzes Uber die Prüfung und Beglaubigung von Fieberthermometern in der Anstalt nicht weniger als 111830 Fieberthermometer geprüft worden sind: dabei unterliegen die zur Ausfuhr bestimmten Thermometer nicht dem Stempelzwang. Um diesem gewaltigen Andrang zu ge. nügen, muhte eine besondere Prüsungsstelle geschaffen wer den, die am Ende deS Jahres mit 10 Hilfskräften besetzt war. Eine noch viel größere Zahl von Prüfungen erfolgt in den schon seit mehreren Jahren bestehenden thüringischen Prüfungsanstalten Ilmenau nnd Gehlberg sowie in dem neu eingerichteten anhalttschen StaatSprüfungSamt in Zerbst: tn Ilmenau wurden 1021 über H4 Million, Thermo meter geprüft, in Gehlbcrg über 8 Million, in Zerbst seit seiner Oktober 1021 erfolgten Gründung bis zum Schluß des Jahres, also in drei Monaten, über 100000 Stück. st* Mendel-Feier in Brünn. In diesem Jahre soll der 100. Geburtstag des ersten Forschers über Bcrerbungs- gcsehe, Gregor Mendel, tn Brünn in den Tagen des 22. bis 21. September festlich begangen werden. Zahlreiche Forscher haben ihr Erscheinen angekündigt. Die Leitung der Gedenkfeier liegt in den Händen von Professor Dr. Hugo Iltis in Brünn. st* d'Annnnzia in Thodeü Villa. Nachdem der Dänische Kunstverein mehrere Male die Aufforderung an den italie nischen Dichter d'Annunzio hat ergehen lassen, der Witwe des Kunsthistorikers Thode die Villa am Gardasee wieder zurückzugeven, die er unrechtmäßigerweise bewohnt, ohne daß d'Annunzio sich auf eine Antwort etnlie«, iststetzt emc Erklärung d'Annunzios erschienen, wonach er die Villa vom italienischen Staat käuflich erworben habe. d'Annunzio be hauptet, der Frau Thode ih> gesamtes persönliches Eigen tum zurückgegcben zu haben und ihr sogar mehrere Gegen stände im Werte von 7000 Franken geschenkt zu haben. st Astronomisch« Expedition «ach der Weihnachtsinsel. Die nächste Sonnenfinsternis am 20. September, dtc in Australien, dem Sundagebiet usw. eine totale sein wird, bc- schästkgt die Astronomen Englands, Australien-, Amerikas und anderer Länder, die besondere Expeditionen nach ge eigneten Punkten ansgeschickt hüben. Auch von der Pots damer Sternwarte sind einige Gelehrte unterwegs, die in Gemeinschaft mit holländischen Kollegen auf der Weihnachts insel bei Java die verfinsterte Sonne photographisch auf nehmen wollen. Gelegenheit zu der Reise gab die Nebcr- bringung der Ausrüstung, zweier Fernrohre, photographi scher Objektive usw. vvn den Zelß-Wcrtcn für die Sternwarte zu Bandong bei Batavia. Neben den sonst üblichen Be obachtungen bei Sonnenfinstcrniiie» interessiert diesmal vor allem die Feststellung des sogenannten Einstein-Essekts. d. h. der Frage, ob die Lichtstrahlen der Anziehungskraft unter liegen. Der Stern Beta'in der Jungsrau steht zur Zeit der Verfinsterung der Sonne ziemlich nahe. Die Strahlen, die von diesem Stern zu uns gelangen, müssen an der Sonne vorbei. Sind sie dabei dem Gesetz der Schwere unterworfen, so müssen sic etwas abgelcnlt werden, und der Stern wird dann auf der photographischen Platte gegen seinen richtigen berechneten Ort ein wenig verschoben zu sehen sein. Es handelt sich aber um sehr kleine Verschiebungen, die vielleicht nur den 20. Teil eines Millimeters betragen. Schon bei einer früheren Sonnenfinsternis hat man solche Messungen versucht, die aber nicht einwandfrei waren. Don alten Automaten. Automatische Werke hat es schon im Altertum gegeben, und die von den Alten geschaffene Fertigkeit ist in der Mechanik der Byzantiner und der Uhrmacherin der Araber erhalten worden. Aber auf nnü gekommen ist nichts von all diesen Automatenwerken des Altertums und des Mittel alters, denn die Spielzeuge der Erwachsenen scheinen das Schicksal des Kindersptelzengs zu teilen: die habe» keine Dauer. Die früheste erhaltene Automate,lsigur, die bisher bekannt ist, stammt aus dem 1». Jahrhundert, und dieser kost baren Antiquität widmet Ernst von Aaiscrmann.Jorüau einen interessanten Aussatz tn der von Adolph Donath herausg.'gebencn Zeitschrift „Der K n n it w andere r". Die Anwendung der Spiralfeder tn Uhren seit dem Anfang des 10. Jahrhunderts förderte auch den Bau beweglicher Figuren, und es ist kein Zufall, das; an dem Hofe Philipps des Guten von Burgund, an dem die erste erhaltene Nhr mtk Federzug entstand, auch die vorzüglichsten Autvmatenwerkc dieser Zeit geschaffen wurden. In der Frührenaissance Jlsliens hören wir dann öfter von größeren Automaten, und selbst Leonardo da Vinci hat es nicht unter seiner Würde gehalten, für den Empfang König Ludwigs Xll. non Frank reich 1500 ein Automatcnwcrk zu verfertigen. Die älteste Automatenstgur, die wohl einzig in ihrer Art ist nnd noch heute geduldig mit vielem Geräusch daherläuft und ihre Bewegungen auSsührt, stammt aus der Mitte deS 10. Jahr hunderts,- sic kann jedenfalls nach ihrer Tracht nicht später als 1550 entstanden sein, befindet sich seit laügem tn öster reichischem Prtvatbcsitz und kam dorthin durch Erbgiüg aus den Niederlanden. Es ist eine weibliche Lilgur, die eine Laute
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