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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 29.07.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030729020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903072902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903072902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-07
- Tag 1903-07-29
-
Monat
1903-07
-
Jahr
1903
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Gerichtsvcrhaiidluiigen. Ei» neuer Demetrius. Mittwoch, 20. Jul, 190.1. Reuefte Dialitiiicldunacn vom 28. Juli. Berlin. In der katholischen Garnisonkirche fand heute ei» Papstreguiem für die Mititärgemeinde statt, an dem der Erbprinz von Hohenzollcm, der Stadtkommandant und Mann- tchasten aller Truppenteile teilnahmen. Generalvikar Vollmann, asnMert von 2 Garniionpfarrern. zelebrierte das Totenamt und hielt die Gedächtnisrede. Ten Schluß bildete die Einsegnung der Tumba. Breslau. Der Kaiser hat, wie die „Schlcs. Zig." meldet, zu den Sammlungen für die Ue bersch wem orten in Schlesien 10000 Mk. gespendet. Breslau. Zwischen Ruhbank und Merzdorf wurde gestern abend ein über einen Bahnübergang fahrender Wagen von einer Maschine zertrümmert. Hierbei fanden 3 Personen den Tod. 2 Personen wurden schwer verletzt. Kol». Der .Köln. Ztg." wird aus Berlin gemeldet: Aus wärtige Blätter haben mehrfach behauptet, daß Deutschland seinen Einstich dahin verwende, die Wahl des Kardinals R am - v 0 lla zum Papst zu verhindern. Neuerdings hat auch Kardinal Nova, Erzbischof von Catania, der die Wahl Ramvollas empfiehlt, lein Beiremden darüber ansgeivroche», daß Rampolla von Berlin ans bekämvsl werde, während man doch sür die Politik des ver storbenen Pavstes, mit deren Durchführung der Name Rampollas anss Engste verbunden sei. nur Worte der Anerkennung habe. Diese Voraussetzungen über die Tätigkeit Deutschlands bei der Papstwahl beruhen aui ganz falschen Annahmen, denn aus deutscher Seite ist man seit entschlossen, keinen Einfluß aus die deutschen oder die andere» Kardinäle auszuilbe». keinen Kandidaten, wer es auch sei. zu bekämpfen oder zn fördern. Ties gilt selbstverständlich ebenso für Nampolla, wie für jeden anderen Kardinal, der als Bewerber um die päpstliche Tiara ausgestellt werden könnte. W i c n. Das „Frcmdcnvlatt" meldet: Tie Reise v. Körbers in das Hoslagcr von Ischl steht mit der durch die Elementar- creignisse erforderliche» unaufschiebbaren staatlichen Hilfsaktion, sowie mil der Einberunina der Landtage, die ebenfalls Mittel zur Linderung der Not bewilligen sollen, in Zusammenhang. Man glaubt, daß der Ministerpräsident auch über den Stand der Zuckersragc dem Kaiser Bericht erstatten werde. Ischl. Der Ministerpräsident v. Koerber, der Krregs- nunisler v. Pitlreich und der Finanzminister Böhm v. Bawerk sind hier eingetrosse.i. Der ncnernannte ReichSfinanzministcr Freiherr ». Buria» »nd der Ministerpräsident wurden heule vor mittag vom Kaiser in Audienz empfangen. Budapest. Abgeordnetenhaus. Der Honvedminister Koloswan, gibt auf eine oppositionelle Anfrage folgende Dar stellung deS Manövern» glucks bei Bilek: Die Soldaten begannen den Ausmarsch von Trebinje nach dem 26 Kilometer entfernten Bilek zwischen 3 und 4 Uhr morgens. Während der eisten Häiste des Weges wurden dreimal Ruhepausen angeordnet. Alle Erleichterungen wurden gewährt, Wasser wurde in Fässern acnngend uachgeführt. Fünf Kilometer vor dem Endziel bei Zevilica wurde» zahlreiche Mnrschunfähige gemeldet, eS wurde abermals eine Ruhepause angeordnet. Danach begann der Auf stieg zu dem gebirgigen Wege nach Bilek, wobei die Temperatur sich plötzlich au> 40 Grad erhob. Ein Kilometer von Bilek wurde Rast besohle»: da jedoch gar kein schattiger Platz zu siuden war, wurde beschlossen, Weiler zu marschieren, um in dem nur mehr .i«>0 Meter weiter gelegenen Bilek Schutz zu suchen. Während dieses Marichcs ereignete sich Las beklagenswerte Unglück, daß 15 Alaun von den Soldaten vom Sonnenstich betroffen wurden und starben Von de» Erkrankten befinden sich 7 im Kranken- hante in Pflege. Strengste Untersnchung ist «»geordnet. Etznmber» iDept. Scwoie). Anssdem Vnlnoir-Paß wurde in einer Höhe von V27 Metern der Leichnam des Professors an der philologischen Fakultät der Sorbonne, Henri, gesunden. Der Geleinte ist veimutlich einem Herzschlage erlegen. R 0 in. Kardinal Fischer von Köln ist hier eingetroffen. SvraknS. Gestern abend »nd heute früh wurden hier leichte, wellensörmige Erderschüttcrnngen wahrgenommen. M adrid. Der M > nistcrrat beschäftigte sich mit den dem Parlament in der nächsten Tagung zn »ntcrbreitenoen Vorlagen. Es werden Gesetzentwürfe eingcvracht werden, betreffend die Branntweinbcstcncrung, die Stempelsteuer und die Reform des Münzwcscns. London. Den „Times" wird ans Tokio gemeldet, daß die leitenden japanische» Blätter die Vermehrung der russischen Land- und Sccstreitkräste in Ostasien lediglich aus Ein- ichüchterungsnbsichlen zurücksnhren und sich in ruhigem, zuversicht- lichem Tvne über die Lage äußern. Kon stau tinopel. Die Nachricht aus Saloniki von der Vernichtung einer starken Bande Aufständischer am Aura- tovasce ist nicht richtig. Nach den der Pforte zugeganaene» Nachrichten befanden sich am See nur gegen 30 Konutatschos, von denen nach kurzem Gefechte ohne Gcschützseucr drei getötet und drei gefangen genommen wurden. Die übrigen sollen ge flüchtet sei», nach anderer Annahme sich am See versteckt halten. Konstantinopcl. Die neuerdings ausgetauchten Sofioter und hiesigen Zeitungsmeldungcn, daß die Ententemächte ein neues erweitertes Reform Programm vorbereiten, ist salsch. Ge- neralinspckteur Hilm: Pascha setzt die Untersuchungen wegen Aus schreitungen in den östlichen Kreisen des Vilajets UeSküb auf Grund der Unlersuchungsaklcn des öslerreichisch-nngarischcii und des russischen Konsuls fort. Er befindet sich gegenwärtig in Na- dovitsch. Ottawa. Das Uebcreinkommen zwischen der canadiichen Regierung und der neuen Grand Trunc Pncisicbahn für den Bau einer dritten, das Festland durchguerenden Eisenbahn durch canadisches Gebiet ist gestern abend unterzeichnet worden. Peking. Die russische Verwaltung in Riutschwang hat die Ausfuhr von Weizen nach Japan verboten. Die Getreide ausfuhr ist in den chinesischen Häsen überhaupt untersagt. Doch ließen die Russen diese Bestimmung während der letzten Monaie unbeachtet und die Japaner konnten sich in Niutichwang viele Schiffsladungen Weizen, augenscheinlich zu Kriegs Vorberei tungen bestimmt, verschaffen. Mehrere Schisse waren damit beschäftigt, Weizen von Schanghai und anderen südlichen Häsen nach Nintschwang zu bringen, von wo sie als direktes Aussilhraut weiter befördert wurden. Am 23. Juli erließen die russischen Behörden ei» Verbot weiterer Aussuhr und betrauten den General Kondratowitsch mit dem Oberbefehl über 6 bewaffnete Handels- schiffe, die aus dem Liaofluß aus und ab zu fahren haben. Alan legt dies als ein neues Zeichen für die Absicht Rußlands aus, Nintschwang und die Herrschaff über den Fluß zu behalten. Ncucr- dings sind russische Zivilpersonen und Soldaten mit Familie in großer Anzahl nach der Mandschurei gebracht worden, offenbar in Verfolg eines umfassenden Plaues, die Provinz so rasch als möglich zu kolom. sieren. Wird dies in dem bisherigen Maßstabe fortgesetzt, so wer den, ehe der sür die endgültige Räumung festgesetzte Zeitpunkt da ist, etwa 100000 russische Zivilpersonen in der Mandschurei, die in Port Arthur und Dalang lebenden eingetchlossen, vorhanden sein. OertlicheS und «nchsischcs. Dresden. 28. Juli. —* Der König, die Königin-Witwe und Prin zessin Mathilde wohnten heute vorwiltag 11 Uhr dein sür den verstorbenen Papst in der katholischen Hofkirche stcittgcn»idcnen Traucrgottcsdienstc bei. — s^1 Uhr nachmittags besuchte der König die Siädlc-Ansst.'llung. —* Die Kön igin-Wi t w c unternahm gestern in Begleitung der Prinzen Georg und Friedrich Christian eine Ans- fahrt nach dem Jagdbaus Rchcseld. Die Rückkehr erfolgte mit Sonderzug von Geising-Altenberg aus. Fm Gefolge befanden sich Hofdame Frl. v. Nauendvrff, Hanptmann Frhr. «iByrn und Gemahlin und Kammerherr v. Mctzsch-Rcichenbach. —* Die Direktorialkonscrciiz der landwirtschaftliche» Kreisvereine hatte an das Königliche Ministerium des Innern den Wunsch gerichtet, daß neben de» in Chemnitz, Dresden und Bautzen bereits bestehenden Wetterstationen solche auch in Freiberg, Wurzen und Auerbach zunächst versuchsweise eingerichtet werden möchten. Diesem Ersuchen ist Rechnung getragen worden, indem die neuen Stationen, nach Unterweisung der betreffenden Lehrer i» einem an dem Königs, meteorologischen Institut zn Chemnitz veranstalteten Kursus in der Ausübung des WettciberichtS- dienstes, vor kurzer Zeit ins Leben getreten sind. —* Mitteilungen aus der G es a in trat s sitzu n g. Der Ver band der »1 Gcmcindcbctrieben beschäftigten Arbeiter und Unterangcstcllten Deutschlands hat sich mit einem Gesuche an die städtische» Kollegien gewendet, in dem unter anderem gebeten wirv, die allgemeine A r b c i l e r o r d n » n g s ü r d i e StadtDres den in Kraft treten zu lassen und bei Festsetzung der Löhne und Arbeits bedingungen die Arbcitcrvertreler der Bctriebsarbcitcr und die Vertretung des Verbandes der in Geineindcociricbe» beschcst- tigten Arbeiter und Unterangeslelllen hinzuziehen zu wollen. Letzterer Antrag findet in der Hanvvache seine Erledigung durch die in der Arbeiterordnung sin Dresden vorgeiehcnen und be reits bestehenden Arbciteransschnsse. Der Rat beschloß, die Stadt verordneten »in baldige Verabschiedung der Arbciterordnnng z» er suchen und behält sich bis nach Jiitrasitretz n der Arbeilerordnung vor. ans die übrigen Anträge in dem Gesuche, welche Lobnverhältiiissc. Sonntagsruhe und von den Unlcrnebinern städtischer Arbeiten zu ge währleisten! Mindestlöhne betreffe», znrnckzukonunen. — Entgegen einem früheren Beschlüsse soll dieFahrbahnuinpslasterung derMar- tin Luther- Straße noch in diesem Jahre oorgenoiiimen wer- den. — Die zur Erledigung gekommene Belricbsassistenlciistelle beim Nenstädter «Gaswerke wird vom 1. September ab dem Diplomingenieur Willy Vacherot in Altona und die Assistenten stelle sür die Gasrohrlegungen und Beleuchlungsherslellnnge» vom 1. August ab dem Ingenieur Johannes Görldt übertragen. —* Der am 3t. d. M. fällig weidende 2. Termin der Ge meinde-Einkommensteuer sowie der am > August fällige 2. Termin der Staats-Grundsteuer kan» von den Be wohnern der Vorstädte Neu - Gruna und Seidnitz an den Fälligkeitstagen auch in dem städtischen Hebestellcii-Gcuiidstücke in Vorstadt Neu-Gruna Tolkewitzcrstraße 16 bezahlt werden. Daselbst ist am Freitag vormittags von 0 bis 1 Uhr und nachmittags von i's4 bis 5 Uhr sowie Sonnabend von 9 bis 2 Uhr ununterhroche» Einnahme, wobei zugleich alle übrigen in diesem Jahre noch fälligen Steuern einschließlich der katholischen Kirchen- und Schul- anlngen sowie die für den laufende» Termin noch unbezahlten Gas- und Wasserrechnliiigen abgcsührt werden könne». —* Das Chemische Untersuchnngsamtder Stadt Dresden — Am Schießhaus 19 —, in erster Linie dazu bc- stimmt, das Wohlfahrtspolizeiamt bei Ueberwachung des Verkehrs mit Nahrungs- und Genußmitteln, sowie Gebraumsgcgeiistäiiden zn unterstützen, übernimmt auch Untersuchungen von dergleichen Gegenständen für Privatpersonen gegen tarifmäßige Ge bühren. — Ledigenheime. V. Innerhalb Deutschlands ist es Rheinland-Westfale 11. das gegenwärtig bei weitem am meisten für die Unterbringung der Ledigen beiderlei Geschlechtes in Heimen getan hat. Die katholische Kirche hat 9 Arbeiter- Herme mit etwa 800 Betten geschaffen, darunter das große Arbeitcriniicnhospiz in M.-Gladbach, das für 120—130 Personen Raum gewährt. Unter evangelischer Leitung stehen vier Heime sür Arbeiterinnen, das älteste davon besteht schon seit 1869 in Barmen. Tic Gesellschaft für Volkswoblsahrt in Duisburg- Hvchseld bat >n> Jahre 1898 ein Arbcitcrhospiz errichtet. Es eili- kält 50 Betten: Wohnung »nd Verpflegung kosten 1.50 Mk. für den Ta». Das Evangelische Vcreinshaus zu Meiderich ist mi! einem Arbcilerhcim verbunden und gewährt Personen beiderlei Geschlechts Unierknns'l. Die durchschnittliche tägliche Belegung be trägt 72; der Preis für Wohnung und Verpflegung ist 1.30 Alk. bis 1,50 Alk. den Tag, für Verpflegung 0,90 bis 1 Mk. Das Arbeitcrheim St. Joiephshans zu Essen lRubrs enthält 85 Betten. Das im Jahre 1892 errichtete Heim war bis auf die letzte, ge schäftlich iebr schlechte Zeit stets voll besetzt. Preis für Wohnung uns Verpflegung 1,50 Mk. den Tag. Das Marienhospiz zu Aachen enthält neben andere» Woblsahrtscinrichtungen eine Her- berge für Fabrikarbeiterinnen, die sonst — wie es >m Statut des Hospizes heißt — in Fabrikräiimen »ns Lagerhäusern zu nächtige» pflegen. Die vorhandenen 55 Bette» sind stets sämtlich belegt. Der Preis für das Uebernachtcn beträgt wöchentlich 60 Pfg., für Verpflegung, einscbl. Wäsche, 80 Psg. den Tag. Tic Aktiengesell schaft sür gemeinnützige Bauten in Benrath hat neben einer großen Zahl von Familieilwobnuiigen auch ein gut eingerichtetes Wobn- und Spcisehaus sür ledige Arbeiter erbaut. D>e Anstalt enthält 220 Betten und ist mit Badccinrrchtiliig und mit einer Dampf- waicheinrichtung zur Reinigung der Wäsche der Hausinsassen ver sehen. Beabsichtigt ist die Einrichtung einer Bibliothek mit Lese- zimmer, die Anschaffung eines Billards, um die Bewohner noch Kunst und Wissenschaft. i* Dem Ccntral-Thcater ist es gelungen, Mr. Eoqueliii ainv Mit seinem Ensemble vom Theätre de la Porte Saint Martin aus Paris, zu einem einmaligen Gastspiel in ge winnen. Der Künstler wird am 4. November seinen bernymten Eyran 0 spielen, der ihm anläßlich seines ersten Dresdner Gast- splels im König!. Opernhaus so außerordentliche Ehren cin- gebracht hat. Ein neuer Demetrius. Schillers „Demetrius" — Fragment mit neue, Ergänz» » a. Das Neue Theater zuLeipzig hat den Himdslagen des Juli erfolgreich Trotz geboten mit einem gutbefflckiten nnd vom Oberregissenr Geidner gut vorbereiteten und in Szene gesetzten Schiller Zyklus, mit dem ich mich des Näheren zu beschäftigen nur deshalb keinen Anlaß fand, weil vieler Zyklus ja im Grunde nur dieselben Dramen umfaßte, die ans jeder guten Bühne aufgefiihrt werden und zum minderten anständig anfgettihrt werden müssen. Der Schlußaoend dieses Zyklus recht- icrtigt aber nicht nur. sondem erheischt geradezu eine Besprechung, iveil dieser Abend etwas Altes mit vollständig neuer Ergänzung bot nnd weil es eine Ruhmestat des Direktors Staegemann ist. mit dieser Ergänzung überhaupt zuerst ein deutsche- Tbrater- publikum bekannt gemacht zu haben. Wie bekannt, hat es ein widriges Geschick unseres trotz aller Anfechtungen großen Dichters Schiller verwehrt, seinen „Demetrius* zu vollenden. Mitten im 2- Akt — in dem großen Monolog der Mars« — sank dem Dichter die Jeder am 9. November 1805 aus der Hand und der „Demetrius" blieb insolgc des allzusrühen Heimganges Schillers ein Torso Zwar haben sich eine ganze Anzahl spaterer Dichter bemüht, unter Benutzung des skizzenhaften Entwurfs, den Schiller Hintertassen, das Werk, so weit es in ihren Kräften stand, zu einem gewissen Abschluß zu bringen, so recht aber ist das bisher doch keinem gelungen, weil eben keiner den Schwung der Schillerschen Sprache zu erreichen vermocht hat. noch je erringen will. Da hat nun Martin Greis in München, einer unserer hervorragendsten Lyriker und auch ein Dramatiker, mit dem es bisher nicht allzu viele der Neueren ausgenommen haben, imd der von keinem Ge ringeren als von dem alten Bühnenprnktiker Heinrich Laube auch als bedeutender Dramatiker anerkannt worden ist, den Versuch gemacht, dem Torso von einer anderen Seite berzukommen. und Ziefer Versuch ist dem Münchner Dichter, wie die Leipziger Aufführung vom 27. Juli bewiesen hat, überaus glänzend ge lungen. Greis läßt Torso Torso sein, fügt demselben aber pietät voll ein Nachspiel nebst Prolog nnd rhapsodischem Epilog mit lebenden Bildern hinzu, und zwar in so glücklicher Weise, daß inan sich in der Tat wundern muß, wie diese Ergänzung nach ihrem Druck, obwohl überall von Berufenen in der Presse gerühmt, fast ein ganzes Jahr gebraucht hat, um überhaupt ans die Bühne zu gelangen. Zuerst alio kam an dem erwähnten Abend, von Gewner sehr wirksam in Szene geletzt, der Schillerlche „Deme trius"-Torso im Leipziger Neuen Theater zur Aufführung. Der polnische Reichstag verfehlte seine große Wirkung nicht, wie überall, wo er gut inszeniert und gut dargestellt wird, und das letztere war auch bei der Leizpiger Aufführung im großen und ganzen der Fall. Besonders Herr Brunow als Erzbischof von Gneseu. Herr Hahn i» der Titelrolle, Frl. Richter als Marina, Herr Walter als Odowalsky und Herr Volkner als Soviel,« machten sich um dir Aufführung verdient: bei den Schlußworten vermochte letzterer freilich durch daS Stimmengetöse nicht so durchzndringen. wie dies vielleicht wünschenswert ist. Es hat aber auch mancher andere jugendliche Heldendarsteller nicht die Stentorstimme, »m einen solchen polnischen Reichstag »och zu übertönen. Gegen das Ende bin verblaßte der Akt ein wenig, eben weil er keinen richtigen Abschluß hat. zu welchem auch die von Geidner votgenommene an sich zu billigende Umstellung der letzten Austritte diesem Akte nicht zu verhelfen im stände ivar. Um io wirksamer aber schloß der 2. Akt oder daS, was davon vorhanden Ist. mit dem große» Monolog der Marfa ab, sür die das Leipziger Stadttheatcr setzt in Irl. Schippana eine aiiSgczcichncte Vertreterin besitzt. Etwas mehr Schmelz Gicht Frische) könnte daS Organ dieser Künstlerin schon haben, an Kraft und Umsang luchte cS besonders diesen Abend seines gleichen, nnd. was die Darstellung betrifft, so war die Leistung von Irl Schivvang in jeder Hinsicht eine achtnng gebietende. Der Beifall, der der Künstlerin am «Schluß gespendet ward, war arvß und wohlverdient. — Nunmehr folgt der von der tragischen Muse, Frl. Nvlewska, mit rühmenswerter Gcsiihlswärme gesprochene Prolog des Greisikben Nachspiels, nnd zwar an der Schillcrbank im Weimanschen Park, i» welchem Prolog Greis in schlichter, rührender Weile dem Schmer; über Schiller? frühen „rod und darüber, daß der „Demetrius" deshalb Torso geblieben ist, beredten Ausdruck ^glbt. Hieraus verwandelt sich die Szene, nnd wir sel-en uns in Schillers Arbeits- nnd Sterbezimmcr versetzt und erfahren aus dem Munde der Karoline v. Wolzogcn, wie Schiller starb und aus dem von ihrem Gatten Wilhelm v. Wolzogen, wie der große Dichter soeben in der Nacht des 11. ans de» 12. Mai s 1805 einfach begraben worden ist, wir erfahren seiner von Karoline, daß die auf dem Tisch liegenden Blätter diejenigen sind, nus die das „Demetri>is"-Fragmcnt nredergeichrieben ist, sodann von Lotte Schiller, weshalb sie das Begräbnis des geliebten Gatten l,abe so einfach gestalten müssen, und das Gelöbnis, sobald es ihr ihre Mittel gestatteten, für ein würdigeres Grab zu iorgeii, und endlich bo» dem iringen Doktor der Rechte, Schwabe und von Schillers treuem Diener Rudolf, wie vereint und verehrcnswert auch als Mensch Schiller gewesen. Dies Nachspiel, das von Greifs tiefer Be geisterung siir Schiller ein hochersreuliches Zeugnis ablcgte nnd von den Dome» Richter (Karoliiiei und de Lalsk» (Lotte) »nd de» Herren Volkner (Wilhelm), Walter (Schwabe) und Spitzwcg (Diener) recht stimmungsvoll dargestellt ward, leitete dann i» zweck entsprechender Weise zu dem Epilog über, den wieder Frl. Nvlewska, als Rhapsodin gedacht, zu vier lebenden Bilder» als Ergänzung des „Demetrius"-Ti'rsoS und zu dem lebten lebenden Bilde „Hul digung Schillers" mit Musikbegleitung sprach. Diese Bilde- waren Von Geidner mulerisch gestellt »nd besonders das letzte wirklich schön, mit der Dnuneckcrsche» Schillerbüstc nnd des Dichters An gehörigen im Hinter- und den Hgnptgestaltcii aus Schillers Dramen im Vordergründe. Während dieses Schiißbildes aber sprach Frl. Nvlewska die einfachen »nd eben i» ihrer Einfachhclt aller Herze» ergreiscnden Grcisschc» Schlußvcrse: „Seht, wie er dort verklärt «m Lichte wohnt. Und aus der Stirn ihm der Gedanke thront! Des Gottgeiandken Züge, ichmerzhesreit. Umspielt ein Lächeln der Glückseligkeit. Heil ihm, der treu geiolgt dei Sendung Rui Und sich verzehrend. Ewiges crschul; Noch manch ei» Alter mag zn Grabe gehn. Bis einer, der ihm glcichkommt. wird elstehffl!" 'Nach diesen schönen Versen brach der Bestall dröhnend lvS. und der Vorhang mußte sich sechsmal wieder heben, anch Oberregissenr Geidner ward zuletzt wiederholt stürmstch gerusen. erschien aber nicht. Alles in allem ein Etzrenabcnd für Direktion, Regie und Darsteller, wie sür Schiller selber »nd nicht in letzter Linie anch sür den Ergänz« des „Demetrius-Torso, sür Martin Greis, dessen Nachspiel gewiß i» nicht wenige» Besuchern dieser Vorstellung den berechtigten Wunsch rege gemacht bat. kalb auch das eine oder andere größere Greifsche Drama >m Leipziger Stadttheatcr kennen zu lernen Prof. Dr. Karl Siege»- ^
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