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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 28.12.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-12-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051228014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905122801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905122801
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-12
- Tag 1905-12-28
-
Monat
1905-12
-
Jahr
1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 28.12.1905
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vie «n tyrer ivchttcytyeit von Nksem zrinonia mar. Vt mit Thristbeschennia verbniidenen Frier nahmen Vorstand glieder beider Vereine teil. dcu»»ter die Herren Gel,, Regier rot Dr. Gelbhaar und Stadtrat Dr. Lohe. Die Wett,» r die Person», die in der vom Fürsorgeverein für senen " " "" ^ di« audStra sonst alten Entlassenen und vom Stadt »erei« für innere Mission seit Jahre» mit guten Er- folgen unterhaltenen Schreibstube auf der CircuSstrake beschäftigt werde«. fand am Sonnabend abend eine Weihnachttzseier ft»«. die i» ihrer Schlichtheit von tirsem Eindruck war. An der ' ' ' ' ' Vorstand«»,it giert»,g» , . _ ithnachtö gaben bestanden auS verschiedenen »üblichen Kleidungsstücken, je einem Stollen und 4 Mk. für Verheiratete, 3 Mk. für Ledige. — Im Bereinigten Frauenhospitale an der Freiberger Strohe fand am Sonnabend nachmittag 4 Uhr, zu» gleich mit dem Weihnachtsgottesdienste, die Weihe des neuen BetsaoleS statt. Außer der vollzählig versammelten HauSaemrinde hatten sich auch die Herren Oberbürgermeister Geh. Finanzrat Beutler, Bürgermeister Hetschel, der Vorstand d«S StistsamteS Stadtrat Dr. jur. Teichmann, der Hospital- vermalter Stadtrat Heinze I, die Stadträte König!. Baural Adam, Dr. med. Lohe und Lungwitz, der Anstaltsarzt Geh. Medizinalrat Dr. Erdmann, Pfarrer Heise. Pastor Zeißig und di« Stadtverordneten Liebig, Berthold und Kotte in dem mit brennenden Christbäiimen geschmückten Betsaale eingesunden. Die Weihe vollzog Herr Oberkonsistorialrat Superintendent 1). Dibelius, indem er die mit Christi Geburt zu Bethlehem offen bar gewordene göttliche Liebe pries und dem Wunsche Ausdruck gab, das, in dem neuen Betsaal allezeit das lautere Evangelium von Christo verkündigt werden möchte. Die Festvredigl hielt der Hausgeistliche. Herr Pastor Puschmann von der Jakobi kirche, im Anschluß an Haggai 2. 10: „Es soll die Herrlichkeit dieses letzten Hauses größer werden, denn des ersten gewesen ist, und ich will Frieden geben an diesem Ort. spricht der Herr Zebaoth." Der Betsaal, dessen würdige und gediegene Aus schmückung allseilige Anerkennung fand, weist gegen 450 Sitz plätze auf: die Orgel ist von Gebr. Jehmlich gefertigt. . — Auch den am Weihnachtsabend in der Herberge der hiesigen B ä ck er -Innung aus der Liliengasse fremd liegenden mehr als 50 Gesellen bereitete die Innung eine kleine, stimmungsvoll verlaufene Christsestseier. Unter dem im Lichterglanze erstrahlenden Christbaum, an langer Tafel ver sammelt, wurden die Gesellen bewirtet und ihnen bei Ansprachen, Meihnachtsgeiang und hübschen Vorträgen ein Ersah sür ihre heimatlichen Christfeste geboten. Tein Innnngsvorstand wurde auS dem Kreise der Fremde» in herzlichen Worten Tank sür die schöne Feier zum Ausdruck gebracht. — Zu der Notiz, die A rbe i t« r - A n s s p e r rn n g bei der Firma Hammer <G. m. b. H.s, Schuhfabrik, Dresden, betreffend, wird »ns von der genannten Firma anfklärend init- yeteilt. daß den Vorgängen ein Vertragsbruch seitens der Ar beiterschaft r«sp. ihrer Vertreter zu Grunde liegt. Es wurde — so schreibt uns die Firma — bei Beendigung des Streikes, der im September ansgebrocben war, zwiiclum der Firma Eduard Hammer und den Arbeitern ein Tarif vereinbart, der am 21 Dezember in Kraft treten sollte. Am 2l. Tezcmber gaben die Arbeiter durch ihre Vertreter den Bescheid, daß sie den seiner zeit abgeschlossenen Vertrag nicht anerkennen. Hieraus eriolgle di« Aussuerrung sämtlicher 500 Leute, die in der Fabrik de- schäftigt sind —, die außerhalb der- Fabrik arbeitenden 800 Per sonen wurden hiervon nicht betroffen —. und »ins! diese Aus- sperrung so lange anfrechterhalten werde», bis die Arbeiter laut Vereinbarung zu arbeiten erklären. Die Gewerklchast, die von den Arbeitern zu den Verhandlungen herangezogen wurde, steht in diesem Falle nur partiell auf seilen der Arbeiter. Sie er klärt, daß ein Vertrag unter allen Umständen gestalten Wersten muß. Es schweben zurzeit Verhandlungen, ans wie lange der Vertrag festgelogt werden soll. — B er e i n sn o ch r i ch t e ii. Der Evangelische Bund hält morgen abend 8 Uhr in den „Drei Raven" einen Diskussionsabcnd mit Vvrtraa von Herrn P'arrer Manckmeister: „Der alte und der neue Kalender". Jeder Evangelische ist willkommen. — Der Verein ev.-lutb. Glaubens- genossen hält heute abend 8 Uhr im Saale von „Stadt Petersburg", An der Frauenkirche 8. 1. Et., seine Weihnachts feier ad. Den Vortrag hält Herr Pastor Lic. W nttig. Der Eintritt ist frei. — Der Verein j » nger Troaisten zu Dresden feiert am 6. Januar in den oberen Räumen des König!. Belvedere sein 22. Stiftungsfest, bestehend aus Festtafel, Konzert und Ball. — Der liier vor 16 Jahren gegründete Verein Dresdner Handels! e nie, welcher beute eine mit Kon zart. Vorträgen, Lotterie und Ball verbundene Cbriftbescberung für etwa 100 Kinder in den „Saxonia"-Sälen sAlannstraßej taeranstaltet, hält am 18. Januar im großen Saale des „Tivoli" fein in Kontert. Verlosung und Ball bestehendes Stiftungsfest ab, wobei die Viktoria-Sänger auftret»». — Se. Königl. Hoheit Prinz Johann Georg besuchte gestern nachmittag das Paplrnvarengeschäst des Hoflieferanten Johann Frey, Georgplatz 14, und machte dort Einkäufe. — Jg Leipzig fand am 2l. Dezember, dem 35. Jahrestage deS Nachtgesrchtcs in Bille Evrard vor Paris, ein Kri egcr- Appell der »och lebende» Angehörigen der dama ligen 12. Kompagnie des 107. Regiments statt, wozu sich im dortigen Börsen-Restaurant außer mehrere» Unteroffizieren und Mannschaften der Kompagnie auch der damalige Führer derselben, jetziger Herr Oberstleutnant z. D. v. Wnrmb, eingesniiden hatte. Mit einem Hurra aus de» König wurde die Feier cingeleitct, worauf ein Hilldigiings-Telegranim an Se. Majestät nbgefaßt und abgesendet wurde. Das Zusammensein galt der Erinnerung an den Angriff auf eine französische Abteilung, die am Nach mittag des 2t. Dezember 1870 Bille Evrard in B'sitz genommen »nd die daselbst ans Vorposten befindliche 5. Kompagnie des 107. Regiments zurnckgedränat hatte. Da min die Franzosen jede- wettere Vorgehe» einsteüten und sich damit begnügten, die an der sächsischen Repli-Stellima sich sammelnden Kompagnien durch Artillcriefeuer ans Feldgeschützen auf t200 Meter hart z» bedrängen, so befahl der Vorposten-Koniinandeur, als das feind liche Feirer mit Eintritt der Dunkelheit verstummt war, Bille Evrard den Franzosen wieder zu entreißen und die Fcldwach- stellllng daselbst wie bisher wieder einziinehmcn. Inzwischen war aber der trübe und kalte Muttertag zu Ende gegangen, und der Angriff mußte bei undurchdringlicher Finsternis aiisgesübrt werden. Es war mitgeteilt. daß inir schwache sciiidliche Feld wachen Bille Evrard besetzt hätten, die durch den Angriff über rascht werden sollten. Demgemäß wurden im ganzen nur vier Kompagnien um 6 Uhr abends zum Angriff vvrgeichickt, in der Mitte zwei Jäger-Kompagnien, auf den äußeren Flügeln zur Umgehung rechts die st. 107.. links die 12.107. Als Angriffs- vuiikt gast der Hänserkomplex. Wie gedämpftes Rausche» klangen die Tritte der Kompagnien über de» gefrorenen Boden, unter mischt von dem Klirren der Feldkcffcl. Kein Komniando. kein Geräusch — so verschwanden die Angreifer in der Finsternis. Jetzt folgte Totenstille, und dann — langes Hurra im Sturmlauf von allen Seiten aus den Ort. Aber was zeigte sich da: Statt der schwachen Feldwache»: Franzosen Kops an Kops, beleuchtet vom schwachen Schein niedriger Wachtfeuer, der Park im Innern «nd an der Umfassung von starken Abteilungen besetzt, die weiter hin liegenden Gebäude alle erleuchtet, an de» Fenstern überall Franzosen, nach späterer Festsetzung: vier Bataillone einer Brigade, Linten-Rrgimeittci !U lind 112. mit dem Kommandeur General Älaise an der Spitze, 550 Angreifer gegen 3000 Franzo sen ! Die Jäger und st.107. sandcn die Zugänge zum Park ge sperrt. »nd anstatt nach Heu Gebäuden zu stürmen, sahen diese drei Kompagnien sich gezwungen, an de» Hobe» Umfassungs mauern einen äußerst verlnstreiche», schwierigen Kamps Mann gegen Ma»n durch die Schießlvcher zu beginnen. Dennoch stiege» einzeliie Trupps ans die Höhe der Mauern, riskierte» de» Svrung in die Finsternis »nd gingen im Parke vor — mitten unter oen Franzosen und schossen sich »lit diesen kernm, wobei ein Mann der 9./I07. de» General Blasse niedcrschoß. Die 12.107. drang im ersten Anlauf mit Umgehung des Parkes i» die Gebäude ein, verlor aber schon vorher eine» Man», der, durch das Feuer ans den Fenstern am Kopfe schwer verwundet, bewußtlos auf der Straße lag. In einem kleinen Hanse wurde die französische Feldwache überrumpelt, deren Gewehre ans der Straße standen, während einer ihrer Träger schwer verwundet, die übrigen gefangen genommen wurden. In einzelnen Trupps ans- I gelöst drangen die Angreifer bis in das Innere der Gebäude vor, wo die Franzosen sich !» Massen meist hinter verschlossene» Türe»! festgesetzt hatten. Da die Kompagnie nur 120 Kopse zählte und dir angreisende» Trupps nnr in ganz geringer Stärke vor den zahlreichen mit Franzosen gefüllten Räumen erichiencn. so lag die Gefahr nahe, dag die Franzosen ihrerseits rum Anguss übergingen. Dennoch war die Komvagnle im Stande, nach und nach 8 bis 10 Ossiziere und 300 Franzosen ,u Gefangenen zu machen und außerdem S Dienstpserde als Beute cibzuführen. Bevor aber dieser Erfolg erreicht war, verging die Zeit bis über Mitternacht. Von dem ungtslüine» Angriff drr kleine» Schar waren die Franzosen wie hypnotisiert. Oveilenlnant v. W»n»b entwassnete in einer Stallung b Offiziere nnd inehr als 200 Man», darunter 1 Stabs offizier, der mit den Worten: „O welche Schmach für uns!" in die Gefangenschaft ging. Ein anderer Stabsoffizier, der mit hochgehobenem Revolver a»S einem Hause trat, wurde sofort sest- genomnien und trotz Gegenwehr dein Gesangenentransport über geben. Massenweise türmten sich die ans die Straße geworfenen Chassepots der Franzose» ans, die vo» allen Seiten, aus Kellern, Ställe», Wohnhäusern herbeigesiihrt wurden. Aus eigenem An triebe stellte sich dem sächsischen Konipagnieführer ein französischer Kapitän mit 50 Man» als Gefangener, was um io kläglicher erschien, weil die Truppe dem Kapitän nicht gehorchen wollte, so daß v. Wunnb genötigt war. die Unterwerfung mit Hilfe einer rasch gegcnübergestellte» Abteilung der Kompagnie mit schuß- fertigkin Gewehr durchzufubre» nnd de» Franzosen mit einer Salve zu drohen, wen» sie ihre Waffe» nicht wegwerien wurden Sv ging die Arbeit fort. In einem Räume gaben sich 30 Fran zosen gelangen, die von einem Nizefeldwebel d. R. mit 6 Man» angegliffeii wnrden. nachdem der Führer mit dem Säbel das Fenster der verschlossene» Tür eingeschlagen »nd den Franzose» in französischer Sprache erklärt hatte, daß eine ganze Division (!) in Bille Evrard eingcrückt sei, was den Franzmännern auch glaub haft schien, weil das Hurra ei» „so starkes" gewesen sei. Größe re» Widerstand leisteten diejenigen Franzosen, die ans sicheiem Versteck in der Finsternis die Waffe gebrauchen konnten. AuS Vorgärten und Dachränine» feuerten die Franzose» n»s die Trupps der Kompagnie und verwundeten einzelne Leute ans ihrem Hinterhalt. Sieben Mann wnrden ans diele Weise teils schwer, teils leicht verwundet. Zwei Man» verschwanden überhaupt in ieiier Nacht unter den Franzosen und kehrten niemals zurück. Einer derselben ging mehrmals, bis er unschädlich gemacht wurde, in einem von Franzose» besetzten Stall vor, indem er mit dem Kolben wie wütend um sich schlug, weil mit den betreffenden Franzose» überhaupt keine Abrechnung gehalten werde» konnte. Nach Mitternacht waren die Kräste der 12 /I07. erschöpft, die Kopfzahl infolge der Transporte der Gefangenen, der Belüfte nnd der Detachierungen zur Sicherbeit so z»san»iiengelchniolzc». daß an eine Fortsetzung des Gefechts nicht zu denke» war. Tie übrigen Kompagnie» waren in deiselben Lage, an der auch das erneute Vorgehe» einer Kompagnie des 10«;. Regiments nichts ändern konnte, als sie den verbarrikadierten Haintteingang zum Park um Mitternacht stürmte, unter Führung ihres Oberleutnants Gräfe, der bei diesem Angriff mit zwei Mann seiner Truppe z» Tode getroffen zusciimnenbrach Wie die 12. 107,, io batte auch die 9.107. len Franzose» 4 Offiziere und 300 Mann als Gefangene abgenommc», an Verlusten büßte diele Kompagnie 2 Unteroffiziere und 10 Mann ein. die Jäger I Offizier nnd :D Mann. Das rücksichtslose Dransaehc» der wackeren Angreifer, das den Franzosen außer Toten und Verwundeten rund >2 Offiziere und «M» Mann Gesangene kostete, zeitigte auch den moralische» Erfolg, daß die Angegriffenen die Initiative nicht ergreifen konnten, die kleine Schar »»schädlich zu mache», obwohl sie, in der Ueberinacht, hierzu in der Lage gewesen wären. — Ilnler den Gemeindearbcitern in Leipzig ist eine Be wegung im Gange, welche die Gründung eines größeren Fonds zu Unlcrstnhnngszwcckeii, Streiks. Aussperrungen ujw. bezweckt. Dieser Kampffotids soll lianvtiäcljlich der Erringung der acht stündigen täglichen Arbeitszeit, wie überhaupt der Förderung der Arbeiterinteressen dienen. Uebrigens beabsichiigt die Stadl, den Lobn deu'nächst anfziibesseni. — Ter kürzlich verstorbene Direktor der Allaemeinen Deut schen Krcdil-Anstalc. Herr Kommerzienrat Mar Hitth in Leiv - zig, hat dem,Militärverein „Jäger und Schützen" zu Leipzig, dein er als außerordentliches Mitglied seit mehreren Jahren on- gehörte, letztwilliq 5000 Mark vermacht. — 500 Mark als Weihnachtsgeschenk hat ein Herr in Plauen i. V. dem Polizeiantte sür die dortige Schutzmann- ichatt nberwieien. — In angeheitertem Zustande geriet in Oschatz ein Ar beiter in die Döllnitz und ertrank. AnS de» nnitlickien Bckanntmnckinngcn. Zu Ostern sind zwei der Kollatnr des Stadtrats unterstehende Freistellen an der Fürsten- » n d La n d es s ch » l e zu Meißen anderweit zu vergetzen. Diese städtischen Freistelle» Iiud in erster Linie sür Söhne von Mitgliedern der Stadtgemeindc bestimmt, cs solle» aber nnr solche Knaben in Betracht kommen, welche eittschndene Fähigkeiten und Neigung zu den höheren Wosenschafteu besitzen. Zur LiM i» Richlliud. I» Petersburg ist der ganze Generalstah der „hctvafs ncte n Koh o rt e" von Petersburg, insrrsantt 49 Mann nebst dem Führer des Stabes, Ingenieur 'Schulmann, während einer Sitzung verhaftet worden. Dabei wurden Pläne, Schriftstücke, Höllenmaichinen und Waffen beschlagnahmt. In Zarskoje Selo fand am 25. Dez. eine Parade über daS sinnländische Garderegiment statt. Der Kaiser dankte den Offizieren und Soldaten für die fast hundertjährigen Dienste des Regiments und drückte die lleberzengring aus, daß das st legi ment seinem Chef, dem Großfürsten-Thronsolger, ebenso treu dienen werde wie dem Kaiser. Die erste Sitzung der Duma kann eröffnet werden, sobald der Senat eine Liste veröffentlicht haben wird, die zum mindesten die Halste der Gesamtzahl der Mitglieder der Duma enthält. Der Kaiser ordnete di« Beschleunigung der Wahlen an, sowie, daß der Minister des Innern Maßnahmen ergreife, damit sich die Duma sobald wie möglich versammeln kann, und daß derselbe Instruktionen sür die Semstwowahllisten bekannt gebe. Durch kaiserlichen UkaS wird das Wahlrecht zur Reichst» uma folgenden Kategorien gewährt: 1. Besitzern von Immobilien, di« der Besteuerung unterworfen sind, sofern sie ein Jahr in deren Besitze sind: 2. Eigentümern von industriellen Unternehmungen, die der Besteuerung unterliegen: 3. den Per sonen, die Wohniingsstener zahlen: 4. den Personen, die Ge werbesteuer zahlen: 5. den Personen, die eine Wohnung aus eigenen Namen haben: 6. den Personen, die Gehalt vom Staate, den Semstwos, Gemeindebehörden oder Eisenbahnen beziehen. Diese Personen haben auch das Recht, an den Konferenzen der städtischen Wähler teilzunehmen. Arbeiter von 'Fabriken, deren Gesamtarbeiterzahl nicht weniger als 50 beträgt, haben das Recht, Beauftragte in die Wahlversammlungen zu entsenden, nnd zwar entsenden die Arbeiter von Fabriken, die wenigstens 50 Arbeiter beschäftige», einen Beauftragten, und die Arbeiter von Fabriken, die utwr 1000 Arbeiter beschäftigen, einen Be auftragten auf je 1000 lsoll wohl heißen: 100! D. Red.) Arbeiter. Die eiaentlichen Wähler werden von dielen Beauftragten ge wählt. (Ter letzte Satz ilt nicht verständlich. Ta die Beauftrag ten das Recht haben sollen, in den Wahlversammlungen zu er scheinen, dort aber die Abaeordneten zu wählen sind, so versteht nian nicht, was es beißen soll, daß die Beanftraglen die Wähler zu wählen haben. Es müssen nähere Angaben abgewartet wer den. Die Red.j Wie die „Nowoie Wremja" mittellt. weift der Vor anschlag des S t a n t sb » d g e 1 s sür 1 st 0 6 im Ordinarinm rin Plus vo» 10 Millionen Rubel auf. Für durch den Klieg entstandene.Kosten sind i>» Extraordinarlum über 310 Millionen Rubel eingestellt worden Durch ein am 22. Dezember vom Zaren erlassenes Gesetz und eine soeben ericbienene Bekanntmachung des Finanz ministeriums werden die Bestimmungen in bezug auf di« vom Schatzamte cuiszuacbendeii Verpflichtungen, die mit Laufzeit v o n l> ö ch st e n s 1 Iohr in Zukunft ausgegcben werden, dahin ergänzt, daß die Staatsbank gehalten ist, sie jederzeit zu diskontieren, wenn die Inhaber es verlangen. Für die ftn Auslände zahlbaren, in ausländischer Währung lautenden, von setzt ab zu emittierenden Schatzwechsel werden zugleich die bis zum 31. Dezember nächsten Jahres geltenden Bestimmungen veröffentlicht. In Petersburg sind alle Blätter wiedererschienen. Ein großer Teil der Fabrikarbeiter befindet sich noch im Aus- stände. Der Korrespondent eines Berliner Blattes sendet diesem aus Petersburg folgende Nachrichten: Hier haben während der Festtage einig« kleinere Unruhen und Zusauunenstöße mit Ar- bettern slattgesunden. Etwa zehn Tote waren dabei zu ver zeichnen. Durch die Arretierung der Führer war aber die Ans- sührung des hiesigen etwas opcreltenbasten Revolutions-Pro gramms zusmumciigehrocheii. Heute arbeiten bereits 9 0 000 Arbeiter, also weit über die Hälfte. Weil hier vorläufig keine Unruhen mähr zu erwarte» sind, wurde ein Teil der Garden unter dem Kommando des «tzeuerals Orlow, deS Sünden - bocks von Licw-jcmg, nach Livland entsandt, um von W«lk ans die Untenversung der- ausrühreriichen Letien vorzu- nehmcn. Tas Expeditionskorps besieht aus Ulanen, Kürassieren und Gardedragoner», einer Batterie Fnßartillerie, vier Ria- schinenkanonen, einem Teil des Leibgardeschützenregiments uns zwei Mairosenhalaillvnen aus Kronstadt, die sich zur Sühne für die K'ronsiadter Revolte freiwillig znm Kampfe gegen die Letten gestellt haben. Gestern wurde das neue Wahl gesetzverössentlick, t, welches sich dem allgemeinen Wahl rechte insofern nähert, als etwa nenn Zehntel der Be- Völkern ng wahlberechtigt werden. Der Hauptfehler des Ge- »etzes ist. daß es zu kompliziert ist. Die Einberufung der Neichsduma wird sür den 4. März erwartet. In Tiflis haben die Mohammedaner und Armenier zu nächst Frieden niilcinander geschloffen, dagegen hat sich der Ans stand der Postbeamten zu einem a I l c> e m c i n e n A u sst a n d entwickelt. Tie Sozialdemokraten haben sich der Eisenbahnen bemächtigt. Der Verkehr ist auis äußerste beschränkt. In anderen Orten linde» zwischen Sozialdemokraten und Kosaken Straßenkämvse statt. Nach einer Meldung ^ «wn der dcutichen Regierung zur Abholung von Flüchtlingen gecharterten Stettiner Tamuiers „Wolga" ist der Halen oo n Riga ir cb e r. Ter russische Minenkrenzer „Awrek" beiindei sich im donigen .Halen. Mit dem von der denffchcn Regierung gecharterten T-ginp'er „Wolga" treffen 147 flüchtige Deutsche in Danzig ein. von denen 96 mit der Bahn sogleich iveiterreisten. während 5t zilnnckfft in Danzig untergebrcicht morden lind. Es ist dort ein Ausschuß georündet morden, der seine Tätigkeit als Tammel- und .Hilfsstelle bereits begonnen hat. TiilltSsttschithle. Einen internationale» Kongreß der Hauptstädte ins Leben zu rufen, ist der neueste englische Vorschlag, über dcn ans London folgendes berichtet wird: Mit Rücksicht aus die guten Ergebnisse, die das Einvernehmen zwischen den Gemeindc- vcrv'gltnngen von London nnd Paris gezeitigt hg>. bat der Vorsitzende des Londoner Graffchaslsrettes an die Presse eine Mitteilung gelangen lassen über die Absicht, einen inlcrnatio- nalen Kongreß der Haupiitädte einzubcrnfcn. Ten Hauvt- zwcck dieses Kongresses soll das Studium der allen großen Bevölkcrunaszentren acuieiniamcn Fragen bilden, wie der Frage der Erziehung, der Wohnunas'ürwrge sür die arbeitenden Klaffen, der Slraßenverbefferung, der Kanalisation n. a. Deutsches Reich. Ter koinmandiercnde General des st. Arweekorvs, Generalleutnant von Bock und Po lach, ist durch Käbinellsorder zum General der Infanterie crnanu: worden. Der frühere llnier-staatslelretär im Neichsschatzamt Wil helm von Fischer ist, wie bereits gemeldet, 66 Jahre alt. Eine Aisektion der H uzmuskeln. die als die Folge gestorben. einer Ola ? veraiit n n g zurlietgebliehen war, hatte ihn, den unermüdlichen Arbeiter, der in allen Zollsrogen als Auto rität aalt, im April dieses Jabres veranlaßt, seinen Abschied zu nehmen. Der Verstorbene war ans dem württembergi- l cb e n Tlaai---dien>> bervoraeaanacn. Als Direktor nn württein- bsrai'chen Finauzmilffslerinm war er bald nach Begründung deS Reiches als Kvmmiffar bei der ständigen Kommission für Zolltarife zum Bnndesrctt entsandt worden, dessen Bevoll- mäcliliater er im Soininer 1M5 wurde. Ende des Jahres 1899 wurde Fischer Direktor im Reichssch'tzaiitt, im Frühjahr 1901 llnterstaatsiekretär nnd vor einem Jahre Wirk'. Geh. Rat mit dem Titel Exzellenz. Die Reichskanzler Hohenlohe nnd Bülow haben die hervorragenden Verdienste, die sich der nun Ent schlafene um die Bearbeitung und Lösung von Tariffragen er- worben hatte, in wärmster Weiie anerkannt. In seiner Hei mat Württemberg hatte man dem in den Reichsdienst über- aeiretcnen Veantteu ein treues Gedächtnis bewahrt. Sein Kvnia verlieh ihm das Grosilrenz des Friedrichs-Ordens, mit welcher Auszeichnung der Adel verbunden ift, und noch vor gestern lief bei der Witwe des Heimacgangcncn solaendcs Telegramm ans Stuttgart vom König ein: „Ich spreche Eurer Exzellenz meinen herzlichsten, wärmsten Anteil an Ihrem uner meßlichen, schweren Verlust aus in dankbarer Anerkennung »nd Erinnerung der ansgezcichneten Verdienste Ihres verewigten Herrn Gemabls. oez. Wilhelm." Der Ilittersiaatssekrctär im Reichsschatzamte v. Stzdow muide zum Wirklichen Geheimen Male mit dem Prädikat „Ex zellenz" ermannst Tein Slaatslekeetär Grasen v. Posadowsk v erteilt die „Deutsche TngeSttg ". die den Staatssekretär vor einigen Tagen bekanntlich i» eine» gewissen Gegeniatz znm Reichskanzler zu bringen versuchte, jetzt ei» fönnlicbes Vertrauensvotum. Sie wendet sich gegen ein freisinniges Blatt, i» welchem die letzte Rede des Staatssekretärs als Schwaiiengcsang behandelt wurde. Die „Deutsche TageSttg." bemerkt dazu: „Daß Gras v. Posa- dvwSky jetzt, während einer ungemein bedentsanieii Rcicbstags- selsion, daran denke» kvmtte, a»S dem Amte zu scheiden, ist voll kommen ansgescbloffen Er bat auch kein Wort getagt, ans dein man aus das Vorhandensein eines derartige» Gedankens batte schließen können. Im Gegenteil, der ganze Inhalt seiner Aus führungen ließ vielmehr daraus schließen, daß der Staatssekretär entschlössen lei, an der notwendigen Erneuerungs- arbeit selbst teilziiiiehmen. I» ernsthafte» politischen Kreisen glaubt man auch nicht, daß Gras Posadowksy, dem bisher in keiner Weile Amtsmüdigkeit anzusehen war. in ableitbarer Zeit aus dem Dienste scheiden werde, den er. wie wir mehrsach hervor- boben, mit durchaus anerkennenswerter Pflichttreue versehen bat. Wie nnendlich schwer es sein würde, sür ihn einen nach allen Richtungen und ans alle» Gebieten vollwertigen Ersatz zu sinden, bedarf keiner Wicderbolnng." Daß unter putes Recht an den Dingen dieser Erde vor keinerlei Geschicklichkeit »nd Schlauheit zurückzuweichen braucht, bebt die „Scblel. Zlg." hervor, indem sic Frankreichs Marokko Politik bespricht: „Mit Recht ist in deutschen Blättern ans die zahlreichen Lücken ausmerkiai» gemacht worden, die in dem Gclb- bnche gerade bezüglich der wichtigsten Vorgänge zu konstalicren waren, Lücken, die es dann Herrn Rouvier ermöglichten, den deutsche» Standpunkt schief darzustellen und infolgedessen die Be rechtigung dieses Standpunktes wenn nicht arprosais rertzw. so doch dem Sinne nach abzifftrciten. Und was er selbst in seiner ainllichen Stellung »nd mit seiner amtlichen Kenntnis des wahren Herganges nicht tun durfte, das tun leine unverantwortlichen Anhänger in der französische», der englischen »nd — der sozial demokratischen deutschen Presse nngcschcnt. Unter diesen Umstän den ist es als Pflicht der Selbstverteidigung anziierkeniieii. daß auch die deittsche Regierung eine a k t e n in ä ß i g e Darstell» » g d e r En t w i ck l ii n g des marokkanischen Konfliktes in einem Weißbuche der Oessentlichkeit zu »ntrrbrcite» sich an chickt. Hier wird man namentlich über jene Punkte Auskunft erwarten können, die bisher »och nicht geklärt sind: insbesondere über die anmaßende Sprache des französischen Gesandten Taillan dirr in Fez und dessen geänderte Instruktion, vielleicht auch über die folgenschwere Depesche des trainösischcn Botschafters in Lon don in betreff der angebotenen mariiiim'n und militärischen Htlfs nktion Englands — die berüchtigten 100000 Mann, die dieses in Schleswig-Holstein lande» wollte — und andere Fragen." Tie „Neue mit.-pol. Korresp." schveibt: Die Verleihung einer örtlich undzeitlich begrenzten Charakter- crböhung, wie sie durch die. Beilegung des Prädikats . Exzellenz" an die Ganvcrncure uiffexcr Kolonien für die Dauer ihres Amtes und Anieiithaltes außerhalb Europas ausgedrückl isst ist eine von England zu uns hcrübergcnommene Ge- xslogcnbcil England kennt solche Charaktcrerhohnngen ebenso im Zivil- wie im Militärdienst: sür das Heer allerdings meist nur für kricgcrstclre Expeditionen. Ständige Ausnahmen dieser letztercn Regel bilden die indische- und die ägyptiiche Armee Bekannt ist aus der moderne» Kriegsgeschichte die Verleihung des „locol rank" alS Genera! an den Obersten Thorneycroft. der den Rückzug vom Spionkopf am 24. Dezember 1899 leitete nnd sür dicjcn Tag, obwohl er selbst nicht aktiver Offizier >var. über den Kops der Generale Coke. Warren u. a. avancierte. Auch die Ernennung des englischen Obersten LvunghnSband. der für
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