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SV. Jahrgang, ^is 254 Donnerswg^ 1. Juni 1»22 Gegrün-ek 18SK Dra»Ia«IchrA! »echrtcht« »re«»e». S«nlpr«ck»r.eammelnuimn-e 2S 2.1 Nur str Nachlgelprllch«: SO Oll. ^ Dresden und »orotzen bet tSgUch zwetmeli,» Zulra«ung oder durch dt» Post <)LAUZ3->2)tzllUl)r d«t ISgltch zweimaligem Berland monallnh M., oterlelmdrltch W,— M. Dt» l lpaUtz» 32 mm drei!« Jett» 7.— ÜL, auherdald Sachlens NI. gamUien. l>«?e><ien, Anietar» unterstellen, und Wo„»un»smarkl. Itvetttge An. und Ver- ^^FElZtzkl^^ltrsle. tzSute dte Zelle S,— W. Dorzugeptnbe taut Berausdeialit-.in». Einzelnummer I^u M., Si Ter». Ausmitrltgc Aullräge gegen Sennlagraurgeve2,— M. SchrtMettuug und »auvIqelchSftdftell«! Nlortenllrabe 38/40. Druck u. Verlag von Arpsck» ck Slelchardl ln Trude», Pollscheck-Konlo 1068 Dreodeu. Nachdruck nur mlt deulltcher vuellenangade «^Dresdner Nechr.', zuIM,. - Anverlengl» Schrntslllcke werden nicht ausdewadrt. Lloyü George über die Neparakionssrage. Die Aeparaiionsbebaile im englischen Unlerhause. Sondon. »I. Mai. Im Unter Hause eröffnet«: die ReparattonSdebattc der Arbeiterführer ElyneS. Er sagte. Sngland sei der wahre Freund Frankreichs und wünsche von Herzen, dieser dauernd zu bleiben. Die Arbeiterklasse bewundere Frankreich und wünsche, das, diese Freuudschast aufrechterhalten werde. Vs würde unklug sein, die Meinungsverschiedenheiten zwischen England und Frankreich ^ über fragen der Politik zu verheimlichen oder zu unter schätzen. Wenn Frankreich in einem Punkte der Politik, der nicht mit der englischen Auffassung in Ucbcretnstimmnng gebracht werden könnte, anderer Ansicht sei, so könnten dennoch beide Länder ihre verschiedenen Wege gehen, ohne dabei ihre Freundschaft auszugebcn. Sicherheit für Frank reich könne nur in der Durchführung dessen gefunden wer den, was im Völkerbünde vorgesehen sei. Man könne Deutschland vielleicht nicdcrschmettcrn, aber dadurch würde man es für Deutschland weniger möglich machen, die ge forderten Reparationen innerhalb der von den Alliierten festgesetzten Zeit zu bezahlen. Einen grossen Teil des Tadels wegen der bestehenden Differenzen mit Frankreich treffe die britische Regierung, denn Frankreich sei durch die englischen Zahlen im Jahre 1818 irregesührt worden. Diese Zahlen hätten Frankreich bei der Verfolgung einer ver kehrten Politik ermutigt. ElyneS fragte, für welche Zeit die Nuhrsrage aufgeschoben worden sei durch die Vereinbarung, die In den letzten Tagen zwischen Frankreich und Deutschland durch die Reparationskommission erzielt worden sei» ob Grosz- britannien in irgendeiner Weise zur Teilnahme an einer wetteren Besetzung dentschcr Gebiete verpflichtet sei und ob anläßlich der jetzt in Aussicht stehenden Regelung nicht der gegebene Augenblick gekommen sei, um dte Zurückziehung der britischen und französischen Trupven ans dem besetzten Gebiete Deutschlands zu vereinbaren. Welche Einwändc könnten gegen eine internationale Anleihe be stehen, wie sic vor kurzem von Deutschland vvrgesrhlagcn wurde, um Deutschland in den Stand zu setzen, wenn auch nicht die gesamten Reparationen, so doch bestimmt einen großen Teil zu bezahlen? Könne man dies nicht von Deutschland viel besser erlangen durch ein llcbereinkommcn ober durch ein Schiedsgericht alS durch Anwendung von Ge walt? Eine Vereinbarung mit Deutschland innerhalb der deutschen Leistungsfähigkeit und Zahlungs bereitschaft würde für alle Länder das Beste sein. Kennworts,y erklärte bezüglich Rußlands, es habe keinen Zweck, zu versuchen, Rußland in die Gemeinschaft der Nationen znrückzubringcn. Was Deutschland an- betrefse, so müßten die Reparationen bis zu dem Maße der Durchführbarkeit bezahlt werden. Wenn man wirklich die Lage Europas bessern wolle, müsse man alles auwendcn, um die Zurückziehung der Rcsatzuugohccrc zu erreichen, da sich diese Heere nicht als ein genügendes Mittel erwiesen hätten, um Deutschland zu zwingen, und da man stets mit einer neuen Okkupation drohen müßte. Die Besatzungsheere haben bereits mehr verschlungen, als man von Deutschland erhalten liabc. Jedermann, der die verwüsteten Gebiete Frankreichs gesehen habe, sehne sich nach ihrer Wiederherstellung. Wieviel von dieser Arbeit hätte jedoch bereits getan werden können, wenn das von den Rcsatznngöheercn verschlungene Geld zu Wicdcrausba»- zweckcn angcwcndct worden wäre. Wenn der Völker bund zu einer Realität gemacht werde, wäre er eine viel bessere Verteidigung für Frankreich, als jeder Akt von Ge walt oder jedes militärische Bündnis. Lloyd George erklärte: Als die Diskussion vor einer Woche oder vor 11 Tage« erwartet wurde, sei die Frage der Reparationen etwas kritisch erschienen. Er wäre sehr erfreut, sagen zu können, daß die Spannung nachgelassen habe und daß die Angelegenheit anscheinend aus dem besten Wege sei, aus, geglichen zu werden. Die Reparaimvocommissiou stehe ge mäß dem Versailler Vertrag in Verbindung mit Vertretern der deutschen Regierung. Es seien Vorschläge und Gegen vorschläge gemacht worden und die deutsche Negierung habe eine Antwort aus die letzte» Anregungen der Reparations kommission übersandt. Die ReparalGuskommission erwäge diese Antwort. Aber er sei jetzt nicht in der Lage, sagen z» können, wie deren endgültige Entscheidung aussallcu werde. Die Kommission nehme nach dem Versailler Vertrag eine richterliche Stellung ei«. Dal-er wäre er alS Sprecher der britischen Negierung nicht berechtigt, ihr irgendeine» Vorschlag zu machen, hinsichtlich des Kurses, den sic cinschlagen sollte. Sic habe ihre Entscheidung noch nicht getroffen, aber er glaube, cs könne angenommen wer de«, baß das kritische Anssehen, das die Repara- tionssragc vor einigen Woche» hatte, augenblicklich vor über sei. Unter diesen Umständen könne jede weitere Aenßcrung seinerseits znrzeit kaum dienlich sein. Möglicher weise würde sie sogar schädlich sein. Er wäre nach seinem sehr kurzen Vorträge zufrieden gewesen, seine Rede zu beendigen, aber ElyneS nötige ihn fortzufahrcn, da er nicht zufrieden damit gewesen wäre, einige Fragen zu stellen und seine Ansichten zum Ausdruck zu bringen, sondern die ganze jetzige Schwierigkeit oder wenigstens einen großen Teil derselben gewissen bei der Wahl im Jahre 1818 gemachten Erklärungen zuschrcibc. Es wirb uns unterstellt, Erwartungen in Frankreich hervorgerusen zu haben, die wir nicht erfüllen können. Wenn tatsächlich irgendwelche Erumriungen hervorgerufen worden seien, so habe Frankreich jedenfalls nichts zu dem betgetragen, was bet der Gelegenheit gesagt worden sei. Er habe gesagt, es sei von einer Regierung nicht recht, falsche Hoffnungen bet der Menge »n erwecken. Er habe dann weiter aesagt. daß die finanziellen Machthaber der Regierung nicht der Ansicht seien, daß Deutschland volle Entschädigung bezahlen könne, daß er aber keine Meinung darüber äußern könne, bevor nicht eine neue Prüfung aller Umstände staltgcsunden habe. Mit Rücksicht aus frühere sei er genötigt, darzulegen, welches die Bestimmungen des Versaillers Vertrages wären. Man hätte geglaubt, daß der 'Versailler Vertrag Deutschland Be dingungen auserlcgr. Das sei nicht der Fall. Er bestimme nur. daß die Reparationskommission den Gesamtbetrag der von Deutschland den Alliierten geschuldeten Lummen sekt setze. Man habe anscheinend geglaubt, der Versailler Ver trag lege Deutschland die Vcdingung aus, daß die Repara tionskommission den Gesamtbetrag der den Verbündeten von seiten Deutschlands zustehendcn Summe festsctze und baß daun, wenn Deutschland nicht bezahle, die Verbündeten nach Frankfurt a. M. und Vcrlin marschieren sollten, um die Beträge von Deutschland zu erpressen. Das sei nicht wahr, nnd es war wichtig, daß das Publikum sich vergegen wärtigte. welches die genauen Worte des Vertrages seien. Llond George ging nun daran, kurze Abschnitte des Ver trages anzusühren, um zu zeigen, welches die Vesugnisse der Reparationskommission seien. Sie sollten hören, was die Deutschen zu sagen halten, um abzuschätzcn, was Deutschland zu bezahlen fähig sei, nicht mit einem Mate, sondern von Zeit zu Zeit. Deutschland hätte das Recht, zn sagen, daß es ans diesen oder jenen Gründen nicht bezahlen könne oder zn sagen, daß ist alles, was wir bezahlen können. Die Reparationskommission hört die Aussagen an und urteilt dann danach. Das ist das Verfahren der Rcpara tionSkommissivn. Ich will nun nicht, fuhr Llond George fort, daß der Vertrag als so hart verschrien werde, daß er keine Rücksicht nehme aus die Verhältnisse in Deutschland, daß er nicht im geringsten ans Deutschlands Zahlungsfähig keit Rücksicht nehme. Das ist nicht der Fall. Alle diese Um stände sind im Vertrag vorgesehen. Was ich verlange ist nur, daß, wenn man über den Versailler Vertrag schmäht, Män diese. Tatsache gercchterweisc erwähnen müßte. <Vei Redaktionsschluß dauern die Verhandlungen an.s Besprechung -er -eu!schen Aniworlnole. Paris, 31. Mai. Havas veröffentlicht eine offenbar offi ziöse Mitteilung, wonach die Delegierien der verbündeten Mächte in der Reparationskommission heute vor mittag offiziös zuscnmnengetreten seien, um Sie gestern ver öffentlichte deutsche Antwortnote zu prüfen. Obwohl die. Beratungen vertraulich gewesen seien, scheine die Note vom 38. Mai einen ziemlich günstigen Eindruck ans die Kvmmissionsmiiglieder gemacht zu haben. Ta ihre Prüfung im Laufe des Bormittags nicht habe beendet werden können, würden die Delegierten heute nachmittag wieder zusammcn- tretcn und vielleicht auch heute abend eine offizielle Sitzung abhalten, um sich über die Einzelheiten der nächsten an die deutsche Regierung zu richtenden Note zn besprechen. Dieses Schriftstück, das den Eingang der letzten Mitteilung des Berliner Kabinetts bestätigen werde, werde zugleich davon Kenntnis geben, ob angesichts der deutschen Anordnungen Die neue Phase -er ErMlungspvlitik. Nach zweimaligem Schifsbruch segelt die deutsche Regie rung auf einem mühsam zusammengekoppelten Floß wieder mit einein riesigen hossnnnggoblähtcn Segel auf dem sturm bewegten Meer der Ersüllungspolitit. Im November vori gen Jahres brach mit der Erklärung unserer Zahlnngs Unfähigkeit das erste, unter dem Wtrthschen Tausnamen „Freiheit durch Arbeit" gebaute stolze und doch innerlich morsche Reparationsschifs zusammen, weil das politische Machwerk den Stürmen der Wirklichkeit, der mißhandelten wirtschaftlichen Notwendigkeiten nicht gewachsen ivar. Jni März scheiterte das ProvisorinmSrcttungvboot an dem Ver nichtungsmillen Po1ncar>"-ö, und heute wehrt sich der Reichs tag nicht gegen den neuen Wahnsinn, obwohl er mit großer Mehrheit im März der Negierung lediglich insofern ein neues Mandat gab, als er ausdrücklich nur die a b lehnende Haltung der Negierung in der Frage der neuen Steuern und der Finanzkontrolle ge billigt hat! Tabet bilden eine weitere unübersehbare Steuerlast nnd dte Preisgabe der deutschen F-inanzhoheit die Kernpunkte des neuen freiwilligen Reparaiionsangcbvts der deutschen Negierung. Wie ist das möglich? Offenbar nur dadurch, daß mau dte Wirth-Anhänger einer klaren Stellungnahme enthebt und dem Volk eine derartig lächer liche Komödie inszeniert, wie es in diesen Tagen im Reichs tag geschehen ist. Die Volksvertretung hat den Mißtrauensantrag der Dcntschnativnalcn abgelelmt, und wer bescheiden genug ist, mag ans dieser Tatsache ein indirektes Ver trauensvotum hcrouslescn. DaS ist bei uns üblich, scheint aber auch in anderen Demokratien Mode zn werden: denn Llond George hat den Fortbestand seiner Regierung auch ans derartigem indirekten Wege gesichert. Aber bet uns wird es ein Posscnspiel, weil man die Frage, die heute einzig und allein zur Beratung stehen kann, systematisch auögcschaltet hat. Ter Reichskanzler spricht nur über Genua, und niemand will ihm ans seiner dortigen Haltung einen Strick drehen. Dabei ist heute wie immer bei uns die Neparationssragc die Schicksalsfrage. Sie ober wird mit dem Hinweis aus die schwebenden Verhand lungen abgetan. Die Note an die Reparationskommission, die die Grundlage für die neue Reparationspolitik bildet, ist bereits am Montag vormittag übergeben worden, sie hätte daher bei rechtzeitiger Veröffentlichung den Kern der statt dessen possenhaften politischen Aussprache im Reichs tage bilden müssen. Aber die Regie arbeitet. Inszeniert eine Nichtvcrössentlichung der Note, angeblich auf Grund von Entcntewiinschcn, für die gar kein Grund vorliegt, spielt daS Theater von geheimnisvollen Entcnicrückfragen und verhindert damit eine Stellungnahme der an die AnS- schußvertraulichkcit gebundenen Parteien. Meisterhaft und doch so kläglich. Man könnte daS intrigant nennen. Aus gerechnet in dem Augenblick aber, in dem die politische Aus sprache im Reichstage geschlossen ist, da niemand mehr zur das Deutschland für das Jahr 1822 gewährte Mora Sache sprechen darf, erscheint am Dienstag abend die Note torium aufrecht erhalten werde oder nicht. In dem — Schriftstück würden vielleicht auch genaue Angaben in einer Anzahl von Punkten gefordert werden. Die Fassung dieser nächsten Note der Reparationskommission werde viel leicht erst in einigen Tagen endgültig feststchcn. lW. T. B.l Die Reparalionsanleihe gejlcherl? Paris, 31. Mai. Wie der „Matin" meldet, hat Morgan den französischen Ministerpräsidenten besucht. Die An leihe an Deutschland könne als gesichert gelten. Sie wird frühestens Anfang Juli zur Verfügung stehen. Morgan habe Poincarü zngcstanden, daß die An leihe zu vier Fünftel direkt den Alliierten zngcsührt werbe» müsse. Krlegssein-liche Agitation im französischen Keere. (Eigner Drahlbcricht Lei „D r s S d «. Nachricht» n".I Paris, 31. Mai. Eine Untersuchung, welche daS Par- guet der Seine anordncte gegen eine Anzahl bekannter Revolutionäre, hat ergeben, daß seit einigen Monaten eine ausgedehnte Agitation in den verschiedenen Kasernen und außerhalb derselben bei den Soldaten betrieben wurde, um sie zu einer Meuterei zu veranlassen, wenn von ihnen verlangt würde, daß sie an wetteren Kriegen gegen Deutsch land teilnehmen sollten. Der Herd der Bewegung soll sich im Zcntralbilreau der revolutionären Bereinigung ehemali ger Kriegsteilnehmer befunden haben, wo eine Haussuchung abgehalten wurde. Die Führer sind, soweit sic entdeckt wer den konnten, verhaftet. In einigen Kasernen wurden Broschüren gesunden, in denen den Soldaten vor gehalten wurde, daß sie im Einverständnis mit der ganzen Welt handeln würden, wenn sic den Militaristen nicht mehr folgten, falls diese nach Deutschland marschieren würden. SinsleUung -er französischen Besatzung«- »»rderettungen. lEigner Drahtbericht der »DreSdn. N a ch r I ch t e »".! Pariö, LI. Mai. In einer Sitzung des MtuiftcrratS. die am L8. Mai morgens stattgefuuocn hat, sind die vom Kricgsmiuister erteilten Befehle und Vorbereitungen für eine Ausdehnung der Besetzung im Rheinlande rück gängig gemacht worden. Der Beschluß des MinisterratS lautete dahin, daß die bereits abtranöportierte« Trnppcn- verbände bis ans weiteres an den Orten verbleiben sollen, wo sie sich befinden. Die noch vorgesehenen Transporte haben »« unterbleiben. Die Truppen der aktiven Regimen ter sin», wen» keine Gcgenbesehle erfolgen, ab S. Juni in ihre Garnisonen zurückzubringeu. Dieser MinistcrratS- belchluß darf in dem Sinne auögelcgt werden, daß im fran zösische» Kabinett keine Mehrheit mehr vorhanden ist. welche die Pläne PoiucarSs unterstützt. Ron diplomatischer Seite wird der Beschluß ans daö Ergebnis der Geueral- ratSwahle» zurückgesührt. daS sein« Wirkungen bereits i« der Kammer auSübe. im Wortlaut. Viel weitergehend als man cs vorher an nehmen konnte, besonders in der so lange vollkommen ver schwiegenen Frage der Finanzkontrolle. Die Note wird ober trotzdem noch rechtzeitig genug bekannt, um die ans Mittwoch vertagte Abstimmung über den deutschnattonalen Mißtrauensantrag dem Uneingeweihten als eine Billigung der neuen RepgrationSpolitik durch den Reichstag erscheinen zu lassen. Ein Spiel, über das jedes weitere Wort der Kritik überflüssig ist. Der Mißtranciisaittrag ist abgclchnt. Niemand fragt danach, wie er gclanlet hat, berücksichtigt, daß wegen der Geheimniskrämerei der Negierung nicht die sachliche Haltung WirthS in der Ncparattvndfragc, sondern nur die Art, wie die Verhandlungen in Paris geführt wurden, zur Entscheidung stehen konnte. Zweifellos wäre es dem Zentrum und den Demokraten bitter schwer gefallen, ihre Zustimmung zn der neuen Steuerlast und der Finanz kontrolle anöznsprechen, nachdem sie beides im März noch kategorisch und mit Entrüstung abgclchnt hatten. Parteien können mlt Rücksicht auf ihre Wählerschaft nicht in wenigen Tagen so glatt umsallen, wie es der politische Verwand- IiingSküinttrr Wirth im Hernies-Konflikt tat, können ihre grundsätzliche Mißbilligung nicht mit Rücksicht aus eine „Ucberstimwung" ins glatte Gegenteil verkehren. Wie schwer das ist, selbst wenn man noch so gern Meister Wirth durch dick und dünn folgt, zeigt die wenn auch in der Form gewundene, so doch in der Sache recht mißbilligende Haltung des „Berliner Tageblattes" und anderer Regierungsblätter gegen die deutschen Zugeständnisse. Man bewahrt dem Muflerkabinett Wirth so gern dte Gefolgschaft, mochte aber eine klare Stellungnahme im Reichstage vermeiden, und so kommt dann so ein Wechselbalg von indirektem Ver trauensvotum heraus, auf dessen trügerischer Grundlage dte Rcichsrcglerung ihren neuen Erfüllnngsfcldzug aufbant, in der Hoffnung, das, die vorläufig noch märchenhafte Anleihe später eine bessere Plattform schasst. Die Ausländsanleihe in „angemessener Frist" ist die schüchtern angeführte Voraussetzung für den neuen Er füllungSwahnsinn, auf der sich die neuen Angebote ans bauen, Verpflichtungen, die aber zweifellos auch bestehen bleiben und durch „Sanktionen" erzwungen werden sollen wenn diese Anleihe entweder gar nicht komm! oder, wie eS scheint, einen Tropfen auf den heißen Stein bedeuten wird. WaS wir versprechen, ist eine gewaltsame Einstellung der Inflation, eine wirtschaftliche Unmöglichkeit, wenn man bedenkt, daß wir eine passive Zahlungsbilanz von drei bis vier Milliarden Goldmark jährlich haben: denn wenn nicht dieses Passivsaldo durch bare Geldgabcn des Auslandes direkt oder durch deutsche Warenausfuhr indirekt aus geglichen wird, so bleibt es unerfindlich, wie wir die Passiv».